Dienstag, 29. August 2017

Ötztaler Radmarathon 2017 – das Rennen

Zäh wache ich auf. Es ist 4:30 Uhr und ich habe gerade mal gut zweieinhalb Stunden geschlafen. Ist das hier das Race Across America? Nö, ist nur der Ötztaler Radmarathon, bei dem ich versuche wenigstens halbwegs vorne im Startblock zu stehen, damit ich vernünftig am Kühtai hochfahren kann.

Was für eine ätzende Zeit. Schon vor dem Rennen beschließe ich, dass ich mir sowas nicht mehr antun will. Meine Anfrage ob es eine Möglichkeit gibt als zweifacher RAAM-Finisher, RAAM AK-Sieger, RAAM-Podiumsfahrer in den ersten Startblock eingeladen zu werden wurde höflich ignoriert. Allerdings wurde mir dann die Überschreibung mit Josef vermittelt, so dass ich immerhin überhaupt einen Startplatz bekommen habe, nachdem ich schon durchgehend seit 2010 kein Losglück hatte. Das nächste Mal mache ich es wie anscheinend alle anderen auch und melde sämtliche Freunde und Verwandte mit an. Aber halt, es gibt ja kein nächstes Mal?!

Ich wäre den Ötzi schon gerne unter 8:30 h gefahren bevor ich das Rennen abhake, aber jetzt, gut zwei Monate nach einem wirklich harten Race Across America, ist das wohl eher nicht drin. Andererseits bin ich ja vor zwei Wochen auch ganz brauchbar berghoch gefahren.

Aber da war ja noch der Magen-Darm-Infekt, der erst seit gestern wirklich überwunden scheint. Die sich stattdessen anbahnende Erkältung hat sich nicht durchgesetzt, mein Immunsystem hat anscheinend ziemlich Power im Moment. Selbst Katrins hartnäckigen Husten hat es nun schon seit gut drei Wochen nicht an mich herangelassen.

Zu meiner freudigen Überraschung gibt es im Vaya Sölden auch um 4:30 schon ein vollständiges Frühstück. Auch nicht selbstverständlich, gerne gibt ja es so früh nur ein „Radlerfrühstück“, was auch schon mal aus drei trockenen Brötchen und drei Scheiben Käse bestehen kann… Hier wird „Radlerfrühstück“ sogar mit zusätzlich Nudeln mit Pesto interpretiert. Sehr nett!

Ich habe natürlich um diese Uhrzeit nicht wirklich Hunger, versuche aber nicht zu wenig zu essen, schließlich werde ich jetzt um die zehn Stunden auf dem Rad verbringen. Ich habe beschlossen, wenn ich schon trotz gerade erst überstandenem Infekt starte, das Rennen in Würde zu Beenden. Das heißt für mich, dass ich unter zehn Stunden bleiben möchte. Oder zumindest darum kämpfe. Falls doch alles super läuft, kann ich immer noch die 8:30 h angreifen.

Als ich zum Start rolle geht mir erst auf, dass das Hotel zwar direkt am Start ist, ich aber ja ganz hintenrum über die letzte Brücke fahren muss um in die Startaufstellung zu gelangen. Mist, das kostet wieder hundert Plätze mindestens, denn jetzt um 5:50 Uhr ist hier schon die Hölle los. Und tatsächlich stehe ich viel weiter hinten als 2012, schätzungsweise an Position 2000. Na super, das wird ein schönes Gedränge im Kühtai geben. Und die richtigen schnellen Gruppen werden vorne abgehen während ich hier hinten noch stehe.

Wie die letzten beiden Male auch geht die Stunde am Start recht schnell rum, eben war es noch dunkel, jetzt ist schon schöne Morgenstimmung. Das Wetter ist perfekt, so um die 12 Grad. Auf eine Jacke oder Weste habe ich komplett verzichtet. Im Trikot ist außer der Kamera und dem Handy nur noch Gel und etwas ISO Pulver, da es an den Labstationen keines gibt.

Die Veranstalter haben gegenüber meiner letzten Teilnahme nochmal aufgerüstet und jetzt zwei statt einen Heißluftballon aufgeblasen und zwei statt ein Hubschrauber kreisen über dem Startgelände. Naja, wenn es Spaß macht… Anscheinend muss man immer steigern. Dabei ist das Rennen doch schon seit ich es kenne perfekt organisiert, nur das Startplatzproblem nervt, aber ca. 4500 Teilnehmer ist einfach die natürliche Grenze für so ein Event.

Als der Startschuss fällt und die Ersten losfahren passiert bei mir im Block erst mal nichts. Aber auch gar nichts. Erst dann kapiere ich, dass der 2er Block erst später losfahren darf. Also das ist ja krass, wenn hier einer, selbst ganz vorne im Block, steht, der sieben Stunden fahren kann, hat er trotzdem keine Chance zu gewinnen. Eine Startvariante für die ich keinen Grund sehen kann. Ich fühle mich am Start schon degradiert. Aber natürlich bin ich auf keinen Fall der Siebenstundenfahrer der hier benachteiligt wird…

Dann rollt es aber endlich los und das ist mir dann doch etwas zu langsam. Einige sind am Start recht gemütlich unterwegs, so dass bis aus Sölden raus etwas Slalomfahren angesagt ist. (Warum sind die denn so früh aufgestanden um sich vorne hinzustellen?)

Dann normalisiert sich das aber und das Feld jagt das Ötztal hinunter. Dieser erste Teil ist zwar fahrerisch nicht anspruchsvoll, aber im dicht gedrängten Feld muss man schon aufpassen und Rücksicht walten lassen um sturzfrei durchzukommen. Das gelingt zunächst auch recht gut, ich finde immer Windschatten oder beame mich weiter nach vorne, auch die kurvigen Abschnitte laufen super, bis plötzlich in Längenfeld das Feld fast zum Stopp kommt.

Und da sehe ich auch schon den Grund, ein Fahrer ist schwer gestürzt. Verdammt! Der Notarztwagen ist schon da, er wird schon versorgt, sah aber aus dem Augenwinkel wirklich böse aus. Das erinnert nochmal eindrücklich an das Hauptziel, das ich (und wahrscheinlich alle anderen auch) habe, nämlich wieder heil in Sölden ankommen!

Der Rest bis Ötz läuft dann aber gut und wir kommen in halbwegs vernünftiger Zeit (knapp 37 Min) am Kreisel an. Nun geht es in den ersten Anstieg. Und sofort muss ich für mein Weit-hinten-stehen bezahlen, es ist wildes Gedrängel und kein Durchkommen. Ich könnte zwar theoretisch viel schneller fahren, aber es gibt kaum eine Chance vorbeizufahren. Einige fahren wirklich extrem langsam. Vielleicht eine Taktik um sich Körner aufzusparen. Nervt aber extrem, wenn man schneller könnte und kann nicht. Vor allem gibt es natürlich keine Möglichkeit seinen eigenen Rhythmus zu fahren, was die Beine gar nicht mögen. Und man muss höllisch aufpassen, dass man sich nicht mit anderen Fahrern verhakt.

Fast muss ich sogar stehenbleiben und ausklicken, aber der Pulk bleibt gerade so noch in Bewegung. Ich versuche jede Gelegenheit zu nutzen durch die Menge zu fahren, dann entspannt es sich einen Hauch und man kann tatsächlich etwas fahren. Ich muss zwar immer wieder mal Passagen im Tempo des Pulks fahren, kann dann aber, als es im ersten Ort flacher wird endlich etwas Tempo aufnehmen.

Oje, hier habe ich schon die ein oder andere Minute verloren. Ich versuche mich an den Anstieg zu erinnern, aber ich weiß nur noch, dass im unteren Teil auch flachere Abschnitte zum Erholen kommen und dafür recht weit oben auch sehr steile, über 15%, Anstiege. Ich weiß auch noch, dass ich schon unter zwei Stunden bei der Zwischenzeit oben bleiben muss um die 9 Stunden Marke zu knacken.

Jetzt wo ich mehr Platz habe fahre ich meinen Rhythmus und orientiere mich leistungsmäßig etwas an der Auffahrt Timmelsjoch Nordseite von vor zwei Wochen. Die Beine gehen auch gut, allerdings kriege ich nicht so richtig gut Luft, habe zu dieser Jahreszeit eigentlich nicht so Probleme mit Allergie, mal schauen wie sich das entwickelt, vielleicht doch dieser Anflug von Erkältung?

Im Anstieg spricht mich ein Fahrer auf‘s RAAM an und wir unterhalten uns kurz, er ist dieses Jahr schon beim Race Across Germany gestartet. Sehr cool, das RAAM hat mir dieses Jahr schon einige nette Begegnungen beschert.

Ich bin jetzt eigentlich recht flott unterwegs und kann mit hoher Trittfrequenz nach oben kurbeln. Dafür bekomme ich auch schon einmal einen Spruch, nach dem Motto „schaun mer mal am Timmelsjoch, obs du da auch noch so fahrst“. Kann ich dir sagen, mit Sicherheit nicht! Da werde ich wie (fast) alle anderen auch langsam hochkriechen.

Es gibt tatsächlich, wie erinnert, flache Passagen an denen man sich gut erholen kann, dann, vor und in einer Lawinengallerie, einen sehr steilen Abschnitt wo ich im Wiegetritt hochochsen muss, und dann auch wieder ein längeres Flachstück.

Ich habe mich mit Katrin an der Staumauer verabredet. Sie wird mir die zwei großen Flaschen reichen, ich bin extra mit den kleinen gestartet, und Gels wird sie mir auch noch zustecken. Ich will wirklich versuchen pro Stunde eine Flasche zu trinken und ein Gel zu nehmen, dann komme ich auf fast 80g KH pro Stunde.

Nun erblicke ich tatsächlich schon die Staumauer und bin etwas irritiert, ging ja schneller als gedacht. Oder gab es da zwei Stufen, und wenn ja an welcher wird Katrin dann stehen? Ich bin echt irritiert, aber nach zwei Kehren bin ich tatsächlich an der Staumauer und dahinter zeigt sich schon der Ort, es gibt nur eine Staustufe. Aber Katrin steht hier nicht. Mist, ich habe tapfer das Sponser Competition in mich hineingekippt, brauche nun aber Nachschub.

Naja, wir hatten ja noch über einen zweiten möglichen Platz besprochen, nämlich nach der Labstation. Jetzt geht mir aber auf, wie dumm das war von mir, denn VOR der Labstation hätte Sinn gemacht, wenn ich nämlich an der Labe vorbeifahre und dahinter steht sie auch nicht? Ich habe nur noch eine halbe Flasche und zwei Gels.

Durch den Ort geht es nochmal ordentlich bergauf, dann ist aber die Zwischenzeitmessung auf der Passhöhe erreicht. Mein Radcomputer zeigt 1:48 h. Das ist eigentlich ziemlich gut. Noch bin ich auf 8:30 h Kurs. Die Beine gehen wirklich klasse.

Ich fahre an der Labstation vorbei, zögere etwas. Dahinter stehen einige Helfer, aber Katrin sehe ich nicht. Ich überlege kurze zurückzufahren, lasse es aber, es geht ja schon bergab, sie wird schon noch da stehen. Tut sie aber nicht. Verdammt wir haben uns verpasst. Ich muss sie an der Staumauer übersehen haben.

Egal, da muss ich jetzt durch, erst mal die Abfahrt hinter mich bringen und eine vernünftige Gruppe für den Brenner finden, ich muss mich irgendwie mit der halben Flasche durchschlagen. Zum Glück sind die Temperaturen ja trotz gutem Wetter immer noch niedrig.

Die Abfahrt vom Kühtai ist nicht ohne, aber es sind keine Tiere auf der Fahrbahn und es läuft eigentlich ganz gut. Dann fängt die linke Wade an zu zucken, nanu jetzt schon ein Krampf? Kann eigentlich nicht sein. Geht aber auch wieder weg.

Dann zieht es aber plötzlich heftig durch den linken Oberschenkel bis in die Hüfte rein. Krampf in der Hüfte hatte ich auch noch nicht, obwohl der Hüftbeuger beim Radfahren ja ordentlich beansprucht wird. Der geht nicht so schnell wieder weg. Ich suche eine Position in der es nicht krampft finde aber zunächst keine. Dann lässt das aber nach und ich hab‘ zumindest eine Position in der ich abfahren kann, wenn auch die Rechtskurven unangenehm sind.

Aber so viele Kurven gibt‘s gar nicht, man kann ganz schön Speed aufnehmen, gerade weil es teils auch recht steil bergab geht. Ich fahre aber eher vorsichtig bergab. Das Rubbeln an meinem Hinterrad, dass ich gestern bemerkt hatte, dessen Ursache ich aber nicht genau lokalisieren konnte und auf einen leichten Seitenschlag der Felge zurückgeführt habe ist immer noch da und erhöht nicht gerade das Gefühl von Sicherheit, es nimmt allerdings ab. Vielleicht liegt‘s doch am Reifen und fährt sich raus.

Ich bringe die Abfahrt ganz ordentlich hinter mich, der Krampf lässt nach. In einem Tunnel stehen plötzlich Leute und zeigen an „langsam fahren“. Und dann sehe ich auch schon den Grund, ein Fahrer ist schwer gestürzt. Er wird vom Notarzt behandelt und der Hubschrauber wartet schon. Verdammt das gibt‘s doch nicht! Hoffentlich nur Vorsichtsmaßnahme.

Gegen Ende der Abfahrt finde ich tatsächlich Anschluss an ein paar weitere Fahrer. Allerdings habe ich nun gerade Krämpfe in beiden Oberschenkeln. Und zwar heftige. Ich kann sie gerade so irgendwie im Griff halten und an der Gruppe dranbleiben, zum Glück geht es noch immer etwas bergab. Also das hatte ich noch nie, von einem einzigen Berg, bzw. Passanstieg solche Krämpfe, bzw. überhaupt Krämpfe. Anscheinend war es doch nicht so klug, einen Tag nach überstandenem Magen-Darm-Infekt hier zu starten.

Also mitrollen geht zwar, aber so kann ich natürlich nicht bergauf fahren. Keine Ahnung wie ich das machen soll. Ich halte bis Innsbruck durch, versuche zu dehnen auf dem Rad, was man halt so macht.

In den Brenner rein wird‘s ja auch nicht richtig steil, und dann scheint‘s als erholten sich die Beine tatsächlich wieder, ich kann wieder brauchbar treten. Habe dann sofort auch wieder richtig Leistung. An einer Bahnschiene fädelt einer neben mir ein und stürzt. Jetzt reicht‘s aber, das ist schon der Dritte heute, wenn diesmal auch nicht so schlimm.

Es bildet sich eine recht große Gruppe und ich hoffe mitrollen zu können, muss mich auf jeden Fall schonen. Ich habe keine Getränke mehr und die beiden Gels die ich noch hatte, habe ich auch schon genommen. Hoffentlich waren die Krämpfe nur temporär, ich habe aber kein gutes Gefühl.

Obwohl die Gruppe groß ist, ist sie lahm. Richtig lahm. Ich werde verrückt, vorne machen drei Leute das Tempo, führen ewig lang bis sie ganz platt sind, obwohl ein ganzes Team mit vorne drin ist, die müssten doch eigentlich gut zusammenarbeiten können.. Irgendwann reicht‘s mir, ich gehe doch nach vorne und versuche ein bisschen Tempo zu machen. Erst mal ist die Reaktion nur verhalten. Ich fahre wieder raus und das Tempo sackt fast wieder auf das vorige Niveau ab. Wieder überlassen die anderen einem Fahrer die Führungsarbeit. Das kann doch nicht sein, wir sind eine riesige Gruppe?!

Ich fahre nach vorne und sage, dass wir öfters wechseln sollen, der Führende lächelt erschöpft und meint „von mir aus gerne“. Ich fahre eine Weile vorne, versuche ein vernünftiges Tempo zu treffen, fahre raus und versuche etwas zu animieren. Wir wechseln jetzt, aber vorne fahren die immer zu lange, ich rufe und versuche die Wechsel zu organisieren. Dabei falle ich immer nur so vier bis sechs Positionen zurück, so dass ich doch öfter mal in die Führungsarbeit komme. Die Beine funktionieren zwar wieder gut, aber ich bin echt sauer, dass die Gruppe nicht läuft. Wir verpassen hier echt eine Möglichkeit uns ohne viel Aufwand ein schönes Zeitpolster zu holen. Irgendwann muss ich nachlassen, sonst verschieße ich zuviel Körner. Die Gruppe läuft so halbwegs, wenn auch meist zu langsam.

Immerhin bin ich beschäftigt und die Zeit geht rum. Allerdings brauche ich jetzt unbedingt bald die Labstation, sonst ist das Rennen vorbei, ich habe Durst. Dann zieht der Anstieg an und die Straße klappt nach oben, der Schlussteil ist erreicht. Jetzt wo es endlich richtig berghoch geht, kommen auch die Krämpfe wieder, diesmal im rechten Bein und im linken Fuß. Neue Variante…

Ich muss jetzt irgendwie zur Labstation kommen. Anfangs kann ich es halbwegs kontrollieren und versuche an den Fahrern vor mir dranzubleiben, dann wird es wirklich heftig. Lässt aber nochmal nach, fast oben fängt es aber wieder an, so dass ich durch den Ort ziemlich gegen die Beine fahren muss bis endlich die verdammte Labstation erreicht ist. Hier biege ich ab und kann nun endlich meine Flaschen füllen. Leider sind es ja nur kleine, so dass ich mir sicher bin, dass es eigentlich nicht reicht bis zur Jaufenpasshöhe, bzw. zur nächsten Labstation kurz davor.

Es gibt tatsächlich kein ISO-Getränk an der Labstation, so nehme ich Apfelschorle für die eine und Wasser für die andere Flasche. Außerdem trinke ich was geht. Wasser, Schorle, Cola, sogar Red Bull ich versuche ein Brot zu essen, esse Kuchen und Obst. Ich habe mir schon ein Defizit eingebrockt hier am Brenner, ich muss versuchen das etwas auszugleichen.

Zu meiner Enttäuschung gibt es keine Sponser Riegel, und nur eine Sorte Gel, die kleinen mit Coffein. Das ärgert mich wirklich. Sponser ist als Sponsor angekündigt und es gibt Corny Riegel, das ist gepresster Industrieschrott, sorry, dass ich das so ehrlich sage, aber das ist dem Event nicht angemessen. Die Labstation ist im Prinzip klasse, es gibt viel konventionelles Essen, aber für eine sportliche Herausforderungt wie einen Radmarathon gibt es wirklich nützliche Sportnahrung die die Aufnahme und vor allem gute Versorgung mit Elektrolyten recht schnell sichert. Nur hier gibt es fast nichts davon bis auf das eine Gel. Gerade heute für mich etwas schade.

Anyway, mit vollem Bauch (habe nur alles hektisch in mich reingestopft um nicht zuviel Zeit zu verlieren) fahre ich weiter. Das Stehen hat den Beinen eine kurze Erholungspause gegeben und in der Abfahrt nun geht es einigermaßen. Auch wenn es immer mal zuckt und blitzt.

Dann aber kommen im Teil wo man mehr rollen kann wieder heftige Krämpfe in beiden Beinen, ich weiß nicht wie ich mich auf dem Rad setzen soll, und es tut richtig weh. Ich überlege ob ich aufgeben soll. Offensichtlich bin ich nicht fit. Dann lässt es allerdings wieder nach und ich kann in einer kleinen Gruppe mitschwimmen bis Sterzing. Allerdings ist die auch recht langsam. Also in den Gruppen verliere ich heute eher Zeit, aber alleine fahren geht gar nicht.

Kurz hinter Sterzing bei der Einfahrt in den Jaufen verliere ich auch die Gruppe, das rechte Bein krampft so, dass der Fuß mir der Ferse nach außen gezogen wird und das Knie ans Oberrohr schlägt. Ich will anhalten, aber irgendwie schaffe ich es auf dem Rad zu bleiben und der Krampf lässt nach. So habe ich aber keine Chance den Jaufenpass hochzufahren.

Ich überlege was ich mache, manchmal gehen die Krämpfe unter Belastung ja weg, vielleicht schaffe ich den Jaufen, dann werde ich bis St. Leonhard fahren und dort aussteigen. Von dort gibt es vielleicht ein Taxi nach Sölden, oder wenigstens bis zur Timmelsjoch Passhöhe.

In den Berg rein wird es dann tatsächlich besser. Jetzt wo die Beine wieder treten können ist auch sofort ordentlich Leistung da und ich bewege mich deutlich schneller als der Hauptstrom. Allerdings mag ich diesen Pass seit 2010 nicht mehr. Es ist gefühlt schlicht der „längste Pass der Welt“. Trotzdem komme ich ordentlich vorwärts, immer mit dem Damoklesschwert des Krampfes über mir. Ich trinke soviel nur irgendwie geht, die Apfelschorle ist schon leer, ich habe auch noch zwei Gels genommen. Auch da sollten ja Elektrolyte drin sein und mir helfen. (Falls das die Ursache für die Krämpfe ist und nicht muskuläre Ermüdung oder was auch immer)

Auch wenn ich scheinbar flott fahre, es nutzt nichts, die Krämpfe kommen jetzt rechts so heftig, der Fuß dreht weg, ich kann das Knie nicht mehr kontrollieren, ich muss absteigen. Stehenbleiben. Ich bin nicht platt oder erschöpft, aber es tut höllisch weh und ich kann einfach nicht mehr treten.

Ich warte ein, zwei Minuten, versuche zu dehnen, und fahre dann weiter. Sofort kann ich wieder mit 300+ Watt treten und überhole die, die an mir vorbeigefahren sind. Langsamer fahren macht keinen Sinn, dann würde ich außerhalb meines Rhythmus mit niedriger Trittfrequenz fahren und die Muskeln nur noch mehr belasten.

So komme ich ein gutes Stück vorwärts bis das rechte Bein wieder dicht macht. Keine Chance ich muss wieder anhalten. Wieder dehnen, fluchen, warten. Dann weiterfahren, wieder ist die Leistung sofort da.

Doch der nächste Krampf kommt und er scheint jedesmal heftiger zu werden. Vor allem sind nun beide Beine betroffen, links vor allem Fuß und Oberschenkel bis zur Hüfte, rechts Wade und Oberschenkel. Die Schmerzen sind erstaunlich stark. Ich muss wieder anhalten. Dehnen, warten, fluchen, weiter geht‘s.

Ich erreiche Kalch, am Ortseingang hängt ein Laken beschriftet mit „Lass diesen Tag vorübergehen“. Hm, ist das Anfeuerung oder wollen die damit ausdrücken, dass sie keinen Bock auf die Ötzi Radfahrer haben?

Meine Zeit am Brenner war nicht sensationell hätte aber noch deutlich für unter neun Stunden getaugt. Jetzt aber ist das gegessen. Und das meine Beine sich nicht mehr erholen ist klar. Ich spüre das auch, aufgeben wäre wohl das schlaueste. Aber hier zurückfahren macht natürlich keinen Sinn, also muss ich über den Berg. Frage mich nur was ich in St. Leonhard mache, denn die Strecke ist ja gesperrt, das hatte ich ganz verdrängt. D.h. ich kann gar nicht mit dem Taxi fahren. Ich muss warten bis der Besenwagen kommt. Jetzt werde ich erst mal versuchen zur Labstation zu kommen.

Die Strecke führt durch den Wald, die Temperatur ist sehr angenehm, trotz der Sonne nicht zu warm. Genau genommen sind die Bedingungen bis jetzt optimal, so schnell wie heute wird die Strecke nicht oft sein. Vor mir taucht Ex-Ötzisieger Stefan Kirchmayer auf (das wäre so ein sieben Stunden Fahrer). Der coacht offensichtlich das Mädel, das neben ihm fährt. Die fahren nur einen Hauch langsamer, aber der Kirchmayer fährt mit einem Gravelbike mit dicken Reifen vor mir her. Wie erniedrigend ist das denn. Nur langsam fahre ich vorbei, allerdings muss ich dann wieder stehenbleiben. Die Krämpfe sind nur noch brutal, rechts haut‘s mir das Knie gegen‘s Oberrohr, links kann ich fast nicht mehr ausklicken, weil der Fuß so krampft.

Ich stehe neben einem Reiseradler der wegen Erschöpfung pausiert. Hm, während des Radmarathons hier hoch oder runter fahren würde mir nicht in den Sinn kommen. Ich mag aber nicht mit ihm reden. Ich bin nicht wirklich erschöpft, aber die heftigen Krämpfe, die auch nicht weniger werden nehmen mir so langsam auch mentale Kraft.

Ich sehe zu, dass ich weiterfahre. Jetzt geht es doch ein recht langes Stück vorwärts bevor ich erneut stehenbleiben muss. Wieder dehnen, fluchen, und weiterfahren. Dann erreiche ich aber die lange Gerade aus dem Wald heraus, jetzt kann man schon die Labstation sehen.

Der Jaufen ist wirklich nicht so dramatisch, und von der Power her war es heute nicht so übel, aber trotzdem musste ich bis jetzt fünf mal stehenbleiben. Ich will jetzt aber durchziehen bis zur Labe. Klappt nicht, auf der Hälfte der Distanz muss ich wieder stehen bleiben. Gleiche Prozedur, dehnen, fluchen, weiterfahren.

Es geht auch wieder ein Stück ganz gut, aber die Krämpfe kommen 500 Meter vor der Labstation heftig zurück. Ich will aber nicht stehenbleiben. Ich kämpfe mit aller Macht gegen die stechenden und ziehenden Schmerzen. Ich habe Durst und bin ziemlich gezeichnet, es tut so weh, dass ich stöhnende Geräusche mache, das rechte Bein will gar nicht mehr recht gehorchen, das Knie knallt gegen das Oberrohr, aber ich schaffe es bis zum Ende der Labstation. Ein echter Gewaltakt gegen die Beine.

Jetzt kann ich aber endlich absteigen und esse ohne Ende Obst, dann Kuchen, dann Brot, das geht aber nicht. Ich suche was salziges, es gibt Laugenstangen, aber die sind extrem trocken, ich lutsche das Salz ab. Wieder gibt es kein ISO-Getränk, ich trinke Red Bull, Cola, Wasser ohne Ende, O-Saft, der schmeckt aber scheiße, trotzdem mache ich eine Flasche damit voll.

Einen Joker habe ich noch, nämlich eine Tüte Sponser Competition. Damit fülle ich die zweite Flasche und packe ein paar von den Gels ein. Ich gehe etwas und dehne Oberschenkelrückseite und Waden. Alles andere brauche ich gar nicht erst versuchen. Eine ganze Weile verbringe ich an der Labstation, als ich wieder auf‘s Rad steige ist mein Bauch so voll, dass ich kaum treten kann. Die Beine bleiben aber krampfig. Ich fahre die zwei Serpentinen hoch zur Passhöhe, die Power in den Beinen ist immer noch relativ gut.

Kurz vor der Passhöhe kommen die Krämpfe mit aller Macht. Ich schleppe mich über die Zeitmesslinie und versuche mich in die Abfahrt zu retten, aber nach hundert Metern Abfahrt muss ich vom Rad, die Krämpfe sind so brutal, dass ich nicht auf dem Rad sitzen kann.

Wieder das gleiche, dehnen, warten, dehnen, fluchen, weiterfahren. Auch wenn ich in St. Leonhard aussteigen will, so muss ich doch erst mal runterkommen. Ich rolle weiter und es geht erst mal. Ich finde eine brauchbare Position und kann sogar halbwegs vernünftig abfahren. Wenn ich 2012 so hier runtergefahren wäre hätte das für die sub 9 gereicht. Dann hätte ich mir das heute gespart. Aber hätte hätte Fahrradkette.

Dreiviertel der Abfahrt habe ich hinter mir. Ich überlege was ich in St. Leonhard machen soll. Vielleicht sollte ich versuchen bis Moos zu kommen, der erste Abschnitt des Timmelsjoch ist eigentlich über weite Strecken moderat, vielleicht kriege ich das noch hin trotz der Krämpfe. Von dort könnte die Chance größer sein mit irgendeinem Fahrzeug in Richtung Sölden zu kommen.

Dann setzen die Krämpfe wieder ein. Ich fahre weiter, suche irgendeine Position die halbwegs zu ertragen ist, es schmerzt aber wie die Hölle, ich jammere und stöhne auf dem Rad. Außer dem Race Across America ist das das härteste was ich bis jetzt gemacht habe. Normalerweise handele ich nie gegen meinen Körper, außer wenn es darum geht den „inneren Schweinehund“ zu überwinden. Aber das hier ist gar nicht der Kopf wo es zu kämpfen gilt, hier muss ich jetzt gegen die Beine fahren. Bzw. ich muss ja nicht, will auch nicht, aber habe auch keine rechte Möglichkeit aufzugeben ohne stundenlang in St. Leonhard rumzuhängen.

Etwas lädiert komme ich unten an und fahre direkt in die Passstraße zum Timmelsjoch. 8:30 h ist gegessen, sub 9 ist auch gegessen, da müsste ich schon das Timmelsjoch in knapp zwei Stunden hochfliegen, ist natürlich Quatsch.

In Würde durchfahren hatte ich für mich mit unter zehn Stunden definiert. Auch das wird eng, die Beine krampfen seit dem Kühtai. Ein Wunder, dass ich überhaupt bis hierher gekommen bin. Vielleicht ist es nur der Infekt gewesen, die verpasste Flaschenübergabe hat sicher auch nicht geholfen, aber mittlerweile habe ich soviel Gels und sonstige Nahrung von der Labstation zu mir genommen, irgendwann müssen die Nährstoffe ja auch mal ankommen.

Vielleicht sind die Muskeln einfach so dermaßen erschöpft vom RAAM oder was auch immer, dass dieses Jahr nix mehr drin ist. Andererseits bin ich am Nürburgring ganz normal gefahren. Knappe 50er Zeiten auf der Rad am Ring Strecke sind ja auch nicht wirklich schlecht.

Ich werde trotzdem in Moos aufhören, die fünf Kilometer danach schaffe ich auf gar keinen Fall, die sind zu steil.

Aber ich scheitere schon am flachen Teil am Anfang. Ungefähr an der Stelle wo ich auch schon 2012 kurz absteigen musste mit Krämpfen, halte ich diesmal wieder. Aber das ist jetzt kein Krampf mehr. Ich finde keine Möglichkeit zu stehen um die Beine zu entlasten. Ich dehne die Waden, Oberschenkelrückseite dehnen geht nicht mehr, ich versuche die Vorderseite zu dehnen was in einem heftigen Stich resultiert, ich zucke zusammen finde keine Position mehr, jammere und stöhne, hänge halb schräg über der Leitplanke und weiß nicht mehr was ich machen soll. Ein Kameramann steht dabei und filmt mich. Na herzlichen Dank. Mit der Würde ist es jetzt vorbei. Es tut einfach so dermaßen weh, dass ich nicht mehr weiß was ich machen soll. Wenn doch nur Olli, oder Rebecca oder Chris hier wären.

Da kommt mir die Idee, dass ich mich ja auch selbst massieren kann, vielleicht habe ich beim RAAM ja was gelernt. Das mache ich dann auch.

Nach einer gefühlten Ewigkeit fahre ich weiter, zunächst extrem zäh, dann geht es etwas. Sobald ich nur halbwegs treten kann habe ich sofort 280, 290 Watt zur Verfügung. Allerdings hören die Beine jetzt nicht mehr auf weh zu tun, auch wenn ich treten kann. Ich fahre auch nur noch meinen eigenen Rhythmus, ist mir egal ob ich auf den flacheren Stücken vorne im Wind fahre, allerdings, wenn ich fahre, fahre ich schneller als die meisten um mich herum.

So erreiche ich tatsächlich Moos. So, wie zum Teufel steige ich jetzt hier aus? Kriege ich hier ein Taxi? Wann kann ich denn dann überhaupt nach Sölden fahren? Ich habe es bis hierhin geschafft, ich könnte versuchen die nächsten fünf Kilometer zu schaffen, dann geht es flach bis zur Labstation und da gibt es sogar Physios!

Ich versuche es, fahre in die erste Kehre und nun geht es gleich steil berghoch. Die Power reicht, die Beine schmerzen sehr, aber ich kann sie eine ganze Weile kontrollieren, allerdings nur bis zur nächsten Kehre. Da hängt auch das passende Plakat: „ausgeträumt?“

Ich fürchte ich muss die Frage mit „ja“ beantworten. Ich mache in aller Ruhe ein Foto vom Rad mit dem Plakat im Hintergrund, die Beine krampfen mittlerweile beide von den Zehen bis zum Hüftbeuger. Ich kann nur wählen zwischen stehen und wenig Schmerzen, fahren mit Schmerzen und dann „Schmerz zu stark“, keine Kontrolle über die Beine – stehenbleiben. Zyklus startet neu.

Ich setze mich wieder auf‘s Rad fahre weiter. Will einen Kilometer schaffen. Klappt nicht ganz… Wieder stehen, massieren, dehnen, fluchen, massieren, dehnen, weiterfahren. Und wieder und wieder. Wenn ich fahre trete ich 280 Watt und mehr, aber meist stehe ich. Arbeite mich so aber im steilen Stück drei, vier Kilometer nach oben.

Da treffe ich Jakob Zurl. Er fährt gerade an mir vorbei als ich stehe, versucht mich aufzumuntern, ich fahre weiter, wir fahren ein Stück zusammen und unterhalten uns, ich muss wieder stehenbleiben, fahre weiter hole ihn wieder ein, wir unterhalten uns. Das tut mir sehr gut. Ich fahre davon wir verabschieden uns, ich bin aber sicher, dass er mich vor der Labstation noch zweimal einholen wird.

Allerdings schaffe ich es tatsächlich bis zum abflachenden Streckenteil zu kommen. Und obwohl es dann ein ganzes Stück flach dahingeht, leide ich sehr. Die Beine schmerzen sehr, ich fahre immer „kurz vor dem Krampf“, mir ist völlig egal ob ich Windschatten habe oder nicht, ich versuche einfach nur irgendwie die Labstation zu erreichen. Das es nicht weiter geht ist klar. Vielleicht ist das aber der beste Ort zum aussteigen, denn dort ist wenigstens was los. Außerdem hatten die dort doch immer Physios vor Ort.

Ich quäle mich auf dem Rad vorwärts, mittlerweile auch wirklich ausgelaugt von dem ständigen Ankämpfen gegen die schmerzenden Beine. Und auch wenn sich die Strecke noch ewig zieht, erreiche ich doch endlich die Labstation. Endlich, endlich, endlich.

Unglaublich, schon vor dem Jaufen war mir klar, dass ich aufgeben muss und nun bin ich doch bis zur Labstation Schönau gekommen. Genau genommen habe ich sogar noch die Chance unter zehn Stunden zu bleiben wenn ich weiter fahre. Eigentlich unfassbar.

Ich frage nach Salz, aber es gibt keines. Ein Mitstreiter hält mir eine Pille hin und meint die würde helfen, ist wohl ein Magnesium Präparat. Ich hatte noch nie Magnesiummangel, ich nehme sie trotzdem.

An dieser Labstation gibt es dann auch tatsächlich ISO-Getränk. Ich mache beide Flaschen voll, trinke etwas davon, trinke noch Wasser, Cola, Red Bull, esse Obst ohne Ende, Kuchen, Brot, was halt da ist. Auch Gels nehme ich noch und stecke noch drei ein. Dabei lasse ich mir Zeit. Ich sehe die Physios nicht, gucke aber auch nicht richtig. Hier bleiben will ich nicht. Selbst wenn ich schiebe bin ich wahrscheinlich schneller auf dem Timmelsjoch als wenn ich auf eine Shuttlemöglichkeit warte.

Ich trinke noch einen Schluck von dem ekligen Orangensaft (oder Orangensaftgetränk?) und fahre weiter. Bzw. versuche ich es, muss aber nach zwanzig Metern wieder absteigen. Die Krämpfe werfen mich fast vom Rad. Ich massiere, dehne, versuche weiterzufahren, schaffe wieder zehn, zwanzig Meter muss stehen bleiben. Ich bin jetzt echt sauer auf meine Beine, wenigsten im Flachen irgendwie rollen sollte doch drin sein???

Ist es aber nicht. Ich schaffe wieder nur zwanzig Meter. Mittlerweile haben die Krämpfe eine neue Qualität erreicht. Die Muskeln werden ganz fest, ich kann sie gar nicht massieren, weil ich sie nicht anpacken kann. Es lässt aber noch mal nach, ich schleppe mich tatsächlich bis zur kleinen Brücke wo die hundertachtzig Grad Kehre in den Schlussanstieg führt.

Ich habe die Hoffnung, dass die Steigung und die gleichmäßige Belastung längere Abschnitte auf dem Rad zulässt. Aber an der Brücke muss ich erst nochmal stehen bleiben. Mittlerweile ist mein Stöhnen recht unkontrolliert, wenn der Schmerz auf dem Schmerz nochmal richtig reinsticht fange ich unweigerlich an fast zu schreien. Ich glaube ich gebe ein erbärmliches Bild ab.

Egal wieder auf‘s Rad, ich fahre in die Steigung auf den ersten Tunnel zu, es geht tatsächlich einen Hauch besser als im flachen Teil. Ich hoffen nur, dass ich nicht im Tunnel absteigen muss. Ich kämpfe mich bis zum Tunnel und komme sogar hindurch, schaffe es bis zum zweiten Tunnel und auch durch diesen hindurch. Ein paar Meter dahinter ist es dann aber wieder vorbei. Nochmal stehenbleiben, massieren, dehnen, lieber nicht massieren, tut nur noch mehr weh, dehnen geht auch nicht mehr so gut, sowieso nur die Wade, fluchen, warten, fluchen, weiterfahren.

Es ist ein verdammt weiter Weg bis zu nächsten Kehre, und ein richtig steiler Abschnitt folgt auch gleich. Aber die Beine funktionieren dann tatsächlich wieder einen Hauch besser. Die Leistung ist sowieso da, aber nun bleibt auch der Schmerz erträglich.

So schaffe ich den steilen Abschnitt und fahre tatsächlich durch bis zur Kehre, wo nochmal eine kleine Labstation aufgebaut ist. Eigentlich könnte ich weiterfahren, aber ich will die Chance nutzen trinken und massieren miteinander zu verbinden. Trinke noch ein Wasser und ein Red Bull oder zwei, massieren geht aber nicht, finde auch nur eine Position, halb gebückt über dem Rad in der ich stehenbleiben kann.

Ich fahre weiter. Man gewinnt über einige Serpentinen Höhenmeter und dann geht es ähnlich lange in die andere Richtung. Ich halte eine ganze Weile durch, muss dann wieder stehenbleiben. Jetzt werden die Krämpfe aber so böse, das ich laut schreien muss. Ich versuche mich auf die Mauer zu setzen, ein Riesenfehler, die Hüfte macht zu, ich wusste nicht dass eine Hüfte so krampfen kann…

Es dauert bis ich irgendeine Position halb schief über der Mauer hängend gefunden habe, die erträglich ist. Wobei erträglich geschmeichelt ist. Ich fange an wütend zu werden. Das verrückte ist ja, ich kann immer noch unter zehn Stunden bleiben. Dabei fahre ich nun seit dem Kühtai gegen diese verdammten krampfenden Beine. Ich merke auch, dass es nicht mehr lange gut geht. Was kommt eigentlich nach dem Krampf? Vielleicht komme ich nicht bis obenhin, aber außer es zu versuchen habe ich kaum eine Wahl.

Ich setze mich wieder auf‘s Rad. Es wird jedesmal härter. Ich hatte immer ein bisschen die Hoffnung, dass es irgendwann aufhört. Ich habe an den Labstationen so dermaßen viel Nährstoffe zu mir genommen, dass es an der Zufuhr nicht liegen kann. Vielleicht sind meine Muskeln einfach so erschöpft, dass die Nährstoffe nicht mehr ankommen? Ich weiß es nicht. Aber jetzt muss ich weiter, Schmerzen hin oder her.

Ich komme recht weit, halte wieder an, dehne, massiere, dehne, warte, fluche, fahre weiter. Die Kehre scheint unendlich weit weg, aber ich erreiche sie ohne ein weiteres Mal abzusteigen. Ich trete so 260 bis 280 Watt. Plötzlich packt mich Enthusiasmus. Am Rand stehen ein paar Zuschauer und feuern uns Fahrer an, jetzt sind noch drei „normale“ Kehren zu bewältigen, ich will auf dem Rad bleiben.

Nach zwanzig Metern beschließen die Beine was anderes. Jeder Schmerz lässt sich steigern, ich kann gerade noch stehen bleiben, komme aber nicht mehr vom Rad, ich kann das Bein nicht über den Sattel heben. Ich frage mich wie das überhaupt die ganzen Male davor ging. Ich stehe am Straßenrand, einer der Zuschauer kommt zu mir gelaufen, hält mein Rad und hilft mir beim Absteigen. Ich kann mich nicht bewegen, jede Bewegung führt zu heftigen Stichen und Blitzen in Wade, Oberschenkel, Hüfte, die Zehen krampfen, ich mache unkontrolliert Geräusche.

Mittlerweile halte ich das Rad, und der Zuschauer (ich weiß leider deinen Namen nicht, aber Danke für deine Hilfe!) klopft an meinen Beinen rum. Es ist extrem unangenehm tut aber nicht weh, hilft aber auch nicht. Wir tauschen wieder und nun kann ich mich immerhin etwas bücken und massiere meine Beine. Die Oberschenkel sind an der Vorderseite und der Seite hart wie Stein und Oberhalb der Kniescheibe scheint jemand genüßlich ein Messer im Oberschenkel zu drehen. Aber der Schmerz liegt unter einem Hauch halb durchsichtigem Seidenpapier, nur wenn ich die falsche Bewegung mache sticht er hindurch.

Mit etwas Hilfe komme ich wieder auf‘s Rad. Ich fahre weiter, nur noch an der Grenze zum „ich muss sofort absteigen“. Ich darf jetzt nicht mehr absteigen, alleine schaffe ich das nicht, und vor allem komme ich alleine nicht mehr wieder auf‘s Rad. Tja, nix mit Begleitcrew und medizinischer Abteilung, obwohl, die hätten sicher gesagt ich bilde mir den Schmerz nur ein ;).

Es gibt Mentaltrainer die behaupten, dass man mit den richtigen Techniken den Schmerz zurückdrängen und ignorieren kann („Den Schmerz annehmen“, „der Schmerz ist dein Freund“, blablabla). Problem ist nur, Schmerzen haben Ursachen, und wenn der Krampf deinen Fuß nach außen reißt und dein Knie gegen das Oberrohr dotzt, und du nicht mehr treten kannst, nützt das auch nix.

Jetzt kann ich nur hoffen, dass nicht genau das passiert bevor ich den flachen Teil, also den Tunnel erreicht habe, dort käme ich schon irgendwie wieder auf‘s Rad.

Ich versuche noch mehr reinzutreten, Von der Leistung her habe ich ja immer noch locker 260 Watt, ich fahre aber mit fast 290 die Muskeln sollen keine Chance haben, aber so ganz einfach nehmen die das nicht hin.

Ich erreiche die Kehre, fahre weiter, will weiter Druck machen, geht aber nicht tut einfach weh. Bleibe aber auf dem Rad. Die nächste Kehre will ich unbedingt noch erreichen. In der Kehre muss ich aber erneut stehen bleiben. Es geht nicht, es geht einfach nicht. Es sticht, zuckt, zieht, die Muskeln sind hart wie Stein. Dehnen, massieren, dehnen, massieren, fluchen, jammern, weiterfahren. Ich versuche es noch einmal.

In der Kehre komme ich auch auf‘s Rad, versuche Tempo aufzunehmen, es tut einfach nur weh, warum muss Radfahren so weh tun? Muss es nicht, ich fahre ja freiwillig hier, aber ich habe jetzt auch wenig Wahlmöglichkeiten, außerdem bin nur wenige Meter vom Tunnel entfernt, da wird es dann flach.

Theoretisch kann ich immer noch unter zehn Stunden fahren, völlig verrückt. Aber ich muss ja wahrscheinlich auch in der Abfahrt stehen bleiben, und vor allem weiß ich nicht wie ich den Gegenanstieg schaffen soll, selbst wenn ich es das Timmelsjoch schaffe.

Ich bleibe auf dem Rad, muss an die letzten Male beim Ötzi denken, als Andrea, Maj-Britt und Jörg hier oben standen, wie erschöpft ich da war, wie mir das nochmal ein Quäntchen Kraft gegeben hat und ich dann glücklich den Tunnel erreicht habe.

Ich bleibe auf dem Rad, letzte Kehre, ich fahre auf den Tunnel zu, ich bleibe auf dem Rad. Der Tunnel kommt näher. Ich weiß, dass ich bis dahin komme, aber dann wird es flach. Was machen die Beine, muss ich im Tunnel stehenbleiben?

Ich erreiche tatsächlich den Tunnel, eigentlich geil, aber jetzt im Flachen werden meine Beine vielleicht völlig ausflippen. Ich versuche den Druck auf dem Pedal zu halten, gelingt so lala. Die Beine zucken und blitzen, aber ich bleibe auf dem Rad. Irgendwie finde ich sogar eine Position in der ich halbwegs damit zurechtkomme und überhole eine kleine Gruppe, die hängen sich hinten dran, das ist mir völlig egal, ich will nur mein Tempo fahren, bzw. mit gleichmäßigem Druck meine Beine in Schach halten.

Es geht über den kleinen Schotterabschnitt wo gerade gebaut wird, dann zieht die Steigung nochmal etwas an. Es wird grenzwertig, ich kann gerade noch auf dem Rad bleiben, aber nicht mehr lange. Da sitzt einer auf der Mauer auf der Bergseite und hat so einen kleinen Brüllwürfel aus dem es „Oleee, Ole, Oleee“ dröhnt. Hier kann ich auf keinen Fall anhalten, ich muss durchhalten, nur hier nicht stehenbleiben. Zur Passhöhe wird es nochmal kurz etwas steiler, aber ich komme tatsächlich hoch, da ist das Passschild, was für eine Sensation!

Dort steht auch ein Rettungswagen, die Krämpfe setzen gerade nochmal ganz heftig ein, ich fahre auf den Wagen zu und will mit jemandem reden, warum auch immer, fahre dann aber mit Dampf in die Abfahrt. Ich glaube für unter zehn Stunden ist es zu spät. Schon auf den ersten Metern finde ich aber eine Position in der die Beine sich halbwegs wohlfühlen. Hammer was für ein gutes Gefühl, das erste mal seit Stunden. Ich kann ganz normal abfahren. Leichter Gegenwind, deshalb nicht superschnell, aber eben ganz normal. Mehr will ich gar nicht. Einfach rollen lassen.

So erreiche ich in Normaltempo den Gegenanstieg, ein Blick auf den Radcomputer, unter sub 10 geht immer noch, aber jetzt kommt der Gegenanstieg…

Ich fahre in den Anstieg wie ich es immer machen würde, die Beine machen auch erst mal mit. Vielleicht kommt ja doch noch das Wunder und ich fahre nochmal einen Anstieg ohne Krämpfe und ohne anzuhalten hinauf. Ich schaffe es fast bis zum Beginn der Betonmauer auf der Bergseite, dann ist es aber vorbei, der Krampf rechts kommt schnell und heftig, der links langsam aber genauso heftig. War aber auch zu erwarten, wenn man irgendwo beim Ötzi Krämpfe bekommt, dann hier. Es wäre wirklich seltsam wenn ich heute ausgerechnet hier keine hätte. Nur, im Unterschied zu sonst kann ich nicht „dagegen treten“, das habe ich ja nun schon über Stunden gemacht. Ich bin doch ziemlich zerstört. Obwohl ich immer noch Power habe, und die gute Abfahrt von der Passhöhe bis hierher mir nochmal einen Schuss Extramotivation gegeben hat. Und es gibt immer noch den Hauch einer Chance auf die sub 10.

Ich komme gerade so vom Rad, die Beine krampfen beide von den Zehenspitzen bis in die Hüfte ich jammere laut, finde keine Position zum stehen, kann nicht dehnen, mir wird fast schlecht weil ich keine Bewegung finden kann mit der ich das Stechen und Ziehen abmildern kann. Nochmal massieren, dann doch leicht dehnen, fluchen, massieren, warten, fluchen, und wieder auf‘s Rad.

Ich komme sogar in die Pedale und kann tatsächlich weiterfahren. Eine paar Meter mit ganz normaler Power, 280 bis 300 Watt. Ich schaffe die erste Linkskurve, nach der man schon die Mautstation erwartet, aber ich weiß ja, dass noch eine zweite Linkskurve wartet, auf die man in einem Rechtsbogen zufährt. Durchaus nochmal ordentlich Steigung, die Beine gehen, ich versuche auf dem Rad zu bleiben, komm verdammt, bis zur Mautstation muss gehen, die Beine schmerzen sowieso, egal, weiter, links fängt es an zu ziehen, Quadrizeps, Hüfte, weiter, weiter, kämpfen bis zur Mautstation, dann geht es nur noch bergab, zieh durch verdammt, dann ist die sub 10 möglich, trotz allem. Das rechte Bein fängt ebenfalls an, Wade, Zehen, Oberschenkel, noch 50 Meter, bleib auf dem Rad verdammt, den rechten Fuß zieht es nach außen, noch 30 Meter, das Knie zieht unwillkürlich nach innen, noch 20 Meter, die Straße flacht ab, ich lasse einen Tritt aus, links tritt nochmal für den rechten, ein stechender Schmerz, noch 10 Meter. Mir ist alles egal, entweder falle ich vom Rad oder ich schaffe es bis zur Station. Die Straße wird flach, was machen die Muskeln jetzt? Wenn ich absteigen muss schaffe ich die sub 10 nicht.

Aber die Beine reagieren wie oben am Timmelsjoch, ich kann tatsächlich auf dem Rad bleiben, kann noch etwas treten bis es nach der Mautstation richtig bergab geht und finde eine erträgliche Position auf dem Rad. Vor mir fährt einer etwas zu langsam, ich kann aber nicht vorbeifahren, dann müsste ich treten und würde riskieren, dass die Beine „zu“ machen. Ich bleibe dahinter im Windschatten, muss sogar etwas bremsen.

Bis Hochgurgl erholen sich die Beine mehr und mehr, ich kann sogar in den Kurven kurz das kurvenäußere Bein strecken und die Kurve richtig nehmen. An der letzten Kreuzung in Obergurgl, bzw. zwischen den beiden Ortsteilen wollen die Beine nochmal kurz aussteigen, aber ich trete etwas rein, tut zwar weh aber geht irgendwie. Die ersten Häuser kommen, noch zwei etwas flachere Abschnitte überstehen, jetzt kommt der erste. Und da bläst mir auf einmal heftiger Wind entgegen. Wer zu spät kommt, den bestraft das Timmelsjoch, alte Ötziweisheit. Oben war es zwar bewölkt, aber Regen hatte ich keinen, nun frischt der Wind aber stark auf, und bläst uns heftig entgegen.

Zwei Fahrer überholen mich, ich will mich dranhängen, die Beine wehren sich, ich muss jetzt da dran kommen, sonst fahre ich alleine im Wind. Es klappt – irgendwie. Keine Ahnung wie. Ich kann den ganzen Abschnitt dranbleiben, bis es wieder richtig bergab geht, ist ja nicht so lange.

Nach der Serpentine kann ich sogar beschleunigen, in der Lawinengallerie halten die Beine still, wir geißeln in Richtung Ziel. Wenn ich den flachen Abschnitt hinter Zwieselstein ohne abzusteigen überstehe, schaffe ich es unter zehn Stunden zu finishen!

Ich kenne die Abfahrt ja gut von vor zwei Wochen. Kein Problem dranzubleiben. Dann erreichen wir Zwieselstein. Wir fahren auf weitere Fahrer auf und von hinten kommen auch noch welche. Hier im letzten flachen Abschnitt muss ich dranbleiben. Die Beine müssen jetzt funktionieren, nur diese paar verdammten Kilometer noch.

Kurz zieht und blitzt es nochmal, aber ich kann es kontrollieren. Die Power ist noch immer da. Ich muss meinen eigenen Rhythmus fahren, fahre aus dem Windschatten, gebe einfach Gas, bloß den Beinen keine Gelegenheit mehr geben mich vom Rad zu holen. Und dann die Mülldeponie, ich glaube das ist die beliebteste Mülldeponie der Welt, der Reifen hinten fängt nochmal an zu rubbeln, die ganze Zeit war das nur ganz minimal bei den Abfahrten, jetzt bloß nicht noch ein Plattfuß.

Wir schießen auf Sölden zu, in langer Rechtskurve, vorbei am Abzweig zur Gletscherstraße, dann Linkskurve, das rechte Bein zuckt und sticht, ich muss bremsen, kann es nicht austrecken, egal, weiter, weiter, weiter, durchziehen, irgendwie durchziehen.

Ich trete, das Bein beruhigt sich etwas, ich bleibe im Windschatten, noch 1000 Meter! Noch 1000 verdammte Meter, und ich finishe das Ding in unter zehn Stunden, davon über sieben Stunden mit heftigen Krämpfen. Wenn ich nicht zweimal das RAAM gefahren wäre müsste ich sagen, das härteste was ich je gemacht habe.

Ich bin aber auch komplett zerstört. Nur diese Gefühl auf den letzten paar hundert Metern zu sein hält mich am Laufen. Die fünfhundert Meter Marke nehme ich nicht war, ich habe auch keinen Windschatten mehr, ich weiß auch nicht wo die anderen sind.

Noch 200 Meter, ein paar sind hinter mir, ein paar vor mir, ich fange nochmal an kräftiger zu treten. Jetzt weiß ich, dass ich tatsächlich ankomme, tatsächlich finishe. Eigentlich hätte ich niemals ankommen dürfen. Und ich bin unter zehn Stunden. War das nicht das, was ich vorher als in Würde finishen definiert hatte? Würde ist ein seltsamer Begriff. An der Mauer zu stehen und zu jammern, ja zu schreien ist das würdevoll? Zwanzig Meter stöhnend auf dem Rad zu sitzen, stehen zu bleiben, fünfzehn Meter auf dem Rad zu sitzen stehen zu bleiben, schief weiterzufahren, ist das würdevoll?

Ich habe keine Ahnung, ich rolle über die Brücke auf die Ötztal Arena zu, über die Ziellinie, der Moderator nennt meinen Namen, ich schaffe es anzuhalten und stehenzubleiben, kann geradeso ausklicken aber nicht absteigen. Ich lege meinen Kopf auf den Lenker, die Tränen schießen mir in die Augen.

Ich mag keine Schmerzen und würde mir niemals freiwillig in irgendeiner Form welche zufügen. Aber ich bin auch unglaublich schlecht im Aufgeben. Hätte es in St. Leonhard ein Shuttle gegeben ich hätte mit Sicherheit aufgehört. Und das wäre schon zu spät gewesen. Ich bin jetzt über sieben Stunden gegen die Krämpfe gefahren, vielleicht halte ich keinen Weltrekord im 24 Stunden Höhenmeter sammeln, aber sowas wie das hier machen wahrscheinlich auch nicht viele. (Klar es gibt immer einen der „besser“ ist als du, wahrscheinlich selbst darin…)

Ich arbeite mich vom Rad, ich muss ja raus aus dem Zielraum, laufen geht dann aber einigermaßen. Ich finde Katrin und hole mir erst mal eine Umarmung ab. Wieder schießen mir die Tränen in die Augen.

Das Hotel ist ja gleich um die Ecke. Das Gehen tut den Beinen sogar ganz gut. Alleine ausziehen kann ich mich aber nicht. Aber duschen kriege ich hin. Keine Ahnung was ich meinen Muskeln da heute angetan habe, aber die nächsten Wochen werde ich außer Schonen, ganz leichtem „Durchbewegen“, vielleicht etwas Schwimmen nix machen können.

Nach einer Dusche und nachdem Katrin mir beim Anziehen hilft, kann ich schon wieder ganz brauchbar zur Chipabgabe laufen. Auf das personalisierte Finishertrikot verzichte ich, wenn vorne eine 8 gestanden hätte, hätte ich das sicher gemacht. Aber eine 9:50 wollte ich jetzt nicht auf‘s Trikot drucken lassen. So wertvoll diese Zeit für mich heute auch ist. (Ich empfinde sie sogar als sensationell.)



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Sonntag, 27. August 2017

Ötztaler Radmarathon 2017 – Gedanken vor dem Rennen

Obwohl ich gestern dann doch noch einen recht stressigen Tag mit über sieben Stunden Anfahrt nach Sölden, und Ankunft spät in der Nacht, hinter mich gebracht habe, geht es mir heute morgen erstaunlich gut. Die ständigen leichten Bauchschmerzen sind weg, der Magen-/Darm Infekt scheint wirklich überwunden.

Nach dem Frühstück hole ich zusammen mit Katrin erst mal die Startunterlagen ab. Das geht wie immer recht flott, der Ötztaler Radmarathon ist perfekt organisiert. Die in der Arena aufgebauten Stände nutze ich noch um mit den Leuten von SRM und power2max zu quatschen, ein paar Probleme melden, Infos über neue Produkte ziehen usw. Bei Garmin sage ich auch kurz Hallo um mein Problem mit den USA Karten zu erläutern, aber da waren nur Verkäufer, von Problemen haben die natürlich noch nie was gehört…

Dann treffe ich noch den Franz Venier, der hat einen kleinen Stand an dem er sein neues Buch vorstellt. Sicher eine spannende Lektüre für alle die am Ultraausdauersport interessiert sind. Ein nettes Gespräch, beim Trainingscamp mit dem Franz hatte ich mir 2010 den Startplatz für den ersten Ötzi besorgt und auch noch einige Höhenmeter im Training zurückgelegt.

Für heute stehen natürlich nicht so viele Höhenmeter auf dem Programm, so ca. 90 Minuten Vorbelastung steht auf meinem Plan. Da ich keine große Lust habe bergab in Richtung Ötz zu fahren, fahre ich bergauf in Richtung Timmelsjoch. Sölden ist natürlich voll, es herrscht viel Verkehr und so biege ich nach dem ersten kleinen Anstieg, kurz vor Zwieselstein ab in Richtung Vent.

Der Bauch bleibt ruhig, kein Grummeln, keine Probleme. Die Power ist nach dieser schlechten Woche natürlich nicht bei hundert Prozent, aber doch besser als erwartet. Ich genieße die Fahrt durch das eher ruhige und recht schöne Venter Tal, und beschließe auf jeden Fall morgen zu starten. Und dann einfach schauen was geht.

Die Straße steigt meist nur mäßig an, dann kommt eine „Stufe“, gerne mal etwas steiler, um dann wieder recht flach weiterzuführen. Nach einer Weile fährt man durch etwas längere Lawinengallerien und kleine Tunnel, dann überqeuert die Straße die Venter Ache und man wechselt auf die andere Talseite. Nach gut 45 Minuten habe ich dann Vent erreicht. Hier könnte man nochmal ordentlich bergauf fahren in Richtug Rofen, aber das spare ich mir.

Stattdessen kehre ich wieder um und genieße die Fahrt zurück in Richtung Sölden. Nun geht es ja vorwiegend bergab. Die ersten Abfahrten sind gut, als ich jedoch etwas mehr Fahrt aufnehme spüre ich ein leichtes „rubbeln“ am Hinterrad. Mist, ein Platten? Ich halte an und schaue mir den Reifen an, der scheint jedoch ok zu sein. Hm, muss ich im Hotel prüfen. So fahre ich weiter durch das schöne Venter Tal bis Zwieselstein und dann wieder hinab nach Sölden.

Wieder im Hotel, beschließe ich,  vorsichtshalber einen neuen Reifen zu besorgen. Dabei nutze ich die Gelegenheit Peter zu treffen, der das RAAM dieses Jahr verfolgt hat und uns regelmäßig geschrieben hat und definitiv der schnellste Twitterer war, in der Followcar Crew hatte er deswegen echte Fans :) (Peter wird morgen auch starten, viel Erfolg für morgen und komm sturzfrei durch!)

Ein nettes Gespräch, das ich auch gleich noch zu einem Mittagessen nutze. Essen geht wieder ganz normal, eine Grundvorraussetzung um morgen eine Chance zu haben das Rennen zu Ende zu fahren.

Ich besorge mir noch die Reifen und untersuche das Fahrrad ausgiebig. Aber der Hinterreifen ist völlig in Ordnung, nur die Felge hat einen, wenn auch nur ganz leichten, Seitenschlag. Mist, das hatte ich nicht gesehen. Nix wirklich schlimmes, aber auf den Abfahrten etwas unangenehm.

Muss ich jetzt aber durch. Das wird glaube ich morgen mein kleinstes Problem. Eine Sache die die Versorgung etwas kompliziert macht: An den Labstationen gibt es kein ISO Getränk. Dabei werden die von Sponser unterstützt, das hätte also perfekt gepasst. Wirklich eine seltsame Entscheidung, denn Fruchtsäfte oder gar Red Bull machen wirklich keinen Sinn, für mich momentan erst recht nicht, und eigenes Pulver mitschleppen ist ja wirklich dämlich. Das hatte ich echt noch bei keinem Radmarathon.

Anyway, ist für alle gleich, außer vielleicht für die Topleute, die Helfer dabei haben. Ich werde ja von Katrin begleitet, die wird mir am Kühtai nochmal neue Flaschen geben und dann nehme ich halt was es gibt.

Mal schauen wie es mir morgen geht. Wenn es mir so geht wie heute, dann habe ich wirklich eine Chance durchzukommen. Ich werde dann einfach fahren und am Kühtai recht schnell herausfinden was heute möglich ist. Über 8:30 h brauche ich sicher nicht nachzudenken, aber wäre schön unter 10 Stunden zu bleiben.

Abends gibt’s dann noch die obligatorische Fahrerbesprechung und jetzt heißt es erst mal noch etwas Schlaf mitnehmen, denn um 4:30 klingelt der Wecker…

 



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Freitag, 25. August 2017

Oetzifrust

Ich hatte mir das so vorgestellt: Zwei Monate nach dem RAAM nutze ich die gute Grundlagenausdauer und das geringe Gewicht um beim Ötztaler Radmarathon nochmal unter 8:30 h zu fahren und mit diesem Rennen dann den Kreis zu schließen. Der Ötzi war mein erster Radmarathon und könnte dann auch der letzte sein.

Da ich seit 2010 ununterbrochen Lospech hatte und noch nie einen regulären Startplatz bekommen habe, hatte ich diesen Plan kurz vor dem RAAM schon aufgegeben, als ich doch noch die Möglichkeit bekommen habe einen Startplatz von einem anderen Starter zu übernehmen. (Herzlichen Dank an den Veranstalter und an Josef!)

Durch das kurzfristige buchen und die Umschreibung usw. ist das insgesamt doch recht teuer geworden, so dass mich die zweieinhalb Tage deutlich mehr als 500,- EUR kosten werden. Ein Grund warum ich schon vor dem RAAM beschlossen habe nicht mehr für‘s Radfahren zu bezahlen, vor allem nachdem ich nach drei Jahren Ultracycling finanziell ausgeblutet bin.

Das mit den 8:30 h war ein sehr ambitioniertes Ziel für mich, aber nicht unrealistisch, allerdings hat das RAAM doch einiges an Energie gekostet und innerhalb von zwei Monaten bin ich zwar schon ganz gut regeneriert, aber wirklich überzeugt das gesetzte Ziel erreichen zu können war ich schon nicht mehr. Das Gewicht hat sich auch längst normalisiert, so dass ich sogar mehr wiege als 2013, wo ich die Achteinhalbstundenmarke schon mal in Angriff nehmen wollte. Da war ich wirklich gut drauf und war mir sicher es schaffen zu können, auch da musste ich über einen teuren Umweg den Startplatz erwerben, und dann haben mich Magen-Darm Probleme umgerissen, so dass ich zwar angereist bin aber nicht starten konnte und die Woche drauf beim Alpenbrevet ziemlich gelitten habe.

Und nun ereilt mich anscheinend das gleiche Schicksal wieder. Letzten Mittwoch spüre ich schon beim Aufstehen, dass mich irgendwas erwischt hat, hat sich eher nach Atemwegsinfekt angefühlt. Abends das Training habe ich noch probiert aber sofort abgebrochen. Donnerstag noch gearbeitet, dann war aber Schluss und ich lag praktisch das gesamte Wochenende flach, habe mich extrem geschont. Margen-Darm Infekt. Nachdem es auch nach fünf Tagen nicht aufgehört hat, konnte ich es mit Tannacomp bekämpfen, so dass ich gerade am Dienstag erstmals wieder halbwegs fit war und wenigstens die Vorbelastung für den ja auch noch vorgesehenen Leistungstest fahren konnte.

Diese Leistungsdiagnostik wollte ich auf keinen Fall absagen, da wir ja unbedingt schauen wollten wie sich die Laktatbildungsrate verhält, nachdem beim ersten Test nach dem RAAM da ein sensationell niedriger Wert zu Buche stand. So bin ich am Mittwoch tatsächlich nach Köln zum Test gefahren, dummerweise habe ich morgens schon gemerkt, dass der Magen-Darm Infekt nun anscheinend von einem Bronchialinfekt abgelöst wird. Arhg!

So bin ich den Sprinttest voll gefahren und habe den Rampentest dann früh abgebrochen. Also geben mir die erhobenen Daten im Hinblick auf Training und Ötzi keine sinnvollen Hinweise, aber wir können immerhin schauen was die Laktatbildungsrate macht.

Und nun, zwei Tage vor dem Ötztaler Radmarathon deutet sich auch an, dass die Magen-Darm Probleme zurückkehren, mit anderen Worten ich bin nicht fit. Und den Ötzi angeschlagen zu fahren ist eine unglaubliche Quälerei mit wenig Aussicht auch nur das Ziel zu sehen. Das Hotel kann ich nicht mehr stornieren, der Startplatz ist bezahlt, der Kreis soll sich schließen, aber auch wenn ich heute nach Sölden fahre, ich weiß jetzt schon, dass ich nur mit 40%iger Wahrscheinlichkeit starten kann. Das ist recht frustrierend.

Ich kann mich nicht beschweren, ein sehr sehr erfolgreiches RAAM bestimmt diese Saison. Da sie aber nur aus zwei Wettkämpfen besteht könnte es auch einen 50%igen Ausfall geben. Schade. Vor allem kann ich mich an das Gefühl 2013 erinnern, als gute Bedingungen waren, ich nicht starten konnte, und ich vor Frust am liebsten in die Ache gesprungen wäre.

Mal schauen, entweder werde ich starten, mich extrem quälen um nur überhaupt ins Ziel zu kommen, oder ich werde überhaupt nicht starten können, dann fahre ich mit Katrin irgendwo auf den Berg, nur nix sehen vom Rennen, das schaffe ich nicht nochmal. Oder ich verkrieche mich im Hotel. Da es die einzigen freien Zimmer in Sölden waren, habe ich im 4* Hotel gebucht, statt wie sonst in der 35,- Euro Pension, da sollte sich doch eine Bar finden lassen wo man einen Kamillentee bekommt…



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Freitag, 18. August 2017

RAAM 2017 Rennbericht Teil 8 – Brutalster Abschnitt des Rennens

Seltsam, ich weiß nicht genau wo ich mich befinde, eine Gruppe von Menschen, die mir irgendwie vertraut und doch fremd vorkommen starrt mich etwas erstaunt an. Was zum Teufel ist hier los? Ich versuche meine Gedanken zu ordnen. Ich bin sehr müde, aber ich soll jetzt aufstehen. Ich stehe doch schon oder?

Olli spricht auf mich ein. Jaja, aufstehen, ich soll radfahren. Mit schweren Gliedern schleppe ich mich in das kleine Wohnmobilbad. Die da draußen sind mir schon etwas suspekt. Ich mag es nicht, dass die mich jetzt auf‘s Fahrrad setzen wollen. Ich bin etwas misstrauisch.

Plötzlich schaffe ich den Sprung aus meinem Traum in die Realität. Ja, verdammt ich bin im RAAM, ich hatte Schlafpause, ich bin unglaublich müde, muss aber weiterfahren. Klar.

Die Crew bemerkt den Übergang nicht. Die waren etwas schockiert, dass ich nach dem „Aufwachen“ noch in meinem Traum gefangen war und nicht wirklich sinnvoll mit ihnen kommuniziert habe. Jetzt wo ich zurück bin in der Realität und meine Situation mit sarkastischen Worten kommentiere denken sie immer noch ich rede wirr.

Das merke ich aber immerhin und versuche normal „vernünftig“ zu reden. Fühle mich aber extrem „gerädert“. Das ist der harte Teil des Rennens, das Schlafbedürfnis zu ignorieren und auf‘s Fahrrad zu steigen. Aber alle im WoMo gehen behutsam mit mir um, bzw. da wo nötig auch mal etwas fordernder, so dass ich letztlich den Weg auf‘s Rad finde. Ich fahre mit dem Cannondale weiter.

Die Strecke ist schön, der Asphalt gut, noch lässt sich die Morgendämmerung nur erahnen. Beim Aufsteigen schmerzt die Sitzfläche aber schon. Beim Fahren dann richtig böse. Verdammt. Es geht bergab und die Strecke ist eigentlich gut. Aber nach kurzer Zeit halte ich recht spontan an. Die Followcarcrew versucht mich noch zu überzeugen, dass hier kein guter Platz zum anhalten ist. Aber ohne Erfolg. Ich will das Fahrrad wechseln und zwar sofort. Ich muss mich eine Weile auf dem Infinity Sattel erholen, bzw. die Sitzfläche entlasten.

Durch meine Spontanität verursache ich etwas Hektik im Followcar. Ich nehme mein Rad und schiebe es hinter das Auto, Meike versucht mich davon zu überzeugen vor dem Auto stehen zu bleiben. Ich will aber, dass wir möglichst wenig Zeit verlieren. Außerdem sind wir hier in der Morgendämmerung mutterseelenalleine, was soll‘s also.

Während die Crew noch das Licht ans andere Fahrrad baut, kommt dann doch ein Fahrzeug vorbei und hält an. Heraus steigt der Official von gestern abend. Ich muss sofort vor das Followcar, was ich nur widerwillig einsehen will, zum Glück schiebt mich jemand aus der Crew nach vorne.

Außerdem steht das Auto nicht die vorgeschriebenen 1,5 Meter von der Fahrbahnbegrenzung weg. Sondern nur 1,2 Meter. Oje, hier ist keine Sau, also überhaupt keine Gefahr für irgendwas, und der Official tut so als wären wir alle gerade in Lebensgefahr. (Nebenbei bemerkt hat er sein Auto auf der Straße geparkt und hüpft ohne Reflexweste auf der Fahrbahn herum…) Man könnte hier einen Grill mitten auf die Straße stellen und das Fleisch wäre fertig bevor das nächste einsame Auto vorbeikommt. Aber er hat natürlich trotzdem recht.

So langsam dämmert mir, dass ich gerade Chaos verursacht habe weil ich nicht auf meine Followcar Crew gehört habe und wir uns deswegen ein Penalty einfangen könnten. Dabei habe ich selbst, vor dem Rennen und in allen Besprechungen, immer betont, dass wir uns strikt an alle Regeln halten, und zwar haargenau.

Aber selbst der Official, der seinen Job wirklich sehr ernst nimmt sieht ein, dass für die 15-20cm ein Penalty wohl etwas übertrieben wäre. So kommen wir mit einer Verwarnung davon. Trotzdem blöd.

Ich sitze nun aber auf dem Roubaix mit dem Infinity Sattel. So kann ich die Druckpunkte etwas entlasten. Dafür gibt es da einen anderen Druckpunkt, aber der ist ja vorher von dem anderen Sattel nicht belastet worden, so dass die Sitzfläche sich tatsächlich erholen kann.

Es läuft dann auch zunächst einigermaßen gut. Yates Center ist irgendwie ein komischer Name für einen Ort, für mich klingt das wie „Dorfgemeinschaftshaus“. Den gleichen Gedanken hatte ich schon 2014. Anyway, um halb fünf Uhr morgens fahren wir durch und gleich weiter. Ich will nur noch aus Kansas raus, dieser Bundesstaat scheint irgendwie nicht aufzuhören.

Ich habe wieder auf das Cannondale gewechselt, die Straße ist jetzt gut und ich fahre wieder ganz ordentlich. Die Landschaft ist nun etwas abwechslungsreicher als zuvor, dafür gibt es auch etwas auf und ab, aber letztlich alles noch ohne Aufwand zu fahren. An diesen Abschnitt kann ich mich gut erinnern, weil es 2014 hier eine Diskussion zwischen Olli und Oli über die Streckenführung gab, da GPX-Track und Roadbook voneinander abwichen. Diesmal ist aber alles eindeutig und ich versuche Pattinson und Baloh etwas zu jagen.

Das Bein macht zunächst ganz gut mit. Aber die Strecke schein unendlich lang. Vor allem wird sie welliger.

So langsam spüre ich aber, dass die Schlafpause nicht so gut war wie erhofft, und dass die Energie etwas nachlässt. Wir fahren über einen recht verkehrsreichen Abschnitt der 54 und die Straßen erscheinen mir auf einmal endlos.

Und nun fahre ich auch nicht mehr wirklich schmerzfrei. Und mit jeder Stunde wird es unangenehmer im rechten Bein.

Momentan scheint es ich muss mich eher gegen Brian Toone nach hinten verteidigen, als dass ich Baloh und Pattinson angreifen kann. Aber ich bin eh sehr mit mir selbst beschäftigt. Richtig gut läuft es nicht. Ich gurke ziemlich dahin, bin nach einer Weile nicht mehr sonderlich schnell und das Bein tut weh. Ich möchte gerne anhalten und absteigen. Ich jammere etwas auf dem Rad, aber die Followcarcrew sagt, das Wohnmobil ist noch weit weg und zwei TS vorgefahren.

Mist. Ich frage Meike ob sie sich nochmal um mein Knie kümmern kann, aber ich werde vertröstet. Eine Weile kämpfe ich mich mehr schlecht als recht vorwärts, diskutiere nochmal ergebnislos mit dem Followcar und halte dann einfach an. Ich brauche eine Behandlung für das rechte Bein. Richtig glücklich ist die Crew nicht über meinen spontanen Stopp. Und es bleibt nicht der einzige.

Der verkehrsreiche Abschnitt ist vorbei eigentlich ließe es sich hier ganz gut fahren, aber nach einer Weile fange ich wieder an mit der Crew zu diskutieren, meinem Bein geht es nicht gut, Radfahren tut weh, ich will stehen bleiben. Über Funk höre ich, dass ich durchhalten soll, da es jetzt gerade keine Möglichkeit gibt stehen zu bleiben. Mache ich aber nicht, sondern bleibe einfach stehen. Ich komme gerade noch aus den Klickpedalen, am Straßenrand, der ja viel zu schmal ist um hier anzuhalten, geht es schräg abwärts in einen kleinen Graben. Ich schaffe es nicht stehenzubleiben und kippe langsam zur Seite. Fahrer und Rad purzeln in den Graben und ich bleibe auf dem Rücken liegen, Beine und Hände in die Luft gestreckt.

Da der Graben recht eng ist, kann ich mich nicht befreien und auch nicht aufstehen, so liege ich da wie ein Käfer auf dem Rücken, alle Viere nach oben gestreckt, lächerlich hilflos. Die Crew im Followcar ist natürlich erschrocken, Chris ist aus dem Auto gesprungen und hilft mir jetzt aus dem Graben.

Ich bin etwas sauer, hauptsächlich auf mich selbst, aber ich rede mir ein, dass die Crew mich mit der Entfernung zum WoMo etwas getäuscht hat und bin misstrauisch, die Irrationalität meiner Gedanken ist mir nicht bewusst.

Ich werde wieder auf das Rad gehievt, versuche deutlich zu machen, dass ich nicht gestürzt bin, sondern schlicht wegen dem Graben umgekippt bin. Natürlich hat meine allgemeine Schwächephase nicht dazu beigetragen das zu verhindern, aber alles nix Schlimmes, noch bin ich wach genug zum Fahren. Ich bin etwas beleidigt und habe nicht recht Lust auf Kommunikation über Funk, stattdessen fahre ich einfach leicht wütend drauf los.

Interessanterweise geht es dann eigentlich ganz gut vorwärts. So komme ich nach etwas mehr als vier weiteren Stunden nach Fort Scott. Plötzlich stehen da Leute mit einer wehenden Deutschlandfahne am Straßenrand feuern mich an. Es dauert einen Moment bis es Klick macht, dann kapiere ich, dass ja hier die TS 30 ist und die Ashwills hier wohnen. Ich schaffe es gerade noch Adam „die Five zu geben“. Es wäre bestimmt klasse hier anzuhalten und mit dieser RAAM verrückten Familie etwas zu quatschen. Aber gerade läuft es ja irgendwie ganz brauchbar, deshalb fahre ich natürlich weiter.

Letztes Jahr als Stefan verletzungsbedingt aufgeben musste haben die Ashwills dem gesamten Team ihre Gastfreundschaft angedeihen lassen und den psychologischen Nackenschlag, den es sicher für das gesamte Team bedeutet hat etwas abgemildert. Die Ashwills gehören mittlerweile wirklich zum RAAM dazu. Und jeder Fahrer und jede Crew wird von ihnen wirklich toll unterstützt.

Oli hatte sich schon 2014 mit ihnen angefreundet und kann die Freundschaft dieses Jahr vertiefen, Saron war ja letztes Jahr mit Stefan hier und hat wohl sogar dort übernachtet. Sehr cool.

Ich muss jetzt allerdings die Freude darüber Kansas endlich zu verlassen mit etwas hügeligem Gelände und erhöhtem Verkehrsaufkommen bezahlen. Während an der letzten TS Pattinson und Baloh noch so drei Stunden vor mir lagen, haben wir an TS 30 Pattinson überholt. Der scheint einen etwas anderen Schlafrhythmus zu haben. Im Detail interessiert es mich allerdings immer noch nicht. Erst wenn wir den Missisippi erreicht haben wir das interessanter, aber dafür müssen wir jetzt erst mal Missouri durchqueren.

Die Straße,bzw. das Gelände repräsentiert nun idealtypisch das, was man im amerikanischen als „Roller“ (Roouler gesprochen) bezeichnet. Sieht auf Fotos cool aus, ist zum Fahren aber durchaus ätzend, je nach momentaner Form. Man sammelt während des RAAM enorm viele Höhenmeter auf genau solchen Straßen. Das fängt in Kansas schon an, zieht sich durch bis Ohio in unterschiedlicher Quantität und Qualität der Roller.

Die nächsten Etappen bewältige ich aber eigentlich ganz gut. Die Abstände zwischen den Timestations liegt so bei 50 bis 60 Meilen, das nächste große Ziel ist erst mal der Missisippi River. Bis dahin zieht es sich natürlich viel länger als man denkt, aber zunächst passiere ich Weaubleau und Camdenton. Auch Jefferson City erreiche ich flott. Dabei kann ich von Timestation zu Timestation mein Tempo steigern. Es läuft jetzt wirklich recht gut. Das Knie hatten wir noch einmal behandelt, dann aber aufgehört damit und mittlerweile komme ich gut mit dem Restschmerz zurecht. Das rechte Bein hat sich wieder regeneriert. Die medizinische Abteilung mag mir das nicht glauben und sieht es als Beweis dafür an, dass ich mir den Schmerz wohl eingebildet habe, aber das ist definitiv nicht so. Und vor allem unterschätzen die einfach die Regenerationsfähigkeit des menschlichen Körpers. (machen die meisten Menschen, wer hat aber auch schon die Gelegenheit das unter so extremen Bedingungen zu testen…)

Anyway, durch mein gutes Tempo habe ich nicht nur Brian Toone jetzt wieder deutlich distanziert, sondern liege an der TS 33 in Jefferson City nun erstmals auf Rang drei, knapp vor Pattinson und ein ganzes Stück vor Baloh. Ich will gerade wieder sagen, dass es mir egal ist und erst am Mississippi interessant wird, aber noch zwei TS und wir erreichen den Mississippi…

Ich fahre auch durch Jefferson City durch und will erst an TS 34 halten und Schlafpause machen. Dort ist eine schöne Timestation, die wird von einem coolen Bikeshop betrieben. Revolution Cycles. Macht also durchaus Sinn dort die Pause zu machen.

Wir fahren jetzt in die Nacht hinein und das Gelände wird schwieriger. Die Roller nehmen zu und sie werden steiler. Im Roadbook sind einige Zacken zu sehen, und es steht dort was von seriously steep and winding roads. Ich nehme das noch nicht so ernst.

Aber das ändert sich schnell. Ich habe 2014 schon kurz nach dem Rennen unglaublich viel verdrängt. Dieser Abschnitt gehört dazu. Aber je länger ich von Jefferson City nach Washington MO fahre, desto mehr schwant mir, das dass hier einer der ganz ganz harten Abschnitte ist.

Es gibt eine Umleitung, und der Weg dorthin ist schon hart, aber dann wird es wirklich steil. Ich glaube mich zu erinnern, dass wir diese Umleitung doch 2014 auch schon gefahren sind. Bin aber nicht sicher, vielleicht war auch 2014 einfach die Streckenführung so. Jedenfalls sind die Anstiege einfach brutal. Ich bin platt von der Strecke die ich seit der letzten Schlafpause zurückgelegt habe und ich bin natürlich nun schon fast zwei Tage länger im Rennen als das Race Around Ireland überhaupt gedauert hat.

Und jetzt diese brutale Strecke, es folgt ein richtig steiler Roller auf den anderen, die Appalachen sind gar nichts dagegen. Es ist mit Abstand der brutalste Abschnitt des Rennens. Jetzt kann ich mich plötzlich wieder genau erinnern. Vor drei Jahren habe ich praktisch nach jedem Roller eine Behandlung von Olli bekommen, weil ich sonst nicht durchgekommen wäre. Diesmal muss ich zwar nicht anhalten, ich muss mich aber im kleinsten Gang (34-32) mit Trittfrequenzen von knapp 40 die brutalen Anstiege hochkämpfen.

Die gesamte Restenergie die ich noch habe verwende ich zum Fluchen. Zufällig ist Olli auch diesmal wieder auf dem Followcar und ich gebe ihm durch, meine Meinung über diese Etappe in genau den deutlichen Worten die ich am Mikrofon benutze ins Roadbook zu schreiben. Er meint, das wären ungefähr die gleichen Worte die ich 2014 schon an dieser Stelle unbedingt ins Roadbook geschrieben haben wollte…

Die Qual scheint nicht aufzuhören. Die Etappe ist ja über 77 Meilen lang und ich bin etwas verzweifelt. Ich bewege mich konstant an der Grenze was ich noch treten kann und habe immer das Gefühl, dass ich den nächsten Roller vielleicht nicht mehr hochkomme. Die Abfahrten sind ja genauso steil, das heißt auch da kann ich nicht wirklich entspannen.

Ich bete Washington MO herbei, aber es will nicht kommen. Wieder muss ich steile Roller hinaufkrampfen und nach kurzer Abfahrt kommt schon wieder einer. Wir haben immer noch fast zehn Meilen zu fahren. Nochmal muss ich Olli bitten meine Wut auf diesen Streckenabschnitt in drastischen Worten ins Roadbook zu schreiben. Falls ich jemals auf die verrückte Idee kommen sollte, das Race Across America nochmals fahren zu wollen, dann muss ich nur diese Seite im Roadbook lesen und werde einsehen, dass das keine gute Idee ist.

Und wenn irgendjemand gezweifelt hat, dass das RAAM das härteste Radrennen der Welt ist, genau an dieser Stelle wird jeder Zweifel beseitigt sein. Mir helfen auch keine Mails oder Kommentare mehr, es ist nur noch pure Verzweiflung die mich durchhalten lässt. Denn ich will jetzt endlich die Schlafpause und dafür muss ich an der TS 34 ankommen. Ich nehme die wirklich allerletzten Kräfte zusammen.

Und dann endlich, endlich fahren wir in Washington ein, noch sind es ein, zwei Meilen bis zur TS und es geht nicht einfach nur schön bergab dorthin wie erwartet, aber ich erreiche tatsächlich das Wohnmobil. Völlig zerstört, wütend auf die Strecke, wütend auf mich, dass ich mir diese Scheiße hier antue, aber auch ein bisschen erleichtert, dass ich diesen brutalen Abschnitt hinter mir habe.

Jetzt bekomme ich Nahrung, Zuspruch, Wärme, meine Beine werden behandelt, ich kann schlafen, ich bin unglaublich platt. Trotz aller Emotionen schlafe ich 18 Sekunden nachdem ich liege ein.



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Mittwoch, 16. August 2017

Timmelsjoch 2 und Gletscherstraße 2017

Geplant hatte ich heute die Straße zum Rettenbachferner zu fahren, so wie die Zeitmessstrecke der Ötztaler Radtrophy vor einigen Jahren war, und dann zum Tiefenbachgletscher weiterzufahren. Den Automat für die Zeitmessung gibt es aber offensichtlich nicht mehr, eigentlich schade.

Beim Frühstück kommt mir das allerdings als Tagesprogramm etwas wenig vor. Vor allem direkt in die Gletscherstraße zu fahren ist mir zu heftig, da muss ich mich vorher warm fahren. Das Ötztal hinunter zu fahren ist wenig verlockend, viel Verkehr und keine sonderlich spannende Strecke. Ich habe auch noch den gestrigen Tag in den Knochen, da brauche ich eine motivierende Strecke.

So beschließe ich die Nordrampe des Timmelsjoch nochmal zu fahren, dann wieder hinunter nach Sölden, und dann, nach einer kurzen Erholungspause, die Gletscherstraße anzugehen. Auf dem Rad merke ich aber gleich, dass ich heute etwas weniger Leistung zur Verfügung habe. Vielleicht sollte ich die doch nicht am Timmelsjoch verballern und dann zum Rettenbachferner hochkriechen, sondern lieber nur warmfahren bis Zwieselstein oder Vent und dann umkehren.

So schraube ich mich in Gedanken verloren hinauf bis Zwieselstein, biege aber nicht nach Vent ab, sondern plane erst mal bis Obergurgl zu fahren. Als die Steigung hinter dem Ort anzieht bereue ich meinen Entschluss schon etwas. Wo gestern locker 350 Watt gingen, gehen jetzt kaum 300. Ich fahre sogar eher im G2 Bereich.

Die KH aus dem Frühstück sind noch nicht in den Muskeln angekommen, gestern war die Kalorienbilanz sicher negativ und ich fühle mich insgesamt etwas schwach. So kämpfe ich mich nach oben, durch die Lawinengallerien und durch den Serpentinenabschnitt, bis zur Seilbahnstation in Obergurgl. Ich fühle mich nicht super, aber umdrehen mag ich auch nicht. Ich beschließe es wenigstens bis Hochgurgl, bzw. zur Mautstation zu schaffen.

Die Steigung zieht nun wieder an, und eigentlich geht es ganz brauchbar, auch wenn ich meist um 280, 290 Watt fahre, so kann ich das mit meiner 34-32 Übersetzung noch ganz gut in annehmbarer Trittfrequenz bewältigen. Letztlich zieht sich der Anstieg zwar, aber gefühlt weniger als gestern, so dass ich die Mautstation mit soviel Energie erreiche, dass ich beschließe weiterzufahren.

Eine Zeit um anderthalb Stunden sollte schon drin sein. Ob ich allerdings die Gletscherstraße dann noch fahre? Ich glaube eher nicht. Da kann man ja nix dosieren, das würde nur elende Quälerei.

Mit diesen Gedanken nehme ich die kleine Zwischenabfahrt und der folgende lange, gerade Anstieg bestätigt mich nur. Ich komme zwar brauchbar voran und habe, nachdem ich schon die ganze Strecke etwas Gegenwind hatte, hier nun überraschender Weise keinen, aber es ist sehr anstrengend. So ziehen sich die Abschnitte zäh, und ich bin ziemlich froh endlich im Serpentinenteil zu sein, aber auch dort muss ich ordentlich ackern. Einzig das nun recht nahe Ziel hält die Motivation aufrecht. Ich bin nun sicher die Gletscherstraße nicht zu fahren, die ist einfach nicht mehr drin heute.

Aber auch der obere Teil ist gefühlt „kürzer“ als gestern, wenn auch anstrengender. Und so erreiche ich nach 1:31 Stunden die Passhöhe. Diesmal bei strahlendem Sonnenschein. Unten war es mir fast schon zu warm, hier oben ist es nun angenehm kühl. Ich habe auch keine langen Handschuhe mitgenommen und nur die Weste eingepackt, die ziehe ich allerdings schon an für die Abfahrt.

Ich rolle eher gemütlich nach unten, studiere nochmals die Streckenabschnitte und bin nach 37 Minuten wieder unten in Sölden. Kurz hatte ich überlegt doch in die Gletscherstraße abzubiegen, aber wenn fahre ich ja eh von unten, also ungefähr ab Höhe Gaislachkogelbahn, denn dort stand der Automat für die Zeitmessung.

Jetzt fahre ich aber erst mal zum Bäcker, gönne mir einen Milchkaffee. Leider haben die keinen Kuchen der mich ansprechen würde. So hole ich mir noch einen weiteren Kaffee und gönne mir einen Müsliriegel den Katrin mir noch zugesteckt hatte.

Ich sitze ein paar Minuten, aber die machen die Bäckerei gerade zu, es ist halb eins und ich beschließe es doch zu probieren mit der Gletscherstraße. Wenn es nicht geht kann ich ja ggf. in der ersten oder zweiten Kehre nach Hochsölden abbiegen, da einen Kaffee trinken und mich von Katrin abholen lassen. Eigentlich sind wir aber am Tiefenbachferner verabredet.

Ich überlege welche Zeiten ich bis jetzt an der Gletscherstraße gefahren bin, weiß es aber nicht mehr. War das 1:05 h oder war das die Fabelzeit von dem kleinen Franzosen der damals im Alpina Trainingscamp so sensationell gut berghoch gefahren ist? Bin ich nicht eher anderthalb Stunden gefahren? Ich kann mich nicht mehr erinnern.

Aus Sölden raus geht es nun wieder steil berghoch, an der Feuerwehr vorbei, und dann kommt auch schon der Abzweig hinauf zu den Gletschern. Die erste Rampe ist schon brutal. Vor allem bleibt es genau so die ganze Strecke hinauf. Nur an den wenigen Kehren und an der Mautstation kann man kurz durchschnaufen, sonst immer um 13% Steigung. Für mich einfach nur brutal.

Allerdings komme ich die erste Rampe schon noch hinauf. Hatte ich mir nicht mehr zugetraut, jetzt fahre ich aber an der ersten Kehre, und auch an der zweiten, weiter. Ein paar Downhiller begegnen mir, die fahren wahrscheinlich mit der Gondel hoch. Wäre vielleicht auch nicht schlecht…

Ich kämpfe ziemlich am Limit, Trittfrequenz ist nicht viel, dementsprechend muss ich mehr Kraft aufwenden, dementsprechend werden die Beine schneller müde, dementsprechend sinkt die Trittfrequenz, dementsprechend muss ich mehr Kraft aufwenden und/oder werde langsamer, ein Teufelskreis gegen den sich nur schwer ankämpfen lässt.

Bevor ich in negativen Gedanken versinke fährt von hinten plötzlich ein Rennradler an mich heran, und zu meiner angenehmen Überraschung ist es Stephan, den ich beim Peakbreak vor einigen Jahren kennengelernt habe. Wir haben da mal einen erfolglosen Ausreißversuch gestartet…

Nun quatschen wir eine ganze Weile und fahren nebeneinander her, war mir hilft mich nicht im Jammern über die steile Strecke zu verlieren. Wir unterhalten uns tatsächlich bis zur Mautstation, dabei wundere ich mich selbst, dass ich überhaupt die Power habe zu reden. Aber wir reden u.a. natürlich auch über das RAAM, ein Thema für das ich immer noch ein Quentchen Energie finde ;)

So überstehe ich die scheinbar unendlichen 13% Abschnitte, die recht wenig kurvenreich nach oben ziehen. An der Mautstation muss ich dann ganz schön durchschnaufen. Vor allem wird es danach gleich wieder sehr sehr steil. Dort verabschiedet sich Stephan dann auch und fährt davon. Ich versuche nur irgendwie hochzukommen und weiß jetzt schon, dass ich mich mit Katrin sicher nicht am Tiefenbachgletscher, sondern am Rettenbachgletscher treffen muss, denn ich kann keinen Meter zusätzlich fahren. Auch wenn ich den Rosi Mittermaier Tunnel gerne mal gefahren wäre, da mir das bis jetzt immer verwehrt blieb wenn ich hier war.

Ich muss sehr kämpfen, dann kommt nochmal kurz Entlastung bevor es sehr sehr lange geradeaus geht bis zur nächsten Serpentine. Wirklich lange. Und steil. Ich kämpfe und kämpfe, Stephan ist mittlerweile über zweihundert Meter vor mir.

Die seltsame Trennung von Beinen und Kopf scheint sich nun langsam aufzulösen und irgendwie sind sich nun beide einig, dass es ein gute Idee wäre stehen zu bleiben. Ich wehre mich heftig dagegen. Nur bis zur ersten Kehre kommen! Die Leistung sinkt, vor allem aber die Trittfrequenz, ich trete deutlich unter 60. Dann geht nichts mehr, ich muss tatsächlich stehen bleiben. Verdammt.

Ich schnaufe kurz durch und setze mich dann wieder auf‘s Rad. Ein paar Meter geht es dann wieder besser, ich trete über 300 Watt, aber das verpufft schnell und ich bin wieder bei 250 Watt. Das ist einfach zu wenig für mein Systemgewicht bei 13 % Steigung.

Aber ich trete weiter und weiter, nochmal zieht es sich gefühlt ewig bis ich endlich die verdammte Kehre erreiche. Vorbei an desinteressiert wirkenden Ziegen fahre ich in die nächste Kehre, die Leistung sinkt, sinkt und ich muss wieder vom Rad. Ich bin wirklich platt. Was nutzt‘s ich muss ja irgendwie hoch. Also durchschaufen, weiterfahren, die zehn Meter mit 300 Watt „genießen“ und dann wieder mit 50er Trittfrequenz dahinquälen.

Quälen ist momentan gar nicht mein Ding. Ich würde am liebsten an dem links von der Straße fließenden Bach auf der Wiese liegen und ein Buch lesen. Aber jetzt läuft mir der Schweiß in Strömen, die Beine kämpfen, der Kopf ist müde, die Hände kribbeln, ich muss kämpfen.

Dann lässt die Steigung endlich auf erträgliche 10% nach. Jetzt kurbelt es sich fast angenehm. Die Trittfrequenz kommt wieder etwas zurück. Noch 2000 Meter. Es ist ein Kampf, aber ich komme dem Ziel näher und näher. Es kommt der Abzweig zum Tiefenbachgletscher, aber ich fahre ja geradeaus und werde erst mal eine Apfelschorle trinken, denn Getränke habe ich schon seit meinem ersten Stehenbleiben nicht mehr.

Zu meinem Entsetzen ist am Rettenbachferner aber Baustelle. Das Restaurant hat zu. Ich fahre durch die Baustelle um das Ziel der alten Zeitmessstrecke zu erreichen. Nach 1:26 stempele ich virtuell ab. Puh, das hat doch ganz schön gedauert, ich lege mich erst mal über den Lenker und schnaufe durch, der Schweiß rinnt noch immer in strömen. Die Sonne hat ganz schön geknallt in der Auffahrt. Hier oben ist es allerdings recht kalt.

Das verdammte Cafe hat aber tatsächlich zu, ich bekomme hier nichts zu essen und zu trinken, ich muss also tatsächlich bis zum Tiefenbachgletscher weiterfahren. So komme ich also doch noch zum angeblich höchsten mit dem Rennrad befahrbaren Punkt der Alpen (2830 Meter, höher sogar als der Col de la Bonette), wenn auch nicht ganz freiwillig.

Hoffentlich geht es im Tunnel nicht bergauf, der ist immerhin ca. zwei Kilometer lang. Zunächst fahre ich ein Stück bergab, dann durch die kleine Kuhle und steil hinauf zum Eingang des Tunnels. Der ist zwar beleuchtet, aber eher schwach, außerdem ist es saukalt und der Wind pfeift mir entgegen. Und natürlich geht es ununterbrochen berghoch im Tunnel. Durch den Gegenwind kann ich schlecht abschätzen wie steil.

Man kann schon bei Einfahrt in den Tunnel das Licht am Ende sehen, er geht schnurgeradeaus. Immerhin etwas Motivation. Aber die Strecke zieht sich gefühlt sehr. Zumal ich nun wirklich platt bin. Aber nach dem Tunnel kommt nicht mehr viel, das weiß ich, so dass ich die Motivation aus dem nahen Ziel ziehen kann.

Und dann nach gefühlter Ewigkeit endlich das Ende des Tunnels, die Straße flacht ab und ich fahre ins gleißende Licht. Ich kann schon auf den Parkplatz schauen, wo ich mein Auto erblicken kann und fahre noch die paar hundert Meter bergab. Dabei muss ich meine Freude über das doch noch erreichte Ziel laut herausschreien.

Das war jetzt richtig hart, aber nun kann ich trockene Klamotten anziehen und Kaffee trinken! Wie geil. Eine brutale Quälerei und doch ein saugeiler Radtag mit nochmal fast 3000 Höhenmetern.



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Timmelsjoch 2017 – Nord- und Ostrampe

Nachdem ich mit Katrin einen schönen Tag im Allgäu verbracht habe, nutzen wir die Gelegenheit und die Nähe zu den Alpen um noch eine Nacht in Sölden zu verbringen. So kann ich endlich mal wieder einen Alpenpass fahren und mich etwas auf den Ötztaler Radmarathon vorbereiten und Katrin kann wandernd die Gegend erkunden.

Da wir erst nach dem Frühstück losfahren dauert es bis Mittags bis wir in Sölden angekommen sind und ich sitze erst nach 14 Uhr auf dem Fahrrad. Mein Plan ist es die beiden Auffahrten des Timmelsjoch heute noch zu fahren. Das sollte eigentlich gerade so vor Einbruch der Dunkelheit noch klappen. Ist eher die Frage ob das Wetter mitmacht. Im Tal ist die Temperatur noch ok, auch wenn es leicht bewölkt ist und sogar die Sonne mal durchlugt. Aber die Passhöhe steckt in den Wolken, da ist es bestimmt ordentlich kalt.

Ich bin das Timmelsjoch schon recht lange nicht mehr gefahren. Ich habe auch vorher nicht mehr geschaut, so dass ich nur noch grobe Erinnerung an die Strecke, die Länge und die Steigung habe. Zunächst geht es durch Sölden hindurch und gegen Ende dann schon erstmals steil berghoch, bevor ich am Abzweig zur Gletscherstraße vorbei fahre. Die habe ich mir für morgen auf das Programm geschrieben…

Dann flacht die Steigung wieder etwas ab und nachdem ich die Mülldeponie passiert habe, verläuft die Strecke flach bis Zwieselstein. Ich habe leider meinen Fotoapparat vergessen und mit dem iPhone während der Fahrt zu fotografieren kann man vergessen. Das wäre mal eine Innovation, ein Smartphone mit dem man so einfach Fotos schießen kann wie mit der FT5. Einfach raus aus dem Trikot und Klick. Nix mit entsperren uns so.

Anyway, bis Zwieselstein war ja einfach, jetzt geht es aber direkt wieder berghoch und auch die erste Serpentine lässt nicht lange auf sich warten. Das Gefühl in den Beinen ist wieder stimmiger als am Nürburgring, will heißen Kopf und Beine sind wieder näher zusammen, nicht so seltsam losgelöst voneinander, aber ganz zusammen sind beide immer noch nicht.

Allerdings läuft es erst mal erstaunlich gut und ich kann immer deutlich über 350 Watt treten. Muss ich auch um ordentlich vorwärts zu kommen. Ich bin mir nicht mehr sicher ob die Seite des Timmelsjoch so ein „Zweistundenpass“ war oder ob es schneller gehen müsste. Hätte doch nochmal einen Blick in mein Blog werfen sollen. Die Auffahrt ist jetzt durchaus steil und ich muss ordentlich arbeiten. Ein zwei Radfahrer kann ich überholen bevor es dann nach einer ganzen Weile durch zwei Lawinengallerien geht. Auch hier überhole ich zwei, drei Rennradler und nach einer kleinen Serpentinengruppe führt die Straße wieder recht flach nach Obergurgl.

Hinter dem Ort steigt die Straße wieder an und dann kommt der Abzweig nach Hochgurgl und Richtung Timmelsjoch. Unten in Zwieselstein kann man schon in recht großer Höhe den Straßenabschnitt hinter der Mautstation sehen, nun habe ich schon einige Höhenmeter in den Beinen, sehe nur Wald und weiß, es ist noch ein weiter Weg bis nach oben.

Die Straße führt ganz schön lange recht gerade, dann kommen Serpentinen und wieder geht es recht lange gerade mit nur wenigen Kurven am Rande eines Nadelwalds. Die Steigung ist meist ziemlich steil. Die Beine funktionieren zwar super, aber ich sehe ganz schön oft Werte deutlich über der Schwelle auf dem Radcomputer. Mein Kopf empfindet schon Erschöpfung aber die Verbindung zu den Beinen ist noch nicht ganz wieder perfekt, so dass es immer noch ein etwas seltsames Gefühl ist.

So langsam deutet sich Hochgurgl an, aber das erste Hotel führt einen da in die Irre. Müsste nicht jetzt bald die Mautstation kommen? Nee, noch lange nicht, Motorradmuseum 4km steht da. Weiter geht es steil berghoch. Wiegetritt und sitzend fahren wechseln sich ab, die Beine treten immer mit guter Trittfrequenz, ohne dass ich es bewusst steuere. So tun die 300 bis 370 Watt die auf der Anzeige stehen auch nicht so weh.

Dann endlich zeichnet sich Hochgurgl ab, aber bis zur Mautstation ist es immer noch ein Stück zu fahren. Zwei Kurven weiter ist sie dann aber endlich zu sehen. Die wurde ganz schön rausgeputzt und renoviert seit meinem letzten Besuch hier.

Ein Motorradfahrer läuft mir noch, in eine Karte vertieft, fast vor‘s Rad, ich brülle ihn weg, und fahre dann endlich in die kleine Zwischenabfahrt. Die ist weniger klein als gedacht (was für die Rückfahrt eine unangenehme Überraschung ist), dafür aber mit gutem, teils erneuertem Belag.

Ich gebe auch bergab etwas Gas, damit die Beine im Rhythmus bleiben. Dann geht es in den psychologisch schwierigsten Abschnitt. Die Straße führt fast gerade durch das Hochtal bergauf und zwar mit zweistelligen Steigungsprozenten. Ich kann mich an eine Auffahrt mit heftigem Gegenwind erinnern auf der ich an dieser Stelle ziemlich verzweifelt war. Heute aber funktionieren die Beine immer noch gut und ich bekomme sogar etwas Rückenwindunterstützung. So kann ich die Trittfrequenz recht einfach hoch halten und die Leistung treten ohne zuviel Kraft aufzuwenden.

Zwar sinkt die Leistung nun öfter in den G2 Bereich, aber zwischendurch geht es auch immer wieder über die 300 Watt Marke. So vergeht die Strecke bis zur ersten Serpentine dann auch noch relativ flott. Ich muss nun schon ordentlich kämpfen, es zeichnet sich aber ab, dass ich in anderthalb Stunden die Passhöhe erreichen kann. Das würde mir etwas Luft geben um in St. Leonhard noch was zu essen und trotzdem im Hellen wieder zurückzukommen.

Das Wetter hier oben ist so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es ist kalt. Aber nicht so kalt wie befürchtet. Es sind so 7° C und es ist bewölkt. Aber es regnet nicht. Wichtig für die Abfahrt.

Nochmal geht es eine ganze Weile recht gerade mit wenig Kurven bergauf, dann wieder Serpentinen und ich kann den Parkplatz schon sehen, noch 200 Meter bis zur Passhöhe. Ich gebe nochmal Gas und bin nach 1:23 h auf der Passhöhe. Von Mitte Sölden aus, denke ich eine ganz brauchbare Zeit. Ich mache ein Foto am Passschild und fahre dann direkt in die Abfahrt, nicht ohne vorher die langen Handschuhe und die Jacke anzuziehen. Auf meine Hände muss ich schon aufpassen, die sind immer noch lädiert vom RAAM, so dass ich hier etwas vorsichtiger bin als normal.

Erst mal geht es jetzt über ein Stück ungeteerte Straße, denn hier wird gerade gebaut. Ich hoffe bis zum Ötzi in zwei Wochen ist das geteert. Ist aber kein Problem. Ich überhole noch ein langsames Auto und kann dann locker in einem gemütlichen, aber nicht zu langsamen, Rhythmus die Abfahrt genießen. Ich versuche mir schon die Strecke nochmal einzuprägen, auch wenn ich in der Auffahrt gleich alles genau inspizieren kann.

Die Abfahrt dauert lange, vor allem weiß ich gar nicht mehr wie lange die Strecke bis St. Leonhard eigentlich ist. Waren das 25, 30 oder 50 Kilometer? Ich glaube es waren eher 25, kann mich nur erinnern, dass ich mal bei strömendem Regen hier über eine Stunde bergab gefahren bin. Zwischendurch kann ich mich überhaupt nicht mehr an die Strecke erinnern, und dann zeigt der Garmin auch noch fast vierzig Kilometer an, habe ich mich verfahren? Aber nein, da kommt endlich das Schild „St. Leonhard“ und die 40 war nur die Zeit. Nach 42 Minuten ist die Abfahrt vorbei und ich sitze im Cafe, gönne mir zwei Kakao und ein Bruschetta genanntes Fertiggericht, was auch beliebige andere Namen hätte tragen können, weil es, vorsichtig formuliert, eher geschmacksneutral ist. Hoffentlich reicht das um wieder genug Energie für die zweite Auffahrt zum Timmelsjoch zu haben.

Nach knapp 20 Minuten sitze ich wieder auf dem Rad. Jetzt geht es also 30 Kilometer bergauf. Da kann ich mich schon mal auf die Schlusssequenz beim Ötzi einstellen. Ist natürlich schon ein anstrengender Tag, erst die Anfahrt nach Sölden, dann der Anstieg von der Nordrampe, und nun der Anstieg von der italienischen Seite. Vor allem bin ich ja immer noch in der Regeneration vom Race Across America, da muss ich mich keinen Illusionen hingeben, so richtig Topform werde ich dieses Jahr nicht mehr erreichen.

Zunächst läuft es aber ganz gut. So treten die Beine immer noch mit Trittfrequenzen zwischen 80 und 90. Bis Moos komme ich auch sehr gut voran. Dann wird es steiler, aber auch das läuft eigentlich ganz gut. Der Pass schließt um 20 Uhr, bis dahin möchte ich auch oben sein. Kurz vor fünf bin ich losgefahren, aber drei Stunden will ich eigentlich nicht brauchen für den Anstieg.

Ich weiß zwar, dass es nochmal richtig flach wird auf dieser Strecke, aber der Weg dorthin zieht sich ewig, und es ist richtig steil zwischendurch. Immer wieder neue Kurve, und wieder steil berghoch. Ich muss doch ganz ordentlich kämpfen. Aber alles noch im Rahmen.

Der Schweiß läuft, aber es ist auch kühl, so dass ich eigentlich sogar Wohlfühltemperatur habe. Unten in St. Leonhard waren es 17° C hier geht es jetzt wieder mehr in Richtung zehn Grad und es ist bewölkt. Der Wind hat merklich aufgefrischt, oben in Richtung Passhöhe sieht es recht düster aus, hoffentlich hält das Wetter bis ich in der Abfahrt bin, oder besser noch bis Sölden.

Nach vier harten Kilometern bergauf ab Moos habe ich endlich den Teil erreicht in dem die Strecke abflacht. Dumm nur, dass mir hier jetzt der Wind ordentlich entgegen bläst. Beim Ötzi habe ich dann hoffentlich ein Hinterrad, hier bin ich alleine und muss auch im Flachen noch ordentlich reintreten um vorwärts zu kommen.

Aber ich kann die Leistung etwas besser dosieren als im steilen Anstieg zuvor. Spüre die Anstrengung nun deutlich und fahre nicht im Wettkampfmodus. Nach vier weiteren Kilometern und der Kehre über die kleine Brücke geht es nun wieder steil berghoch. Zunächst mit Rückenwind, dann nach dem kleinen Tunnel bläst mir bei zweistelligen Steigungsprozenten der Wind heftig entgegen. Eigentlich unlogisch, aber hier ist immer Gegenwind. Ich kann mich wieder erinnern. Anscheinend fällt der Wind hier einfach immer bergab…

Es geht sehr sehr lange immer weiter steil berghoch ohne Serpentine. Der fieseste Abschnitt des Timmelsjoch für meinen Geschmack. Dann, nach einer gefühlten Unendlichkeit, kommt eine kleine Serpentinengruppe. So richtig Power habe ich jetzt nicht mehr. Vor allem aber geht es jetzt wieder lange ohne Serpentine und Richtungswechsel in die andere Richtung. Ich habe große Lust anzuhalten und abzusteigen. Kopf und Beine sind sich uneinig, ich weiß nicht mal wer absteigen will und wer von beiden weiterfährt.

Aber ich bleibe auf dem Rad und kämpfe mich bis zur nächsten Serpentine, jetzt ist es doch gar nicht mehr sooo weit?! Irgendwie doch. Ich muss noch ganz schön kämpfen bis ich endlich den Tunnel sehe ab dem es eher flach bis zur Passhöhe weitergeht. Aber selbst in den letzten steilen Metern vor dem Tunnel habe ich Lust Pause zu machen. Ziehe aber natürlich durch und die Beine erholen sich dann wieder etwas. Nochmal gebe ich jetzt Gas im flachen Schlussabschnitt, durch die Baustelle hindurch und bin kurz nach 19 Uhr am Passschild.

2:04 Stunden habe ich gebraucht, keine sensationelle Zeit, unter zwei wäre auch schön gewesen, aber für den Ötzi würde ich die Zeit sofort unterschreiben… Auch jetzt bin ich völlig zufrieden. Es gibt das obligatorische Passschildfoto, dann Jacke und Handschuhe an, und ab in die Abfahrt.

Theoretisch kann man in der langen Geraden bergab hin zur Mautstation richtig Tempo aufnehmen, zumal das Kuhgitter erst im Gegenanstieg kommt, aber der Gegenwind ist viel zu stark. Das merke ich schon zu Anfang im Serpentinenteil.

Auf der Geraden bläst mir der Wind dann wirklich heftig entgegen, so dass ich ordentlich kurbeln muss um wenigstens etwas Tempo zu halten. Egal, ist ja Training. Für den Ötzi dann aber bitte Rückenwind!

Der Gegenanstieg ist immer unangenehm, ich wiederhole mich da im Blog wohl immer wieder, aber natürlich habe ich jetzt keine Probleme mit Krämpfen oder so, sondern muss halt einfach wieder steil berghoch fahren nachdem ich schon auf Abfahrt eingestellt bin.

Der Weg bis zur Mautstation ist auch immer länger als erwartet, obwohl ich ja gerade erst dort bergab gefahren bin. Anyway, gut aufgewärmt erreiche ich die Station und kann dann die Abfahrt hinunter nach Sölden genießen. Fahrradfahrer begegnen mir natürlich keine mehr, aber auch sonst bin ich jetzt ziemlich allein, ist halt schon recht spät.

Ich versuche mir die Abfahrt gut einzuprägen, allerdings ist sie auch keineswegs schwierig, so dass man eigentlich einfach runterfährt, auch für den Ötzi sicher kein Problem. Bei Obergurgl und vor allem bei Zwieselstein muss man nochmal richtig reintreten, dann geht es aber nur noch bergab rein nach Sölden. Kurz vor 20 Uhr bin ich am Hotel. Super, beide Auffahrten zum Timmelsjoch noch hinbekommen, trotz dreieinhalb Stunden Anfahrt heute morgen. Ein schöner Radtag mit ca. 3700 Höhenmetern.

Morgen dann steht die Gletscherstraße auf dem Programm. Allerdings wird mir bei dem Gedanken daran schon mulmig. Bin doch ordentlich bedient mit den Anstiegen von heute und muss schauen ob ich mich schnell genug wieder erhole um das Monster anzugehen.



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