Sonntag, 30. November 2014

Trainingslager Teneriffa Tag 2

Im gestrigen Eintrag habe ich noch etwas sarkastisch meine Befürchtungen bezüglich der Hoteldisco geäußert, wenige Stunden später ist es kein Spaß mehr. Mit 140 Phon bläst die Schlagerhölle durch die Wand meines Zimmers. Der verzweifelte Versuch es mit dem Fernseher zu übertönen misslingt, mein Zimmer scheint direkt auf der Bassbox zu stehen.


Eigentlich dachte ich das Zimmer liegt optimal, direkt am Eingang, so dass ich mein Fahrrad nicht weit tragen muss, direkt am WiFi Hotspot, so dass das Signal optimal ist. Aber das geht nicht, auf Nachfrage heißt es, das ist die Hotelanimation, die geht jeden Abend bis elf halb zwölf. Da auch die Internetverbindung nicht funktioniert nutzt mir auch das gute WiFi Signal nichts, so dass ich auf den angebotenen Zimmertausch eingehe, auch wenn ich nicht gerade große Lust verspüre noch mal alles zusammenzupacken. Das gerade als ich alles zusammenpacke eine riesige Kakerlake aus meinem Badezimmer läuft macht mir den Entschluss noch leichter…



Der gebuchte „Meerblick“ mag juristisch tatsächlich ein Meerblick sein, aber nur im Sinne von „wenn man sich richtig mühe gibt, kann man einen Fitzel vom Meer sehen“, dieser Fitzel ist im neuen Zimmer noch kleiner.


Die Internetverbindung scheint hier einen Hauch besser zu sein, was bedeutet, dass man mit viel Geduld tatsächlich auch mal eine Webseite anschauen kann. Wirklich arbeiten kann man damit nicht. In spanisch- und deutschsprachigen Ländern ist das mit dem Internet trotz spezifischer Auswahl der Unterkünfte nach diesem Gesichtspunkt und vorherigen Anrufens! noch immer reines Glücksspiel, und wie immer beim Glücksspiel verliert man meistens.


Anyway, solange man mit dem Personal reden kann und die Zimmer sauber sind, sollte es mich nicht beim Training stören.


Beim Frühstück kann ich auf den Gipfel des Pico del Teide schauen, um zehn sitze ich auf dem Rad. Heute ist eine nicht ganz so lange Einheit von 210 min mit einem Energieumsatz von 2100 bis 2400 Kj geplant.


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Auch wenn ich am liebsten gleich hinauf zum Teide fahren würde, so versuche ich doch die Trainingsinhalte bestmöglich umzusetzen und entscheide mich wieder für die TF-28 in Richtung Norden. Den Anfang der Strecke kenne ich schon von der Installationsfahrt gestern und mir schien, dass es hier vielleicht auch mal etwas flachere Stücke geben könnte auf denen man dann sogar G1 fahren könnte.


Nun ja, auf den ersten 25 Kilometern sind die flachen Stücke eher so im Bereich von 6% Steigung… Es ist ganz schön frisch, die Temperatur liegt um 15° C und kaum habe ich die Küste verlassen nimmt die Bewölkung deutlich zu. Es ist deutlich weniger windig als gestern, wobei der Wind zunächst eher von hinten kommt.


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So arbeite ich mich vorwärts nach Norden, vorbei an „La Camella“, „San Lorenzo“, dem Aussichtspunkt „La Centinela“, „El Rocque“, durch „San Miguel“ bis „Granadilla“. Bis dorthin geht es überwiegend bergauf, mal mehr mal weniger steil, mit einigen wenigen flacheren Passagen meist in oder kurz vor und nach den Ortschaften. Dabei begegnen mir erstaunlich viele Radfahrer, es scheint doch einige zu geben, die ihren Sportkameraden in den Rücken fallen und um diese Jahreszeit schon in den Bergen trainieren…


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Meine Beine sind eigentlich ganz ok, gestern abend hatte die rechte Wade etwas gezwickt, aber davon ist heute nichts mehr zu spüren, dafür mault das rechte Knie etwas. Nach den ganzen Beschwerden im linken Knie mal etwas Abwechslung. Aber nach einiger Zeit gibt sich das und ich kann schön vor mich hin kurbeln.


Ab Granadilla geht es immer mal wieder ordentlich bergab. Ich versuche in den Abfahrten die Leistung im G1 Bereich zu halten, was aber nicht immer gelingt, denn die Straßen sind teils sehr, sehr schlecht, und die schlechten Abschnitte tauchen immer wieder ohne Vorwarnung auf, so dass man in den Kurven immer auch mit schlecht einzusehenden Schlaglöchern oder Split rechnen muss. Alles in allem klappt es aber ganz gut.


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Und so drehe ich nach ca. 50 Kilometern um und fahre die gleiche Strecke wieder zurück. Der Versuchung, die immer mal wieder auftauchenden kleinen Sträßchen hinauf zum Teide zu nehmen kann ich noch widerstehen. Das hebe ich mir für morgen oder übermorgen auf.


Auf dem Rückweg geht es jetzt bis Granadillo erst mal wieder überwiegend bergauf und der Wind hat etwas zugenommen, so dass ich jetzt den ab und zu auftretenden Gegenwind ganz ordentlich zu spüren bekomme. Noch habe ich Spaß, je näher ich mich jedoch der Marke von dreieinhalb Stunden nähere, desto mehr merke ich wie die Batterien langsam leer werden.


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Zwischen Granadillo und San Miguel stehen dann 3:33 h auf dem Radcomputer und 2379 kj. Damit habe ich ziemlich genau das Trainingsziel getroffen. Ich gönne mir zwei Cafe con Leche, einen frisch gepressten Maracuja-Orangen Saft, und ein Sandwich. Die Getränke sind lecker, das Essen will nicht so recht an mich.


Nach einer halben Stunde rolle ich dem Hotel entgegen, ab hier geht es ja hauptsächlich bergab, von ca. 650 Metern Höhe hinunter bis zum Meer. Zweimal halte ich noch an Aussichtspunkten, und nach vierzig Minuten bin ich im Hotel. Gerade noch rechtzeitig, denn das etwas fragwürdige Sandwich, kommt übel zurück.


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War trotzdem ein guter Trainingstag. Freue mich schon auf morgen, entweder die TF-28 mal vollständig, oder über’s Teideplateau, mal schauen.






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Samstag, 29. November 2014

Trainingslager Teneriffa Tag 1

Fühlt sich etwas komisch an, nach so langer Zeit wieder zu schreiben. Aber die Nach RAAM Zeit ist bei mir bis jetzt geprägt von extremen Schwankungen, sei es die Stimmung, mein Urteil über das Rennen oder die Form auf dem Rad.


Ich hatte eine gute Phase in der ich für ein Bergzeitfahren Ende September trainiert habe, leider fiel das wegen einer Erkältung ins Wasser, danach ging erst mal wenig. Im Prinzip habe ich die neue Saison, wie die beiden Jahre zuvor im Oktober begonnen, aber irgendwie konnte ich nicht alle von Björn geplanten Trainingsinhalte umsetzen. Wie gesagt die Form und die Motivation ist immer noch großen Schwankungen unterworfen.



So gesehen kommt dieses Trainingslager vielleicht etwas früh, aber andererseits sollte es meiner Motivation zum Training helfen, denn für das Training auf der Rolle fehlt es mir noch etwas an Härte gegenüber mir selbst, manchmal kommt die Sinnfrage während des Trainings, und das macht die Beine nicht gerade locker…


Ich habe mich diesmal für Teneriffa entschieden, auch wenn mein Radsportbudget für dieses Jahr eigentlich mehr als aufgebraucht ist. Auch ist es hier ohne Pedelec fast unmöglich gezielt G1 oder auch nur G2 Einheiten zu fahren, es geht immer recht steil berghoch oder eben bergrunter. Aber Lanzarote und Fuerteventura habe ich ja schon kennengelernt und außerdem reizte mich der lange Anstieg vom Meer bis hinauf zum Teide, dem höchsten Berg Spaniens. (Die asphaltierte Straße führt allerdings nicht bis in die Gipfelregion, die 3000er Marke zu brechen wie am Pico Veleta ist hier also leider nicht möglich)


Wie immer vor dem Trainingslager ist es vorher etwas hektisch, beruflich passt es eigentlich gar nicht, auch tausend andere Sachen sind noch zu tun, aber letzlich war ich sogar etwas enttäuscht vom organisatorischen Aufwand, nur ein Flug, ein Mietwagen und ein Hotelzimmer, das ist für einen „RAAM abgehärteten“ Fahrer dann doch überschaubar :)


Beim Anflug auf Teneriffa geht es durch ein großes Wolkenfeld, allerdings lichten sich die Wolken als wir den Flughafen anfliegen, die Entscheidung sich im Süden einzuquatieren war wohl richtig. Nach etwas warten kommt auch das Fahrrad heil aus der Gepäckausgabe, eine viertel Stunde das Mietauto suchen, vierzig Minuten Hotelsuche, eine dreiviertel Stunde schrauben bis das Fahrrad ordentlich steht, und schon ist alles bereit für die erste Installationsfahrt in kurz/kurz bei 23° C und heftigem Wind.


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Im Gegensatz zu Lanzarote und Fuerteventura, wo man nach einem Blick auf die Karte das komplette Straßennetz im Kopf hat, muss ich mich hier erst mal vom Hotel aus auf relativ schlechten Straßen durch den Verkehr wurschteln bis ich mit der TF28, die hinauf zum Teide führt, eine einigermaßen brauchbare Straße gefunden habe. Dabei erwische ich die eine oder andere Sackgasse, die aber am Ende meist mit einem schönen Ausblick auf die Küste und das Mehr entschädigt.


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Auf dem Plan steht lockeres Einrollen im Rekom und G1 Bereich, das lässt sich aber praktisch nicht umsetzen. Selbst mit der 36-32 Übersetzung schaffe ich es eher selten in den G1 Bereich, meist liege ich deutlich darüber. Das hängt natürlich auch etwas mit den 5 kg Übergewicht zusammen, aber hauptsächlich liegt es an der nicht unerheblichen Steigung.


Es macht trotzdem viel Spaß, auch wenn es sich erst mal seltsam anfühlt auf dem Rad, draußen, nach den Ergometereinheiten auf dem Kickr. An den neuen Sattel muss ich mich noch ein bisschen gewöhnen (wegen der Sitzprobleme vor und während des RAAM habe ich gewechselt von Selle SMP Avant auf einen Adamo Sattel), die Sitzposition ist noch nicht stimmig, und es fährt sich so weich, wenn man nicht fest im Ergometer verschraubt ist.


Ich genieße einfach etwas die Sonne und die Steigung, und schaffe so fast die geplanten 90 Min bevor die Sonne untergeht. Durch die lange Abfahrt auf dem Rückweg stimmt die Durchschnittsleistung sogar mit dem Trainingsziel überein, auch wenn ich praktisch nicht eine Minute im geforderten Bereich gefahren bin.


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Anyway, zum Abendessen noch eine Tortilla und dann hoffen, dass die Disco im Hotel mich schlafen lässt…






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