Im gestrigen Eintrag habe ich noch etwas sarkastisch meine Befürchtungen bezüglich der Hoteldisco geäußert, wenige Stunden später ist es kein Spaß mehr. Mit 140 Phon bläst die Schlagerhölle durch die Wand meines Zimmers. Der verzweifelte Versuch es mit dem Fernseher zu übertönen misslingt, mein Zimmer scheint direkt auf der Bassbox zu stehen.
Eigentlich dachte ich das Zimmer liegt optimal, direkt am Eingang, so dass ich mein Fahrrad nicht weit tragen muss, direkt am WiFi Hotspot, so dass das Signal optimal ist. Aber das geht nicht, auf Nachfrage heißt es, das ist die Hotelanimation, die geht jeden Abend bis elf halb zwölf. Da auch die Internetverbindung nicht funktioniert nutzt mir auch das gute WiFi Signal nichts, so dass ich auf den angebotenen Zimmertausch eingehe, auch wenn ich nicht gerade große Lust verspüre noch mal alles zusammenzupacken. Das gerade als ich alles zusammenpacke eine riesige Kakerlake aus meinem Badezimmer läuft macht mir den Entschluss noch leichter…
Der gebuchte „Meerblick“ mag juristisch tatsächlich ein Meerblick sein, aber nur im Sinne von „wenn man sich richtig mühe gibt, kann man einen Fitzel vom Meer sehen“, dieser Fitzel ist im neuen Zimmer noch kleiner.
Die Internetverbindung scheint hier einen Hauch besser zu sein, was bedeutet, dass man mit viel Geduld tatsächlich auch mal eine Webseite anschauen kann. Wirklich arbeiten kann man damit nicht. In spanisch- und deutschsprachigen Ländern ist das mit dem Internet trotz spezifischer Auswahl der Unterkünfte nach diesem Gesichtspunkt und vorherigen Anrufens! noch immer reines Glücksspiel, und wie immer beim Glücksspiel verliert man meistens.
Anyway, solange man mit dem Personal reden kann und die Zimmer sauber sind, sollte es mich nicht beim Training stören.
Beim Frühstück kann ich auf den Gipfel des Pico del Teide schauen, um zehn sitze ich auf dem Rad. Heute ist eine nicht ganz so lange Einheit von 210 min mit einem Energieumsatz von 2100 bis 2400 Kj geplant.
Auch wenn ich am liebsten gleich hinauf zum Teide fahren würde, so versuche ich doch die Trainingsinhalte bestmöglich umzusetzen und entscheide mich wieder für die TF-28 in Richtung Norden. Den Anfang der Strecke kenne ich schon von der Installationsfahrt gestern und mir schien, dass es hier vielleicht auch mal etwas flachere Stücke geben könnte auf denen man dann sogar G1 fahren könnte.
Nun ja, auf den ersten 25 Kilometern sind die flachen Stücke eher so im Bereich von 6% Steigung… Es ist ganz schön frisch, die Temperatur liegt um 15° C und kaum habe ich die Küste verlassen nimmt die Bewölkung deutlich zu. Es ist deutlich weniger windig als gestern, wobei der Wind zunächst eher von hinten kommt.
So arbeite ich mich vorwärts nach Norden, vorbei an „La Camella“, „San Lorenzo“, dem Aussichtspunkt „La Centinela“, „El Rocque“, durch „San Miguel“ bis „Granadilla“. Bis dorthin geht es überwiegend bergauf, mal mehr mal weniger steil, mit einigen wenigen flacheren Passagen meist in oder kurz vor und nach den Ortschaften. Dabei begegnen mir erstaunlich viele Radfahrer, es scheint doch einige zu geben, die ihren Sportkameraden in den Rücken fallen und um diese Jahreszeit schon in den Bergen trainieren…
Meine Beine sind eigentlich ganz ok, gestern abend hatte die rechte Wade etwas gezwickt, aber davon ist heute nichts mehr zu spüren, dafür mault das rechte Knie etwas. Nach den ganzen Beschwerden im linken Knie mal etwas Abwechslung. Aber nach einiger Zeit gibt sich das und ich kann schön vor mich hin kurbeln.
Ab Granadilla geht es immer mal wieder ordentlich bergab. Ich versuche in den Abfahrten die Leistung im G1 Bereich zu halten, was aber nicht immer gelingt, denn die Straßen sind teils sehr, sehr schlecht, und die schlechten Abschnitte tauchen immer wieder ohne Vorwarnung auf, so dass man in den Kurven immer auch mit schlecht einzusehenden Schlaglöchern oder Split rechnen muss. Alles in allem klappt es aber ganz gut.
Und so drehe ich nach ca. 50 Kilometern um und fahre die gleiche Strecke wieder zurück. Der Versuchung, die immer mal wieder auftauchenden kleinen Sträßchen hinauf zum Teide zu nehmen kann ich noch widerstehen. Das hebe ich mir für morgen oder übermorgen auf.
Auf dem Rückweg geht es jetzt bis Granadillo erst mal wieder überwiegend bergauf und der Wind hat etwas zugenommen, so dass ich jetzt den ab und zu auftretenden Gegenwind ganz ordentlich zu spüren bekomme. Noch habe ich Spaß, je näher ich mich jedoch der Marke von dreieinhalb Stunden nähere, desto mehr merke ich wie die Batterien langsam leer werden.
Zwischen Granadillo und San Miguel stehen dann 3:33 h auf dem Radcomputer und 2379 kj. Damit habe ich ziemlich genau das Trainingsziel getroffen. Ich gönne mir zwei Cafe con Leche, einen frisch gepressten Maracuja-Orangen Saft, und ein Sandwich. Die Getränke sind lecker, das Essen will nicht so recht an mich.
Nach einer halben Stunde rolle ich dem Hotel entgegen, ab hier geht es ja hauptsächlich bergab, von ca. 650 Metern Höhe hinunter bis zum Meer. Zweimal halte ich noch an Aussichtspunkten, und nach vierzig Minuten bin ich im Hotel. Gerade noch rechtzeitig, denn das etwas fragwürdige Sandwich, kommt übel zurück.
War trotzdem ein guter Trainingstag. Freue mich schon auf morgen, entweder die TF-28 mal vollständig, oder über’s Teideplateau, mal schauen.
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