Donnerstag, 19. Juni 2014

Mississipi – done! Jetzt kommt die Hitze

Der Mississippi ruft! Die RAAM Statistik sagt, die Ausfallquote der Solofahrer, die den Mississippi überqueren liegt nur noch bei 5 %. Aktuell sind bereits 7 Fahrer aus dem Solo-RAAM Klassement ausgeschieden. Bei der jetzigen Starterzahl wäre das nur noch 1 weiterer. Wir hoffen sehr, dass es uns nicht trifft. Guido hat sein Robaix SL 4 um 19.15 Uhr bestiegen! Trotz der Temperaturen und nach all den Strapazen schafft es Guido mit leichtem Rückenwind und enormen Willen, die Strecke von 116 km in 4 Stunden und 3 Minuten. Wir haben ca. 15 Stunden „Reserve“. Direkt vor der Mississippi Bridge machen wir eine Schlafpause. Die Luft steht, die Luftfeuchitgkeit ist gefühlt bei 100 %. Es ist eine tolle Atmosphäre an dem Wasser zu stehen, der Mond spiegelt sich im Wasser und die beleuchtete Brücke über den Fluß mit dem Nachtverkehr der Ausläufer der Stadt St. Louis.


Nach der Schlafpause werden wir sie überqueren und nach West Alton, Missouri aufbrechen. Bei der Hitze schlaft ein Teil der Mannschaft unter freiem Himmel auf Isomatten. Tom liegt im „Keller“ unseres Wohnmobils bei den Getränken. Guido hat sich die 3 Stunden netto Schlaf verdient. Mit allen Behandlungen (Muskel und Sitzfläche) inkl. eines schnellen Frühstücks schaffen wir ihn um die 74 km zur nächsten TS zu bewältigen. Heute hat er schnell seinen Rhythmus auf dem Rad gefunden. Als er vom Parkplatz startete befürchten wir, das er gar nicht fahren kann, da er seine Beine nicht richtig krumm machen kann. Das hat sich aber innerhalb der ersten 500 m gelöst.



Alton Bridge

Alton Bridge



Auf undankbarem Straßenbelag und weitgehend ohne Wind fährt Guido wie eine Dampflok. Will heißen seine Beine gehen rund und so ist er bereits um 8.30 an der TS 36! Die Crew, die nun Pause hat und im Wohnmobil nachreist, ist noch nicht da. Wir haben aber auch vereinbart, dass wir das WoMo erst bei TS 37 treffen wollen. Das sind noch weitere 80 km. Das passt gut, da Guido einen guten Rhythmus tritt und in Schwung bleiben kann. TS 37 buchen wir um 11.14 Uhr. Er ist zwischendurch immer wieder mal müde und braucht Ansprache. Wir haben mit ihm ständig Funkverbindung, zum einen um ihn zu navigieren und zum anderen um mit ihm über alle möglichen Dinge zu sprechen. Unser aktuellstes Thema Fußball WM. Das soll ihn ablenken, ihn die Schmerzen vergessen machen, ihn motivieren, ihn bei Laune zu halten. Am liebsten hört Guido in den frühen Morgenstunden die Kommentare zu unseren Posts und die Emails an seinen Account:


guido@steilberghoch.com!


Sowohl er als auch wir, die Crew freuen uns extrem über euer Interesse und Eure aufmunternden Worte. Es ist tatsächlich kaum vorstellbar, was die Fahrer hier leisten und ebenso kann man sich nicht vorstellen, wie in einer solchen Extremsituation selbst virtuelle Grüße beflügeln können.


Effingham war die letzte von 3 TS in Illinois, nun geht es nach Indiana! Die Sonne brennt, die Luft steht, teilweise zeigt das Thermometer 98 ° Fahrenheit (34 Grad Celsius). Die fühlen sich deutlich heißer an, als die trockenen 45 ° Celsius in der Wüste zu Anfang des Rennens. Guido möchte seine Räder wechseln. Das tun wir auch. Dabei merken wir Followcarfahrer erst mal wieder, wie extrem heiß die Wetterbedingungen tatsächlich sind. Es ist unglaublich, dass man sich in diesem Klima sportlich mehr als 2 Minuten betätigen kann. Guido tut das seit den frühen Morgenstunden. Xaver wechselt in knapp einer Minute die beiden Rader aus Lightweight. Guido tut das gut, Er hat wieder ein gutes Fahrgefühl. Plötzlich fährt Guido nach links an den Straßenrand und bleibt stehen. Und das in einem Moment, in dem der Funk ausgefallen war. Uns stockt allen der Atem. Hat er wieder die Probleme der ersten beiden Tage? Wir halten an, er sieht sehr abgekämpft aus. Was ist los? Guido spricht ganz gelassen zu uns: Jetzt war mir einfach mal zu heiß. Den Baum, der Guido den Schatten auf der linken Seite der Straße spendet, hatten wir gar nicht bemerkt.


Er war nun über 7 Stunden in der prallen Sonne. Nach 2 kleinen zusätzlichen Flaschen Wasser geht es schon wieder weiter und Guido ist sofort wieder im Tritt. Guido muss immer genug Energie und Flüssigkeit zu sich nehmen, was wir im Followcar möglichst genau protokollieren. Dabei wechselt sich die Crew immer ab. Einer fährt und sichert Guido gegen den Verkehr ab, einer navigiert und ein dritter protokolliert die Nahrungsaufnahme und mixt die jeweiligen Drinks und füllt sie in die radtauglichen Flaschen ab. Diese Flaschen erhält Guido immer während der Fahrt, um möglichst dafür nicht stehen bleiben zu müssen.


Um ca. 17.30 haben wir unser nächstes Ziel erreicht. Guido duscht, die Crew wechselt. Nachdem Guido nun also die erste Crew mal wieder fertig gemacht hat, wird er nun die zweite Crew zermürben. Es ist wie einer gegen alle – und Guido gewinnt. Nach wie vor können wir Guido gut versorgen, auch wenn nicht immer alles reibungslos läuft.


Wir merken, dass die enorm hohe Belastung bei Guido erste Spuren hinterlässt. Wir wissen um die Aufgabe und lachen sehr viel. Auch Guido ist bei seiner fokussierten Art noch immer gut für Späße. Diesen Spaß haben wir auch immer mit den Fahrern und deren Crews, die sich in unserm Zeitfenster bewegen. Wir treffen die Leute an den TS, im Supermarkt, an den Tankstellen oder an Stellen, an denen die Wohnmobile ihren Service erhalten. Wir haben tolle Leute kennengelernt. Letztlich genau so verrückt wie wir. Das ist das, was wir bei den Einheimischen jeweils hören. What you do ist crazy, absolulutely crazy! Wir lachen grüßen nett, wir sind ja in einem Rennen und lassen die Leute ungläubig zurück. By the way. Jetzt ist Guido auf dem Weg nach Bloomington, Indiana TS 39. – More to come!






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