Mittwoch, 9. März 2016

Trainingslager Lanzarote Tag 9

Nach der heftigen Einheit gestern mit über 4800 kJ Energieumsatz steht heute nur G1-Rollen auf dem Programm. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Soo viel flache Strecke gibt es gar nicht, vor allem wenn man den heftigen Wind bedenkt. Auch heute weht der Nordostpassat mit 35 bis 40 km/h über die Insel.

Allerdings begrüßt mich seit langem mal wieder die Sonne als ich das Hotelzimmer verlasse.

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Ich entscheide mich dann dafür bis Teguise in die Inselmitte zu fahren und dann die LZ-30 durch die Weinanbaugebiete. Zunächst geht es naturgemäß langsam, da berghoch und etwas gegen den Wind, dann aber habe ich Rückenwind und kann ganz brauchbar im G1 in Richtung Süden brausen.

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In diese Richtung bin ich heuer noch nicht komplett über die LZ-30 bis Uga gefahren. So kann ich die großen Bodegas mal aus der anderen Richtung betrachten.

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Die Sitzbeschwerden halten sich in Grenzen, ist zumindest besser als gestern, obwohl ich heute morgen schon beim Gang zum Frühstück nicht so richtig entspannt laufen konnte…

Erwartungsgemäß ist Uga recht schnell erreicht. Kurz vorm Kreisel nimmt mir ein kleines blaues Auto heftig die Vorfahrt und beschleunigt dann nicht mal, so dass ich fasst draufgeknallt wäre. Ich fluche die Fahrerin an, die gerade völlig überfordert damit ist auf der leeren Straße links in einen Parkplatz abzubiegen. Oh man, da ist wirklich alles verloren, ich kann nur hoffen, dass mir diese Dame nicht mehr hier auf der Straße begegnet. (und am besten niemand anderem)

Von Uga fahre ich bis Yaiza und dort auf die LZ-67 durch den Timanfaya Nationalpark wieder nordwärts. Das ich jetzt heftigen Gegenwind bekomme ist klar. Er ist dann aber noch eine Spur aggressiver als gedacht. Schon auf den ersten Metern fahre ich lächerlich langsam, der Wind ist ruppig und mehrmals lenke ich als Gegenreaktion auf den Versuch des Windes mich von der Straße zu wehen recht plötzlich in die Straßenmitte. Blöd, immerhin kommen hier doch ab und zu Autos vorbei.

Würde mich mal interessieren ob man es schafft die Strecke freihändig zu fahren. Ich würde dagegen wetten, da bräuchte es schon einen Artisten.

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Anyway, ich gurke so vor mich hin, durch die Summe aus Gegenwind und Steigung ist es oft kaum möglich G1 zu fahren ohne stehen zu bleiben. Ich knipse ein paar Fotos von den Dromedaren die in Zweierreihe geparkt auf Besucher warten, die sie den Berg hoch tragen dürfen. Eigentlich wollte ich gerne mal auf so einem Tierchen reiten, aber die haben kleine Bänke auf dem Rücken wo die Leute drauf sitzen und werden von einem menschlichen Führer gezogen. Der Ritt ist also nicht schneller als zu Fuß. Erscheint mir irgendwie sinnlos.

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Nach ein paar unangenehmen Steigungen kommt dann aber endlich die Abfahrt in Richtung Einlass zum Park. Diesmal reicht der Stau am Eingang nicht auf die Straße. In der Abfahrt erwischt mich allerdings eine heftige Böe, dem Straßengraben entgehe ich nur knapp. Ächz.

Auf der nun flachen, welligen Strecke versuche ich auf dem Auflieger die Leistung einigermaßen konstant zu halten. Ist erstaunlich schwierig, der Wind ist echt nervig und ich muss aufpassen nicht mit zu wenig Power zu treten, sonst falle ich aus dem trainingswirksamen Bereich und kann‘s auch gleich bleiben lassen.

Als ich den Nationalpark durchquert habe fahre ich über Mancha Blanca, La Vegueta und Tiagua weiter parallel zu Küste. In Tiagua dann geht es aber wieder in Richtung Inselmitte, so dass ich über Monzago das Bauerndenkmal erreiche. Dort biege ich ab in Richtung Teguise und fahre auf der LZ-30 wieder blöd gegen den Wind.

Ich beschließe bis Orzala ganz im Norden durchzuziehen, so dass ich wenigstens die letzte halbe bis dreiviertel Stunde Rückenwind habe und locker im G1 treten kann, sonst komme ich schlecht gelaunt im Hotel an.

Gerade als ich über schlechte Laune nachdenke, fängt das Hinterrad an zu rattern. Wie immer versuche ich es erst zu ignorieren, aber ein Platten ist nun mal ein Platten, bis jetzt hat sich noch keiner von selbst repariert…

Also anhalten, Schlauch wechseln. Etwas ungemütlich im stürmischen Wind, da ich mein Fahrrad nicht mal einfach aufstellen kann. Aber die Ursache ist schnell gefunden, ein langer sehr scharfer Metallsplitter hat sich durch die Lauffläche gebohrt.

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Während ich den Schlauch wechsle kommen einige deutsche und englische Radler vorbei. Ausnahmslos alle fragen nach ob ich Hilfe benötige, ob alles klar ist. Sehr nett.

Nach einer Viertelstunde sitze ich wieder auf dem Rad. Weiß gar nicht warum es so lange gedauert hat. Wie auch immer, die Trainingseinheit ist hinüber. Zwei kurze G1-Einheiten sind nun mal was anderes als eine lange G1-Einheit. Mist.

Außerdem habe ich Hunger. Ich nehme aber keines der beiden Notfallgels die ich dabei habe, bei einer reinen G1 Einheit auch noch essen, das muss jetzt wirklich nicht sein.

Ich fahre etwas missmutig weiter gegen den Wind bis Teguise, durch den Ort und dann auf die LZ-404. Noch immer grummelig, ist mir der eher schlechte Belag hier jetzt auch egal. Hoffentlich bin ich bald auf der LZ-1.

Als zum hundertsten mal die Kette vorne auf‘s kleine Blatt springt ohne dass ich geschaltet hätte würde ich am liebsten das Rad in die Vulkanasche werfen. Verdammt! Zwar macht sie das nur wenn ich dämlich vorne und hinten groß schalte, aber bei dem Geacker im Wind passiert mir das immer mal wieder, und bevor ich es korrigiere trete ich schon ins Leere. Muss nicht sein. Jetzt bin ich wirklich schlecht gelaunt.

Endlich kommt die LZ-1. Jetzt heißt es noch so gut 25 Kilometer bis Orzala gegen den Wind anfahren.

Interessanterweise ist es auf dieser Strecke besser, obwohl ich ja auch hier das volle Brett bekomme, aber der Wind ist nicht so böig, zerrt nicht so wild am Lenker. Das Sitzen geht einigermaßen, auf dem Auflieger versuch ich einfach Kilometer zu fressen, sofern man bei dem Tempo davon sprechen kann.

Nach Arrieta zweigt die LZ-1 ab und die Strecke wird immer besser zu fahren. Heute ist der erste halbwegs schöne Tag mit viel Sonne, seit ich auf der Insel angekommen bin. So sehe ich diesen Abschnitt mit ganz neuen Augen. Die paar hartnäckigen Pflanzen die sich auf dem Vulkanschutt angesiedelt haben leuchten in angenehmem Grün, der Himmel über dem Meer ist blau, die Brandung lebhaft, die Gischt spritzt über die Felsen.

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Meine Laune bessert sich. Es war eine gute Entscheidung hier zu fahren. Ich genieße die Landschaft ohne dabei die Konzentration auf das Training zu verlieren, im Gegenteil, jetzt ist es, obwohl immer noch gegen den Wind, deutlich besser zu fahren.

So gelange ich schließlich bis Orzala und drehe am Ortsanfang um, um die letzten Kilometer mit ordentlich Rückenwind zu absolvieren.

Das Sitzen geht immer noch einigermaßen, auch wenn ich etwas hungrig bin gehen die Beine noch gut. So kann ich die LZ-1 dahinfliegen. Jedenfalls fühlt es sich so an nach dem ganzen Gegurke im Wind.

Ein Triathlet überholt mich, der ist gerade mit richtig Gas unterwegs, aber ich bleibe schön im G1 und lasse ihn ziehen. Die Strecke fühlt sich jetzt besser an als gestern, als mir doch die Höhenmeter schon ziemlich in den Knochen gesteckt haben.

So erreiche ich nach fünfeinhalb Stunden das Hotel. Nicht ganz befriedigend die Einheit heute, aber immerhin bin ich sofort nachdem ich vom Fahrrad abgestiegen bin wieder fit. Das mag ich sehr an den eigentlich eher langweiligen G1-Einheiten, egal wie es sich auf dem Fahrrad am Schluss anfühlt, sobald die Einheit beendet ist, ist man wieder komplett fit.

Morgen ist erst mal ein Ruhetag angesagt, dann darf ich mich noch drei, vier Tage richtig reinhängen.

Zur Regeneration fahre ich direkt nach dem Duschen wieder nach Orzola, diesmal mit dem Auto. Erstmal gehe ich kurz ans Meer und genieße dann im Hafen richtig leckere Tapas mit frischem Fisch.

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