Heute starten wir direkt in Bruneck.
Ich bin viel zu früh am Start. Nur ein Radler war früher, und der
ist mit langen Hosen und Überschuhen dick eingepackt. Auf meine
Frage ob das nicht etwas warm wird, meint er nur er hätte es im
Rücken, da hat er es lieber warm. Ok, jedem das Seine. Ich habe es
auch heute lieber luftig, denn es sind die gleichen hochsommerlichen
Temperaturen angesagt wie gestern.
Nach etwas Startgeplauder geht es dann
endlich um kurz nach neun Uhr auf die Strecke. Diesmal fahren wir
ganz lange neutralisiert, mehr als zwanzig Kilometer. Das klappt
diesmal auch sehr gut, und vor allem sehr sehr locker. So kann ich etwas mit Torsten plaudern, der schon letztes Jahr dabei war.
Das Führungsfahrzeug muss ja das
gesamte Feld zusammenhalten, so sparen wir erstmal viel Körner für
den Rest der Strecke. Erst hinter Toblach wird das Rennen dann
endlich freigegeben. Sogleich beschleunigt sich das Ganze. Ich liege
nicht so richtig weit vorne, aber erst mal bleibt die ganze Gruppe
zusammen.
An einem Punkt fahren vorne drei, vier
Fahrer raus, ich bin eh gerade auf dem Weg nach vorne und denke, da
hänge ich mich dran. Aber die Gruppe will nicht so recht und scheint
abzubrechen. Einer fährt weiter, ich gehe mit, aber auch da fehlt
die Konsequenz. Zu diesem Zeitpunkt ist das sowieso nicht so schlau,
aber es macht halt Spaß. Nachdem das Feld uns wieder aufgesammelt
hat, komme ich so sogar zu ein paar Führungskilometern im Wind.
Einerseits schlecht, weil es Kraftveschwendung ist, aber Spaß macht
es immer auch ein bisschen.
Nach einer Weile geht eine Gruppe von
ca. 6 Leuten, genau bekomme ich es gar nicht mit, ich halte mich
wieder mitten im vorderen Feld auf. Wir fahren auf einen Bahnübergang
zu, und prompt geht die Schranke runter. So steht die gesamte
Spitzengruppe dumm vor der Bahnschranke, während die Ausreißer
vorne wegziehen können.
Immerhin bietet sich so die Gelegenheit
in Ruhe ein Gel zu nehmen, etwas zu trinken und sogar ein Foto zu
machen.
Dann geht es weiter. Die Strecke geht
meist moderat bergab. Bis zur Pustertaler Höhenstraße passiert so
in der Spitzengruppe wenig. Dann geht es endlich berghoch, ich freue
mich sogar darauf, denn mit dem Feld bergab zu jagen kostet auch
immer viel Konzentration und Nerven.
Berghoch zieht es sich natürlich
sofort auseinander. Ich bewege mich in einer lockeren Gruppe mit
Fahrern, die ich schon von den ersten beiden Etappen kenne, es
sortiert sich also recht schnell nach Leistungsstärke.
Die Pustertaler Höhenstraße bin ich
noch nie gefahren, und es wechseln sich steile und weniger steile
Stücke mit flacheren, teils sogar etwas abschüssigen Passagen ab.
Berghoch komme ich ganz gut zurecht, aber so eine Gruppe von ca.
zehn, zwölf Fahrern fährt mit immer mal wechselnder Tendenz der
Einzelnen recht gleich stark.
Ein Fahrer der die Strecke kennt
erzählt was von einer fiesen Rampe die noch komme, und die kommt
auch. Und recht lange ist sie auch noch. Ich komme allerdings ganz
gut hoch, und innerhalb der Gruppe bewege ich mich eher vorwärts. In
einer Zwischenabfahrt holen ich die anderen aber größtenteils
wieder, bevor ich im nächsten Anstieg wieder aufschließe.
Die erste Aidstation war mir diesmal
eher zu früh, aber die Sonne knallt teils ganz gut und so habe ich
doch einen hohen Wasserverbrauch. Die Straße führt immer mal flach
oder leicht bergab, steigt dann aber wieder an. Bevor sie dann ganz
in die Abfahrt übergeht muss ich mir auf jeden Fall etwas Vorsprung
holen, damit ich erst spät in der Abfahrt eingeholt werde um unten
in der Gruppe drin zu bleiben.
So kann ich natürlich das eigentlich
tolle Panorama nicht so wirklich genießen. An einer Stelle fahre ich
noch an Andrej vorbei, der schon wieder einen Platten hat. Das ist
wirklich Pech, der war wohl ziemlich vorne dabei.
Meinen Plan kann ich so einigermaßen
umsetzen. Und wie vorhergesehen überholen mich ein paar in der
Abfahrt, aber etwas weniger als gedacht. Auch ist der Abstand am Ende
der Abfahrt noch machbar. Mir scheint es sind zwei Gruppen vor mir,
die eine wartet auf mich und noch zwei weitere Fahrer die hinter mir
sind.
Dann fahren wir mit sechs Leuten, was
ziemlich gut funktioniert. Wenn ich am Führen bin, versuche ich
immer eine Minute mit 300 Watt zu ziehen, im Windschatten trete ich
das was es halt so braucht um dranzubleiben.
Die Gruppe funktioniert ganz gut, und
so kommen wir recht flott zum Iselsberg. Einige kennen die Strecke
und so richtig böse ist der wohl nicht. Zu meiner Freude gibt es
kurz vorher nochmal eine zusätzliche Aidstation und ich tausche beide
Flaschen.
So zwei drei Ecken weiter fahren wir an
einer Schule oder einem Jugendheim oder sowas in der Richtung vorbei,
und eine große Gruppe Kinder und die Betreuer feuern uns an. Cool...
Die Iselsbergauffahrt entpuppt sich
dann allerdings als kleiner Wirtschaftsweg, die Strecke wird zunächst
nicht über die Hauptstraße hinauf geführt. Und das ist richtig
Peakbreak-Style. Richtig dreckig steil. Wir sind alle ordentlich
überrascht. Und der Weg bleibt recht lange so steil. Geschätzt
erreicht der oft 14, 15% vielleicht teils auch mehr. Heftig. Und warm
ist es auch noch.
Aber hier macht sich meine 34-32
Übersetzung bezahlt. Während einige kaum die Kurbel sauber
rundkriegen kann ich noch einigermaßen „rund“ kurbeln. Na
jedenfalls bin ich etwas weiter vom Treppensteigen weg als andere.
So kann ich mich in diesem heftigen
Anstieg etwas von der Gruppe absetzen, die sich sowieso
auseinandergezogen hat. Der Weg will überhaupt nicht aufhören,
immer wieder Kehre und weiter geht’s und weiter ist es richtig
steil. Ich muss schon das ein oder andere Mal fluchen. Dann scheint
es aber tatsächlich geschafft zu sein, die Straße flacht ab.
Nach kurzer Zeit geht es aber scharf
rechts auf die Hauptstraße und dort geht die Kletterei weiter, wenn
jetzt auch nicht mehr so brutal steil. Auch dieser Abschnitt geht
noch etwas länger als gedacht, dann scheint es aber endgültig
geschafft, für eine ganze Weile geht es flach bis leicht bergab. Ein
weiterer Fahrer stößt zu mir, und in der folgenden Abfahrt fahren
wir beide etwa gleich schnell.
Die Abfahrt ist super zu fahren, trotz etwas Autoverkehr. Dann
flacht es wieder ab und noch zwei Fahrer schließen auf, so dass wir
eine Vierergruppe haben. Das hat ja super geklappt, denn jetzt geht
es meist leicht abwärts auf unser Tagesziel Großkirchheim zu.
Wir arbeiten ganz gut zusammen, und ich
zähle in Gedanken die Kilometer herunter. Mein Garmin stimmt nicht
ganz mit den auf der Straße aufgesprühten 10er Markierungen
überein, aber es geht deutlich dem Ende zu.
So ca. 1,5 Kilometer vor dem Ziel steht
ein Peakbreak Fahrzeug und die zwei Peakbreakteammitglieder feuern
uns nochmal an und warnen vor der gefährlichen Zieleinfahrt „noch
700m“ stimmt aber nicht ganz, denn kurz darauf passieren wir die
1000 Meter Marke. Aber egal, gleich ist es geschafft. Dann die 500
Meter Marke, und nach einem scharfen Rechtsabbieger haben wir
Großkirchheim erreicht und fahren durch das Ziel.
Kurzes Abklatschen, dann erst mal über
die Theke im Zielbereich hermachen, denn die Hitze erzeugt in mir
immer ein großes Bedürfnis nach frischem Obst, und da kommen die
Melonen, Äpfel und Bananen gerade recht.
Das hat heute gut gepasst. Wie sich das
im Klassement auswirkt kann ich allerdings wieder nicht sehen, denn
außer den ersten zwanzig habe ich keine Ergebnislisten gesehen, und
der Ergebnisdienst auf www.ergebnisliste.at
ist nicht gerade der Bringer, man kann nicht mal alle Ergebnisse
abrufen und die Gesamtergebnisse sind immer noch Stand 2. Etappe. Das
habe ich nun wirklich schon besser gesehen, zumal ich schon zwei Tage
nicht weiß wie weit ich denn von meinem anvisierten Ziel weg bin...
Hallo Guido, Tag:4 09.07.13
AntwortenLöschenRang:18
Rang KL 13
Zeit: 4:30 Std
Rückstand: 25:11 Min.
Noch viel Spass
Gerd