Die Saison 2013 war für mich die erste Saison in der ich mich nicht selbst trainiert habe, sondern mir die Trainingspläne vom STAPS Institut in Köln habe schreiben lassen. Insgeheim hatte ich schon gehofft, dadurch einen massiven Sprung in meiner Leistungsfähigkeit zu machen.
Aber der Verstand hat mir schon vorher gesagt, das Leistungssteigerung nur durch umfangreiches und effektives Training über Jahre hinweg möglich ist. Das hat sich dann auch bestätigt. Wie in den letzten Jahren auch, habe ich mich schon deutlich verbessert, aber auch nicht plötzlich um’s Podium gekämpft.
Der Saisonbeginn war zäh. Pünktlich zum Trainingslager auf Lanzarote hatte mich eine heftige Grippe niedergerissen, beim ersten Leistungstest war ich ebenfalls krank. Dann das erste Rennen, die Flandernrundfahrt. Eigentlich schon ein Highlight, mit den Hellingen und Brügge als Übernachtungsort. Leider wurde meine Fahrt nach hundert Kilometern, direkt an der ersten Helling von einem irreparablen technischen Defekt gestoppt. Ein teures und frustrierendes Wochenende.
Bei Rund um den Finanzplatz hat es dann besser geklappt. Dort konnte ich mich deutlich verbessern. Was zum Teil an der besseren Startgruppe lag, zum Teil an höherer Leistungsfähigkeit. Hier hat sich also angedeutet, dass die Trainingsumstellung mich schon nach vorne gebracht hat. Denn während ich sonst im Winter fast nur G1 gefahren bin und viel im Fitnessstudio trainiert habe, bin ich diesmal viel G2 und EB (und anfangs auch die anstrengenden IEs) gefahren. Dafür habe ich im Studio keine Beine trainiert. Also insgesamt mehr spezifisch trainiert und auch intensiver.
Eine gute Idee war es den Rhön Radmarathon noch mit reinzunehmen. Leider ohne Zeitmessung, aber trotzdem eine klasse Veranstaltung mit einer anspruchsvollen Strecke. Und nachdem ich im Training praktisch nie länger als vier Stunden gefahren bin, konnte ich hier meine Zweifel etwas “wegfahren”. Außerdem gut für den Kopf, Schwächephasen überwinden, um Gruppen kämpfen, und einfach mal hundert Prozent abrufen.
Mit dem Wetter hatte ich bei den ersten Veranstaltungen immer Glück. Obwohl der Winter ja extrem lang war. Der lange Winter hat schon etwas an meiner Psyche geknabbert, vor allem nachdem das Trainingslager krankheitsbedingt nicht so gelaufen ist, hatte ich mir vorgestellt zurückzukommen und dann endlich draußen fahren zu können, stattdessen hat es geschneit. Sehr frustrierend.
Da das mit dem Airstreeem Ergometer ein ziemlicher Flop war, habe ich viel Zeit auf dem eigentlich unergonomischen und klapprigen Kettler Ergoracer verbracht. Aber irgendwie gewöhnt man sich an alles, und so konnte ich die Mängel größtenteils ignorieren. Immerhin konnte ich Airstreeem doch noch davon überzeugen, das ich nicht zu blöd bin das Gerät zu bedienen, sondern dass man mir dreimal hintereinander nicht funktionierende Geräte geliefert hat, und Marco und ich kamen so im April auch noch zu einem schönen Radwochenende im Salzburger Land. Auch hier hatten wir Glück mit dem Wetter.
Richtig ernst wurde es erst mit dem Glocknerkönig. Meine erste Radsportveranstaltung an der ich teilgenommen habe, und die einzige die ich jedes Jahr bestritten habe. Einen besseren Leistungstest gibt es kaum.
Auch wenn ich nicht ganz hundertprozentig fit war, so ist es doch gut gelaufen und ich konnte mich verbessern. Außerdem macht das immer extrem viel Spaß dort zu fahren, ich mag die Veranstaltung einfach, und nicht nur weil die zum Start meist Hells Bells spielen. Genau genommen versuche ich mich dort eigentlich nur zu verbessern um hinterher die hübsche Zimmerwirtin mit meiner Zeit zu beindrucken. Dumm nur, dass ihr Mann vor vielen Jahren mal unter 1:30 h gefahren ist…
Der Juni 2013 war sicher der intensivste Monat meiner bisherigen Radsportkarriere. Am Wochenende nach dem Glocknerkönig die 20h von Fell, wo ich erstmals fast 9000 Hm am Stück gefahren bin und auch erstmals gute Platzierungen bei einem Rennen erzielt habe.
Letztlich war das aber nur die Generalprobe für den Höhepunkt, nämlich die RAAM-Quali beim Schweizer Radmarathon, der jetzt Swiss Cycling Marathon (Märason?) heißt. Erstmals mit Followcar und Begleitteam und erstmals mit Zeitfahrlenker am Start.
Das Ergebnis war super. Nach dem Navigationsdesaster letztes Jahr war klar, dass ich mich um einige Stunden verbessern sollte, aber ob ich wirklich die Qualizeit schaffen könnte, konnte ich nicht einschätzen. Das wir dann das schnellste Team auf unserer Strecke waren und auch nur der RAAM-Veteran Thomas Strebel einen schnelleren Schnitt gefahren ist, hat bestätigt, was ich schon geahnt habe, je länger die Strecke, desto größer meine Chance eine gute Platzierung einzufahren. Ab diesem Moment hat natürlich ein intensiver Denkprozess eingesetzt, die Frage ob ich das RAAM tatsächlich fahren sollte, jetzt wo ich mich qualifiziert hatte.
Die Gedanken wurden erst mal verdrängt von der schon eine Woche später anstehenden nächsten großen Herausforderung, dem Peakbreak. Die Veranstaltung ist zwar gegenüber Ötzi oder Tour-Transalp klein, aber sehr anspruchsvoll und mit wirklich guten Bergfahrern besetzt. Acht Etappen inkl. Bergzeitfahren auf den Kronplatz. Einfach geil. Der Termin lag zwar für mich sehr ungünstig, eine Woche nach dem Schweizer Radmarathon und leider in Überschneidung mit den 24h von Kehlheim, aber da ich letztes Jahr dort schwer gestürzt bin, hatte ich definitiv noch was gut zu machen. Und das ist mir dann auf der fünften Etappe mit der Bergankunft am Kitzbüheler Horn auch gelungen. Je länger die Veranstaltung gedauert hat, desto besser konnte ich mich platzieren, offensichtlich habe ich mich da von der RAAM-Quali erholt, oder ich habe von einem auf den anderen Tag etwas besser regeneriert als die anderen, oder beides.
Danach war ich dann aber wirklich platt. Den Schauinslandkönig eine Woche später noch zu fahren war ein Fehler. Nicht nur die Beine waren platt, sondern auch der Kopf. Hier hätte ich mir vielleicht mehr Rat von meinem Trainier gewünscht, dass er einfach mal sagt, “reicht jetzt”.
Allerdings habe ich dann auf die zweite Saisonhälfte wieder gut hintrainiert und war auch hochmotiviert. Doch dann musste ich die Entscheidung zum RAAM treffen. Das hätte ich gerne erst nach den 24h vom Nürburgring gemacht, aber das hätte mich gleich 500 Dollar gekostet. So habe ich diese wirklich schwere und für mich bedeutende Entscheidung noch vor dem Ötzi getroffen.
Die Entscheidung am Race across America 2014 teilzunehmen hat natürlich erstmal den Focus völlig von den drei noch ausstehenden Rennen genommen. Außerdem stand ich dann erst mal ziemlich unter Strom. Trotzdem habe ich es bis zur Ötziwoche eigentlich ganz gut hinbekommen mich wieder auf die kommenden “Aufgaben” zu konzentrieren und auch zu freuen. Dass ich dann schon wieder krank geworden bin war ein echter Schlag in die Magengrube.
Den Zieleinlauf beim Ötzi mit dem ins Ziel “fliegenden” Roberto Cunico werde ich wohl so schnell nicht vergessen, ich hätte heulen können vor Frust und Wut. Heulen können hätte ich auch beim Alpenbrevet über die Leistung die aus den Beinen kam. Nämlich keine, immer noch krank bin ich trotzdem gestartet, und wenigstens die kleine Strecke gefahren. Ein erbärmliches Bild. Brauche ich nicht nochmal.
Ein Start bei den 24h am Nürburgring war völlig unmöglich. Immerhin habe ich die Ursache für die vielen krankheitsbedingten Ausfälle gefunden, so dass meine Vorbereitung auf das RAAM 2014 davon nicht mehr beeinflusst wird.
Gerne wäre ich mit einer guten Platzierung bei den 24h vom Nürburgring auf Sponsorensuche für das RAAM gegangen. Aber auch so denke ich, dass das “härteste Radrennen der Welt” attraktiv genug ist um eine solide Finanzierung zu ermöglichen.
Seit ich wieder vollständig gesund bin muss ich meine Leistung das ganze Jahr über auch neu einordnen. Es macht sich eben doch bemerkbar wenn man unter großer körperlicher Belastung noch einen “Feind im Körper” hat. Aber alles längst vergessen, der Focus gilt seit Oktober dem Leistungsaufbau für das RAAM.
Dafür habe ich auch den Granfondo Roma sausen lassen. Den hatte ich mir als lockeren Saisonabschluss vor grandioser Kulisse ausgemalt. Aber mein Gefühl hat gesagt, lass es, lieber zu Hause in Ruhe trainieren. Denn für mich hatte die neue Saison ja schon längst wieder angefangen.
Ich habe mich auch schon längst wieder an das Ergometertraining gewöhnt, und mit den zwei Wochen auf Fuerteventura zum Jahresende nochmal eine schöne Abwechslung gehabt. Alles ist nun sehr zielgerichtet auf den 10. Juni 2014.
Somit war 2013 für mich ein extrem ereignisreiches Jahr. Insgesamt muss ich sehr zufrieden sein mit den Ergebnissen. Vor allem hatte ich sehr viel Spaß. Und die Rückschläge in Flandern und der zweiten Saisonhälfte gehören nun mal dazu, zum Sport wie zum Leben…
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