Mittwoch, 8. Juni 2016

Glocknerkoenig 2016 – Das Rennen

Da ich letztes Jahr trotz einiger Widrigkeiten noch die erste Startgruppe gehalten hatte, kann ich es morgens recht ruhig angehen lassen und muss nicht zu früh zum Start. Das ist auch gut so, denn es hat bis vor kurzem geregnet und das Wetter sieht nicht so einladend aus.

Ich frühstücke etwas vorsichtig, nicht zu viel, nichts was dem Magen irgendwie unangenehm sein könnte, denn lieber habe ich ein paar Gramm zu wenig KH zu mir genommen als mit Grummeln im Bauch den Wettkampf bestreiten.

Durch den Substanzverlust vom Glocknerman letzte Woche ist das Gewicht sogar einigermaßen ok. Ich starte mir 78,5 Kg Körpergewicht, also genau zwei Kilogramm leichter als letzte Woche. Damit kann ich mein Systemgewicht unter 90 Kg drücken.

Das meine Nase zu ist, ist beim Glocknerkönig traditionell so, stört also nicht weiter, dass aber Knie und Oberschenkel etwas grummelig sind macht mir etwas sorgen, aber das muss auch nichts heißen.

Als ich mich endlich raus wage und mich fünf Minuten einfahre ist die Temperatur mit 14° C angenehm mild. Die Straße ist nass, aber es regnet nicht. Kein Wetter für Rekordzeiten, aber doch ganz brauchbare Bedingungen. Ich starte kurz/kurz.

Da ich recht spät bin stehe ich im Startblock 1 eher hinten, was so ungefähr Position 150 bis 200 bedeutet. Leider ist die Musik larifari und eher schlecht. Zum Glück muss ich kaum noch warten und schon beginnt auch der Countdown.

Es fällt der Startschuss und wir rollen los, leider ohne die „Glocken von Bruck“, sprich Hells Bells von AC/DC.

Trotz der nassen Strecke ist es zunächst eigentlich ganz ok zu fahren. Nur ist das Tempo nach der anfänglichen, typischen Hatz dann doch erstaunlich langsam. Sind die vorne besonders vorsichtig wegen des Regens? Oder will keiner der Favoriten Tempo machen?

Ich kann‘s nicht herausfinden, ich verliere allerdings zwei, vielleicht sogar drei Minuten die ich (und viele andere) sonst bis zum Bärenwerk im Windschatten geschenkt bekommen.

Als die Steigung anzieht geht es eigentlich zunächst erstaunlich gut. Das Knie und der Oberschenkel haben sich beruhigt. Da ich schon etwas skeptisch war wegen der Belastung aus dem Glockerman und den 16.0000 Höhenmetern die mir da noch vom letzten Wochenende noch in den Knochen stecken, bin ich angenehm überrascht.

Ich gehe die Strecke aber trotzdem vorsichtig an um das Belastungsasthma zu vermeiden. Trotzdem bewege ich mich gut im Feld, also innerhalb der vorderen 150 bis 170 Fahrer.

Das erste Abflachen der Strecke und vor allem das zweite erwarte ich wie immer etwas zu früh. Schon vor der Mautstelle habe ich aber ein Motivationsziel. Eine kleine Frau mit blauen Radklamotten und kleinem Rad mit 32er Ritzel hinten und Kompaktkurbel vorne. Die gleiche Übersetzung wie ich sie am Rad habe, aber vom Systemgewicht schätzungsweise gut 25 Kilogramm leichter.

Sie fährt klasse, und ich habe mühe dranzubleiben. Mir ist klar, dass ich alle Frauen schlagen muss wenn ich unter 1:30 h fahren will, denn die besten Frauen fahren üblicherweise sehr nah an diese Grenze heran, aber nicht darunter.

Die Mautstelle erreiche ich etwas spät, für die erhoffte Zielzeit müsste ich eigentlich 28 oder 29 Minuten bis Ferleiten fahren, es sind aber auf jeden Fall über 30.

Im Flachen vor der Mautschranke gönne ich mir ein halbes Gel und etwas KH-Getränk. Dabei lasse ich etwas nach und die kleine blaue Frau, die fährt wie eine Maschine, enteilt mir so ca. 20 Meter.

Die Steigung zieht an und ich schalte nach Gefühl, ohne auf die Leistung zu schauen und ohne zu wissen in welchem Gang ich bin. Dann kann ich es aber nicht mehr vor mir verbergen, denn ich versuche runterzuschalten und bin schon im kleinsten Gang.

Das Fahren fühlt sich aber noch gut an und Kilometer 16 und 17 sind eigentlich recht schnell erreicht. Mir geht es keineswegs so elend wie letztes Jahr. Ich bleibe einigermaßen an der kleinen blauen Frau dran.

Dabei denke ich kurz über den Glocknerman und die Regeneration nach. Vor einer Woche bin ich die gleiche Übersetzung mit einer 45er Trittfrequenz und einem Puls im mittleren 120er Bereich hier hochgefahren, jetzt trete ich eine 85er Trittfrequenz bei einem Puls von 170. Habe dafür aber auch noch nicht über 500 Kilometer in den Beinen. Der menschliche Körper ist ein spannendes Phänomen.

Obwohl ich mich also eigentlich ganz wohl fühle, so muss ich doch sehen, dass ich nicht zu wenig Leistung abrufe. Mein Motivationsziel zieht jedenfalls ein bisschen weg. An Kehre 4 nehme ich mein restliches Gel und trinke noch einen Schluck, was dazu führt, dass sie jetzt so ca. 50 Meter vor mir ist.

Brutaler Kampfgeist steckt heute nicht in mir drin. Ich komme zwar ganz gut vorwärts und ich fühlte mich auch ok, aber ich merke doch, dass mir ein Hauch Power fehlt um wirklich komplett 100% abzurufen und maximal um die Zeit zu fighten.

An der Piffkar verliere ich die blaue Frau. Dafür schnappe ich mir einen Becher von der Verpflegung und nehme zwei Schluck Tee.

Dann wird es wieder steil. Ich sehne etwas die Kehre am unteren Nassfeld herbei, aber die kommt irgendwie nicht, bis ich dann merke, dass ich sie doch gerade durchfahren habe. Der mittlerweile aufgezogene Nebel und etwas Regen hatten mich irritiert.

Jetzt kommt die meist sehr unangenehme lange gerade, die letze Woche auch noch mit aufgefrästem Belag aufgewartet hat, zu meiner Freude nun aber schon mit frischem Asphalt belegt ist. Das ist wirklich sehr angenehm. Und da kaum Wind weht (und somit kaum der an dieser Stelle meist übliche Gegenwind fehlt), komme ich ganz gut voran.

Am Ende gibt es nochmal eine Labstation und nochmal gönne ich mir zwei Schluck Tee. Jetzt kann ich mir aber schon ausrechnen, dass ich keine Chance habe die 1:30 h Marke zu knacken. Ich bin aber gar nicht sonderlich enttäuscht, sondern eher erstaunt wie gut ich mich schon von letzter Woche erholt habe und dass es nach einer, wenn auch hohen, 1:30er Zeit aussieht, was gar nicht so schlecht ist und mich in der ersten Startgruppe hält.

Ich habe bis jetzt versucht das Wattmeter immer so bei 300 Watt zu halten, was auch meist gelungen ist. Nun wo ich gleich die Edelweißwand erreicht habe muss ich allerdings etwas kämpfen, den es blitzt meist was um 260 Watt auf dem Fahrradcomputer auf. Ich kann mich aber nochmal zusammenreißen, denn ich will auf keinen Fall über 1:40 h fahren.

Jetzt in der Edelweißwand, fahre ich auf einmal ganz alleine, 20 Meter vor mir und 20 Meter hinter mir ist kein einziger Fahrer. Ich versuche nun aber die Fahrer vor mir zur erreichen und in den Schlussserpentinen noch ein paar Plätze gut zu machen.

Die hohe 1:30er Zeit scheint recht sicher zu sein, aber auch knapp, nachlassen darf ich jetzt auf keinen Fall mehr.

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Ich kann noch ein paar Fahrer einholen, in der letzten Kehre hole ich noch auf zwei Fahrer auf, an die ich mich schon zweihundert Meter langsam herangetastet habe. Im Stich hoch zum Abzweig Edelweißspitze hole ich dann nochmal 380 Watt heraus, kann ganz dicht heranfahren und im abflachenden Teil mit Geschwindigkeit überholen.

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Nun geht es auf die letzten zweihundert Meter und die Steigung zieht nochmal heftig an. Ich versuche noch einen Zielsprint anzuziehen, was aber trotz der Anfeuerung vom Publikum und vor allem von Katrin, die auch oben steht, nicht recht gelingt.

Auch als die beiden wieder an mir vorbeisprinten kann ich nicht dagegenhalten, ich versuche nur die Leistung einigermaßen zu halten um nicht über die 1:40er Marke zu geraten.

So überquere ich das Ziel noch unter 1:38 h und bin erschöpft aber zufrieden als ich oben bin. Ganz konnte ich nicht die 100% abrufen die nötig gewesen wären um unter 1:30 h zu fahren, aber in Anbetracht der Vorbelastung bin ich hochzufrieden mit der Zeit und vor allem der Art und Weise wie ich sie erreichen konnte.

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Jetzt erst mal warme Klamotten anziehen und warmen Tee trinken. Es regnet zwar gerade nicht mehr, aber recht frisch ist es mit 4° C hier oben schon. So warte ich noch einen Moment zusammen mit Katrin auf Marco, der heute auch gestartet ist, aber dann wird mir schnell zu kalt und ich fahre wieder bergab, den Belohnungskaiserschmarrn gibt es heute wegen der Witterungsverhältnisse nämlich sowieso unten, also wenig Grund oben zu frieren.

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Ich hätte auch mit Katrin im Auto wieder bergab fahren können, aber es ist viel schöner und mental befriedigender mit dem Rad wieder abzufahren. Vor allem hat man unten ab dem Bärenwerk die Möglichkeit schön auszufahren. Dort ist es dann auch wieder angenehm warm.

Genauso kommt es auch und ein befriedigender Wettkamp findet seinen Abschluss bei leckerem Kaiserschmarrn auf dem Dorfplatz von Bruck.



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