Freitag, 30. Oktober 2015

Saisonfazit 2015

Das Fazit für die Saison 2015 fällt sehr gemischt aus. Die Nachwirkungen des RAAM waren bis zum letzten Wettkampf zu spüren.

Die Zeit nach dem Race Across America könnte man am besten als Pendel beschreiben, dass nach dem Rennen angestoßen wurde, kräftig ausgeschlagen hat, und, bei immer kleiner werdender Amplitude, sehr lange brauchte um wieder zur Ruhe zu kommen.

So ist die Nach-RAAM-Saison geprägt von großen Schwankungen. In der Form, in der Stimmung, in der Leistung beim Wettkampf, im Training und, nicht zuletzt, im Spaß am Radfahren. Die erfolgreiche Teilnahme am Race Across America hat mir ein großes Stück Motivation genommen. Ohne es zu wissen scheint das RAAM für einen Gutteil meines inneren Antriebs für das Training und auch für das Herausholen der letzten Prozent Leistung im Wettkampf gewesen zu sein.

Ich kann nicht sagen, dass mir bewusst der Glocknerkönig, der Alpenbrevet oder die 24h in Kelheim als „unbedeutend“ erschienen, aber die positive Anspannung die es braucht um das letzte herauszuholen war einfach nicht so stark wie ich es gewohnt bin. Dadurch ist der Körper vielleicht auch nicht so stark und das Immunsystem nicht so leistungsfähig. Wissenschaftlich sind solche Zusammenhänge ja noch nicht geklärt, aber es gibt Vermutungen und Indizien. Auf jeden Fall interessant, das am eigenen Körper zu beobachten.

Trotzdem bin ich mit den erzielten Ergebnissen durchaus zufrieden. Die Tour de Kärnten war ein nettes Event wo ich nichts gerissen habe, aber endlich mal wieder Wettkampf gespürt habe. Das war wichtig um wieder auf’s Rad zu kommen. Wobei auch das Trainingslager in Zypern schon gut gelaufen ist und Spaß gemacht hat.

Rein von den Laborwerten war ich mindestens so Leistungsfähig wie in der RAAM-Saison 2014. Deshalb konnte ich auch beim Glocknerkönig die erste Startgruppe halten obwohl es mir nicht gut ging. An einem normalen Tag wäre die 1:30h drin gewesen, das gibt mir die Zuversicht es nochmal zu versuchen.

Das schönste Wochenende 2015 überhaupt war aber mein Aufenthalt in Graubünden, wo ich mit Julier-, Albula, Maloja-, Splügen- und Berninapass ein paar der schönsten Passstraßen überhaupt an einem Wochenende gefahren bin. Ein Traum.

Dass ich ab da praktisch das Training komplett eingestellt habe ist sicher auch eine Folge der Vorsaison gewesen. Zunächst Wadenprobleme, dann das von Krämpfen und Magenproblemen begleitete 24h Rennen in Kelheim, dass dank Katrins Unterstützung mit einem 6. Platz doch noch recht gut gelaufen ist, dann kurze Regeneration und das 24h Rennen am Nürburgring. Auch hier war die Platzierung ok, vor allem hatte ich keine körperlichen Probleme.

Danach hatte ich aber überhaupt keinen Bock mehr auf Training, nicht mal auf’s Radfahren. So bin ich ohne Erwartungen in den Alpenbrevet gegangen, dass es aber so ein Desaster wird hatte ich nicht erwartet. Immerhin habe ich tatsächlich noch gefinished. Der Alpentraum war dann wieder ok, durch das mangelnde Training konnte ich zwar keine Bäume ausreißen, aber immerhin einigermaßen durchfahren und irgendwo in der Mitte landen.

Ein wirklich schöner Abschluss war dann die Eroica. Ein tolles Event, mal was völlig anderes, auch völlig andere Leute. Und das Erfolgserlebnis gut mit der 42-23er Übersetzung durchgekommen zu sein. Das war erstaunlich befriedigend. Überhaupt hat mir diese Veranstaltung sehr viel Spaß gemacht und viel Motivation zurückgegeben, mal ganz abgesehen davon, dass ich mit netten Leuten unterwegs war.

Was mich etwas runtergezogen hatte war die Nichtteilnahme am Race Around Ireland. Ein Grund waren die hohen Kosten und der organisatorische Aufwand, ein anderer die Unsicherheit über Oberschenkel und Schulter, die ja noch immer in physiotherapeutischer Behandlung sind. Sozusagen aus Frust darüber habe ich mich überhaupt beim Alpenbrevet und beim Alpentraum angemeldet. Aber ein Ultracyclingevent dieser Größenordnung muss man vernünftig vorbereiten und man muss absolutes Vertrauen haben, dass man es finishen kann, sonst macht eine Teilnahme einfach keinen Sinn.

Ich habe diese Saison also gelernt, dass ich bei einem Event ab 24h unter die Top Ten fahren kann, dass ich auch wenn’s mir schlecht geht durchziehen und finishen kann ohne dass das größte Rennen der Welt als Motivationshilfe im Hintergrund stehen muss, und dass ich mein Spektrum im Bereich Radfahren immer noch erweitern kann wie in der Toskana bei der Eroica.

Außerdem habe ich erstmals seit 2009 eine Phase mit langer Trainingspause, geprägt von Motivationslosigkeit und Zweifeln überstehen müssen. Dabei habe ich festgestellt, dass ich noch ein bisschen was in mir drin habe, so dass ich noch zwei Jahre Wettkämpfe bestreiten will und einige Events die ich gerne noch machen möchte fahren werde.

Die Details dazu gibt es in einem weiteren Post…



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