Samstag, 24. Juni 2017

Tag 11: Einer für alle, alle für einen

9 Tage, 22 Stunden, 40 Minuten. Am Ende sind es die Zahlen, die einen als Beteiligten sprachlos machen. Eine Strecke von über 3.000 Meilen auf dem Rad in dieser Zeit zu absolvieren, ist außergewöhnlich. Für Guido ist es kurz vor 15.00 Uhr Ortszeit die Erfüllung eines großen Traumes.
Die letzten Meilen laufen zunächst schleppend. Regen macht das Rennen zusätzlich noch einmal anstrengend. Gudio ist ausgelaugt von den Appalachen und müde, er gewährt sich allerdings keine Ruhepause mehr. Dafür ist das Ziel zu nah, dafür ist eine Zeit unter 10 Tagen zu greifbar. Eine Schlafpause würde dieses Ziel gefährden. Die Crew um Rebecca, Meike und Thorsten muss ihm zu Beginn des letzten Tages nochmals ins Gewissen reden: Auch wenn Mark Pattinson 60 Meilen vor dem Ziel in unerreichbarer Ferne liegt und Guidos Position von hinten nicht akut gefährdet wird, geht es dennoch um die magische 10-Tages-Grenze. Sollte Guido den Fokus verlieren, droht er auch, das Ziel nicht zu erreichen. Er berappelt sich, fährt zwischenzeitlich wieder einen schnellen Schnitt von über 20 Meilen pro Stunde.

Der Zieleinlauf in Annapolis unterscheidet sich von anderen Rennen insofern, als dass es mit der Shell-Tankstelle hinter der Time-Station 54, Annapolis, eine offizielle Zeitnahme gibt, der Fahrer danach aber zusätzlich noch einen Zieleinlauf unten am Pier hat. Somit endet der sportliche Teil vergleichsweise unspektakulär an einer Tankstelle. Keine Ziellinie, kein Publikum und keinerlei Anzeichen, dass an dieser Stelle Unglaubliches geleistet wird. Aber auch ein Sinnbild für viele Aspekte des Race Across America: Während Crew und Fahrer oft Leistungen jenseites der eigenen Vorstellungskraft leisten, ist die öffentliche Wahrnehmung nicht besonders groß.
Die Crew steht bereit, als Guido am frühen Nachmittag auf die Tankstelle einfährt. Ein emotionaler Moment, ein Moment, in dem klar wird: Er hat es nicht nur geschafft, sondern er hat es gut geschafft. Aus einem „Hauptsache Durchkommen“ 2014 wurde ein in allen Belangen sportlich geführtes Rennen. Guido hat mit Mark Pattinson einen etablierten RAAM-Fahrer mehrmals herausgefordert und hat mit Marco Baloh einen erfahrenen hinter sich gelassen. Mit Strasser und Pattinson waren überhaupt nur zwei Personen schneller als er, in seiner Alterklasse (50-59) ist er der Erste, der das Ziel erreicht. Dass Gudio zudem das Ziel, unter 10 Tagen Gesamtzeit zu bleiben, erreicht, zeugt von  besonderer physischen und mentalen Fähigkeit. Guido war und ist nicht der große Marktschreier, von dem schon vor dem Rennen alle wissen, was er zu leisten im Stande ist. Er war sich schon vor dem Rennen seiner Stärken bewusst, hängt dies aber nicht an die große Glocke und will erstmal zeigen was er kann um danach darüber zu berichten, was er konnte. Gelebtes Understatement, wodurch auch die Crew erst einen Moment braucht, um zu realisieren: Das hier ist ziemlich einzigartig.

Gudio ist erleichtert, dankbar, glücklich. Umarmt alle und freut sich einfach nur. Die Dankbarkeit dem Team gegenüber ist spürbar, er zeigt sofort, wie viel von seinem Erfolg auch der Erfolg des Team ist. Weiter geht es nach kurzer Umzieh-Pause am Pier. Nochmal der offizielle Zieleinlauf, das Foto für die RAAM-Media und ein längeres Interview für das anwesende Publikum am Pier. Guido wirkt müde und ausgezehrt, er genießt die Momente am Pier, ist allerdings auch sehr froh, als er sich im Hotel aufs Bett fallen lassen kann. Loslassen und entspannen.

Wir werden versuchen, morgen auf Facebook noch ein kleines Live-Video mit euren Fragen zu starten. Wer Fragen an Guido hat oder einfach nur seine Glückwünsche loswerden will, kann das in diesem Rahmen sehr gerne tun.

 



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