Nach gut achtstündiger Autofahrt bin ich in Bedoin angekommen. Ich bin hier um den mythischen Berg mit meinem Rennrad zu erklettern. Den Mont Ventoux!
Naja, ehrlich gesagt gebe ich nicht viel auf den Mythos Quatsch. Letztlich ist es ein Berg wie jeder andere, und würde das Ding in Österreich stehen würde sich keiner drum scheren. Aber er steht in der Provence. Und auch noch ziemlich alleine.
Als ich hier angekommen bin habe ich verwundert die Berge gesucht, es war zwar etwas diesig, aber nur ein paar Hügel am Horizont, sonst nichts. Ich bin mir aber sicher, dass ich hier richtig bin. Und dann kann ich ihn hinter dem Ort erkennen, sein Gipfel lag in einer Wolke.
Nicht sehr hoch, die Passhöhe liegt noch unter 2000 Metern, und auch nicht sehr steil. Von Bedoin aus muss man gut 1630 Höhenmeter auf knapp 22 Kilometern überwinden, von der anderen Seite ca. 100 Höhenmeter weniger. Allerdings kann es hier sehr sehr windig sein und sehr sehr heiß. Oder eben auch fies kalt, obwohl es unten brütend warm ist.
Seine Anziehungskraft für Radfahrer bezieht der Berg aber aus seiner Tour Geschichte. Schon oft war der Mont Ventoux teil der Tour de France Strecke. Die Bilder von der Geröllwüste vor dem Observatorium kennt jeder aus dem Fernsehen. Hier fanden einige legendäre Entscheidungen statt, und hier starb 1967 Tom Simpson, quasi auf dem Rad.
Nun, ich werde morgen hoffentlich besser davonkommen. Der Plan ist es beide wichtigen Auffahrten zu fahren, erst die von Bedoin und auf dem Rückweg die von Malaucene. Dabei hoffe ich auf gutes Wetter.
Da ich so gut durchgekommen bin hatte ich trotz der Anfahrt von fast 1000 Kilometern noch Zeit für eine Installationsfahrt. Bei angenehmer Temperatur von 22° und Sonnenschein. Am liebsten wäre ich schon mal hoch gefahren, aber ich kann mich gerade noch beherrschen, schließlich ist es viel zu spät. Und das Bergzeitfahren von gestern muss ich auch erst mal wegstecken.
Nach der kleinen Radtour schlendere ich etwas durch das schöne, typisch provencalische Bedoin und hoffe auf ein typisch französisch gutes Essen. Das fällt dann aber doch recht spartanisch aus, und anschließend lege ich mich in meinem ebenso spartanischen Zimmer (das wenigstens teuer ist) früh ins Bett.
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