Mittwoch, 23. September 2009

Statistik Timmelsjoch und Söldner Gletscherstraße

Gesamttageskilometer: 131
Gesamtdauer: 7:55 h
Schnitt: 16,5 km/h
Höhenmeter: 4540

Timmelsjoch ab St Leonhard:
Länge: 30 Kilometer
Dauer: 2:26 h
Schnitt: 12,3 km/h
Höhenmeter: 1813

Söldner Gletscherstraße
Länge: 12,5 Kilometer
Dauer: 1:40 h
Schnitt: 8 km/h
Höhenmeter: 1288

Timmelsjoch ab Sölden:
Länge: 21,5 Kilometer
Dauer: 1:46 h
Schnitt: 12,3 km/h
Höhenmeter: 1185

Fahrrad: Stevens Aspin 2007
kleinste Übersetzung: 30 - 27 = 2,33m
Gewicht: ca. 12 kg inkl. Trinkflaschen und Fotoapparat
Systemgewicht inkl. Fahrer (81kg + 2,8 Kleidung) ca. 96 kg

Timmelsjoch Nordrampe von Sölden

Samstag 19.09.2009 ca. 15:00 Uhr

Die ersten Kilometer von Sölden aus Richtung Timmelsjoch sind recht locker zu fahren, die Steigungen noch moderat. Einzig der Wind bläst manchmal recht heftig entgegen, obwohl er bei der Abfahrt doch von der Seite kam...



Es gibt sogar noch einige fast flache Stücke, bis es dann an der Abzweigung in Richtung Timmelsjoch so richtig losgeht.



Die Steigungen liegen wohl so um die 8 bis 10 Prozent, allerdings fängt mein Radcomputer plötzlich an zu spinnen, und die Anzeige schwankt sekündlich zwischen 17 und 20 Prozent. Auch mehrmaliges aus- und wiedereinschalten bringt nichts, so überlege ich kurz ob ich auch dieses Mistding in den Wald werfe (zu der Brille und dem Helm), kann mich dann aber beherrschen.



Die Steigung liegt dann irgendwann ziemlich konstant um 10 oder 11 Prozent, mit leichten Abweichungen nach oben. Dafür, dass ich schon über 3000 Höhenmeter in den Beinen habe, geht es , aber bis zur Mautstation muss ich schon ordentlich kämpfen.


Dann gibt es erst mal etwas Erholung, denn jetzt kommt sogar eine Abfahrt auf der man so 150 Höhenmeter abgibt, bevor es in den letzten Teil geht.

Dieser Schlussanstieg liegt bei ziemlich konstanten 11% und zunächst geht es ohne Serpentinen recht gerade am Berg entlang.



Jetzt noch eine kilometerlange Elfprozentsteigung zu fahren ist eigentlich schon mehr als ich brauche, aber womit ich gar nicht gerechnet habe ist der heftige Gegenwind, der mir jetzt plötzlich hier entgegenschlägt.

Ich kann es eigentlich gar nicht fassen. Diese Seite des Timmelsjochs sollte eigentlich die einfachere Variante sein, aber ab jetzt gibt es keine Verschnaufpause mehr und der Wind ist ein rücksichtsloses Miststück.

Wenn man mit der körperlichen Anstrengung an seine Grenzen geht, dann sinkt die Toleranz gegenüber allem Äußeren beträchtlich. Und irgendwann platzt mir der Kragen und ich kann nicht anders als es persönlich zu nehmen. Wutentbrannt brülle ich dem Wind entgegen was ich von ihm halte. Ähnliche Erfahrungen habe ich schon auf meinen Radreisen gemacht, vor allem mit dem Wind in Irland hatte ich das eine oder andere verbale Scharmützel. Das ist immer auch ein Anzeichen, dass die Belastungsgrenze nahe ist.

Ich versuche auf jeden Fall bis zum Beginn der Schlussserpentinen durchzuhalten, die sich in der Ferne abzeichnen. Die Gedanken drehen sich dabei hauptsächlich um die Ungerechtigkeit, dass ich hier jetzt nicht nur gegen 11% Steigung, sondern auch noch gegen heftigen Gegenwind ankämpfen muss. Von wegen gemütlicher Saisonabschluss. Habe ich eigentlich schon gesagt, dass ich den Wind wirklich hasse? Vor allem diesen seltsamen Alpenwind, der völlig konstant bläst.


Egal trotzdem erreiche ich die Serpentinen. Meine Hoffnung ist, dass jetzt der Wind nicht mehr von vorne kommt, und wenn dann nur noch nach jeder zweiten Kehre. Im Prinzip funktioniert das auch. Aber ich merke, dass jetzt die Grenze erreicht ist, ich kämpfe mit den letzten Reserven. Ich versuche noch ein Gel zu nehmen, muss aber feststellen, dass die Tube schon leer ist. Zu früh gefreut, einen Riegel habe ich noch, aber den kann ich nicht essen, ist mir zu anstrengend.

Durch das mehrmalige an- und ausschalten des Fahrradcomputers kann ich die zurückgelegte Distanz von Sölden aus nicht ablesen, so dass ich nicht weiß wie weit es noch ist. Die Sonne ist jetzt nicht mehr zu sehen, da eine Wolke das Timmelsjoch einhüllt, und so fahre ich, und hoffe immer dass vielleicht die nächste oder wenigstens die übernächste Linksserpentine die letzte ist. Und irgendwann erscheint links ein großer Parkplatz, aber ich weiß nicht mehr ob das schon der Pass ist, oder ob da unterhalb noch was war, denn die Passhöhe liegt in die Wolke eingehüllt. Aber es ist tatsächlich der Parkplatz des Gasthauses auf der Passhöhe. Fast geschafft.

Ich kämpfe mich noch die letzten Meter bis zum höchsten Punkt und dem Passschild, das etwas Richtung italienischer Seite steht, und drehe dann um, um vor dem kleinen Denkmal mit dem Adler das Foto für die Söldenseite zu machen. Allerdings bin ich wirklich fertig. Ich schaffe es nicht mehr vom Fahrrad abzusteigen, die Erschöpfung lässt diese koordinativ anspruchsvolle Aufgabe einfach nicht mehr zu, so dass ich mich einfach fallen lasse, obwohl da keine Wiese ist sondern Steine. Das ist mir aber völlig egal.

Das Fahrrad liegt am Straßenrand, und durch die Wolke ist nur wenig Sicht, aber die wenigen Autos fahren dran vorbei, und wenn eins drüber gefahren wäre, wäre mir das in diesem Moment völlig egal gewesen. Eine Minute ungefähr sitze ich so am Straßenrand, dann ist die Erholung so weit fortgeschritten, dass ich wieder richtig denken kann. Ich schaffe es sogar das Passfoto per Selbstauslöser zu machen, denn hier oben ist schlicht niemand.


Dann gehe ich ins Passhöhengasthaus, noch immer ziemlich fertig. Gut 4500 Höhenmeter hinter mir, inklusive Söldner Gletscherstraße! Ich schleppe mich mehr oder weniger auf meinen Sitzplatz, und verliere dabei das ganze Geld, dass ich mühsam aus der Oberrohrtasche rausgekramt hatte.

Egal, ich bestelle erst mal Tee und Apfelschorle, und schließlich auch was zu essen. Jetzt muss ich mich nur etwas erholen, dann gibt es noch eine lange Abfahrt, und das war's dann. Höhenmeter brauche ich heute keinen einzigen mehr.

Ich treffe noch zwei Radler aus Bochum, die ihr Auto hier oben haben und mir anbieten mich mit runterzunehmen nach St Leonhard, da scheinbar dichter Nebel das Timmelsjoch einhüllt.


Ich verzichte dankend, denn natürlich will ich die Strecke zu Ende fahren, außerdem habe ich Beleuchtung am Rad, und nicht zuletzt gehe ich davon aus, dass das nur eine Wolke ist, und nach einigen Höhenmetern abwärts die Sicht wieder aufklart.


Genauso ist es auch. Die Abfahrt beginnt mit wenig Sicht und dann wird’s immer besser. Die Wolken, die das Timmelsjoch einhüllen regnen allerdings etwas ab. Zunächst ganz schwach, weiter unten regnet es dann aber etwas mehr.




Bedingt durch Wetter, Straßenbelag und nicht zuletzt die Straßenführung kann man nicht wirklich schnell fahren auf der Abfahrt. Trotzdem genieße ich den größten Teil. Gegen Ende sehne ich mich allerdings nach einer heißen Dusche, denn die Abfahrt zieht sich am Ende doch sehr, vor allem auch mit nassen, kalten Füßen.




Aber schließlich erscheint das Ortsschild von St Leonhard, und die Pension ist erreicht.


Über 4500 Höhenmeter machen sich dann doch bemerkbar. Mit essen gehen ist nichts mehr. Von wegen Saisonabschlussfeier, nur noch duschen, ins Bett legen und das wars...

Oetztaler (Söldner) Gletscherstraße

Samstag 19.09.2009 ab 11:20 Uhr

Als ich auf die Gletscherstraße einbiege fluche ich kurz in mich hinein für diese Idee, denn diese Straße ist richtig steil. Es geht gleich los mit 13% und dabei bleibt's. Keine flachen Stücke zur Erholung, keine Kehren, sondern einfach steil berghoch...


Ich schaffe tatsächlich den ersten Kilometer, und beschließe den zweiten auch noch zu fahren, aber drei oder gar fünf könnte knapp werden.

Die Sonne scheint mittlerweile ganz ordentlich, die dämliche Brille läuft immer sehr schnell an, und die Schweißbildung führt dazu, dass der Helm die Flüssigkeit, gemischt mit der Sonnencreme von der Stirn, über die Augenbrauen direkt ins Auge leitet. Na super. Hätte ich doch nur meine Mütze aufgezogen. Das Sonnencreme-Schweiß Gemisch brennt wie Sau.


Ich kämpfe mich auch den zweiten Kilometer hoch, und beschließe den dritten auch anzugehen, aber fünf auf keinen Fall. Das Helm Schweiß Auge Problem wird heftiger und das Auge brennt so, dass ich es unwillkürlich zusammenkneifen muss. So fahre ich mit einem Auge und heftigem Brennen im anderen die mittlerweile auf ziemlich konstant 14% gestiegene Steigung hoch. Trotzdem schaffe ich auch den dritten Kilometer. Ich beschließe die fünf zu versuchen, aber wenn's nicht geht bei vier aufzuhören.

Neben dem brennenden Auge meldet sich so langsam auch der Rücken, Die Trittfrequenz liegt trotz 30-27 unter sechzig. Das Fahrrad ist ergonomisch schlicht Mist, je mehr man an die Grenze geht umso deutlicher wird das natürlich. Ich beschließe mir das leichteste Fahrrad zu kaufen, das ich bezahlen kann, und diese Alumühle zu verschrotten. Vier Kilometer sind geschafft, ich will aber auf jeden Fall die fünf Schaffen. Bis hierher habe ich mich ganz gut hochgekämpft, vielleicht geht ja sogar noch mehr?


Der Straßenbelag ist ganz ok, die Straße breit und gut zu fahren. Aber die Steigung bleibt gnadenlos bei 13%. Fünf Kilometer 13% freiwillig hochfahren, bis vorhin war das für mich unverstellbar. Jetzt sind die fünf geschafft. Ich beschließe hochzufahren, zumindest solange bis es nicht mehr geht. Wenn ich dann platt bin, dann fahre ich zurück über's Timmelsjoch eben mit dem Taxi, ist mir dann auch egal. Auf jeden Fall merke ich, das „was geht“.

Dann kommt irgendwann die Mautstation. Es fühlt sich an als würde es für zwei, dreihundert Meter steil bergab gehen, aber genau weiß ich es ehrlich gesagt nicht, vielleicht ist die Steigung auch nur auf 4% zurückgegangen...


Die Erholungspause ist nur kurz, es geht nach der Mautstation über eine kleine Brücke, und dann steigt die Straße sofort wieder mit 13% an. Jetzt kann man das Ziel sehen und fast die Hälfte ist geschafft. Aber eben auch nur die Hälfte. Ab jetzt heißt es beißen. Ich bin kurz davor den Helm samt Brille auf die Straße zu werfen, aber ich lasse es. 7 Kilometer. Irgendwo kommt ein Stück das auf 15% zunimmt. Dann wieder 13%, fast Erholung. Die Trittfrequenz liegt um 50, im Wiegetritt kann ich kaum noch hochschalten.
Bei acht Kilometern muss ich 4 Minuten Pause machen. Dann steige ich wieder auf und fahre weiter.


Kein anderer Radfahrer hier, aber vielleicht ganz gut, so kann ich mich ganz darauf konzentrieren hier überhaupt hochzukommen. Irgendwann ist Kilometer 9 erreicht. Zehn geht auf jeden Fall. Die Anstrengung ist brutal, wenn ich hier in annehmbarer Zeit hochkomme, dann bin ich ein Held des Sports, das steht fest, und irgendwie weiß ich auch, dass es zu schaffen ist.


Und als die zehn Kilometer erreicht sind kämpfe ich einfach ohne große Gedankenspiele oder Selbstmotivationslügen weiter. Vom Rad kriegt mich jetzt nichts mehr. Und irgendwann fällt die Steigung tatsächlich auf 10%, was für eine Erholung!


Die letzten Kilometer sind trotzdem hart, die Höhe über 2500 Meter wirkt natürlich nicht gerade leistungsfördernd, ca. 11 Kilometer mit gut 13% in den Beinen (ach ja, und das Timmelsjoch von heute morgen...), hier hilft nur kämpfen. Und dann ist tatsächlich die Talstation des Gletscherlifts erreicht. Das Ziel der Zeitmessung liegt im Gletscherstadion. 1:39 h. Eine sensationelle Zeit! (für mich)


Von hier könnte ich noch zum Parkplatz am Rettenbachferner weiterfahren, um den höchsten mit dem Fahrrad auf asphaltierter Straße erreichbaren Punkt der Alpen zu erreichen. Aber irgendwie ist mir das egal. Ich weiß auch nicht genau welche Straße ich da lang fahren muss, und so bleibt mir wenigstens noch diese letzte Herausforderung für zukünftige Touren.

Denn jetzt hier oben am Tiefenbachferner ist alles erreicht was ich mir theoretisch zugetraut hatte, aber praktisch eigentlich gar nicht mehr zumuten wollte. Auf der Website der Oetztaltrophy kann ich später sehen, dass nur 128 Radfahrer sich das mit Zeitmessung angetan haben, und ich auf Platz 46 gelandet wäre. Wie meist also, eine gute mittlere Zeit. Und mehr ist für einen Freizeitradler meines Alters mit vertretbarem Aufwand nicht drin.

Aber unabhängig von der sportlichen Herausforderung, habe ich wieder eine neue Seite der Alpen kennengelernt, und außerdem finde ich Gletscher immer spannend.


Aber zunächst mache ich erst mal die Zielfotos an der Zeitmessung und der Gletscherbahn. Im Hintergrund läuft Apres-Ski-Schlager-Musik (warum auch immer). Dann geht’s ins Panorama Restaurant zum Aufwärmen (es sind nur 6° hier oben, aber nur auf den letzten Kilometern hat der Wind etwas kalt vom Gletscher runtergeblasen).

Essen kann ich nicht so richtig viel, so dass es bei Fritattensuppe mit Brot und einem Balistoriegel bleibt. Dafür gibt es jede Menge Getränke, denn Trinken geht immer.


Ich lasse mir viel Zeit um mich ordentlich zu erholen bevor ich mich zurück auf die Abfahrt nach Sölden mache. Die Abfahrt macht Spaß und ist nicht so anstrengend wie andere Passabfahrten, denn es gibt keine Serpentinen und die Straße ist recht breit mit meist gutem Belag. Wenn man will kann man hier bestimmt sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen, aber ich lasse es locker angehen, irgendwie ist mir das egal.



Im Tal ist auch das Wetter wieder etwas besser, und so mache ich mich direkt auf die Auffahrt zum Timmelsjoch, diesmal von der Söldener Seite...

Timmelsjoch Ostrampe von St Leonhard

Samstag 19.09.2009 ab 6:40

Wie gehabt will ich früh fahren, um dem Verkehr zu entgehen. Allerdings ist es morgens jetzt noch länger dunkel, so dass ich erst um 6:40 Uhr auf dem Fahrrad sitze und das Rücklicht gute Dienste leistet. Denn auf den ersten Kilometern sind doch einige Autos unterwegs. Das Wetter ist trocken mit angenehmen Termperaturen um 15°. Also optimale Bedingungen.



Schon in St Leonhard geht es ordentlich bergauf, und schnell kommt ein erster heftiger Abschnitt mit Steigungen bis 13%. Die Straße schlängelt sich zunächst ohne Serpentinen am Hang stetig aufwärts. Die Steigung lässt dann wieder etwas nach und geht unter 10% zurück.



Früh kommen auch die ersten Tunnel, von denen es auf dieser Seite des Timmelsjochs einige gibt. Zum Teil über einen halben Kilometer lang, so dass Beleuchtung auf jeden Fall ratsam ist.


Irgendwann hinter dem Ort Moos kommen dann auch die ersten Serpentinen.


Die Straße insgesamt führt recht verschlungen an verschiedenen Berghängen entlang, und wechselt öfter die Richtung, was, vor allem bei diesem bewölkten Himmel, immer wieder überraschend ist, und deshalb zu angenehmer Abwechslung und Ablenkung führt.


Der Straßenbelag ist teils heftig von Frostschäden gezeichnet. Besonders angenehm ist aber, dass die steileren Stücke immer wieder von sanfteren Passagen abgelöst werden. Und immer wieder eröffnen sich fantastische Ausblicke auf das Passeier Tal, sofern die Wolken es zulassen.






Und schließlich kommt ein längeres Stück, das praktisch flach ist. Allerdings kann man von hier auf den letzten Abschnitt der Strecke schauen, der geprägt ist von ordentlich Steigung und Serpentinen.


Als ich diesen letzten Abschnitt nach Umkurven des Berges und Überqueren einer Brücke erreicht habe, stelle ich mir vor wie sich die Teilnehmer des Ötztaler Radmarathons fühlen müssen, die am Fuße des Timmelsjochs schon fast 200 Kilometer und fast 4000 Höhenmeter in den Beinen haben.



Ich finde es auch so anstrengend genug, bin aber offenbar ganz gut in Form, denn Leiden muss ich nicht (kämpfen aber schon...) Die Steigungen sind schon im zweistelligen Bereich, die Temperatur ist aber deutlich angenehmer wie vor zwei Wochen am Stilfser Joch, obwohl ich ja jetzt auch schon über 2000 Meter hoch bin. (Das Ziel liegt bei gut 2500 Metern Höhe).




Immer wieder bieten sich fantastische Ausblicke zurück auf die zurückgelegte Strecke und das Passeiertal.


Bäume gibt es hier oben keine mehr, jetzt dominiert der Fels das Bild. Dadurch kann man die Serpentinen unter und über einem sehr gut sehen. Für mich ist das immer Motivation, so kann man sich von Kehre zu Kehre kämpfen.



Die Passhöhe ist in eine Wolke eingehüllt, und nachdem der letzte Tunnel passiert ist, führen die letzten paar hundert Meter bei vergleichsweise geringer Steigung durch eher karge Landschaft. So komme ich überraschend flott oben an. 2:25 ist sicher eine gute mittlere Zeit.


Als ich das Foto am Passschild mache, hält ein Auto mit Leuten aus meiner neuen Heimatstadt. So dass das „Siegerfoto“ quasi von Nachbarn gemacht wurde.



Da ich noch keinen Hunger habe, und es auch nicht so richtig kuschelig ist hier oben, ziehe ich meine Abfahrtsklamotten an und mache mich auf in Richtung Sölden.


Kurz bevor ich mich in die Abfahrt stürzen kann, hält ein BMW mit Kölnern an Board um mir explizit Respekt zu zollen für meine Passauffahrt mit dem Fahrrad. Auch die Giessener hatten mir schon ihren Respekt bekundet. Ich nehme es dankend zur Kenntnis, und mir fällt auf, dass ich heute morgen der einzige Radfahrer war.


Die Abfahrt ist mit einem überraschend langen Gegenanstieg garniert. Insgesamt aber sehr gut zu fahren, da die Straße sehr breit und in gutem Zustand ist. Die Sonne scheint und es bieten sich herrliche Ausblicke auf das Oetztal und die umliegenden Berge.




So ist Sölden, der geplante Ziel- und Wendepunkt für heute, schnell erreicht.


Am Ortseingang ist die Auffahrt zur Söldener bzw. Oetztaler Gletscherstraße zu sehen. Der Blick auf die steile Rampe schon zu Beginn der Strecke ist beeindruckend. Aus gutem Grund hatte diese, vielleicht härteste Prüfung, die die Alpen für Radfahrer bereithalten, nie eine Rolle in meinen Überlegungen für nächste Ziele gespielt. (13 Kilometer mit 13 bis 14% ist mehr was für Masochisten)

Anyway, ich suche mir ein nettes Cafe, muss aber feststellen, dass ich noch immer keinen richtigen Hunger habe. Es ist auch erst 11 Uhr. Hm, ich überlege kurz ob ich weiter fahre bis Oetz, so dass ich für den Anstieg der Rückfahrt gut 50 Kilometer zusammenkriege. Aber die Straße ist weder steil noch besonders verkehrsarm, so dass ich diese Idee verwerfe.
Bei Topfenstrudel und Oetztaler Hauswurst (zugegeben eine gewagte Kombination) kommen mir dann ganz andere Gedanken.


Wenn ich schon mal hier bin könnte ich mal einen Kilometer in die Gletscherstraße reinfahren, um zu schauen wie sich das anfühlt. Neugierig macht mich das schon. Aber ich erinnere mich auch wie hart es ist die 12 Kilometer mit konstant 10 bis 12% am Großglockner zu fahren.

Nach etwas Ausruhen und immer wieder aufkeimenden „ich versuch vielleicht doch dieses Monster mal zu fahren“-Gedanken, tendiere ich zu 70% dazu drei Kilometer zu versuchen, um mich vielleicht für eine spätere Befahrung etwas heranzutasten.

Nachdem ich wieder auf dem Fahrrad sitze, und aufgebrochen bin mit dem Plan mindestens drei aber allerhöchsten fünf Kilometer zu probieren, verwerfe ich dann doch diesen Plan, denn ich muss ja noch über das Timmelsjoch wieder zurück. Und auch von der Söldener Seite ist das eine ordentliche Aufgabe, die man besser nicht mit 3000 Höhenmetern in den Beinen in Angriff nimmt.


Dumm nur, dass am Ortsausgang von Sölden ein Zeitnahmeautomat der Oetztaltrophy steht. Ich schaue mir das Gerät an, die Messstrecke geht bis zum Parkplatz am Rettenbachferner. Hm, ich ziehe mir mal eine Karte, nur so und beschließe dann doch die drei Kilometer zu probieren...