Sonntag, 28. Juli 2013

Peakbreak 2013 Fazit

Der Peakbreak 2013 war für mich ein besonderes Rennen. Denn hier hatte ich doch etwas gut zu machen. Der Sturz 2012 hat mir lange in den Knochen gesteckt, und selbst jetzt merke ich das doch noch manchmal beim Abfahren, auch wenn ich zwischendurch den Eindruck hatte, dass das alles komplett überwunden ist.

Mit der so glücklich gelaufenen 6. Etappe und der guten Zeit am Kitzbüheler Horn habe ich dieses Kapitel für mich nun endgültig abgeschlossen. Auch das Ziel einmal erfolgreich ein Etappenrennen zu bestreiten ist nun abgehakt.

Im Prinzip macht das sehr viel Spaß, ist allerdings auch mit erheblichen Kosten verbunden. Denn als "Jedermann" zahlt man ja immer recht hohe Startgebühren, wobei die gut 400,- EUR für den Peakbreak gemessen daran, dass man ja praktisch 8 Radmarathons oder -rennen hintereinander fährt, noch durchaus fair sind. Aber es kommen noch die Anreise und die Übernachtungen dazu, so dass das Ganze schon soviel kostet wie ein ordentlicher Urlaub.

Wahrscheinlich ist der Erholungswert eines Etappenrennens in den Alpen aber viel höher als bei den meisten anderen Urlaubsformen. Denn man kann wunderbar abschalten, es gilt nur Radfahren, Erholen, Essen und Schlafen.

Mit meiner Platzierung bin ich sehr zufrieden, Ziel war es unter die Top 25 von allen Teilnehmern zu fahren, Platz 19 ist es letzlich geworden. Ich hatte es allerdings nicht geschafft mit 74kg in den Wettkampf zu gehen. Ich fürchte gar, dass ich dieses Gewicht überhaupt nicht ohne strenge Diät erreichen kann. Und das macht für einen Normalfahrer einfach keinen Sinn. Aber auch mit ca. 77kg. bin ich ganz ordentlich die Berge hinauf gekommen. Nur bergrunter muss ich mich deutlich verbessern. In den Abfahrten habe ich mehrmals schnelle Gruppen verloren, was halt sehr blöd ist. Da ackert man sich den berghoch, fährt vielleicht sogar etwas Vosprung raus und wird dann in der Abfahrt lässig überholt und abgehängt...

Das ich mich im Laufe der Woche im Verhältnis zu anderen Fahrern stetig gesteigert habe war letztes Jahr schon so. Vielleicht habe ich mich vom Swiss Cycling Marathon erholt, vielleicht regeneriere ich ganz gut, so genau kann ich das nicht sagen. Ich bin allerdings etwas fitter in den Wettkampf gegangen als letztes Jahr, da ich den Schweizer Radmarathon dieses Jahr doch deutlich besser weggesteckt habe. Nach dem Peakbreak war ich dann aber auch ziemlich platt, was ich vor allem am darauffolgenden Wochenende beim Schauinslandkönig gemerkt habe.

Was mir gut gefallen hat am Peakbreak 2013, war die familiäre Atmosphäre. Viele aus dem letzten Jahr waren wieder dabei und es herrschte immer Respekt vor der Leistung der Anderen, von den Teilnehmern her war das schon klasse. Auch die Organisatoren und alle die geholfen haben bildeten ein sehr sympathisches Team. Hier nochmal ein herzliches Dankeschön für euren Einsatz.

Das heißt nicht, dass man nichts verbessern könnte. Auch wenn die relaxte Kärntner Art sehr symphatisch ist, könnte man doch einige Dinge besser durchorganisieren. Das es zum Racebriefing keinen Strom für den Beamer gibt, oder dass nicht morgens schon früh, wenn die ersten Fahrer zum Start kommen mindestens zwei gut funktionierende Luftpumpen bereit stehen sind vermeidbare Ärgernisse. Nicht dramatisch, aber muss auch nicht sein.

Was aber auf jeden Fall nicht so gut war, war der fehlende Materialservice vor, während und nach dem Rennen. Das geht eigentlich auf einer achttägigen Etappenfahrt nicht. Ich habe mir mit der Schaltung selbst beholfen, aber wenn jemand einen größeren Defekt hatte, dann war das wirklich problematisch. Das war letztes Jahr besser geregelt.

Letztes Jahr hat mir auch der Start und die Moderation bei der Zielankunft besser gefallen. Das hat deutlich mehr Stimmung gemacht. Hier war das nur auf der 6. und auf der letzten Etappe so ähnlich, das war etwas schade.

Auf den langen Etappen fehlte außerdem eine Verpflegungsstation. Ich bin zweimal trocken gelaufen. Zwar hatte ich Glück und es gab etwas aus einem Begleitfahrzeug, aber auf der zweiten Etappe definitiv zu spät. Also hier wenigstens noch eine kleine zusätzliche Aidstation mit Getränken bitte.

Mit den Hotelunterkünften hatte ich diesmal Glück, d.h. ich habe immer zentral und nahe am Start-/Zielort gewohnt. Das ging aber leider nicht allen so. Hier sollte der Veranstalter nicht einfach die Verantwortung auf die lokalen Tourismusämter abschieben, denn als Teilnehmer kann man nicht wirklich prüfen wie nahe eine Unterkunft am Startort ist. Das ist meiner Meinung nach Sache des Veranstalters. Aber wie gesagt ich hatte Glück und meine Unterkünfte waren alle ok.

Anyway, den Peakbreak 2013 werde ich in guter Erinnerung behalten. Die Höhepunkte waren für mich das Zeitfahren zum Kronplatz, auch wenn der Belag diesmal schwer zu fahren war und vor allem die 6. Etappe mit dem Kitzbüheler Horn als Abschluss. Wenn man als Jedermann ein anspruchsvolles Etappenrennen mit guter Besetzung fahren will, dann gibt es wohl kaum eine Alternative zum Peakbreak.

Nur eines würde ich mir bei einer weiteren Teilnahme unbedingt wünschen, dass man jeden Tag eine vernünftige Ergebnisliste bekommt. Und zwar mit dem Ergebnis der Etappe, dem Stand im Gesamtklassement und diese Ergebnisse auch für die Alterklasse. Diese sollte auch online stehen, damit die Freunde zu Hause das Rennen auch verfolgen können. Das hat diesmal erst gegen Ende einigermaßen geklappt. Die Fahrer die nicht unter die Top 3 fahren interessiert das eben auch...

Montag, 22. Juli 2013

Schauinslandkönig 2013 Statistik

Kilometer: 11,5
Zeit:  0:39:26,83 h
Schnitt:  16,7 km/h
Höhenmeter: 750
Durchschnittliche Temperatur: 20,8°C (min 19 / max 28)
Rückstand auf den Sieger: 08:35,36 min
Rang Gesamt Rennrad: 116 (von 742)
Rang Gesamt Herren Rennrad: 114 (von 647)
Rang Altersklasse M45 Rennrad: 14 (von 95)
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel (SRAM Quarq):  304 Watt (max 473)
Normalisierte Leistung nach TrainingPeaks:  311 Watt
Durchschnittliche Trittfrequenz: 86 (max 103)
Durchschnittliche Herzfrequenz: 169 bpm (180 max)
Geleistete Arbeit an der Kurbel: 738 kJ

Fahrradgewicht: 7,8 kg inkl. Trinkflaschen, Luftpumpe, Flickzeug und Radcomputer
Fahrergewicht: 77,35 kg
Kleidung und Nahrung: 3 kg
Gesamt(system)gewicht ca. 88,15 kg

Fahrrad:
Rahmen: Cannondale Supersix Evo 2012
Laufräder: Mavic R-SYS SL (Tune DC14 Schnellspanner)
Reifen: Conti GP4000S 23mm (8 bar)
Schaltung: SRAM Red 2012 WiFly mit
SRAM-Quarq Kompakt 34/50 vorne, SRAM (MTB) XX Kassette 11-32 hinten
Bremsen und Kette: SRAM Red 2012
Pedale: Shimano Dura Ace SPD-SL
Lenker: Syntace Racelite 2 CDR Carbon
Sattel: tune Komfort
Radcomputer: Garmin Edge 810

Sonntag, 21. Juli 2013

Schauinslandkönig 2013

Morgens halb sechs in Freiburg. Obwohl mein Handy seit gestern den Geist aufgegeben hat, und ich somit keinen Wecker habe, werde ich automatisch wach.

Meine Wettkampfmotivation scheint also doch noch zu stimmen. Gestern hatte ich einen ganz anderen Eindruck. Ich hatte kurz gezweifelt ob es überhaupt sinnvoll ist für 11,5 Kilometer Bergauffahren 700 Kilometer mit dem Auto über verstopfte Autobahnen zu gurken. Irgenwie ist es das nicht, aber wenn man ein Ziel hat, dann schon.

Nur so ein richtiges Ziel habe ich nicht. Die 20h von Fell, die RAAM-Quali beim Swiss Cycling Marathon und schließlich die acht Tage Peakbreak waren doch eine harte Prüfung und haben viel Energie gekostet. Nun ist schlicht etwas die Luft raus.

So kommt es, dass ich etwas nachlässig an die Wettkampfvorbereitung zum Schauinslandkönig herangegangen bin. Ich habe das Fahrrad so genommen wie ich es nach dem Peakbreak abgestellt hatte. Nicht mal die Lightweights habe ich montiert, dabei sind die doch für so ein Zeitfahren geradezu prädestiniert. Blöd, keine Ahnung warum ich das nicht gemacht habe.

Auch habe ich die neuen, noch nicht getesteten Einlagen in den Schuhen. Mit denen bin ich noch nie gefahren, und normalerweise muss man die immer noch ein bisschen nachkorrigieren und anpassen. Auch hier keine Ahnung warum ich das gemacht habe, nicht mal die alten Einlagen als Ersatz für den Notfall habe ich dabei.

Anyway, ich habe mir 38 Minuten als Ziel gesetzt. Dazu müsste ich bei meinem gegenwärtigen Gewicht so ca. 320 Watt im Durchschnitt treten. Das sollte außerdem reichen um mich unter den hundert besten Fahrern zu platzieren und die beste Frau zu schlagen. Ziele habe ich schon, mal schauen ob ich es auch umsetzten kann.

Dank meiner frühen Startzeit ist die Temperatur noch einigermaßen im Rahmen. Ich parke mein Auto am Startgelände und fahre mich ein bisschen warm, immer die Straße runter in Richtung Freiburg und dann wieder locker bergauf.

Dabei muss ich leider feststellen, dass die neuen Einlagen überhaupt nicht gehen. Links ist es zwar unangenehm aber noch erträglich, rechts aber ist die Unterstützung deutlich an der falschen Stelle, und schon nach drei Kilometern habe ich richtige Schmerzen im Fußgewölbe. Auch bekomme ich überhaupt die Kraft nicht richtig über das Großzehengrundgelenk auf's Pedal. Mist.

Ich nehme die Einlage raus, da der Schuh dann zu groß ist ziehe ich zwei Socken übereinander. Straße runter und wieder rauf, das geht gar nicht. Immerhin tut es nicht weh. Man warum habe ich denn die anderen Einlagen nicht mitgenommen? Wieso habe ich die Dinger überhaupt schon darein gesteckt. Mir bleibt nichts anderes übrig, ich muss die Regenschuhe nehmen. Die Einlagen kann ich leider nicht in die normalen Schuhe stecken, weil die nicht passen.

Das wird natürlich sehr warm. Vor allem muss ich mit zwei Paar Socken fahren, da diese Schuhe etwas größer sind. Die TK-1 habe ich natürlich auch nicht dabei...

Sieht etwas seltsam aus bei diesem Wetter mit so gut verpackten Füßen zu fahren, aber egal jetzt. Nach dem Einfahren gönne ich mir noch einen "Oat-Snack" und dann geht es zum Start. Es sind ja nur wenige Fahrer vor mir, vielleicht sind die ja langsam und ich darf für ein paar Minuten auf dem Schauinslandkönigthron Platz nehmen.

Der Startabsstand ist 15 Sekunden. 5,4,3,2, 1 los! Gerade rechtzeitig noch fokussiert. Jetzt aber Dampf machen und die 320 Watt fahren.

Anfangs geht es gleich recht steil mit an die 12% Steigung los. Hier muss man eher aufpassen nicht zu überziehen. Mir ist schon jetzt recht warm. Warum ich nicht auf das Odlo Unterhemd verzichtet habe weiß ich nicht so genau. Auch habe ich Flickzeug und Pumpe dabei, sowie eine zweite, leere Flasche, damit ich noch ein bisschen weiterfahren kann nach dem Rennen. Vielleicht eine kleine Tour auf den Feldberg. So hatte ich das ja 2010 auch gemacht.

Schnell habe ich den etwas älteren, vor mir gestarteten Fahrer überholt. Bei den anderen dauert es etwas. Also so richtig schlecht sind die vor mir gestarteten auch nicht. Und kaum ist die erste steile Passage überwunden schießt ein nach mir gestarteter Fahrer mit hohem Tempo vorbei. Soweit also zum Thema Schauinslandkönigthron...

Wenn ich schon das Material nicht optimiert habe, so versuche wenigstens Ideallinie zu fahren und hier nichts zu verschenken. Ich komme schon dem nächsten Fahrer näher und kann ihn  überholen. Allerdings vergehen die ersten 3000 Meter in Zeitlupe. Zwar bleibt die Wattanzeige über 300, aber so richtig reißen kann ich hier irgendwie nichts, es fühlt sich keinen Deut besser an als vor zwei Jahren, dabei sollte ich doch diesmal deutlich stärker sein.

Die Strecke zieht sich, ich bin erst am 4 Km Schild vobeigefahren, und es fühlt sich einfach nur anstrengend an. Das ist bei einem Zeitfahren nun mal so, aber mir fehlt die Lockerheit. Der Kopf ist leer. Egal, weiter jetzt, nicht rumjammern sondern treten. Ich überhole weitere Fahrer, aber nach Kilometer 5 scheint von hinten wieder einer zu kommen. Und der kommt auch, mit einem Fahrrad, das wohl etwas schwerer ist als meines. Das ärgert mich gerade tierisch, ich habe das Gefühl ich fahre viel zu langsam. Ich komme mir vor wie ein dicker alter Mann der sich den Berg hochquält.

Ein Mentaltrainier würde jetzt was von positiven Gedanken faseln, ich versuche einfach meine 320 Watt zu halten, was aber nicht hinhaut. Ich kämpfe um die 300 Watt. Ich überhole noch einen Fahrer und sehne die Stelle herbei wo man aus dem Wald herausfährt und es etwas flacher wird, aber da kommt immer wieder noch eine Kurve und es bleibt eher steil.

Mir scheint ein anderer Fahrer fährt in meinem Windschatten. Das geht ja gar nicht bei einem Zeitfahren. So wechsle ich immer mal die Spur und schaue böse nach hinten. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, vielleicht kommt er einfach nicht schneller ran und vorbei, vielleicht versucht er aber auch tatsächlich etwas von mir zu profitieren.

Das Spielchen dauert eine ganze Weile, wenn mein Kopf frei wäre würde ich vielleicht einfach versuchen wegzufahren, aber diese potentielle Motivationsquelle kann ich heute nicht nutzen. Ich bin plötzlich frustriert und es scheint als ob jeder Kilometer des Schweizer Radmarathons, jeder Höhenmeter der 20h von Fell und jede Peakbreaketappe nun ihren Tribut fordert und in den Beinen spürbar wird.

Kurz bevor wir aus dem Wald herausfahren und es kurz etwas flacher wird überholt er mich endlich. Ich versuche noch etwas dagegenzuhalten und muss aufpassen nun nicht meinerseits in seinem Windschatten zu fahren. Es kostet mich etwas mentale Anstrengung es nicht zu tun. Aber ich fahre brav etwas versetzt und bleibe noch ein-, zweihundert Meter dran, dann aber zieht er weg.

Noch eine Kehre, hier stehen auch die ersten vereinzelten Zuschauer und feuern etwas an, dann wird es deutlich flacher. Jetzt die Leistung oben halten. Klappt aber nicht ganz, zwischendurch hatte ich sogar Mühe 270 Watt zu halten. Das es keine 38 Minuten werden kann ich jetzt auch schon abschätzen. Ich bin enttäuscht von mir, sehe aber auch ein, dass ich einfach platt bin von der Belastung der letzten fünf Wochen.

Aber kämpfen kann ich schon noch, und so versuche ich etwas Schadensbegrenzung zu betreiben. Ich nehme ein Gel, aber das schmeckt total widerlich. Dabei ist es genau das gleiche wie die Gels die ich in den letzten Wochen dutzendweise gegessen habe. Egal, ignorieren. Jetzt nochmal Tempo aufnehmen, versuchen wieder 300 Watt zu treten, auch als es nochmal etwas steiler wird, und vor allem auch als es wieder flacher wird. Noch 3 Kilometer. Bis zur 2 Km Marke scheint es sich ewig zu ziehen, ich weiß nicht mal ob ich die 40 Minuten Marke knacken kann. Komm, durchziehen jetzt. Ich gebe was ich habe, jetzt darf es auch mal "weh tun", überziehen kann man jetzt nicht mehr. Endlich die verdammte 1000 Meter Marke, also nochmal alles geben, ich mache Geräusche die wenig nach Radfahren klingen, aber die letzten paar hundert Meter will ich nicht nachlassen, bis zur Ziellinie Vollgas.

Die letzten Meter, der Sprecher erwähnt meine Startnummer und meinen Namen, aber keine Zeit, die Ziellinie und dann ist es vorbei. Ich rolle aus, und fahre noch etwas weiter um ein bisschen auszufahren, keine Ahnung was für eine Zeit ich habe. Auf jeden Fall mehr als 38 Minuten.

Dann geht es erst mal ans Zielbuffet. Allerdings habe ich keinen rechten Hunger. Ich plaudere noch ein bisschen an den Ständen von Anderslaufrad und tune, gönne mir noch einen Milchcafe und verarbeite meine Enttäuschung. Das hätte ich mir besser erspart. Ich bin völlig platt und völlig leer.

Ich habe nicht die geringste Lust auch nur noch einen Höhenmeter bergauf zu fahren. Also auf den Feldberg fahre ich auf keinen Fall mehr, trotz des fantastischen Wetters. Ich habe nicht mal Lust mit der Schauinslandbahn bergab zu fahren und das Panorama zu genießen.

Stattdessen fahre ich über Kirchzarten wieder zurück. Es geht ja zunächst meist bergab, so komme ich wieder etwas besser drauf. Bin aber auch froh, als ich nach einer Stunde wieder am Auto bin und die Radklamotten los werde.

Abends, als ich die Ergebnislisten auf der Website studiere, bestätigt sich mein enttäuschender Eindruck: Nicht unter den besten 10%, nicht unter den besten 100, zwei Frauen schneller als ich, und die 38 Minuten deutlich verfehlt. Durchschnittsleistung 304 Watt. Immerhin bin ich, wenn auch knapp, unter den 40 Minuten geblieben.

Aber ist auch ok, die Ziele bei den Saisonhöhepunkten hatte ich erreicht, jetzt war einfach die Luft raus, mental und physisch. Nun muss ich mich erst mal erholen.

Samstag, 13. Juli 2013

Peakbreak 2013 Etappe 8 Statistik

Bad Kleinkirchheim - Tröpolach
Kilometer: 149 (offiziell 148,6 (137))
Zeit:  5:36:25 h
Schnitt:  26,2 km/h
Höhenmeter: 3210 (offiziell 2400)
Durchschnittliche Temperatur: 20°C (min 9 / max 32)
Rang Einzelwertung: 15 (von 61)
Rang Master 1 Herren: 10 (von 36)
Gesamtwertung komplett: 19 (von 92)
Gesamtwertung Master 1 Herren: 12 (von 36)
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel (SRAM Quarq):  220 Watt (max 583)
Normalisierte Leistung nach TrainingPeaks:  250 Watt
Durchschnittliche Trittfrequenz: 78 (max 112)
Durchschnittliche Herzfrequenz: 136 bpm (155 max)
Geleistete Arbeit an der Kurbel: 4320 kJ

Fahrradgewicht: 9,4 kg inkl. Trinkflaschen, Luftpumpe, Flickzeug und Radcomputer
Fahrergewicht: 76,6 kg
Kleidung und Nahrung: 2,5 kg
Gesamt(system)gewicht ca. 88,5 kg

Fahrrad:
Rahmen: Cannondale Supersix Evo 2012
Laufräder: Mavic R-SYS SL (Tune DC14 Schnellspanner)
Reifen: Conti GP4000S 23mm (8 bar)
Schaltung: SRAM Red 2012 WiFly mit
SRAM-Quarq Kompakt 34/50 vorne, SRAM (MTB) XX Kassette 11-32 hinten
Bremsen und Kette: SRAM Red 2012
Pedale: Shimano Dura Ace SPD-SL
Lenker: Syntace Racelite 2 CDR Carbon
Sattel: tune Komfort
Radcomputer: Garmin Edge 810

Peakbreak 2013 Etappe 8

Zur heutigen Schlussetappe habe mir als Hauptziel vorgenommen anzukommen. Und zwar heil, und auf dem Rad. Das sollte machbar sein.

Ein Schmankerl wäre es noch, wenn ich wenigstens einmal vor der schnellsten Frau im Ziel ankommen würde. Die Caroline fährt aber so stark, dass ich dafür wohl mindestens den 15. Platz anvisieren müsste. Ein sehr schwieriges Unterfangen.

Beim Frühstück schmiede ich dazu mit Cristoph den Plan nach der Nockalmstraße mit ihr mindestens in derselben Gruppe zu fahren. Die Idee ist, dass sie im eher welligen Abschnitt in Richtung Ziel etwas mehr Schwierigkeiten hat über die vielen kleinen Anstiege "drüberzudrücken" und ich sie so abhängen könnte.

Hört sich zwar durchdacht an, aber eigentlich mag ich genau dieses "Wegdrücken" der kleinen Anstiege selbst nicht so wirklich. Keine Ahnung also ob der Plan Aussicht auf Erfolg hat.

Nach dem gestrigen heftigen Tag hatte ich eigentlich schon genug. Und wenn ich übertrieben vernünftig wäre, hätte ich es damit gut sein lassen. Aber natürlich stehe ich heute am Start und werde den Peakbreak 2013 zu Ende fahren.

Über die Nockalmstraße drüber und dann wird es vielleicht eine Tour d'honeur. Andererseits wird bei der Peakbreak Streckenplanung üblicherweise eher die fies steile Variante gewählt, warum sollte das auf der letzten Etappe anders sein?

Da ich mit der ersten Gruppe (ggf. nach der Spitze) über die Nockalmstraße kommen will, stehe ich am Start ganz vorne und fahre auch während der neutralisierten Phase direkt hinter dem Führungsfahrzeug.

Im Feld gibt es durchaus auch schon leichte Motivationsdefizite beim Einen oder Anderen, so dass bei manchen das reine Ankommen im Vordergrund steht.

Es gibt aber auch gegenteilige Einstellungen, nämlich die, dass die letzte Chance für Attacken doch zu nutzen sei.

So fährt der Johann praktisch mit Ansage direkt nach der Rennfreigabe vorne raus. Und reflexartig hänge ich mich dran. Schnell haben wir etwas Vorsprung. Oje, nicht schon wieder eine Zweierflucht, ich weiß nicht ob meine Beine das nochmal mitmachen, aber egal jetzt, erst mal draufhalten.

So drei vier Fahrer scheinen aber die Verfolgung aufzunehmen, und die holen uns dann nach wenigen Kilometern auch ein. Nun sind wir eine Gruppe von ca. sechs Leuten, aber das Feld ist wohl nicht weit dahinter.

Wir biegen dann auch gemeinsam in die Nockalmstraße ein. Ich klettere so mit 320 Watt und setze mich vorne sogar ein paar Meter ab. Also zum Schluss nochmal ein paar Führungskilometer...

Vor uns taucht eine Gruppe von Rennradlern auf, die nicht zum Rennen gehören. Beim Vorbeifahren feuern die mich etwas an und rufen "den holst du noch locker". Wen hole ich noch locker, ich denke ich fahre vorne? Da sehe ich 100 Meter weiter vorne am Berg einen weiteren Fahrer. Der kann aber nicht zu uns gehören, denn das Führungsfahrzeug fährt ja direkt vor mir.

Trotzdem ein gutes Motivationsziel. Allerdings fährt der gar nicht schlecht den Berg hoch und es dauert etwas bis er eingeholt ist. Die anderen sind dicht hinter mir. Noch klappt es ganz gut mit dem Klettern, nicht zu glauben, dass die Beine auch am 8. Tag noch funktionieren.

So klettern wir weiter die Nockalmstraße hinauf, als das Duo der Gesamtführenden an mir vorbeifährt. Die sind ein ganzes Stück schneller und werden heute den Kampf um den Gesamtsieg ausfechten, auch wenn der Karl schon einen recht komfortablen Vorsprung hat und bei seiner Stärke nur schwer vom Krzysztof abzuhängen sein wird.

So, jetzt fahre ich also nur noch an dritter Position. Aber auch das dauert nicht lange und einzeln überholen mich die stärkeren Bergfahrer nach und nach. Ich merke schon, dass mir zwei heftige Wochen auf dem Rad in den Knochen stecken, so ganz einfach bringe ich die 300 Watt nicht mehr, aber noch gebe ich nicht nach.

Das Ganze erscheint mir gerade besonders Anstrengend, als Daniel mich überholt und mir einen Klaps gibt und mich etwas anfeuert. Das motiviert nochmal und ich versuche die Leistung wieder etwas zu erhöhen und konstant zu halten.

Ich habe zwar den Fotoapparat dabei, mache aber keine Fotos, ich bin zu beschäftigt hier vernünftig hochzukommen, denn schließlich habe ich ja auch einen Schlachtplan umzusetzen. Ich liege momentan so um Position 8 oder 9.  Es ist nicht mehr weit bis zum ersten Peak, der Schiestelscharte, da überholt mich Christoph und meint mein Vorsprung auf die Caroline betrage ca. zwei bis drei Minuten.

Nicht so richtig viel, aber das sollte ich die Abfahrt hinunter retten und dann auch mit über den zweiten Peak, die Eisentalhöhe nehmen können.

Die Abfahrt läuft ok, da ich recht alleine fahre verliere ich kurz etwas die Fokussierung und fahre vielleicht etwas zu locker, aber passt schon. Aber kaum, dass ich die ersten zwei Serpentinen wieder berghoch in Angriff genommen habe, sehe ich auch schon die Caroline und einen weiteren Fahrer kommen.

Verdammt, jetzt wird es aber eng mit meinem Plan. Ich versuche halbwegs vernünftig zu klettern, um die 280 Watt, ich habe doch etwas nachgelassen. Die beiden sind so ca. 150 Meter hinter mir. Aber sie kommen näher.

Ich kämpfe jetzt und versuche den Abstand zu halten. Dabei schaue ich  mich nicht um, spüre aber, dass die beiden näher kommen. Dann kann ich sie schon hören. Die Geräusche der Schaltungen, das Laufen der Ketten, und auch das Schnaufen, denn am Berg ist nun mal Kampf.

Ich ärgere mich etwas, dass ich für die beiden das einzige Motivationsziel vor ihnen bin, denn die anderen sind zu weit vor. Und genauso wie ich immer versuche den nächsten Fahrer vor mir zu erreichen, werden die das wohl auch machen, und der nächste Fahrer vor ihnen, das bin ich.

Ich wehre mich aber so gut ich kann. Doch irgendwann ist es soweit und die Caroline und der Fahrer der an ihrem Hinterrad hängt sind an mir dran. Schlimmer noch, sie ziehen vorbei.

Aber so einfach gebe ich nicht auf, jetzt habe ich die beiden als Ziel vor mir und bleibe erst mal dran, bzw. schaffe es dann sogar wieder vorbei zu fahren. Allerdings ist es jetzt purer Kampf. Und ich dachte am letzten Tag könnte ich es wenigstens etwas lockerer angehen lassen. Aber ich wehre mich.

Auch wenn man bei jemandem der auf einem so hohen Niveau fährt wie die Caroline denkt, der bzw. die fliegt einfach nur lässig die Berge hoch, ist das natürlich nicht der Fall. Auch die muss kämpfen, vielleicht ist es gerade das, was sie auszeichnet, dass sie eben am Berg alles aus sich herausholen kann.

Den Vorsprung von ein paar Metern kann ich vielleicht eine, zwei Serpentinen halten, dann zieht sie wieder an mir vorbei. Der andere Fahrer immer an ihrem Hinterrad, der gehört aber gar nicht zum Rennen, es ist der Fahrer den ich ziemlich unten in der Nockalmstraße überholt hatte.

Wieder wehre ich mich, und nach einem langen zähen "Kampf" hat sie mich niedergerungen, die beiden ziehen etwas weg. Man, die hat mich regelrecht niedergekämpft, jedenfalls hat es sich für mich so angefühlt. Ich muss einfach einsehen, dass sie schlicht besser ist.

Ich versuche jetzt Schadensbegrenzung zu betreiben, denn die Etappe ist ja noch lange, und aufgegeben habe ich noch nicht. So kann ich bis zur Verpflegungsstation oben auf der Eisentalhöhe den Rückstand bei wenigen Metern halten. Der andere Fahrer ist noch etwas dahinter.

An der Verpflegungsstation nehme ich nur eine Flasche auf, aber bin unaufmerksam dabei, und schon ist sie in der Abfahrt 150 Meter vor mir. Mist, ich fahre zwar nicht langsamer ab als sie, in den etwas steileren Passagen mit Serpentinen aber auch nicht schneller.

So bleibt der Rückstand ungefähr gleich, einmal verbremse ich mich sogar etwas und der Abstand wird größer, auch der andere Radfahrer überholt mich.

Die Abfahrt ist eigentlich sehr schön zu fahren, und gibt wieder etwas Gelegenheit zur Erholung, der Rest der Strecke wird hoffentlich nicht mehr so hart.

Dann flacht die Strecke etwas ab, d.h. noch immer geht es schön bergab, aber mit moderatem Gefälle, sanften Kurven und teils etwas Gegenwind. Das ist schon eher mein Terrain, jetzt kann ich recht leicht wieder aufholen, hier ist mein Gewicht von großem Vorteil.

Der andere Radfahrer hat die Caroline überholt, und obwohl sie wohl die Gelegenheit dazu gehabt hätte, hängt sie sich nicht dran, denn der gehört ja nicht zum Rennen. Das finde ich schon sehr fair. Bin beeindruckt.

Schließlich habe ich sie eingeholt. Ich überlege kurz, ob ich einfach vorbeiziehen soll und meinen Gewichtsvorteil ausnutze, aber dann würden wir beide sinnlos im Wind fahren. Sie einmal zu schlagen, ist ja eher so ein Motivationsziel, ich fahre ja nicht wirklich gegen sie. So fahren wir den Rest der langen Abfahrt zusammen und arbeiten gut miteinander gegen den Wind.

Dann kurz bevor es wieder bergauf geht werden wir von vier weiteren Fahrern eingeholt. Auch Jens und Andrej sind dabei, zwei wirklich starke Fahrer, mit denen ich öfter auf den Etappen zusammen gefahren bin, die dann aber meist ein ganzes Stück vor mir im Ziel angekommen sind. Meist habe ich sie auf einer Abfahrt verloren. Da sind die deutlich schneller als ich.

Unsere Sechsergruppe passt eigentlich sehr gut, aber entgegen der Hoffnung (das Höhenprofil ist durch die jeweils unterschiedlichen Maßstäbe pro Etappe immer schwer einzuschätzen) geht es jetzt nicht auf moderat welligem Gelände vorwärts, sondern es geht zunächst über einen typischen "Klassikerkurs" und dann recht bald wieder unerwartet steil berghoch. Auch der Straßenbelag ist teils übel und es liegt Sand und Split auf der Straße. Alle sind am fluchen, auch die letzte Etappe wird nochmal ein heftiges Ding.

In einem Anstieg teilt sich die Gruppe und ich setze mich zusammen mit Andrej und Jens etwas ab. So gelangen wir an den Millstätter See, wo es zunächst ordentlich berghoch geht. Oben machen die beiden eine kurze Pinkelpause, ich rolle locker weiter, jetzt geht es etwas bergab, da holen die mich eh locker wieder ein. In den Bergabpassagen konnte ich einigermaßen dranbleiben, die sind ja auch nicht besonders lange. Wir fahren zwar ganz ordentlich, aber richtig Zug ist auch nicht drin. Dennoch glaube ich, dass ich jetzt einen ausreichenden Vorsprung auf die Caroline habe, so dass ich doch noch einmal auf einer Etappe vor ihr im Ziel ankomme.

An der zweiten Labstation hatte ich nur zwei Wasserflaschen genommen. Eigentlich wollte ich eine von diesen lecker ekligen "Apfelsaft mit irgendwas" Mischungen haben, aber das hat auf die Schnelle nicht geklappt. Gels habe ich wohl keine mehr, jedenfalls finde ich in dem klebrigen Gemisch aus Trikotstoff und leeren Geltuben keines mehr. Hoffentlich reichen die Kohlenhydrate, wir haben ja noch ein gutes Drittel der Strecke vor uns.

Flach ist es immer noch nicht. Und die Anstiege erscheinen mir alle schwer. Eigentlich bräuchte ich jetzt das Ziel in zwei Kilometern, spätestens. Aber es sind noch fünfzig oder so. Die Zahl hört sich gigantisch an. Bitte, bitte lass es jetzt flach werden, so dass wir zu dritt schön schnell mit Rückenwind in Richtung Tröpolach segeln können.

Aber jetzt gilt es erst mal die Windische Höhe zu überwinden. Zunächst ist die Anfahrt noch ganz gut machbar, doch dann wird es immer wieder steil, bis sehr steil. Jens zieht immer mehr vorn weg. Andrej ist irgendwo knapp hinter mir. Zum Glück habe ich doch noch ein Gel gefunden. Das war aber dann wirklich das letzte, das muss jetzt bis ins Ziel reichen. Da es warm ist, könnte es auch mit dem Wasser nochmal knapp werden.

Ich klettere gerade so vor mich hin, leide etwas unter Länge und Höhenmetern der Etappe, da kommt völlig unerwartet die Caroline an mir vorbei mit Andrej am Hinterrad. Das gibt's doch nicht. Die hat sich wieder an uns rangefahren, ich weiß nicht wie, das ist ja unfassbar. Meine Motivation implodiert einfach, es fühlt sich an, als würde innerlich einfach alles zusammenstürzen. Am liebsten würde ich mein Rad nehmen und es in den Straßengraben werfen. Ich bin fertig. Und es geht berghoch.

Die Beine ignorieren das psychologische Desaster aber erstmal. ich fahre jetzt so um 260 Watt berghoch. Fühle mich aber völlig leer. Das Ziel scheint unendlich weit weg zu sein, die Caroline hat mich gerade abgehängt und hat auch noch den Andrej dabei, d.h. ich habe keine Chance sie bergab oder auf der Geraden wieder zu holen. Jetzt wird es Quälerei. Das erste mal bei diesem Peakbreak muss ich mich quälen, so richtig.

Aber irgendwie ziehe ich mich selbst wieder daraus. Eigentlich will ich zusammensacken als das 16% Schild die nächste Steigung ankündigt, aber die Beine haben anderes vor. So leicht gebe ich nicht auf. Wenn die Beine gehen, was soll dann das Gezeter? Jetzt wird gekämpft. Und tatsächlich geschieht das Wunder, ich komme wieder an die Caroline ran. Die hatte ich ja schon komplett aus den Augen verloren. Ich kann auch sehen, dass sie den Andrej offensichtlich nicht halten konnte. Und jetzt fahre ich an ihr vorbei. Vielleicht geht es ihr auch nicht viel besser als mir.

Dann geht es wieder bergab. Ich habe zwar keine Mitstreiter und bin auch echt fertig, aber aus dieser Aktion habe ich nochmal etwas Motivation gezogen. Auch wenn ich momentan kaum noch über 200 Watt treten kann.

Andrej und Jens sind weit weg, und ich glaube da ist noch einer an mir vorbeigezogen, der in der Sechsergruppe drin war. Dann zieht eine Hälfte des Connex 4er Teams an mir vorbei. Man mit welchem Tempo kommen die denn angeschossen? Egal, irgendwie muss ich dranbleiben. Ich gebe alles was ich noch habe, fahre dran und gebe auch in den kleinen Abfahrten nicht nach. Ich nehme meine übliche Vorsicht etwas raus, denn da muss ich jetzt dranbleiben. Das Ziel ist immer noch elend weit weg.

Und es klappt auch. So arbeiten wir dann zu dritt zusammen. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass die Caroline uns nochmal schnappt, alleine geht das gar nicht, da müsste sie schon nochmal eine richtig gute Gruppe erwischen, aber die ganz schnellen sind ja jetzt alle vor uns.

Ich weiß nicht ob es durch die Gruppe kommt, oder ob das Gel jetzt wirkt, aber obwohl ich mich im Kopf immer noch leer fühle kann ich im Wind 300 bis 320 Watt leisten. Dumm nur, dass man gar nicht so auf Zug kommt, da es immer wieder berghoch geht. Es sind noch ca. 20 Kilometer zu fahren, längst könnten wir lässig auf der Bundesstraße dahinpeitschen, aber stattdessen fahren wir eklige Steigungen auf schmalen Sträßchen mit teils ruppigem Belag und kleinen Abfahrten in denen man aufpassen muss.

Unsere Zähigkeit wird hier schon auf eine harte Probe gestellt. Vielleicht kommt es auch nur mir so vor, weil ich einfach platt bin, fertig, am Ende. Aber das leichte Aufstöhnen oder Fluchen wenn der nächste Anstieg kommt habe ich heute den ganzen Tag seit der Nockalmstraße gehört, soo viel besser scheint es den anderen auch nicht zu gehen...

Es sind keine Zehn Kilometer mehr zu fahren, und doch scheint mir das noch weit zu sein. Jetzt wird es dann allerdings endlich flacher und wir fahren auf der Bundesstraße. Dreiergruppe, rollt, jeder gibt was er hat, jeder sehnt das Ziel herbei.

Dann die 3 km Markierung und schließlich sogar die 2000 Meter Markierung. Also das werden wir hinkriegen. Wir fahren jetzt flach auf Tröpolach den Zielort zu, können den Ort schon sehen. Ich kann es kaum glauben, diese verdammte Etappe geht tatsächlich zu Ende.

Die Zieleinfahrt ist genauso angelegt wie auf der ersten Etappe, im Ort an meinem Hotel und der Kirche vorbei, noch zwei drei Ecken und dann fahren wir zu Dritt gemeinsam durch's Ziel. Geschafft! Vorbei, Etappe beendet, Peakbreak gefinished!

Das war nochmal richtig hart.

Ich steige erst gar nicht ab vom Rad, sondern fahre die Beine ein bisschen aus. Dann aber bedanke ich mich bei meinen Mitstreitern. Im Zielbereich gratuliert man sich gegenseitig zum erfolgreichen Finishen des Peakbreak 2013. Wie schon die ganze Woche herrscht immer Respekt vor der Leistung der anderen, egal ob die vor oder nach einem ins Ziel kommen.

Mein Respekt vor der Caroline ist heute nochmal mächtig gestiegen. Auch wenn es mir zum Schluss dann doch noch einmal gelungen ist vor ihr im Ziel zu sein, ich habe noch nie eine Frau so gut radfahren gesehen. Obwohl ich letztes Jahr bestimmt schlechter gefahren bin, bin ich auf keiner Etappe nach der Gesamtsiegerin ins Ziel gekommen (und die hatte einen "Beschützer"), dieses Jahr ist die Caroline in einer eigenen Liga gefahren, da war es vielleicht etwas hoch gegriffen am letzten Tag sie nochmal als Motivationsziel zu nehmen. Andererseits hat es geklappt und ich hatte etwas womit ich mich beschäftigen konnte, denn gefühlt war das die mit Abstand längste Etappe. Aber alles egal jetzt. Noch einmal genieße ich das Zielbuffet.

Der Karl hat das Ding gewonnen, dafür hat der Krystof nochmal die Etappe bekommen. Die beiden und auch der Daniel und die anderen dahinter sind wirklich enorm stark.

Enorm stark ist aber jetzt bei mir erst mal das Bedürfnis nach Melonen, Orangen, Kuchen und ausruhen. Eigentlich erhole ich mich recht schnell. Aber ich bin auch froh, dass ich morgen nicht mehr fahren muss. So hänge ich noch etwas im Zielbereich herum und genieße das enorm gute Gefühl, dass es geschafft ist.


 


Peakbreak 2013 gefinished!

Habe es geschafft. Bin total ausgepowert, aber es ist vorbei. Kein Sturz, kein technischer Defekt, Beine ok. Peakbreak 2013 Finisher!

Man war das eine harte Schlussetappe! Jetzt will ich erst mal eine Woche kein Fahrrad sehen...

Freitag, 12. Juli 2013

Peakbreak 2013 Etappe 7 Statistik

Bischofshofen - Bad Kleinkirchheim
Kilometer: 181,5 (offiziell 181)
Zeit:  6:17:49 h
Schnitt:  28,8 km/h
Höhenmeter: 3401 (offiziell 3200)
Durchschnittliche Temperatur: 22,5°C (min 14 / max 30)
Rang Einzelwertung: 14 (von 61)
Rang Master 1 Herren: 8 (von 36)
Gesamtwertung Einzel: ?? (von 62)
Gesamtwertung Master 1 Herren: ?? (von 36)
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel (SRAM Quarq):  223 Watt (max 655)
Normalisierte Leistung nach TrainingPeaks:  251 Watt
Durchschnittliche Trittfrequenz: 81 (max 120)
Durchschnittliche Herzfrequenz: 141 bpm (164 max)
Geleistete Arbeit an der Kurbel: 5069 kJ

Fahrradgewicht: 9,4 kg inkl. Trinkflaschen, Luftpumpe, Flickzeug und Radcomputer
Fahrergewicht: 76,6 kg
Kleidung und Nahrung: 2,5 kg
Gesamt(system)gewicht ca. 88,5 kg

Fahrrad:
Rahmen: Cannondale Supersix Evo 2012
Laufräder: Mavic R-SYS SL (Tune DC14 Schnellspanner)
Reifen: Conti GP4000S 23mm (8 bar)
Schaltung: SRAM Red 2012 WiFly mit
SRAM-Quarq Kompakt 34/50 vorne, SRAM (MTB) XX Kassette 11-32 hinten
Bremsen und Kette: SRAM Red 2012
Pedale: Shimano Dura Ace SPD-SL
Lenker: Syntace Racelite 2 CDR Carbon
Sattel: tune Komfort
Radcomputer: Garmin Edge 810

Peakbreak 2013 Etappe 7

Gestern hatte ich befürchtet, dass das Kitzbüheler Horn die heutige Etappe zur Qual machen könnte, aber beim Aufstehen ist alles ok.

Ich hoffe auch heute wieder sturzfrei durchzukommen und habe mir taktisch vorgenommen bis zur ersten Verpflegungsstation vorne dranzubleiben, um auch in der eher gemäßigten Abfahrt bis zum ersten Anstieg eine brauchbare Gruppe zu haben.




Zunächst verquassele ich fast den Start, folglich fahre ich anfangs ganz hinten im Feld. Als der Start freigegeben wird, fahre ich nach und nach bis an die Spitze. Gerade als ich dort ankomme fährt ein Fahrer raus und vier scheinen ihm zu folgen. Da ich eh gerade etwas Geschwindigkeitsüberschuss habe, schieße ich am Feld vorbei und will an die Vierergruppe ranfahren, die aber ihre Attacke wieder abbläst, so ziehe ich einfach durch und versuche an den Ausreißer ranzufahren.

Der ist allerdings schon ein ganzes Stück weg, das wird ein Kraftakt, ich zögere kurz, doch als ich merke, dass er mich gesehen hat halte ich drauf und hoffe einfach, dass er etwas wartet. Genau das macht er dann auch, und so gehe ich gleich zu Anfang weit in den roten Bereich und ochse mich an die 29 dran. Der Stephan hat ein Bike Team Bernard Kohl Trikot, da war doch was...

Anyway, ich weiß nicht warum ich diese Aktion gebracht habe, aber jetzt ziehe ich es auch durch. Eine Zweierfluchtgruppe, wir sind ja nicht zum Spaß hier (oder doch?). Zunächst muss ich, sobald die Steigung anzieht immer in den roten Bereich, dann justiert sich das Ganze etwas und Stephan stellt sich auf mich ein. Denn auch wenn er der deutlich stärkere von uns beiden ist, so ist man zu zweit doch immer schneller als alleine.

Wir arbeiten eigentlich ganz gut zusammen, ich denke mir nur manchmal es ist vielleicht keine gute Idee auf der 7. Etappe mit abertausenden Höhenmetern in den Beinen, auf einer 180 Kilometerstrecke so früh so zu powern, möglicherweise verglühe ich noch vor der ersten Labstation. Aber wir kommen weg vom Feld, ich kann es zumindest nicht mehr sehen. Ich schaue dann auch nicht mehr nach hinten, jetzt heißt es einfach nur das Tempo hochhalten.

Kilometer 10 ist schon passiert, ich habe das Roadbook aber nicht mehr recht im Kopf. Verpflegung bei Km 40, 20 Km bergauf, dann 20 bergab? Hm, bergab wird es dann leichter, aber Blödsinn, es geht ja 40 Kilometer halbwegs moderat bergauf, und dann erst nach der Aidstation bergab.

Das realisiere ich bei Kilometer 15. Hart ist es, wenn Stephan berghoch führt und dann gerade die Führung wechselt wenn es wieder bergab geht, denn dann muss ich berghoch ordentlich arbeiten um dranzubleiben und fahre bergrunter, wo man sich eigentlich im Windschatten etwas erholen kann, zunächst vorne im Wind.

Wir fahren immer so eine Minute vorne und wechseln dann. Kilometer 20 ist passiert und es wird etwas steiler, aber wir ziehen es weiter durch, die anderen sind nicht zu sehen. Wieviel Vorsprung wir haben wissen wir aber nicht.

Die Steilheit der Steigung wechselt immer mal wieder, ich würde gerne dosieren, aber wir müssen ja richtig Dampf machen und so fahre ich eigentlich die ganze Zeit über der Schwelle. Man, wenn das mal gut geht...

Auch nach 35 Kilometern ist die Situation unverändert, zwischendurch gibt es eine kleine Zwischenabfahrt und dann muss doch bald die Labstation kommen.

Das Rennen jezt schon fast 40 Kilometer anzuführen ist schon ziemlich geil, und um die Navigation müssen wir uns keine Sorgen machen, denn man muss einfach nur dem Führungsfahrzeug folgen, sehr praktisch.

Nur fühlt man sich vorne manchmal wie ein Hund beim Hunderennen dem ein Hase vor der Nase hergezogen wird, denn das Gefühl das Führungsfahrzeug erreichen zu können trügt natürlich und man kommt logischerweise nie richtig dran, egal wie schnell man fährt.

Wir sprechen uns kurz ab wegen der Verpflegung, Stephan braucht nichts und will langsam weiterfahren, ich muss eine Flasche aufnehmen. An der Labstation bekomme ich dann auch schnell meine Flasche und irgendwie bleibt Stephan etwas zurück, ich warte auf ihn, dann scheint er zu kommen, es rauscht aber ein anderer Fahrer an mir vorbei.

Ich bin etwas verwirrt, überlege kurz mich dranzuhängen, weiß nicht recht wo mein Partner bleibt, dann kommt er aber schon und der andere ist eh weg. Egal, zu zweit können wir ihn wohl wieder holen. Jetzt geht es ja meist bergab, da müssten wir zu zweit doch schneller sein. Stephan meint wir haben zwei Minuten auf das Feld.

Die Abfahrt ist ähnlich wie der Anstieg, also meist moderat, insgesamt aber etwas steiler. Auf mein "den kriegen wir wieder" reagiert Stephan nicht, was mich etwas verwundert, aber egal, jetzt muss ich sehen, dass ich dranbleibe, klappt aber erst mal recht gut, da ich doch deutlich schwerer bin, was in der Abfahrt die Sache ausnahmsweise mal einfacher macht.

Aber wir sind nicht schnell genut und ab Kilometer 50 kommen vereinzelt weitere Fahrer, und so bilden sich verschiedene kleine Gruppen, die sich dann zu einer größeren wieder vereinen. In dieser Gruppe sind auch die führenden im Gesamtklassement, nur der eine Fahrer, der bei Km 40 an uns vorbeigerauscht ist, ist wohl noch vorne alleine unterwegs.

So fahren wir in der Gruppe bis zum Sölkpass, manchmal in regelrechtem Trödeltempo. Erst als wir die zunächst sanft ansteigende Passstraße erreichen ist etwas mehr Leistung gefordert. Die Beine sind aber trotz der relativ langen Flucht noch ganz gut, so dass ich immer mal vorne fahre und mir etwas kühlenden Wind hole. Es bleibt aber auch Zeit für das ein oder andere kleine Gespräch.



Mittlerweile bestätigt sich Toms Ankündigung, dass das ein landschaftlich sehr schöner Abschnitt wird. Auch das Wetter ist perfektes Radfahrwetter, trocken, ganz brauchbare Temperaturen, Sonne.



Es dauert lange bis der Anstieg etwas anzieht, noch ist die Gruppe im Großen und Ganzen ziemlich kompakt, das Fahren relativ relaxt.

Dann wird es aber steiler und alles zieht sich etwas auseinander. Die beiden Gesamtführenden ziehen etwas weg, und auch der Rest des Feldes sortiert sich nach Kletterstärke. Mittlerweile ist es mir doch etwas heiß, aber die Beine funktionieren noch einigermaßen. Ich bewege mich mit den üblichen Verdächtigen im weit auseinandergezogenen Feld.

Der steile Abschnitt fühlt sich deutlich länger an als gedacht, aber dann kommen wir doch endlich oben an. Joern habe ich nicht hinter mir lassen können, aber Werner habe ich gegen Ende überholt, der ist eigentlich bis jetzt deutlich stärker als ich und hat die 4. Etappe in einer spektakulären Einzelfahrt gewonnen.


Die Abfahrt läuft eigentlich recht gut, aber die Schnellen vorne sind jetzt natürlich weg. Wie beim Racebriefing gestern gewarnt stehen da schon ein paar Kühe, aber alle schön brav am Straßenrand. Auch ist die Strecke super zu fahren, bis auf ein paar Abschnitte mit eher schlechtem Straßenbelag.

Trotzdem komme ich unten an der Labstation alleine an. Einer hatte mich noch in der Abfahrt überholt, der ist schon weg, und den Stephan, mit dem ich die ersten 40 Kilometer ausgerissen war überhole ich, der hat Probleme mit der Schaltung. Blöd.

 An der Labstation hole ich mir neue Flaschen, stopfe mir einen Riegel und ein Stück Orange in den Mund, und nehme noch ein Apfelstückchen und etwas Kuchen mit. Auch entsorge ich die eklig klebrigen leeren Geltuben, dabei werfe ich von den zwei vollen die ich noch habe auch noch eine aus Versehen in den Müll.

Egal, weiter, weiter, weiter, nur nicht zu viel Zeit verlieren. Jetzt geht es erst mal auf die Bundesstraße, eher flach. Dumm nur, dass ich alleine bin. Vor mir ist niemand zu sehen, hinter mir auch nicht, Stephan muss auf technische Hilfe warten.

So fahre ich nicht volle Power, aber, nachdem ich mir den Kuchen noch reingestopft habe, doch so im oberen G2 Bereich. Ich schaue mich immer mal um, von hinten kommt erst mal niemand. Pech. Nach einem Linksabbieger geht es zwar tendenziell mehr bergab, aber es gibt Gegenwind. Das muss jetzt aber nicht wirklich sein.

Ich reduziere meinen Krafteinsatz etwas, da muss doch eine Gruppe kommen, denn von der großen Gruppe die in den steilen Schlussanstieg des Sölkpasses hineingefahren ist, müssen noch einige hinter mir sein.

Und dann endlich, kommt eine Vierergruppe. Passt doch. Und zu fünft jagen wir jetzt die mal mehr mal weniger moderat fallende Strecke hinab. Das klappt auch ziemlich gut. Doch dann wird die Strecke etwas wellig und hat insgesamt eine leicht Tendenz bergauf. Das klappt nicht mehr ganz so gut. Je nachdem wer vorne fährt, wird in den Wellen "drübergedrückt", was mich und auch die anderen natürlich viel Kraft kostet, meines Erachtens nach sinnlos. In dem welligen Gelände macht sich die leichte Inhomogenität bemerkbar. Zweimal sage ich was an den kurzen Anstiegen, sonst versuche ich einfach meinen Beitrag zu leisten, der liegt im Wind bei 320 Watt, für eine gute Minute.

Dann wird es aber wieder etwas flacher, bzw. es steigt sehr moderat aber konstant an. Es geht in Richtung Turracher Höhe. Wir sammeln noch den Fahrer auf, der mich vor der Verpflegungsstation überholt hatte, der ist die ganze Strecke alleine gefahren. Hätte er gewusst wie dicht wir hinter ihm sind hätte er wohl gewartet und viel Körner gespart, aber das ist halt immer schwer einzuschätzen.

Auch zur Turracher Höhe steigt es zunächst nur sehr moderat. Aber sehr lange, bei Kilometer 140 fing es an, jetzt sind wir so bei Km 150. Nachdem ein Fahrer immer etwas mehr Druck gemacht hat wenn er vorne fuhr fällt die Sechsergruppe jetzt auseinander. Wir fahren zunächst zu Dritt vorne weg. Meine Beine sind immer noch gut, ich weiß gar nicht warum. Ob Björns Training der Schlüssel ist?

Ein Problem habe ich allerdings, ich habe viel zu wenig gegessen und es gibt keine Verpflegungsstation mehr. Und meine Getränke gehen ebenfalls rapide zur Neige. Bis oben hin komme ich so nicht. Je weiter wir fahren, desto mehr kreisen meine Gedanken um dieses Problem. Den anderen geht es auch so, eine weitere Labstelle wäre echt notwendig gewesen.

Die Steigung zieht weiter an. Wir sind jetzt bei Kilometer 155 und es geht ordentlich beghoch, jeder fährt sein Tempo, es reißt etwas auseinander und einige Fahrer, die von vorne zurückfallen sind zu sehen. Ich habe Durst und noch genau zwei Schlucke in der Trinkflasche. Außerdem habe ich richtig Hunger und nichts mehr zu essen. Ich komme auf keinen Fall ohne Essen da hoch. Das gibt einen klassischen Hungerast.

Also fahre ich die Leistung runter. Bis jetzt bin ich im Steilen immer noch mit gut 300 Watt geklettert, aber nun fahre ich nur noch G2, so 260 bis 280 Watt. Ich ärgere mich, noch könnte ich mich zwingen die gut 300 Watt zu halten, aber ich will den Hungerast verhindern und muss per Verstand runterschalten. Die Beine sind natürlich dankbar, den es ist sauanstrengend.

Das Ding ist schon recht steil und die Kilometer vergehen gar nicht. Der Radcomputer scheint bei Kilometer 156 stehen geblieben zu sein. Selbstmotivation a la "noch 4000 Meter bis zur Passhöhe" funktioniert nicht. Es sind noch verdammte vier Kilometer und ich habe nichts zu essen und zu trinken.

Endlich springt der Kilometerzähler auf 157, bleibt dann aber genauso elend lange dort wie schon auf der 156. Man, spring um! Mir gehen gleich die Lichter aus, obwohl die Beine immer noch ihre 270 Watt treten.

Ich überlege entgegenkommende Radfahrer oder Fußgänger anzuquatschen wegen Wasser oder einem Snickers oder irgendwas. Aber keiner sieht so aus, als ober er was dabei hätte oder was abzugeben hätte. Ich muss irgendwie versuchen da noch hochzukommen. Aber die Abfahrt mit Unterzucker ist auch scheiße, sogar gefährlich.

Da fährt ein Rennbegleitfahrzeug vorbei. Ich rufe verzweifelt nach Wasser, das hat auf der zweiten Etappe ja schon mal geklappt. Aber die antworten wir haben kein Wasser. Ich sacke gerade in mir zusammen, da halten die mir eine Flasche mit Johannisbeerschorle raus. "Aber Johannisbeer". Ja man gib her, egal was, ich brauch essen und trinken...

Wir tauschen die Flaschen, ich haue erst mal einen großen Schluck von dem hoffentlich viel zu süßen Zeug runter, und da kommt auch noch eine Banane aus dem Fenster. Man wie geil, ich habe mich noch nie so über eine Banane gefreut.

Die haue ich erst mal weg. Kurz überlegt mein Körper ob es ihm schlecht werden soll, der Kopf bestimmt das als unpassenden Moment, befiehlt Konzentration auf's Fahren. 158, zäh rinnt jeder Kilometer dahin. Mittlerweile ist mir nicht mehr schlecht, und ich fülle Schluckweise das Johannisbeerzeug in mich rein.

Es dauert bis Kilometer 159 bis es anfängt zu wirken, der Zucker kommt an, vor allem im Gehirn, wo er am nötigsten gebraucht wurde.

Ich habe Joern vor mir und würde ihn gerne überholen. Ich trete zwar jetzt wieder eine Spur stärker, aber  der Abstand bleibt recht konstant. Ich rufe was von 1000 Metern noch, aber mehr um mich selbst zu motivieren.

Es scheint etwas abzuflachen und ich kann doch an ihm vorbeiziehen, gaanz laangsaam. Da kommt eine Serpentine und es wird nochmal steiler. Verdammt, ich muss fluchen. Die Steigung zieht tatsächlich nochmal an.

Dann aber endlich die Turracher Höhe. Es geht flach am See entlang, der Wind bläst uns entgegen, Joern hängt an meinem Hinterrad. Ich führe etwas und lasse ihn dann vorbei, hänge gerade bei ihm im Windschatten, als es nochmal einen kleinen recht steilen Anstieg gibt. Der ist zuviel für mich, ich muss reißen lassen und Joern fährt ein paar Meter weg.

Aber jetzt kommt eh die Abfahrt und da fährt er mir sowieso locker weg. Endlich bergrunter! Die Abfahrt ist klasse, an einigen Stellen die üblichen Schäden im Straßenbelag, aber sonst recht gut ausgebaut, viele sanfte Kurven, und sogar ein 23% Gefällstück wo man enorm Geschwindigkeit aufnehmen kann. Mache ich nur bedingt, kein Risiko, es sind nur noch gut 20 Kilometer.

Die Abfahrt macht richtig Spaß, auch wenn ich schon wieder Durst habe und der Johannisbeerkram längst aufgebraucht ist. Egal, jetzt funktionieren die Beine wieder super. Also Gas geben. Ist auch steil genug, dass ich alleine bin macht nix.

Ich kann sogar noch einen überholen,  und ein anderer Fahrer überholt mich, das war's. Als die Strecke weiter abflacht sehe ich einen weiteren Fahrer vor mir. Der ist etwas langsamer als ich und ich trete nochmal etwas rein, zu zweit können wir doch noch etwas Druck machen zum Schluss.

Der Durst quält, aber ich erreiche den anderen recht schnell, es ist Werner, der hatte mich in einer Abfahrt überholt, jetzt sieht er allerdings etwas leer aus. Er will auch erst gar nicht recht an mein Hinterrad, ich warte aber und dann kommt er doch. So arbeiten wir noch ein ganzes Stück zusammen. Die Kilometer vergehen zwar jetzt etwas schneller, aber immer noch viel zu langsam, ich habe Durst.

Wir haben Gegenwind, biegen dann aber rechts in Richtung Zielort Bad Kleinkirchheim ab, so dass der Wind von schräg hinten kommt. Hier lässt mein Mitstreiter reißen, ich zögere erst noch etwas, und will warten, ziehe dann aber durch, er scheint genug zu haben.

Ich lasse den Beinen freien Lauf, und die können noch ein bisschen treten. Das Rennleitungsfahrzeug kommt mir nochmal entgegen, ich winke mit meiner Flasche, aber das interessiert die nicht wirklich. Ich mache mir trotz der konstanten Leistung sorgen ob ich die letzten Kilometer noch schaffe. Ich habe Durst.

Da sehe ich auf einmal das blaue Leadertrikot der Frauen vor mit. Die Caroline ist nur wenige Sekunden vor mir. Bekomme ich noch einmal die Chance sie wenigstens auf einer Etappe zu schlagen?

Ich haue nochmal rein, scheiß auf den Durst, noch 2000 Meter, jetzt komme ich auch ins Ziel. Die Straßenführung verhindert, dass ich sie sehen kann, aber auch auf flacher, leicht abschüssiger Strecke, wo ich eigentlich im Vorteil sein müsste fährt die einfach stark, ich kriege sie nicht mehr.

An der 1000 Meter Markierung kann ich sie nicht mehr sehen. Dann schieße ich auch am letzten Linksabbieger nochmal kurz in die falsche Straße, drehe, wuchte den viel zu großen Gang dann wieder auf Tempo und schieße durch das Ziel.

Geil! Geschafft. Und ich glaube sogar noch ganz gut platziert. Ich stelle noch ganz vernünftig mein Fahrrad ab und falle dann über das Zielbuffet her. Orangen, Apfelschnitten, Melone, Kuchen und drei Becher Cola. Finde ich sonst eklig, hier brauche ich das. Zucker, her damit sonst kippe ich um.

Ich habe heute wirklich viel gekämpft, erst die Flucht mit Stephan, dann ein Stück alleine gefahren, mit den Gruppen gut gearbeitet, diesmal war das Ergebnis kein Glück wie gestern. Ich bin total zufrieden.

Allerdings könnten die das Spiel jetzt gerne abpfeifen, meine Beine wollen kaum irgendwas machen ohne zu protestieren. Als ich mit dem Rad ins Hotel fahre, dauert es 150 Meter bis ich halbwegs rund treten kann.

Morgen werde ich versuchen die Nockalmstraße zu genießen, aber es könnte auch richtig hart werden. Schaun mer mal...


Donnerstag, 11. Juli 2013

Peakbreak 2013 Etappe 6 Statistik

Bischofshofen - Kitzbüheler Horn (Bergankunft)
Kilometer: 91,2 (offiziell 91)
Zeit:  3:40:49 h
Schnitt:  24 km/h
Höhenmeter: 2402 (offiziell 2300)
Durchschnittliche Temperatur: 16,8°C (min 11 / max 25)
Rang Einzelwertung: 16 (von 61)
Rang Master 1 Herren: 10 (von 36)
Gesamtwertung Einzel: 19 (von 62)
Gesamtwertung komplett: 21 (von 92)
Gesamtwertung Master 1 Herren: 12 (von 36)
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel (SRAM Quarq):  220 Watt (max 529)
Normalisierte Leistung nach TrainingPeaks:  261 Watt
Durchschnittliche Trittfrequenz: 76 (max 104)
Durchschnittliche Herzfrequenz: 140 bpm (171 max)
Geleistete Arbeit an der Kurbel: 2900 kJ

Kitzbüheler Horn (bis Alpenhaus)
Kilometer: 7
Zeit:  0:47:18 h
Schnitt:  8,8 km/h
Höhenmeter: 859
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel (SRAM Quarq):  281 Watt (max 494)
Durchschnittliche Trittfrequenz: 65
Durchschnittliche Herzfrequenz: 156 bpm (166 max)

Fahrradgewicht: 9,4 kg inkl. Trinkflaschen, Luftpumpe, Flickzeug und Radcomputer
Fahrergewicht: 76,6 kg
Kleidung und Nahrung: 2,5 kg
Gesamt(system)gewicht ca. 88,5 kg

Fahrrad:
Rahmen: Cannondale Supersix Evo 2012
Laufräder: Mavic R-SYS SL (Tune DC14 Schnellspanner)
Reifen: Conti GP4000S 23mm (8 bar)
Schaltung: SRAM Red 2012 WiFly mit
SRAM-Quarq Kompakt 34/50 vorne, SRAM (MTB) XX Kassette 11-32 hinten
Bremsen und Kette: SRAM Red 2012
Pedale: Shimano Dura Ace SPD-SL
Lenker: Syntace Racelite 2 CDR Carbon
Sattel: tune Komfort
Radcomputer: Garmin Edge 810

Peakbreak 2013 Etappe 6


Die heutige Etappe ist definitiv nicht wie die anderen. Für mich hat sie eine ganz besondere Bedeutung, da ich letztes Jahr genau auf der 6. Etappe kurz vor dem Kitzbüheler Horn heftig gestürzt bin.

Auch wenn ich es mir zunächst nicht eingestehen will, so ist mir doch etwas mulmig, und ich hoffe heil am Horn anzukommen. Als dann der erste Blick aus dem Fenster eine regennasse Straße zeigt wird das Gefühl nicht wirklich besser.

Ich verzichte trotzdem auf die Regenjacke, denn es regnet momentan nicht und an den elend steilen Anstiegen des Kitzbüheler Horns zählt jedes Gramm. Deshalb nehme ich diesmal auch die Kamera nicht mit.

Als wir dann in der Startaufstellung stehen fängt es wieder an zu regnen. Abfahrten im Regen sind nicht so dass worauf ich wirklich stehe, aber Radsport findet nun mal draußen statt. Zur Begeisterung des gesamten Feldes kommt aber genau in dem Moment als Tom das Startauto anwirft die Sonne raus, und es gibt ordentlich Beifall.

Schon die ersten zweihundert Meter sind etwas heikel, da wir über einen kleinen aber steilen Hügel bei regennasser Fahrbahn drüber müssen, aber auf dieser Miniabfahrt hinter dem Führungsfahrzeug fahren alle ganz diszipliniert.

Schon recht direkt nachdem wir aus Bischofshofen rausfahren wird der Start freigegeben. Der Schlachtplan für heute lautet, an der Spitzengruppe dranbleiben bis möglichst zum Filzensattel, in der Abfahrt dort nicht zuviel verlieren und dann eine Gruppe finden in der ich bis ans Horn komme.

Den versuche ich auch umzusetzen, d.h. in dem anfangs ja recht moderaten Anstieg schon ordentlich reinhauen, damit ich dranbleiben kann. Das klappt auch recht lange ganz gut, aber als es etwas steiler wird zieht sich das Ganze doch etwas auseinander.

Ich bewege mich mit den üblichen Verdächtigen in einem größeren Feld, wie groß die Gruppe ist, weiß ich aber nicht, da ich überhaupt nicht nach hinten schaue. Ein bisschen Sorge mache ich mir schon, dass ich vielleicht zu viel Körner investiere und nachher am Kitzbüheler Horn leiden werde, aber der Plan steht und ich versuche ihn irgendwie umzusetzen.

Vorne hat sich nun schon eine kleine Gruppe abgesetzt, aber die Jungs haben Pech. Denn an der Baustelle wo ich gestern bergab halten musste, stehen die an der roten Ampel als wir ankommen. Wir sind noch nicht ganz dran, als die Ampel umspringt auf Grün. Jetzt heißt es powern, damit wir auch noch bei grün durchkommen, noch 15 Meter, ich haue rein was geht, die anderen wohl auch, noch weniger als 10 Meter, die Ampel fängt an zu blinken, ich feuere uns an, „ die schaffen wir noch“ und gebe wirklich hundert Prozent, so dass es weh tut, und genau in dem Moment als die Ampel umspringt, haben wir sie passiert, man das war knapp.

Es kommen allerdings noch einige weitere drüber, offensichtlich mag keiner die Gruppe verlieren...

Das hat ganz schön in die Beine gehauen, jetzt erst mal wieder etwas runterfahren, aber geht dann irgendwie auch nicht, denn die Spitzengruppe ist nicht weit vor uns, und natürlich versuchen wir ranzufahren. Eigentlich klettern die momentan nicht schneller.

So bleiben die Abstände relativ konstant. Bei uns fällt immer mal einer aus der losen Gruppe raus, und vorne scheinen auch zwei Fahrer etwas den Anschluss zu verlieren. Auf die schließen wir mit vier, fünf Leuten auf.

Auch in der Zwischenabfahrt vom Dienter Sattel verliere ich nicht viel, die ist recht gut zu fahren, allerdings ist die Straße an vielen Stellen nass, ich fahre da recht vorsichtig, aber kein Problem, der Anstieg zum Filzensattel ist nicht weit und dort bin ich schnell wieder in der kleinen Gruppe drin.

Auch der Abstand nach vorne ist nicht so riesig, aber einholen können wir die nicht mehr. Der Anstieg ist dann nicht mehr so lange, das Wattmeter zeigt beim Klettern schon meist 300+ Watt, ich hoffe, dass kann ich über die Etappe halten.

Die Abfahrt ist zunächst gut zu fahren, und dann haben wir wieder Glück, oder vielmehr die Spitzengruppe Pech, denn die stehen doch tatsächlich an der zweiten Baustelle schon wieder bei Rot an der Ampel. So schließen einige Fahrer auf, und wir sind dann eine Gruppe von gut zwanzig Leuten.

Als es weitergeht verliere ich in der Abfahrt ein bisschen den Anschluss, es ist teils ziemlich nass, ich riskiere gar nichts, so dass unten ein Großteil der Gruppe bestimmt 500 Meter weg ist. Allerdings müssten hinter mir auch noch welche sein.

Zunächst sehe ich aber niemand und fahre so mit 260 bis 280 Watt, jetzt leicht bergab. Dann kommt aber Torsten von hinten und wir fahren zu zweit, immerhin.

Noch bevor ich aber überhaupt in den Genuss von Führungsarbeit komme sehen wir überraschenderweise die Spitzengruppe vor uns. Irgendwie bummeln die, oder taktieren, oder was auch immer. Da uns freundliche Autofahrer auch noch etwas Platz machen, können wir aufschließen und in die Gruppe reinfahren. Man wie geil, jetzt heißt es bis zum Kitzbüheler Horn dranbleiben und dann schauen was noch an Körnern übrig ist.

In der Abfahrt hatte ich eine Flasche verloren, was mich etwas ärgert, aber das Wetter ist heute recht wechselhaft. Zwischendurch schien mal die Sonne, dann regnet es ein bisschen, momentan ist es trocken, aber saukalt. Ich friere etwas.

Die Gruppe fährt manchmal recht langsam, dann geht es wieder ab, da ich ziemlich hinten fahre schwankt der Einsatz von voller Power um dranzubleiben bis locker die Beine hängen lassen und rollen. Ich weiß, dass ich damit ziemlich gut umgehen kann, aber die intensiven Phasen nerven trotzdem etwas.

Dann scheint sich aber eine Gruppe von wohl vier Leuten vorne abzusetzen. Dadurch hört das Taktieren auf und die Gruppe läuft gleichmäßiger. Ich kann sogar mit Torsten etwas plaudern.

Dunkle Wolken hängen vor uns am Berg, und ich glaube es war keine gute Entscheidung auf die Wechselklamotten für's Kitzbüheler Horn zu verzichten. Ich hatte auf Sonne zum Mittag hin gesetzt, jetzt sieht es nach allem anderen aus.

Die Strecke ist super zu fahren, der zweite Anstieg des Tages ist sanft, so dass wir ordentliches Tempo in der Gruppe haben. Ich fahre auch mal nach vorne, aber meist bin ich eher hinten, die Führungsarbeit machen andere.

Auch die Abfahrt hinunter bis St. Johann i. T. ist, bis auf ein kurzes 9% Stück, eher moderat. Es läuft also bis jetzt wirklich super. Nur das Damoklesschwert Kitzbüheler Horn schwebt natürlich über uns.

Dann plötzlich nicht weit vor mir ein Sturz, ein Fahrer kommt irgendwie zu Fall und geht über den Lenker, ein anderer fährt drauf und stürzt auch, gerade können wir noch ausweichen, sehr knapp. Im Augenwinkel sieht es so aus, als ob beide aufstehen und weiterfahren können, aber die Gruppe ist für die natürlich futsch (später erfahre ich, dass einer der beiden auf die Schulter gestürzt ist und zur Untersuchung ins Krankenhaus musste)

Ein kurzer Schreckmoment, der deutlich macht, dass ich das Kitzbüheler Horn noch lange nicht erreicht habe. Es arbeitet in mir, aber schnell kann ich mich wieder auf die Hatz zum Horn konzentrieren.

An der Verpflegungsstation muss es schnell gehen, so dass ich nur eine Flasche aufnehmen kann (natürlich das etwas eklig schmeckende Apfelsaft/Salz Gemisch). Da ich ja schon eine Flasche verloren hatte, wird das wohl am Horn nachher eng werden, aber ändern kann ich erst mal nichts.

Dann haben wir St. Johann erreicht, es ist also nicht mehr allzuweit, da verliert einer nach einem Kreisel eine Trinkflasche und die rollt mir direkt vors Rad, zum Ausweichen oder Springen zu spät, ich fahre mit dem Vorderrad drauf, aber zum Glück ist die Flasche nicht ganz voll, so dass sie sich zusammenquetscht, mir zwar etwas das Vorderrad verreißt, aber dann wegspringt, ich kann das Rad gerade noch halten. Man war das knapp. Dieses verdammte Kitzbüheler Horn will mich offensichtlich nicht haben. Ich bin gar nicht so sehr erschrocken, als vielmehr wütend. So einfach lasse ich mich nicht mehr abschütteln, dem Mistberg werde ich es schon noch geben.

Das ist natürlich leicht gedacht, wenn man noch schön im Flachen mit der Gruppe rollt. Aber das hört jetzt bald auf, denn über kleinere Wege fahren wir jetzt etwas verwinkelt durch Wiesen zum Fuß des Anstiegs. Schon hier zieht es sich etwas auseinander, was aber kein Problem ist, denn gleich wird es böse steil und jeder wird zusehen wie er da hoch kommt.

In einer letzten kleinen Abfahrt hinunter zur eigentlichen Straße hinauf auf's Horn verschätze ich mich nochmal und muss in einer Kurve geradeaus fahren, aber dann ist der erste Kampf gewonnen, ich bin am Fuße der Steigung, passiere das 7 Kilometer Schild und den Stoppautomaten.

Ein Ticket ziehe ich natürlich nicht, aber auf dem Radcomputer drücke ich eine Runde ab, meine Zeit möchte ja schon gerne wissen...

Der Weg hierher war holprig, und ein Jahr musste ich jetzt warten um mich hier quälen zu dürfen, aber jetzt scheint die Sonne und ich stelle den Motor auf gut 300 Watt, meist etwas mehr. Vor den steilen Stücken habe ich einen enormen Respekt und hoffe, dass es nicht so brutal wird wie am Monte Zoncolan. Auch die Konstanz der Steigung hat mich beim Studium des Höhenprofils beeindruckt. Jetzt heißt es durchhalten.

Die Sonne, über die ich mich eben noch gefreut habe, geht mir schon nach drei Kehren auf den Keks, denn es ist zu warm, und ich habe nur noch einen kleinen Rest in meiner Trinkflasche. Das reicht niemals. Bei der Steigung kann das mit den 7 Kilometern auch durchaus eine Stunde dauern. Egal, kurbeln und hoffen, muss ich halt schneller fahren, und bevor ich durstig werde oben sein.

Zunächst geht es wirklich erstaunlich gut. Die Steigung ist beeindruckend, aber noch nicht brutal. Auch nicht ganz so konstant wie erwartet. Die Gletscherstraße in Soelden, hinauf zum Rettenbachferner scheint mir da heftiger zu sein.

Allerdings wird es immer wieder sehr steil, deutlich steiler als 13%. Aber irgendwie kriege ich es ganz gut hin. Das 6 Kilometer Schild kommt noch recht schnell, das 5 Kilometer Schild lässt auf sich warten, aber geht noch. Die Sonne knallt jetzt doch etwas, dann gibt es aber eine etwas kühlere Passage durch den Wald.

Ich weiß nicht ob es an der Uhrzeit liegt, aber es ist kaum Verkehr. Sehr gut. An der Mautstation war für uns die Schranke natürlich sowieso offen.

Es kommen tatsächlich auch mal Abschnitte die etwas flacher sind, aber nicht wirklich lange, aber hochschalten tue ich trotzdem. Wenn ich im Steilen fahre trete ich so 300 bis 320 Watt, die Trittfrequenz sinkt aber öfter deutlich unter 70. In den sausteilen Abschnitten schaffe ich es nicht auf den Radcomputer zu schauen.

Die 4 Kilometer Marke ist passiert, und ich habe noch genau einen halben Schluck Wasser. Und ich habe Durst. Weiterkurbeln!

Ein Fahrer der unten so 50 Meter hinter mir war hat mich eingeholt, ich habe zwei oder drei überholen können, und ein paar Fahrer kann ich vor mir sehen. Allerdings nehme ich die nicht als Ziel, es ist mehr so, das jeder einfach kämpft so gut er kann um überhaupt ordentlich hochzukommen.

Als ich aber Joerns weiß blaues Pasculli ein zwei Kehren über mir leuchten sehe, spornt mich das doch nochmal etwas an. Aber ich fürchte mich auch vor den noch steileren Stücken, die ja ziemlich oben erst kommen.

Noch weniger als 3 Kilometer, ich sauge an der leeren Flasche um noch einen Hauch Feuchtigkeit rauszuziehen. Mehr ein psychologischer Effekt als tatsächlich Aufnahme von Flüssigkeit. Aber die Beine bringen noch ihre Leistung. Die paar hundert Meter werde ich wohl auch ohne Wasser schaffen. Bilder von frisch geschnittenen Melonen und Orangen stehen vor meinem geistigen Auge.

Jetzt wird es richtig hart, ein Schild erzählt was von 17,9% Steigung, ich will's gar nicht wissen. Joern habe ich eingeholt, den Fahrer der mich überholt habe ich auch wieder, so langsam glaube ich, dass ich das Ding gut schaffen kann.

Noch gut 1 Kilometer, ein paar Fußgänger feuern an, tut gut, irgendwas bös steiles ist da noch, Wiegetritt, irgendwie hochgestampft, nur noch wenige Serpentinen, ich kann die führende Frau sehen, einmal möchte ich die doch schlagen, auch wenn die wirklich saustark fährt. Ich komme sogar etwas näher, aber nur noch zwei Serpentinen, gleich ist es tatsächlich geschafft, ich kann den Zielbogen sehen, in der letzten Kehre steht ein Rennradfahrer und feuert an „noch 300 Meter“, die Beine gehen immer noch, vom Ziel gibt es Anfeuerung, ich haue nochmal richtig rein, die Caroline kriege ich nicht mehr, aber ich bin im Ziel, was für ein saugutes Gefühl, nach dem Desaster letztes Jahr so gut hier hochgekommen zu sein.

Im Ziel klatscht mich Tom ab, „die Rechnung beglichen“, und er hat sowas von Recht, auch wenn ich während des Anstiegs nicht daran gedacht habe. Dem verdammten Kitzbüheler Horn habe ich es gegeben.

Nach ein paar Minuten, und frischen Melonen und Orangen komme ich wieder etwas runter. Total zufrieden genieße ich die Stimmung im Zielbereich, jeder Ankömmling wird mit Beifall empfangen. Man tauscht sich aus über den Verlauf der Etappe und freut sich zusammen, dass man das Kitzbüheler Horn bezwungen hat. Geil.




Ich gönne mir im Alpenhaus erst mal eine Knödelsuppe und später auch noch einen Germknödel. Es dauert etwas bis die Klamotten wieder trocken sind, aber nachdem es kurz nach Zieleinfahrt etwas kühl wurde scheint auch immer wieder die Sonne, so dass ich zur Abfahrt zum Shuttlebus wieder trocken bin. Und einen Moment genieße ich natürlich auch die schöne Aussicht.



Bei der Abfahrt verbrauche ich gefühlt einen Satz Bremsbeläge, aber das ist mir jetzt auch wurscht. Der Tag war einfach super. Die für mich sehr gute Etappenplatzierung hing natürlich mit den Ampelschaltungen zusammen, sonst hätte ich niemals die Spitzengruppe gehalten. Aber am Kitzbüheler Horn lief es auch richtig gut und noch fühlen sich die Beine super an.

Allerdings kann ich mir vorstellen, dass sich das morgen bei der sehr langen Etappe mit drei Anstiegen, zwei davon recht ordentlich, ändern könnte...

Mittwoch, 10. Juli 2013

Peakbreak 2013 Etappe 5 Statistik

Großkirchheim - Bischofshofen
Kilometer: 112,6 (offiziell 112)
Zeit:  4:30:57 h
Schnitt:  24,9 km/h
Höhenmeter: 2648 (offiziell 2600)
Durchschnittliche Temperatur: 16,4°C (min 7 / max 27)
Rang Einzelwertung: 19 (von 61)
Rang Master 1 Herren: 13 (von 36)
Gesamtwertung Einzel: 21 (von 62)
Gesamtwertung Master 1 Herren: 14 (von 36)
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel (SRAM Quarq):  227 Watt (max 734)
Normalisierte Leistung nach TrainingPeaks:  255 Watt
Durchschnittliche Trittfrequenz: 77 (max 117)
Durchschnittliche Herzfrequenz: 138 bpm (160 max)
Geleistete Arbeit an der Kurbel: 3689 kJ

Fahrradgewicht: 9,4 kg inkl. Trinkflaschen, Luftpumpe, Flickzeug und Radcomputer
Fahrergewicht: 76,6 kg
Kleidung und Nahrung: 2,5 kg
Gesamt(system)gewicht ca. 88,5 kg

Fahrrad:
Rahmen: Cannondale Supersix Evo 2012
Laufräder: Mavic R-SYS SL (Tune DC14 Schnellspanner)
Reifen: Conti GP4000S 23mm (8 bar)
Schaltung: SRAM Red 2012 WiFly mit
SRAM-Quarq Kompakt 34/50 vorne, SRAM (MTB) XX Kassette 11-32 hinten
Bremsen und Kette: SRAM Red 2012
Pedale: Shimano Dura Ace SPD-SL
Lenker: Syntace Racelite 2 CDR Carbon
Sattel: tune Komfort
Radcomputer: Garmin Edge 810

Peakbreak 2013 Etappe 5


Diesmal klingelt der Wecker eindeutig zu früh. Fünf Uhr ist keine Zeit, wenn man gerade selig den Regnerationschlaf schläft. Aber wir müssen so früh starten, damit wir früh über die Glocknerstraße kommen, denn zwischen Wohnmobilen und Motorrädern zu kurven macht nicht so richtig Spaß.

Obwohl es morgens noch recht frisch ist, entscheide ich mich für kurz/kurz, denn es ist wieder ein warmer Sonnentag angesagt, und Hitze ist nun mal nicht so mein Ding, jedenfalls was die Kletterleistung betrifft.


Die neutralisierte Phase ist diesmal recht kurz, kaum sind wir aus dem Ort draußen geht es auch schon los. Ich bin irgendwie ziemlich in der Mitte des Feldes eingeklemmt, komme dann aber raus und fahre nach vorne. In dem Moment gehen vorne so drei, vier, ich ziehe einfach durch und fahre mit raus aus dem Feld.

Es geht leicht berghoch, wir fahren aber nicht wirklich weit weg. Ein Fahrer zieht mit hohem Tempo vorbei und setzt sich erst mal etwas ab, ich fahre mit zwei weiteren Fahrern vorne, dann kommt das Feld, das uns aber bald wieder schnappt.

Nun steigt die Straße ganz ordentlich an in Richtung Heiligenblut. Und es sortiert sich wieder etwas, d.h. die üblichen Verdächtigen bewegen sich recht weit vorne, dahinter eine lose Gruppe zu der auch ich gehöre usw.



Ich habe meine Kletterleistung zwar mal angetestet, aber bis zum Beginn der Glocknerstraße lasse ich mich auf keine Späße mehr ein, sondern fahre eher konstant, wie die meisten anderen auch. Die Spitze ist jetzt eh schon ein Stück vorraus.

Ich fühle mich eigentlich ganz gut, ich scheine mich jeden Tag mehr vom Schweizer Radmarathon zu erholen. Klingt seltsam bei dem Programm das wir uns hier antun, ist aber so.

Zu Beginn der Glocknerstraße gibt es erst mal eine schöne, recht gerade verlaufende Rampe. Mein Ziel sind so knapp über 300 Watt zu klettern und dabei mindestens eine 80er Trittfrequenz zu treten. Dank der Bergübersetzung klappt das sogar einigermaßen.

Ich bewege mich ungefähr mit den gleichen Fahrern in ähnlichem Tempo wie auch schon gestern. Mein Plan ist es berghoch etwas Abstand rauszuarbeiten, damit ich in der Abfahrt etwas Vorsprung habe, den die schnellen Jungs ja locker wieder aufholen, so kann ich vielleicht unten nach der Mautstation dranbleiben und eine schnelle Gruppe erwischen.

Allerdings ist der Glockner von dieser Seite aus nicht gerade mein Lieblingsanstieg. Im Gegenteil hier habe ich eigentlich immer eher gelitten. Doch diesmal klappt es zunächst ganz gut. Ich nehme mir sogar Zeit für einige Fotos.

Die Wetterbedingungen sind fantastisch, ich liebe es früh morgens einen Alpenpass hochzufahren, und die Temperatur ist noch herrlich kühl, dabei scheint die Sonne. Traumhaft. Das beflügelt natürlich auch beim Klettern.



So fahren wir Rampe um Rampe hoch. Zwischendurch vergleiche ich mal die Leistung mit Andrej, der muss an einem 10% Stück 40 Watt mehr treten für die gleiche Geschwindigkeit, d.h. pro Kg ca. 4 Watt. Ich bereue es schon ein bisschen, dass ich nicht ernsthaft versucht habe, die angestrebten 74 kg Körpergewicht zu erreichen.



Anyway, noch gehen die Beine gut, die Straße wechselt immer mal die Richtung, und dann kommt auch schon so eine Hütte, ich glaube wir sind bald an der Mautstation, und von da ging es doch gleich flach, bzw. bergab zum Kreisel? Oder war das so, dass dazwischen immer wieder lange steile Teilstücke kommen und sich das Ganze immer wieder nervig verzögert, so dass man psychologisch nachher angeschlagen ist und keinen Bock mehr auf den Berg hat?


Hm, natürlich eher letzteres. Aber ich ignoriere das mal und trete einfach brav meine Leistung. Es dauert dann tatsächlich noch recht lange bis zur Mautstation. Und nach der Mautstation geht es auch noch weiter berghoch, denn flach wird es erst an der Kasereck Alm. Jep, so war das, also schön weitertreten.



Aber dann kommt auch endlich das ersehnte Flachstück und die kleine Zwischenabfahrt. Die Jungs von denen ich mir eine schnelle Gruppe nachher erhoffe sind aber nur knapp hinter mir und unten am Kreisel, wo wir rechts zum Hochtor abbiegen haben sie mich wieder eingeholt. Also muss ich mir den Vorsprung jetzt neu erarbeiten.

Zunächst knallen die aber eher schneller in die nun folgende, eher fiese Rampe rein als ich. Aber ich bleibe bei meinen ca. 300 Watt Kletterleistung, die jetzt schon mehr Konzentration erfordert. Noch funktionieren die Beine aber super.


Und es dauert einige Kehren, die ich eigentlich nach meinen bisherigen Erfahrungen sogar etwas fürchtete, bis ich mich wieder ran- und schließlich vorbeigearbeitet habe. Aber es läuft wirklich super, das ein oder andere Foto gönne ich mir noch, ansonsten versuche ich einen guten Rhythmus zu finden und zu halten.



Mittlerweile ist es recht kühl, etwas unter 10°, und da ich natürlich gut durchgeschwitzt bin fühlt sich das nur so mittelmäßig gut an. Vor allem in der Abfahrt werde ich nachher wohl etwas leiden.




Ist mir aber noch egal, ich kann jetzt schon die letzten, wenn auch langen, Kehren zum Hochtor sehen, das noch etwas von einer Wolke eingehüllt ist. Es gibt etwas Gegenwind, geht aber. Dann komme ich auf die letzte Rampe und kann schon den Parkplatz sehen.

Aus einem Rennbegleitfahrzeug werde ich oben nochmal angefeuert und ziehe voll durch, denn ich will etwas Vorsprung vor den Anderen in der Zwischenabfahrt halten. Ich kann es ja nicht mehr so gut leiden, wenn die anderen an mir vorbeipfeilen.

Die Abfahrt läuft auch gut, wenn es auch sehr kühl ist, aber nicht dramatisch. Ich fahre alleine bis zum letzten Teil der Zwischenabfahrt an der Fuscher Lacke, da haben mich die anderen vier eingeholt. Na das ging ja noch. Nun muss ich aber im Gegenanstieg zum Fuscher Tor nochmal etwas Vorsprung rausholen und darf oben an der Verpflegungsstation nicht anhalten. Aber selbst dann wird es wahrscheinlich nicht reichen, dafür ist die Abfahrt zu lang.

Nachdem die Leistung zwischendurch mal etwas abgesunken war, trete ich im Gegenanstieg wieder knapp meine 300 Watt und kriege auch wieder etwas Trittfrequenz in die Beine, das ist mir die letzten Tage nicht so gut gelungen.

An der Aidstation nehme ich zwei Flaschen auf, was ohne Anhalten klappt, danke nochmal an die freundlichen Helfer, die uns hier so gut unterstützen!

Am Beginn der Abfahrt werde ich kurz von einem Auto aufgehalten, dann läuft es aber ganz gut. Trotzdem ist mein Vorsprung natürlich nicht groß genug, noch vor dem Naturmuseum haben mich die drei, oder vier, genau weiß ich es gar nicht mehr, eingeholt.

Ich fahre mein Abfahrtstempo, selten mal über 70 km/h, und bleibe dabei ziemlich alleine. Nur zwei Rennradfahrer die nicht zum Rennen gehören überholen mich, was mich etwas reizt, so dass ich hinterhersetze, ohne allerdings etwas zu riskieren.

Es wundert mich schon, dass mich bis jetzt sonst niemand überholt hat, anscheinend bin ich doch ganz gut den Glockner hinaufgekommen. Die Abfahrt ab der Mautstation mag ich sehr, so dass ich hier auch im Vergleich ein ganz gutes Tempo hinbekomme. Dann wird es ja etwas flacher und man muss schon ziemlich mittreten.

Ich rechne immer mit einer Gruppe von hinten, aber es kommt keine. Ein bisschen werde ich durch Autos und eine Baustelle aufgehalten, aber im Prinzip trete ich so zwischen 260 und 280 Watt. Alleine im Wind. Aber letztlich ist es ja bis Bruck eine Abfahrt, so dass es auch keinen Sinn macht irgendwie zu warten. Nur ab Bruck hätte ich schon gerne eine Gruppe, sonst wird es zäh. Mist, dass die anderen soviel besser abfahren als ich, denn das wäre schon eine ziemlich gute Vierergruppe geworden.

Anyway, in Bruck angekommen fühle ich mich wie zu Hause, der Glockner ist ja sowas wie mein Hausberg. Und so ist mir auch die Streckenführung klar und die Straßen sogar vertraut. Noch bin ich alleine, von hinten kommt nix, und ich überlege gerade wieder ob ich am Zeller See nicht einen Cappuccino nehmen soll, da sehe ich noch vor dem Abzweig nach Thummersbach einen anderen Fahrer am Straßenrand, der gerade auf sein Rad steigt.

Ich warte auf ihn, und er meint „zu zweit ist besser“. Recht hat er. Na das ist doch geil, so habe ich jetzt einen Mitstreiter. Und wir arbeiten ganz gut zusammen. Am Ende des Sees biegen wir auf kleinere Sträßchen ein. Man muss ein bisschen aufpassen keinen Abzweig zu verpassen, aber alles ist gut markiert. Nur einmal muss ich meinen Mitfahrer davon abhalten in eine Hofeinfahrt zu fahren, aber dann läuft es sehr gut.

Recht lange geht es flach bis leicht wellig. Ich fühle mich immer noch gut, auch wenn ich etwas Respekt vorm Dienter Sattel habe, ich kann mich erinnern den letztes Jahr schon aus dem Begleitfahrzeug heraus als recht steil empfunden zu haben.

Es dauert eine Weile bis wir die kleinen Sträßchen verlassen und auf die Hochkönigstraße einbiegen. Von nun an geht es immer leicht bergauf, manchmal auch weniger leicht. Aber noch immer lohnt es sich zusammenzuarbeiten. Auch wenn man nicht so sehr profitiert wie im Flachen motiviert man sich doch gegenseitig.


Schließlich erreichen wir die zweite Aidstation. Ich nehme nur ein Wasser, das Alternativgetränk, das angeblich Apfelsaft ist, schmeck ziemlich eklig. Ich hatte oben am Fuscher Tor eine Flasche davon genommen, und war etwas vom Geschmack „überrascht“. Eine Spezialmischung mit Salz. Schmeckt wie wenn man beim Schwimmen im Meer unfreiwillig Wasser schluckt. Habe es trotzdem komplett weggehauen.

Denn mittlerweile ist es recht warm, und an manchen Stellen knallt die Sonne schon ganz gut. Vor allem geht es jetzt nach der Aidstation steil berghoch. Ein Schild zeigt 15% Steigung an, ich hatte mich also damals im Auto nicht getäuscht.

Mein Partner bleibt etwas zurück, ich scheine etwas mehr Kletterreserven zu haben. So schraube ich mich langsam nach oben. Dabei überhole ich einige Mountainbiker, u.a. zwei Frauen. Wir grüßen uns und die eine meint „werst naarisch, noch so frisch“.

Mal abgesehen davon, dass das noch ziemlich am Beginn des Anstiegs ist, muss sie von außen was anderes sehen, als ich von innen fühle, denn frisch ist an mir gar nichts mehr. Zwar treten die Beine schon noch an die 290, 300 Watt, aber auch nur weil ich es ihnen sage, und etwas gegen ihren Willen.

Trotzdem komme ich ganz gut nach oben. An einer Baustelle muss ich über klebrigen frischen Teer fahren, was etwas zäh geht, da es gerade hier auch wieder recht steil ist, aber sonst komme ich gut den Berg hoch.

Und dann ist auch schon der Filzensattel erreicht, d.h. es gibt eine kleine Zwischenabfahrt. Die ist auch super zu fahren, aber nicht so richtig lang. Denn nun geht es hinauf zum Dienter Sattel. Aber auch das funktioniert super, so richtig böse steil wird es eigentlich nicht mehr. Das hatte ich nicht mehr recht in Erinnerung und durchaus die Befürchtung, dass nochmal ein Hammer kommt.

Der bleibt aber aus, und so fahre ich alleine in die Abfahrt. Ich schaue mich immer mal um, aber mein Streckenabschnittspartner ist nicht zu sehen. Die Abfahrt ist aber mal richtig geil zu fahren. Bis auf ein kleines 15% Stück mit ganz vernünftigem Gefälle, gut einsehbare nicht zu scharfe Kurven, für mich genau richtig.

Wie schon von Tom angekündigt werden wir allerdings von der Polizei des Landes Salzburg überwacht. Während in anderen Bundesländern und auch in Italien die Polizei uns unterstützt und geschützt hat, ist es hier so, dass man aus Sicherheitsgründen genau das Gegenteil macht, d.h. Die Markierung der Strecke wird verboten und einige andere Dinge, und es fahren Polizeimotorräder die anscheinend darauf hoffen, dass wir Verkehrsregeln brechen um uns Strafen aufbrummen zu können. Wie dumm ist das denn? Damit erreicht man ja genau das Gegenteil von dem was man behauptet erreichen zu wollen, nämlich Sicherheit. Und das bei mindestens gleich hohem Personalaufwand. Versteht keiner.

Aber ist nun mal so. Im Racebriefing wurde das auch erwähnt, so dass ich nicht überrascht bin, dass mich ein Polizeimotorrad überholt, wieder dreht nochmal schaut und dann wieder hinter mir her fährt.

An einer Baustelle muss ich halten, da die Ampel rot ist. Dumm nur, dass außer mir niemand da ist, auch kein Auto. So schaltet die Ampelanlage nicht. Verdammt. Ich warte fast zwei Minuten, dann nehme ich Blickkontakt mit den Bauarbeitern auf und rolle vorsichtig hinunter.

Das hat Zeit gekostet. Egal, weiter geht es bergab. Ich komme durch ein Dorf, dort wartet ein weiteres Polizeimotorrad und notiert sich meine Durchfahrt.

Noch immer geht es auf der gleichen Straße bergab, da meldet mein Garmin „Bitte wenden“. Ich hatte heute mal die Navigation eingeschaltet und mir die Route auf den 810 geladen. Obwohl ich weiß, dass der Blödsinn anzeigt (und nicht zum ersten mal), werde ich kurz unsicher. Doch dann sehe ich die 110 km Markierung. Jetzt sind es noch zwei Kilometer, also nochmal etwas Gas geben. Vor mir ist niemand und hinter mir kommt auch nix, und diese zwei Kilometerchen kann ich jetzt auch alleine nochmal powern.

Dann geht es noch über zwei Kreisel, natürlich sind da Autos im Weg, aber kein großes Problem, die werden „weggefuchtelt“, dann geht es kurz links und durch den Zielbogen. Geil, das hat richtig Spaß gemacht. Die bisher schönste Etappe. Super über den Glockner gekommen, Glück gehabt, dass ich im flachen Teil noch einen Mitstreiter gefunden habe und auch der Dienter Sattel ging super, ganz zu schweigen von der schönen Abfahrt.

Mit dem Hotel habe ich diesmal Glück, liegt zentral an Start/Ziel, und das Zimmer ist viel besser als gestern, nur das mit den Ergebnislisten ist immer noch Mist. Im Internet stehen falsche Daten, da die Zeitmessung abgestellte Räder doppelt erfasst hat, die Gesamtliste ist wie immer nirgends zu sehen, außerdem fehlen da die Teamfahrer, was letztes Jahr anders war, und auch schlicht falsch ist, denn würde ein Teamfahrer die Etappe als erster beenden hätte er sie wohl auch gewonnen?!

Außerdem verschwinden die Ergebnisse der Voretappen sobald die aktuelle online ist. Und nebenbei werden in der Druckansicht die Ergebnisse von irgendwelchen Nordic Walkern angezeigt. Also da ist mal richtig durcheinander beim Ansprechen der Datenbank. Mir scheint die sind mit dem Etappenrennen einfach überfordert...

So rechne ich ein bisschen, suche mir die falschen Ergebnisse aus den Aushängen und online zusammen, addiere die einen, ziehe die anderen ab, und weiß letztlich doch nicht genau wo ich stehe, und gesamt schon mal gar nicht. Ich hoffe die zeichnen wenigstens die Zeiten korrekt auf und irgendwann werden die Ergebnisse in vernünftiger Form nachgereicht.

Morgen wird mich das kaum beeinflussen, ich versuche eh so gut abzuschneiden wie es geht. Außerdem habe ich nur zwei Ziele. Erst mal überhaupt heil ans Kitzbühler Horn kommen, hat ja letztes Jahr nicht so gut geklappt, und dann da irgendwie hoch kommen...