Dienstag, 31. August 2010

Statistik Ötztaler Radmarathon 2010

Gesamttageskilometer: 238
Gesamtdauer: 9:52:36,3 h
Schnitt:  24,096 km/h
Höhenmeter: 5500
Gesamt geleistet an der Kurbel: 6480 kJ
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 208 Watt
Durchschnittliche Temperatur: 15° C
Durchschnittlicher Puls: 150 (179 maximal)
Durchschnittliche Trittfrequenz: 83
Maximalgeschwindigkeit: 81 km/h


Zwischenzeiten und jeweilige Platzierung in der Klasse M1
Kühtai: 1:57.12 (502.)
Brenner: 4:03.08 (565.)
Jaufenpass: 6:17.17 (901.)
Timmelsjoch: 9:12.44 (777.)

SRM Powermeterdaten:
Durchschnitt Watt-Puls / Max Watt-Puls/ Durchschnitt Trittfrequenz
Sölden - Ötz: 181-134 / 455-161 / 95
Ötz - Kühtai: 262-168 / 451-179 / 79
Kühtai - Innsbruck: 202-137 /500-170 / 92
Innsbruck - Brenner: 228-160 / 432-179 / 89
Brenner - Sterzing: 164-137 / 373-164 / 92
Sterzing - Jaufen: 213-155 /349-171 / 77
Jaufen - St. Leonhard: 132-122 /383-154 / 87
St. Leonhard - Timmelsjoch: 207-152 / 347-168 / 76
Timmelsjoch - Sölden: 182-138 / 484-156 / 88

Platzierung:
Gesamt: 1361  (3947 sind insgesamt durchgekommen)
Herren: 1325  (von den 217 Frauen die durchgekommen sind, waren 39 schneller)
Altersklasse: 783  (2371 aus der Klasse M1 sind durchgekommen)

Fahrrad:
Rahmen: Specialized Roubaix Pro
Laufräder: Mavic R-Sys SL mit Tune Schnellspanner DC 14
Schaltung: Shimano Dura Ace 7970 Di2 mit
SRM - Dura Ace 7800 Kompakt 34/50 vorne, SRAM (MTB) XX Kassette 11-32 hinten)
Bremsen und Kette: Shimano Dura Ace 7900
Pedale: Shimano Dura Ace SPD-SL
Lenker: Syntace Racelite 2 Carbon
Sattel: Selle SMP Avant
Radcomputer: SRM Powercontrol VI und Garmin Edge 705 

Fahrradgewicht: 10,4 kg inkl. gefüllten Trinkflaschen, Luftpumpe, Flickzeug, Schlauch, Handy, Radcomputer
Fahrergewicht: 77,5 kg
Kleidung und Nahrung: 4 kg
Gesamt(System)gewicht 92,9 kg

Montag, 30. August 2010

Ötztaler Radmarathon 2010

Nachdem der gestrige Tag nur eine lockere Stunde Radfahren beinhaltete, Rekombereich mit zwei kleinen Bergintervallen wurde es also heute ernst.

Ich wache erstmals um halb eins Nachts auf, und muss feststellen, dass eine Erkältung im Anflug ist. Na egal, die Nase ist besser wie beim Glocknerkönig, und der lief ja auch gut.

Um kurz nach vier Uhr morgens ist dann die Nacht vorbei, und noch deutlich vor fünf Uhr ist auch das Frühstück erledigt. Müsli, drei Brötchen, Kamillentee. Mehr geht nicht rein.

Ich entscheide mich sehr früh zum Start zu gehen, und stehe schon um viertel vor sechs in der Startaufstellung. Dadurch bin eigentlich recht weit vorne. Die Stunde warten, verfliegt seltsamerweise wie im Flug. Und schon jetzt zeigt sich, dass die Veranstaltung nicht nur topp organisiert ist, sondern dass die wirklich ein super Event aus dem Ötzi gemacht haben.

Es ist ja noch dunkel, doch die Stimmung ist bestens. Und vor allem spielen die Rockmusik im Startbereich, also wieder Glück und keine Schlager oder Hiphop, Sternchenpop usw. Als es dann langsam hell wird, und die Berge in der Morgendämmerung auftauchen, und auch noch Jump von van Halen dazu läuft, ist alles perfekt. Nachdem es gestern geregnet hat und teils sogar stürmisch war ist heute fantastisches Wetter. Auch wenn das Thermometer nur 4° C anzeigt.

Auf der Waage heute morgen stand 77,5 kg. Mein Zielgewicht für den Ötzi war 78 kg, also perfekt. Leider bin ich misstrauisch gegen das Zeug was vielleicht an den Labstationen angeboten wird, und Beinlinge, lange Handschuhe sowie Regenjacke müssen auch noch mit, so komme ich auf 4 kg Klamotten und Nahrung. Oje. Das Fahrrad konnte ich nicht unter 10,4 kg abspecken, da natürlich Ersatzschlauch und Werkzeug mit muss, außerdem habe ich zwei 1 Liter Flaschen dabei, so dass hier auch nochmal ein halbes Kilo gegenüber Standardflaschen dazukommt.

Als es endlich soweit ist, dass es losgeht spielen die doch tatsächlich "I have a dream" von Abba?! Zum Glück hört man es kaum, da ein Hubschrauber über der Szenerie kreist. Es dauert einen Moment, bis nach dem Startschuss Bewegung in den Bereich kommt wo ich stehe, aber da ich wie gesagt recht weit vorne stehe hält sich das in Grenzen.

Und dann geht es auch schon los, und das Feld jagt Richtung Ötz. Die Fahrer sind insgesamt nicht ganz so diszipliniert wie die Leute die beim Radsportcamp vor zwei Wochen dabei waren, allerdings gibt es keine wirklich brenzligen Situationen. Da das Starterfeld noch gut durchmischt ist gibt es ein ständiges Überholen und überholt werden.

Ich versuche immer einen passenden Zug zu finden, was mir aber nicht immer gelingt, da ich ja auch nicht gleich mein ganzes Pulver verschießen will. Aber immerhin kommt letztlich ein Schnitt von 46,6 km/h bis zum Kreisel und Abweig Kühtai dabei heraus. Im Schnitt trete ich dafür 181 Watt, das dürfte noch im grünen Bereich liegen. Aber während der Fahrt schaue ich eigentlich nur auf die aktuell getretenen Watt, alles andere ignoriere ich, auch im Hinblick auf mein gesetztes Ziel von 10 Stunden, denn ich will nur auf meine Beine hören und auf keinen Fall überziehen.

Ich bin völlig überrascht als wir schon am Kreisel in Oetz sind, und schaffe es gerade noch die Zwischenzeit auf dem Garmin zu nehmen. Und dann kommt das erwartete Gewühle. Es ist unmöglich seinen eigenen Rhythmus zu fahren, insgesamt muss man zunächst deutlich langsamer fahren, letztlich kostet es aber die gleiche Kraft und Konzentration. Als auch noch ein Materialwagen stehen bleibt um einem Radfahrer bei einer Panne zur Seite zu stehen, kommt das komplette Feld fast zum Stillstand. Ich schaffe es gerade noch nicht ausklicken zu müssen.

Nach einer Weile geht es dann etwas, es gibt aber immer wieder Stellen wo es sehr eng wird, und man sich auch mal akustisch bemerkbar machen muss damit es keine Rempler gibt. Das Kühtai ist so zu fahren wie ich es schon vor wenigen Wochen kennengelernt habe. Während es Anfangs sehr gut geht, empfinde ich die steilen Steigungen ab ungefähr der Mitte als sehr sehr anstrengend. Auch die kommende Erkältung macht sich durch Kratzen im Hals, laufende Nase und leichte Kopfschmerzen bemerkbar.

Im oberen Drittel wird mir dann klar, heute geht es nur ums durchkommen, die zehn Stunden kann ich wohl abhaken. Der Kühtai ist einfach dreckig zu fahren. Gerade als ich solche Gedanken habe steht ein kleiner Junge am Straßenrand, wo, gerade in den Dörfern, die wir durchfahren doch einige stehen und uns anfeuern. Er hält seine Hand zu uns raus und will die "Five". Natürlich kriegt er die von mir, und warum auch immer, gibt mir das enorme Motivation, so dass auch die nächsten Steilstücke gehen.

Dann kommt der obere Teil mit dem Stausee, da muss man wirklich schon kämpfen, und es ist auch richtig steil. Und schon eine Serpentine drunter sehe ich plötzlich meine "Supporter". Die Wirkung ist enorm, plötzlich fliegen die Beine, ich will ja schließlich auch gut aussehen, und ich freue mich total. Als sie mich nach der Kehre sehen und mich anfeuern gibt mir das richtig viel Kraft und die letzten zwei oder drei Steilstücke gehen fast locker.

Und ich muss hier gleich zu Anfang erwähnen. Den Ötztaler habe ich zwar nicht gewonnen, aber meine Fans waren die mit Abstand besten und spektakulärsten auf der ganzen Strecke. Andere Radfahrer haben mich sogar darauf angesprochen!
Als hier nochmal ein herzliches Dankeschön, ihr wart einfach super!!

Nachdem ich so das Kühtai hochgepeitscht wurde nehme ich mir an der Labstation oben nur etwas Wasser für die Flaschen und stürze mich dann in die Abfahrt. Ich ziehe nicht mal meine Regenjacke als Windschutz an, obwohl es doch recht frisch ist. Die Abfahrt läuft super, allerdings habe ich überraschenderweise ordentlich Rückenschmerzen, erstens durch die Anstrengung am Kühtai, und auch durch die möglichst aerodynamische Haltung bei der Abfahrt. Einen Gestürzten sehe ich auch, der kann allerdings später wohl weiterfahren.

Die gefürchteten Kühe auf der Straße sehe ich auf der Abfahrt gar keine, bei der Auffahrt waren da allerdings einige, was bergauf natürlich eher willkommene Abwechslung ist. Auch auf der teils recht steilen Abfahrt trete ich noch einen Schnitt von knapp über 200 Watt, das kommt schlicht durch die anderen Fahrer, oder dass man manchmal an einer Gruppe dranbleiben will. Hier erreiche ich auch meine Höchstgeschwindigkeit des heutigen Tages 81 km/h.

Das Feld ist mittlerweile weit auseinandergezogen. Auf dem Weg zum Brenner über Innsbruck versucht man auch immer eine Gruppe zu finden. Wenn man dann an der Führungsarbeit ist, tritt man im Wind meist um die 350 Watt, und ich mache mir schon Gedanken ob ich es nicht schon zu früh übertreibe. Wir fahren in den diversen Gruppen manchmal über längere Zeit 45 km/h auf gerader Strecke.

In Innsbruck fahre ich gerade an zweiter Position einer Gruppe, als wir auf eine Kreuzung fahren. Der Polizist der dort steht gibt keinerlei Signal zur Richtung, so fährt mein Vordermann geradeaus und ich hinterher. Zum Glück stehen an der Kreuzung einige Leute zum Anfeuern, die plötzlich laut zu rufen anfangen. Wir schaffen es gerade noch um die Verkehrsinsel auf die Richtige Strecke...

Dann kommt also der Brenner, die große Unbekannte für mich. Sehr lang, über dreißig Kilometer, aber nicht so steil. Hier reißen auch die Gruppen von vorher außeinander, und nachdem mir einige zu schnell (meist auf flacheren Abschnitten) und die anderen zu langsam (meist auf den etwas steileren Abschnitten) fahren, fahre ich teilweise alleine. Erstmals werfe ich auch einen Blick auf die Landschaft, die ja hier sehr schön ist. Aber das bleibt auch das einzige mal, es interessiert mich weder, noch habe ich die Kapazität dafür frei.

Ich überhole einige der früher gestarteten Classic Radfahrer, die mit Fahrrad Oldtimern den Ötzi bestreiten. Da deren Bremsen natürlich weit von heutigen Standards entfernt sind, und auch meist das Gewicht und die Steifigkeit des Rahmens weit von aktuellen Modellen weg sind, haben die eine ungleich schwerere Aufgabe. Mit einem Koga Miyata Fahrer unterhalte ich mich eine Weile, bevor ich mich verabschiede, denn im Hinterkopf habe ich ja doch die zehn Stunden.

Gerade als der Brennerpass etwas flacher wird, und eine ordentlich Gruppe wirklich wichtig wäre, kommt auch schon der passende Zug von hinten angerauscht. Perfekt. Ich habe zwar Angst zu überziehen, aber alleine im Wind zu fahren macht mich auf jeden Fall platt. So geißeln wir teilweise die alte Brenner Passstraße entlang, und auch hier beteilige ich mich voll an der Führungsarbeit. Entsprechend Körner gehen dabei drauf.

So vorteilhaft die Gruppe in den wenig steilen Passagen ist, als der Pass dann zum Schluss doch endlich ordentlich ansteigt ist plötzlich Betrieb wie im unteren Teil des Kühtai, so dass man sich doch durchsetzen muss, wenn man schneller ist.

In Brenner gibt es dann wieder eine Labstation. Auch hier nur etwas Wasser nachfüllen für die Flaschen und ich gönne mir noch ein Käsebrot. Jetzt geht es wieder hauptsächlich bergab, und obwohl die Strecke auf der anderen Seite ja nur moderat anstieg, gibt es auf der Abfahrt nach Sterzing doch einige schöne steile Stellen. Es reicht immerhin für einen Topspeed von etwas über 77 km/h.

In Sterzing angekommen geht es dann nach wenigen Kilometern in den Jaufenpass. Um ihn kennenzulernen bin ich ihn vor wenigen Wochen erstmals gefahren, und fand der liegt mir perfekt. Keine brutalen Rampen, schön fließend zu fahren. Damals bin ich in 1:15 h hochgefahren. Ich schaue jetzt auch immer mal auf die Gesamtzeit die ich schon verbraucht habe. Um tatsächlich die zehn Stunden zu knacken müste ich wohl nach 6 Stunden in St. Leonhard sein, denn statt der schon gefahrenen 2:45 h von St. Leonhard bis Sölden werde ich heute wohl alleine drei Stunden für das Timmeljoch brauchen.

Ich hätte den Jaufenpass besser vorher nicht fahren sollen. Anfangs geht es noch. Dann kommt irgendwann ein etwas flacheres Stück in einem kleinen Dorf (naja so 5 Häuser vielleicht), und dann hatte ich in Erinngerung, dass bald eine Kurve aus dem Wald rausführt und man auf die letzten Serpentinen blicken kann, und dann ist es auch schon geschafft.

Falsch! Es dauert nicht 3 oder 5 Serpentinen bzw. Kurven länger wie ich gedacht habe und auch nicht 10 oder 12. Der verdammte Pass hört überhaupt nicht mehr auf. Und meine getretenen Leistung sinkt und sinkt. Und nach jeder Kurve eine neue Enttäuschung. Bald kann ich es nicht mehr fassen. Ich werde stocksauer auf diesen Mistpass. Und dabei ist das doch der Jaufen, den ich vor wenigen Wochen regelrecht hochgeflogen bin...

Irgendwann fange ich an zu fluchen. Da offensichtlich alle etwas zu knabbern haben an diesem Pass führt dort ein regelrechter Schweigemarsch hoch. Da löst mein Jaufenpass beschimpfen doch befremden aus. Mir egal, ich finde das Mistding einfach nur noch scheiße, das muss der längste Pass der Welt sein. Die Leistung liegt oft nur noch um 190 Watt. Damit komme ich im Timmelsjoch nicht mal bis Moos.

Irgendwann sehe ich ein, heute zählt nur ankommen. Und ich werde hart dafür kämpfen müssen. Nächste Kurve, immer noch nicht, nächste Kurve, wieder eine Kehre, es geht wieder in die andere Richtung. Diesen Pass fahre ich nie mehr, nicht mal für Geld!

Ich versuche mich zu motivieren, zu kämpfen, aber es it wirklich hart. Irgendwann, kommt dann tatsächlich doch die Stelle die ich schon so viel weiter unten erwartet hatte. Aber was ich da zu sehen bekomme, und was mich beim letzten mal sogar motiviert hat, scheint mir jetzt wie eine fast unlösbare Aufgabe. Egal weiterkämpfen. Mal geht es wieder etwas besser, mal aber auch nicht. Und dann kommt der Punkt wo ich stehenbleibe, und eine Minute verschnaufe, ein Gel und etwas Wasser zu mir nehme.

Wieder auf dem Rad geht es nur die ersten Meter besser, aber immerhin ich erreiche kurz darauf die Labstation, die hier zwei Serpentinen unterhalb der Passhöhe aufgebaut ist.

Wie bei allen Labstationen ist auch hier das Angebot wirklich klasse, und so esse ich eine Suppe, Käsebrot, zwei Stück Kuchen und reichlich Tee. Auch die Flaschen werden natürlich aufgefüllt. Ich gönne mir 10 Minuten einfach nur sitzen, die Beine etwas hochlegen. Dann geht es weiter.

Auf den letztem Stückchen bis zur Passhöhe geht es wieder etwas besser, so 220 Watt kann ich treten. Dass ich letztlich am Jaufen im Schnitt 213 Watt getreten habe finde ich fast erstaunlich. Gedauert hat die Auffahr 1:39 h. Also deutlich länger wie beim ersten mal.

Auf der Abfahrt klappt es dann recht gut, ich bin wieder erholt genug, um konzentriert zu fahren, und da das Feld jetzt sehr weit auseinandergezogen ist, sind auch die nicht immer optimalen Straßenverhältnisse kein Problem. So schnell wie auf den anderen Abfahrten kann man aber auf Grund der Streckenführung nicht fahren. Allerdings sehe ich vereinzelt Fahrer, die eine spektakuläre Abfahrtstechnik haben und mit irren Geschwindigkeiten an mir vorbeirauschen. Sieht super aus, sehr elegant und halt auch sehr schnell.

Ich habe keine Ahnung wie das jetzt am Timmelsjoch wird. Vor allem deutet sich beim Abfahren, wo ja die Beine öfters entlastet sind ein Krampf im linken Oberschenkel an. Trotzdem rechne ich kurz nach, und meine Chancen die zehn Stundenmarke zu knacken sind noch in Takt. Die Frage ist nur wie komme ich das Timmeljoch hoch und wie wieder runter...

In St. Leonhard angekommen geht es gleich weiter auf die Passstraße zum Timmelsjoch. Allerdings halte ich kurz an und lege Beinlinge, Helmmütze und Regenjacke ab, denn jetzt ist es richtig warm geworden. Hier im Tal zeigt das Thermometer des SRM in der Sonne doch tatsächlich 33° C. Auch wenn es oben wohl richtig kühl sein wird, ist mir das egal, denn das ist jetzt der letzte Berg.

Zu meiner Überraschung geht es zunächst recht gut. Selbst die steilen Passagen hinter Moos sind zu bewältigen. Ich habe mich offensichtlich wieder etwas regeneriert. Allerdings ist es insgesamt schon sehr hart. Ich hatte nicht gedacht, dass der Ötzi so eine Quälerei ist. So schnell werde ich keine Berge mehr fahren.

Nach ca. 15 Kilometern wird es dann endlich, endlich für eine Weile flach, und es kommt auch eine Labstation. Hier gönne ich mir nochmal Kuchen, Tee, Melone und Orange und auch die Flaschen werden wieder befüllt. Pause mache ich sonst weiter nicht, die letzen 15 Kilometer zu Passhöhe müssen jetzt auch noch gehen. Ich finde es eigentlich erstaunlich, dass ich soweit gekommen bin.

Um die 10 Stunden Marke zu knacken  muss ich spätestens nach 9:20 oben sein, denn die Abfahrt mit Gegenanstieg hat das letzte mal ca. 40 Minuten gedauert. Theoretisch ist es also noch möglich. Als es wieder in die Steigung geht bin ich zwar mental nicht so indisponiert wie am Jaufen, aber eins ist klar, ich muss mit echten 100% kämpfen. Ich kenne diesen Abschnitt ja recht gut, und habe es mir mental in Teilziele eingeteilt. Und irgendwie hoffe ich inständig, dass Andrea, Maj-Britt und Jörg da oben irgendwo stehen, die Unterstützung würde sicher extrem gut tun.

Der erste lange Abschnitt vor den fünf Serpentinen ist hart, aber die Beine machen noch mit, Allerdings geht es nur über Kampf. Die fünf Serpentinen fallen mir recht schwer, sonst mag ich diese Stelle eigentlich. Und dann stehen sie tatsächlich da. Die Edelfans! Unglaublich wie die drei mich anfeuern. Und automatisch steigt die Zahl auf dem Wattmeter nochmal etwas. Allerdings bin ich wirklich am Limit, ich will eigentlich nur noch, dass es endlich vorbei ist, und der Tunnel kommt. Zum Glück habe ich keine Krämpfe, auch wenn das linke Bein manchmal so eine Andeutung macht. Allerdings gibt es schon ein paar Mitstreiter die es erwischt, und die dann ihr Rad eine Weile schieben, oder durch irgendwelche Dehnungen und Bewegungen versuchen die Krämpfe zu beseitigen.

Der Weg zur nächsten Kehre ist sehr sehr lange. Auch wenn hier große Abschnitte frisch asphaltiert sind ist es einfach nur noch hart. Dann Kehre, und nochmal ein langer Weg zu den letzen drei Kehren vor dem Tunnel. Irgendwie komme ich hoch, aber ich fahre jetzt schon eine ganze Weile am echten Limit. Echte Quälerei. Vor dem Tunnel stehen die drei wieder, so dass ich die letzten steilen Meter nochmal versuche gut auszusehen, der Erfolg ist sehr begrenzt. Die Anfeuerung aber spektakulär.

Dann endlich geht es in den Tunnel, da wird es etwas flacher, und nach dem zweiten Tunnel wird es nochmals flacher. Die letzten paar hundert Meter bis zur Passhöhe, noch mal eine kleine Rampe und dann ist es geschafft. Insgesamt bin ich bis jetzt gut 9:12 Stunden unterwegs. 40 Minuten brauche ich mindestens bis Sölden, das wird eng, aber andererseits ist es tatsächlich möglich die Zehn Stunden zu knacken. Damit hatte ich nicht mehr wirklich gerechnet. Also nur schnell Regenjacke als Windschutz an, und dann Feuer in der Abfahrt. Es geht auch recht gut, dann kommt aber der Gegenanstieg bis zur Mautstelle. Den konnte ich noch nie leiden. Und heute ist er besonders hart. Ich versuche aber weiter am absoluten Limit zu fahren, denn jetzt will ich die 10. Auch wenn ich mir schon einzureden versuche 10:05 oder so wäre auch ok.

Ungefähr in der Mitte des Gegenanstiegs merke ich, dass die Beine wirklich genug haben, Krämpfe deuten sich an. Und sie deuten sich nicht nur an, sondern die Beine tun höllisch weh, aber irgendwie schaffe ich es einfach draufzuhalten. Was für eine Quälerei, ich trete gegen die schmerzenden Beine, und denke mir sowas machst du nie wieder.

Als endlich die Mautstation erreicht ist, versuche ich auch in der Abfahrt alles zu geben. Das konsequente draufhalten hat die Schmerzen in den Beinen vertrieben. In Obergurgl gibt es nochmal eine flache Passage, hier peitscht heftiger böiger Wind, das Fahrrad schwankt wild umher, ich ignoriere es einfach. Dann geht es wieder steil bergab bis Zwieselstein.

Die, die jetzt um mich herum fahren, kämpfen alle darum die zehn Stunden zu unterbieten. Vor mir fährt ein schlechter Abfahrer, fährt dabei aber so blöd, dass ich ihn nicht überholen kann, so quetsche ich mich in einer Kehre mit sanfter Gewalt vorbei, was mir einige italienische Flüche einbringt. Mein einziger Gedanke ist aber der Kampf gegen die Uhr, denn jetzt geht es nochmal etwas bergauf. Ich bin mir nicht sicher wie lange, und wie lange das letzte Teilstück ist. Ich weiß nur, ab der Mülldeponie geht es nur noch bergab.

Und dann endlich die Mülldeponie, und kurz danach kann ich den Ortseingang Sölden sehen. Die Zeit steht bei 9paarundvierzig. Jetzt weiß ich, es muss klappen. Ich gebe in der restlichen Abfahrt nochmal alles, und versuche auch durch Sölden hindurch nochmal Druck zu machen. Aber da ist nicht mehr viel. Dann das 1000 Meter Schild. Das muss muss muss klappen. Aber ich bin auch mit meinen Kräften komplett am Ende. Ich dachte hier hilft mir die Euphorie, das es gleich vorbei ist, stattdessen bin ich so platt, dass ich am 500 Meter Schild am liebsten aufgegeben hätte. Ich kann nicht mehr.

Natürlich fahre ich weiter, und nochmal bekomme ich Anfeuerung von den dreien, und auch einige andere stehen auf den letzten Metern und feuern jeden Fahrer an. Noch 200 Meter. Ist Gerrit Glomser hier nicht irgendwo falsch abgebogen und hat vor einigen Jahren dadurch den Sieg verschenkt? Dann kommt die Brücke, man muss von der Hauptstraße nochmal rechts abbiegen, Richtung Freizeit Arena, wo das Ziel ist.

Piep, die Zeitmessung, die Ziellinien, das Ziel! Ich rolle noch ein paar Meter in den Zielbereich, da stehen lachende, fröhliche Menschen. Ich versuche nur vom Rad zu kommen, es dauert endlos bis ich einen Platz finde wo ich es irgendwie hinstellen kann, alles voll mit Menschen. Ich bin komplett am Ende. Der Computer zeigt 9:52. Meine Lippen sind eingeschlafen, ich kann nicht mehr stehen, ich versuche mich einfach auf den Boden zu legen, aber der ganze Krimskrams im Trikot verhindert das. So sitze ich da, leicht feuchte Augen, aber zum heulen vor Freude bin ich viel zu kaputt. Das war das absolute Limit. Ich hätte keine Minute, ja keine Sekunde schneller fahren können.

Nach einer Weile kann ich immerhin aufstehen, und schnappe mir mein Rad und gehe aus dem Zielbereich. Da kommt auch schon mein "Betreuerteam" (nee ich habe auch heute keine Bratkartoffeln gegessen). Ohne die spektakuläre Unterstützung der drei hätte ich die zehn Stundenmarke nicht geknackt. Am Kühtai hat mich das nochmal richtig beflügelt, und vor allem am Timmelsjoch hat es mir geholfen durchzuhalten. Also nochmal herzlichen Dank!!

Nach zwei Milchcafe, einer Apfelschorle, einer Flasche Wassser und einer Portion Spaghetti geht es mir wieder besser. Nachdem das Fahrrad im Zimmer untergebracht ist, und ich endlich die Radschuhe ausziehen kann, gehe ich nochmal zur Arena um den Zeitmesstransponder abzugeben und das Finisher Shirt abzuholen. Just in dem Moment trifft Elisabeth im Ziel ein, die auch beim Radsportcamp dabei war. Wir hatten uns gestern schon getroffen und uns gegenseitig Glück gewünscht für unsere Ziele, und nun haben wir es beide geschafft, wie geil. Ich treffe auch noch andere die in der Trainignswoche dabei waren, und auch die waren alle zufrieden. (kann man mit 8:39 z.B. ja auch sein...)

Nach einer weiteren Portion Nudeln treffen, als ich gerade ins Hotel zurück will, die allerletzten Finisher ein. Es ist mittlerweile schon dunkel, und die Zeit liegt so bei 13:paarundreißig. Die werden natürlich gefeiert wie Sieger. Seit heute weiß ich sehr genau, was jeder geleistet hat, der hier finisht.

Der Ötzi war sicher die richtige Wahl um das Marathonfeeling sportartübergreifend kennenzulernen. Das Kämpfen am absoluten Limit, die Quälerei als die man es zwischendurch empfindet, das Erstaunen, was man selbst zu leisten im Stande ist, und natürlich das tolle Gefühl sein Ziel zu erreichen.


Außerdem ist die Veranstaltung perfekt organisiert, die Verpflegunsstationen sind absolut super, es geht flott, die Leute die dort arbeiten sind freundlich und hochmotiviert, und es gibt viele verschiedene leckere Sachen in guter Qualität. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist wirklich gut. Den Ötzi kann man als Veranstaltung nur empfehlen. Und auch das Zuschauen und Anfeuern macht offensichtlich viel Spaß...

Freitag, 27. August 2010

Taktische Überlegungen zum Ötztaler Radmarathon

Jetzt wo ich mir doch eine anspruchsvolle Zeit als Ziel gesetzt habe, und nachdem ich schon gut in Sölden angekommen bin, kann ich mich ganz entspannt den Gedanken zur taktischen Herangehensweise an die kommende Aufgabe widmen.

Nachdem was ich von den bisherigen Teilnehmern aus Erzählungen kenne, und was man auch aus den Hinweisen der Veranstalter entnehmen kann, gilt es erst mal heil bis zum Kühtai zu kommen. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl, und weil es erst mal bergab bzw. flach durchs Ötztal geht, gibt es wohl immer Probleme mit Disziplinlosigkeiten und Massenstürze an heiklen Engstellen. D.h. am Anfang einerseits entspannt mitschwimmen, aber andererseits hochkonzentriert sein, um keinen Sturz zu verursachen oder auch Fehler anderer zu antizipieren. Wenn dich einer allerdings von hinten oder in der Kurve abräumt hast du keine Chance, ein bisschen Glück gehört also auch dazu.

Am Kühtai sortiert es sich zwar schon etwas, aber es ist wohl sehr sehr eng, so dass an steilen Stellen das ganze Feld auch schon mal zum Stillstand gekommen ist, dann hat man wirklich verloren, denn an den steilen Stellen kommt man bei der Verkehrsdichte nicht mehr aufs Rad, d.h. man muss eventuell ein Stück schieben. Das wäre für mich eine Katastrophe, aber darauf muss man vorbereitet sein, und es dann möglichst schnell abhaken. Die Abfahrt von Kühtai kenne ich nur aus YouTube Filmen, da sah es so aus, als ob sich das Feld dann schon etwas auseinandergezogen hat.

Die große Unbekannte für mich ist der Brenner. Die einen sagen such dir eine schnelle Gruppe, nur dann kannst du eine optimale Gesamtzeit fahren, die anderen sagen dort dürfe man auf keinen Fall überziehen, sonst wird der Rest zur puren Qual.

Da das Feld so groß ist, gehe ich davon aus, dass sich dort immer wieder Gruppen unterschiedlicher Geschwindigkeit finden werden, an denen man sich je nach eigener Form anschließen kann. Ich werde versuchen dort auf mein Wattmeter zu achten, und so die richtige Dosierung zu finden. Hoffentlich funktioniert das, obwohl ich dort noch nie gefahren bin.

Erst ab Sterzing gibt es wieder vertrautes Terrain für mich. Den Jaufen werde ich fahren wie ich mich fühle. Wenn die Beine gut sind werde ich dort versuchen schnell zu fahren und dann am Timmelsjoch einfach nur ums überleben kämpfen. Wenn der Brenner mich geschlaucht hat und ich Probleme bekomme, dann werde ich das relativ moderate Profil nutzen um in kleinen Gängen irgendwie zu regenerieren, egal wie lange das dauert. Entweder klappt es dann, und ich kann am Timmelsjoch wieder vernünftig fahren, oder ich muss gegen den Besenwagen fahren...

Das Essen ist so eine Sache. Es gibt zwar viele Labstationen, aber ich will kein Risiko eingehen und nehme nur meine eigenen Gels und Riegel. Der Franz Venier fährt das Ding zum Training in ca. achteinhalb Stunden und braucht dann sechs Gels und eine Wasserflasche, die er immer wieder befüllt. Na das wird für mich eng, ich habe pro Pass zwei Gels eingeplant, also acht, eine Flasche mit Wasser, eine mit Elektrolytgetränk, die ich an den Labstationen wieder befülle. Auf dem Jaufenpass werde ich an der Verpflegungsstation richtig was essen. So ist zumindest die Theorie. Wie es praktisch geht, schaun mer mal. Jedenfalls sehe ich erst mal aus wie der Michelinmann mit meinen ganzen Gels im Trikot.

Es gibt noch keine solide Wetterprognose für den Sonntag, aber ich werde wohl mein gewünschtes Fritz Walter Wetter bekommen. Für die Platzierung mag das hilfreich sein, für das Ziel 10 Stunden, das eigentlich Wichtige, ist es natürlich eher von Nachteil. Ideal wäre für mich kühl und trocken, aber es schaut eher nach Regen aus.

Donnerstag, 26. August 2010

Gedanken zum Ötztaler Radmarathon 2

Nur finishen, 12 Stunden.... Quatsch! Es ist wichtig sich realistische Ziele zu setzen, aber sie müssen auch fordernd sein. Bei den Radreisen war das Nordkap als Ziel für die erste Reise zwar hoch gesteckt aber realistisch, und das Ziel der GB-Tour letztes Jahr war fast die Grenze von dem was ich mir vorstellen konnte, aber eben gerade noch realistisch. Und beide habe ich letztlich locker erreicht.

Da kann ich mir jetzt nicht zum Ziel setzen nur zu finishen. Wenn ich ehrlich bin zu mir selbst, dann weiß ich, dass ich die 10 Stunden drin habe, und auch, dass dies das Ziel ist, welches ich eigentlich erreichen will. Alles andere ist nur "vernünftig sein". Ich bin aber nicht vernünftig, warum auch? Klar, der Franz Venier hat gesagt, auf keinen Fall eine Zeit vornehmen, und der hat nun wirklich Erfahrung. Auch die alte Faustregel für den ersten Lauf Marathon "Ankommen ist das Ziel, alles andere geht schief" klingt mir im Ohr.

Aber ich trainiere doch nicht fast 100 Stunden auf dem Ergometer und ca. 6000 Kilometer auf dem Rad um dann nur zu finishen! Nee, dann lieber irgendwo einbrechen, aber alles gegeben haben, als zu langsam darum gegondelt zu sein, aus Angst zu überziehen. Ich muss mich ja nicht absichtlich dämlich anstellen oder mich absichtlich blau fahren, aber das Ziel soll mich auch fordern und motivieren.

10 Stunden heißt einen 24er Schnitt fahren. Auf gerader Strecke natürlich kein Problem, aber bei 5500 Höhenmetern sieht das anders aus. Leider hatte ich keine Gelegenheit mehr die Strecke mal zum Training komplett abzufahren.

Die einzigen Referenzpunkte die ich habe, sind nur schwer vergleichbar. Die 234 Kilometer in Lappland, mit schwerem gepäckbeladenem Tourenfahrrad (knapp 50 Kilo) bei gut 2000 Höhenmetern, für die ich knapp elfeinhalb Stunden reine Fahrzeit brauchte.Dann die gut 4500 Höhenmeter im September letzten Jahres mit ca. 12,5 Kilo schwerem alten Rennrad. Allerdings waren das nur gut 130 Kilometer. Dafür habe ich knapp acht Stunden gebraucht. Und meine Grundlagenausdauer ist sicher besser als letztes Jahr, und auch besser als auf der Skanditour.

Also die 10 muss drin sein. Basta! Das heißt nach den Ergebnissen von 2009 unter die besten 1500 zu kommen. Bei über 4000 Startern ein anspruchsvolles Ziel für einen Reiseradler...

Mittwoch, 25. August 2010

I got stones in my passway....

...and my road seem dark as night!

Ich hatte wirklich gehofft, dass ich die letzte Woche vor dem Ötztaler Radmarathon, innere Ruhe finden und meinen Körper optimal vorbereiten kann. Deshalb habe ich viel ins Material investiert, und eigentlich die äußeren Bedingungen geschaffen.

Aber es gibt Dinge die kann man nicht selbst beeinflussen. Angefangen hat es damit, dass die Jungs von Footpower Jahrling es nicht hinbekommen haben mir vernünftige Einlagen für die Radschuhe zu fertigen. Auch nach mehreren Wochen und fünf Nachbesserungen, wie ich am Wochenende feststellen musste. D.h. ich weiß jetzt schon, dass ich beim Ötzi zumindest im linken Fuß brutale Schmerzen haben werde. Eine weitere Nachbesserung diese Woche konnte ich nicht mehr riskieren, die hätten es vielleicht noch schlimmer gemacht. Das ist enttäuschend. Beim Laufen hat's geklappt, beim Fahrradfahren fehlt leider die Kompetenz, und die Größe das zuzugegeben.

Am Dienstag ging es dann damit weiter, dass das SRM Powermeter seinen Dienst quittiert hat. Diese Anschaffung für horrende 3350,- EUR habe ich extra für die Alpentouren und eben auch den Ötzi gemacht, und obwohl das Teil zwei bis vier Jahre halten soll, waren es bei meinem keine zehn Monate. Da das nicht gerade ein Teil ist, dass in jedem Radladen vorrätig ist, auch nicht bei meinem, heißt es eigentlich einschicken und damit Leistungsmessung beim Ötztaler ade. Das kam für mich aber gar nicht in Frage. Nach einem Anruf bei SRM, hat man mir angeboten direkt vorbeizukommen. Also statt geistiger Regeneration und körperlicher Vorbereitung den Tag im Auto im Stau verbringen. Aber egal.

Also heute ins Auto, gerade mal hundert Kilometer bin ich gekommen, da wird mein Auto mit dem ich übermorgen nach Sölden fahren will von einem LKW übersehen und aufgeschlitzt. Und auch noch auf der Hinfahrt, also bevor das SRM repariert ist. Nun nach einiger Handarbeit am Blech bin ich also mit waidwundem Fahrzeug weiter nach Jülich gegondelt.


Bei SRM die Jungs und Mädels waren aber super nett, haben den Akku vom PowerControl erneuert, neue Firmware aufgespielt, und auch den Powermeter wieder instand gesetzt und frisch kalibriert, alles auf Garantie. Immerhin. Außerdem gab es einige "legendäre" Fahrräder dort zu bewundern:



Nachdem ich das was vom Auto übrig geblieben ist dann in zäher Fahrt nach Hause bugsiert hatte, und die Kurbel wieder zusammengesetzt habe reicht es gerade noch für eine Probefahrt im Hellen. Irgendwie reagiert die Leistungsmessung jetzt anders. Und auch die Daten die der Powermeter an den Garmin 705 und ans PowerControl senden differieren sehr stark. Auf der Probefahrt fällt dann auch noch die Halterung vom Garmin auseinander. Ich bin wirklich wütend.

Im Ziel kann dass scheiß Fahrrad wegen mir zu Staub zerfallen, aber bis dahin muss das Ding doch halten, das gibt's doch gar nicht. Ein achtausend Euro Fahrrad das top gepflegt und gewartet ist muss doch 5000 Kilometer durchhalten?!

Richtig gegessen habe ich heute auch nicht. Schwerer Frust staut sich in mir auf. Der wird dann aber abgemildert nachdem ich mit zwei hübschen Frauen ordentlich gegessen habe beim Italiener.

Zum Einschlafen höre ich heute aber noch ein bisschen Blues von Robert Johnson. Der sang 1937

I got stones in my passway....
...and my road seem dark as night!

Anyway, zur Not fahre ich den Ötztaler auch mit dem Klapprad!

Freitag, 13. August 2010

Trainingslager Soelden Tag 5

Freitag 13.08.2010

Gesamttageskilometer: 63
Gesamtdauer: 2:10 h
Schnitt:  28,9 km/h
Höhenmeter: ca. 966
Gesamt geleistet: 1685 kJ
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 227 Watt
Durchschnittliche Temperatur: 15° C

Fahrrad: Specialized Roubaix mit Mavic R-Sys SL Laufrädern und SRM Kurbel
kleinste Übersetzung: 34 - 32 = 2,27m
Gewicht: ca. 10,8 kg inkl. Trinkflaschen und Fotoapparat
Systemgewicht inkl. Fahrer (77,2 kg + 2,5 Kleidung) ca. 90,3 kg

Heute gibt es nur noch eine Cappucinorunde. Ca. 60 Kilometer, mit Ziel auf einem Almgasthof und wieder zurück. Das Wetter ist gerade so, dass es nicht regnet, und schon auf den ersten Metern das Ötztal hinaus merke ich, dass die Beine gut sind. Die letzte Woche scheint endgültig überwunden, und mein Motor springt gerade erst an. Vielleicht sollte ich noch einen Tag dranhängen?


Wir fahren flott bis an den Fuß der einzigen Steigung für heute, die ist nur ca. fünf Kilometer lang. Steigungsprozente gibt es aber ordentlich, auch im zweistelligen Bereich. Auf der Auffahrt gebe ich nochmal richtig Feuer, und die Anzeige des Wattmeter kommt kaum unter 300. Von wegen Cappucinorunde, ich will mich heute nochmal fordern, auch auf dieser kurzen Strecke.


Die Strecke ist wirklich toll, und auch die Aussicht am Ziel ist spektakulär, trotz des durchwachsenen Wetters. Nach einem Milchcafe geht es aber recht schnell wieder zurück, da es doch recht frisch wird. Am Ende der Abfahrt treffe ich noch drei aus der Gruppe, die zu den stärksten Fahrern gehören, und hoffe auf ein Manschaftszeitfahren zurück nach Sölden. Allerdings steht offenbar keinem der Sinn danach. Da meine Beine aber einfach zu gut sind, und ich mich völlig unterfordert fühle mache ich ein Einzelzeitfahren draus.


Und es geht ab wie die Post. Ich versuche konstant zwischen 300 und 350 Watt zu treten (in der Auswertung kommt dann ein Schnitt von 257 Watt raus). Das liegt natürlich deutlich über meiner IAS, aber das Laktat scheint zu verdampfen bevor es ins Blut gelangt. Jedenfalls geht es irre gut. Und ich powere richtig los. Es macht einfach unbeschreiblich viel Spaß durch so ein Alpental zu geißeln, wenn links und rechts die Berge aufragen. Und schließlich soll diese Woche ja auch der Belastungshöhepunkt vor dem Hauptwettkampf sein, da ist ein Abschlusszeitfahren nach dem ganzen Bergtraining wohl nur angemessen.

In Sölden rolle ich dann noch ein paar Meter um den Puls etwas runterzubringen, der auf Grund des Trainingseffektes und der aufgestockten Ermüdung natürlich eh nicht so super hoch war. Aber ausgepowert fühle ich mich gar nicht, einen Pass könnte ich jetzt schon noch nachschieben...

Ich komme gerade noch vor dem einsetzenden Regen im Hotel an, und kann noch genussvoll das Fahrrad putzen. Das Material leidet in den Bergen wie sonst nirgends. Aber vor dem Ötzi wird nix mehr verändert. Nur noch putzen, und hoffen das alles bis zum Ziel hält.

Jetzt gibt’s erst mal Kaiserschmarrn, und endlich kann ich mir auch die Zeit nehmen, die Blogeinträge zu vervollständigen.

Trainingslager Soelden Tag 4

Donnerstag 12.08.2010

Gesamttageskilometer: 135
Gesamtdauer: 5:30 h
Schnitt:  24,6 km/h
Höhenmeter: ca. 2307
Gesamt geleistet: 3340 kJ
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 191 Watt
Durchschnittliche Temperatur: 17° C

Fahrrad: Specialized Roubaix mit Mavic R-Sys SL Laufrädern und SRM Kurbel
kleinste Übersetzung: 34 - 32 = 2,27m
Gewicht: ca. 10,8 kg inkl. Trinkflaschen und Fotoapparat
Systemgewicht inkl. Fahrer (77,2 kg + 2,5 Kleidung) ca. 90,5 kg

Das Wetter hat sich noch etwas verschlechtert, und es regnet in Strömen. Da es leider auch der Franz für vernünftiger hält die Alternativroute zu fahren, verzichten wir auf die Auffahrt zum Stilfser Joch. Schade, aber ich schließe mich natürlich der Mehrheit an, und so begeben wir uns auf die Abfahrt hinunter nach Prad. Bei dem Wetter muss man schon in der ein oder anderen Kurve früh bremsen, aber alles geht ohne Zwischenfall ab.


Nach Meran geht es dann eigentlich auch nur noch bergab, allerdings relativ sanft, und leider auf extrem verkehrsreicher Strecke. Alleine wäre ich diese Strecke niemals gefahren, allerdings bin ich durch die Radreisen ja nicht nur wetterfest, sondern auch abgehärtet gegen den Stress des Straßenverkehrs.

Ein kurzes Raufhändel mit einem LKW-Fahrer beendet dieser mit der Autorität des Stärkeren und schneidet die Führenden brutal. Ansonsten geht aber alles glatt, und als wir ein Stück Radweg fahren können, und bei aufklarendem Himmel durch Obstplantagen fahren und selbst die Sonne schon etwas durch die Wolken lugt, hellt sich die Stimmung in der Truppe merklich auf. Einige hatten doch etwas unter dem schlechten Wetter gelitten.


Als Meran erreicht ist, müssen wir uns nochmal durch heftigen Verkehr durchkämpfen, bis wir am Ortsende eine kleine Pause machen um die Regenklamotten ins Begleitfahrzeug zu legen und uns für den jetzt folgenden 50 Kilometer Anstieg bis zur Passhöhe am Timmelsjoch nochmal zu verpflegen.


Wie immer an den Anstiegen, kann jeder sein eigenes Tempo fahren, und nach ein paar Metern fährt Bernard an mir vorbei, der 58 Kilomann, der tatsächlich nur 54 Kilo hat und die Gletscherstraße in 1:01 als Bestzeit hochgefahren ist. Als er an mir vorbei fährt und „C'mon let's go“ ruft, beschließe ich mich dranzuhängen. Da ich mich heute eigentlich das erste mal richtig gesund fühle, und die Beine recht gut sind, beschließe ich mich nicht nur dranzuhängen, sondern mit ihm zusammen richtig Tempo zu machen. Und zwar so, dass ich am Fuß des Timmelsjoch schon blau bin, damit ich das Ötztaler Feeling ein bisschen simulieren kann.

Und so wechseln wir uns im Wind ab und geißeln brutal Richtung St. Leonhard. Im Wind zeigt das Wattmeter meist zwischen 350 und 400 Watt. Und ich halte wirklich drauf was geht. Wir überholen noch einige die etwas vor uns losgefahren sind, und so kommt bis St. Leonhard ein Schnitt von immerhin 247 Watt inkl der etwas abschüssigen Teile zusammen, mit einem Maximum von 625 Watt.


Am Kreisel in St. Leonhard, wo die eigentliche Timmelsjoch Passstraße beginnt, verabschiede ich mich von Bernard, denn jetzt wird er deutlich schneller fahren wie ich. Ich versuche einfach nur die Wattzahl bei 300 bis 350 Watt zu halten, so lange es irgendwie geht. Und tatsächlich geht es anfangs noch super, obwohl wir die ersten 20 Kilometer so gegeißelt sind.

Ein bisschen versuche ich die leichte Enttäuschung über das nicht gefahrene Stilfser Joch noch in Watt umzusetzen, aber es ist natürlich auch klasse das Timmelsjoch vierzehn Tage vor dem Ötzi nochmal zu fahren. Je besser man einen Pass kennt, desto besser kann man ihn fahren.

Bis zum Flachstück nach ca. 15 Kilometern kann ich die Leistung wirklich hochhalten, das hätte ich nicht gedacht. Auf dem Flachstück selbst, lasse ich es allerdings etwas ruhig angehen und trete nur so um die 180 Watt.


Dann geht es in den Serpentinen Teil. Es ist schon sehr anstrengend, und zwischendurch denke ich mir, dass der Ötzi vielleicht doch noch ein Jahr zu früh kommt, aber letztlich geht es von der Wattzahl eigentlich, so um die 220 Watt trete ich in den steilen Serpentinenabschnitten noch. Irgendwann fährt Slavo im Begleitfahrzeug vorbei und fragt ob alles ok ist. Ich habe noch zwei Schluck Wasser und es sind noch ca. 6 bis 7 Kilometer. Reflexartig sage ich ja, und bereue es schon zwei Kilometer später als mein Wasservorrat zu Ende ist. Aber ich tröste mich mit dem Gedanken, dass ich das Gewicht dann auch nicht den Berg hochschleppen muss.

Jetzt kommen, nach fünf kurzen Kehren, nochmal zwei mit sehr langer Strecke dazwischen, und am Ende der zweiten Strecke, kurz vor den letzten drei Kehren vorm Tunnel überholt mich der Franz und feuert mich nochmal an. Natürlich wird man nicht gerne überholt, vor allem wenn der andere deutlich später gestartet ist. Aber da hat mich gerade der Fanz Venier überholt, TopTen Finisher des Race across America, des härtesten Rennens der Welt. Irgendwie irreal. Ich glaub sooo schlecht fahr' ich gar nicht am Berg.


Irgendwann ist dann endlich der Tunnel erreicht, der die letzen etwas flacheren gut zwei Kilometer ankündigt. Ich nehme mir die Zeit noch ein paar Fotos zu machen, jetzt kommt es mir auf die Geschwindigkeit eh nicht mehr so an.


Ein bisschen drücke ich dann aber doch nochmal auf die Tube bis zum Passschild, und so erreiche ich die Passhöhe in brauchbaren 2:04 Stunden. Ich glaube schneller war ich am Timmelsjoch noch nicht.

Auch wenn wir während der Auffahrt nach diesem Auftakt heute morgen überraschend gute Wetterbedingungen hatten, auf der Passhöhe ist es doch recht frisch. Wie gut, dass Slavo mit den warmen Klamotten schon dasteht. Noch zwei Stück Kuchen, eine Flasche etwas aufgefüllt, und dann geht es in die Abfahrt.


Die kenne ich ja mittlerweile recht gut, und so kann ich kurz vor dem Gegenanstieg in der langen Gerade endlich die Achtzig knacken, und erreiche mit knapp 84 km/h die größte Geschwindigkeit, die ich bis jetzt auf dem Fahrrad gefahren bin. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man die Achtzig sicher mit dem Specialized Roubaix fahren kann.

Der Gegenanstieg ist unangenehm wie immer, ich gebe aber nochmal richtig Gas. Da wir unser eigentliches Tagesziel, nämlich über 3000 Höhenmeter auf Grund der Routenänderung verfehlen werden, gebe ich bei der Abfahrt hinunter nach Sölden dann nochmal alles, und so kommt in dieser zum Teil ja recht steilen Abfahrt noch ein Schnitt von über 200 Watt zusammen.

Unten angekommen fängt es auch schon wieder an zu regnen, so dass sich nach einer kurzen Jause alles in der Sauna des Wellnesbereichs wiedertrifft. Hier sehe ich erst mal mit wem ich es da eigentlich als Mitstreitern zu tun habe. Körperfett habe ich da keins gesehen. Die Truppe macht dem „professionell“ im Namen des Trainingscamps alle Ehre...

Für mich hat dieser Tag vor allem gezeigt, dass ich da ganz gut mithalten kann. Ich bin sicher nicht bei den Schnellsten, aber auch das Feedback von Franz und untereinander bestätigt eindeutig eine für den Ötzi ausreichende Qualität. Also Finishen muss drin sein. Es gibt zwar Indizien, die auch auf eine elf Stunden Zeit hindeuten könnten, allerdings ist das Gefühl in den Pässen eher „komm lass es nochmal bleiben und mach es nächstes Jahr“.

Aber das werde ich natürlich nicht tun, sondern starten und versuchen durchzukommen. Es hängt aber auch schon etwas von den äußeren Bedingungen ab, und dass man nicht in einen Sturz verwickelt wird. Aber die mentale Stärke habe ich auf jeden Fall durch die Radreisen, und auch die körperliche Stärke sollte ausreichen, was auch diese Woche gezeigt hat. Jetzt heißt es nur noch beides zusammenzusetzen, dann könnte es klappen.

Trainingslager Soelden Tag 3

Mittwoch 11.08.2010

Gesamttageskilometer: 157
Gesamtdauer: 5:25 h
Schnitt:  28,9 km/h
Höhenmeter: ca. 1818
Gesamt geleistet: 3270 kJ
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 188 Watt
Durchschnittliche Temperatur: 20° C

Fahrrad: Specialized Roubaix mit Mavic R-Sys SL Laufrädern und SRM Kurbel
kleinste Übersetzung: 34 - 32 = 2,27m
Gewicht: ca. 10,8 kg inkl. Trinkflaschen und Fotoapparat
Systemgewicht inkl. Fahrer (77,4 kg + 2,5 Kleidung) ca. 90,5 kg

Heute ist eine etwas längere Tour von ca. 150 bis 160 Kilometer geplant. Allerdings eher im Grundlagenbereich, also im Verhältnis nicht so viele Höhenmeter wie gestern. Abends werden wir in Südtirol am Fuß des Stilfser Joch übernachten.

Beim Start regnet es, und so ist man schon nach 10 Minuten ordentlich nass. Die neu gekauften Überschuhe sind so wasserdicht, wie der ganze Mist der Radfahrern für teures Geld angedreht wird. Aber egal, die Füße sind zwar nass aber warm. Vom Vordermann bekommt zusätzlich zum Regen von oben auch ordentlich Wasser ins Gesicht, da nützt es auch kaum etwas, wenn man leicht versetzt fährt.


Aber Spaß macht es trotzdem. Da es zunächst bergab aus dem Oetztal rausgeht haben wir ordentlich Tempo drauf, und man muss bei diesem Wetter noch konzentrierter fahren als sonst, denn mit 50, 60km/h bei Nässe am Hinterrad des Vordermanns, das erfordert schon vorausschauendes und diszipliniertes fahren.

Aber irgendwann rollt man sich so ein, dass das alles wie von selbst geht. Es hat sogar etwas meditatives, weil man sich nicht so mit sich selbst beschäftigt wie beim Alleinefahren. Als wir nach 102 Kilometern eine kleine Pause machen, wäre ich am liebsten weitergefahren, weil es gerade so gut rollt, immer so im GA1 Bereich durch den Windschatten der Gruppe. Nur wenn man mal etwas abreißen lässt, muss man richtig blockern um den Anschluss wieder zu finden, denn auch in der Ebene liegt das Tempo immer jenseits der 35 km/h.


Nach ein paar weiteren Kilometern haben wir dann den Fuß des Reschenpasses erreicht, der einzigen richtigen Steigung heute (dachte ich jedenfalls). Der Reschenpass ist nicht sonderlich steil, und ich hatte ihn vom Autofahren auch länger in Erinnerung, aber wir geben schon richtig Feuer, auch wenn jeder sein eigenes Tempo fahren kann. Ich habe mich sehr auf die Strecke gefreut, und vor allem auch auf das Stilfser Joch, das morgen auf dem Programm steht, so dass die Motivation gut ist, und ich ordentliche Wattzahlen trete. Und längst hat es, bis auf sporadische kleine Schauer, aufgehört zu Regnen, so dass wir meist im Trockenen fahren.



Dann geht es runter nach Prad, an den Fuß des Stilfser Jochs. Dort war ursprünglich die Übernachtung geplant, die wurde dann aber nach Trafoi verlegt. Erst jetzt geht mir auf, dass Trafoi ja schon ein ganzes Stück die Passstraße hoch liegt, nämlich fast 11 Kilometer.


Anyway, erst heißt es mal die Abfahrt hinunter nach Prad überstehen. Aufgrund des heftigen Verkehrs gibt einige brenzlige Situationen zu überstehen. Als plötzlich vor mir jemand scharf bremst, steht mein Fahrrad bei deutlich über 50 km/h quer, und ich bin froh, dass ich im Winter über bei Schnee meine Radbeherrschung trainieren konnte, das kommt mir jetzt sehr zu gute, und die Situation bleibt unter Kontrolle.


In Prad angekommen, kommt dann nach gut 145 Kilometern nochmal eine richtige Zehnkilometersteigung hoch nach Trafoi. Es ist zwar anstrengend, und es fängt auch wieder an zu regnen, aber ich liebe diese Strecke, und so kämpfe ich mich noch ganz gut nach oben, mit einem Schnitt von 240 Watt. Allerdings bin ich auch froh dann endlich das Ortschild von Trafoi zu sehen.



Nachdem die Räder verstaut sind, und wir uns etwas frisch gemacht haben, heißt es Zeit totschlagen bis zum Abendessen. Ich nutze die Zeit um das Visitorcenter zu besuchen, und ein bisschen die Landschaft zu genießen.

Im Gegensatz zu mir, scheinen die anderen allerdings die Alpen bei Regen nicht zu mögen. Und so entsteht eine lebhafte Diskussion, ob denn morgen das Stilfser Joch befahren werden soll wie geplant, oder ob wegen des schlechten Wetters die Route geändert wird über Meran und das Timmelsjoch zurück nach Soelden.

Meine Meinung ist ganz klar, ich käme nicht mal im Traum darauf, wegen irgendeinem Wetter einen Pass nicht zu fahren. Aber ich stehe mit meiner Meinung ziemlich allein, und letztlich hat auch die andere Route ihre Reize.

Dadurch, dass wir recht viel Zeit haben, und es nichts anderes zu tun gibt, entstehen lebhafte Gespräche über Pässe, den Ötzi, und ähnliche Themen, und ich versuche möglichst viele Erfahrungsberichte und Meinungen aufzunehmen um von den Erfahrungen der anderen zu profitieren.

Wie immer geht es dann aber recht früh ins Bett.

Dienstag, 10. August 2010

Trainingslager Soelden Tag 2

Gesamttageskilometer: 71
Gesamtdauer: 3:43 h
Schnitt:  19,1 km/h
Höhenmeter: ca. 2515
Gesamt geleistet: 2643kJ
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 227 Watt
Durchschnittliche Temperatur: 23° C

Gletscherstraße:
Söldner Gletscherstraße
Länge: 12,3 Kilometer
Dauer: 1:19:09 h
Schnitt: 9,4 km/h
Höhenmeter: 1277
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 253 Watt

Fahrrad: Specialized Roubaix mit Mavic R-Sys SL Laufrädern und SRM Kurbel
kleinste Übersetzung: 34 - 32 = 2,27m
Gewicht: ca. 10,8 kg inkl. Trinkflaschen und Fotoapparat
Systemgewicht inkl. Fahrer (76,8 kg + 2,5 Kleidung) ca. 90 kg

Heute war es nix mit Kennenlernrunde, sondern es sollte gleich zur Sache gehen. Auf dem Programm stand unter anderem die Gletscherstraße. Und die verursacht mir immer ein flaues Gefühl im Magen...

Doch zunächst ging es weiter ins Oetztal hinein bis Zwieselstein, und statt weiter Richtung Timmelsjoch zu fahren, ging es rechts ins Venter Tal. Da fantastisches Wetter herrschte, konnten wir auf der Fahrt nach Vent, bzw. nach Rofen, dieses spektakuläre Alpental in vollen Zügen genießen.


Obwohl ich immer noch nicht richtig fit bin konnte ich gut mithalten. Jeder konnte sein eigenes Tempo, seinen eigenen Rhythmus fahren, und die Steigungen waren alle im machbaren Bereich. Die gut 850 Höhenmeter sind auf fast 40 Kilometer verteilt, zwischendurch gibt es immer mal wieder eine kleine Abfahrt, so dass mit einem Schnitt von 207 Watt über ca. eine Stunde die Beine gut warmgefahren sind.


Nach einer kurzen Pause am Begleitwagen und einer Banane geht es dann wieder zurück bis Sölden zur Abzweigung Gletscherstraße. Da ich meine Zeit gerne mit der von vor zwei Wochen vergleichen möchte, fahre ich noch weiter runter nach Sölden rein, um mir ein Ticket für die Gletschertrophy zu ziehen. Auch unsere Bergziege in der Gruppe, ein Lizenzfahrer mit 58 Kilo (achtundfünfzig!), zieht sich ein Ticket. Dadurch sind die anderen natürlich schon ein ganzes Stück vorraus, und ich fahre die meiste Zeit allein.

Aber an diesem Monster kämpft sowieso jeder allein. Ich versuche zunächst meine Trittfrequenz bei 75 oder nicht zu weit darunter zu halten. Dafür muss ich so zwischen 290 und 350 Watt leisten. Dass das oben immer weiter abnimmt ist klar, aber die Taktik hatte sich das letzte Mal bewährt. Und bis zur Mautstation geht es erstaunlich gut. Zwischendurch überholt mich der Franz Venier, der etwas später losgefahren ist, und der tritt fast die gleiche Trittfrequenz. Nur fahre ich 34-32 und der Franz 39-27. Aber ein paar aufmunternde Worte gibt's, das hilft immer.

Als ich die Mautstation erreicht habe, nutze ich die Gelegenheit um ein Gel zu essen und ordentlich zu trinken, denn das Trinken fällt hier einfach aufgrund der Steilheit immer schwer. Nach der Mautstation kommt der schwierigste Teil. Und auch diesmal ist es wirklich eine elende Quälerei bis zur ersten Kehre. Beim allerersten mal wollte ich hier alles in den Graben werfen, und am liebsten das Fahrrad hinterher, beim letzten mal hätte ich fast meine Klamotten in den Graben geworfen, und diesmal hätte ich mich am liebsten selbst in den Graben geworfen.

Die Trittfrequenz sinkt ab bis knapp 60, aber im Gegensatz zum letzten mal schalte ich diesmal beim Wiegetritt immer nochmal einen Gang hoch, auch wenn es wirklich schwer fällt. Auch nach der ersten Serpentine wird es nicht wirklich viel leichter, aber das ist ein psychologisch wichtiger Abschnitt. Irgendwann überhole ich einen aus unserer Gruppe, und raune im zu "noch 3000 Meter", das soll natürlich Motivation sein, aber ich brauche das vor allem auch selbst als Motivation um durchzuhalten, denn die Höhenmeter von heute morgen machen sich jetzt doch bemerkbar.


Zwei Kilometer vorm Ziel sinkt die Steigung auf ca. 10 Prozent, was sehr erholsam wirkt, aber die letzten 800 Meter sind nochmal richtig hart, irgendwie komme ich gerade so über diese "Bodenwelle", und kann dann doch diesen schönen Moment der Einfahrt ins Gletscherstadion genießen. 1:19:51 h. Zwar vier Minuten schlechter als vor zwei Wochen, aber trotzdem eine höhere durchschnittliche Leistung getreten, also lag die schlechtere Zeit an den äußeren Bedingungen (Wind, Fahrradgewicht), das heißt ich habe mich sogar etwas verbessert. Für solche Fälle ist ein Wattmeter einfach super. Jedenfalls habe ich das da gedacht, aber in Wirklichkeit hatte ich das mit der Zeit vom Jaufenpass verwechselt und bin vor zwei Wochen nur 1:23 h gefahren, d.h. ich habe mich nochmals um vier Minuten verbessert und nicht verschlechtert!

Mit meiner Zeit brauche ich mich nicht zu verstecken, und es zeigt sich das die Gruppe recht homogen ist, und alle recht nah beieinander liegen. Oben steht diesmal schon das Begleitfahrzeug, und es gibt Kuchen, Bananen, Getränke und warme Klamotten. An diesen Service könnte ich mich gewöhnen.


Nach einer Pause geht es dann hinunter bis zur Kehre 3, und von dort wieder hoch nach Hochsölden. Laut Franz eine Bodenwelle mit etwas mehr als 3,2 Prozent. Soso.

Die Strecke ist zwar nur gut vier Kilometer lang, aber richtig ordentlich zweiprozentig steil und nach 500 Metern habe ich so heftige Krämpfe in den Oberschenkeln, dass ich anhalten muss. Offensichtlich die Nachwirkungen der letzten Woche, denn die Gesamttageshöhenmeter liegen eigentlich noch deutlich unter dem was ich sonst so alleine fahre. Allerdings fahren wir hier in der Gruppe die mittleren Anstiege deutlich schneller und die Gletscherstraße zieht einem jedes Korn aus den Beinen.


Aber nach einer kurzen Pause geht es wieder, und ich kann die spektakulären Ausblicke über das Oetztal genießen. Zum Abschluss der Strecke gibt es in Hochsölden selbst nochmal eine gut 16prozentige Steigung, dann ist aber auch Schluss, und neben Milchcafe gibt es Stretching bei allerherrlichstem Alpenpanorama.

Anschließend geht es nur noch bergab zurück ins Hotel. Ausruhen, essen, den morgigen Tag besprechen, die vergessenen Sachen kaufen, und hoffen, dass sich die Beine für die nächsten zwei Tage schnell wieder erholen.

Montag, 9. August 2010

Trainingslager Soelden Tag 1

Gesamttageskilometer: 115
Gesamtdauer: 3:50 h
Schnitt:  29,4 km/h
Höhenmeter: ca. 1440
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 197 Watt

Durchschnittliche Temperatur: 18° C

Fahrrad: Specialized Roubaix mit Mavic R-Sys SL Laufrädern und SRM Kurbel
kleinste Übersetzung: 34 - 32 = 2,27m
Gewicht: ca. 10,8 kg inkl. Trinkflaschen und Fotoapparat
Systemgewicht inkl. Fahrer (77 kg + 2,7 Kleidung) ca. 90,5 kg

Nachdem der gestrige Tag wie erwartet hauptsächlich im Stau verbracht wurde, gab's Abends noch eine kurze Begrüßung und die erste Gelegenheit, den Coach für die Woche, Franz Venier, kennenzulernen. Auf den ersten Blick zeigt sich schon, dass die ganze Truppe einen netten und entspannten Eindruck macht. Allerdings zeigt sich auch, dass das Niveau der Teilnehmer schon recht hoch ist. Marathon unter drei Stunden, 24 Stunden Rennen auf dem Rad, mehrfache Ötztaler Teilnahme usw.

So war ich auf die heutige Einfahrrunde recht gespannt. Der Franz spricht gerne von "Bodenwellen", anfangs hab ich nicht ganz kapiert was er gemeint hat, jetzt weiß ich's allerdings. Auf die gut 110 Kilometer sind dann immerhin gut 1430 Höhenmeter zusammengekommen, und der Schnitt von knapp 30 liegt schon deutlich höher wie bei meinen Alleinfahrten.

Leider merke ich schon, dass die letzte Woche übel gelaufen ist, und ich merke, dass ich etwas an Leistungfähigkeit eingebüßt habe. So versuche ich erst mal nur halbwegs ordentlich mitzuhalten. Insgesamt gelingt das ganz gut, ob ich dabei natürlich für die weiteren Tage schon zuviel Pulver verschossen habe werde ich morgen sehen.


Was mir zunächst etwas Stress bereitet ist das Fahren in der Gruppe, da ich da praktisch überhaupt keine Erfahrung habe. Zwar macht es natürlich Spaß, 40 km/h zu fahren statt 30 alleine, aber man muss auch entsprechend aufpassen, denn man will natürlich keinen umsäbeln. Und mit 60 km/h am Hinterrad des Vordermanns zu fahren braucht auch etwas Gewöhnung. Fotografieren oder ähnliches ist da eher nicht drin.

An den Anstiegen kam ich sehr gut zurecht, allerdings waren die auch nicht so lange wie die ordentlichen Pässe, die noch kommen. Und als auf den letzten dreißig Kilometern zurück nach Soelden "das Gemetzel freigegeben" wird, starte ich sogar in einem kleinen Steilstück die erste Attacke und komme ein Stück weg, werde aber von einer fünfköpfigen Gruppe eingeholt, an die ich mich noch eine Weile dranhängen kann.

Aber natürlich alles nur zum Spaß, und im Hinblick auf die kommenden Höhenmeter die nächsten Tage nimmt man sich dann doch erst mal zurück.


Ich hoffe einfach, dass die Entzündungen weiter zurückgehen, und ich wieder voll einsatzfähig werde, die leichten Prellungen und Schürfwunden vom Sturz waren beim Fahren eigentlich nicht zu spüren. Dann kann ich vielleicht doch noch ausreichend von diesem Trainingslager profitieren, und auch den Gewichtsverlust der Vorwoche wieder ausgleichen.

Super ist auf jeden Fall das Essen, zu meiner Überraschung haben wir praktisch Vollpension, und auch im Begleitfahrzeug gibt es Kuchen, Riegel, Getränke. Und das Abendessen ist wirklich klasse, ganz andere Liga wie meine übliche Gulasch mit Semmelknödel Versorgung bei den Wochenendtouren. Ob sich das positiv auf die Leistungsfähigkeit auswirken wird, werden die nächsten Tage zeigen.

Topversorgung durch das Begleitfahrzeug:

Idyllische Nebenstrecke:

Samstag, 7. August 2010

Ötzi adé?

Oje, was für eine Woche. Erst Magenverstimmung, dann in der Folge fiese Entzündung am Mund, und als ich gerade das erste mal auf's Fahrrad steige um wenigstens einen Tag etwas Grundlage zu fahren, reißt mich ein Idiot mit dem Elektrorasenmäher auf dem Fahrradweg um, bevor ich auch nur das erste mal die Trinkflasche angesetzt habe. Wenn's wenigstens am Ende der Trainingsrunde passiert wäre.

Statt GA1 Training heißt es Artzbesuch, Wundsalbe, Tetanusspritzen und Fahrradverbot für zwei Tage. Die Ganze Woche, die nochmal so wichtig als Vorbereitung für das Trainingslager gewesen wäre, dahin. D.h. in der Folge, dass ich aus dem Trainingslager auch nicht das ziehen kann was möglich gewesen wäre. Ich muss sehen ob ich überhaupt vernünftig dort trainieren kann. Unglaublich frustrierend.

Jetzt ist die Aerodynamik völlig dahin...

Dienstag, 3. August 2010

Gedanken zum Ötztaler Radmarathon

Sonntag in vier Wochen ist es (endlich) soweit, der Ötztaler Radmarathon 2010 wird gestartet. Und wenn alles gut geht bin ich dabei.

Warum ich mir als Reiseradler sowas antue hat mehrere Gründe. Der erste liegt natürlich auf der Hand, denn schließlich geht es in diesem Blog nur um möglichst spektakuläre Passstraßen, und darum diese mit dem Fahrrad (genauer Rennrad) zu bezwingen.

Allerdings habe ich das bis jetzt immer als Spaß betrachtet, und der „Ötzi“ ist eigentlich kein Spaß mehr. Denn selbst ein Radprofi würde für die Strecke wohl um die sieben Stunden brauchen und 5500 Höhenmeter auf 238 Kilometer verteilt sind für jeden Sportler egal wie fit er ist ein Wort. Ein Marathon halt.

Das ist auch schon der zweite Grund. Denn ich hatte mir schon als Jugendlicher vorgenommen mal einen Marathon zu laufen. Die Einschätzung, dass ich das „irgendwann mal“ machen könnte hat sich allerdings als falsch erwiesen, denn meine Knie lassen es einfach orthopädisch schon lange nicht mehr zu auch nur Mittelstrecken zu laufen. Pech gehabt. Aber da es Fahrrad-Marathons gibt, und meine Knie das Fahrrad fahren viel besser wegstecken wie jede andere Bewegung (und sogar zu einer Verbesserung des Knorpelschadens geführt haben) bietet sich das als Alternative natürlich an. Und damit es wirklich auch vergleichbar ist und mindestens so schwer wie ein gelaufener Marathon musste es schon ein anerkannter Klassiker sein, und natürlich auch einer der härtesten. Da liege ich sicher mit dem Ötzi ganz gut.

Der eigentliche Grund aber ist, dass ich ein Ziel brauchte um meine innere Motivation zu befeuern. Denn nach der ersten Radreise 2007 ist mein Fitnesslevel innerhalb eines halben Jahres wieder auf den Stand vor der Reise zurückgegangen. Dabei fällt man in ein echtes „Loch“, denn nach dem High bei dem man in fantastischer Landschaft fährt, und dabei merkt wie der Körper leistungsfähiger und leichter wird, sich irgendwie gesünder anfühlt, sitzt man dann wieder bewegungslos in einem kleinen Büro vor Computern die unter schlecht programmierter Software leiden, und bewegt sich maximal zum Auto und zurück.

Nun nach meiner zweiten Radreise 2009 war der Effekt auf den Körper noch viel stärker. Geradezu gewaltig. Ich hatte auf der GB-Tour mit echter Quälerei gerechnet und war mental darauf eingestellt. Die habe ich dort auch bekommen, wenn auch in Details anders als ich es mir ausgemalt hatte. Aber wenn man merkt, wie leistungsfähig die Anpassungsmechanismen des Körpers sind, und dass man gestärkt aus so einer Beanspruchung hervorgeht, setzt das auch mentale Kräfte frei. Diese Tour war eine regelrechte Verjüngungskur. Allerdings war mir auch hier klar, dass der Alltag diese Anpasssungsmechanismen wieder in die andere Richtung aktivieren wird.

Dass ich das Stilfser Joch hochgefahren bin, um für mich zu klären wie hart das denn nun wirklich war in Südengland, und auch zufällig noch mit dem Rennrad, hat mir dann eine echte Möglichkeit eröffnet den Verlust der gewonnen Vitalität etwas hinauszuzögern.

Rennradfahren in den Alpen ist eines der geilsten Dinge die man auf dieser Erde machen kann..., wenn man ein ordentliches Fitnesslevel hat. Wenn nicht ist es pure, elende Quälerei. Jeder der schon mal einen Pass gefahren ist weiß das sehr genau, und es wird tief in dir drin gespeichert. Und genau das wollte ich mir zunutze machen, um das radreisenfreie Jahr 2010 auf halbwegs brauchbarem Fitnesslevel zu überstehen.

So habe ich mir den Ötztaler Radmarathon vorgenommen, der ja am Ende der Saison liegt und noch den Glocknerkönig zu Anfang der Saison um einen inneren Schutzmechanismus zu triggern, der auf jeden Fall vermeiden will, dass es elende Quälerei gibt, und so die innere Motivation zum Training freisetzt.

Und es hat tatsächlich funktioniert. Auch wenn der harte Winter mir da nicht gerade in die Karten gespielt hat, so habe ich das Auto doch manchmal wochenlang in der Garage gelassen. Und irgendwann im Januar hat es mich automatisch auf den Ergometer gezogen. Und für den Glocknerkönig bin ich irgendwie gerade noch halbwegs fit geworden. Und auch die langen Grundlageneinheiten im GA1 Bereich, die wirklich Disziplin erfordern, gingen irgendwie „von innen raus“, was schon wichtig ist wenn man alleine trainiert.

Ein weiterer Grund am Ötzi teilzunehmen ist das Bedürfnis sich zu vergleichen, seine eigene Leistung einzuschätzen. Zwar bin ich viel zu alt, und mein Trainingsalter im Vergleich zum Alter viel zu gering, um Radfahren als Leistungssport zu betreiben, und bei solchen Veranstaltungen vordere Plätze zu erreichen, aber wenn man es richtig einschätzt kann man sich auch über einen 500. Platz beim Glocknerkönig freuen oder über das Finishen beim Ötztaler Radmarathon.

Und Finishen muss realistischerweise mein Ziel für den Ötzi sein. Denn es ist der erste Radmarathon den ich überhaupt fahre. Allerdings muss ich zugeben, dass Finishen für mich heißt eine Zeit von 12 Stunden zu erreichen.
Das Radlabor in Freiburg hat während des Schauinslandkönig Daten der Teilnehmer erhoben und testet daran ein Prognosemodell für den Ötztaler Radmarathon. Nach diesen Daten wurde mir dort ein mögliches Zeitfenster von knapp 10 Stunden bis knapp 12 Stunden vorausgesagt. Das halte ich für viel zu optimistisch, denn ich kenne ja meine schnellsten Zeiten auf drei der vier Pässe die beim Ötzi zu befahren sind. Und da komme ich schon auf ca. 8 Stunden plus den Streckenabschnitt von Kühtai bis Sterzing, und den in zwei Stunden fahren? Und dann werde ich das Timmelsjoch natürlich nach 200 Kilometern und 4000 Höhenmetern nicht annähernd in einer Zeit fahren können wie morgens nach dem Frühstück.

Also selbst die angepeilten 12 Stunden, werden alles abverlangen, und vorraussetzen, dass die Tagesform stimmt, alles gesund ist, das Fahrrad funktioniert und keine Pannen auftreten, und vor allem, dass am letzten Pass der Wille reicht um die Muskeln zu überzeugen weiterzumachen.

Auf jeden Fall wird der Ötztaler Radmarathon eine sportliche Herausforderung, die gleich hinter den Radreisen einzuordnen ist. Und so sehr ich natürlich mein Ziel dort erreichen will, den eigentlichen Zweck, nämlich mein Fitnesslevel zu halten hat der Ötzi schon erfüllt...

Montag, 2. August 2010

Statistik Timmelsjoch 2010 die Zweite

Gesamttageskilometer: 106,5
Gesamtdauer: 5:15 h
Schnitt:  20,2 km/h
Höhenmeter: ca. 3198
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 206 Watt
Geleistet gesamt: 3626 kJ
Durchschnittliche Temperatur: 18° C

Timmelsjoch ab St. Leonhard (erster Kreisel):
Länge: 29,5 Kilometer
Dauer: 2:15 h
Schnitt: 13,1 km/h
Höhenmeter: ca. 1745
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 224 Watt

Timmelsjoch ab Soelden (ortsmitte):
Länge: 23,5 Kilometer
Dauer: 1:35 h
Schnitt: 14,8 km/h
Höhenmeter: ca. 1269
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 232 Watt

Fahrrad: Specialized Roubaix mit Mavic R-Sys SL Laufrädern und SRM Kurbel
kleinste Übersetzung: 34 - 32 = 2,27m
Gewicht: ca. 10,9 kg inkl. Trinkflaschen und Fotoapparat
Systemgewicht inkl. Fahrer (78 kg + 3,5 Kleidung) ca. 92,5 kg

Timmelsjoch 2010 die Zweite

Samstag 31.07.2010

Um halb acht sitze ich erst auf dem Fahrrad, das mit dem Schlaf nachholen hat also geklappt. Heute geht's hoch auf's Timmelsjoch, runter nach Soelden und wieder zurück. Die Gletscherstraße werde ich nicht, wie letztes Jahr noch, mit einbauen, wenn da tatsächlich noch Energie übrig bleiben sollte kann ich ja das Timmelsjoch von St. Leonhard nochmal fahren...


Schon auf den ersten Metern merke ich, dass ich mit meiner langen Radhose und der Wollmütze viel zu warm angezogen bin. Irgendwie hatte ich nur kurz aus dem Fenster geschaut, und es sah genauso aus wie gestern. Stattdessen ist aber Kaiserwetter angesagt. Keine Wolke am Himmel. D.h., dass ich vor allem auf dem Rückweg von Soelden in der Mittagshitze ordentlich schwitzen werde.

Aber jetzt geht es erst mal, denn um die Uhrzeit ist es noch nicht so warm, im Tal so ca. 17°. Das es erst mal recht steil losgeht weiß ich noch vom letzten mal. Gleich am Anfang überhole ich zwei italienische Rennradler und überlege kurz ob ich mich denen eine Weile anschließe, die fahren allerdings einen ganz anderen Rhythmus, so dass ich den Gedanken gleich verwerfe.


Irgendwie hatte ich in Erinnerung, dass es nach dem Örtchen Moos eine Weile ganz flach ist. Da hatte ich mich aber getäuscht, denn diese Stelle kommt erst viel später. Stattdessen geht es erst mal ein paar Serpentinen hinauf und es gibt Steigungen im zweistelligen Prozentbereich. Die Straßenführung verwirrt mich insgesamt genauso wie letztes mal. Denn hier zweigt ja ein Seitental vom Passeiertal ab, und nach dem man einige Tunnel durchfahren hat, weiß man gar nicht mehr an welchem Hang man denn jetzt eigentlich fährt.



Die Beine sind ganz ordentlich, wenn auch nicht sensationell. Ich stelle mir aber beim Fahren vor, wie es sich anfühlt, wenn man die Steigung im Rahmen des Oetztaler Radmarathons fährt. Oje!


Dann nach ca. 15 Kilometer kommt tatsächlich ein kleines flaches Stück, und nachdem es ein paar hundert Meter nochmal was zu klettern gibt, dann endlich dieses lange flache Stück, wo es sogar leicht bergab geht. Das ist so ca. zwei Kilometer lang, und wie schon die ganze Strecke ist eine Aussicht schöner als die andere.


Zum Erholen ist dieser Abschnitt sehr gut, aber es ist auch erst die Hälfte der Strecke bewältigt. Nach einer scharfen Kehre geht es dann in den nächsten Steigungsteil. Die Beine sind ok, und eigentlich geht es ganz gut, ich muss aber immer wieder darüber staunen, wie locker ich das letztes Jahr gefahren bin, nicht von den Beinen her, sondern vom Kopf.

Nach einem Tunnel kommt noch einmal ein flacheres Stück, nicht sehr lange, aber man hat von hier tolle Ausblicke in Richtung Timmelsjoch und die Serpentinen die den Schlussabschnitt bilden. Auch wenn es noch ein Stück weg ist, so gibt das doch schon Motivation. Außerdem sehe ich das so zum ersten mal, denn letztes Jahr war alles in Wolken gehüllt. Das war dann aber auch der letzte flache Abschnitt. Die Strecke schlängelt sich am Berg hoch, und mir wird schon ordentlich warm. Dieser Abschnitt wird beim Ötzi die Hölle sein, denn zehn Kilometer steilberghoch, am Ende einer Marathondistanz, da hört der Spaß dann wahrscheinlich auf. Da hilft dann wohl nur noch der Wille und der Gedanke ans "Finishen"



So frisch nach dem Frühstück ist das aber zu meistern, auch wenn mich die Streckenführung nochmal blufft. Da steht ein Schild 5 Kehren, und ich deute das als "noch 5 Kehren". Allerdings bin ich erstaunt, wie kurz die Abschnitte zwischen den Kehren sind, auch wenn es ordentlich steil ist. Und nach der fünften Kehre fehlen noch 6 Kilometer bis zum Gipfel. Mist, zu früh gefreut. Stattdessen kommen jetzt Abschnitte mit sehr langen Steigungen, die nur noch durch zwei oder drei Kehren die Richtung wechseln. Hier heißt es durchhalten.


Und dann kann ich einen ersten Blick auf den Tunnel werfen, der denn Zielabschnitt einleutet. Noch eine Kehre, jetzt nochmal richtig draufhalten. Der Tunnel ist wohl der längste der Strecke, und nicht nur unbeleuchtet wie die anderen auch, sondern auch mit schlechtem Straßenbelag. Aber egal, nach dem Tunnel fährt man durch diese herrliche Steinwüste, und obwohl es noch fast zwei Kilometer bis zum Ziel ist kann man nochmal richtig draufhalten, denn die Steigung lässt hier deutlich nach.


Und dann ist auch schon die Passhöhe zu sehen. Für mich zum ersten mal in strahlendem Sonnenschein. Am Schild mache ich eine kurze Pause und das übliche Zielfoto. Die Zeit von knapp zweieinviertel Stunden ist völlig ok (über 10 Minuten besser wie 2009), und ich würde Geld dafür bezahlen, wenn ich beim Ötzi diese Zeit fahren könnte...


Kurz die Abfahrtsklamotten angelegt, und weiter gehts. Auch die Abfahrt ist natürlich ein "Checken" für den Ötzi. Und der Gegenanstieg hoch zur Mautstation ist genauso unangenehm wie ich ihn vom letzen Jahr in Erinnerung hatte. An der Passhöhe des Timmelsjoch ist also im Hinblick auf den Marathon noch nichts gegessen.

Die Abfahrt macht Spaß, und durch das schöne Wetter bieten sich natürlich immer wieder atemberaubende Aussichten. Aber auch wenn man schon unten in Obergurgl ist, hat man noch einige Höhenmeter vor sich, bis endlich Soelden erreicht ist.


Die Abfahrt hat ungefähr 40 Minuten gedauert, und irgendwie komme ich nicht auf Tempo. Vielleicht ist etwas Gegenwind, aber eigentlich gibt es ein paar Stellen wo man richtig, richtig schnell fahren kann, aber das Fahrrad rollt nicht. Ich glaube hier bezahle ich für die relativ bequeme Sitzhaltung und den großen Rahmen, denn die Aerodynamik des Fahrrades, inkl. der Laufräder ist schon ganz schön schlecht im Vergleich zu dem was möglich ist.

In Sölden gibt es ein Stück Mohnkuchen und einen Milchcafe und dann geht es zurück, wieder hoch zum Timmelsjoch. Diesmal eben von der anderen Seite. Die gleiche Strecke, die ich letztes Wochenende bei Regen und beißender Kälte gefahren bin. Diesmal leide ich umgekehrt, durch die zu dicken Klamotten unter der Hitze, denn im Tal sind es immerhin 28° C.

Leiden ist aber der falsche Ausdruck, denn so schlimm ist es auch wieder nicht. Allerdings ist bei einem angenommenen Wirkungsgrad von maximal 25% der Körper in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt, wenn er zu warm angezogen ist. Für den Ötzi heißt das wohl lieber zu kühl als zu warm anziehen.

Die Strecke kenne ich ja nun mittlerweile ganz gut, und so gehe ich es recht aggressiv an. Mal schauen wie die Zeit im Vergleich zum letzen Wochenende wird. Es ist natürlich herrlich bei diesem tollen Wetter zu fahren. Und die beeindruckende Landschaft kommt so noch besser zur Geltung.



Bis Obergurgl geht es allerdings in einigen Serpentinen schon mal ordentlich steilberghoch, und auch nachdem man nach dem Ort den Abzweig in Richtung Timmelsjoch genommen hat ist eher kämpfen denn genießen angesagt. Teilziel ist wie immer die Mautstation, denn dann kommt ja die kurze Abfahrt.



Und es geht auch ganz gut, so dass ich noch einigermaßen in Schuss an der Mautstation ankomme. Nach jeder Serpentine wird im Wiegetritt beschleunigt, um dann im Sitzen mit ordentlicher Trittfrequenz draufhalten zu können.

Erst sieht man Hochgurgl, dann geht es nochmal um die Kurve und steil weiter, bis sich die Strecke vor der Mautstation schließlich abflacht. Den flachen Teil vor der Station und die beginnende Abfahrt dahinter nutze ich um mir ein Energiegel reinzuzwängen und was zu trinken, denn jetzt kommt nochmal ein fieser Abschnitt, und dann ist das mit dem Essen immer so kompliziert.



Auf der langen Gerade, die sich ab der Teufelsbrücke bis zu den Serpentinen hin erstreckt hatte ich eigentlich mit Gegenwind gerechnet, aber auch diesmal habe ich Glück. Allerdings ist es hier oben jetzt doch sehr warm, über zwanzig Grad gegenüber acht Grad heute morgen. Die Sonne brennt, und obwohl ich extra die langen Ärmel am Trikot drangelassen habe, werde ich mir wohl einen Sonnenbrand an den Händen holen, denn aus irgendeinem Grund bin ich ohne Handschuhe losgefahren, und die langen sind nun wirklich zu warm.


Zum ersten mal sehe ich die Serpentinen in ihrer ganzen Pracht, denn die letzten Male war immer alles in Wolken gehüllt. Vorteil oder nicht fällt mir schwer zu entscheiden, aber letztlich geht es ganz ordentlich und so nehme ich freudig die letzte Serpentine. Zwar bin ich kurz erschrocken über den Trubel der hier herrscht, denn die letzen Male hatte ich nicht mal jemanden fürs Zielfoto gefunden, aber natürlich freue ich mich, dass ich es geschafft habe.


Ich überlege kurz hier was zu essen, habe aber keinen Hunger, und außerdem ist es mir schlicht zu voll. Die Zeit ist übrigens mit 1:35 nochmal schneller wie letztes Wochenende. Schön.

Schön ist auch was jetzt kommt, nämlich eine Abfahrt über 30 Kilometer bei strahlendem Sonnenschein, ich brauche nicht mal die langen Handschuhe rauszukramen. Allerdings bin ich so überrascht über das spektakuläre Panorama das sich mir schon kurz hinter der Passhöhe bietet, dass ich erst mal fünf Minuten stehen bleibe, einfach nur um zu gucken und zu genießen.


Das mache ich noch zwei, dreimal. Für einen Flachlandtiroler wie mich ist das sehr beeindruckend. Hier bieten sich irre Ausblicke. Und auch während der Fahrt nimmt man dass immer wahr, selbst wenn man berghoch kämpft oder sich bergab konzentrieren muss. Ich weiß nicht ob ich je wieder zu Hause Fahrrad fahren kann...


Die Abfahrt macht abgesehen vom Verkehr viel Spaß. Es gibt zwar einige Abschnitte mit schlechten Straßen, insbesondere auch in den Tunneln, aber das ist nicht dramatisch. Ich genieße die Aussicht, wo es geht, und versuche schnell zu fahren wo es geht. Aber entgegenkommende Motorradfahrer, die gerne mal die Kurve auf deiner Seite von außen anfahren, und langsame Autos vor mir, die nicht zu überholen sind, führen letztlich dazu, dass ich die letzten 10 Kilometer locker ins Tal rolle. 30 Kilometer Abfahrt ist auch recht lang, so bin ich dann durchaus froh, als St. Leonhard wieder erreicht ist.



Fast 3200 Höhenmeter sind dann für heute auch genug. Ich werden morgen auch nicht mehr fahren, was ich noch kurz erwogen hatte, denn in der nächsten Woche muss ich gut regenerieren und noch ein bisschen Grundlage fahren um für das kommende Trainingslager fit zu sein.

So komme ich pünktlich zum Qualifying der Formel 1 ins Hotel zurück, und kann den Rest des Tages mit essen und Alpenpanorama genießen verbringen.