Freitag, 23. Juni 2017

Tag 10: The Sky is the Limit

Nach 20 Minuten Schlaf geht es in Athens um ca. 1 Uhr wieder aufs Rad. Guido braucht wie immer einige Sekunden, um voll da zu sein und erkundigt sich dann, ob das denn wirklich 20 Minuten gewesen seien. Wahrscheinlich nicht, weil er das Gefühl hat, weniger geschlafen zu haben, sondern aus der Angst heraus, die Crew hätte ihn länger schlafen lassen können. Es geht in Richtung West Union (Time-Station 45) und Grafton (Time-Station 46). Die Weisheit, dass das Beste zum Schluss käme, trifft auf die Routenführung nicht zu. Die Strecke geht über einen durchaus gut frequentierten, 2-3-spurigen Highway, was nicht nur nicht besonders ansprechend aussieht, sondern zudem auch noch die volle Konzentration der Crew im direkt folgenden Auto erfordert. Die Appalachen sind nun voll da, das Route Book spricht von „Endless Rollers“, was man nicht besser beschreiben könnte. Auf einen steilen Anstieg folgt eine steile Abfahrt und das gut und gerne alle 4 Meilen im Wechsel. Ein extrem feuchtes und warmes Klima machen diese Fahrt noch zusätzlich zur Tortur, man kann sich im Auto mit Klimaanalage die Belastung für Guido nicht ansatzweise ausmalen. Unabhängig davon, wieviele Meilen er davor schon gefahren ist.
Doch man hat auch heute das Gefühl, dass Guido alle diese Aspekte erwartet hat und auf alle die Probleme eine Antwort weiß. Von der Seite sieht das immer noch flüssig, einfach und sehr konzentriert aus: Er wählt die richtigen, kleinen Gänge, ab und zu aus dem Sattel und nutzt den Schwung der Abfahrten perfekt. In der Nacht überholt er Mark Pattinson, während das Podium schon seit vorgestern in den Köpfen der Crew umher geistert, ist es auf einmal möglich, nach Christoph Strasser der nächste im Ziel zu sein. Dies wird maßgeblich vom gefahrenen Schnitt der nächsten Meilen und den notwendigen Ruhe- und Behandlungspausen abhängen, allerdings soll sich noch zeigen, dass auch Mark Pattinson ein extrem starker Fahrer ist.

Hinter Grafton geht es dann hoch auf fast 3.000 Fuß (ca. 1.000 Meter), runter auf 1.300 Fuß und die gleiche Strecke wieder hinauf. Mark Pattinson zeiht an und an Guido vorbei. Etwa 12 Meilen hinter Grafton beginnt die erste Steigung. Es braucht den kompletten Einsatz der Follow-Car Crew, um Guido die zwei Anstiege nach oben zu kämpfen. Dirk wird zum Tempomacher für Guido und absolviert gleich noch ein kleines Dauerlauftraining. Am höchsten Punkt angekommen geht es jetzt zumindest bis zur nächsten Time-Station nicht mehr über einen längeren Zeitraum bergauf, allerdings sind auch hier wieder zahlreiche Roller auf der Strecke, die einiges von Guido fordern.
Für Time-Station Mc Henry geht es bergab an einen See. Guido schläft nochmals 20 Minuten, vielleicht die letzten 20 Minuten bis Anapolis. Dann gehts weiter durch Maryland, hügelig und mit konstantem Verkehrsaufkommen.
An Time-Station Cumberland, Time-Station 48, hält Guido nicht und begibt sich gleich direkt in die zwei Abschnitte der Appalachen, die es richtig in sich haben. Bis zur Time-Station 49, Hancock, türmen sich insgesamt 4 Anstiege vor ihm auf. Um ihn bestmöglichst zu unterstützen wird das Media-Car zum weitere Support-Car: Am ersten Anstieg wechselt die Follow-Car Crew ins Media-Car, in dem Saron mit einer neuen Schicht sitzt. Fortan agieren alte Schicht und Saron als Anpeitscher neben der Straße und begleiten Guido durch die Nacht. Reserven werden jetzt keine mehr zurückgehalten, weder bei der Crew noch bei Guido. Alles raushauen für die letzten 217 Meilen.
Guidos Leistung in Worte zu fassen, fällt mittlerweile schwer. Er gibt alles und fährt konstant sein Tempo. Unfassbar stark, wie er sich die Anstiege hinauf schraubt. Aber es wird auch deutlich, dass die Strecke, die Höhenmeter, das Wetter und der Schlafmangel Spuren hinterlassen haben. Man merkt aber auch, dass Nachrichten und Kommentare sowie das Anfeuern an der Strecke ihn unglaublich pushen. Gerade nachts hilft ihm das Gefühl, dass viele Menschen mit ihm kämpfen, unglaublich.
Guido will mit der Crew morgen gegen frühen Nachmittag in Anapolis sein, inweiweit das klappt zeigen die nächsten und letzten Meilen dieses RAAMs. Das Podium ruft, der Gewinn seiner Altersklasse ist möglich, eine Gesamtzeit unter 10 Tagen scheint möglich. Alles noch Chancen, aber allein die Chance auf Resultate dieser Art schweißen hier alles zusammen. Annapolis, Team 500 rockt dich morgen!
Ich versuche, Euch morgen etwas aktueller auf dem Laufenden zu halten statt mit der gewohnten täglichen Zusammenfassung. Vielleicht ist das auf Facebook (http://ift.tt/IvQwrX) besser möglich als hier, d.h. schaut auch hier mal vorbei.


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