Samstag, 22. Juli 2017

Regeneration (immer noch) und der Blick in den Abgrund

Noch immer bin ich in der Regenerationsphase nach dem Race Across America 2017. Die Hände sind noch nicht wirklich besser, auch wenn ich es mir zwischendurch eingeredet habe, hier brauche ich sicher viel Geduld. Radfahren geht eigentlich, bin auch schon in der Gruppe und etwas intensiver gefahren, geht alles und macht auch Spaß, allerdings fehlt mir das drumherum etwas und gerade stehe ich am Rand von dem großen Loch, in das ich schon 2014 gefallen bin.

Will heißen, der innere Antrieb läuft auf Sparflamme. Ich kann zwar irgendwo sitzen, einen Cafe trinken und auf den See schauen und dabei zufrieden sein (bin also nicht depressiv), aber richtig Aktivität entwickeln fällt mir schwer, arbeiten fällt schwer, d.h. es ist erstaunlich anstrengend die nötige Konzentration zu halten. Auch der Zug auf’s Fahrrad ist gering, obwohl es mir sehr viel Spaß macht wenn ich erst mal drauf bin. (im Gegensatz zu Phasen vor dem Rennen)

Wenn ich lese, dass Hoppo schon wieder ein Rennen gewonnen hat und einen Weltrekordversuch unternimmt, das Seanna sich schon wieder für 2018 eingeschrieben hat, dann beeindruckt mich das sehr. Ich habe mir ja den Ötztaler Radmarathon mit einer ambitionierten Zeit als Ziel gesetzt um Antrieb und Motivation am laufen zu halten, aber muss schon jetzt einsehen, dass es ein großer Erfolg ist, wenn ich da überhaupt durchkomme. Und ich bin nicht sicher ob der Oetzi sein Ziel erfüllen kann.

Momentan stehe ich ziemlich nah am Rand von dem großen Loch. Das RAAM ist einfach riesengroß, in allem. Selbst das Schreiben hinterher stellt sich als nicht kleine Aufgabe heraus, habe schon sechs Teile geschrieben und bin noch nicht mal in Kansas…

Anyway, jetzt heißt es „zusammenreißen“, sich mit Freunden treffen, Zeit mit Katrin verbringen, aufraffen zum Radfahren, zurück ins „normale Leben“ finden, Projekt im Arbeitsleben angehen, um um das Loch herumzugehen und nicht mittenrein zu tappsen. Zum Glück gibt es ja eine geniale Äthiopische Erfindung die mich momentan auch in schwächeren Phasen am Laufen hält ;)



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Mittwoch, 19. Juli 2017

RAAM 2017 Rennbericht Teil 6 – Rocky Mountains, die großen Pässe

An Durango kann ich mich eigentlich ganz gut erinnern, so erkenne ich vieles wieder und auch die ungefähre Streckenführung ist mir geläufig. Allerdings wäre ohne Navigation durch das Followcar ein Verfahren vorprogrammiert. In den Städten geht es eben nicht nur geradeaus nach Osten, wie das meist außerhalb der Fall ist.

Mark liegt gar nicht weit vor mir, aber ich habe noch kein Interesse ihn jetzt anzugreifen, im Gegenteil, die Platzierung interessiert mich gar nicht so. Ich will einfach nur meinen Rhythmus fahren und dann später sehen was sich mit den Platzierungen ergibt, ob wir tatsächlich noch jemanden angreifen können oder uns nach hinten verteidigen müssen.

Meine Gedanken drehen sich etwas um die Knie und ob die über die Pässe kommen. Drei hohe Pässe erwarten mich nun, dabei ist La Veta kaum nennenswert, die Steigung ist gering und meist hat man Rückenwind, Wolf Creek ist im fitten Zustand easy zu fahren, aber die Anfahrt dort hin ist zäh und nach drei Tagen auf dem Rad ist natürlich auch eine 8% Steigung über mehrere Kilometer eine große Anstrengung. Der Cuchara Pass wiederum ist schön, dafür teils auch etwas steiler, der wirkt fast schon alpin.

Aber die Anfahrt zum Wolf Creek zieht sich ewig, ich fahre erst mal stundenlang in Richtung Pagosa Springs, und auch bis dorthin gibt es zwei recht ordentliche Anstiege zu bezwingen. Anfangs ist der Verkehr noch recht lebhaft, ich bin fast ein bisschen genervt davon. Aber vielleicht ist das auch einfach nur Schlafmangel. Mit dem Sitzen ist es auch nicht perfekt. Ich nutze mein Cannondale nun nicht mehr mit dem Cobb Sattel, der zu hart ist und den Druck recht punktuell überträgt, sondern mit dem Ergon. Der geBiomized Sattel, eine Maßanfertigung, auf dem Roubaix SL4 macht mich auch nicht glücklich. Hier hätte ich noch die eine oder andere Sitzung zur Optimierung in Münster gebraucht, auf Grund meines mehrwöchigen Komplettausfalls nach dem letzten Trainingslager war das für mich aber nicht möglich. Ich glaube den muss ich bei nächster Gelegenheit ebenfalls ersetzen.

Das ich soviel auf dem Cannondale fahre hätte ich nicht gedacht. Vielleicht ist das doch etwas zu scharf eingestellt. Shermers Neck ist eine große Gefahr und kann dich aus dem Rennen nehmen, ich weiß nicht hundertprozentig ob ich 2014 nur von meinem Training profitiert habe, oder ob die recht vielen kleinen Pausen den Nacken so entlastet haben, dass ich keine Probleme bekommen habe. Wir müssen den Nacken auf jeden Fall auch genau beobachten um ggf. sofort reagieren zu können.

Anyway, jetzt muss ich erst mal durch die Rockys kommen. Zwischenzeitlich läuft es dann auch wieder mal ganz brauchbar. Ich erwarte aber jederzeit schon den Anstieg zum Wolf Creek, dabei führt die Straße noch laange durch ein Tal, erst mal bis zur nächsten Time Station. Immer und immer wieder kommt ein neuer Abschnitt wo ich schon den Beginn des Anstiegs erwarte. Schade, dass ich schon soviel vergessen habe und die Strecke immer nur wiedererkenne statt im voraus zu wissen was mich erwartet.

Pagosa Springs erreichen wir nachmittags. Von der Hauptstraße aus ein seltsamer Ort. Wir fahren an dem ebenfalls seltsamen Hotel vorbei wo ich mit Marco 2014 gewohnt habe, ein wirklich erbärmlicher Service, da kann ich mich sogar noch nach über drei Jahren erinnern, ein übles Frühstück auch…

Apropos Frühstück, ich esse immer noch zuwenig. Meike weißt mich nachdrücklich daraufhin, eigentlich alle am Mikrofon im Followcar erinnern mich immer mal wieder ans Essen und Trinken. Aber obwohl ich es besser weiß nehme ich zuwenig Ensure zu mir. Wenn wir bei Stopps nicht mit den Forticremes arbeiten würden hätte ich echte Probleme.

Aus Pagosa raus ist es dann aber zum Glück nicht mehr allzuweit bis in den herbeigesehnten Anstieg. Hier gilt es jetzt das „Trauma“ aus 2014 zu besiegen. Damals bin ich mit erheblichen Schmerzen, den Tränen nah, die Steigung hinaufgekrochen. Ein erbärmliches Bild, das ich so schnell nicht vergessen werde, da es meine Vorstellung davon wie ich dort angreifen wollte so extrem konterkariert hat.

Das ich diesmal nicht „angreifen“ werde ist klar. Strasser ist auch am Berg mir gegenüber in einer anderen Liga, Grüner ist ein Bergfahrer, Baloh und Pattinson kann ich da nicht recht einschätzen, aber es sind auf keinen Fall Fahrer denen ich dort wirklich Zeit abnehmen könnte. Zumal ich dieses Jahr auch zwei Kilo schwerer bin als 2014.

Ich bekomme ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Team. Ist es nicht meine einzige und hauptsächliche Pflicht, dass ich optimal vorbereitet und in bester Verfassung am Start des Rennens stehe. Wieso hat selbst die furchteinflößende Herausforderung Race Across America nicht genügend innere Motivation erzeugt um Björns Training zu hundert Prozent durchzuziehen, so wie 2014? 95 Prozent war vielleicht zu wenig. Auch wenn die Laborwerte einen Hauch besser waren als vor drei Jahren und der Asthma Scheiß mich viel Trainingszeit gekostet hat, ich hätte mich noch besser vorbereiten können. Ich hätte mich besser ernähren müssen. Vielleicht kommt das RAAM 2017 zu spät für mich. Ich hatte eigentlich in der Vorbereitung immer Lust alleine in den Alpen zu radeln, nicht im härtesten Ausdauerwettkampf den man sich vorstellen kann gegen Strecke, Wetter und Gegner zu kämpfen. Vielleicht habe ich ein richtig gutes RAAM einfach nicht mehr in mir drin?.

Ich würde gerne mit jemandem über meine mentale Schwäche reden, aber ich kann natürlich nicht mit dem Team darüber reden. Die glauben an mich, zumindest vermitteln sie mir diesen Eindruck, und diesen Glauben darf ich nicht erschüttern.

Es gibt aber auch Dinge die mich aufbauen. So leistet Saron tolle Medienarbeit. Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Das zeitnah Berichte und Bilder geposted werden. Hätte ich mir 2014 schon gewünscht, aber da haben leider nicht alle mitgezogen und das besprochene umgesetzt. Ist auch gar nicht so einfach, und ich bin beeindruckt wie gut die Texte sind die Saron dann in durchaus stressigen Situationen noch hinzaubert. Ich bekomme sie, zeitverzögert, vorgelesen wenn sie online sind.

Vor allem bekomme ich auch das Feedback vorgelesen, dass über Kommentare im Blog, Facebookkommentare und Emails bei der Crew ankommt. Einige Beiträge berühren mich tief, andere bringen mich zum Lachen, oder machen mir einfach Mut. Ein wichtiger Gegenpol zu meinen manchmal negativen Gedanken.

So fahre ich in die Steigung des Wolf Creek Passes hinein. Das Knie hält erst mal still, allerdings kommt nicht so richtig viel Leistung aus den Beinen. Ich hatte schon gehofft hier mit 200 bis 220 Watt hochzufahren, das wäre ja wenig genug, aber es werden kaum 180 Watt.

Dementsprechend fahre ich zwar recht konstant aber langsam berghoch. Und die acht Meilen ziehen sich ganz schön. So bin ich dankbar für die Anfeuerung, die ich immer wieder vom Team bekomme. Ist schon ein Unterschied ob man hier innerhalb des RAAM oder einfach so hochfährt. Ein gewaltiger Unterschied. Ich hätte mehr Ensure trinken sollen!

Aber ich leiere mich nach oben. Das Knie hält, ich kann wechseln zwischen Wiegetritt und sitzender Fahrweise, alles ok. So komme ich dann auch halbwegs gut beieinander oben an.

Ich will mich oben auch nicht zu lange aufhalten, allerdings muss ich schon durchschnaufen und wechsle nach der Toilettenpause Hose und Trikot, außerdem gibt es natürlich Forticremes und ein kleines Interview mit Katrin. So kommt letztlich doch eine gute halbe Stunde zusammen, bevor ich mich mit dem Roubaix SL4 in die Abfahrt „stürze“, die oben zwar keinen optimalen Belag hat, aber trotzdem gut zu fahren ist.

Ich genieße die Abfahrt sogar etwas. Am Ende geht es durch einen Tunnel und recht malerisch an einem kleinen Fluss entlang, allerdings muss man hier aufpassen, denn direkt neben der Straße geht es ohne Sicherung einige Meter senkrecht hinunter zum Fluss.

South Fork, die Time Station, ist nur eine kleine Ansammlung von Häusern, kein Ort an dem man wohnen möchte… Wir fahren durch, die TS ist gar nicht leicht zu identifizieren, irgendeine unauffällige Tankstelle.

Es geht jetzt erst mal recht lange immer geradeaus. Vielleicht noch einen Hauch bergab, so dass es trotz nicht ganz optimalem Wind einigermaßen gut rollt. Jetzt wo der Wolf Creek Pass ohne Knieprobleme bezwungen ist, bin ich guter Dinge und das Streckenprofil tut sein übriges, so dass ich nach ca. dreieinhalb Stunden zum Sonnenuntergang Alamosa erreiche.

Das Wohnmobil steht auf einem Privatgelände, die Crew hat sich mit Justin bekanntgemacht oder er mit ihr, so genau bekomme ich das nicht mit. Ich bin froh kurz im Wohnmobil die Toilette nutzen zu können und die Hände etwas aufzuwärmen und neben Forticremes auch etwas feste Nahrung und Tee zu mir zu nehmen. In der Abfahrt habe ich ziemlich auf Mark Pattinson aufgeholt. Strasser setzt sich langsam aber sicher deutlich ab, Grüner und Baloh kämpfen um Platz zwei. Interessiert mich immer noch nicht, ich will einfach nur über die Rockys kommen. Und mache jetzt meine zweite lange Schlafpause.

Zwei Stunden sind geplant und entsprechend werde ich geweckt. Diesmal werde ich nicht von selbst wach. Das Aufwachen geht aber ganz brauchbar. Ich bin recht schnell wieder im hier und jetzt, und sitze nach nicht allzu langer Zeit auch wieder auf dem Rad.

Da es dunkel ist, sind die San Francisco Mountains nicht zu sehen, ich erinnere mich aber wieder grob an die Strecke. Schon recht schnell lasse ich mir Sarons aktuelle Zusammenfassung und das neu eingetroffene Feedback vorlesen. Gestern hatte man mir bei den Stopps auch einige Videonachrichten gezeigt, sehr spektakulär, Videogrüße aus dem Aldiana Club in Spanien, und viele witzige, aufmunternde Bilder.

Zunächst komme ich nun ganz gut vorwärts, der Schlaf hat gut getan. Die Strecke ist gut zu fahren, und auch wenn der Wind diesmal keine Lust hat die Radfahrer groß zu unterstützen, so ist der Anstieg kaum der Rede wert. Nur die letzten paar Meilen vor der Passhöhe des La Veta Passes merkt man, dass man sich im zweiten „großen“ Passanstieg in den Rockys befindet.

Dann geht es aber auch ebenso sanft bergab, ist aber gut zu fahren und man kann etwas Geschwindigkeit aufnehmen. Nach einiger Zeit erreichen wir die Country Road, die auf die zwei Berge zuführt, die so eine tolle Kulisse bilden, wenn man auf den Ort La Veta zufährt. Leider kann die Followcarcrew das nicht sehen, da es noch dunkel ist.

Mark Pattinson ist nun nur noch knapp vor uns. Es kommt aber jetzt ein richtiger Anstieg, der Chuchara Pass. Zunächst geht es eher flach durch ein recht idyllisches Tal, dann folgt der Anstieg, nur leicht kurvig durch das enger werdende Tal, bevor es in einen Schlussabschnitt mit Serpentinen geht. Hier zieht die Steigung immer wieder deutlich an, so dass der Radcomputer auch mal zweistellige Steigungsprozentwerte anzeigt.

Obwohl die Schlafpause ja gar nicht lange her ist, muss ich extrem mit der Müdigkeit kämpfen. Mehrmals bin ich kurz davor auf dem Fahrrad einzuschlafen und knicke mit dem Lenker immer mal wieder nach links oder rechts weg. Die Followcarcrew hat alle Mühe mich am Laufen zu halten, mit Olli quatsche ich über seine Prüfungen und seine Freundin und sein Leben als „Spielerfrau“. Das hilft etwas.

Ich muss auch mit der Steigung ganz schön kämpfen, vor allem im letzten Abschnitt, der sich länger zieht als gedacht (oder gehofft). Vor allem weiß ich, dass die Abfahrt mit Zwischenanstiegen nervt. Aber erst muss ich mal den Cuchara hochkommen. Serpentine um Serpentine kämpfe ich mich nach oben. Der Wolf Creek hat mich schon etwas demütiger gemacht, so dass ich nicht erwartete hier „anzugreifen“, aber ich muss wirklich sehr kämpfen. Oben anzukommen ist dann aber ein gutes Gefühl und zum Glück geht nun die Sonne auf.

Die Abfahrt hinunter nach Trinidad ist erst mal geprägt durch die erwähnten Gegenanstiege und einige flache Passagen entlang eines Stausees und eines weiteren Sees. Ich jammere etwas über die Gegenanstiege, aber eigentlich geht das alles ganz gut. Fühle mich gerade gar nicht so schlecht.

Als der steile Teil der Abfahrt absolviert ist, geht es immer noch bergab, aber nur mit geringem Gefälle. Aber man kann ganz gut Druck machen. Es läuft nicht ganz so easy, da der Wind nicht optimal steht und trotzdem, nicht weit vor Trinidad überhole ich Mark Pattinson, der am Straßenrand steht.

Momentan bin ich Gesamtvierter, und zwar nach Überquerung der Rocky Moutains. Wenn meine Theorie stimmt, dann gehöre ich also zu den fünf bis sechs Fahrern die ums Podium kämpfen können. Obwohl im Vorfeld als Ziel ausgegeben, überrascht mich das eigentlich etwas, da ich mich vom Gefühl auf dem Rad ursprünglich etwas stärker eingeschätzt hatte und doch nicht so gut berghoch gefahren bin wie erhofft und öfters in der Ebene nicht so richtig Druck machen kann.

Bis Trinidad zieht es sich dann noch ein ganzes Weilchen und nochmal kommen zwei, drei unangenehme Hügel. Aber dann ist die Stadt erreicht und auch die für mich etwas verwirrende Streckenführung in Trinidad meistert das Followcarteam souverän.

Ich mache nur eine kleine Pause, Toilette, ein Happen irgendwas, ein halber Becher Salzwasser und fahre weiter. Jetzt geht es in die High Planes. Das nächste Ziel ist Kim, ein kleiner Ort, der aber keine Lust mehr auf das RAAM hat. Laut Fred im Crewchiefmeeting sind die Bewohner dort wohl mit dem unglaublichen Betrieb überfordert den das RAAM in ihrem kleinen Ort erzeugt. D.h. alle paar Stunden ein Fahrradfahrer mit Auto und ein Wohnmobil wird als erhebliche Belastung empfunden. Man kann sich also vorstellen, was da sonst los ist. Nämlich nichts, überhaupt nichts um genau zu sein. Faszinierend sich vorzustellen wie das Leben an diesem Ort sein muss im Vergleich zu dem was ich als „normal“ empfinde.

Die Strecke dorthin deutet an, was die nächsten Tage auf mich zukommen wird. Lange, meist geradeaus führende Straßen mit wenig abwechslungsreicher Landschaft. Wobei mir die Highplanes mit ihrer teils steppenartigen Landschaft ganz gut gefallen. Allerdings gibt es hier schlicht nichts. Die Straße führt dann auch bald nicht mehr nur flach geradeaus, sondern enthält einige nennenswerte Roller die ich jetzt als recht anstrengend empfinde.

Ich bin schon recht platt, vor allem meckern meine Beine etwas und es ist doch recht warm. Ich muss anhalten, ich brauche eine Behandlungspause, vor allem das rechte Bein macht unerwartet Probleme. Da zufällig gerade zwei Physios auf dem Auto sind, bzw. das Followcar eine komplette Medicalcar Besetzung hat mit Meike, Rebecca und Christian, bekomme ich eine Luxuspause mit gleichzeitiger Behandlung beider Beine und einer speziellen schattenspendenden Konstruktion.

Dann muss ich aber weiterfahren, hätte das Ganze gerne noch länger genossen. Bis Kim zieht sich die Strecke dann auch sehr. Ich muss mich ziemlich quälen. Vor allem ist ja klar, dass ich in Kim nicht pausieren kann, da das Wohnmobil dort nicht halten soll.

Ich bin aber ziemlich platt. Und meinem rechten Bein geht‘s nicht so gut. Das hatte ich nicht erwartet, denn dass hat die ganzen Jahre kaum Probleme gemacht nur das übliche „Zwicken“ bei sehr großen Belastungen, dass dann von selbst wieder weg geht. (und 2014 hat es mich praktisch alleine durch das RAAM getragen)

Nach ca. fünf Stunden erreichen wir Kim und fahren weiter, ich will aber anhalten. Ich diskutiere mit dem Followcar, es gibt halt zunächst keinen Platz zum Anhalten, so ca. drei Meilen hinter Kim finden wir aber einen Platz und ich mache einen Powernap von zwanzig Minuten.

Nach den zwanzig Minuten geht es weiter, aber es geht nur zäh vorwärts. Das rechte Bein schmerzt, und zwar genauso, wie das linke 2014. Ich bin schockiert und frustriert. Soll das wieder so ein Überlebenskampf werden? Soll ich wieder waidwund dahintrödeln und dabei die Crew über 12 Tage hinweg aufreiben? Ich könnte heulen vor Wut.

In meiner Hilflosigkeit fällt mir nichts besseres ein als 2014, nämlich eine Schlafpause vorziehen und hoffen, dass sich das Bein von selbst regeneriert.

Auf der Hälfte der Strecke bis zur nächsten TS halte ich an, das Wohnmobil ist inzwischen bei mir, wir finden ein paar nette Leute, die uns eine Möglichkeit bieten das WoMo abzustellen und ich mache eine zweistündige Schlafpause. Viel zu früh!

Auch vom Wetter her vielleicht nicht die beste Entscheidung, denn das scheint schlechter zu werden, aber mit dem Bein geht nix mehr im Moment. Nach kurzer Nahrungsaufnahme schlafe ich frustriert aber schnell ein. Noch liegen ca. dreitausend Kilometer vor mir, Mark Pattinson ist schon längst wieder vorbei, und auch weitere Fahrer haben natürlich jetzt Gelegenheit an mir vorbeizuziehen. Muss ich aber momentan akzeptieren, das Bein sagt stopp…



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Dienstag, 18. Juli 2017

RAAM 2017 Rennbericht Teil 5 – Monument Valley, Colorado Hochplateau

Als ich aus Flagstaff herausfahre merke ich schnell, dass ich zu warm angezogen bin. Der Verkehr ist recht lebhaft und die Strecke erst mal unangenehm zu fahren. Eine vielspurige Straße mit einigen Auf- bzw. Abfahrten. Da hier Directfollow verboten ist, werde ich aber vor dem Verkehr nicht beschützt. Eigentlich seltsam, zeigt aber, dass das mit den Sicherheitsvorschriften der verschiedenen Behörden immer nur Gelaber ist um ihre eigenen Wünsche (Directfollow Pflicht/erlaubt/verboten) zu legitimieren.

Die Autofahrer fahren hier aber noch sehr defensiv und vernünftig, und was den Verkehr betrifft bin ich doch sehr abgehärtet, so dass ich mich eher auf die „Sehenswürdigkeiten“ am Straßenrand konzentriere. Da wäre zum Beispiel dieses „Indianerkunst Zentrum“, ein Anwesen, etwas heruntergekommen mit unzähligen meist recht kitschigen Schnitzereien. Das ist so auffällig, zumal es oben auf einer Böschung angesiedelt ist, dass es mir jedesmal auffällt wenn ich hier vorbeifahre.

Ich muss aber nochmal anhalten und die warme Kleidung loswerden. Wieder so ein kleiner Stopp. Von denen hatte ich schon einige, ich muss wirklich versuchen das etwas zu reduzieren, „going is faster than stopping“, alte RAAM-Weisheit. Das ist unabhängig davon ob man eine regenerative Strategie mit (relativ) viel Schlaf fährt oder die „ich fahre bis zum umfallen und schlafe dann so wenig wie möglich“-Strategie. Pausen müssen eigentlich immer zu Nahrungsaufnahme oder Schlaf führen. Aber jetzt ist mir einfach zu warm. Ein bisschen lasse ich mit mir verhandeln, aber dann muss ich die Klamotten tauschen.

Nachdem wir  die alte Route 66 verlassen biegen wir wieder auf eine kleinere verkehrsarme Straße ab. Wir fahren nun eine ganze Weile durch beeindruckende Landschaft und schließlich in das Reservat der Navajo. Hier nun ist Directfollow nicht nur erlaubt, sonder sogar verpflichtend.

Ich liebe es auf dem weißen Streifen zu fahren, denn dort kann man dem recht rauhen Asphalt etwas entgehen :)

Und natürlich hat ausgerechnet jetzt das Followcar einen Platten. Mist. Egal, ich setze mich ins Auto, Rebecca kümmert sich nochmal um die Beine, ich esse Forticreme Puddings, und Dirk wechselt seelenruhig, aber flott den Reifen. Zum Glück hatte er sich gegen mein „ach, das klappt schon“ durchgesetzt und in Oceanside nochmal mit der ganzen Crew einen Reifenwechsel geübt. Das Ersatzrad ist nämlich ziemlich versteckt.

In acht Minuten ist das Problem behoben und wir können weiterfahren. Super! Die Strecke gefällt mir und ich bin gut ausgeschlafen. Ich weiß auch, dass ich 2014 hier ganz kurz wieder funktionierende Beine hatte und bis Tuba City eigentlich ganz flott gegen den Schmerz gefahren bin. (Habe dann allerdings dafür auch wieder bezahlt…)

Diesmal kommt es mir vor als ob ich langsamer wäre. Allerdings erkenne ich die ganzen verschiedenen Streckenabschnitte wieder. Und freue mich. Jetzt im dritten Tag werden wir viele interessante Stein- und Felsformationen sehen, meist rötlich gefärbt, aber oft auch in diversen Farben, so dass die Faltungen teils spektakuläre Szenerie für die RAAM-Fahrer erzeugen. Noch kann ich das auch alles wahrnehmen.

Ich fühle mich gerade so ein bisschen wie ein Tourguide, der seiner Touristengruppe die Schönheiten „seines“ Landes zeigen will. Allerdings bin ich nicht mehr sicher, ob ich das nur denke oder ob ich tatsächlich auf die schöne Landschaft hinweise…

Ich komme aber insgesamt ganz solide gut vorwärts und nach Tuba City geht es mit den Beinen ganz ordentlich. Ich hoffe natürlich jetzt auf Windverhältnisse wie 2014 beim Rennen oder gar wie beim Trainingslager, aber dieses Jahr gibt es wenig geschenkte Meilen. Auch jetzt, auf dem Weg nach Kayenta muss ich die meiste Arbeit am Pedal selbst verrichten.

Deutlich über fünf Stunden habe ich bis Tuba City gebraucht und bis Kayenta fahre ich über vier Stunden. Ich überlege was ich machen soll, ich bin schon müde, aber könnte auch noch etwas weiterfahren. Allerdings fahre ich mittlerweile recht langsam, es wäre wohl sinnvoll die erste Schlafpause einzulegen. Es würde bei zwei Stunden netto Schlafpause auch gerade noch aufgehen und wir würden das Monument Valley bei Sonnenuntergang durchqueren. Das könnte Saron gefallen…

Ich beschließe in Kayenta die Schlafpause zu machen. So kann ich nach 50 Stunden erstmals „richtig“ schlafen. Ich bekomme Forticreme Puddings, Rührei, Tee. Dann lege ich mich auf das Doppelbett und noch während Meike die Temperatur misst und Olli und Rebecca die Beine behandeln schlafe ich ein.

Nach 1:53 St. werde ich von selbst wach. Ich bin auch sofort da und fühle mich halbwegs brauchbar.

Klar, es dauert noch einen Moment bis ich auf dem Rad sitze und die ersten Tritte sind schwer, aber ich freue mich auf das Monument Valley. Auch wenn ich erst mal berghoch fahren muss und es dann noch einige Meilen zu fahren sind bis ich wirklich die markanten Felsformationen erreicht habe. Ich gebe etwas Gas, schließlich wollen wir schöne Fotos bekommen. Es passt perfekt, zum beginnenden Sonnenuntergang bin ich da.

Es entstehen wirklich viele schöne Bilder, allerdings das eine megatypische Bild mit der Anfahrt des Radfahrers in den ersten großen Roller nach dem Valley und den berühmten Felsen im Hintergrund entsteht wieder nicht. Das wollte ich unbedingt haben, aber ich bin etwas zu schnell, so dass Saron nicht rechtzeitig vorfahren kann. Wahrscheinlich hat er es auch nicht mehr auf dem Schirm, denn ich hatte vorher nicht mehr darauf hingewiesen.

Eine schöne Alternative zum immer gleichen Bild mit Radfahrer und Monuments im Hintergrund: Monuments im Vordergrund :)

Ich habe aber das Gefühl, dass einige richtig gute Bilder im Monument Valley entstanden sind, so dass ich gar nicht sonderlich enttäuscht bin (eigentlich bin ich gar nicht enttäuscht!). Habe auch gerade die geilen Bilder von Volker von 2014 vor Augen.

Anyway, wir entern nun den nächsten Bundesstaat und es gibt zwei Abfahrten mit Gefälle bis 10%. Vom Wind her geht es, so dass ich ohne großes Risiko so schnell fahre wie es eben geht. Es ist nun aber schon dunkel und die Steigung hoch nach Mexican Hat fahre ich „so vor mich hin“. Hier ist nix, ein verlorenes Kaff und die nächste TS wird noch extremer. Also einfach weiterfahren. Die Abschnitte sind auch jeweils nur 40 Meilen lang und ich bin nach der Schlafpause recht frisch.

Meike fährt das Mediacar, Saron bearbeitet die Bilder aus dem Monument Valley um sie noch in der Nacht online zu stellen.

Die Strecke bis Montezuma Creek ist eigentlich ganz interessant (ganz im Gegensatz zum Ort selbst). Es gibt schon ein paar Anstiege und auch Abfahrten die den Namen verdienen. Dort muss man auf die Cattle Guards (Kuhgitter) achten, aber die sind eigentlich problemlos zu fahren. Das Followcar weist mich auch immer darauf hin. Aber hier sind auch schon Fahrer schwer gestürzt (Philip Amhof hatte es 2016 da böse erwischt).

Bei Bluff gibt es einen Abschnitt der 2014 frischt geteert war, mit einem sensationellen Belag. Nun nach drei Jahren ist er zwar noch auffällig besser als das Gros der Strecke mit seinem rauhen, körnigen Asphalt, allerdings hat die Straße wohl in den Wintern doch gelitten und einige Querfugen ärgern mich.

Wir erreichen irgendwann mitten in der Nacht die TS und fahren natürlich weiter mit Ziel Cortez. Die Strecke nach Cortez ist mir auch wohlbekannt. Die Ismay Trading Post Road war schon bei der ersten Befahrung im Trainingslager 2014 spannend. Mal schlechter mal besser, eigentlich schöne Landschaft, manchmal unangenehmer Belag, teils hügelig und vor allem länger als gedacht.

2014 im Rennen habe ich hier versucht zwei Fahrer und vor allem die schnellste Frau abzuschütteln. Irgendwie ist mir der Vergleich mit den Frauen wichtig. Im Ausdauerbereich ist der körperliche Vorteil der Männer nicht so hoch wie in Schnellkraftsportarten, aber er ist definitiv vorhanden und deshalb sind für mich die schnellsten Frauen, zumindest bei Radmarathons, oft gute Gradmesser. Diesmal ist eine der stärksten Frauen seit langem auf der Strecke unterwegs, Sarah Cooper und die liegt immer noch vor mir. Allerdings ist mir das Klassement momentan noch komplett schnuppe. (Wir hatten Mark Pattinson schon vor einiger Zeit überholt, ohne das es mich groß interessiert hätte) Mein einziges Ziel ist es ohne Knieprobleme bis Trinidad zu kommen, also über die Rocky Mountains drüber.

Nach gut vier Stunden habe ich dann Cortez erreicht. Ich kann mich gut an die Stadt erinnern und das Motel in dem ich mit Marco gewohnt habe. Ich wüsste ein nettes Diner zum Frühstücken hier, direkt an der Hauptstraße, aber ich gönne mir keinen langen Aufenthalt.

Die Stadt ist erstaunlich lange, so dass ich einige Meilen fahren muss, bis ich sie durchquert habe. Es ist früh morgens, wir fahren nun in den vierten Tag und meine Knie und Oberschenkel lassen mich ziemlich in Ruhe. So langsam gewinne ich etwas Zuversicht, finde ins Rennen hinein.

Auf Facebook, im Blog und per Email haben mich schon erstaunlich viele Nachrichten erreicht. Das ist wirklich cool. Noch bin ich nicht so süchtig danach wie 2014, aber das wird mit jeder Nacht zunehmen und vor allem sind einige doch sehr lange und persönliche Nachrichten dabei, die mich sehr beeindrucken.

Jetzt muss ich aber erst mal Durango erreichen. Der erste Timecut ist dort, das Race Across the West endet dort und es ist ziemlich verkehrsreich wenn ich mich recht entsinne. Der Timecut sollte kein Problem sein.

Der Weg dorthin führt durch sehr schöne Landschaft, es geht jetzt richtig hinein in die Rocky Mountains. Wir befinden uns ja schon seit einiger Zeit auf dem Colorado Hochplateau, die Vegetation ist aber trotz der Höhe von ca. 2000 Metern recht üppig und grün.

Irgendwie hatte ich doch verdrängt, dass die Strecke nach Durango einige Anstiege beinhaltet. Die kann ich ganz ordentlich fahren, muss allerdings eine Toilettenpause einlegen, ohne WoMo. Als RAAM Fahrer muss man einfach jegliche Scham gegenüber der Crew und im Allgemeinen ablegen. Gelingt mir vielleicht nicht ganz…

Anyway, Mark Pattinson hatte mich schon wieder überholt, vorne fahren immer noch Strasser, Grüner und Baloh (Sarah Cooper ist zurückgefallen). Ich fühle mich zwar eigentlich ganz brauchbar, bin im Moment aber nicht sehr schnell. Die Toilettenpause bleibt dann leider auch nicht die einzige.

Ich nehme etwas zu wenig Ensure und auch Competition zu mir, zuwenig KH-Aufnahme = langsam. Aber ich kann es momentan nicht ändern, zumindest behauptet das mein Kopf. Dafür trinke ich insgesamt recht viel Mineralwasser zusätzlich. (Was Meike nicht so gut gefällt, so dass ich in den WoMopausen Salzwasser trinken muss.)

Wieder spüre ich, dass ich nicht so stark bin wie 2014. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass ich unter 10 Tagen fahren kann, ich will eigentlich nur in Annapolis ankommen. Andererseits hoffe ich auf meine Qualitäten gegen Ende des Rennens. Auch den Kampf um den Sieg in der Altersklasse kann ich wohl kaum gewinnen, Marko Baloh ist schnell. Wie erwartet nochmal stärker als letztes Jahr, noch dazu einer der erfahrensten im Feld.

Ich merke, dass ich müde werde, sehr müde. Ich brauche einen Powernap. Wir finden einen Punkt zum halten und ich lege mich ins Followcar, Rebecca behandelt die Beine, ich schlafe 20 Minuten

Dann geht es wieder auf‘s Rad. Erst ist es etwas zäh, dann geht‘s aber wieder. Ich hoffe ich erreiche bald den Wolf Creek Pass, den hätte ich gerne hinter mir…

In Durango angekommen fahren wir durch, denn wir können sowieso nicht an der TS halten, dort ist eine Baustelle. Die Straße ist nun vielspurig und der Verkehr lebhaft. Und das bleibt auch eine ganze Weile so. Selbst als die Straße schmäler wird nervt mich der Verkehr etwas. Es ist auch recht warm. Richtig happy bin ich gerade nicht. ich bin insgesamt doch recht schlapp, so richtig schön Druck machen kann ich nicht… Trotzdem fiebere ich dem Wolf Creek Pass entgegen.



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Freitag, 14. Juli 2017

Race Across America 2017 – Offizielle Statistik

Die offiziellen Statistiken des Race Across America sind draußen. So auch die offizielle Streckenlänge, inkl. aller Umleitungen und Streckenänderungen.

Streckenlänge RAAM 2017
3082,58 Meilen = 4932,13 Kilometer
(damit die fünftlängste Streckenführung seit Beginn des Rennens 1982, und 12 Meilen mehr als ursprünglich im Routebook angegeben)

Die Durchschnittsgeschwindigkeiten sind nun berichtigt und auf die tatsächliche Streckenlänge gerechnet.

Ergebnis Overall

Zeit

m/ph

km/h

1. Christoph Strasser 8 Tage 9 St. 34 Min. 15,29 24,61
2. Mark Pattinson 9 Tage 19 St. 14 Min. 13,10 21,09
3. Guido Löhr 9 Tage 22 St. 40 Min. 12,92 20,79

 

Ergebnis AK 50-59

Zeit

m/ph

km/h

1. Guido Löhr 9 Tage 22 St. 40 Min. 12,92 20,79
2. Marko Baloh 10 Tage 12 St. 12 Min.  12,22 19,67
3. Len Forkas 11 Tage 21 St. 35 Min.  10,79 17,37

Die Finisherquote dieses Jahr lag noch deutlich unter den üblichen 50%. Nur 44% der Starter erreichten überhaupt das Ziel. Geschuldet wohl der Streckenlänge, dem Gegenwind auf den ersten 1000 Kilometern und den teils harten Wetterbedingungen mit Temperaturschwankungen von deutlich über 40°C innerhalb weniger Stunden.

D.h. von den 39 Startern kamen nur 17 ins Ziel.

Mit dem nun offiziellen Schnitt von 12,92 Meilen pro Stunde wäre ich in den letzten drei Jahren immer auf dem Gesamtpodium gelandet.

2014 war dagegen ein richtig schnelles Rennen mit sehr guten Wetterbedingungen. Mein Gefühl, dass ich ungefähr auf dem Niveau von Mark Pattinson hätte liegen können hat sich bestätigt und ich bin froh, dass ich das RAAM nochmal gefahren bin und mir diese Bestätigung holen konnte.

Das ich trotz einer der schwersten Race Across America Strecken der letzten Jahre mit nicht gerade optimalen Wetterbedingungen die 10 Tage Marke knacken konnte habe ich nicht nur eigenen Fähigkeiten zu verdanken, sondern zu einem nicht unerheblichen Teil meinem Trainer Björn (STAPS), und der Crew die mich begleitet hat.

Ohne Björns Optimismus und der flexiblen Trainingsvorbereitung auf den Punkt wäre ich 2014 gar nicht erst gestartet und hätte ich die schlechten Phasen in der Vorbereitung 2017 nicht durchgestanden.

Ohne das gute Zusammenspiel innerhalb der Crew, die gute Betreuung während des Rennens, und vor allem die unermüdliche Anfeuerung und ggf. auch „freundliche Ermahnung“ hätte ich die Zeit nicht geschafft.

Danke also an Björn, Christian, Dirk, Katrin, Klaus, Meike, Olli, Oli, Rebecca, Saron, Thorsten (Reihenfolge alphabetisch;)



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Donnerstag, 13. Juli 2017

Regeneration und Rekonstruktion

Die Regeneration läuft eigentlich ganz gut. So habe ich, über Sitzfahrrad und indoor Einheiten auf dem Roubaix SL4 im Kickr, am Sonntag den Weg zurück auf die Straße gefunden. Ein bisschen auch motiviert von Marko Baloh, der über vier Stunden gefahren ist mit richtig viel Höhenmetern.

Am Hausberg war die Zeit völlig in Ordnung, was nur zum Teil an der Leistung lag, zum Teil am noch immer niedrigen Gewicht. Mit 74 kg und 300 Watt kann man schon agieren…

Gegen Ende der Einheit kam richtig Freude auf und ich hatte Lust die, wenn auch kurze, Einheit richtig Gas zu geben. Als ich aber nach 1:40 St. vom Rad gestiegen bin hat es im linken Bein geblitzt und gezuckt, bis in den unteren Rücken, und seitdem gehe ich etwas schief. Wahrscheinlich mein üblicher Schwachpunkt ISG. Da hätte ich doch gerne mal eine richtige Analyse zu und vor allem eine aktive Therapie, so dass ich das zukünftig vermeiden kann.

Anyway, Fitnessstudio habe ich die Woche dann ausgesetzt, auch wenn das prinzipiell den Ursachen wahrscheinlich entgegenwirkt. Ich wollte eh die meiste Zeit mit dem Schreiben des Rennberichtes verbringen.

Das ist aber ein harter Kampf. Die Hände haben sich jetzt nach dem Rennen nochmal verschlechtert, obwohl ich gleich eigenständig mit der Therapie angefangen habe. Das sechs Finger schreiben geht eigentlich noch, auch wenn der Cursor immer mal wieder sonst wo im Text steht und ich den Wortmüll dann wieder auseinandernehmen und copy-pasten muss. Allerdings kann ich gerade kaum irgendwas vernünftig festhalten. Beim Sushi Essen helfen keine Verrenkungen, mit Stäbchen würde ich wohl verhungern.

Schwieriger ist es aber meine Erinnerungen wieder korrekt zum tatsächlichen Ablauf zusammenzusetzen. Ich bin bei Tag drei bis vier angelangt und die Ereignisse fließen ineinander über, mir fehlen manchmal die Ankerpunkte in Form von Bildern oder Notizen um meine Gefühle wieder abzurufen. So werden aus langen qualvollen Anstiegen nicht mal Nebensätze und aus einem unwichtigen Detail an das ich mich zufällig erinnere ganze Absätze, und ich habe das Gefühl, das Rennen nicht so wiederzugeben wie ich es erlebt habe.

Aber ich arbeite daran und hoffe es doch noch halbwegs hinzubekommen, nur dauert der Kampf um einen Blogbeitrag dann schon mal mehrere Tage.



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Dienstag, 11. Juli 2017

RAAM 2017 Rennbericht Teil 4 – Hitze, Kälte, Höhenmeter

Die Idee war, dass es nun etwas abkühlt und ich mich auf den nun folgenden beiden Anstiegen nach Prescott hochschraube. Der erste ist moderat mit Steigungsprozenten meist um 6%, der zweite ist laut Roadbook ganz fürchterlich, was aber meiner Meinung nach totaler Quatsch ist, der ist nicht viel schlimmer als der erste.

Aber das RAAM mag dieses Jahr seine Höhenmeter nicht so einfach hergeben. Als ich in den Yarnell Grade hineinfahre steigt die Temperatur erst mal. Hm, ok hier am Anfang, ist das vielleicht normal. Aber auch nachdem die Straße mehr in den Berg hinein führt und schon etwas Höhe gewonnen ist, wird es nicht besser, im Gegenteil die Temperatur steigt weiter und pendelt sich bei 43° C ein. Puh, damit hatte ich so nicht gerechnet und die Freude darüber, dass ich die Wüstenhitze überstanden habe verfliegt recht schnell.

Ich muss ganz schön kämpfen. Es dauert eine ganze Weile bis ich die Situation akzeptieren kann und einen Rhythmus finde. Die Followcar Crew feuert mich an, ich trinke mittlerweile sogar Cola. So früh im Rennen, da läuft ernährungstechnisch wirklich was schief! Cola schmeckt wirklich nur eiskalt und auch nur der erste Schluck mit viel Kohlensäure, der Rest schmeckt einfach widerlich, so dass ich nur zwei Schlucke aus der Flasche nehme und sie dann wieder zurückgebe. Bzw. muss ich sie erst mal ins Trikot stecken, denn es ist ja Leapfrogsupport vorgeschrieben.

Ich habe tierisch Bock auf frisches Obst. Die Gedanken von Ananas, und reifen Mangostreifen, Kiwi und Himbeeren nehmen einen nicht unerheblichen Teil meiner geistigen Kapazität in Anspruch…

Aber der Rest denkt über die Hitze nach. Und der für mich neue Abschnitt nach Camp Verde kommt ja noch, der soll sehr heiß sein. Dieses RAAM ist wirklich hart. Anyway, als ich merke, dass ich trotz der Hitze einen halbwegs brauchbaren Rhythmus habe, nicht superschnell, aber auch nicht völlig lahm, kann ich mich sogar auf die kleine Abfahrt freuen. Und ich scheine mich sogar den direkt vor mir fahrenden etwas zu nähern.

Als ich den ersten Anstieg geschafft habe ist Gulewicz nicht mehr weit vor mir. Ich genieße die paar Meilen bergab, dieser Streckenabschnitt gefällt mir schon seit der ersten Befahrung im März 2014. Ich versuche etwas Druck zu machen.

Und es dauert gar nicht so lange, da geht es auch schon in den zweiten Anstieg. Auch hier ist es jetzt noch sehr heiß, die Temperaturen liegen hoch in den Dreißigern. So will ich irgendwas zur Hitze sagen als ich die 316 überhole, aber irgendwie kommen die Gedanken nicht als Worte aus dem Mund, sondern versickern irgendwo auf dem Weg dahin. Gerhard ruft mir noch zu, „good job“, sieht aber gerade nicht sehr gut aus. Die Hitze scheint ihm noch mehr zu schaffen zu machen als mir.

Das Überholen baut mich weiter auf und ich fahre eigentlich ganz ordentlich. Als ich Seanna Hogan überhole stöhne ich trotzdem „this heat kills me“, sie fängt daraufhin ein Gespräch an, damit hatte ich nicht gerechnet und bin schon längst an ihr vorbeigefahren, was sehr unhöflich gewirkt haben muss. Sorry, war nicht so gemeint.

Der Anstieg zieht sich dann aber noch ganz schön. Und ja, er ist an manchen Stellen doch etwas steiler. Aber ich komme irgendwie hoch und habe vor allem keine Knieprobleme. Noch im Hellen geht es dann hinab nach Prescott. Zwischendurch kommt mir die Strecke seltsam vor und ich frage mehrmals ob wir richtig sind, aber alles ist in Ordnung und so um sechs Uhr abends erreichen wir Prescott. Bis jetzt haben alle Navigatoren im Followcar sehr souverän agiert.

Das Wohnmobil steht am Walmart, ich bestelle Fanta und vor allem Cantaloupe Melone. (Das ist glaube ich die schwierigste Aufgabe die ich der Crew während des gesamten Rennens gestellt habe, sie kann sie bis zum Zieleinlauf in Annapolis nicht lösen…;)

Nach Toilettenpause, Forticreme Puddings und etwas fester Nahrung im Schnelldurchgang fahre ich weiter. Ich bin ziemlich happy, dass das Knie bis jetzt gehalten hat. Ich bin sehr gespannt auf den kommenden Abschnitt. Allerdings ist die Hitze kein Problem mehr, da es jetzt Abend geworden ist und ich in die zweite Nacht hineinfahre.

Der erste Teil der Strecke kommt mir sehr bekannt vor. Bis Cottonwood ist die Strecke so wie 2014. Zunächst alles ganz moderat, dann kommt irgendwann ein recht langer Anstieg, der aber sehr schön und nicht zu steil ist. Ich komme eigentlich ganz gut hinauf, noch immer ist es einigermaßen hell, so können wir auch die Abfahrt hinunter nach Jerome noch bei Einbruch der Dämmerung nehmen.

Zwei, drei Mal ist Wild auf der Straße, ich kann aber immer problemlos abbremsen, bzw. die Tierchen hüpfen davon bevor ich sie erreiche. Die Followcar Crew ist aber ziemlich angespannt. Und auch wenig empfänglich für meine Hinweise auf die unglaubliche Landschaft hier. So stelle ich die Ansage der touristischen Informationen ein. Auch als wir ein oder zwei Serpentinen vor Jerome an diesem fantastischen Aussichtspunkt vorbeifahren.

In Jerome gilt ein strenges Tempolimit von 15 m/ph, das wird auch von Officals überwacht. Allerdings ist jetzt wenig los im Ort und wir fahren recht problemlos hindurch. Dann geht es hinter dem Ort wieder in eine steilere Abfahrt. Das Followcar macht einen ziemlich guten Job und bleibt immer schön dran, denn wir haben ja Directfollow vorgeschrieben, da wir uns im Nachtmodus befinden, und da muss ich immer im Lichtkegel des Fahrzeugs bleiben, was bei kurvigen Abfahrten einiges an Fahrkunst und Mut des Followcarfahrers erfordert.

Auf recht flacher Straße geht es dann nach der Abfahrt noch zehn, zwölf Meilen bis Camp Verde. Allerdings darf ich nicht alle Meilen mit dem Rad zurücklegen, denn wegen einer Baustelle müssen wir ein paar Meilen im Followcar „geshuttled“ werden. Ich nehme das als willkommene Pause.

Das Wohnmobil steht in Flagstaff und so gibt es keinen Aufenthalt an der TS7 Camp Verde, sondern nach dem nicht unangenehmen Shuttle Service geht es gleich weiter in Richtung Flagstaff. Ich lasse mir aus dem Followcar die Streckenbeschreibung vorlesen und bin etwas schockiert. Da steht „a hundred Miles with almost 10.000 feet of climbing“. Echt jetzt? 10.000 geteilt durch drei sind 3000 Höhenmeter. Vor allem sind die ja alle eigentlich an einem einzigen Anstieg zu bewältigen. Hm, ich glaube einfach ich habe das mit dem Umrechnen nicht mehr so richtig drauf. Wird schon nicht so schlimm werden.

Wird‘s aber! Schon nach wenigen Meilen geht es berghoch. Steil berghoch. Und es hört nicht mehr auf. Ich weiß nicht, ob ich jetzt in der zweiten Nacht schon so platt bin oder ob der Anstieg wirklich so brutal ist, aber es geht unablässig steil berghoch. Mit viel zu niedriger Trittfrequenz quäle ich mich Meter um Meter nach oben. Klar, etwas Leistung geht auch verloren, weil wir ja über 2000 Meter hoch sind, aber es ist echte Qälerei. Noch dazu bin ich ungewohnt müde für die zweite Nacht. Will heißen, die Mustererkennung im Gehirn hat keine bewussten Filter mehr und die vielen dunklen Linien auf der Straße werden zu Figuren und Bildern, die ich immer gerade noch so wegwischen kann wenn ich darauf zu fahre.

Ich bin wirklich ganz schön am ächzen, obwohl es jetzt recht kühl geworden ist, krieche ich den Anstieg hinauf.

Ich weiß nicht wie lange es gedauert hat, gefühlt Stunden, als endlich der höchste Punkt erreicht ist. Na endlich, Abfahrt nach Flagstaff. Stimmt natürlich nicht ganz, es gibt immer mal wieder Gegenanstiege, aber das sollte jetzt doch entspannter werden.

Wird‘s aber nicht. Die Temperatur ist mittlerweile extrem gesunken und mir ist tatsächlich kalt, abgesehen davon bin ich recht müde. Ich muss anhalten, Klamotten anziehen, nochmal anhalten Handschuhe anziehen.

Die Temperatur sinkt weiter. Macht mir normalerweise gar nix aus. In Irland bin ich die meiste Zeit kurz / kurz gefahren, während andere da mit langen Hosen und dicken Jacken hantiert haben. Aber jetzt killt mich die Kälte. Die Temperatur sinkt bis auf minus drei Grad! Minus drei Grad. Ich kann es nicht glauben, vor allem aber kann ich nicht mehr fahren. Ich will stehen bleiben. Aus dem Followcar kommt die Ansage „weiterfahren“.

Ich friere ohne Ende, trotz Jacke und Handschuhen, ich bin müde, ich will nur noch in diesem verdammten Flagstaff ankommen, ins warme Wohnmobil, ich brauche einen heißen Tee, ich will schlafen!

Die Strecke zieht sich. Mit etwas über hundert Meilen ist dieser Abschnitt auch noch recht lang, die Nacht scheint nicht aufzuhören, die TS unendlich weit weg und ich bin nur kalt und müde. Die Followcarcrew feuert mich an durchzuhalten. Ich muss durchhalten. Das Denken funktioniert aber nicht mehr gut, ich bin zu kalt.

Es wird hell, bleibt aber kalt. Und erst nach einer gefühlten Ewigkeit bekommen wir eine Ahnung von der Silhouette der Stadt. Zum Glück weiß ich wie weit es noch ist bis wir tatsächlich die Stadtgrenze erreichen. Und auch, dass der Walmart noch einige Meilen in Richtung anderes Stadtende liegt. Dann kommt auch noch die Meldung rein, dass die WoMos nicht am Walmart stehenbleiben durften und nochmal 2,5 Meilen weiter fahren mussten.

Man versucht es mir schonend beizubringen, aber es macht mir nicht so viel aus. Ich bin jetzt schon in der Stadt und weiß, dass ich mich demnächst aufwärmen kann, das ist es was zählt, mein Gehirn funktioniert wieder besser, die leichten Halluzinationen sind überwunden.

Und dann erreichen wir endlich das Wohnmobil, was für ein Fest. Tee, ich brauche unbedingt einen Kamillentee. Das war jetzt wirklich eine Tortur, erst 43° C in den Anstiegen nach Prescott, dann der harte Anstieg von Camp Verde aus, und zum Schluss noch -3° C in der Abfahrt nach Flagstaff, meine Ahnung wird bestätigt, 2017 wird ein beinhartes RAAM. Die Etappe hat jetzt fast neun Stunden gedauert. Und wir haben noch nichts erreicht. Ich liege aber natürlich besser in der Zeit als 2014, als ich ab TS6 massiv Zeit verloren habe und mir ist eigentlich immer noch nicht klar, wie ich mich damals nach Flagstaff schleppen konnte und gar die Rocky Mountain Pässe überwunden habe.

Anyway, ich bin glücklich im Wohnmobil zu sein, und mir geht es schon wieder deutlich besser. Die Beine werden von Olli und Rebecca behandelt, Meike misst die Körperparameter, das Forticreme schmeckt lecker.

Ab jetzt sehe ich aber definitiv wie ein RAAM Fahrer aus. Als ich beim Überholen in das Gesicht von Gulewicz geschaut habe, sah das genau so aus, wie ich mich gefühlt habe. Ab dem dritten Tag geht es keinem mehr richtig gut, vor allem da uns das Rennen nun schon einiges abverlangt hat. Es kommt nun darauf an, dass was der Körper noch hergibt auch wirklich abzurufen, jetzt wird sich die Spreu vom Weizen trennen und ab Trinidad wird sich zeigen wer um eine Platzierung kämpfen kann und wer nur noch ums Überleben im Sinne von Finish oder DNF kämpft.

Während ich auf dem Fahrrad saß hatte ich nur den einen Wunsch, Tee und eine Schlafpause um mich aufzuwärmen. Nun ist aber die Sonne längst aufgegangen und ich fühle mich wieder besser. Ich wärme mich zwar etwas auf und trinke Tee, bekomme sogar Obst (keine Cantaloupe Melone) und Rührei, fahre aber dann weiter. Olli und Meike sind sich etwas uneinig über die Klamotten die ich für die Weiterfahrt tragen soll, ich höre auf Meike, vergesse dabei aber, das Olli mich erstens in dieser Hinsicht sehr gut kennt und zweitens immer Recht hat. (was bis Ende des Rennens auch nicht widerlegt werden konnte…)

So fahre ich in etwas zu warmer Kleidung weiter, der Sonne entgegen auf nun schon recht belebter Strecke. Ziel ist erst mal das Monument Valley.



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Sonntag, 9. Juli 2017

RAAM 2017 Rennbericht Teil 3 – Die Wüste

Nun kommt der Abschnitt mit dem ich am besten vertraut bin. 2014 war ich im Trainingslager zur Vorbesichtigung hier langgefahren, dann in der Akklimatisationsphase und schließlich im Rennen. Und auch 2017 habe ich zur Akklimatisation in Brawley gewohnt und bin auch Strecken um Borrego herum zum Training gefahren.

Es ist jetzt endlich flach, allerdings ist die Strecke mit einigen Rollern gespickt. Ich bin ziemlich happy, dass mein Plan trotz erster Schwächephase aufgegangen ist und ich rechtzeitig zum Radwechsel an der geplanten Stelle war. Mal schauen wie das Roubaix SL4 mit den Zipp 404 Laufrädern jetzt rollt. Vor allem aber spannend ob ich mit dem Sattel zurechtkommen werde. Eine Maßanfertigung die meinem Schiefsitzen, dass ich mir beim RAAM 2014 eingehandelt habe etwas entgegenwirken soll. Die Hoffnung ist, dass ich dadurch die Probleme im linken Oberschenkel und Knie vermeiden kann.

Ich bin ziemlich mit mir selbst beschäftigt, es rollt nicht so locker wie 2014 und ich hoffe, dass sich das jetzt mit herannahender Dunkelheit ändert. Damals habe ich mich von Blinklicht zu Blinklicht gehangelt und war an TS3 auf Rang 3, hätte sogar Rang 2 sein können aber aus logistischen Gründen hatten wir da an TS3 eine kleine Pause gemacht und Mark Pattinson ziehen lassen. Auf dessen Niveau habe ich mich damals gesehen, nur dass er mit 9T 22ST 50min den zweiten Platz machte und ich mit 11T 9ST 58min „nur“ gefinished habe. Jetzt will ich das geraderücken und merke, dass die Aufgabe größer ist als gedacht.

Platzierungen sind jetzt noch vollkommen egal, aber trotzdem ist es gut, dass Guelwicz mich noch nicht überholt hat und ich will jetzt schon sehen, dass ich den einen oder anderen überhole. Allerdings interessiere ich mich noch nicht für den Gesamtstand. Es gilt einfach nur den nächsten Fahrer anzuvisieren.

Es läuft jetzt ganz brauchbar, auch wenn die Streckenabschnitte immer länger sind als gedacht. Ich versuche mich mit Kleinigkeiten zu motivieren, z.B. freue ich mich auf den Moment an dem ich am Best Western in Brawley vorbeifahre, wo ich während der Wochen vor dem Start gewohnt habe. Bis dahin zieht es sich allerdings noch ein bisschen.

Zunächst taucht erst mal Christian wie ein „Kulikind“ in Marokko ganz unvermittelt am Straßenrand auf um mir irgendwas zuzurufen. Denn der Funk funktioniert irgendwie nicht. Die Terrano Teile sind zwar im Prinzip gut, aber manchmal etwas zickig wenn die Verbindung mal abgebrochen ist, oder nach dem Tausch beim Stopp.

Ich rätsele eine ganze Weile wie Christian denn da an den Straßenrad mitten in der Wüste gekommen ist. Ich kann es aber nicht herausfinden, denn das Followcar ist hinter mir und das WoMo steht wahrscheinlich in Borrego Springs am Kreisel, denn überholt hat es mich noch nicht.

Anyway, ich versuche einen vernünftigen Rhythmus zu finden und meine Position zu verbessern oder die RAW Fahrer „abzuschütteln“. Vor allem den Fahrer mit der Followcarcrew die mich in der Abfahrt so behindert hat. Auf diese Jungs bin ich echt ein bisschen sauer. So bin ich gedanklich beschäftigt und es wird nun dunkel.

Die 78 und die 86 haben sich nach einem Abzweig vereint und ich muss an meine Trainingsfahrten hier vor drei Wochen denken. Ich muss auch an 2014 denken, ich glaube, der Wind steht diesmal nicht so günstig und ich fahre etwas langsamer als damals, obwohl es mir wieder ganz gut geht.

Dumm nur, dass ich nicht so gut essen kann wie in Irland, die Mühe die isokalorische Hipp Trinknahrung in Glasflaschen aus Deutschland mitzubringen hat sich bis jetzt noch nicht gelohnt. Ich trinke aber recht viel Wasser, das ich mir in 0,5 Literflaschen anreichen lasse, zusätzlich zum Sponser Competition.

Irgendwann müsste jetzt eigentlich mal dieser kleine Ort kommen in dem die Straße dann einen Rechtsknick macht, das dauert aber scheinbar ewig. Als er erreicht ist, ist es dann aber nicht mehr weit bis Brawley. Wir fahren von Osten in die Stadt, im Training bin ich immer die Umfahrung gefahren und dann von Westen zum Hotel gefahren.

So müssen wir durch den ganze Ort, mit den vielen Ampeln geht es fifty-fifty aus. Einige Male muss ich stehenbleiben. Dann fahren wir am Best Western vorbei, ich habe die Rezeptionistin vor meinem Auge, die mich nach drei Jahren wiedererkannt hat, weil ich 2014 der Verrückte war, der darum gebeten hatte die Klimaanlage im Fitnessraum abzuschalten…

Nun fahren wir auf meiner Haupttrainingsstrecke während der Akklimatisation. Wir biegen nach einigen Meilen ab um auf der 78 zu bleiben und fahren ziemlich schnurgerade nach Osten. Ich erzähle der Follwcarcrew was ich über diesen Streckenabschnitt weiß, und dass wir gleich durch die Imperial Sanddunes fahren. Nur ist es leider dunkel, so dass man wenig davon sieht. Ich spüre nur draußen, dass es gleich nochmal ein paar Grad wärmer wird.

Aber nun läuft es ganz gut. Vor mir sind aber auf jeden Fall neben dem losgesprinteten Marko Baloh und Christoph Strasser auch Patric Grüner, Svata, Brian Toone, Mark Pattinson und auch Sarah Cooper. Eine sehr stark einzuschätzende Frau, die gleich mal ihren Vorschusslorbeeren gerecht wird. Aber ich hatte auch nicht vor zu Anfang loszulegen wie die Feuerwehr. Ich würde gerne Mark Pattinson zu TS4 einholen, das ist meine Orientierung von 2014, mit ihm sehe ich mich auf jeden Fall auf einem Level. Andererseits wird er auf jeden Fall ums Podium kämpfen, d.h. ich würde es dann zwangsläufig auch…

Grau ist aber alle Theorie. Nachdem wir die Imperial Sanddunes durchquert haben und eine Weile an und um die Chocolate Mountains gefahren sind geht es auf flacher Strecke in Richtung Blythe, der dritten Timestation. Ich komme ganz gut ins Rollen als wir an die Bordercontrol Station kommen.

Da wir uns hier keine zwanzig Meilen von der Grenze zu Mexico entfernt bewegen, gibt es an den Highways immer mal solche Kontrollstationen. Ich hatte vor dem Rennen nochmal in der Besprechung darauf hingewiesen, dass wir hier unsere Pässe bereithalten müssen. Auch wenn wir 2014 einfach durchgewunken wurden.

So rechne ich eigentlich auch diesmal damit, dass wir als RAAM-Teilnehmer einfach durchgewunken werden. Aber der Beamte hält uns an. Und nein, nicht jeder im Followcar hat seinen Pass dabei und mein Pass ist auch nicht im Followcar. Verdammt!

Der Beamte ist nicht nur streng, sondern schlicht ein A… äh, nein sollte ich so nicht formulieren, aber seine Art der Belehrung und die Art wie er uns behandelt und seine Macht genießt ist schon etwas daneben. Aber was soll‘s, wir dürfen nicht weiterfahren.

Im ersten Moment bin ich sauer, da ich es vorher nochmal explizit erwähnt hatte und auch gesagt hatte, dass die Borderpatrol zwischen Brawley und Blythe liegt. Aber wir müssen das beste daraus machen und ich muss die Pause zum ausruhen nutzen. Aber mein schöner Rhythmus ist gekillt und vor allem sind die anderen jetzt noch frisch und können richtig viel Meilen gewinnen. Argh!!!!!

Das Wohnmobil ist etwa sechs Meilen hinter uns, dort sind die fehlenden Pässe drin. Es dauert schon eine Weile bis die angekommen, der Beamte genießt seine Schikane und untersucht auch noch das Wohnmobil genau, wir bleiben scheißfreundlich und können dann endlich weiterfahren.

Wir verlieren eine gute halbe Stunde. Ich könnte kotzen, lasse es mir nicht so anmerken. Umgerechnet auf eine Unterbrechung am Ende ist das mehr als eine Stunde, und die hätte ich spät im Rennen sogar noch zum schlafen nutzen können. Aber es ist passiert und ich kann es nicht mehr ändern. Zumindest gedanklich bin ich beschäftigt bis zur TS3.

Durch die Zwangspause bin ich etwas zurückgefallen. Nun sind auch Mark Gibson, ein ernsthafter Konkurrent in der Altersklasse und Tom McKenna vor mir, und Chris Hopkinson ist dicht dran. So richtig viel Bedeutung hat das nicht, aber am Ende zählt jede Minute egal wo im Rennen man sie verloren hat.

Ich bin ganz zufrieden was den Umgang mit der Hitze betrifft, mit dem Fahrrad selbst ist es nicht so optimal, der Maßsattel bestätigt das ungute Gefühl aus dem Training, er taugt nix. Auch beim Cannondale lasse ich den Sattel wechseln, außerdem die Armpads wieder nach außen versetzen. Ich fühle mich mit der engeren Position, die wir beim Aerotest gefunden haben zwar sehr wohl, spüre aber, dass dadurch die Belastung für den Nacken größer ist. Es macht keinen Sinn aerodynamischer zu sein und dann mit Shermers Neck auszuscheiden, ich verlasse mich hier auf mein Gefühl.

In Blythe nutze ich auch das Wohnmobil für eine erste Toilettenpause. Die Jungs kümmern sich um das Rad, während ich noch zwei Forticreme Puddings verdrücke und endlich das nutzlose X-Bionic Trikot los werde.

Die Strecke nach Parker ist im Dunkeln nicht so spannend, das Höhenprofil ist moderat, die Abschnitte sind lang und gerade. Den Tom kann ich überholen, sonst bleiben alle vor mir, Chris kann ich hinter mir halten. Aber ich denke noch immer nicht wirklich über das Klassement nach. Ich merke nur, dass ich ein ganzes Stück langsamer bin als 2014. Liegt zum Teil am Wind, zum Teil an mir und zum Teil an der blöden Zwangspause.

Als wir in Parker ankommen ist es hell und wir haben die TS4 erreicht. Ich werde etwas nervös, denn an TS6 ging letztes mal die Katastrophe los und das Rennen war vorbei. Ich habe deshalb vereinbart, dass wir an TS5 ggf. den Crewwechsel für‘s Followcar machen, damit ich an dieser verdammten TS6 einfach vorbeifahren kann.

Aber die TS6 ist natürlich eine der besten auf der ganzen Strecke, mit Pool, Duschgelegenheiten und frischem Obst. Anyway, ich fahre erst mal. Die Strecke ist gespickt mit langen, sehr langen Geraden mit meist schlechtem Seitenstreifen. Ich kann mich ganz gut wieder an die Strecke erinnern. Der Wind steht nicht optimal aber ich habe auch keinen Gegenwind.

So erreiche ich dann TS5 Salome. Hier verlieren wir nochmal ein paar Minuten, weil das Followcar zu früh, an der falschen Tankstelle, stehen bleibt und es scheint als wäre das Wohnmobil nicht da. Aber das klärt sich schnell und wir treffen die anderen. Ich tausche wieder auf das Cannondale Rad, das erstens schneller ist, da es recht „scharf“ eingestellt ist, und gleichzeitig mein Bergrad ist, da es leichter ist und die Bergübersetzung von 34-32 hat. Den Sattel haben wir getauscht auf den Ergon Sattel. Mist, ich fahre das härteste Radrennen der Welt und habe eigentlich keinen Sattel der auch nur zu 90 Prozent funktioniert. Das könnte noch ein Riesenproblem werden. Aber cool bleiben und schauen wie es sich entwickelt muss die Devise lauten.

Die folgende Strecke zieht sich dann doch sehr. Es ist jetzt ordentlich warm, bzw. heiß und der Belag meist nicht so toll. Es gibt zwar nicht so viele Höhenmeter zu bezwingen, aber die langen Geraden sind psychologisch durchaus herausfordernd. Auch wenn sich die Landschaft dann ein bisschen ändert. Ich habe vor allem einen riesigen Respekt vor den letzten Kilometern bis Congress, da ich die Strecke dort als brutale Rüttelstrecke in Erinnerung habe.

Wir sind schon über drei Stunden unterwegs, da biegen wir nach links ab und die Straße wird schlecht. Neben dem rauhen Asphalt malträtieren mich heftige Querfugen in kurzen Abständen. Die Landschaft bietet nun Steppe mit Kakteen, eigentlich sehr schön, aber da kommt ja noch gleich der brutale Schlussabschnitt, als ob diese Straße hier nicht schon reichen würde.

Wir fahren eine ganze Weile und ich habe wirklich keine Lust mehr auf diese Tortur. Geht gerade noch, aber gleich wird es ja richtig heftig. Ich spreche mit dem Followcar darüber, die fahren dann aber vor, es gibt wohl einen Crewwechsel an der TS6.

Ich lege die letzten Kilometer alleine zurück und warte immer auf den Abzweig zur brutalen Rüttelstrecke. Da erscheint die TS6 vor mir. Ich bin tatsächlich schon seit dem letzten Abzweig auf der „brutalen Rüttelstrecke“. Es ist zwar unangenehm zu fahren, aber offensichtlich hat sich meine Wahrnehmung seit dem Race Around Ireland mit seinen ultrabrutalen „Straßenbelägen“ drastisch verändert.

So erreiche ich TS 6 ohne meine Horrorstrecke überhaupt richtig wahrgenommen zu haben. Ich muss grinsen…

Jetzt ist die große Frage, was macht das Bein? Ich habe einiges in der Vorbereitung getan um ein Wiederholung der Beschwerden zu vermeiden, ich habe drei Physios und eine Ärztin dabei, und doch bin ich auf alles gefasst. Jetzt nur nicht stehenbleiben. Ich muss aber doch ganz kurz auf Toilette. Eigentlich fühle ich mich sicher. Aber das ich ganz gegen meine Gewohnheiten so oft die Toilette brauche und gerade auch an dieser Stelle gefällt mir nicht.

Anyway, die Wüste kann ich nun hinter mir lassen, über den Yarnell Grade geht es raus aus der Wüste hinauf nach Prescott, jetzt sollte es kühler werden, auch wenn es früher Nachmittag ist. Ich bin wirklich froh, die Hitze überstanden zu haben, ein zweites Mal nach 2014. Ich bin sogar irgendwie stolz darauf, denn das ist meine größte Schwäche.



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Samstag, 8. Juli 2017

RAAM 2017 Rennbericht Teil 2 – Erste Schwächephase

Nach dem Ende der neutralisierten Strecke geht es zunächst über eine Brücke und nach zwei Abzweigungen auf verkehrsreicher Straße in ruhigere Gefilde. Ab jetzt heißt es Tempo hochhalten, konzentriert bleiben und nicht überziehen.

Mein Plan ist es im Auflieger solide G1 zu fahren solange es geht und berghoch nicht über den G2 Bereich hinaus zu fahren. Schon bald geht es aber von der flachen River Road in die Sleeping Indian Road. Und während man anfangs noch dosieren kann, kommt schon bald eine längere Steigung die in die zweistelligen Steigungsprozente reicht, mit G2 nicht überschreiten ist da nix mehr. Ich muss schon deutlich über 300 Watt treten.

In der Steigung kann ich auch die ersten Fahrer überholen. Von hinten überholt mich wiederum die 455 Svata Bozak aus Tcheschien. Fährt aber nicht weit genug weg, so dass ich wieder daneben fahre und schließlich wieder überhole.

Durch die Morro Hills geht es ja mehrmals bergauf und bergab. Ich, bzw. eigentlich wir, laufen auf Andre Kajlich auf, den Handbiker. Er wird noch von einigen lokalen Radfahrern begleitet. Bergab ist er unfassbar schnell, keiner auf einem normalen Rennrad kann mithalten. Aber auch berghoch ist er beeindruckend stark unterwegs. So kommen Svata und ich nur langsam näher. Auf der Abfahrt in der Morro Hills Road kann ich dann aber vorbeiziehen. Muss mich aber anstrengen dann davor zu bleiben.

Nach einem weiteren Abzweig und weiterer Abfahrt müssen wir an der Ampelkreuzung die über den Highway 76 führt bei Rot halten. Ich unterhalte mich kurz mit Svata und kurz darauf kommt auch Andre hinzu. Wir wünschen uns gegenseitig Glück und Erfolg für das nun kommende brutale Rennen. Ein schöner Moment, sowas wie die Ruhe vor dem Sturm.

Als wir weiterfahren bleibt Andre dann im Flachen etwas zurück, Svata und ich wechseln aber immer wieder, er fährt in den leichten Anstiegen etwas schneller, ich im Flachen. Allerdings kann ich dann zunächst doch ein paar dutzend Meter zwischen uns legen, nachdem ich eine Weile in gebührendem Abstand hinter ihm her gefahren bin. Da Windschatten fahren verboten ist, muss man hier besonders aufpassen, ich fahre meist einfach in der Mitte der Straße um gar nicht erst irgendwelche Fragen aufkommen zu lassen und auf jeden Fall ein Penalty zu vermeiden.

Insgesamt handhaben wir das recht gut und nun laufen wir sowieso auch auf andere Fahrer auf, RAW und RAAM. Mittlerweile haben wir die Old Castle Road erreicht, also der Punkt an dem das Followcar zu mir stoßen darf. Auch wenn erst mal kein Direct Follow erlaubt ist.

Ich bin aber froh, dass jetzt noch soviel auf der Strecke los ist, denn ich kann mich nicht mehr gut an die Streckenführung erinnern und da die Garmin Edge 1000 nicht mit den Garminkarten zurechtkommen fahre ich ja ohne eigene Navigation. (Danke nochmal für nichts Garmin! Bin immer noch stocksauer).

Nachdem die Morro Hills ja schon ein paar ordentliche Höhenmeter ins Profil gestreut haben geht es bald weiter bergauf und es folgt auch nach ein paar Meilen der nächste richtige Anstieg. Am Abzweig in die Steigung schneidet mich noch das Followcar von der 576 auf dem Radstreifen, ich muss laut brüllen und gegen das Auto hämmern damit die mich nicht umfahren. Man Leute gibt‘s denn sowas? Aber die Jungs im Auto waren wohl noch ziemlich aufgeregt und haben mich übersehen, sie entschuldigen sich als sie mich überholen, alles wieder gut.

Im Anstieg überholt mich wie 2014 Christoph Strasser, der ja doch ein ganzes Stück nach mir gestartet ist. Ein freundlicher Gruß und weg ist er. Aber diesmal werde ich sicher besser dagegenhalten, wenn nur das verdammte Knie durchhält.

Allerdings macht mir die „Hitze“ zu schaffen, obwohl es nur niedrige bis mittlere 30er C° hat, kommt es mir unangenehm schwül heiß vor. Dabei bin ich ja noch gar nicht in der Wüste und die angebliche Hitzeschutzkleidung von X-Bionix versagt komplett („fahren wie im Schatten“ von wegen). Beim nächsten Stopp muss ich unbedingt wechseln auf das bewährte Sugoi Trikot von 2014 mit dem entsprechenden Castelli Unterhemd.

Aber der nächste Stopp sollte ja noch lange, lange vor mir liegen wenn alles glatt läuft. Momentan läuft aber gar nichts glatt. Die vermeintliche Hitze killt mich, der Puls geht unaufhaltsam nach oben, die Leistung nach unten. Was ist denn jetzt los?

Mir geht es nicht sonderlich gut, mir geht es sogar schlecht. Der Puls steigt bis auf 175, das ist ja schon in der Nähe meines Maximalpulses, mehr als 170 bis 180 Watt kommen nicht mehr aus den Beinen, ich fühle mich elend und schwach. War es doch ein Fehler das RAAM nochmal zu fahren? Bin ich überhaupt innerlich noch bereit dazu. Denn eigentlich will ich es nicht mehr fahren, es killt mich finanziell, ich riskiere heftige orthopädische Beschwerden, es ist eine Tortur, und mein Körper hat sich das genau gemerkt und weiß was auf ihn zukommt. Bin ich mental wirklich bereit dazu das Ding nochmal zu fahren?

Die Lage bessert sich nicht, Puls bleibt hoch, Leistung bleibt niedrig. Ich habe ein enormes Bedürfnis vom Rad zu steigen. Wie sollte ich das dem Team erklären? „Leute ich hab es nicht mehr drin, ich komme nicht mal über den ersten Berg, lasst uns nach Hause fahren?“

Ok, so tief werde ich nicht sinken, ich habe bis jetzt noch kein Rennen aufgegeben, und bis jetzt alles gefinished wo ich gestartet bin. Und noch ist das Rennen lang. Ich muss den Berg hochkommen und mich erholen. Ich muss die TS1 erreichen, ich muss die TS1 erreichen.

Die körperlich Lage ändert sich nicht, aber ich schaffe die Steigung. Ich habe immer wieder Kontakt zum Followcar und vor allem zu Olli, was eine beruhigende Wirkung auf mich hat. Ich kommuniziere meine Schwäche nicht so deutlich, allerdings ist sie wohl unübersehbar.

Ich versuche den Puls im Flachen zu beruhigen, aber er bleibt viel zu hoch und ich fühle mich immer noch schlecht. Jetzt werde ich wieder nervös, was zum Teufel ist da los? Ich MUSS mich wieder fangen, sonst habe ich keine Chance durch die Wüste zu kommen.

Ich erreiche die TS1. Gut. Ich versuche weiter den Puls zu beruhigen, erfolglos, die Leistung verbessert sich allerdings etwas. Auf geht‘s in Richtung Glass Elevator. Eigentlich eine ganz schöne Strecke, der Puls liegt 20 Schläge zu hoch. Ich achte überhaupt nicht auf andere Fahrer, ich frage mich nur wie ich durch die Wüste kommen soll.

Der recht moderate aber konstante Anstieg endet sogar etwas früher als gedacht, trotz etwas schlechteren Windverhältnissen als 2014. Dann kommt die nicht ganz ungefährliche Abfahrt über die Glass Elevator genannte „Passstraße“. Die Gefahr kommt nicht von der Strecke, sondern durch die böigen teils extrem heftigen Seitenwinde die hier unvermittelt über die Straße peitschen und dich bei hohen Geschwindigkeiten umreißen wollen.

Aber diesmal sind die Bedingungen fantastisch. Leichter Gegenwind, aber sonst alles ideal, keine fiesen Böen, nichts. Ich kann das Ding einfach runterrollen, nur an drei Stellen muss ich leicht Bremsen und ärgere mich noch, dass ich zu ängstlich war. Ein Begleitfahrzeug eines RAW Fahrers hält mich auf und macht auch trotz Handzeichen und mehreren Gelegenheiten keinen Platz. Ich bin echt sauer und überhole mit vollem Risiko. Wirklich unachtsam oder unfair, muss überhaupt nicht sein! Aber trotzdem, mein Puls beruhigt sich komplett und ich erhole mich. Das üble Schwächegefühl geht weg. Und als ich bei der Abfahrt in die Wüste, hinunter nach Borrego Springs, in die trockene Hitze der Wüste eintauche spüre ich sofort, kein Problem hier fühle ich mich wohl.

Was für eine Erleichterung. Klar ist es noch heiß für die Uhrzeit, und ich muss zusehen, dass ich wie geplant den großen Roller (eine riesige Bodenwelle einige Meilen hinter Borrego) noch vor sieben Uhr Ortszeit erreiche, denn danach will ich das Rad wechseln und wir wollen das mit einem Crewtausch verbinden, denn dann ist auch Wechsel auf Direct Follow vorgeschrieben. Aber das Gefühl ist nun definitiv wieder positiv.

Ich habe jetzt wieder Zuversicht gewonnen und freue mich auf die erste Nacht, auch wenn es nicht so rund läuft wie 2014. Ich werde noch etwas Zeit brauchen um richtig ins Rennen zu finden, aber noch ist nichts verloren. Ich muss mich ins Rennen kämpfen, das Team ist voll motiviert und richtig gut drauf.

Obwohl ich mich mit der Entfernung zum dem Roller etwas verschätze erreichen wir ihn recht pünktlich kurz vor sieben Uhr und ich tausche das Rad, wechsle zum Roubaix SL4. Jetzt heißt es Meilen schrubben um möglichst viel Wüstenkilometer in der Nacht zurückzulegen.



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Freitag, 7. Juli 2017

RAAM 2017 Rennbericht Teil 1 – Der Start

Heute also ist es endlich soweit. Das Race America 2017 startet. Die ganzen Tage der Vorbereitung hier in Oceanside, die Wochen der Akklimatisation und Vorbereitung in der Colorado Wüste, die Monate des, teils recht fordernden, Trainings, und vor allem die drei Jahre des Zwiespaltes zwischen Zufriedenheit über das Finishen und Ärger und Wut darüber, dass ich nicht meine wirkliche Leistungsfähigkeit zeigen konnte, kulminieren an diesem einen Punkt und ich habe die Chance alles endlich richtig zu stellen für mich.

Allerdings sind meine Gedanken jetzt eher im hier und jetzt. Im Bettys Lot Parkplatz steht das Followcar und ich schaue mir das bunte Treiben an. Wenn ich in mich hineinhöre und versuche zu erfühlen was das Rennen bringen wird, dann bekomme ich zwei Antworten die mir nicht so gefallen. Erstens, mein Gefühl sagt mir, dies wird ein außergewöhnlich schweres RAAM, zweitens, ich bin nicht so stark wie 2014.

Letzteres mag verwundern, da die Laborwerte auf gleichem Niveau liegen, aber diesen unbändigen Willen dieses Rennen zu beenden, diese enorme innere Motivation, das spüre ich nicht so wie 2014. Die Vorbereitung war holprig, das Asthma hat mir viele wichtige Wochen im Training genommen, ich konnte mein Gewicht nicht so auf den Punkt bringen, und vor allem die Hitzeanpassung auf der Rolle indoor konnte ich nicht im entferntesten so umsetzen wie damals.

Meine Hoffnung für ein gutes Rennen liegt hauptsächlich auf meiner Wettkampfmentalität, diesem Modus in den ich schalte, wenn das Rennen gestartet ist, dann werde ich normalerweise zum Tier. Allerdings ist das RAAM so unfassbar lang, dass man dazu neigt den Fokus zu verlieren, ja fast zu vergessen, dass man sich in einem Wettkampf befindet. Aber ich habe ja noch das Team. Das macht einen starken und motivierten Eindruck. Mein Gefühl sagt mir, dass es diesmal keine Crewmitglieder gibt die auf Kosten der Anderen ihre eigene Agenda durchziehen.

Nebenbei geht mir auf, dass diese nun kommenden knapp 5000 Kilometer vielleicht meine letzten Rennradkilometer sind. Ich habe einfach genug vom Training und ich will nicht mehr dafür bezahlen Fahrrad zu fahren, und das Training auf deutschen Straßen mit einem nicht unerheblichen Anteil an sinnlos beschimpfenden, aggressiven Autofahrern macht keinen Spaß mehr. Diese letzten Kilometer will ich noch gut rumbringen. Nein mehr als das, eigentlich muss ich das Rennen meines Lebens fahren um meine Ziele zu erreichen.

Diese Ziele sind sehr ambitioniert. Ich hielt sie lange für realistisch, aber die Strecke ist länger als 2014 und hat mehr Höhenmeter, die Konkurrenz allein in der Altersklasse ist gigantisch. Ein paar Zweifel sind mir gekommen, aber ich halte an meinen Zielen fest:

1. Ich will finishen, um jeden Preis

2. Ich will nach der alten Regel finischen, d.h. nicht mehr als 48 Stunden nach dem Sieger ins Ziel kommen. (auch wenn der Christoph Strasser heißt und Rekord fährt)

3. Ich will unter 10 Tagen fahren

4. Ich will um den Sieg in der Altersklasse kämpfen

5. Ich will um das Gesamtpodium kämpfen

6. Ich will auf dem Bankett in Annapolis mit dem Team feiern

Plötzlich wird es hektisch, alle Fahrer werden dringend nach vorne gerufen, dabei habe ich noch mehr als zwei Stunden Zeit bis zum Start. Ich rolle mit dem Rad in den Startbereich, wo aber noch gar nichts ist. Keine Ahnung was die von mir wollen. Anyway, hängen wir halt hier ab.

Zum Start wird dann die Nationalhymne gesungen, die Lautsprecheranlage ist aber viel zu leise, für ein Rennen dieser Dimension ist die Organisation manchmal doch seltsam unprofessionell. Aber das sind nur Kleinigkeiten.

Noch eine Stunde bis zum Start, wir vertreiben uns die Zeit mit einem letzten Livevideo Interview, ich versuche viel zu trinken und nicht zu kalt und nicht zu warm zu werden. Warmfahren macht keinen Sinn, man hat acht Meilen im Parademodus zu Beginn, da kann man sich in aller Ruhe warmfahren.

Noch eine Viertelstunde bis zum Start. Ich mag jetzt nicht mehr sitzen und stehe schon so ein bisschen bei den aufgereihten Fahrern. Kurz zuvor habe ich noch einige Anfeuerungsnachrichten, per Socialmedia, SMS und Telefon erhalten. Und Tobi war sogar vor Ort. Sensationell die Unterstützung.

Gleich bin ich dran, da fragt mich die Offizielle wo denn mein Frontlicht wäre. Häh? Wieso Frontlicht? Mist, da habe ich wohl eine Regeländerung überlesen. Kurz bricht Hektik aus, aber schnell kommt einer angesprintet aus dem Followcar und montiert die Lampe. Wieder so ein Pseudosicherheitsblödsinn, Frontlicht am Tag, aber egal, so sind die Regeln, wir haben es noch rechtzeitig montiert und nun stehe ich in der Warteposition für den Start.

Dann geht es los, ich rolle zur Startlinie, das Followcar hinter mir und die Sekunden werden heruntergezählt. Eigentlich kann ich es gar nicht glauben, dass ich wieder hier stehe. Und wieder hat alles geklappt, ich habe ein motiviertes, fähiges Team hinter mir, ich habe mich gewissenhaft vorbereitet und habe die Erfahrung von drei großen Ultradistanzrennen in den Beinen. 3, 2, 1 GO!

Die ersten Meter rollt man fröhlich winkend am Strand entlang, dann geht es 90° nach rechts und die Straße klappt nach oben. Ein kleiner steiler Stich, dann die erste Kreuzung. Ich bin kurz verwirrt, wäre fasst eins zu früh links abgebogen. Irgendwie bin ich seltsam nervös. Aber ich finde noch den richtigen Weg und das Followcar trennt sich von mir. Das werde ich erst in 23 Meilen wiedersehen.

Die Route führt auf einen Fahrradweg der parallel zum Highway verläuft. Nun hat man acht Meilen im Parademodus, d.h. die Zeit die gezählt wird ist festgelegt und man rollt sich ein, bis zum eigentlichen Freigabepunkt.

Ich rolle locker vor mich hin, aber nicht zu langsam um schon einen Rhythmus zu finden, doch nach fünf, sechs Meilen laufe ich auf eine Gruppe auf. Wir sind vier Fahrer, mit dem vor mir gestarteten Brian Toone unterhalte ich mich ein wenig. Ein sehr netter Kerl offensichtlich.

Dann erreichen wir den Punkt wo wir den Fahrradweg verlassen. Hier muss ich kurz warten, denn die Fahrer werden im Abstand von einer Minute auf die Strecke geschickt. Die geht aber schnell vorbei und es wird ernst, ab jetzt läuft die Uhr ununterbrochen bis zum Ziel. Das Race Across America 2017 hat für mich begonnen, jetzt heißt es kämpfen bis zum Umfallen. Und wenn ich umfalle wieder aufstehen und weiterfahren, ich muss das Rennen meines Lebens fahren…



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Dienstag, 4. Juli 2017

Regeneration läuft

Nach so einer ultraharten Belastung wie dem Race Across America ist es natürlich extrem wichtig wieder gut zu regenerieren.

2014 konnte ich das auf Grund der Probleme mit dem linken Oberschenkel, der Sitzfläche und der Hände nicht aktiv tun, was mir nicht gut getan hat. Auch, dass ich das Rennen kaum durch Schreiben verarbeiten konnte, da die lädierten Hände nicht viel zugelassen haben, hat mir nicht gut getan.

Diesmal nun versuche ich die gemachte Erfahrung zu nutzen und es besser zu machen. Dabei hilft mir natürlich, dass ich rundum zufrieden vom RAAM zurückgekommen bin und mental einfach gut drauf bin (wenn auch insgesamt noch etwas langsam im Kopf…).

Aber auch körperlich geht es mir besser. Das linke Bein ist schon wieder richtig fit, und auch das rechte, das mir diesmal im Rennen etwas Probleme bereitet hat, ist schon wieder auf dem Weg zur Normalität. Die Zehen sind noch etwas taub und die Nägel sind teils blau, wobei ich gar nicht recht weiß warum, ich habe die gleichen Schuhe getragen wie 2014 oder beim Race Around Ireland.

Die Hände konnte ich über die Dauer des Rennens auch nicht beschützen, obwohl ich mit den Erkenntnissen vom Ultraschall alles erdenkliche getan habe um die Belastung für den Ulnarisnerv so gering wie möglich zu halten.

Aber vor allem in den letzten beiden Renntagen (und Nächten) hatte ich nur noch wenig Koordination, es war mehr ein krampfhaftes Festhalten, so dass die ganzen Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr gegriffen haben.

Aber diesmal werde ich trotzdem mit der schreibenden Verarbeitung beginnen, nur eben dann in kürzeren Artikeln. Deshalb werde ich mit einer kleinen Serie beginnen in der ich das Rennen aus meiner Sicht nochmal Revue passieren lasse, sicher eine interessante Ergänzug zu dem was Saron geschrieben hat, der ja die Sicht der Crew repräsentiert in seinen Beiträgen.

Wie gesagt eher viele kurze Artikel, da ich nicht so ohne weiteres in die Tastatur denken kann mit sechs statt zehn Fingern ;)

Erstaunlicherweise habe ich tierisch Lust auf’s Radfahren. Da die Sitzfläche auch extrem schnell regeneriert hat, habe ich schon knapp eine Woche nach Zieleinlauf im Fitnessstudio nach etwas Aufwärmen auf dem Crosstrainer eine zwanzigminütige Einheit auf dem Sitzfahrradergometer gemacht. Zwar nur mit 60 bis 80 Watt, aber so konnte ich das rechte Bein durchbewegen und die Gewebsflüssigkeit etwas rausfahren.

Zwei Tage später ging schon eine halbe Stunde mit 120 Watt. Und vorgestern konnte ich dann die erste Stunde G1 (niedrig) auf dem Roubaix absolvieren, allerdings indoor eingespannt im Kickr (Ergometer/Rolle).

Die körperliche Regeneration läuft also sehr gut. Mit meinem jetzigen Gewicht könnte ich sogar am Berg richtig was reißen wenn die Leistung wieder zurückkommt…

Wie gesagt, an der mentalen Regeneration könnt ihr direkt teilhaben, es wird jetzt in kurzer Abfolge einige nicht zu lange Beiträge zum Rennen geben :)

 

 

 



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Samstag, 1. Juli 2017

Zwei herausragende Leistungen beim RAAM 2017

Bei allem Respekt für die Finisher dieser wirklich harten Ausgabe desRace Across America, zwei Fahrer möchte ich doch nochmal besonders würdigen.

Da ist zum einen Christoph Strasser, der das Rennen erneut mit großem Abstand gewonnen hat. Die Konstanz mit der Christoph nun seit Jahren herausragende Leistungen abruft ist wirklich beeindruckend. Und einige fragen sich, wie zum Teufel macht der das?

Christop Strasser hat sehr jung seine Passion für die Ultraausdauerstrecken endteckt, und er hat den Mut gehabt, sein Leben auf den Sport auszurichten. Er hat die organisatorischen Fähigkeiten und die Hartnäckigkeit Sponsoren zu finden.

Die durch sein quasi Profitum erreichte Freiheit hat er genutzt um härter zu trainieren als alle anderen und im Rennen ist keiner so konsequent und hart zu sich selbst(wenn ich dran denke, dass ich doch tatsächlich wieder Rührei gegessen habe im Rennen bekomme ich ein wirklich schlechtes Gewissen). Zusammen mit der mittlerweile größten Erfahrung im Feld und einem sehr  guten Quotienten aus Alter und Trainingsalter ergibt sich der Vorsprung vor dem restlichen Fahrerfeld.

Ich wünsche ihm, dass er in den nächsten Jahren nochmal ein, zwei Konkurenten bekommt, die ihn vielleicht zu noch größeren Leistungen anspornen können.

Ich fühle mich wirklich geehrt, beide RAAM mit  ihm im Fahrerfeld bestritten zu haben. Einen besseren Gradmesser für die eigene Leistung kann man sich nicht wünschen. (und es hat mir den Vergleich 2014 zu 2017 ermöglicht, so dass ich meine eigene Leistung(ssteigerung) gut einschätzen kann)

Die zweite besondere Leistung über die ich ein paar Worte verlieren muss ist die von Andre Kajlich.

Als ich vor dem RAAM den offiziellen Fototermin hatte musste ich etwas warten, denn Andre wurde gerade interviewt und ich hörte seine Geschichte wie er nach einer durchfeierten Nacht im Krankenhaus aufwacht und beide Beine durch einen Zugunfall verloren hat.

Er strahlte viel positive Energie und Zuversicht aus, aber ich hatte beim Peakbreak 2012 Manfred Putz erlebt, einen herausragenden Handbiker und hatte gesehen wie schwer es für die Handbiker ist, die Berge zu bezwingen. Ehrlich gesagt, hielt ich die Chancen von Andre das Rennen zu finishen nicht für besonders hoch.

(Manfred Putz hat das Race Across America 2014 im Zweier Handbiketeam mit Thomas Frühwirt gefinished. Aber Solo?)

Als ich ihn dann in den Morro Hills erlebte, war ich mir mit meiner Einschätzung schon nicht mehr so sicher, bergab uneinholbar schnell, das ist nicht überraschend, aber bergauf, sehr beeindruckend.

Nun hat er also das Rennen gefinished nur mit den Händen in fantastischer Zeit. Ich bin wirklich tief beeindruckt, eine sensationelle Leistung!

—-wenn ihr euch über das Beitragasbild wundert, es ist leider das einzige aus diesem Jahr, das ich von/mit Christoph habe. Von Andre habe ich gar keines—–



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