Dienstag, 16. Dezember 2014

Trainingslager Teneriffa Fazit

Nach zwei Wochen mit dem Rennrad auf Teneriffa hat sich bestätigt was sich bei der Recherche im Vorfeld schon abgezeichnet hat. Die Insel eignet sich eigentlich nicht um gezielt Trainingsinhalte umzusetzen.


Das liegt vor allem an der Topografie. Es gibt keine flachen Strecken. Die einzige Straße auf der man etwas die Leistung dosieren kann ist die TF-28 im Süden der Insel die dort halbhoch im Berg verläuft. Allerdings geht es auch hier ständig bergauf oder bergab.



Außerdem sind die Straßen oft so schlecht, dass es bergab schwierig ist die Leistung zu halten, es sei denn man geht sehr viel Risiko ein, denn immer lauern Schlaglöcher oder aufgelöster Asphalt, natürlich auch in Kurven.


Die Autobahn, auf der man noch etwas flachere Strecke haben könnte ist hier definitiv nicht für’s Training geeignet. Auf Teneriffa herrscht sehr viel Verkehr und so wäre es sehr risikoreich die Autobahn als Trainingsstrecke einzuplanen.


Will man die Autobahn komplett vermeiden ergeben sich auch keine guten Möglichkeiten für Runden, selbst wenn man Berge fahren will. So fährt man am besten hin und zurück.


Wer einen alpinen Anstieg im Winter fahren möchte, oder wer sehr sehr steile Strecken, teils über 20% fahren will, der ist auf der Insel gut aufgehoben. Auch ist hier theoretisch ein Höhentraining möglich, wer allerdings „sleep high“ praktizieren möchte wird kaum Chancen haben, da das einzige Hotel in der Höhe angeblich im Winter von Radprofis komplett belegt wird. Ich habe immer mal wieder im Hotel Parador gecheckt, es gab nie freie Zimmer.


Auf den Teide gibt es im Prinzip vier große Auffahrten, mit kleineren Varianten. Alle sind mit 40 bis 50 Kilometer vom Startpunkt fast auf Meereshöhe bis zur Seilbahnstation auf ca. 2300 Metern recht lang. Egal wo man auf der Insel Quartier genommen hat, es ist oft sinnvoll mit dem Auto zum Startpunkt zu fahren wenn man verschiedene Auffahrten kennenlernen möchte.


Die Strecken auf den Teide sind nicht so steil, meist um 8 oder 9%, oft mit flacheren Abschnitten zwischendrin. Auf dem Teide Plateau „Canadas del Teide“ gibt es längere Flachpassagen aber auch ordentliche Anstiege.


Will man es steiler kann man im äußersten Nordwesten durch das Teno Gebirge fahren. Hier gibt es Steigungen gerne um 15% oder auch etwas mehr. Allerdings sind die Anstiege nicht so lang wie die Strecken hinauf zum Teide. Will man es richtig steil, fährt man die kleinen Nebenstraßen am Teide, da hat man immer wieder extrem steile Abschnitte mit über 20% Steigung, z.B. von Santa Ursala bis La Esperanza.


Das Wetter auf Teneriffa sollte man nicht unterschätzen. Im Winter ist es schon so, dass es auf den Kanaren nicht selten bewölkt ist und es auch immer mal wieder regnet. Während das auf Lanzarote oder Fuerteventura das Training nicht großartig beeinflusst, ist es auf Teneriffa durch den fast 3800 Meter hohen Teide so, dass es bei schlechtem Wetter in den höheren Lagen, vor allem auf der Nordseite und im Osten sehr sehr ungemütlich wird.


D.h. z.B. die Auffahrt über die TF-24 oder die Strecken im Anaga Gebirge sollte man bei schlechtem Wetter meiden, Temperaturen unter 5° C und sogar Hagel ist dort möglich. Außerdem sind die Strecken bei schlechtem Wetter manchmal glitschig, so dass die Abfahrten nicht ungefährlich sind.


Wind spielt auf Teneriffa übrigens keine große Rolle, da man meist davor geschützt ist, es ist also nicht so, dass man seine Streckenwahl an der Windrichtung ausrichten müsste wie in Fuerteventura oder auch in Lanzarote.


Die Abfahrten vom Teide sind meist sehr schön, allerdings werden sie an vielen Stellen durch die schlechte Qualität des Straßenbelags getrübt. Am besten schien mir die TF-21 in Schuss zu sein, besonders auf der Südseite ist die Abfahrt bis Granadilla sehr schön.


Als Position für das Basislager bietet sich auf jeden Fall der Süden bzw. Südwesten an. In Los Christianos oder am Playa de las Americas. Von hier hat man guten Zugriff auf die TF-28 und das Wetter ist hier schlicht am besten. Man hat deutlich weniger Regen als im Norden. Allerdings habe ich hier kein schönes Resort mit ordentlichem Fitnessstudio (das auch dann geöffnet hat wenn man es braucht!) und WLAN auf dem Zimmer gefunden.


Es ist zwar alles zugebaut mit Hotelbunkern und alles sehr touristisch ausgerichtet, aber das Angebot richtet sich eher an den Strandtouristen, rumlungern und essen ist hier vielfältig möglich, abends dann viel Pseudo-Party-BummBumm-Musik, viele Bars und Restaurants, aber nicht unbedingt schön.


Dafür ist das Preisniveau in den Restaurants angenehm niedrig. Mit etwas suchen findet man bestimmt was passendes.






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Montag, 15. Dezember 2014

Trainingslager Teneriffa Tag 14

Heute also der letzte Trainingstag. Auf dem Plan steht zwar nur noch ein 90minütiges Ausfahren, da ich mich aber die letzte Woche eh nicht mehr nach dem Plan gerichtet habe, will ich den letzten Tag nochmal nutzen um eine längere G1 Einheit zu fahren. Am besten geht das noch auf der TF-28.


Zwar hätte ich durchaus auch Lust nochmal auf den Teide zu fahren, aber das wäre dann wohl wirklich etwas zu viel, außerdem wird das Wetter nicht besonders gut, so dass ich die wärmere Straße weiter unten vorziehe.



Den ersten Teil der Strecke kenne ich mittlerweile im Schlaf. Die Beine gehen erstaunlich gut nach der Tortur gestern. Aber als mich ein schneller Radfahrer überholt und grüßt habe ich kein Bedürfnis mich dranzuhängen, ich bleibe schön locker im kleinen Gang, sofern das hier in der Steigung nach La Camilla möglich ist.


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Auch den Rest der Strecke kenne ich ja schon. Mein Ziel ist es so zweieinhalb bis drei Stunden in Richtung Nordost auf der TF-28 zu fahren und dann die gleiche Strecke wieder zurück, dann sollte ich auf jeden Fall fünf Stunden zusammenbekommen. Vielleicht gönne ich mir zum Abschluss vor der letzten Abfahrt noch einen Cafe.


Die Beine funktionieren erstaunlich gut. Es gibt einige Radfahrer auf der Strecke, immer wieder hängt sich mal einer dran, aber an der nächsten Steigung ist der weg. Die Sonne scheint, es ist allerdings recht diesig. Trotzdem hat man immer wieder ganz schöne Ausblicke in Richtung Küste.


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Die Straße ist teils sehr schlecht, aber das weiß ich ja schon und ich versuche trotzdem mein Tempo, bzw. viel mehr den Trainingsbereich zu halten, auch wenn es rumpelig bergab geht.


Durch die vielen Schluchten ist es ein ständiges Auf und Ab mit jeweils einer Haarnadel- oder etwas abgeflachten Haarnadelkurve zum Berg hin und zwei Kurven vom Berg weg. Wie schon bei der ersten längeren Fahrt auf dieser Strecke stellt sich dadurch ein schöner Rhythmus ein.


Nach einem Drittel der Fahrt fängt das Tretlager an zu knarzen. Nervt etwas, aber für die letzte Fahrt ist mir das auch egal. So vergeht die Zeit recht flott und als ich nach 2:50 h umdrehe sind die Beine immer noch gut. Irgendwie erreiche ich dann eigentlich viel zu schnell Granadilla, von hier ist es nur noch ca. eine halbe Stunde bis zum Hotel.


In San Miguel überlege ich kurz ob ich nochmal hoch nach Vilaflor fahre, eine Streckenvariante für den Teide Aufstieg die ich noch nicht gefahren bin, aber das wäre mir dann jetzt doch zu viel. Stattdessen mache ich in San Miguel noch eine kleine Cafepause. Es lässt sich sogar ganz angenehm in der Sonne sitzen, aber richtig Lust zum Verweilen habe ich keine, so fahre ich die letzten Kilometer ins Hotel und nutze die frühe Rückkehr um in einem Strandcafe noch den gestrigen Tag für’s Blog aufzubereiten.


Insgesamt ein schöner Abschluss, wenigstens nochmal ein paar Stunden am Stück gefahren, was ja durch die Topologie und Streckencharakteristik hier nicht so einfach ist. Jetzt kann ich mich wieder mental auf das Ergometertraining einstellen. Mal schauen was die zwei Wochen für die Form gebracht haben.






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Freitag, 12. Dezember 2014

Trainingslager Teneriffa Tag 12

Ich überlege eine Weile, ob ich mit dem Auto nach Tamaima fahre und den äußersten Nordwesten der Insel erkunde, bzw. die dortigen sehr sehr steilen, aber schönen Straßen, oder doch über den Teide bis La Orotava und zurück fahre, die einzige Hauptauffahrt zum Teide die ich noch nicht gefahren bin.


Letztlich entscheide ich mich dafür mit dem Auto bis zur Seilbahnstation auf dem Teide zu fahren, dort das Auto stehen zu lassen und dann erst mal bergab bis La Orotava zu fahren. Wenn es zeitlich hinhaut werde ich anschließend nochmal die TF-36 bis Chio und zurück fahren, da war der Anstieg letztes mal ja „unvollständig“. Diesmal könnte ich bis zur Seilbahnstation fahren und hätte dann mein Auto dort. Mal schauen ob es aufgeht.



Es ist ungewohnt erst mal eine Abfahrt zu haben. Aber es ist schön mal nicht nassgeschwitzt bergab zu fahren. Zunächst geht es ein Stück bergauf, dann aber kann ich es schön rollen lassen. Auch als ich an den Restaurants bei El Portillo vorbei bin und in Richtung La Orotava Tal abwärts fahre lässt es sich recht angenehm fahren.


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Die Straßen sind zwar auch hier nicht gerade perfekt, aber noch ok und das Gefälle ist gar nicht so steil wie erwartet. Auch die Kurven sind meist eher sanft, so dass es eine richtig geile Abfahrt wird, ohne eiskalte Finger, ohne Wolken die die Sicht verdecken, es ist wirklich nett, dass das Wetter diesmal mitspielt. Die Investition in WeatherPro hat sich doch gelohnt, die Yahoo WetterApp hatte nur nutzloses und falsches Zeug angezeigt, nach denen hätte es drei Tage geregnet und an dem Tag wo es so erbärmlich kalt war die Sonne geschienen…


Ich mache kaum Bilder, kann ich ja im Aufstieg machen. Im unteren Teil sieht man an dem vielen Moos an und auf der Straße, dass hier normal schon recht feuchtes Klima herrscht. Das macht sich auch in einem recht dichten Bewuchs mit sehr vielen verschiedenen und interessanten Pflanzen bemerkbar. Macht Spaß dadurch zu fahren.


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Es ist für kanarische Verhältnisse sehr sehr wenig Verkehr. Schon ganz oben auf dem Plateau, auch im oberen Teil der TF-21, bis recht weit nach unten. Erst als die ersten Siedlungen kommen nimmt der Verkehr etwas zu.


In La Orotava ist dann alles dicht. So bleibe ich bei der Idee von hier den Aufstieg zu starten, und fahre nicht noch bis Kilometer Null der TF-21 irgendwo in Puerto Cruz. Nachdem ich Jacke und Unterhelmmütze abgelegt habe geht es durch den Kreisel und wieder nach oben.


Hoffentlich war mein Eindruck in der Abfahrt richtig, dass die Steigung insgesamt recht moderat zwischen 6 und 8% liegt, selten mal etwas steiler. Das würde mir beim Umsetzen der Trainingsinhalte helfen. In den ersten beiden Stunden sind etwas längere EB Intervalle angesagt, mal schauen was die Beine sagen.


In La Orotava muss man zunächst schon ganz ordentlich berghoch und durch den Verkehr fahren, aber schnell führt die TF-21 aus der Stadt heraus und man kann schon das Ziel, den Teide sehen.


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Immer wieder gibt es schöne Ausblicke auf die Küste und das Meer. Die Beine funktionieren eigentlich ganz gut, aber auch nicht perfekt. Ich starte mal das erste EB Intervall. Bei dem Programm, dass ich heute noch vorhabe kostet es mich doch etwas Überwindung. Aber immerhin, die geforderte Mindestlänge schaffe ich, und es gibt sogar zur Belohnung sehr moderate Steigung, so dass ich mich im Anschluss im G1 Bereich etwas erholen kann.


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Auch die weitere Strecke bietet immer wieder die Möglichkeit die Leistung schön zu dosieren. Bei Aguamansa überhole ich die ersten Radler, leider „nur“ Mountainbiker die nicht gerade schnell sind, also keine Motivationshilfen.


Die Pflanzenwelt kann man beim langsamen Bergauftempo noch ausführlicher begutachten :) Mittlerweile bin ich so ca. 1150 bis 1200 Meter hoch. Es wäre zeit für das zweite EB Intervall, nur die Beine fühlen sich nicht so recht danach. Aber besser jetzt als nachher auf 2000 Metern Höhe. Ich warte noch etwas ab, bis ein paar Autos vorbeigefahren sind, genieße nochmal einen schönen Ausblick und starte das Intervall. Allerdings schaffe ich nur die Hälfte der vorgegebenen Länge. Mist, aber mehr ging gerade nicht.


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Ich genieße erst mal einfach das schöne Wetter und das ich nicht frieren muss. Und beschließe dann noch einen zweiten Versuch zu machen. Dabei passt es gut, dass ich gerade einen Radfahrer überhole, da kann ich gut wegziehen. Nach einer Kurve steht ein weiterer Rennradler am Straßenrand, als ich vorbeifahre schaut er erschrocken oder erstaunt, ich weiß nicht, ich power halt gerade schön vorbei, er schwingt sich auf’s Rad und hängt sich hintendran. Seltsam, ich fahre gerade EB Intervall und der macht in diesem Aufstieg Pause und hängt sich jetzt hinten dran? DAS motiviert mich natürlich. Eigentlich waren auch in diesem Intervall nach der Hälfte schon die Beine dick, aber das sich da jemand dranhängt das pusht.


Ich überhole noch zwei weitere Radler, einer, der gerade ziemlich kämpft, schaut ziemlich verzweifelt auf, als wir an ihm vorbeigeißeln, frustriert senkt er den Kopf und murmelt irgendwas, mein Anhängsel bleibt anscheinend zurück, sicher bin ich mir aber nicht. Ich schaue mich nicht um, sondern versuche nur die Leistung zu halten, die Beine platzen gleich, aber bis zur nächsten flacheren Stelle will ich noch durchhalten.


Dann kann ich endlich wieder etwas relaxen. Die anderen Radfahrer sind weg. Jetzt bin ich wieder allein mit dem Berg, bzw. mit dem Wald. Der Anstieg ist wirklich gut zu fahren. Allerdings ist er doch recht lange, so verschätze ich mich etwas mit der Entfernung zum Abzweig zur TF-24, und wieder und wieder geht es nach einer Kurve weiter berghoch. Allerdings gibt es dafür nochmal schöne Ausblicke.


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Dann aber ist die Kreuzung endlich erreicht und die TF-21 führt mich jetzt vorbei an zwei, drei Restaurants und dem mit Bussen vollgestellten Visitor Center auf das Plateau.


Hier ist es heute erstaunlich warm. 20° C zeigt der Radcomputer. Ich bin etwas verstört, kann es aber genießen. Immerhin hatte ich intuitiv wenigstens das Gesicht etwas eingecremt.


Noch bin ich aber nicht an meinem Ziel angelangt. Es gibt noch einige Höhenmeter zu überwinden, nur selten ist es hier oben wirklich flach. Es zeichnet sich aber ab, dass ich mit der Zeit deutlich unter drei Stunden bleibe, so dass ich die Chance auf die zweite Auffahrt wahren kann.


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Dann ist endlich die Seilbahnstation erreicht und ich setze mich einen Moment ins Auto, trinke einen halben Liter Wasser und esse ein paar gesalzene Cashewkerne. Ich überlege ob ich die Abfahrt mit dem Auto mache und die gewonnene Zeit nutze um doch mit dem Fahrrad zurück ins Hotel zu fahren, allerdings gewinne ich in der Abfahrt höchstens 10 Minuten. Nee ist doof, und das Auto kann ich dann auch nur erreichen wenn ich morgen mit dem Fahrrad wieder über die Autobahn fahre. Es hilft nichts ich muss die fiese Abfahrt über die TF-36 nochmal mit dem Fahrrad machen.


Auf einen Cafe an der Seilbahnstation verzichte ich, der ist schlecht und teuer, ich nehme lieber einen in Chio in dem schön gelegenen Cafe (Pizzeria San Juan) am Beginn des Anstiegs über die TF-36.


So fahre ich weiter, von der Seilbahnstation über das Plateau bis zum Abzweig zur 36, und hinein in die Rumpelhölle. Ich hatte mir fest vorgenommen hier nicht mehr runterzufahren, es ist wirklich unangenehm auf dem Rennrad. Da ich die Strecke aber jetzt kenne, versuche ich etwas schneller zu fahren als letztes mal, einfach nur damit es nicht so lange dauert.


Schnell spüre ich die Kontaktpunkte. An den Füßen fühlt es sich zwar komisch an, geht aber noch, aber der Hintern bekommt schon ordentlich was ab. Die Hände leiden aber am meisten, immer wieder mal gibt es fiese Schläge und die dauerhafte heftige Vibration macht’s nicht besser. Ich ziehe aber durch, versuche so schnell zu fahren wie es möglich ist.


Nach vier Kilometern wird es ja einen Hauch besser, und ich weiß, das unten besserer Belag wartet. Es zieht sich aber sehr sehr lange bis dahin. Zwischenzeitlich schmerzen die Hände und Handgelenke sehr. Selbst die Sitzfläche tut weh.


Aber auch das geht vorbei und ich erreiche endlich den besseren Belag. So 80 Meter vor mir ist ein anderer Radfahrer, er fährt aber das gleiche Tempo wie ich, so dass ich nicht näher komme. Dann steht er plötzlich mit einem Platten am Straßenrand, ich frage ob alles ok ist und nach seinem „Daumen hoch“ fahre ich weiter. Trotz des fiesen Belags und der insgesamt vielen schlechten Straßen hatte ich bis jetzt keine Pannen. Sehr cool. Sehr cool sind auch die letzten fünf Kilometer, heute etwas mehr Gegenwind aber wieder eine Traumabfahrt.


Im Cafe unten gönne ich mir wieder so einen Riesenmandelkeks und noch eine ziemlich süße Apfeltasche, und dann gleich noch eine. Immerhin ist es jetzt ja schon 15 Uhr und ein bisschen KH für den Aufstieg muss ich schon zuführen :)


Ich ruhe mich nicht zu lange aus, denn ich will ja noch im Hellen oben ankommen. Vielleicht kommt das ja hin mit den zweieinhalb Stunden. Mal schauen was die Beine sagen.


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Unten ist der Anstieg klasse zu fahren, die Steigung moderat, der Belag gut. Ich versuche möglichst viel im G2 zu fahren, das ist so mein Ziel für die Auffahrt. Schnell vergehen die Minuten und Viertelstunden. Diesmal habe ich viel besseres Wetter und versuche das zu genießen.


Es gibt leider überhaupt keine anderen Radfahrer die als Motivationshilfe dienen könnten. Wobei es mir nicht an Motivation mangelt. Die Beine funktionieren eigentlich ganz gut. In nördliche Richtung gibt es immer mal wieder etwas Gegenwind. Aber letztlich alles moderat. So denke und kurbele ich vor mich hin.


In einem so langen Anstieg ist man dann aber immer mal wieder erstaunt, wie weit es noch bis zum Ziel ist, wenn die nächste Kilometerangabe am Straßenrand steht. Letztes mal war Km 10 der TF-36 ein Teilziel (die Zählung beginnt oben), diesmal ist es Km 2, denn bei der 10 ist noch nichts erreicht.


Die Sonne steht jetzt schon recht tief, was schönes Licht macht. Vor allem gibt es diesmal kaum Wolken, so dass sich die Landschaft in goldenem Licht zeigt. Nichtsdestotrotz geht es hier auf über 2000 Meter hoch, so dass es durchaus frisch wird und auch der Wind je nach Richtung die Fahrgeschwindigkeit ganz ordentlich beeinflusst.


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Ich mache kaum Bilder fahre mein Ding und komme deutlich weniger erschöpft auf den letzten rumpeligen Kilometern der TF-36 oben an als beim ersten mal. Ich musste schon etwas kämpfen, aber bis hierher hat es noch Spaß gemacht. Mal schauen wie die restlichen gut 10 Kilometer laufen, denn noch ist es ja ein ganzes Stück bis zur Seilbahnstation.


Ich versuche noch etwas Druck zu machen im flachen bzw. leicht abschüssigen Teil. Schade nur, dass ich entgegen meiner Erwartung hier oben jetzt Gegenwind habe. Dadurch ist es natürlich auch wieder recht kühl. Ich verzichte aber auf die Jacke, anhalten will ich sowieso nicht und hier freihändig die Jacke anzuziehen ist bei der schlechten Straße nicht ganz ohne. Außerdem geht es ja auch gleich nochmal richtig bergauf.


Die Grenze zwischen Sonne und Schatten liegt zunächst so 500m vor mir, ich schaffe es aber nicht die „Sonne einzuholen“, im Gegenteil, bald ist es ein Kilometer, so bleibe ich immer im kühlen Schatten. Anyway, ich liege noch gut in der Zeit, ich sollte so um 18 Uhr rum oben sein. Wie schön, dass da mein Auto wartet. Denn Busse fahren um diese Zeit nicht mehr, es ist sogar jetzt ziemlich einsam hier, auch kaum noch Autos. Die Seilbahn fährt schon nicht mehr, dabei soll doch der Sonnenuntergang vom Teide aus betrachtet sehr schön sein.


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Das einzige was mir jetzt noch den perfekten Radtag verderben könnte, wäre wenn die Schranke oben zum Parkplatz geschlossen wäre. Denn dann hätte ich ein Problem. Mit dem Fahrrad käme ich im Hellen nicht mal bis zur nächsten Siedlung und im Auto schlafen in nassen Klamotten wollte ich eigentlich auch nicht. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber nicht sehr groß, trotzdem beschäftige ich mich im letzten Anstieg mit Lösungsmöglichkeiten für dieses Szenario. Wahrscheinlich um mich von der Anstrengung abzulenken.


Dann endlich die letzten Kilometer, kurz vor der Einfahrt in den Parkplatz flacht es nochmal etwas ab, dann die zwei, dreihundert Meter bis oben hin, nochmal steil. (Die Schranke ist auf) Und das Ziel ist erreicht. Geil!


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Ein guter Radtag mit ordentlich Höhenmetern und gutem Wetter. Geht doch Teneriffa!


Ich mache noch ein Zielfoto und fahre dann zufrieden mit dem Auto ins Hotel…






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Dienstag, 9. Dezember 2014

Trainingslager Teneriffa Tag 6

Heute steht ein Ruhetag im Trainngsplan. Ich nutze die Gelegenheit und fahre mit der Seilbahn auf den Teide und fahre einige Strecken dort ab die für’s weitere Radtraining interessant sein könnten.


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Dann schaue ich mir Los Gigantes an. Tamaimo hatte mir schon gut gefallen, obwohl es jetzt bei Sonnenschein nicht mehr so speziell wirkt wie im Lichte des sich verdunkelnden Himmels ein paar Tage zuvor. Los Gigantes bezeichnet die mächtigen Klippen ebenso wie die unterhalb von Tamaimo liegende Touristensiedlung. Im Gegensatz zu meinem Basislager am Playa Las Americas eine Oase der Ruhe.


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Gerade vor Sonnenuntergang schaffe ich noch den Blick auf Masca, ein sehr spektakulär auf einem Felsen liegendes Dorf. Die Straße dorthin ist nicht minder spektakulär. Allerdings sehr sehr steil. Für’s Training vielleicht zu viel des Guten, trotzdem würde es mich reizen sie zu fahren. Mal schauen wie ich das ins Training einbauen kann.


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Montag, 8. Dezember 2014

Trainingslager Teneriffa Tag 10

Eigentlich habe ich keine Lust heute schon wieder zu frieren, aber außer die Strecken auf den Teide gibt’s ja eh nix sinnvolles zu fahren. Mal schauen ob ich heute wieder normale Power habe, oder ob ich noch in der Rekonvaleszenzphase bin.


Das Auto steht in La Laguna, das ist Ziel des ersten Teils. Vielleicht kann ich von dort mit dem Auto weiter nach La Orotava fahren und dann über die TF-21 wieder hoch. Mal schauen ob das möglich ist. Leider habe ich extrem schlecht geschlafen und wache erst um acht Uhr auf. So sitze ich erst um viertel nach neun auf dem Fahrrad, das wird also schon mal sehr knapp. Die Strecke nach La Laguna ist sehr lange, so ca. 100 Kilometer.



Fotos mache ich zunächst keine mehr, die Strecke fahre ich ja nun schon zum dritten mal, im unteren Abschnitt sogar zum fünften oder sechsten mal.


Noch vor La Camilla steht ein anderer Rennradfahrer, sieht mich, fährt los zieht an mir vorbei, der ist aber schnell denke ich, dann biegt er aber gleich an der Tankstelle wieder ab. Tolle Show?! Ich denke mir nix dabei und fahre weiter, dann taucht er plötzlich neben mir auf und fragt nach einer Luftpumpe. Ich hasse es während eines Anstiegs stehen zu bleiben, aber natürlich halte ich an und gebe im meine Luftpumpe. Nachdem er seinem Vorderreifen ordentlich Luft gegeben hat bedankt er sich vielmals (Grazie, Grazie, offensichtlich Italiener) und zieht dann einfach davon. Ich bin ziemlich beeindruckt. Ich fahre automatisch im G2 Bereich, er fährt ganz locker offensichtlich höchstens im G1 Bereich und entschwindet einfach innerhalb weniger dutzend Meter.


Auch wenn er wahrscheinlich 10 bis 12 Kg weniger hatte, das war schon heftig. Ich habe mich vorher schon nicht gut gefühlt, jetzt fühle ich mich nicht gerade besser. Ich versuche mein Ding zu fahren, aber es geht eigentlich nicht besser als gestern und ich fürchte das wird schon wieder ein „trainingsfreier“ Tag. Das wäre schon der dritte in Folge.


Aber es wird eher schlechter als besser. Schon kurz hinter Arona habe ich das erste mal das Bedürfnis abzusteigen. Ich muss ans RAAM denken, da hatte ich dieses Gefühl zweimal, aber ich bin nicht abgestiegen, weil ich gerade am härtesten Radrennen der Welt teilgenommen habe, aber was habe ich jetzt für eine Motivation weiter zu fahren? Verdammt, ich trainiere nicht mal zwangsläufig für ein großes Ziel. Da fühlt es sich zäh an wenn es einem schlecht geht. Trotzdem bleibe ich erst mal auf dem Rad.


Ich trete nur so stumpf vor mich hin, meist im Bereich zwischen G1 und G2, immer ein schlechtes Zeichen. Dafür versuche ich die Landschaft etwas zu genießen. Ich habe enorm Durst und meinem Magen geht es nicht gut. Heute habe ich das Winterunterhemd angezogen und die warme Unterhelmmütze. Natürlich ist es jetzt erst mal zu warm.


Die erste Flasche ist schon bei Arona leer, und die zweite in Arbeit, aber besser geht’s dadurch nicht. Erneut habe ich das Gefühl ich muss absteigen und Pause machen, die Trittfrequenz sinkt unter 60 die Beine wollen nicht mehr. Ich reiß’ mich zusammen und nehme mir vor bis Vilaflor zu fahren und dann die TF-21 wieder runter bis Granadilla und von dort zurück zum Hotel zu fahren. Das Auto hole ich ein andermal. Blöd wäre nur wenn ich noch einen Tag krank machen muss und dann nicht mal das Auto habe.


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Anyway, ich schleppe mich bis Vilaflor, zwischendurch geht es mal etwas besser, ich kann die Fahrt fast genießen, dann wird es wieder schlechter und ich bin froh endlich Vilaflor zu erreichen. Mittlerweile ist mir saukalt, obwohl die Temperatur noch deutlich über 10° C liegt. Aber was heißt das schon, irgendwie kotzt mit Teneriffa gerade ziemlich an. Ständig friert man, es gibt praktisch keine Strecken um sinnvoll geplantes Training umzusetzen, der ständige Verkehr nervt, die schlechten Straßen ebenso, eigentlich bin ich hart im nehmen, aber ein Trainingslager in der Sonne auf schönem glattem Straßenbelag wäre mir jetzt einfach lieber als dieses Gegurke.


Ich nehme erst mal einen Cafe con Leche und eine große Flasche Wasser um die Flaschen wieder aufzufüllen. Gestern haben die Flaschen hundert Kilometer gehalten, heute nur ca. 25. Im Cafe ist es natürlich auch eiskalt, Heizungen gibt es hier nicht, weil Teneriffa ja angeblich immer so schön warm ist, mal im Ernst hier in Vilaflor liegt die Jahresdurchschnittstemperatur irgendwo zwischen 10 und 15° was soll die Show also? Ich sitze da in meiner Regenjacke, schlürfe den Cafe con Leche und bin frustriert.


So leicht lasse ich mich aber von dieser blöden Insel nicht unterkriegen. Ich beschließe mein Auto zu holen und den zweiten Teil des Anstiegs im G2 zu fahren. Heute wird trainiert, wenigstens ein bisschen. Basta!


Funktioniert, ich setze mich auf’s Fahrrad fahre los und bleibe immer schön im G2. Wenn man dem Kopf das Jammern verbietet funktionieren auch die Beine. Ich bin selbst etwas erstaunt. Der Magen meckert noch etwas, aber die Beine gehen gut. Durch den Verkehr in Vilaflor liegt die Durchschnittsleistung zunächst bei 220 Watt und ich versuche sie bis zum höchsten Punkt auf 240 Watt zu schrauben.


Mit jeden hundert Metern steigt die Zahl auf der Anzeige des Fahrradcomputers. Die Wolken sind mir egal, die hängen heute ungewöhnlich hoch. Auch die Temperatur ist mir jetzt komplett wurscht, obwohl es kälter wird.


Es macht richtig Spaß zu fahren. Kilometer um Kilometer schraube ich mich nach oben. Die Jacke hatte ich wieder ausgezogen. Mit dem Winterunterhemd und dem Winstoppertrikot geht es ganz gut. Sonnencreme trage ich übrigens schon längst keine mehr, wovon soll man denn hier einen Sonnenbrand bekommen?


Erst ganz oben, mittlerweile liegt die Durchschnittsleistung für diesen Abschnitt bei 242 Watt, wird es etwas zäher, aber noch immer geht es gut. Der Campingplatz an dem es etwas abflacht kommt später als gedacht, aber kurz danach sehe ich zwei Rennradfahrer, an denen kann ich flott vorbeiziehen kann, dann ist auch schon der höchste Punkt erreicht. Die beiden hängen sich zunächst dran, aber sind schnell wieder weg, spätestens in der Abfahrt muss ich sie abgehängt haben.


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Jetzt ist es zwar schon ziemlich frisch, aber die Jacke lasse ich noch weg. Denn bis zu meinem nächsten Teilziel, den beiden Restaurants ziemlich nahe bei der Kreuzung zur TF-24 ist es noch eine ganze Weile und es geht zwischendurch nochmal ordentlich bergauf.


Auf dem Teideplateau herrscht eine interessante Atmosphäre. Die Wolken sind heute recht hoch, so dass das Plateau frei ist, aber der Teide in den Wolken versteckt ist. Sieht cool aus.


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Ich brettere die ruppige Strecke entlang, immer noch im trainingswirksamen Bereich, dann geht es wieder berghoch und ich fahre schön brav weiter G2. Geil, irgendwie hat sich der Tag doch noch gelohnt. Gut, dass ich nicht umgekehrt bin in Vilaflor.


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Diesmal fahre ich an der Seilbahnstation vorbei, die Zeit wäre eh durch die Pausen uninteressant. Mein Ziel ist noch ein wenig weiter. In diese Richtung fahre ich die Strecke ab hier das erste mal. Sehr spektakuläre Landschaft. Einzig ein Auto nervt, das in den Kurven immer zu langsam fährt auf den Geraden aber wegzieht so dass ich nicht überholen kann.


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Mittlerweile ist es natürlich sehr kalt, aber mit der Jacke warte ich noch bis zur kurzen Pause. Als ich dann an den Restaurants angekommen bin habe ich eigentlich gar keine Lust auf Pause. Ich halte aber trotzdem an und will mir einen Cafe gönnen und eine Kleinigkeit zu essen, außerdem muss ich etwas aufwärmen.


Im Restaurants bestelle ich mir einen Riesenmandelkeks und ein Stück Kuchen. Daraufhin kommt der Chef an meinen Tisch und meint da ich ja nur Kuchen essen würde solle ich mich vom Fenster weg mitten in den Raum setzen, dieser Tisch sei für Leute reserviert die was „richtiges“ Essen. Ich sage ihm freundlich das er mich mal kann und ich hier sitzen bleibe, weil ich aus dem Fenster auf mein Fahrrad schauen möchte. Laut fluchend haut er wieder ab. Ich überlege ob ich gehe, da kommt auch schon die freundliche Kellnerin (die mir diesen Platz zugewiesen hat) und bringt den Cafe und das Süßzeug. Der Cafe ist richtig gut, der Rest viel zu süß. Beiße nur mal rein und lasse es liegen, bestelle dafür noch einen zweiten Cafe und mache mich dann wieder auf den Weg. Ich überlege kurz ob ich Trinkgeld gebe, mache es dann aber weil die Kellnerin nett war und der Typ sich so aufgeregt hat, dass mir das genug an „Rache“ ist. Aber nur zur Info, im Restaurant Teide ist man als Radfahrer nicht so willkommen, schräg gegenüber gibt es eine Alternative ;)


Da auch hier oben, wo die Jahresdurchschnittstemperatur wohl kaum bei 6° C liegt, nicht geheizt wird war das mit dem Aufwärmen nix, im Gegenteil jetzt ist mir richtig kalt. Trotz Jacke.


Nach kurzer Bergabfahrt und wechsel von der TF-21 auf die TF-24 geht es aber erst mal wieder berghoch und zwar richtig, auf einer langen Geraden mit knapp 9%. Erst als diese und zwei weitere Anstiege bewältigt sind kann man die Observatorien gerade so noch aus den Wolken scheinen sehen. Die Anstiege fühlen sich nicht mehr richtig geil an, geht aber noch. Die Straße ist schlecht, aber da es hauptsächlich bergauf geht unproblematisch.


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So erreiche ich schließlich den höchsten Punkt für heute, der etwas über 2330 Metern liegt. Auf die kommende Abfahrt freue ich mich nicht. Ich will dort einfach nur heil runterkommen, denn sie ist teils recht glitschig, und heute scheint es feuchter zu sein als bei der Auffahrt gestern.


An einem weiteren Gegenanstieg bietet sich ein erster Blick auf den Wald durch den die Abfahrt führt. Und der liegt komplett in Wolken eingehüllt. Und das sind auch keine Schönwetterwolken sondern so fiese die nach Regen aussehen. Mist.


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Es ist jetzt schon wieder saukalt und die Finger maulen schon. Aber erst habe ich mal etwas mit dem Straßenbelag zu kämpfen, der ist wirklich schlecht. Fiese Querfugen die ganz gut reinschlagen und auch das eine oder andere Schlagloch, welches Sturzgefahr birgt, gibt es zu umfahren.


Ein Foto vom wolkenverhangenen Teide mache ich noch, dann geht es in Richtung Kiefernwald und die Feuchtigkeit nimmt massiv zu. Die Temperatur liegt jetzt schon wieder unter 5° C und nach einem Gegenanstieg durch die ersten Wolkenausläufer fängt es an leicht zu hageln. Es sind noch 30 Kilometer bergab zu fahren, ich könnte kotzen.


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Der schöne zweite Trainingsabschnitt ist vergessen, jetzt heißt es nur noch hier runterzukommen. Ich dachte mir schon, dass das kein Zuckerschlecken wird, aber das es so fies wird hätte ich nicht gedacht.


Die Straße ist schlecht, es ist feucht, teils hagelt es, es stehen 3,6 ° C auf dem Thermometer. Ich friere ohne Ende, trotz Jacke und Mütze. Genauso gut hätte ich mein Trainingslager auch in den Alpen aufschlagen können, die Temperaturen liegen da nicht weit auseinander, verdammt.


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Ich zähle die Kilometer einzeln runter. Nach zwei, drei Kilometern fängt glitschiger Belag aus Kiefernnadeln und auf die Straße geschwemmter Erde und Grünzeug an. Durch die Autos gibt es eine, manchmal zwei Fahrspuren die es zu treffen gilt. Macht man das nicht kann man nicht bremsen, bremst man nicht hat man in den Kurven zu viel Geschwindigkeit. Doof. Also schön langsam hier runtergurken, was wiederum heißt sich ordenlich lange der Kälte und Nässe aussetzen.


Noch 25 Kilometer, ich bin nur noch kalt, die Hände werden wieder taub, durch die dichten Wolken ist teils wenig zu sehen, wieder hagelt es etwas. Mittlerweile sind die Füße nass, die Radhose sowieso, Kopf und Oberkörper von oben, wirklich ungemütlich. Teneriffa kotzt mich an. Ich muss es mal so ehrlich sagen. Noch 23 Kilometer, es regnet. 3,4° C. Mein nächstes Trainingslager mache ich eher in Irland als hier, schlechter wird es da auch nicht.


Irgendwie habe ich hier richtig Pech mit dem Wetter, obwohl gestern war es auch scheiße zu fahren hier und saukalt, und da war richtig gutes Wetter. Die TF-24 sollte man also auf jeden Fall meiden, als Rennradfahrer zumindest.


Aber für mich ist das jetzt zu spät. Noch 21 Kilometer, ich muss laut schreien. Ich kann ja weder halten noch zurück, ich muss jetzt dadurch. Und dann bin ich ja auch nicht am Hotel mit der warmen Dusche sondern erst mal nur am Auto. Ich muss nochmal laut schreien, verdammte Insel.


Jeden Kilometer fluche ich laut in den Wald garniert mit dem bekanntesten englischen Schimpfwort. Mittlerweile fällt die Sichtweite teils auf nur noch 10 bis 20 Meter. Natürlich ist die Brille nass und angelaufen, und ich muss ja immer noch versuchen die glitschigen Stellen auf der Straße zu vermeiden. Dabei kann ich mit den vor Kälte tauben Händen kaum noch gescheit lenken, geradeaus geht am besten.


Zum Glück kann man die glibberfreie Fahrspur ziemlich sicher an der schlechtesten Asphaltqualität finden, man muss sich die miese Straße einfach nur schönreden…


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Noch immer 18 Kilometer, das gibt’s doch nicht! Mein Kopf ist so kalt, dass ich kaum noch gescheit denken kann. Der einzige Gedanke der sich meines Kopfes mehr und mehr bemächtigt ist, dass ich mir am Ende dieses harten Radjahres mit der RAAM Tortur und dem ganzen Training dahin etwas besseres als Abschluss vorgestellt hatte als diese Scheiße hier.


Noch immer 16 Kilometer, die Kilometer vergehen einfach nicht, hinter mir gurkt ein Auto her, ja dann überhol doch endlich, vielleicht ist es ja ein Taxi das ich anhalten könnte. Ist es natürlich nicht. Würde ich das jetzt noch anhalten? Noch 15 Kilometer, bald müsste doch wenigstens La Esperanza erreicht sein. Die Hände werden langsam problematisch, in Unterlenkerhaltung kann ich zwar am besten bremsen, aber ich fühle den Lenker nicht mehr richtig und kann dafür nicht gescheit lenken. Eigentlich braucht man zum Lenken den Lenker ja gar nicht, aber mein ganzer Körper ist so nass und kalt, vor allem auch der Kopf, dass ich froh bin das Fahrad überhaupt irgendwie zu steuern, da ist ein bisschen Gefühlt am Lenker nicht schlecht. Bremsgriffhaltung geht noch, ich verzichte auf etwas Bremspower.


Ich schleiche sowieso nur noch, das Nadel-Schmier-Zeug auf der Straße hat noch etwas zugenommen. Noch 13 Kilometer, es gibt eine Chance zur Einkehr. Aber völlig sinnlos, beheizt ist da sowieso nix, das einzige was hilft ist die Heizung im Auto.


Ich sehe mittlerweile gar nix mehr und muss die Brille abnehmen. Immerhin verliere ich sie nicht, sondern kann sie in die Tasche stecken. Erstaunlich.


Dann endlich ist La Esperanza erreicht. Ich fluche trotzdem, noch 12 Kilometer bis zum Auto. Jetzt wird es richtig windig, und plötzlich ein riesiges Schlagloch ich komme gerade noch dran vorbei, arghh dieses elende Mistteneriffa! Immerhin ist jetzt auf der Straße kein Glibber mehr.


Und dann wäre es fast passiert ein riesiger Riss in der Straße, ich habe ihn nicht gesehen, wäre ich nur einen Zentimeter weiter rechts gefahren, ich hätte mich richtig derb auf die Straße gebrezelt. Was für eine Scheiße, ich muss nochmal laut schreien, der Dreckswind der mich gerade von der Straße blasen will kann mich mal, ich bin sowieso am Ende. Noch 8 Kilometer bis zum Auto.


Die Straße wird besser, mein Kopf schlechter. Dann geht es ein Stück geradeaus, sogar leicht bergauf, das tut gut. Der Wind bleibt wechselhaft, aber letztlich ungefährlich, trotz des jetzt starken Verkehrs.


Dann endlich vorbei am Flughafen, noch zwei Kilometer. Ich denke nur noch an die Heizung und dann ist es endlich, endlich geschafft. Ich bin fertig mit der Insel. Ich werfe das Rad ins Auto, setze mich mit den nassen Klamotten rein und drehe die Heizung auf 26° C. Das ist die Temperatur die ich mir wünsche!


Die ersten Kilometer im Auto fühlen sich nicht gut an, der Kopf braucht etwas um aufzutauen, ich hoffe nur, dass mir niemand spontan vor’s Auto fährt, reagieren kann ich nämlich noch nicht besonders gut. Aber die Hände kommen erstaunlich schnell zurück. War ja jetzt schon zweimal so, vielleicht ist sowas trainierbar? Ich fahre jedenfalls viel zu schnell auf der Autobahn zurück zum Hotel und schaffe die Strecke unter 50 Minuten, jetzt nur noch duschen. Und das Fahrrad müsste mal geputzt werden, das sieht doch ziemlich nach Kiefernwald und Regenfahrt aus…


Nachdem ich aufgetaut bin beruhige ich mich wieder etwas und mein Groll auf die Insel lässt nach. Aber Rennradrevier ist das hier wirklich keines, und mir tun die Profis leid, die von ihren Teamchefs hierher geschleppt werden.


Morgen steht ja entweder die TF-21 auf dem Programm oder ich fahre dumm auf der TF-28 hin und her, das muss das Wetter entscheiden.






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