Da heute Höhenmetersammeln auf dem Programm steht erkunde ich weiter den Norden, wo ja der höchste Punkt der Insel liegt und wo es auch einige schöne nicht zu kurze Anstiege gibt.
Zunächst also wie gehabt auf die LZ-1 in Richtung Norden. Kurz vor Arrieta biege ich allerdings diesmal links ab auf die LZ- 207 nach Tabayesco. Dies ist wahrscheinlich der schönste Anstieg Lanzarotes.
Zunächst geht es moderat los, dann zieht die Steigung vor dem Ort ordentlich an um dann wieder abzuflachen und zwischen knapp 5 und 7 Prozent zu pendeln. Der Anstieg ist nicht nur schön sondern auch gut zu dosieren, da ich die Anstiege im unteren bis mittleren G2-Bereich fahren soll nicht ganz unwichtig.
Der Wind bläst klassisch als Nordostpassat über die Insel, aber hier im Tal ist man teils geschützt, teils nimmt der Wind unerwartete Wege. Aber ich habe genug mit der Steigung zu tun, so 25 Minuten dauert der Anstieg.
Dabei genieße ich immer mal wieder den Blick zurück ins Tal. Ab und zu überholt mich ein anderer Radler, ist offensichtlich eine beliebte Trainingsstrecke. Kein Wunder, neben der gut dosierbaren Steigung kommt noch hinzu, dass hier kaum Autoverkehr herrscht.
Die Überholer stacheln meinen Ehrgeiz nicht an. Abgesehen davon, dass bei einem Systemgewicht von ca. 99 kg und der derzeitigen Leistungsfähigkeit eh nichts zu holen wäre, will ich ja den Trainingsplan umsetzen und habe noch fünf Stunden Höhenmeter sammeln vor mir.
Oben angekommen lasse ich mich über die LZ-10 „hinunterrollen“ nach Haria. Dort hat sich die Verkehrsführung etwas geändert zu 2013, so dass ich erst mal die richtige Straße in Richtung Ye finden muss und eine ordentliche 11% Steigung durch Maguez gleich mein Höhenmeterkonto erhöht.
Bis zum Abzweig nach Guinate, wo es auch zum Parque Tropical geht, ist die Steigung wieder gut dosierbar. Dann zieht sie nochmal ins Zweistellige an. Nach einer kleinen Zwischenabfahrt geht es bergauf nach Ye, diesmal von der anderen Seite als gestern, aber bevor ich den Ort erreicht habe biege ich links auf die unauffällige LZ-202 ab.
Diese Straße führt herrlich am Bergkamm entlang zum Mirador del Rio. Die Aussicht ist fantastisch, bis auf kleine Stellen ist auch hier die Steigung gut dosierbar. Vor allem da der Wind leicht in nord-nordwestliche Richtung gedreht hat, was interessanterweise dazu führt, dass er mich diesmal nicht von der Straße wehen will, im Gegenteil die Strecke ist klasse zu fahren, und so kann ich bis an die Begrenzungsmauer heranfahren und ein paar Schnappschüsse von der Aussicht knipsen.
Oben angelangt geht zunächst weiter über die LZ-202 bis Ye und dann die LZ-201 hinunter. Eine wirklich herrliche Abfahrt. Obwohl es nicht sonderlich warm ist, scheint jetzt gerade die Sonne ganz ordentlich, der Straßenbelag ist sehr gut, die Kurven sanft, fantastisch. Ich genieße die Abfahrt bis hinunter nach Arrieta sehr.
Dort angekommen geht es aber gleich wieder bergauf. Schließlich steht ja „Höhenmeter sammeln“ auf dem Trainingsplan und so biege ich im Kreisel direkt auf die LZ-10 ab, die ich ja in Haria verlassen hatte. Diese Abfahrt hatte ich gestern genommen, nun fahre ich die Strecke als Anstieg hinauf nach Haria.
Auch dieser Anstieg lässt sich über weite Teile gut dosieren, manchmal arbeitet aber der Wind gegen mich, so dass ich nicht alles im G2 Bereich hochtuckern kann. Anfangs bieten sich auch hier schöne Blicke hinunter nach Arrieta und auf‘s Meer. Dann fährt man, nur noch mäßig steil, ins Innere der Insel bis Haria.
Dort fahre ich dann weiter die LZ-!0 bergauf in Richtung Teguise. Zunächst recht gerade, dann schlängelt sich die Straße in Serpentinen hinauf bis zum höchsten Punkt der Insel. Kurz vor dem höchsten Punkt ist ein Lokal mit herrlicher Aussicht, das lasse ich aber links liegen.
Kurz überlege ich ob ich noch den Forstweg bis zur Radarstation fahre, lasse das kleine „Abenteuer“ dann aber sein und genieße erst mal die nun zunächst sanft abfallende Straße. Dabei gönne ich mir ein Gel. Es ist schon recht frisch hier oben, aber das ist mir eigentlich nur recht, denn so komme ich mit meinen Wasservorräten besser hin.
Nachdem der Windpark passiert ist, folgt die kleine Abfahrt nach Los Valles. Im Ort geht es in zwei Serpentinen hinunter, dann führt die Strecke auf der Hochebene auf Teguise zu. Das Castillo kann man schon sehen. Dies ist ja erst mal mein Ziel. Wenn ich dort oben angelangt bin sollte ich schon einige Höhenmeter zusammenbekommen haben.
Der Wind steht günstig und so ist die Fahrt dorthin recht angenehm. Teguise ist recht schnell erreicht und hundert Meter nach Ortsanfang biege ich links ab in Richtung Castillo. Hier geht es gleich steil berghoch. Allerdings wird der neun- bis elfprozentige Anstieg durch den ordentlichen Rückenwind deutlich abgemildert.
Erst als die Straße dreht und die Unterstützung wegfällt muss ich heftig reintreten, vor allem im Schlussteil wo man 11% und Gegenwind hat. Aber die Strecke ist ja nicht sonderlich lange. Und belohnt wird man mit einem sehr schönem Ausblick auf Teguise und den südlichen Teil der Insel.
Am Castillo fahre ich die Wendeschleife und nach kurzer heftiger Abfahrt hinunter nach Teguise fahre ich zunächst die gleiche Strecke wie gestern, also aus Teguise raus auf der LZ-30 und dann gleich rechts in Richtung Famara.
Diesmal ist der Gegenwind nicht ganz so brutal wie gestern, aber immerhin noch so stark, dass mich ein überholender englischer Radfahrer anspricht und wir uns kurz über den Wind „austauschen“. Allerdings habe ich mich jetzt auch schon ganz gut an das Dauergebläse gewöhnt. Vor allem dringt tief aus meinem verborgenen Inneren der „RAAM-Modus“ nach vorne. Das erste mal seit Juni 2014 und ich kann auf dem Auflieger liegend solide G1 gegen den Wind strampeln ohne irgendwas zu spüren, keine Müdigkeit oder Anstrengung in den Beinen, einfach fahren. Cool.
Den Engländer habe ich schon wieder überholt, in Caleta de Famara bzw. kurz davor erst mal über den etwas rumpeligen Abschnitt mit den Sandverwehungen, dann wie gestern hinauf nach Soo, wieder mit Rückenwind.
Der Engländer fährt wieder an mir vorbei, ich fahre brav mein G2 bergauf, bzw. an den flacheren Stellen RAAM-Modus (immer noch cool).
Da ich ja weiterhin Höhenmeter sammeln will führt mich die Strecke wie gestern über Soo und La Santa, denn dann habe ich noch einen ordentlichen Anstieg vor mir bis ich wieder auf der LZ-30 bin. Gestern kam mir der Anstieg deutlich länger vor als gedacht, diesmal deutlich kürzer als durch die von gestern geschürten Erwartungen gedacht.
Liegt vielleicht auch daran, dass ich keine Probleme mit der Energie habe. Ich fahre gerade in der fünften Stunde, außer einem Gel habe ich nichts zu mir genommen, aber die Beine funktionieren tadellos. So kann ich die Strecke durchaus genießen. Über Tinajo und Mancha Blanca schließlich durch den Parque Natural Los Vulcanes.
Auf der LZ-30 angekommen fahre ich wieder zurück in Richtung Teguise. Diesmal ist der Wind etwas weniger stark und er kommt etwas mehr von der Seite, also nicht ganz frontal. Das macht das Fahren gleich viel angenehmer. Außerdem ist da ja noch der RAAM-Modus. Funktioniert tadellos. So fahre ich ohne Probleme, ohne über den Wind auch nur nachzudenken bis kurz vor Teguise. Da auch kurz vor Ende der Trainingseinheit noch genug Power da ist, kann ich auch den letzten Anstieg des Tages hinauf und durch den Ort im G2-Bereich genießen. Das geht aber offensichtlich nicht allen Radfahrern so die sich hier auf der Strecke tummeln. Um diese Uhrzeit, deutlich nach Mittag haben alle schon ordentlich Kilometer in den Beinen und so kämpfen einige mit den letzten Reserveren ähnlich wie ich gestern.
Ich hätte wirklich Lust wieder im gleichen Cafe noch so ein leckeres Stück Käsekuchen zu essen, aber das Training ist noch nicht zu Ende, so ziehe ich durch bis zum Hotel und komme ziemlich gut hin mit der Zeit und dem Energieumsatz. Ein richtig geiler Trainingstag.
Morgen darf ich zur Belohnung mit einer kleinen „Cappuccinorunde“ entspannen. Dann ist der erste Trainingsblock auch schon zu Ende. Lief wirklich erstaunlich gut, nachdem die letzte Woche mit dem missglückten Test mich etwas zweifeln ließ ob ich hier ordentlich trainieren kann.
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