Sonntag, 31. März 2013

Fazit Flandernrundfahrt

Die Veranstaltung ist sehr groß. Viermal mehr Teilnehmer als z.B. beim Ötztaler. Auf der langen Strecke waren es allerdings nur ca. 2000 Fahrer.

Die Organisation ist gut. Technische Unterstützung gibt es allerdings nur an zwei großen Verpflegungsstellen. Die Notrufnummer war „nur“ ein Abholservice. Wenn man also einen größeren Defekt hat, wie ich es leider hatte, dann ist das Rennen definitiv vorbei.

Das Start und Ziel anderthalb Zugstunden auseinanderliegen ist für einen Solo Jedermannfahrer logistisch recht aufwendig. Aber wenn man auf der Profistrecke fahren will ist das halt so.

Allerdings hätte ich mir einen richtigen Start gewünscht und vor allem eine Zeitmessung. Auch die Teilung mit dem „doppelten Startgelände“ in Brügge ist wirklich blöd. Dann doch bitte einen richtigen Start am Stadion. Eventuell könnte man die Strecke ja dann über den Marktplatz führen.

Die Flandernrundfahrt ist sehr früh im Jahr und wäre ein echter erster Test für die Form gewesen. Auch deshalb bin ich natürlich etwas frustriert, dass ich so früh wegen der beschädigten Schaltung aufgeben musste. Mehr noch ärgert mich aber, dass ich genau in der ersten Helling aufgeben musste. D.h. das, was die Flandernrundfahrt eigentlich ausmacht habe ich nicht mitbekommen, die kurzen aber sehr giftigen Anstiege, die größtenteils mit Kopfstein gepflastert sind. Die hundert Kilometer, die ich bis dahin absolviert hatte waren ja nur „Anfahrt“.

Trotzdem habe ich die Frustration eigentlich ganz gut im Griff. Ich kann halt eh nichts mehr ändern. Meine Motivation für die nächsten Trainingswochen wird das hoffentlich nicht beeinträchtigen. Nur muss ich halt nächstes Jahr nochmal fahren, denn einmal möchte ich die Ronde de Flanderen schon zu Ende fahren. Schade, dass das Unternehmen doch recht teuer ist. Vor allem die Übernachtungen in Brügge sind sehr teuer wenn man nah am Start wohnen möchte. Aber wohnen in Oudenaarde und Transfer früh morgens ist für mich keine Alternative.

Fazit ist also, dass die Veranstaltung für einen deutschen Fahrer recht teuer ist. Auf Grund der fehlenden Zeitmessung und des Startfensters hat das ganze erstmal RTF Charakter, gefahren wird aber "richtig". Wenn man die Profistrecke fährt hat man das logistische Problem, dass Start und Ziel anderthalb Zugstunden auseinanderliegen. Also eher so eine "muss man mal gefahren haben"-Veranstaltung. Regelmäßig werde ich sicher nicht daran teilnehmen.

Statistik Flandernrundfahrt

Kilometer bis zur Havarie: 101
Gesamtdauer: 3:20 h
Höhenmeter: 450
Gesamte Arbeit an der Kurbel:  2798 kJ
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 254 Watt
Normalisierte Leistung:  284 Watt
Durchschnittliche Temperatur: 1,4° C (min -2° C / max 9° C)
Durchschnittlicher Puls: 149

Fahrradgewicht: 11,3 kg inkl. Trinkflaschen, Luftpumpe, Flickzeug, Schlauch, Radcomputer
Fahrergewicht: 79,55 kg
Kleidung und Nahrung: 4 kg
Gesamt(system)gewicht ca. 93,55 kg

Fahrrad:
Rahmen: Specialized S-Works Roubaix SL3 2011
Laufräder: Mavic R-SYS SL 2012 mit Tune Schnellspanner DC 14
Schaltung: Shimano Dura Ace 7970 Di2 mit
SRM - Dura Ace 7950 Kompakt 34/50 vorne, SRAM (MTB) XX Kassette 11-32 hinten)
Bremsen und Kette: Shimano Dura Ace 7900
Pedale: Shimano Dura Ace SPD-SL
Lenker: Syntace Racelite CDR Alu
Sattel: Selle SMP Avant
Radcomputer: SRM Powercontrol 7 und Garmin Edge 800

Samstag, 30. März 2013

Flandernrundfahrt (DNF)

Vom müde und genervt ist heute morgen nichts mehr zu spüren. Zwar habe ich nicht perfekt geschlafen, aber auch ohne Wecker bin ich rechtzeitig wach und um sechs Uhr gibt es das vorbestellte Radfahrspezialfrühstück.

Naja, genau genommen gibt es erst mal trockenes Brot und Zimtbrötchen, aber dann haben wir auch Zugang zu Käse und O-Saft, und Tee gibt es auch. Wir, das sind außer mir noch ein weiterer Flandernrundfahrtteilnehmer und sein Begleitteam. Die haben große Listen gebastelt mit genauen Kilometerangaben, und sie schmieden umfangreiche Pläne, wann sie wo sein müssen usw.

Meine Pläne sind da etwas einfacher, ich habe 5 Gels und zwei Riegel dabei, nehme mir vor die brav alle aufzuessen und will nicht stürzen. Klar, eine brauchbare Zeit will ich natürlich auch fahren, aber da ich die Strecke überhaupt nicht kenne und auf Grund der Hellinge auch nicht recht einschätzen kann, muss ich da raten und gehe von ca. 8 Stunden aus.

Die Idee den Gepäckservice zu nutzen, damit ich im Ziel frische Klamotten habe muss ich gleich verwerfen, denn dass muss man am Stadion abgeben, der eigentliche Start ist aber am Markt, und dort habe ich mich auch einquartiert. Und mit der Tasche irgendwie auf'm Oberrohr nochmal 5 Kilometer hin und her gurken, nee danke. Mit dem Auto hinfahren und wieder zurück, auch Schwachsinn.

Egal, im Zug zurück wird’s ja wohl warm sein...

So rolle ich um kurz vor sieben Uhr zum Markt. Zwar ist das Kopfsteinpflaster ganz leicht feucht, aber das Wetter ist zu meiner Überraschung super. Es sind -2° C, fühlt sich aber nicht so schlimm an, der Wind weht aus Nordost, aber eher schwach, und es deutet sich an, dass die Sonne auch ein bisschen durch die Wolken kommt.

Ich überlege kurz, lasse dann aber die Jacke an, Kurzarmtrikot wäre dann doch etwas übertrieben. Zu meiner Enttäuschung gibt es ja keine echte Zeitmessung mit Chip, sondern man hat eine Karte die gelocht wird. Allerdings nicht am eigentlichen Start, sondern am Stadion. Da ich meine Unterlagen aber gestern schon in Oudenaarde geholt habe, war ich da ja heute gar nicht. Ist mir aber eh wurscht, dieses Stempelsammeln a la Randonneur mag ich eh nicht, Diplom brauche ich keins und Zeitmessung mache ich selbst.

Also starte ich meinen Radcomputer und fahre kurz nach sieben über die Startlinie in Brügge am Markt, vor beeindruckender mittelalterlicher Kulisse. Ich hänge mich gleich an eine Gruppe um mich nicht zu verfahren, denn ich muss erst mal abwarten wie gut das Ganze beschildert ist. Abgesperrt ist nämlich kein Teil der Strecke.

Die leichte Feuchtigkeit ist auch auf dem Kopfsteinpflaster in der Stadt kein Problem, auch als es über eine längere Brücke geht auf der etwas Reif zu sehen ist, gibt es keine Probleme.

Das einzige Bild bis zum unfreiwilligen Ende, sonst keine Gelegenheit...
Offensichtlich mischen sich hier Teilnehmer mit ganz unterschiedlichen Zielen, so dass auch das Tempo der Fahrer sehr unterschiedlich ist. Kein klassisches Radrennen also, jedenfalls nicht für alle. Ich halte mich erst mal an die Schnellen, langsamer werden kann man immer noch...

Es wird viel auf Fahrradwegen gefahren, das kann ich leiden wie Zahnschmerzen, denn erstens ist es dort eng wenn in großen Gruppen gefahren wird, überholen ist nicht ohne, und vor allen Dingen müssen wir öfters an Einmündungen die Straße überqueren, die ja nicht für den normalen Verkehr gesperrt ist. Geht aber alles gut. Nur an einer Brücke verengt sich der Radweg extrem, und wir brettern da mit 35 km/h drauf zu. Aber seltsamerweise geht alles haarscharf gut, der Massensturz bleibt aus und außer Flüchen in allen möglichen Sprachen und quietschenden Bremsen passiert nix.

Schnell finde ich zwei Fahrer die optisch einen fitten Eindruck machen, gutes Tempo haben und geschickt überholen, da hänge ich mich dran. Tempo macht nur einer, warum weiß ich nicht, aber ist mir auch recht.

So kommen wir gut vorwärts und obwohl ich ja recht früh im Startzeitfenster gestartet bin holen wir immer wieder recht große Gruppen ein. Teils fährt man dann auch eine Weile in größerer Gruppe, um sich dann wieder abzusetzen. Es ist zunächst fast völlig flach und der Wind kommt meist von hinten. Dafür fahren wir eigentlich gar nicht so schnell. Es macht aber auch keinen Sinn jetzt schon Körner zu verschießen.

Irgendwann kommt schon die erste Verpflegungsstation. Obwohl ich gar nicht anhalten will werde ich trotzdem dorthin gewunken, so fahre ich einfach durch die mampfenden Radler und gleich wieder auf die Straße. Wir sind noch nicht mal warmgefahren und sollen schon was essen...?

Dabei verliere ich die zwei Jungs, finde aber schnell andere, die dann wohl zu einer größeren Gruppe gehören, und so bildet sich ein kleines Peloton mit einem Team mit giftgrünen Trikots vorne. Ich fahre direkt hinter den Grünen.

So fahren wir eine ganze Weile, zeitweise über geteerte Feldwege. Wir fahren zwar so 35 km/h, aber für eine so große Gruppe mit Rückenwind finde ich das zu wenig. Statt schön hinter der Gruppe zu bleiben fahre ich irgendwann nach vorne und hoffe ein bisschen Speed reinzubringen, aber irgendwie will keiner mitziehen. Ihr wollt meine Tempoarbeit nicht? Ok, dann fahre ich halt alleine. Weiter vorne kann ich eine weitere große Gruppe sehen, so versuche ich dort ranzufahren. Dazu muss ich ein Auto vor mir überholen, dessen Anhänger vor mir hoch und runter hüpft. Der Weg ist aber zu eng. Das Lauern auf die Überholgelegenheit nimmt mein Konzentration so in Anspruch, dass ich die Rufe hinter mir gar nicht richtig wahrnehme, erst als ich nach zwei Kurven die vordere Gruppe nicht mehr sehe und auch hinten niemand mehr ist, merke ich, dass ich eine Abzweigung verpasst habe. Mist. Also wieder zurück, vielleicht ein Kilometer, aber die anderen sind natürlich weg.

Ich gebe ziemlich Gas, vielleicht komme ich ja wieder ran, aber die sind nirgends zu sehen. Ein paar Kilometer sind nur etwas langsamere Radler vor mir, einzeln oder in kleinen Gruppen. Dann formiert sich aber bald wieder eine Gruppe von vier, fünf Leuten mit denen ich halbwegs zusammen fahre.

Nach ein Paar Kilometer werden wir schon wieder in eine Verpflegungsstation geleitet. So greife ich mir zwei Apfelsinenviertel, Getränke und alles andere habe ich noch in Mengen, und fahre weiter.

Das hat natürlich die Gruppe aufgelöst, aber etwas weiter vor mir sind zwei Fahrer mit gutem Tempo und dazwischen ist noch ein Fahrer der versucht die beiden zu erreichen. Ich versuche wiederum ihn zu erreichen, und nach anderthalb Kilometern sind wir zusammen. Ein weiterer Fahrer überholt uns und wir hängen uns dran. Jetzt haben wir ganz gutes Tempo, ist allerdings deutlich anstrengender als die großen Gruppen vorher.

Vor allem geht es jetzt immer mal leicht berghoch, was für die Fahrer im Windschatten dann auch etwas mehr Anstrengung bedeutet. Vor allem fährt der vorne auch die, zwar nicht langen aber deutlich spürbaren vierprozentigen Steigungen, mit richtig Dampf hoch. Ich muss echt richtig powern (400 bis 500 Watt) um dranzubleiben.

Eine Steigung ist deutlich steiler, auch hier geißeln wir ziemlich hoch, so dass ich erstmals hundert Prozent abrufen muss, und da merke ich deutlich, dass ich immer noch nicht fit bin und diese dämliche Atemwegsinfektion mir noch richtig Power nimmt. Die Lunge brennt.

Aber oben angekommen, lassen die Jungs immer erst mal die Beine hängen, so dass ich immer dranbleiben kann. Eigentlich keine kluge Taktik, besser wäre mit gleichmäßiger Leistung zu fahren, aber ich muss mich natürlich nach den Anderen richten, sonst ist die Gruppe weg.

Wir laufen auf andere Gruppen auf, und es entsteht ein etwas größeres Feld. An einer Stelle mit Gegenwind wird ein Versuch gestartet zu Kreiseln. Ich dachte die Belgier haben das alle drauf, aber es klappt überhaupt nicht, es kommt überhaupt kein Kreisel zustande.

Na egal, es rollt auch so. Die Schaltung ist immer wieder ein Genuss, nachdem ich ja auf Lanzarote im Trainingslager die „alte“ Red Gruppe gefahren bin, ist das jetzt ein Traum. Die Dura Ace ist nicht nur eine andere Liga, das ist ein anderer Planet. Das Fahrrad läuft wie Sau, und auch wenn man zwischendurch immer wieder ordentlich Leistung abrufen muss um an der Gruppe dranzubleiben oder den Ziehharmonikaeffekt auszugleichen, so kann man doch immer wieder mal die Beine hochnehmen. Eine Art zu fahren die mir sehr entgegen kommt.

Dann geht es etwas berghoch nach Tiegem, ich schalte runter und plötzlich kracht es hinten, die Schaltung blockiert. Mist! Was war das denn?
Oje, ich habe vorne großes Kettenblatt und hinten größtes Ritzel geschaltet. Normalerweise nicht dramatisch, aber da ich mich mit dem 32er Ritzel weit außerhalb der Dura Ace Spezifikation befinde, sollte man das unbedingt vermeiden. Passiert mir auch wirklich selten, und wenn ging es bis jetzt immer gut. Diesmal allerdings nicht.

Ich komme aber noch aus den Pedalen, und keiner fährt auf mich drauf, so dass ich absteigen und das Schaltwerk aus den Ritzeln befreien kann. Sieht nicht gut aus, etwas verbogen. Aber ich kriege zumindest alles so hin, dass ich wieder aufsteigen und weiterfahren kann.

Die Gruppe ist natürlich weg. Es geht durch Tiegem, erst noch etwas berghoch, dann in eine Senke und dann kommt die erste Helling.

Kommt mir jetzt aber gar nicht so steil vor, und vor allem schöner Asphalt, kein Kopfsteinpflaster. Das erste Stück hat so knapp 6% Steigung, dann kommt eine Kurve und es wird etwas flacher. Oben kann man schon sehen, dass da tatsächlich richtig viele Leute stehen. Cool, also auch beim Jedermannrennen gibt es Publikum für die Kletterer.

Ich bin jedoch mehr mit meiner Schaltung beschäftigt. Es flacht ja etwas ab, ich würde gerne hochschalten, aber der Umwerfer schaltet nicht, obwohl sich der Motor bewegt. Mist, bin auf dem 28er, so komme ich ja kaum vorwärts, also schalte ich vorne, das funktioniert ja noch.

Und dann kracht es richtig, das Schaltwerk wickelt sich ums Ritzelpaket, das Schaltauge reißt ab und durch die Wucht reißt es das Hinterrad aus den Ausfallenden. Ich komme gerade noch aus den Pedalen. Oh nein! Das war's, das ist nichts was man eben mal reparieren kann. Ich kann erst mal gar nix bewegen, muss die Kette öffnen um das Schaltwerk zu befreien. Aber machen kann ich jetzt nichts mehr. Nach nur hundert Kilometern, noch bevor die erste Helling bewältig ist, ist es vorbei.



So schnell will ich nicht aufgeben, ich rufe die Servicenummer für technische Notfälle des Rennens an. Obwohl ich den Ortsnamen auf deutsch und auf vermeintlichem belgisch nenne und auf englisch buchstabiere, scheint es mir so als würde die nette Dame am Telefon mich nicht recht verstehen, aber sie will jemanden schicken. Ein bisschen Hoffnung, immerhin gibt es ja Shimano Service.

Ich baue das Hinterrad wieder ein und rolle ohne Kette den Berg wieder hinunter. Unten meint eine Zuschauerin, dass es in Tiegem einen Radshop gäbe, nur 200m weg.

So schiebe ich das Rad nach Tiegem. Die 200m sind 1200m, in Radschuhen nicht so geil, aber der Radshop hat tatsächlich auf.

Dem Besitzer schildere ich mein Problem und wir gehen in die Werkstatt. Mittlerweile friere ich sehr, denn die Klamotten funktionieren nur wenn man mindestens 200Watt tritt, sonst kommen die Minusgrade durch. Und auch in der Werkstatt ist es arschkalt.

Der gute Mann sieht seine erste Di2 im Leben, und obwohl er sich an die Arbeit macht, ist mir klar, dass das hier nichts wird. Immerhin bekommt er das Schaltauge wieder montiert, es ist allerdings verbogen.

Der Service meldet sich, die sind ganz woanders hingefahren, ich gebe sie weiter an den Werkstattmann und der erklärt wo sie hinkommen müssen. Ein bisschen Hoffnung habe ich noch, dass die Shimano Leute das doch irgendwie hinkriegen.

Ich erkläre dem Radshopbesitzer wie man das Schaltwerk anschließt (Stecker rein halt...) und wir warten auf den Service. Mir ist elend kalt. Mein Missmut steigt, das kann's doch nicht schon gewesen sein.

Endlich kommen Fachleute. Dachte ich jedenfalls. Aber der Notfallservice ist nur ein Team, dass mit einem Kleinlaster die Gestrandeten einsammelt. Keineswegs Shimanoleute. Die beiden bestaunen die Di2, ich könnte schreien.

Nette Helfer, aber leider können die mir bei der Reparatur nicht weiterhelfen.

Egal, der Radshop knöpft mir 25 Euro ab, das Rad wird verladen, die beiden wollen mich zum Bahnhof bringen. Rennen gelaufen.

Ich frage höflich was denn mit den Shimano Servicestationen wäre. Meine Frage löst fast hysterische Begeisterung aus, oh ja, tolle Idee.

Es dauert eine ganze Weile bis wir dort ankommen. Im Radshop hatte ich schon 1:20 h verloren, jetzt kommt die nächste dazu. Wenn die's reparieren, bis ich wieder zurück in Tiegem bin, sind wohl vier Stunden verloren.

Die anderen fahren noch, auch nach nach anderthalb Stunden kommen noch viele Fahrer an meiner Havariestelle vorbei.
Aber selbst das würde nicht klappen, denn niemand würde mich zurück nach Tiegem bringen. Die beiden erklären mir, dass ich an der Servicestation, die auch eine große Verpflegungsstation an einem Knotenpunkt aller Strecken ist, die Möglichkeit hätte noch 100 Kilometer auf der mittleren oder um die 50 auf der kurzen Strecke zu fahren.

Ich erkläre, dass das völlig uninteressant ist, ich mittlerweile ziemlich durchgefroren bin, und eigentlich gleich zum Bahnhof möchte. Aber irgendwie komme ich nicht durch, die zwei sind immer noch so begeistert von meiner Idee den Shimanoservice aufzusuchen, dass ich keine Wahl bekomme.

So bringe ich das Rad zum Shimano Stand. Die vorhersehbare Antwort ist aber leider, dass sie nix machen können. Das Schaltauge ist Specialized spezifisch (alte Regel: immer ein Schaltauge dabeihaben!), und auch das Schaltwerk können sie weder reparieren, noch hätten die ein Ersatzteil, ganz zu schweigen vom Preis den das kosten würde.

An dieser Verpflegungsstation treffen sich Radler aller drei Strecken

Leider können auch die mir nicht helfen

So habe ich wenigstens nochmal sinnlos in der Kälte gestanden und will jetzt nur noch zum Bahnhof. Die beiden bringen mich nach Oudenaarde in die Nähe des Bahnhofs, dann müssen sie den Nächsten holen, hoffentlich hat der mehr Glück...

Das mit dem Zug klappt erstaunlich reibungslos, allerdings treffe ich am Bahnhof einen Belgier aus Brügge, der das Rennen aufgegeben hat und ebenfalls zurückfährt, so dass ich an der richtigen Stelle umsteige :)

Als er mir erzählt, dass er aufgegeben hat, weil er nach der zweiten Helling, nach dem Essen an der Verpflegungsstation kotzen musste, denke ich nur, er hätte mir doch eine Helling vorher sein Fahrrad leihen können, dann hätte ich wenigstens zuende fahren können.

Anyway, meinen Frust habe ich ganz gut im Griff, kann halt passieren. Ein Profi hätte sich über die zwei Minuten geärgert, die er für den Fahrradtausch gebraucht hätte, für mich ist es halt vorbei.

Zurück in Brügge muss ich aber dann doch aus Frust einen Cheeseburger mit Pommes essen, schmeckt allerdings nicht so recht und verfehlt seine Wirkung. Die ersten beiden Events des Jahres (Trainingslager Lanzarote und Flandernrundfahrt) waren beide sehr teuer und haben ohne Nutzwert geendet. Schade. Sehr schade.

Das nächste Ziel ist nun „Rund um den Finanzplatz“ am 01. Mai. Dort möchte ich auf jeden Fall schneller sein als letztes Jahr.


Freitag, 29. März 2013

Brügge sehen und sterben?

Gestern noch schnell das Fahrrad zusammengeschraubt, dass lag noch in Einzelteilen eingemottet vom Winter. Irgendwie kam der Termin der Flandernrundfahrt schneller als gedacht. Für ein neues Lenkerband hat es nicht mehr gereicht, aber frische Kette, neue 25er Reifen und frisch kalibriertes SRM sind schon mal was.

Leider konnte ich dann aus Zeitnot und wegen des Schnees keine Probefahrt mehr machen. D.h. ich hoffe einfach, dass alles gut funktioniert. Zum Glück ist die Di2 extrem einfach einzustellen und auch nach der Winterpause muss eigentlich kaum was justiert werden.

Eigentlich hatte ich ernsthaft überlegt abzusagen, da ich immer noch erkältet bin, und das Wetter selbst für Flandernrundfahrtverhältnisse richtig böse werden könnte, aber irgendwie war ich plötzlich so wettkampfgeil, dass das nicht in Frage kam.

So geht es heute morgen nach dreieinhalb Stunden Schlaf nochmal 90 Minuten auf den Ergometer und dann auf die Autobahn. In Deutschland läuft es gut, auch wenn es manchmal ein bisschen schneit, aber Belgien ist eine Katastrophe, eine Stunde Stau in Lüttich, eine in Brüssel und dann nochmal fast eine in Brügge in der Stadt, nur wenige hundert Meter vom Hotel entfernt stehe ich da tatsächlich im Stau.

Die Idee mein Auto von Brügge dann nach Oudenaarde zum Zielort zu bringen und mit dem Zug zurück nach Brügge zu fahren um morgen nach Zielankunft mit dem Auto zurückfahren zu können kann ich mir abschminken, ich will ja nicht nachts irgendwann zurückkommen. Mist. das mit dem unterschiedlichen Start- und Zielort ist für ein Jedermannrennen wirklich nix, viel zuviel logistischer Aufwand.

Anyway, vielleicht regnet es ja nicht so heftig, und die Temperaturen werden so mild wie heute mit 5° C, dann wäre ich schon ganz zufrieden. Die Hellinge werden auf jeden Fall richtiger Kampf, bis zu 22% Steigung auf Kopfsteinpflaster über mehrer hundert Meter, und dann auch noch scharenweise Radler, da heißt es heil durchkommen.

Die mindestens zwei Kilo Übergewicht helfen auch nicht gerade..., bin gerade müde und genervt.

Bilder von der Registrierung in Oudenaarde:

Dimensionen wie beim Ötztaler


Startgelände in Brügge am Markt:

Hier starten am Sonntag auch die Profis

Impressionen vom Markt in Brügge, sogar die Sonne scheint etwas:




Mittwoch, 27. März 2013

Erste Gedanken zur Flandernrundfahrt

Endlich geht es wieder los. Sowas in der Richtung sollten eigentlich die Gedanken zum ersten Rennen der Saison sein.

Aber so hundertprozentig spiegelt das meine Gedanken zur Ronde de Flanderen am kommenden Samstag nicht wieder. Auch wenn ich leistungsmäßig zu diesem Zeitpunkt im Jahr sicher weiter bin als 2012, so steckt mir doch das frustrierende Trainingslager auf Lanzarote noch in den Knochen. Bis zwei Tage vor Abreise hatte ich mich der Grippewelle widersetzen können, und dann hat es mich doch erwischt. Als Folge habe ich die erste Woche zur Hälfte im Bett verbracht, und auch in den restlichen Tagen konnte ich nie richtig frei fahren. Ergebnis dieses frustrierenden Verlaufs war, dass ich weder die Blogposts online gestellt habe, noch habe ich den anvisierten Trainingseffekt erreicht oder gar die gewünschten anderthalb Kilo abgenommen. Im Gegenteil, aus Frust habe ich zuviel gegessen, so dass ich jetzt noch mit Übergewicht zu kämpfen habe.

Das unangenehmste ist, dass ich die Grippe, Erkältung oder was auch immer das war bis jetzt noch nicht richtig losgeworden bin. So ist an ein Training draußen gar nicht zu denken. Mal ganz abgesehen davon, dass der ausdauernde Winter sicher nicht nur meine Geduld auf eine harte Probe stellt.

So sind die Vorzeichen für die Flandernrundfahrt für Jedermänner, die am Samstag in Brügge startet alles andere als gut. Auch die konkrete Wettervorhersage geht von Temperaturen um Null Grad aus. Selbst für die traditionell mit schlechtem Wetter gesegnete Flandernrundfahrt heftige Bedingungen.

Kopfsteinpflaster mit Steigungen über 20%, eisige Temperaturen, etwas angeschlagen, vielleicht sollte ich besser absagen? Das würde mir auch die unsägliche logistische Rumeierei ersparen. Denn Start- und Zielort liegen 70 Kilometer auseinander. Und der angebotene Shuttleservice bringt einen nicht etwa nach dem Rennen zum Startort zurück, sondern fährt morgens um 5:15 Uhr vom Ziel zum Startort. So ein Blödsinn.

Aber egal, das lässt sich alles lösen. Und ich werde einfach schauen wie das Wetter dann wirklich aussieht. Eine harte Prüfung wird es aber auf jeden Fall...