Zu meinem Erstaunen ist der Himmel heute praktisch wolkenlos, die Sonne strahlt vom Himmel. Kühl ist es aber erst mal trotzdem. Aber das ist egal, denn ich freue mich auf das Höhenmetersammeln in den Bergen.
Als Ziel habe ich mir wieder das Troodos Gebirge ausgesucht. Das ist nun mal das die Insel beherrschende Gebirge, und es bietet die längsten Anstiege.
Der Wind hat gegenüber gestern etwas nachgelassen, ist aber schon noch durchaus heftig.
Ich fahre die B6 mit Rückenwind bis zur ersten größeren Gelegenheit bergauf, nämlich der E606, über Pachna, die ich ja von den Intervallen gestern zur Genüge kenne. Der gestrige Tag steckt mir auch noch ordentlich in den Knochen. Obwohl ich laut Trainingsplan recht frei fahren kann, und die Anstiege nur im unteren bis mittleren G2 Bereich fahren soll, fühlt es sich zunächst recht angstrengend an
Mein Ziel ist erst mal Prodromos, und dann von dort nochmal auf den höchsten Punkt den Mount Olympos. Also praktisch die Abfahrt der letzten Tour ins Troodosgebirge hinauf.
Bei dem schönen Wetter sieht die mir bekannte Strecke teils deutlich anders aus, viel freundlicher. Es ist Sonntag und aus der orthodoxen Kirche dröhnt über Lautsprecher ein muezzinähnlicher Sound.
Pachna wirkt in der Sonne, mit blauem Himmel als Hintergrund, ebenfalls viel attraktiver als bei wolkenverhangenem Himmel, der immer alles so bedrohlich erscheinen lässt.
Entgegen meiner Erwartung habe ich recht viel Gegenwind, wenn auch nicht immer frontal. Das macht die Straße nochmal steiler, vor allem als ich auf die E601 abbiege macht sich das teils heftig bemerkbar. So kann ich nicht immer ganz den G2 Bereich halten und muss auch mal kräftiger reintreten, meistens aber klappt es ganz gut.
Den ersten Abzweig nach Prodromos verpasse ich irgendwie, und fahre so auch im oberen, steileren Abschnitt Streckenteile, die ich schon bei der ersten Kletterpartie gefahren bin, aber diesmal wirkt es nicht so mystisch, sondern viel freundlicher und vor allem ist es nicht ganz so kalt, die Temperatur bleibt knapp im zweistelligen Bereich.
Die zweite Möglichkeit zum Abbiegen erwische ich aber, und so lerne ich die Strecke nach Prodromos nochmal neu kennen, denn bei der Abfahrt an Tag 4 war alles durch Wolken verdeckt, jetzt kann ich bis hinunter auf’s Meer schauen. Sehr geile Aussicht.
Die gesamte Strecke bis zum Gipfel müsste so ca. 50 bis 60 km lang sein, und trotz der schönen Aussicht zieht sich das dann doch ordentlich. Die Beine machen noch was sie sollen, aber ich muss mich auch konzentrieren um die Leistung nicht absacken zu lassen und schön im mittleren G2 Bereich zu bleiben. Dafür werde ich immer wieder mit schönen Aussichten belohnt.
Dann endlich ist schon mal Prodromos erreicht und es gilt noch die Kilometer bis zum Zielpunkt auf dem Mount Olympos zu absolvieren. Auch dieser Streckenteil zieht sich etwas, denn er ist länger als ich es durch die wolkenverhangene Abfahrt in Erinnerung hatte.
Offensichtlich hat es die Tage hier oben nochmal etwas geschneit und die Bäume sind weiß bepudert. Passenderweise hat auch der Zypriotische Skiverband seinen Sitz hier und es ist tatsächlich ein Skilift in Betrieb!
Ich konzentriere mich aber auf’s Radfahren und bin froh endlich den Abzweig von der E910 auf die letzten Kilometer bis zum „Gipfel“ erreicht zu haben.
Es sind sehr viele Leute unterwegs, Urlauber und einheimische Tagestouristen die Bilder im Schnee machen wollen, auch ein paar Rennradfahrer posen mit ihren in den Schnee gesteckten Rennrädern.
Vorbei geht die Fahrt am wenig einladend wirkenden Restaurant, der große Parkplatz ist voll mit Bussen und Autos, ich fahre aber, wie letztes mal auch, weiter bis oben hin. Dort angekommen bin ich aber nicht allein, auch hier, vor dem Militärgelände, wird geposed und fotografiert.
Ich stelle mein Fahrrad am höchsten Punkt ab und bitte eine griechische Familie mich zu fotografieren, allerdings wollen die nicht, weil hier doch Fotografierverbot herrsche. Ich schaue etwas irritiert, im Augenwinkel eine Horde fotografierender Menschen im Schnee, nur 200 Meter weiter unten, diskutiere aber logischerweise nicht, sondern knipse mein Fahrrad selbst und genieße die herrliche Aussicht.
Trotz der strahlenden Sonne ist es schon recht frisch hier oben und ich bin ja auch nassgeschwitzt, so dass ich schnell meine Jacke anziehe und mich wieder auf den Weg zurück nach Prodromos mache. Mein Ziel ist es von dort bergab weiter nach Norden zu fahren, um die Troodos Mountains herum und wieder nach oben in den Ort Troodos, wo ich mir eine kleine Pause gönnen will.
Die Abfahrt ist erst zunächst steil, flacht bei Prodromos für ein paar Kilometer ziemlich ab und ist dann etwas heikel zu fahren wegen viel Rollsplit, um dann wieder etwas steiler zu werden und schön kurvig bis Kakopetria bergabzuschwingen. Dabei ist es oben schon noch sehr kalt, am Ende aber völlig angenehm zu fahren.
Von Kakopetria fahre ich wieder bergauf über die B9 in Richtung Troodos. Nochmal ein langer Anstieg, und mittlerweile stecken mir auch schon wieder ca. 3000 Höhenmeter in den Beinen. Anyway, Höhenmeter zu sammeln war ja das Ziel…
Es erfordert aber doch einige Konzentration im G2 Bereich zu fahren und nicht zwischendurch die Beine hängen zu lassen, aber eigentlich klappt es ganz gut. Zunächst komme ich sogar schneller voran als gedacht, was aber auch an den seltsamen Kilometerangaben auf den Schildern liegen kann, die unten erst mal schneller hochzählen als meine GPS Messung anzeigt, dafür zieht sich der letzte Teil, den ich auch noch von Tag 4 kenne, dann doch sehr.
Selbst nach dem Ortsschild Troodos muss man noch kilometerlang ordentlich bergauf fahren. Aber dann ist es endlich geschafft. Troodos ist erreicht und ich gönne mir eine Pause mit einem Omelette und Tee. Dabei kann ich sogar draußen sitzen und mich von der Sonne etwas wärmen lassen. Das erste mal seit ich auf der Insel bin.
Die Abfahrt zurück zum Hotel macht dann auch nochmal richtig Spaß, denn die Temperatur ist ok, ich kenne die Strecke mittlerweile und die drei, vier Gegenanstiege gehen noch, das geben die Beine jetzt auch noch her. Der Wind hat weiter abgenommen, so dass sogar die letzten Kilometer auf der B6 erträglich gegen den Wind zu fahren sind.
Alles in allem ein Traumtag mit richtig schönem Wetter und ordentlich Bergen. Außerdem ist die Trainingsvorgabe „Höhenmeter sammeln“ mit über 3600 Hm wohl erfüllt…
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