Das hatte ich mir nun wirlich anders vorgestellt. Mit dem heftigen und gefährlichen Sturz am Pico Veleta dachte ich mein Soll für einige Zeit erfüllt zu haben. Und doch hat es mich gerade mal acht Monat später wieder erwischt.
Die Geschwindigkeit war mit 70 km/h noch höher. Zum Glück passierte es diesmal aber auf gerader Strecke und ohne bedrohliche Felsböschung am Straßenrand.
Während es im Oktober letzten Jahres ein Fahrfehler von mir war, hatte ich diesmal keine Chance den Sturz zu verhindern. Der Ärger und die Unzufriedenheit, die Wut und der Frust, die negativen Folgen für die weitere Saison, alles ist gleich. Es macht also keinen Unterschied ob man selbst zu dämlich ist zum Radfahren, oder ob ein anderer zu dämlich ist zum Radfahren.
Es gibt nur eine vernünftige Art damit umzugehen, und mit jedem Sturz versuche ich das besser umzusetzen: Es ist passiert, man muss es aktzeptieren, man muss alles dafür tun die körperlichen Sturzfolgen auszuheilen, ggf. unter schmerzhaftem Verzicht auf geplante Rennen oder sonstige Aktivitäten, und dann muss man nach vorne schauen.
Trotzdem muss man natürlich den Unfall analysieren. Vom Fahren her lag kein Fehler von mir vor, da gibt es nichts zu ändern, ich wurde halt einfach umgefahren. Prinzipiell ist natürlich in einem Rennen das Risiko größer als bei einer einsamen Passbesteigung. Aber nachdem ich schon an einigen Events, auch mit hohen Teilnehmerzahlen, teilgenommen habe, ist es das erste mal, dass ich unter Fremdeinwirkung gestürzt bin. Das heißt meine weitere Planung wird der Sturz dahingehend nicht beeinflussen.
Gelernt habe ich auch was die Behandlung von Schürfwunden betrifft. Da werde ich mir einen ordentlichen Vorrat der entsprechenden Verbandsmaterialien und Medikamente zu Hause bunkern und diese auch auf Reisen mitnehmen. Ich möchte nicht mehr abhängig von der Laune eines Arztes sein, der keine Lust hat die riesigen abgeschürften Flächen alle zu versorgen, weil es zuviel Zeit kostet. (wie bei der Zweitversorgung in St. Michael)
Keinesfalls werde ich das nächste mal noch im Begleitfahrzeug eine Etappe mitfahren oder tatsächlich hoffen die nächste Etappe wieder zu fahren, was für ein Quatsch. Den "put me back on my bike" Reflex werde ich ignorieren und sofort nach Hause fahren, wenn es sein muss mit dem Taxi. Das ist die einzige vernünftige Lösung bei Verletzungen diesen Umfangs, vor allem im Hinblick auf möglichst schnelle Heilung (und damit die Möglichkeit auch möglichst schnell wieder aufs Rad zu kommen).
Das der Sturz so glimpflich verlaufen ist, jedenfalls wenn man die Geschwindigkeit und das Zustandekommen betrachtet liegt meines Erachtens nach daran, dass ich nicht über den Asphalt geschliddert bin, sondern gerollt. Dadurch sind die Schürfwunden nicht so tief und die Verletzungsbilanz ist noch einigermaßen erträglich ausgefallen:
Verstauchungen an den Fingern der rechten Hand
Verstauchung am linken Handgelenk
Prellung an beiden Ellbogen
Prellung am linken Knie
Prellung an der linken Hüfte
leichte Prellung am rechten Knie
Schürfwunden am rechten Ellbogen
Schürfwunden am linken Arm vom Oberarm bis Unterarm
Schüfwunden am rechten Knie
Schürfunden links vom Gesäß bis unters Knie
Schürfwunden an der linken Hand
Schürfwunden an den Fingern der rechten Hand und den Fingerkuppen
Pellung an der linken Schulter
Beulen am Kopf links
In der Summe führt es schon dazu, dass ich für ein paar Tage ziemlich ausgeschaltet bin. Auch 6 Tage nach dem Sturz saß ich noch nicht wieder auf dem Fahrrad. Die Schürfwunden lassen es einfach nicht zu.
Der Traum vom 24h Rennen in Kehlheim ist geplatzt. Auch die Idee dann eine neue Übergangsperiode mit viel Ausgleichssport z.B. Schwimmen einzustreuen und für den Ötzi neu aufzubauen ist gestorben. Das gleiche Dilemma wie beim letzten Sturz.
Aber bis zum Ötzi habe ich natürlich noch über vier Wochen Zeit. Und da ich ja wieder auf die Unterstützung meiner Edelfans bauen kann, bin ich doch zuversichtlich da ein achtbares Ergebnis zu erzielen und dann gut auf den Alpenbrevet zu tapern, bei dem ich ja eine Woche später noch eine Rechnung begleichen will.
Rechnung begleichen ist im Hnblick auf den Sturz ein unangenehmes Stichwort. Letztlich beträgt der materielle Schaden mehrere tausend Euro, das muss ich erst mal wegstecken. Immerhin einen Teil werden die Unfall oder Krankenversicherung tragen, aber schon der letzte Sturz hat mich finanziell bluten lassen, das sind einfach Kosten mit denen man nicht rechnet wenn man Radfahren als Freizeitsportler betreibt.
Anyway, für mich heißt es nun gesund werden, den Mist vergessen und wieder aufs Rad kommen.
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