Freitag, 14. Juni 2013

Gedanken zu den 20h von Fell 2013

Mein Ziel für dieses Jahr ist ziemlich klar. Ich will auf jeden Fall die 21 Runden fahren, die ich letztes Jahr schon ganz gut drin hatte, dann aber aus Rücksicht auf den Schweizer Radmarathon nicht gefahren bin.

Eigentlich fühle ich mich deutlich besser als letztes Jahr, auch die Werte der Leistungsdiagnostik schauen etwas besser aus. Einzig die nervige Erkältung ist immer noch nicht überwunden. Aber die behindert mich eigentlich nur wenn ich hundert Prozent abrufen muss, und genau das macht man auf die lange Distanz ja gerade nicht.

So bin ich ganz zuversichtlich die geplante Rundenzahl zurückzulegen. Eine ordentliche Beleuchtung habe ich jetzt mit der Lupine Piko. Die hat sich schon in der Schweiz über 749 Km bewährt. Ich hoffe, dass sie auch auf der Rüttelstrecke im obereren Teil der Abfahrt solide hält.

Ich gehe nicht davon aus, dass die Straßen und vor allem das Stück geteerter Feldweg besser sind als letztes Jahr. Im Gegenteil, durch den harten Winter ist es möglicherweise noch schlimmer geworden. Das ist eigentlich das schwierigste an der Strecke.

Aber auch das Höhenprofil ist nicht zu unterschätzen. bei 21 Runden komme ich auf gut 6300 Höhenmeter. Das ergibt dann auch eine Distanz von ca. 360 Kilometern. Als Mindestziel sollte das wohl reichen.

Auch wenn ich letztes Jahr etwas unter Magen/Darm Beschwerden gelitten habe, glaube ich nicht, dass ich viel mehr drin habe. Ich werde allerdings schon versuchen diesmal die Pausen deutlich kürzer zu gestalten. Aber wenn man noch mehr Runden fahren will müsste man wohl mit einem Betreuer arbeiten der Flaschen und Gels anreicht. Das ist mir zu aufwändig, ich werde mir wie letztes Jahr eine große Essenskiste ins Auto stellen und gut ist.

Hier hoffe ich mit der vollbilanzierten Flüssignahrung besser zurechtzukommen als mit meinem Mischmaschessen letztes Jahr. Als Alternative habe ich aber auch Brot mit Käse, Streuselkuchen, Zwieback und Kekse dabei. Manchmal gehen einem die Gels und Riegel halt doch sehr auf den Keks. Das Ensure Plus kann ich dann auch gleich für den Schweizer Radmarathon testen. Da hatte ich ja letztes Jahr zur Halbzeit zwei Päckchen weggehauen und das hat gut funktioniert.

Zwei Gels pro Stunde und in den Pausen das Ensure Plus, so ist der Plan. Zwei 1 Liter Flaschen am Fahrrad und eine 0,75er im Trikot, das sollte für ein paar Runden reichen. Berghoch ist das wegen des Gewichts natürlich nicht so schön, aber wie gesagt noch einen Betreuer mitnehmen der sich dann 20 Stunden langweilen muss macht keinen Sinn.

Ich bin gespannt wie stark das Rennen diesmal besetzt ist, den Vorjahressieger und den Zweiten habe ich noch nicht auf der Starterliste gesehen, hoffentlich melden die sich noch an, denn dann hat man einen guten Vergleich zum letzten Jahr und kann die eigenen Rundenzeiten besser einschätzen. Denn ich hoffe schon, dass wir etwas bessere Wetterbedingungen haben und dadurch auch die Rundenzeiten des ersten Rennviertels etwas niedriger liegen.

Insgesamt freue ich mich sehr auf das erste richtig lange Event dieses Jahr, auch wenn ich die Strapazen der schlechteren Streckenabschnitte etwas fürchte...




Dienstag, 11. Juni 2013

Fazit Glocknerkönig 2013

Auf das virtuelle Frauenpodest habe ich es nicht geschafft, aber alle anderen gesteckten Ziele für den Glocknerkönig habe ich erreicht. Deshalb bin ich natürlich sehr zufrieden.

Die Illusion, dass sich meine Leistungsfähigkeit sprunghaft erhöhen würde nachdem ich jetzt seit 2009 recht konsequent trainiere habe ich spätestens seit diesem Jahr nicht mehr. Leistungssteigerung ist ein langer, langsamer Prozess, der über viele Jahre hinweg läuft. Und auch nur dann, wenn man konsequent weitertrainiert.

Üblicherweise geht man von 8 Jahren aus, bis man seine beste Ausdauerleistung erreicht, aber da ich schon so alt bin, muss ich ja auch den altersbedingten Verlust Leistung noch mit ausgleich, so dass ich noch nicht weiß wann der Peak erreicht sein wird.

So schön wie beim Glocknerkönig kann ich die Leistungsentwicklung nirgends beobachten, da der Glocknerkönig 2010 mein erster Wettkampf überhaupt war und ich bis jetzt jedes Jahr gefahren bin:

Zeit | Rückstand auf den Sieger | Ø Leistung | Platzierung
2010   1:54.43,6  |34.57,4 |255 (3,17/kg) |500
2011 1:48.38,2 |32.39,7 |256 (3,18/kg) |448
2012 1:42.17,0 |25.08,2 |289 (3,65/kg) |253
2013 1:37.30,0 |20.05,2 |310 (4,03/kg) |160

Der größte Sprung war wohl 2012, da habe ich aus den Fehlern von 2011 gelernt. Aber 2010 habe ich sicherlich im Verhältnis zur tatsächlichen Leistungsfähigkeit das meiste aus mir herausgeholt. Die Leistungswerte 2011 sind möglicherweise etwas zu niedrig gemessen.

An den Platzierungen sieht man aber auch, dass 6 Minuten schneller einmal gut 50 Plätze, ein andermal fast 200 Plätze gebracht haben. Daran kann man wohl ablesen, die Minute die man schneller fährt immer "teuerer" wird je niedriger die Gesamtzeit schon ist. Insofern sollte ich mit den knapp 5 Minuten Verbesserung schon zufrieden sein.

Auf der Website von Franz Wimmer findet ihr übrigens eine schöne Zeitreihe mit 14! Teilnahmen am Glocknerkönig. Sehr interessant.

Montag, 10. Juni 2013

Statistik Glocknerkönig 2013

Glocknerkoenig Classic Strecke
Kilometer: 27 km
Zeit:  1:37:30,0 h
Schnitt:  16,615 km/h
Höhenmeter: 1694
Durchschnittliche Temperatur: 8,5°C
Rückstand auf den Sieger:  20.05,2 min
Rang Overall Classic: 160 (von 2228)
Rang Overall Classic Herren: 156 (von 2008)
Rang Altersklasse H4: 43 (von 694)
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel (SRAM Quarq):  310 Watt
Normalisierte Leistung nach TrainingPeaks:  314 Watt
(Leistungswerte nur ab Bärenwerk, da erste 10 km nicht aufgezeichnet)

Zwischenzeit Mautstation Ferleiten
Zeit: 00:30:25,7 h
Rang Overall Classic: 126
Rang Overall Classic Herren: 123
Rang Altersklasse H4: 36
(Leistungsaufzeichnung unvollständig)

Zeit Mautstation bis Ziel
Zeit: 1:07:04,3 h
Rang Overall Classic: 169
Rang Overall Classic Herren: 165
Rang Altersklasse H4: 45
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel (SRM):  304 Watt (479 max)
Durchschnittliche Trittfrequenz: 77 (96 max)
Durchschnittliche Herzfrequenz: 173 bpm (178 max)

Fahrradgewicht: 7,2 kg inkl. Trinkflasche und Radcomputer
Fahrergewicht: 77,0 kg
Kleidung und Nahrung: 2,9 kg
Gesamt(system)gewicht ca. 87,1 kg

Fahrrad:
Rahmen: Cannondale Supersix Evo 2012
Laufräder: Lightweight Standard III C (Tune DC14 Schnellspanner)
Reifen: Conti GP4000S 23mm
Schaltung: SRAM Red 2012 WiFly mit
SRAM-Quarq Kompakt 34/50 vorne, SRAM (MTB) XX Kassette 11-32 hinten
Bremsen und Kette: SRAM Red 2012
Pedale: Shimano Dura Ace SPD-SL
Lenker: Syntace Racelite 2 CDR Carbon
Sattel: tune Komfort
Radcomputer: Garmin Edge 810

Sonntag, 9. Juni 2013

Glocknerkönig 2013 - das Rennen


Die Nacht ist kurz, kürzer als gewollt. Mein Zimmernachbar Marco leidet offensichtlich noch unter seiner Erkältung, die Schlafgeräusche lassen mich nicht einschlafen. Es wird so eins, halb zwei. Um 4:50 Uhr wache ich völlig verschwitzt wieder auf. Auch meine Erkältung hat sich noch nicht ganz zurückgezogen. Drei bis vier Stunden ist definitiv zu wenig, aber missmutig bin ich deswegen eigentlich nicht. Ich kann eh nur um meine Ziele kämpfen, den Rest sehen wir dann schon.


Ich esse erst mal einen halben Energieriegel, natürlich vorher noch auf die Waage. 77,0 kg. Mein Zielgewicht gerade noch geschafft. Zusammen mit dem leichteren Fahrrad habe ich ca. 2kg weniger Systemgewicht als letztes Jahr. Das bringt schon mal eine Minute...

Zum Frühstück gibt es Vollkornbrot, Toast und weiße Brötchen. Ich bleibe meiner strengen Antidopingrichtlinie treu und trinke keinen Cafe dazu sondern Kamillentee. Fällt mir aber nicht schwer, trinke ich eh meistens.

So viertel nach sechs Uhr schwinge ich mich auf's Rad und fahre etwas in Richtung Ortsausgang um mich ein bisschen einzufahren. Kein professionelles Einfahren, mehr so ein Weckruf für den noch etwas müden Körper. Um kurz nach halb stehe ich schon in der Startaufstellung.

Diesmal bin ich erstmals für den ersten Startblock qualifiziert. Da ich zusätzlich noch sehr früh bin, stehe ich fast ganz vorne.


Im zweiten Startblock letztes Jahr war ich nicht der Einzige mit unrasierten Beinen, hier schon. Und auch wenn im ganzen Starterfeld und über alle Leistungsstufen hinweg teuerstes Material zu sehen ist, so ist hier vorne doch nochmal ein bisschen mehr Carbonluxus zu begutachten. Vor allem gibt es sehr viele Lightweight Laufräder zu bestaunen.


Auch mein Motivationsziel habe ich schon ausgemacht. Hoffentlich funktioniert der Trick, und hoffentlich ist die Frau Prieling gut in Form.

Am Start treffe ich auch Alexander, den ich vom Peakbreak letztes Jahr kenne. Ein sehr athletischer Typ, aber 90kg, trotzdem liegt seine Glocknerkönigbestzeit noch vier Minuten unter meiner. Wahnsinn. Wir wünschen uns viel Glück und gehen davon aus, dass wir uns auf der Strecke das ein oder andere mal sehen werden.

Dann geht es aber langsam los. Kurzes Interview mit dem Vorjahressieger und ein paar Worte vom Bürgermeister von Bruck. Die zweistelligen Startnummern, also die absoluten Topfahrer kommen nach vorne, dann rückt der erste Startblock auf, und dann die anderen beiden.


Ich stehe so geschätzt an fünfzigster Stelle, bzw. diesem Bereich. Also muss ich nach dem Startschuss nicht Minuten warten bis ich über die Startlinie rolle, sondern es geht gleich los. Sieben Uhr, aber noch verzögert sich der Start zwei Minuten, dann aber die "Glocken von Bruck", Hells Bells von AC/DC ertönt, nochmal die Augen schließen und tief durchatmen, fokussieren.

Der Startschuss fällt, jetzt gilt nur noch volle Konzentration, ich will bis hinters Bärenwerk vorne dranbleiben.

Das Feld fährt los, und wie schon zuvor ist es ein geiles Gefühl das Führungsfahrzeug, dass uns aus Bruck hinausführt im Blick zu haben. Ich weiß eigentlich nicht warum, aber das motiviert zusätzlich.

Das Feld fährt erstaunlich diszipliniert und souverän, und außerdem sehr kompakt. Es macht doch einen Unterschied ob man im hinteren Startblock mit Fahrern mit unterschiedlicher Erfahrung und Leistungsstärke fährt oder eben vorne wo die Schnellen unterwegs sind.

Dadurch spare ich gegenüber dem Vorjahr sogar etwas Kraft, jedenfalls ist das mein subjektiver Eindruck. Trotzdem muss man natürlich auch ordentlich reintreten um im Feld zu bleiben. Ich fühle mich total elend. Die Beine machen zwar was sie sollen, aber der Kopf sagt, das hälst du keine zehn Minuten durch. Dieses „elende“ Gefühl hatte ich schon öfter, zuletzt bei „Rund um den Finanzplatz“, das Ergebnis war aber immer gut, ich werte es also mal als gutes Omen.

Hinter Fusch sehe ich auch das erste mal die Nadja Prieling wieder, noch bin ich also dran, den Alexander habe ich aus den Augen verloren. Dann geht es auch schon endlich in die Steigung, d.h. der erste Teil ist heil überstanden, man muss sich nicht mehr so brutal konzentrieren, denn auch in einem guten Feld ist es schon immer etwas heikel mit bis zu 40 km/h oder mehr Reifen an Reifen in einer großen Gruppe zu fahren.

Jetzt trinke ich das erste mal, und ich schaue das erste mal auf den Radcomputer... und stelle fest, das Mistding ist ausgeschaltet. Verdammt, ich hatte vergessen beim Start die Runde zu starten, und dann ist er in den Sleepmodus gegangen. Ich schalte ihn ein, aber vor allem für die gesamte durchschnittliche Leistung ist das natürlich richtig blöd. Und an der Zeit kann ich mich jetzt auch nicht mehr orientieren. So benutze ich nur noch die Wattanzeige um grob zu schauen was ich trete.

Die Anzeige liegt jetzt im Anstieg so zwischen 350 und 380 Watt. Aber im Gegensatz zu den letzten Jahren zieht sich das Feld erstmal gar nicht so auseinander, noch fährt alles dicht zusammen. Und von wegen etwas schneller als die Hauptströmung zu fahren, ...ist nicht. Im Gegenteil, am besten wäre das Rennen jetzt zu Ende, dann wäre ich wohl so um Rang 50 platziert. Aber es geht ja gerade erst los. Und auch wenn ich nicht wild nach hinten durchgereicht werde, so fährt die Spitze doch deutlich weg und immer wieder werde ich überholt.

Aber ich bleibe zumindest an der Nadja Prieling dran, außerdem fühle ich mich jetzt nicht mehr so elend, sondern alles funktioniert normal.

Dass ich dieses Jahr noch nicht am Glockner war macht sich aber schon bemerkbar. Wie immer, wenn ich das erste mal im Jahr hier bin, komme ich nicht so recht auf Trittfrequenz. Das ist eigentlich meine Stärke, dass ich mit meiner 34-32 Übersetzung auch in den zweistelligen Steigungsprozenten noch eine solide 90er Kadenz fahren kann, dadurch baue ich einfach nicht so schnell ab, da der Krafteinsatz bei gleicher Leistung geringer ist. Aber ich fahre stattdessen ein, zwei Gänge größer und eben entsprechend niedrigere Frequenz.

Trotzdem fühlt es sich noch gut an. Ich achte immer darauf mein Motivationsziel nicht aus den Augen zu verlieren, sie fährt jetzt so ca. fünf bis zehn Meter vor mir.

Ich habe überhaupt kein Gefühl für die Alpen, die Berge, die Landschaft, ich nehme das nicht mal peripher war, ich mache mir nicht mal sonderlich Gedanken über den Streckenverlauf, obwohl ich den ganz gut kenne. Ich versuche einfach die Leistung hoch zu halten, nur nicht zu vorsichtig anfahren, ich will mich quälen, wenn ich oben nicht leide habe ich unten was falsch gemacht. Das ist der Glocknerkönig (und ich will unter 1:40 h fahren), keine Genussfahrt.

So ist die Mautstation recht unmerklich erreicht. Allerdings hat die Nadja (ich dutze sie hier einfach mal, auch wenn ich sie ja gar nicht kenne, sonst ist das immer so lang zu schreiben...) mittlerweile solide 10 Meter Vorsprung und im flachen Teil passe ich nicht richtig auf und da sind es dann zwanzig Meter. Mist.

Aber nach der Mautstation, mittlerweile hat sich alles doch deutlich auseinander gezogen, bleibe ich konstant diese 20 Meter hinter ihr.

Die Bedingungen sind eigentlich ideal. Die Temperatur am Start lag schon bei 12° C, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, fantastisch. Allerdings gibt es etwas Wind. Nicht so stark wie letztes Jahr, aber aus der gleichen Richtung. Und das war oben wirklich hart. Mal schauen wie es diesmal wird.

Die ersten Kehren sind erreicht, ich versuche die Leistung konstant zu halten, aber in den ursprünglichen Regionen über 350 Watt kann ich sie nicht halten. Ich versuche um 330 Watt zu fahren, aber das schwankt natürlich.

Die Frau Prieling habe ich immer in Sichtweite, aber so langsam verliere ich etwas auf sie. Ich versuche das zu verhindern. Den Alexander habe ich nicht mehr gesehen, der scheint etwas hinter mir zu sein, genau weiß ich das aber nicht.

Noch bevor wir zum Nassfeld kommen fällt es mir schon schwer die Leistung über oder um 300 Watt zu halten. An der Piffkar, wo es eine Verpflegungsstelle gibt, so ca. Km 21 bin ich etwas näher an die Nadja Prieling rangekommen, aber ich kann die Lücke nicht schließen und dann scheint sie mir wieder wegzufahren.

Das lange recht steile Stück am Nassfeld ist hart, aber ich kann sogar mehr überholen als mich überholen. Nach dem ersten Gel an der Mautstation habe ich mittlerweile noch ein zweites genommen. Da ich vergessen hatte den Computer rechtzeitig einzuschalten habe ich keine Ahnung wie ich in der Zeit liege. Ein kurzer Versuch es irgendwie auszurechnen und abzuschätzen führt zu nichts. Nicht denken, treten!

Mittlerweile ist es recht kühl, logisch wir haben ja auch schon eine ganz ordentliche Höhe erreicht, vor allem macht sich aber der Wind, wenn er von vorne kommt, recht deutlich bemerkbar. Zum Glück ist es nicht so heftig wie letztes Jahr, aber Windschatten fahren lohnt sich auf jeden Fall.

Die Beine funktionieren wieder etwas besser, aber immer noch kann ich den Abstand zu meinem Motivationsziel nicht verringern. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl sie fährt stetig ein ganz klein wenig davon. Ich muss wohl einsehen, dass sie einfach besser ist als ich. Ich fange an zu rechnen, ich bin 33% schwerer, ihr genetischer Nachteil wird in der sportwissenschaftlichen Literatur üblicherweise auf ca. 20% geschätzt. Also bin ich noch 13% im Nachteil? Dafür halte ich mich doch gut? Aber schön rechnen macht's auch nicht besser.

Ich komme zur Besinnung. Ich wollte mich doch quälen, hundert Prozent geben, also draufhalten verdammt. Ich versuche meine Leistung wieder bei 330 Watt einzupendeln.

Jetzt kommt langsam die Edelweißwand. Hier hat man ordentlich Gegenwind. Ich drehe langsam auf, irgendwie habe ich mich wieder etwas erholt. Letzte Kehre vor der Wand, ich fahre an eine Dreiergruppe ran, der Abstand auf mein Motivationsziel hat sich wieder auf knapp 20 Meter eingependelt, da lassen hinten die beiden abreißen, ich fahre vorbei, werde dabei von einem weiteren Fahrer überholt und hänge mich dran. Der Vordere der Dreiergruppe fährt eigentlich einen Tick zu langsam der vor mir überholt ich hänge mich dran, jetzt sind es wieder konstant deutlich über 300 Watt, meist um 330.

Es tut weh aber ich bleibe an dem Typ dran. Denn der fährt mich jetzt an die Nadja Prieling ran. Los Feuer, ihr verdammten Beine nicht jammern, Feuer. Ich kann dranbleiben, dann lässt er plötzlich nach, aber ich habe keine fünf Meter mehr, dann bin ich dran. Draufhalten!

Und dann bin ich tatsächlich am Hinterrad, ich will eigentlich den Windschatten bis zur Kehre nutzen, merke aber ich könnte etwas schneller, der Wind ist nicht zu heftig, ich fahre vorbei. Ich überlege ob ich was sage, lasse es aber, wir kämpfen beide heftig, jedenfalls hört es sich so an, ich halte einfach drauf und versuche wegzufahren.

Meine Beine bleiben eigentlich gleich, aber mein Kopf hat jetzt endgültig auf Kampfmodus umgeschaltet. Ich kann auch im etwas abflachenden Serpentinenteil die Leistung hoch halten, was dazu führt, das ich etliche Fahrer wieder überholen kann, die ich schon mal ziehen lassen musste. Aber dann schießt der Alexander an mir vorbei. Ich versuche dranzubleiben, klappt aber nicht recht, jetzt kommt gerade nochmal ein etwas steilerer Abschnitt. Aber nach der Kehre flacht es dann wieder etwas ab, noch anderthalb bis zwei Kilometer bis zum Ziel.

Jetzt versuche ich alles herauszuholen. Wieder nutzen einige die Stelle um etwas durchzuschnaufen, ich versuche die Leistung wieder auf 350 Watt oder mehr zu bringen. Das bringt nochmal ein paar Plätze, auch Alexander kann ich wieder überholen. Ich rufe im zu „komm, Endspurt“. Ich kann aber nicht sehen ob er dranbleibt.

Noch eine Kehre, dann kommt dieser blöde steile Stich kurz vorm Ziel. Der Moderator am Fuschertörl, sagt irgendwas von 1:35, das muss doch klappen unter 1:40 zu bleiben! Ich gebe jetzt hundert Prozent und merke jetzt erstmals, dass ich nicht hundertprozentig fit bin. Denn genau die paar Prozent die mir fehlen (physiolgisch gesehen wohl von der VO2max) brauch ich jetzt. Es brennt in der Lunge, die Beine sind am Limit, aber auch diese verdammte Stelle geht vorbei, es flacht kurz ab, ich beschleunige, jetzt die letzte Steigung, 250 Meter bis zum Ziel. Ich bin am Ende, die Lunge schmerzt, weiter, weiter, ich will die 1:39, weiter verdammt. Ein anderer Fahrer zieht an mir vorbei, ich kann nicht dagegenhalten ich will nur noch oben ankommen.

Das Publikum, das hier oben immer Zahlreich am Straßenrand steht macht spektakulär Stimmung, alles im Körper schreit aufhören, absteigen, wo ist das verdammte Ziel, der Fotograf hält auf mein verzerrtes Gesicht, na herzlichen Dank, noch 5 Meter und dann endlich die verdammte Zeitnehmmatte. Geschafft!

Auf der Ziehuhr steht 8:39 Uhr. Die Lunge brennt, irgendjemand hängt mir die Finishermedaille um den Hals, ich stehe einfach da, den Kopf auf dem Lenker, durchatmen. Der Schmerz beim Atmen lässt langsam nach. Kein Gefühl, ich fahre etwas mechanisch weiter, die Beine etwas ausfahren. Kein Hunger, kein Durst, keine Erleichterung, der Kopf ist leer.

Ich hole meine Klamotten ab, stehe aber erst mal etwas sinnlos rum, dann wird der Kopf wieder klarer, ich ziehe mir die warmen Sachen an, trinke einen Tee und fahre zur Kaiserschmarrnausgabe.

Immer noch bin ich recht leer. Ich freue mich schon, dass ich wahrscheinlich die 1:40 h unterboten habe und dass ich vor der Nadja Prieling ins Ziel gekommen bin, das hatte ich mir ja zum Ziel gesetzt, aber sonst muss ich erst mal runterkommen.

Ich setze mich auf die Bänke wo man so schön auf die letzten Serpentinen schauen kann. Traumhaft bei diesem Wetter. Mir ist auch trotz des Windes nicht kalt. Ich treffe noch Markus, der letztes Jahr beim Peakbreak so weit vorne gefahren ist, und sich dann das Schlüsselbein gebrochen hat. Er ist 1:22 h gefahren. Wahnsinn.



Nach der zweiten Portion Kaiserschmarrn fahre ich wieder zum Fuscher Tor, Marco müsste ja wohl auch bald kommen. Es dauert aber noch einen Moment, den ich mit Fachgesprächen mit einigen anderen Fahrern und anfeuern der Fahrer, die sich jetzt noch zum Ziel hoch quälen, verbringe.

Dann kommt auch Marco und ich kann ihn auf den letzten Metern noch ein bisschen anfeuern. Leider finden wir uns dann nicht im Zielgelände und auch nicht an der Kaiserschmarrnausgabe, wo ich noch eine Portion esse um dann, wieder gestärkt, zum Hochtor zu fahren. Hinunter zur Fuscher Lacke stehen noch einige Autos die auf die Aufhebung der Straßensperre warten, doch dann bin ich erst mal ganz allein. Was für ein schönes Gefühlt nach dem ganzen Getümmel. Ich lege keinen besonderen Ehrgeiz an den Tag, aber die Beine gehen noch ganz gut, allerdings merke ich die Vorbelastung schon bei jedem Tritt. Das ist auch gut so, sonst hätte ich nicht alles gegeben...




Am Hochtor mache ich nur kurz ein Foto am Schild, bzw. ein 65jähriger Glocknerkönigfahrer macht das für mich. Der ist immerhin 2:37 h gefahren, Respekt!


Ich fahre dann nochmal hinauf zur Edelweißspitze, vielleicht ist Marco ja dahin gefahren. Ist er aber nicht, aber ich nutze die Gelegenheit um, etwas früh, zu Mittag zu essen. Semmelknödel mit Gulasch, Leberknödelsuppe, ich liebe die Küche in Österreich.




Ich hatte kurz überlegt zur Kaiser Franz Josefs Höhe zu fahren, aber die Beine haben das nicht mehr drin, und auch das Wetter könnte kritisch werden. Mittlerweile ist es oben bewölkt und sehr windig und kühl, Gewitter sind auch vorhergesagt, das lasse ich lieber.

So geht es in die Abfahrt. Das neue Lightweightvorderrad quietscht elend, ja es kreischt eher beim Bremsen. So versuche ich das Bremsen möglichst zu vermeiden, was aber auf dieser Strecke natürlich nicht wirklich machbar ist. Aber nach einer Weile lässt es zum Glück etwas nach.

Im flacheren Abschnitt über Fusch zurück nach Bruck muss ich nochmal etwas draufhalten, eine schöne Zeitfahrstrecke, es geht leicht bergab, mittlerweile leichter Gegenwind so hat man das Gefühl von Geschwindigkeit, dass einem steilberghoch ja verwehrt bleibt.

Ein schöner Abschluss. Als ich dann unten noch einen Blick auf die Ergebnisliste werfe durchströmt mich ein herrliches Glücksgefühl 1:37:30,2 h Platz 155 bei den Herren.

Einfach nur geil! Dadurch, dass wir mit zwei Minuten Verspätung gestartet sind, hat mich die Uhrzeit oben etwas getäuscht.

Die Nadja Prieling war übrigens eine Minute dahinter und ist 5. bei den Frauen geworden, der Alexander war zwei Zehntelsekunden hinter mir, muss also direkt an meinem Hinterrad gewesen sein.

Also alle gesteckten Ziele erreicht. Unter 1:40 h, mein Motivationsziel, wenn auch sehr knapp, geschlagen, und unter die besten 200 gefahren. Auch wenn ich noch keine hundert Prozent hatte, bin ich einfach nur zufrieden. Heute Nacht werde ich wohl mehr als dreieinhalb Stunden schlafen...

Samstag, 8. Juni 2013

Glocknerkönig 2013, Gedanken zum Rennen


Nach den verkorksten zwei Wochen, mit dieser dämlichen Erkältung und dem dadurch nicht so hundertprozentig aussagekräftigen Leistungstest in Köln passte die Anreise gestern gut ins Bild. 9 Stunden statt 6, Stau auf der A8, Sperrung mitten auf der Ausweichstrecke, Umleitung mit Schleichfahrt hinter Trekker und LKW.

Das es dann pünktlich zur Installationsfahrt angefangen hat zu regnen war mir dann auch egal. Hat aber gleich wieder aufgehört, so dass ich den Computer an die Höhe gewöhnen konnte und auch das Cannondale Supersix Evo erstmals mit den Lightweights gefahren bin.


Wenn ich meine Ziele am Sonntag nicht erreiche, dann liegt es wahrscheinlich nicht am Fahrrad, es sei denn ein Defekt streckt mich nieder.

Ich bin etwas unsicher was ich mir zum Ziel setzen soll, denn noch nagt die Erkältung an meinen Kräften, so dass ich nicht weiß wieviel Prozent Leistung mir tatsächlich zur Verfügung stehen. Ich möchte mich natürlich verbessern, d.h. eigentlich möchte ich diesmal unter 1:40 h fahren. Aber wenn ich nicht hundertprozentig fit bin wird das sehr eng. Dann wird es schwer überhaupt die erste Startgruppe zu halten.

Ich habe allerdings gesehen, das Nadja Prieling wieder mitfährt, die habe ich letztes Jahr ziemlich oben noch überholt und bin so eine Minute vor ihr ins Ziel gekommen. Die ist normalerweise immer eine Kandidatin für das Podest. Da ich bei den Männern keine Chance habe auch nur unter die Top 50 zu fahren setze ich mir als Ziel das virtuelle Frauenpodest. Da die Nadja Prieling bei 20 Kilo weniger ungefähr auf meinem Niveau, vielleicht etwas besser fährt, und sich auch das gleiche Ziel wie ich für den Ötztaler gesetzt hat werde ich versuchen sie zu schlagen, dann könnte ich mein Ziel erreicht haben.

Natürlich ist das nur eine Motivationshilfe, aber eine sehr gute (und hübsche). Neben der Zeit, die übrigens eine Zwischenzeit an der Mautstation von knapp unter 30 min erfordern würde und die ja auch von den äußeren Bedingungen abhängt, möchte ich meine Durchschnittsleistung gegenüber dem Vorjahr verbessern und damit auch die Platzierung. Letztes Jahr waren das 289 Watt. (korrigiert nach Kurbelkalibrierung) Dieses Jahr möchte ich die 300 Watt schaffen, damit sollten bei knapp geringerem Systemgewicht ein Platz unter den Top 200 drin sein, also so ungefähr bei den besten 10%. Ist durchaus realistisch, allerdings muss dann alles passen.

Beim Einfahren heute, so ca. 90 Minuten, war das Gefühl erstaunlich gut, die Erkältung scheint nun doch rechtzeitig weit genug abzuklingen.

Nach einem EB Intervall und einem G2 Intervall bin ich mit Marco zusammen noch ein bisschen am Zeller See entlang gerollt. Das Wetter war fantastisch und die Landschaft so schön, dass wir beide das Gefühl hatten plötzlich wieder kerngesund zu sein. Wenn auch später die Erkältung(en) wieder etwas durchkam(en).



Fazit ist jedenfalls, dass die Motivation stimmt und ich mich richtig quälen möchte...

Montag, 27. Mai 2013

Fazit Rhön Radmarathon 2013

Nachdem ich zunächst etwas enttäuscht war, dass es keine Zeitmessung gibt beim Radmarathon von Bimbach, da ich befürchtete, dass das so ein Geradel mit Kaffee und Kuchen wird, muss ich sagen da wird gefahren wie der Teufel.

Eigentlich bin ich genauso gefahren wie am 1. Mai in Frankfurt, also volles Rohr die ganze Zeit, berghoch viel zu viel gepowert, und um die Gruppen gekämpft um auf den flachen Abschnitten und in den Abfahrten vom Windschatten zu profitieren. Ich habe mich richtig gequält.

Die Organisation war sehr gut. Vor allem sehr ordentlich beschildert. Die Leute an den Kontroll- bzw. Verpflegungsstationen waren super nett, der Streuselkuchen sehr lecker, und auch die restliche Versorgung mit belegten Broten usw. war gut. Da ich immer recht früh an den Stationen angekommen bin war alles reichlich vorhanden.

Die Strecke ist typisch Rhön. Ständiges bergauf und bergab. Auch mal längere Anstiege, nicht alpin aber anstrengend genug. Einige Steilstücke mit Steigungen deutlich im zweistelligen Prozentbereich.

Die Marathonstrecke "extrem" die ich gefahren bin ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Mein Garmin und auch der PC7 haben 237 Kilometer angezeigt, also einen Kilometer weniger als offiziell. Bei den Höhenmetern waren es ca. 250 weniger laut Garmin als die offiziellen 4500.

Eigentlich nur als Trainingsfahrt unter Wettkampfbedingungen geplant, wurde es doch für mich ein Rennen bei dem ich versucht habe hundert Prozent abzurufen. Am Anfang habe ich teils überheblich - oder naiv - überzogen und "sinnlos" geführt oder Tempo gemacht. Um die 100 Kilometer Marke, habe ich kurzzeitig mein Training in Frage gestellt, musste mich sehr quälen, und habe mich gefragt ob es wirklich richtig war keine episch langen G1 Trainingseinheiten zu fahren wie in den letzten beiden Jahren um diese Zeit. Das ich am Ende noch mit den "Mopeds" mithalten konnte spricht aber eigentlich für Björns Trainingspläne.

Es waren einige wirklich starke Fahrer dabei. Nach sieben Stunden noch mit 350 Watt die Anstiege hochgeißeln ist wirklich hart, und ich wollte ja nur dranbleiben...

Nur zu gerne hätte ich eine Ergebnisliste mit Zeiten gehabt, um zu erfahren wo ich im Vergleich zu den Anderen stehe und was für Zeiten denn hier noch so gefahren wurden. Aber anhand der Bilder der offiziellen Fotografen kann ich schon abschätzen, dass ich bei den besten 5 - 10% auf jeden Fall dabei bin.

Mit meinen 8:35 h bin ich sehr zufrieden. Auch die Durchschnittsleistung von über 270 Watt über so einen langen Zeitraum ist für mich sensationell. Allerdings traue ich der Leistungsmessung nicht hundertprozentig, da SRM PC7 und Garmin Edge 800 voneinander abweichen.

Das trotz schlechter Vorhersage bestes Radfahrwetter war, war vor allem für die zahlreichen Abfahrten ein großer Vorteil. So macht Rennradfahren spaß.

Also zusammenfassend eine tolle Veranstaltung, wenn es nur eine Zeitmessung gäbe...

Montag, 20. Mai 2013

Statistik Rhön Radmarathon 2013

Distanz: 237 km (offiziell 238)
Gesamtdauer: 8:35 h
Schnitt:  27,6 km/h
Höhenmeter: 4273 (offiziell 4500)
Gesamte Arbeit an der Kurbel: 7376 kJ
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 274 Watt
Normalisierte Leistung: 294 Watt (max 735 Watt)
Durchschnittliche Temperatur: 14,8° C (min 5° / max 25°)
Durchschnittlicher Puls: 147 (max 172)
Durchschnittliche Trittfrequenz: 85 (max 122)
Maximalgeschwindigkeit: 77,3 km/h

Fahrradgewicht: 11,4 kg inkl. Trinkflaschen, Luftpumpe, Flickzeug, Schlauch, Radcomputer
Fahrergewicht: 78,55 kg
Kleidung und Nahrung: 3,4 kg
Gesamt(system)gewicht ca. 93,40 kg

Fahrrad:
Rahmen: Specialized Roubaix SL3 2011
Laufräder: Mavic R-SYS SL 2012 mit Mavic Schnellspannern
SSchaltung: Shimano Dura Ace 7970 Di2 mit
SRM - Dura Ace 7950 Kompakt 34/50 vorne, Shimano Tiagra Kassette 12-30
Bremsen und Kette: Shimano Dura Ace 7900
Pedale: Shimano Dura Ace SPD-SL
Lenker: Syntace Racelite CDR Alu
Sattel: Selle SMP Avant
Radcomputer: SRM Powercontrol 7 und Garmin Edge 800