Freitag, 15. November 2013

Sportmedizinische Untersuchung


Heute morgen galt es eine wichtige Hürde auf dem Weg zur Startlinie des RAAM 2014 zu nehmen. Eine umfassende sportmedizinische Untersuchung mit Belastungs-EKG stand auf dem Programm.

Auch wenn ich ziemlich geil bin auf das Abenteuer RAAM, so möchte ich natürlich nicht nur gesund am Start stehen, sondern auch gesund im Ziel ankommen. Deshalb ist dieser Check auch für den Kopf sehr wichtig. Ein positives Ergebnis gibt einfach mehr Vertrauen in den eigenen Körper.

Vor allem auch das EKG unter Belastung musste einwandfrei sein.

Verbunden haben wir das Ganze gleich mit einem klassischen Stufentest. Dabei ging es nicht so sehr um die Festlegung der Trainingsbereiche, da vertraue ich auf die Leistungsdiagnostik nach dem STAPS System. Aber ich kann damit interessante Vergleiche ziehen zu früheren Tests dieser Art, die ich bereits gemacht habe und eben auch zum STAPS Test.

Wegen der Vergleichbarkeit mit alten Tests haben wir uns für ein Testprotokoll mit 50 Watt Stufen á 3 Minuten entschieden. Start bei 100 Watt.

Neben dem Laktat wurde auch eine Atemgasanalyse durchgeführt. Die Spiro macht das Fahren auf dem Ergo nicht unbedingt bequemer, vor allem da die Maske so eng saß, dass mir jetzt noch die Nase weh tut, und der Frisur hat es auch nicht gerade gut getan...

So richtig bequem ist das mit der Maske und dem Kabelgewirr nicht.

Das Ergebnis war so, wie ich es mir erhofft hatte. Keine Auffälligkeiten, alle Werte deutlich im grünen Bereich. Als letzte Stufe bin ich 450 Watt gefahren, die allerdings nur halb. Daraus wird dann eine Abbruchleistung von 425 Watt. Die hat aber für das Training keine große Bedeutung. Die IAS schon eher. Da lag der Wert mit 289 Watt etwas unter dem STAPS Ergebnis, das war aber zu erwarten. Aus der Praxis zeigt sich, dass die STAPS Werte hier näher an der Realität auf dem Fahrrad liegen. Die VO2max relativ lag bei ca. 61 ml/min/kg

Wichtigstes Ergebnis für mich ist aber, dass das Belastungs-EKG sehr gut ausgesehen hat, auch auf der letzten Belastungsstufe.

Bei 150 Watt ist noch alles easy.

Diese Hürde ist also genommen. Jetzt heißt es gesund bleiben. Eine Garantie, dass meine Knie das Training bis zum Rennen überstehen ist das natürlich nicht, aber ich habe ja Umfang und Intensität Jahr für Jahr recht moderat gesteigert, die Chancen stehen also gut.

Sonntag, 10. November 2013

Das RAAM, Teil 1 - Geschichte

Die Durchquerung der USA auf unterschiedlichste Art und Weise bot schon immer Stoff für spektakuläre Unterhaltung und Heldengeschichten. Die ersten Durchquerungen mit dem Fahrrad fanden schon im 19. Jh. statt und dauerten ca. 10 bis 15 Wochen. Die mutige Fahrt mit dem Hochrad erzeugte aber noch recht wenig Aufmerksamkeit. Auch waren die Unternehmungen eher abenteuerliche Radreisen und keine Radrennen.

Die Idee die Durchquerung der USA als sportlichen Wettkampf zu organisieren entstand in den 1970er Jahren und geht zurück auf John Marino. (In 1980 durchquerte er die USA in 12 Tagen).

Im Jahre 1982 war es dann soweit. Unter dem Namen „The Big American Bike Race“ starteten vier Fahrer in Los Angeles mit dem Ziel als erste am Empire State Building in New York anzukommen. Unter ihnen der Veranstalter John Marino.

Das Rennen erzeugte damals viel Aufmerksamkeit. Es wurde sogar im amerikanischen Fernsehen übertragen.

Der erste Sieger des Rennens war Lon Haldeman er brauchte 9 Tage 20 Stunden und 2 Minuten, damit distanzierte er den Zweiten, John Howard (Ironman Sieger), um ca. 15 Stunden. Dabei fuhr er einen Schnitt von 20,23 km/h über die 2968 Meilen (4776,5 km). Dritter wurde Michael Shermer, der Namensgeber für den fiesen „Shermer's neck“, John Marino selbst wurde Vierter mit 12 Tagen 7 St. 37min.

Fantastische Ausdauerleistungen! Wirklich deutlich wurde das, als Mitte der achtziger Jahre mit Jonathan Boyer erstmals ein Radprofi teilnahm, der anderthalb Jahre zuvor noch 12. bei der Tour de France geworden war. Er gewann das Rennen in 9 Tagen 2 St. 6 min. Michael Secrest ein reiner Ultraausdauerfahrer und Amateuer wurde Zweiter mit gerade mal 4:02 St. Rückstand.

Damit war klar, dass das RAAM bzw. der Ultraausdauerbereich eine eigene Radsportkategorie begründet, die neben den klassischen Straßenrennen, Zeitfahren, Kriterien oder auch dem Bahnradsport besteht. (Mehr zum Ultracycling und eine Abgrenzung zu anderen Radsportdisziplinen gibt es in einem kommenden Beitrag)

Natürlich gab und gibt es immer wieder Stimmen die Zweifeln, ob es möglich ist die Strecke ohne irreparable Gesundheitsschäden zu überstehen, aber mittlerweile hat die Erfahrung gezeigt, dass es wohl schädlicher ist drei Wochen lang nur auf der Couch vor dem Fernseher zu sitzen und Chips zu futtern als 12 Tage am Stück Rad zu fahren.

Aber unbestritten ist die enorme körperliche und mentale Belastung der die Teilnehmer ausgesetzt sind. Das hat sich auch nach 30 Jahren nicht geändert. Auch wenn das Material einige positive Entwicklungen durchgemacht hat, so müssen die Teilnehmer doch noch immer genauso gegen Hitze, Wind und Wetter kämpfen, sich im Straßenverkehr durchsetzen und, wenn sie eine gute Platzierung erreichen wollen, auch gegen den Schlafentzug ankämpfen.

Im Laufe der Renngeschichte kristallisierte sich heraus, dass im Prinzip die Strategie mit möglichst wenig Schlaf die schnellste ist. Schon in der ersten Auflage des Rennens setzte der Sieger Lon Haldeman auf diese Strategie. Auf die Idee brachte ihn seine Frau, die im Jahr zuvor den Rekord für die schnellste USA Durchquerung mit dieser Strategie geschafft hatte.

Erst 2007 hat der deutsche Michael Nehls sehr bewusst, und mit fundierten Überlegungen untermauert, auf eine Strategie mit viel Schlaf gesetzt. Diese Strategie erhöht die Wahrscheinlichkeit das Rennen überhaupt zu finishen, ein Sieg scheint damit aber unwahrscheinlich. (Mehr zur Strategie gibt es in einem kommenden Beitrag)

Ein bedeutendes Ereignis aus europäischer Sicht war die erfolgreiche Teilnahme des Österreichers Franz Spilauer 1987. Er war damit der erste europäische Finisher, im Jahr darauf der erste europäische Sieger.

Der erste deutsche Finisher war Hubert Schwarz 1991. Einen deutschen Sieger des Rennens hat es bis jetzt noch nicht gegeben.

Allerdings gibt es neben der Solo Kategorie in der seit 1984 auch Frauen starten, noch weitere Kategorien in der sich mehrere Fahrer die Strecke teilen. Das ändert den Charakter des Rennens sehr, die Herausforderung für die Teilnehmer ist aber auch hier enorm. Bekannte Teilnehmer als Zweierteam waren z.B. 2004 Joe Kelly und Jutta Kleinschmidt.

Für mich persönlich ist das RAAM die Solo Racer Kategorie. Es ist die ultimative Herausforderung im Ausdauerbereich. Ein Rennen, immer noch ein Schuss Abenteuer dabei, aber ein logisch sinnvolles Rennen. Alles lässt sich irgendwie steigern, aber beim RAAM würde das keinen Sinn machen.

Im Jahre 1993 hat das „Outside Magazine“ versucht herauszufinden, was denn das härteste Ausdauerrennen der Welt sei. Die Beauftragte Jury aus Athleten und Rennbeobachtern entschied sich für das RAAM, noch vor dem Iditarod Schlittenhunde Rennen und der U.S. Army's Best Ranger Competition. Der Ironmantriathlon auf Hawai kam hier nur auf Platz 10.

Sicher ist solch eine Einschätzung trotz formulierter objektiver Kriterien nichts desto trotz subjektiv. Aber auch die Finisherquote liegt nur bei ca. 50%, was ein weiteres Indiz für die große Herausforderung, die das RAAM darstellt, ist.

In den neunziger Jahren waren Rob Kish, Gerry Tatrai, Danny Chew und Wolfgang Fasching die dominierenden Figuren, die 2000er Jahre wurden von Jure Robic beherrscht, nur Daniel Wyss konnte dagegen halten.

Momentan erlebt der Ultraausdauersport einen Boom und auch das Race Across America profitiert davon. Letztlich ist es aber auch die Grundlage auf der diese Art des Ausdauersports gewachsen ist.

In den letzten Jahren haben wir extrem spannende Rennen erlebt, mit dem Höhepunkt 2013, als der Sieger von 2011 Christoph Strasser, angetrieben vom Sensationssieger von 2012 Reto Schoch, die Rekorde von Reto Schoch und Peter Penseyres für die schnellste Zeit und die größte Geschwindigkeit beim RAAM gebrochen hat, inkl. der schnellsten Durchquerung der USA mit dem Rad überhaupt. Dabei fiel die "magische" Marke von 8 Tagen.

Ich freue mich sehr darauf 2014 selbst am Start zu stehen und Teil der Geschichte des Race Across America zu werden.

Quellen:
www.raceacrossamerica.org
http://en.wikipedia.org/wiki/Race_Across_America
http://de.wikipedia.org/wiki/Race_Across_America
Race Across America RAAM History 1982-2002 (TV Beitrag)
"Herausforderung Race Across America" von Nehls / Geißler (2009 Delius Klasing)

It's all about... the RAAM!

Betitelt in Anspielung auf einen dieses Jahr erschienen Film (und begleitendes Buch) zum Thema Ultracycling starte ich heute eine kleine Serie mit Infos zum RAAM. Dabei möchte ich gerne die wichtigsten Protagonisten vorstellen.

Außerdem gibt es einen Beitrag zur speziellen Bedeutung des RAAMs im deutschsprachigen Raum, speziell auch in Österreich.

Ich werde auch einige Bücher, DVDs und Onlinequellen vorstellen. In der über 30jährigen Geschichte des Rennens ist da doch einiges zusammengekommen.

Starten möchte ich die kleine Serie mit einem Blick auf die Entstehung und die Geschichte des Rennens.

Sonntag, 3. November 2013

Christoph Strasser Vortrag in Pößneck

Wenn man sich an so etwas großes wie das RAAM heranwagt, dann möchte man sich natürlich gut vorbereiten. Dazu gehört sicher auch, dass man von den Erfahrungen anderer lernt. Wer würde sich besser dazu eignen, als der diesjährige Gewinner des Rennens (und Rekordhalter über die Strecke) Christoph Strasser.

Es ging mir nicht so sehr um konkrete Informationen, sondern vielmehr darum, ein Gefühl für das Rennen zu bekommen, vielleicht auch festzustellen, was für ein Typ man sein muss um das RAAM erfolgreich zu bestreiten. Bisher habe ich nur zwei RAAM Veteranen persönlich getroffen, Franz Venier, mit dem ich mich im Rahmen eines Trainingscamps 2010 ausführlich unterhalten konnte und Benny Furrer, den ich allerdings beim Schweizer Radmarathon nur gesehen habe. Da ergab sich leider keine Gelegenheit ihn anzusprechen.

Da es nicht so viele deutsche Teilnehmer überhaupt gibt, und die Österreicher sehr stark beim RAAM vertreten sind, gibt es Vorträge meist eher im süddeutschen Raum, wenn überhaupt. Deshalb habe ich zusammen mit Jörg und Marco, die mich auch beim RAAM begleiten werden, die Gelegenheit genutzt als Christoph gestern in Pößneck einen Vortrag hielt.

Nicht jeder der gut Rad fährt ist zwangsläufig ein guter Redner oder macht gute Vorträge, so ist immer die Frage lohnt es sich fünf Stunden im Auto zu sitzen um sich sowas anzuschauen.

Klare Antwort im Fall von Christoph Strasser: Ja, es lohnt sich!

Der Vortrag war nicht nur sehr informativ für mich, der ich ja selbst am Rennen teilnehmen will, sondern das war richtig geil. Das Ganze war extrem kurzweilig, Christoph war sehr locker und offen, und es gab emotionale und beeindruckende Bilder und Filmclips zu sehen.

Christoph Strasser ist sehr auf das Publikum eingegangen, so dass es völlig egal ist, ob du nun Radsportler, Sportler im allgemeinen oder einfach nur interessierter Zuschauer bist, du nimmst auf jeden Fall was positives mit nach Hause und hattest zwei Stunden Spaß.

Was mir am besten gefallen hat, das Ganze war nie so pathetisch, schwülstig, sondern schon emotional aber trotzdem sachlich ohne Heldengetue. 

In der Pause und vor sowie nach dem Vortrag gab es die Gelegenheit Fragen zu stellen. Und egal ob technische Fragen, Fragen nach Wattzahlen und trainingsrelevanten Dingen oder eher allgemeinen Fragen, immer hat man offene Antworten bekommen.

Ich muss sagen, ich war mir nicht sicher ob der Vortrag nicht demotivierend wirken könnte, aber das Gegenteil war der Fall. Ich habe noch mehr Respekt vor Christophs Leistung und dem Rennen an sich, aber meiner Motivation hat der Abend wirklich einen Schub gegeben.

Wenn ihr also mal einen guten Abend verbringen wollt, einen Eindruck vom Ultracycling bekommen wollt, oder euch etwas Motivation für die eigenen sportlichen Ziele holen wollt, schaut euch einen der Vorträge von Christoph an. Die Vortragstermine finden sich auf der Website von Christoph Strasser.

Mit Christoph Strasser (mitte) und Jörg in Pößneck

Statusupdate

Nachdem ich mich erst mal meinem Frust über die verkorkste zweite Saisonhälfte hingegeben habe, fiel mir das Posten etwas schwer. Aber nun ist die Ursache komplett überwunden und ich bin wieder gut im Training. Björn quält mich ordentlich mit seinen Trainingsplänen, vor zwei Wochen haben wir eine Leistungsdiagnostik gemacht, die erste bei der ich völlig fit an den Start gegangen bin, und das Ergebnis war ganz ok.

Für so ein Projekt wie das RAAM braucht man viel Motivation und man muss sich sehr fokussieren. Das trifft auch schon auf die Vorbereitung zu. Umso besser, wenn man vom Enthusiasmus eines RAAM Rekordsiegers profitieren kann! (mehr dazu in einem separaten Post)

Das neue Blogdesign verzögert sich etwas, aber ich hoffe, dass mein neu gewonnener Sponsor für die Umsetzung, medialis.net eine große Hilfe bei der Verbesserung der Website sein wird, und ich die Blogleser möglichst umfangreich am Abenteuer RAAM teilhaben lassen kann.

Veröffentlich wird alles unter steilberghoch.com Neben Tweets (twitter.com/steilberghoch) und einer Facebook Page (www.facebook.com/steilberghoch), wird es auch ein Videoblog geben. Spannende Wochen und Monate bis zum 10. Juni also...