Freitag, 2. Mai 2014

48 Stunden Test

Am letzten Wochenende gab es eine kleine “Generalprobe” mit der gesamten Crew. Ziel des Ganzen war es etwas für die Schlafstrategie zu lernen. Es ging also nicht primär darum möglichst viele Kilometer zu sammeln, sondern darum 3 Tage und zwei Nächte wach zu bleiben, bzw. eine kurze Schlafpause in der zweiten Nacht zu testen.


Dazu hatten wir uns zwei Stationen die etwa 80 Kilometer auseinander liegen gewählt. Da die Crewmitglieder schwerpunktmäßig aus zwei Regionen kommen bot sich das auch an um ein problemloses Aus- bzw. Zusteigen der einzelnen Teammitglieder zu gewährleisten. Eine Runde war für mich so ca. 160 Kilometer lang, also ungefähr der längste Abstand zwischen zwei Timestations.



Freitags bin ich dann früh aufgestanden, wie gesagt es ging um den Schlafentzug, und nach etwas Arbeiten, diversen Erledigungen und etwas hektischer Vorbereitung (ich neige dazu alles in der letzten Minute zu tun…) bin ich dann spätnachmittags an der ersten Station, wo auch das Wohnmobil geparkt war, gestartet.


Das Wetter war für einen RAAM Test natürlich viel zu kühl, aber anfangs war es trocken und eigentlich fast perfektes Radfahrwetter. Durch den späten Start kam auch die erste Nacht sehr schnell, die erste Runde konnte ich allerdings noch fast komplett im Hellen drehen. In der zweiten Runde konnten wir dann schon das Nachtfahren üben.


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Überhaupt konnten wir viele Situationen nachstellen, so z.B. Leapfrog Support (also die Versorgung vom Straßenrand, bei der das Auto den Radfahrer immer wieder überholt und dann Trinkflaschen usw. gereicht werden), Direct Follow (die typische Nachtsituation beim RAAM, wo das Followcar direkt hinter dem Radfahrer fährt und dieser vom Lichtkegel des Autos profitiert), Versorgung direkt aus dem fahrenden Auto, Navigation mit dem Tablet und GPS Datei usw.


Natürlich immer abhängig von der Verkehrssituation, aber durch die Zeiten zu denen wir gefahren sind, und durch die Auswahl von meist nicht so verkehrsreichen Straßen ging das ganz gut.


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Sehr cool wenn die Fotos professionell geschossen werden :)



Das Höhenprofil war für einen solchen Test nicht ganz optimal, da eine Runde fast 2000 Höhenmeter hatte und einige eher steile Anstiege im zweistelligen Prozentbereich drin waren. Aber wir sind das ganze recht locker angegangen, so dass auch Pausen gemacht wurden, Samstag morgen gab es ein ordentliches Frühstück, Samstag mittag haben wir uns kurz alle getroffen, und für mich gab’s einen Salat und Nudeln.


Beim RAAM wird das etwas anders sein. Was wir aber gemacht haben wie beim RAAM ist die Einbeziehung der Mediencrew, d.h. Michael und Volker sind teils mit einem zusätzlichen Fahrzeug unterwegs gewesen und haben gefilmt und Fotos geschossen.


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Mediencar mit Kameramann und Fotograf, Vorbereitung auf die grandiosen Landschaften der RAAM Strecke



So konnten wir alle wenigstens ungefähr ein Gefühl dafür entwickeln wie es sich beim RAAM anfühlen wird. Und natürlich haben wir auch etwas gelernt. Z. B. sollte ich in der Vorbereitung etwas konzentrierter sein (vergessene Trinkflaschen kosten sinnlos Zeit und Geld), eine gewisse Ordnung im Followcar und im Wohnmobil sind unabdingbar um die Verluste bei Pausen möglichst gering zu halten, für die Ernährung muss ich wirklich auf die geplanten Produkte setzen, das Ersatzensure und das Recoverygetränk statt dem Competition von Sponser waren deutlich weniger gut verträglich, und nebenbei fiel noch auf, mein Fahrrad taugt nichts für’s RAAM.


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Ordnung im Wohnmobil wird beim RAAM entscheidend sein für effiziente Pausen. Offensichtlich ist hier noch Verbesserungspotential.



Letzteres ist natürlich eine schockierende Nachricht. Aber mit meinem Cannondale SuperSix Evo komme ich trotz maximaler Spacer nicht auf die nötige Höhe für die Armauflieger. Über zwei Tage hinweg ist das kein Problem, aber 12 Tage, keine Chance. Da kann ich das Shermers Neck gleich buchen. So wurde es die Woche nochmal hektisch, denn das Roubaix SL3 sollte ja nur Backup sein, und durch die dort gekürzte Gabel ist auch damit der Spielraum begrenzt. Also bleibt nur in den sauren Apfel zu beißen und ein neues Roubaix anzuschaffen. In der 58er Rahmengröße, die ich eigentlich gegen eine 56er tauschen wollte. Aber das RAAM hat seine eigenen ergonomischen Gesetze, und eine gute Sitzposition ist wichtiger als Aerodynamik und Gewicht.


Rein körperlich habe ich mich gut gefühlt, da war ich mir nach teils mäßigem Training nicht so ganz sicher, aber es ging alles recht locker, wobei ich auch keinen Wettkampf gefahren bin, so dass ich dosieren konnte wie ich wollte. Da ich nicht so recht müde wurde habe ich auf den Test von 20min Powernaps verzichtet und stattdessen dann um ca. 3 Uhr in der zweiten Nacht eine zweieinhalbstündige Pause gemacht. Danach war ich wieder erstaunlich frisch. Die Leistung der letzten beiden Runden lag im Schnitt allerdings etwas unter den ersten Runden.


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Samstagmorgen im Westerwald



Für das RAAM gibt mir das eine Idee für die Strategie in den ersten zwei, drei Tagen. Allerdings kann ich mir noch immer nicht im geringsten vorstellen wie es sich danach anfühlen wird. Das kann man wohl nur, wenn man das RAAM mal gefahren ist.


Jetzt hoffe ich nur, dass ich bis zum Abflug zwei brauchbare Fahrräder habe und vor allem mit jeweils brauchbarer Sitzposition, den Rest kriege ich dann schon irgendwie hin. Und wenn wir erst mal am Start stehen, dann haben wir auf jeden Fall auch die Chance zu finishen. Die Crew war jedenfalls motiviert und engagiert, der Teamchef hatte sinnvoll geplant, auf die Abweichungen durch meine Streckenwahl (halbe Runden um etwas Höhenmeter zu vermeiden) konnten wir flexibel reagieren, Marco hat mich gut mit Nahrung versorgt, die Radwechsel haben geklappt, Xaver und Thomas oder wer immer gerade im Followcar war hatten das gut im Griff, und auch die Navigation funktionierte wie schon in der Schweiz, und außer Oli sind nun auch die anderen grob mit der Navi App vertraut.


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Sonntag konnte ich die Regenkleidung testen



Auch mit den unterschiedlichen Stimmen und Navigationsstilen über den Funk konnte ich mich vertraut machen. Ob nun Reinhold oder Volker am Mikro waren, für mich hat es immer gepasst. In den USA könnte es vielleicht sein, dass sich bestimmte Teams einspielen und sich der geplante Schichtplan entsprechend anpasst, aber jetzt war es erst mal wichtig, dass jeder alles mal gemacht hat. Also fahren, navigieren, und Getränkeversorgung mit Protokoll (hier hatten wir leider die Software noch nicht zur Verfügung).


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(Nochmal herzlichen Dank an alle Crewmitglieder für eure Zeit und euren Einsatz!)


Die Ernährung in den USA wird sicher deutlich umfangreicher mit mehr Kalorien pro Stunde und mehr Flüssigkeit, denn dann muss ich mich durch die Hitze der Wüste kämpfen. So haben die ca. 750 Kilometer und ca. 8000 Höhenmeter durch den Taunus und den Westerwald nur begrenzte Aussagekraft. Aber unser Testziel haben wir erreicht und sicher einige Punkte entdeckt die wir verbessern bzw. ändern müssen.


Damit ist wieder ein Etappenziel auf dem Weg zum Start in Oceanside abgehakt. Jetzt kommt die wirklich ganz heiße Phase der Vorbereitung!






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