Montag, 27. Mai 2013

Fazit Rhön Radmarathon 2013

Nachdem ich zunächst etwas enttäuscht war, dass es keine Zeitmessung gibt beim Radmarathon von Bimbach, da ich befürchtete, dass das so ein Geradel mit Kaffee und Kuchen wird, muss ich sagen da wird gefahren wie der Teufel.

Eigentlich bin ich genauso gefahren wie am 1. Mai in Frankfurt, also volles Rohr die ganze Zeit, berghoch viel zu viel gepowert, und um die Gruppen gekämpft um auf den flachen Abschnitten und in den Abfahrten vom Windschatten zu profitieren. Ich habe mich richtig gequält.

Die Organisation war sehr gut. Vor allem sehr ordentlich beschildert. Die Leute an den Kontroll- bzw. Verpflegungsstationen waren super nett, der Streuselkuchen sehr lecker, und auch die restliche Versorgung mit belegten Broten usw. war gut. Da ich immer recht früh an den Stationen angekommen bin war alles reichlich vorhanden.

Die Strecke ist typisch Rhön. Ständiges bergauf und bergab. Auch mal längere Anstiege, nicht alpin aber anstrengend genug. Einige Steilstücke mit Steigungen deutlich im zweistelligen Prozentbereich.

Die Marathonstrecke "extrem" die ich gefahren bin ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Mein Garmin und auch der PC7 haben 237 Kilometer angezeigt, also einen Kilometer weniger als offiziell. Bei den Höhenmetern waren es ca. 250 weniger laut Garmin als die offiziellen 4500.

Eigentlich nur als Trainingsfahrt unter Wettkampfbedingungen geplant, wurde es doch für mich ein Rennen bei dem ich versucht habe hundert Prozent abzurufen. Am Anfang habe ich teils überheblich - oder naiv - überzogen und "sinnlos" geführt oder Tempo gemacht. Um die 100 Kilometer Marke, habe ich kurzzeitig mein Training in Frage gestellt, musste mich sehr quälen, und habe mich gefragt ob es wirklich richtig war keine episch langen G1 Trainingseinheiten zu fahren wie in den letzten beiden Jahren um diese Zeit. Das ich am Ende noch mit den "Mopeds" mithalten konnte spricht aber eigentlich für Björns Trainingspläne.

Es waren einige wirklich starke Fahrer dabei. Nach sieben Stunden noch mit 350 Watt die Anstiege hochgeißeln ist wirklich hart, und ich wollte ja nur dranbleiben...

Nur zu gerne hätte ich eine Ergebnisliste mit Zeiten gehabt, um zu erfahren wo ich im Vergleich zu den Anderen stehe und was für Zeiten denn hier noch so gefahren wurden. Aber anhand der Bilder der offiziellen Fotografen kann ich schon abschätzen, dass ich bei den besten 5 - 10% auf jeden Fall dabei bin.

Mit meinen 8:35 h bin ich sehr zufrieden. Auch die Durchschnittsleistung von über 270 Watt über so einen langen Zeitraum ist für mich sensationell. Allerdings traue ich der Leistungsmessung nicht hundertprozentig, da SRM PC7 und Garmin Edge 800 voneinander abweichen.

Das trotz schlechter Vorhersage bestes Radfahrwetter war, war vor allem für die zahlreichen Abfahrten ein großer Vorteil. So macht Rennradfahren spaß.

Also zusammenfassend eine tolle Veranstaltung, wenn es nur eine Zeitmessung gäbe...

Montag, 20. Mai 2013

Statistik Rhön Radmarathon 2013

Distanz: 237 km (offiziell 238)
Gesamtdauer: 8:35 h
Schnitt:  27,6 km/h
Höhenmeter: 4273 (offiziell 4500)
Gesamte Arbeit an der Kurbel: 7376 kJ
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 274 Watt
Normalisierte Leistung: 294 Watt (max 735 Watt)
Durchschnittliche Temperatur: 14,8° C (min 5° / max 25°)
Durchschnittlicher Puls: 147 (max 172)
Durchschnittliche Trittfrequenz: 85 (max 122)
Maximalgeschwindigkeit: 77,3 km/h

Fahrradgewicht: 11,4 kg inkl. Trinkflaschen, Luftpumpe, Flickzeug, Schlauch, Radcomputer
Fahrergewicht: 78,55 kg
Kleidung und Nahrung: 3,4 kg
Gesamt(system)gewicht ca. 93,40 kg

Fahrrad:
Rahmen: Specialized Roubaix SL3 2011
Laufräder: Mavic R-SYS SL 2012 mit Mavic Schnellspannern
SSchaltung: Shimano Dura Ace 7970 Di2 mit
SRM - Dura Ace 7950 Kompakt 34/50 vorne, Shimano Tiagra Kassette 12-30
Bremsen und Kette: Shimano Dura Ace 7900
Pedale: Shimano Dura Ace SPD-SL
Lenker: Syntace Racelite CDR Alu
Sattel: Selle SMP Avant
Radcomputer: SRM Powercontrol 7 und Garmin Edge 800

Sonntag, 19. Mai 2013

Rhön Radmarathon, das Rennen

Die Überschrift klingt komisch nach dem gestrigen Post, stimmt aber trotzdem.

Nach 4 Stunden Schlaf ist die Nacht zu Ende. Um rechtzeitig am Start zu stehen muss ich um kurz nach vier Uhr nachts losfahren. Angeblich regnet es gerade in Fulda, aber den Wetterdiensten traue ich nur bedingt. Die sagen bis Mittag eigentlich brauchbares Wetter voraus, nämlich Bewölkung ohne Regen mit ab und zu durch die Wolken schauender Sonne. Das soll sich dann aber ändern in Gewitterstürme. Also muss ich schnell fahren um vor dem Unwetter im Ziel zu sein...

Auf dem Weg nach, und auch in Bimbach ist es dann zwar neblig aber trocken. Aber so früh morgens schon noch recht frisch. So trage ich Helmmütze, Armlinge, Knielinge und Regenschuhe mit dicken Strümpfen. (Falls ich zu langsam bin und in den Regen komme)

Die Organisation am Start ist ok, es gibt eine Startnummer zur Befestigung am Trikot, aber keine Startnummer für's Fahrrad. (Wie die wohl nachher die Fotos von den Streckenfotografen zuordnen wollen? Denn Zeitnehmung gibt es ja wie gesagt keine, also auch keine Messpunkte zur Fotozuordnung wie z.B. bei Rund um den Finanzplatz.)

Na egal. Ich habe auf der Anfahrt jedenfalls beschlossen das Event so zu nehmen wie es ist, d.h. brav die Kontrollpunkte anzufahren und meine "Scorecard" abzustempeln, wäre ja unfair im Vergleich mit den Anderen, wenn ich einfach durchfahre.

Zu meiner Überraschung gibt es dann trotz der offiziellen Angabe "Startfenster 6:00 - 6:30 Uhr" einen richtigen Start. Sogar mit runterzählen zum Startschuss. Ich finde das in Anbetracht der fehlenden Zeitnehmung seltsam. Ich bin auch kein bisschen aufgeregt und fast etwas motivationslos, oder besser mir fehlt diese innere Anspannung die man für eine gute Leistung im Wettkampf benötigt, einfach weil ich es noch nicht als Wettkampf wahrnehme.


Dann geht es aber los, und alle theoretischen Überlegungen sind ohne Bedeutung. Ich stehe ungefähr in der Mitte des Starterfeldes und versuche gleich nach vorne zu fahren. Vom Start weg geht es erst mal berghoch und gleich kann man die unterschiedlichen Zielsetzungen der Fahrer am unterschiedlichen Tempo erkennen. Ich versuche nur soweit wie möglich nach vorne zu kommen, am besten in die Spitzengruppe.

Das heißt von Anfang an Vollgas, wie beim Rennen am 1. Mai. Nur war das ja ein Radrennen mit nur gut 100 Kilometer Länge und bis auf den Feldberg nicht so richtig vielen Höhenmetern. Aber ich ignoriere das einfach und dränge diesen Gedanken nach hinten.

Es finden sich immer wieder Gruppen zusammen, die sich durch das ständige auf und ab oft durcheinander mischen.  Manchmal geht es mir zu langsam und ich fahre nach vorne und versuche richtig Druck zu machen. Das Powermeter meldet oft über 400 Watt. Mein Trainer würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen..


Dann kristallisiert sich aber eine etwas größere Gruppe heraus, die recht homogen ist. Berghoch fahren die mir gar eine Spur zu schnell, aber ich bleibe natürlich dran um auf den flachen Abschnitten zu profitieren. Ich denke das sind klug investierte Körner. In den Abfahrten läuft es erstaunlich gut. Mein SL3 Roubaix läuft klasse. Irgendwie profitiere ich durch die Sicherheit, die ich auf dem Cannondale Supersix Evo in den Abfahrten gewonnen habe auch etwas auf dem Roubaix, obwohl das ja schwerfälliger durch die Kurven geht. Aber viel ist hier einfach Kopfsache und Selbstvertrauen.

Die Jungs hauen ganz schön rein. Von wegen Kaffeefahrt, hier wird gefahren wie bei einem Radrennen. An einer Umleitung durch den Wald haben wir auch das Alpecin Team erreicht, die waren wohl anfangs ziemlich vorne, unsere Gruppe bewegt sich aber etwas schneller, so dass wir wahrscheinlich nicht so weit von der Spitzengruppe weg sind.


Berghoch fährt mir die Gruppe immer noch zu schnell, ich muss meist 400 Watt und mehr raushauen um dranzubleiben, dafür lassen die gerne mal auf der Kuppe dann die Beine hängen. Halte ich für nicht so klug, gleichmäßig fahren wäre besser, aber wenn ich die Gruppe nicht verlieren will muss ich mich halt anpassen, denn in der Abfahrt und auf den flachen Abschnitten profitiert man sehr vom Windschatten.

Ich beteilige mich auch an der Führungsarbeit und merke nun schon erstmals die Anstrengung heftig. Trotzdem ergibt sich noch die ein oder andere Gelegenheit zwischendurch etwas zu Plaudern, aber immer nur kurz.

Nach einer Fahrt durch die Lagerhalle eines Getränkehändlers (oder Herstellers) haben wir die erste Kontroll- und Verpflegungsstelle erreicht. Das Stempeln geht flott, ich brauche weder Getränke noch mache ich Gebrauch von dem üppigen Angebot an Kuchen usw. Wir müssen recht weit vorne sein, denn es ist noch nichts angetastet.

Die Gruppe bleibt einigermaßen zusammen, jetzt geht es allerdings erstmal richtig steil berghoch. Schon von der Verpflegungsstelle weg gibt es einen ordentlich steilen Stich, dann kann man nochmal etwas Luft schnappen bevor es recht konstant weiter berghoch geht. Das Wetter ist mittlerweil super, blauer Himmel, die Sonne scheint, in den Tälern liegt noch etwas Nebel, sehr idyllisch.


Die Steigung zieht an und ich würde gerne ein Foto machen, verliere aber beim Fuchteln nach der Kamera die Stempelkarte. Zum Glück weist mich ein anderer Fahrer darauf hin. Also wieder fünfzig Meter zurückfahren, Karte aufheben und versuchen die Gruppe wieder einzuholen.

Am Berg muss ich jetzt mit 350 Watt, eher mehr, klettern um in der Gruppe drinzubleiben. Wobei sich diese doch etwas auseinanderzieht, denn die Steigung erreicht nun teils bis 16%. Ich fahre mit der 30er Kassette, da ich das Di2 Schaltwerk nicht rechtzeitig umbauen konnte und nach meinem Flandern Erlebnis kein Risiko mehr eingehen wollte. Damit komme ich gut dort hoch, aber kämpfen muss man schon, geht aber allen so.


Nach dem Steilstück geht es weiter berghoch in Richtung Wasserkuppe, auch wenn man zwischenzeitlich mal etwas verschnaufen kann bei 5%. Das Wetter ist jetzt wirklich klasse, und die Landschaft postkartentauglich. Für zwei, drei Fotos reichts, dann muss ich mich wieder auf's Klettern konzentrieren. Aber schließlich ist die Wasserkuppe erreicht und es geht gleich hinunter in die Abfahrt. Wir sind jetzt eine Vierergruppe und ich versuche meinen mit 50-12 viel zu kurzen größten Gang durch Windschattenfahren auszugleichen, was auch ganz gut klappt. In den steilen Stücken hilft mir mein Gewicht und es rollt sehr gut.





Bis zum nächsten Kontrollpunkt bildet sich eine brauchbare Gruppe von ca. acht Fahrern, wir arbeiten eigentlich ganz gut zusammen, trotz Wasserkuppe haben wir immer noch einen 30er Schnitt. Allerings knallen die Jungs berghoch immer so rein, dass ich nach wie vor, 350 Watt oder auch mal 400 und mehr investieren muss um dranzubleiben. Wie das gut gehen soll ist mir schleierhaft.

Dann erreichen wir den zweiten Kontrollpunkt. Auch hier geht das Stempeln schnell, ich fülle meine Trinkflaschen mit Wasser auf. ISO oder sowas gibt es leider nicht, aber Tee und Bouillon. Ich genehmige mir hastig ein halbes Wurstbrot und nehme ein Stück Streuselkuchen in die Hand und fahre weiter. Ein anderer Fahrer der Gruppe ist so hundert Meter vor mir, und Kuchen mampfend arbeite ich mich an ihn ran. Die anderen werden sicher auch bald rankommen.

Ich habe bis jetzt versucht jede Stunde ein großes und ein kleines Gel zu essen, so dass ich auf ca. 80g KH pro Stunde komme. Aber es wird soviel Druck gemacht, dass es recht anstrengend ist zu essen. Eine Flasche hatte ich mit Sponser Long Energy gefüllt, die ist jetzt mit Wasser aufgefüllt, so dass das recht verdünnt ist. Also muss ich jetzt unbedingt dran denken die Gels zu essen.

Mittlerweile haben wir so ungefähr die 100 Kilometer Marke erreicht. Es geht gefühlt mehr bergauf als bergab. Die Anderen scheinen nicht nachzulassen. Ich aber schon. Die Gruppe verlieren will ich auf keinen Fall, aber es fällt mir immer schwerer die Leistung berghoch zu bringen. Ich muss kämpfen, ja ich muss mich quälen, die Anderen fahren wie Mopeds. Innerlich empfinde ich tiefen Groll gegen Marco dafür, dass er mich überredet hat die "extrem" Variante zu fahren, mir hätte die "classic" Variante gereicht, die hat nicht nur 36 Kilometer weniger, sondern vor allem über tausend Höhenmeter weniger.

Ich kämpfe aber weiter. Führe brav wenn ich dran bin und versuche berghoch nicht zu viel zu verlieren, an der Kuppe lassen die immer die Beine hängen und in der Abfahrt bin ich eigentlich schnell genug um ggf. wieder ranzufahren.

So schlage ich mich durch bis zur dritten Kontrollstelle. Ich fülle eine Flasche auf, trinke einen dreiviertel Liter Isogetränk und esse zwei Käsebrote, ein Stück Streuselkuchen und Apfelstückchen gibt es auch noch. Klasse. Das Buffet ist noch gut gefüllt. An welcher Position wir uns ungefähr befinden ist aber schwer zu sagen, muss aber doch einigermaßen vorne sein. Ich nehme mir eine Waffel mit auf die ersten Meter und schwinge mich wieder auf's Rad. Die anderen pausieren noch, aber die werden mich schon wieder holen.

Jetzt kommt ein recht idyllischer Abschnitt. Ich nehme mir die Zeit für zwei, drei Fotos. Vor mir fahren zwei vereinzelte Fahrer und weiter vorne ist eine Gruppe mit ein paar Leuten. Die sind aber zu weit weg.  Den Einzelfahrer überhole ich, von hinten kommt aber irgendwie keiner nach. So fahre ich einige Kilometer alleine, dummerweise bei ordentlichem Gegenwind. Wir bewegen uns wohl auf der Höhenstraße, d.h. sehr schöne Ausblicke auf die umliegende Gegend, aber auch relativ starker Wind, natürlich von vorne...





Ich fahre berghoch, jetzt wo ich alleine bin, mit ca. 270 Watt. Ich bin muss immer noch kämpfen, mittlerweile ist mir viel zu warm, die Helmmütze habe ich während der Fahrt ausgezogen, die Knielinge aber auch nicht an den Verpflegungsstationen, das hätte zuviel Zeit gekostet. Die Armlinge muss ich eh anlassen weil mittlerweile die Sonne knallt und ich keine Sonnenschutzcreme auf den Armen habe, was blöd ist, denn ich muss die Haut noch schonen wegen der Sturzverletzung vom letzten Jahr. Deshalb freue ich mich wenn es mal ein Stück durch den Wald geht, wo es gleich empfindlich kühl ist.

Ein Duo kommt von hinten und ich schaffe es mich dranzuhängen. Auch die fahren berghoch mit Gewalt. Es geht also wieder los mit dem 350 Watt und mehr Gewatz. Den tiefsten Punkt habe ich wohl überwunden. Trotzdem sind die zwei eigentlich zu schnell, ich versuche nur dranzubleiben. Einer der beiden scheint eh die Lokomotive zu sein, die den anderen zieht, ich hängen noch einen SL3 Roubaix Waggon hinten dran...

Dumm nur, dass ich die beiden in einer Abfahrt verliere, ich bremse eine Kurve etwas früh an, die beiden brettern voll durch, die scheinen sich auszukennen. Ich komme nicht mehr ran, Mist. Wieder ein paar Kilometer alleine, bevor ich einen weiteren Fahrer auflese. Der hängt sich aber nur dran, führen mag er nicht. So bin ich jetzt die Lokomotive. Ich habe mich ja wieder etwas erholt. Dann geht es aber auch schon in eine Steigung die ich noch vom letzten Jahr kenne, als ich hier ein kleines Trainingslager mit den Triathleten vom Lahnländer gemacht habe.

Die ist genauso lang wie ich es in Erinnerung hatte. Nämlich zu lang. Wieder klettere ich so mit 270 Watt mein eigenes Tempo. An der letzten Verpflegungsstation hatte ich durch die kurze Pause einiges gut gemacht, jetzt holt mich der ein oder andere "Bekannte" wieder ein. Ich versuche immer kurz mich dranzuhängen, aber die Power reicht nicht. Wo nehmen die Jungs denn nur die Kraft her? Wie können die jetzt noch 350 Watt berghoch treten?

Ich kämpfe weiter, und schließlich ist auch dieser verdammte Anstieg zu Ende,  es kommen ja nur noch hundert weitere, Rhön halt. Ein ganz anderer Charakter als z.B. die Ötzi Strecke. da hat man genau 4 Anstiege und 4 Abfahrten. Das ist das einzige was zählt, Kilometer interessieren da gar nicht. Hier schaue ich schon immer wieder mal auf den Kilometerzähler. Die zweihunderter Marke kommt näher, aber laaangsaam. Dafür geht es immer wieder bergauf, und wieder und wieder.

Nächste Kontrollstation, die vierte. Wieder zwei Käsebrote und zwei Stück Streuselkuchen (sehr lecker). Wieder eine Flasche mit Wasser aufgefüllt. Drei Becher Apfelschorle und einen Becher Iso getrunken. Dann schnell weiter.

Kurz fahre ich alleine, da fällt die Kette hinten runter. Hä? Nicht schon wieder irgendso ein Schaltungsproblem. Aber offensichtlich ist der Anschlag zum kleinen Ritzel etwas zu weit eingestellt. Kette wieder drauf, weiter egal.

Es findet sich eine Vierergruppe. Vielmehr eine Zweiergruppe und ein Einzelfahrer finden mich. Die fahren jetzt, auch nach sieben Stunden, immer noch mit 350 Watt berghoch (bzw. ich muss 350 Watt treten um mitzuhalten). An der Kuppe wie immer kurzes Beine hängenlassen. Ich kämpfe um dranzubleiben. Die Führungsarbeit macht hauptsächlich einer, ich führe so gut ich kann, aber selten. Der Typ fährt wie eine Lokomotive und fährt dann immer wieder nach vorne, ihm geht es wohl zu langsam.

Schließlich führt nur noch die Zweiergruppe, bzw. hauptsächlich die "Lokomotive". Auf den flachen Strecken muss ich kämpfen um dranzubleiben. Ich habe schon immer mal beobachtet, dass Profiradfahrer ihre Zunge rausstrecken wenn sie sich quälen und fand, dass das albern aussieht. Jetzt mache ich das gleiche. Habe ich vorher noch nie gemacht. Aber ich muss mich wirklich quälen, denn ich will in der Vierergruppe bleiben, und es tut irgendwie gut. Komisch.

Jetzt geht es in eine weitere längere Steigung. Wir sind so bei knapp 200 Kilometern. Dann muss ich etwas abreißen lassen. Ich klettere mit ca. 300 Watt. Die Anderen sind nicht weit weg und quälen sich auch, und ich dachte schon das sind Maschinen. Der dritte Fahrer war am Berg vorgeprescht und lag jetzt ca. 20 Meter vor dem Duo und nochmal 10 Meter vor mir. Da springt ihm die Kette ab.

So bleiben nur wir drei übrig und es wird kurz flach, ich wäre fast wieder rangefahren, aber es geht wieder berghoch und die "Lokomotive" ist jetzt recht weit weg, auch der andere Fahrer aus dem Duo setzt sich etwas ab, aber nicht ganz so weit. Die Strecke führt schön kurvig durch den Wald, dann flacht es ab, und geht schließlich bergab, wir holen noch einige Fahrer ein, die können aber auch von der 200er Strecke sein. Ich will gerade schon hadern, flach bzw. bergab und keine Gruppe, aber da kommt auch schon das Schild Kontrollpunkt 1000m.

Diesmal ist der Kontrollpunkt stark bevölkert. Denn der betrifft verschiedene Strecken. Stempeln geht trotzdem schnell. Brote gibt's keine, Würstchen will ich keins, so fülle ich eine Flasche mit Apfelschorle und esse noch ein Stück Kuchen. Eine Waffel nehme ich mir noch mit für die ersten Meter. Die Lokomotive ist entweder schon weg oder sitzt da irgendwo, der zweite Fahrer müsste jetzt wieder hinter mir sein.

Es findet sich eine Gruppe mit Fahrern, die ich noch vom ersten Abschnitt des Rennens kenne. Mittlerweile funktionieren die Beine wieder super. Ich kann alles mitgehen was am Berg gemacht wird, in der Ebene muss ich recht wenig führen. Allerdings zähle ich schon die Kilometer herunter. Vor allen Dingen scheinen mir noch so viele Höhenmeter zu fehlen...




Ich schaue auch mal auf die Uhr um die Endzeit abzuschätzen. Also acht Stunden, das wird wohl kaum was werden, aber vielleicht wird's noch was mit 8:30 h.

Wir sind kaum losgefahren, da kommt auch schon die nächste und letzte Kontrollstelle. Ich lasse meine Karte abstempeln und nehme noch ein Stück Streuselkuchen. Der Abstempler wundert sich "so, 238 Kilometerfahrer sind auch schon hier, ich glaub ihr seid die ersten". Ich bin mir sicher, das nicht. Die Dame die den Kuchen betreut meint da wären schon welche gewesen. Soweit hinten können wir also nicht sein. Ich fahre weiter, und treffe nach hundert Metern auf einen jungen Fahrer, ebenfalls 238er Strecke. Ich hänge mich dran. Zuerst will er nur vorne fahren, schnell arbeiten wir aber zusammen und ein weiter Fahrer gesellt sich dazu. Ich bin mir nicht ganz sicher ob die beiden irgendwie zusammen gehören. Führungsarbeit machen zunächst nur der Junge und ich.

Wir arbeiten schließlich richtig gut zusammen. An den Anstiegen hauen die rein wie Sau, ich kann es immer noch nicht glauben, werden die anderen denn nie müde. Irgendwie habe ich das Gefühl die fahren in einer anderen Liga, aber letztlich bleibe ich doch immer dran. In der Ebene mache ich vorne richtig Druck, die Beine funktionieren auch bei mir noch...

Vor allem schaffen wir es uns an eine größere Gruppe ranzusaugen die einen halben Kilometer vor uns fuhr. Geil. Und dann die erste rote Ampel für heute an der wir stehen bleiben müssen. Da steht noch eine Gruppe. Da sind auch die, die ich während des Rennens mal verloren hatte. Eigentlich müssen wir ganz schön weit vorne sein. Ich habe mich auch selten so gequält.

Mittlerweile muss ich mich aber nicht mehr quälen, sondern wie schon so oft, ab 200 Kilometer werden die Beine besser und besser. Es hilft wohl auch der Gedanke, dass es bald vorbei ist.

Die jetzt recht große Gruppe ist eigentlich zu langsam, so ähnlich wie die letzen zehn Kilometer bei "Rund um den Finanzplatz". Unsere Dreiergruppe war schneller. Das sehen die anderen beiden auch so und mit einem weiteren Fahrer mit giftgrünen Klamotten bildet sich eine Vierergruppe.

Wir geißeln was das Zeug hält. Mittlerweile übeholt man ständig Fahrer, da viele unterschiedliche Strecken diesen Schlussabschnitt gemeinsam nutzen. Das gibt einem das Gefühl total schnell zu sein und ständig nach vorne zu fahren, was natürlich nicht stimmt. Aber ein oder zwei 238er waren mindestens noch dabei.

Berghoch muss ich immer sehr kämpfen um dranzubleiben, mittlerweile trete ich aber wieder die gleiche Leistung wie ziemlich am Anfang, nur tut es mehr weh. Also um 400 Watt in den Anstiegen. Ich will halt an den beiden dranbleiben. Im Flachen fahre ich auch mal vorne, da wechseln wir uns ganz gut ab. Der giftgrüne Fahrer platzt irgendwann an einem Anstieg weg.

Dann kommen die letzen Kilometer und schließlich eine kleine Abfahrt, das Ortschild Bimbach, wir sind fast am Ziel. Am letzen Anstieg hatten mich die beiden doch noch abgehängt und in der Abfahrt bin ich nicht mehr ganz rangekommen. Dumm nur, dass die beiden an der letzten Linksabbiegerstelle, wo das Ziel schon ausgeschildert ist zunächst geradeaus fahren (das wäre doch normalerweise mein Part gewesen...). So bin ich doch wieder vor den beiden und fahre die letzten Meter alleine dem Ziel entgegen.


Dort erwartet mich, wie alle Fahrer, eine kleine La Ola Welle der Rhön Radmarathon eigenen Cheerleader. Sehr cool.


8:35 h zeigt der Radcomputer. Ich bin sehr zufrieden. Zwischendurch musste ich mich echt quälen, doch mein Groll über Marcos Idee ist natürlich längst der Zufriedenheit über die vollbrachte Leistung gewichen. Das war richtiges Racing, und das bei fast 4300 Höhenmetern (laut meinem Edge 800), nix Kaffeefahrt. Geil. Es wäre wirlich spannend zu erfahren welche Position letztlich dabei herausgesprungen ist. Schade, dass es keine Zeitmessung und keine Ergebnislisten gibt.

Anyway, ich hole mir mein Finisher T-Shirt, ziehe mich um und laufe noch etwas über den reichlich bevölkerten Zielbereich. Schaue mir an, was die Stände so zu bieten haben. Und nach dem Recovery Drink am Auto gönne ich mir noch eine fair bepreiste Erbsensuppe für den Geschmack.

Samstag, 18. Mai 2013

Rhönradmarathon

So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Öfter hatte ich schon gehört, dass der Radmarathon in Bimbach super ist, und ein tolles Event. Auch Zeiten wurden berichtet.

Dann muss ich feststellen, dass es keine Zeitmessung gibt und man stattdessen Karten abstempeln muss.  Ein blöde RTF, so ein Mist. Die Straße ist nicht abgesperrt, Platzierungen gibt es keine, da hätte ich mich auch ohne 45,- EUR Startgeld mit ein paar Freunden zum Radfahren treffen können...

Das mir gerade noch das Auto verreckt ist muss ich auch noch schlucken, aber dass Marco mit dem ich mich angemeldet hatte nun verletzt ausfällt ist wirklich schade. So hätten wir wenigstens zu zweit etwas Spaß beim Radeln in der Rhön gehabt.

Na was solls. Die Übernachtung dort habe ich dann abgesagt und muss halt um halb vier Uhr aufstehen um rechtzeitig zum Touristikradeln dort zu sein. Auch nicht gerade die beste Vorraussetzung für einen tollen Radtag.

Eigentlich wollte ich dann trotzdem richtig powern und "auf Sieg" fahren, aber nach 45 Kilometern muss man schon anhalten und stempeln. Zwar gibt es dann auch eine Verpflegungstation, nur wollte ich ja keine Kuchenesserrunde fahren, sondern einen Radmarathon. Vielleicht mache ich es wie in Flandern und fahre einfach für mich, mit eigener Zeitmessung am Radcomputer.

Wenn wir Glück haben regnet es laut Wetterbericht erst nach dem Event, allerdings wird es sicherlich recht frisch sein. Schaun wir mal, als Trainingsrunde sollte es auf jeden Fall gut taugen, denn immerhin gilt es 4500 Höhenmeter zu bewältigen. Und ich denke mal, wenn ich die ersten Radfahrer vor mir sehe, wird der Wettkampfinstinkt das ganze auch zu einem richtigen Rennen machen. Trotzdem, ich muss mir angewöhnen die Website der Veranstaltungen genauer zu studieren bevor ich mich anmelde...

Donnerstag, 2. Mai 2013

Fazit "Rund um den Finanzplatz"

Eschborn ist ein richtiges Radrennen, was im Gegensatz zu den Radmarathons, die ich ja meist fahre, schon einen Unterschied macht. Man fährt von Anfang bis Ende volles Rohr, in großen Gruppen kann man sich zwischendurch etwas erholen.

Macht schon sehr viel Spaß. Ich habe mich gesteigert, und das war auch mein Ziel. Dabei ging es mir nicht nur um den 35er Schnitt, sondern auch darum im Schnitt eine höhere Leistung zu treten. Beides hat geklappt, und ich hätte sogar noch etwas Luft nach oben gehabt. Wenn ich sowas nochmal mache, sollte ich vielleicht früher am Start sein und versuchen noch weiter vorne zu stehen. D.h. auch innerhalb des Startblocks recht weit vorne zu stehen. So könnte ich vielleicht einen noch höheren Schnitt fahren, wenn ich es schaffe bis zum Feldberg dranzubleiben.

Was ich nicht so richtig gut finde ist die Professionalisierung der Jedermanrennen. Es gibt einige gesponsorte Teams, viele Lizentfahrer sind dabei, das Ganze wird als Geschäft entdeckt. Die Idee der Jedermannrennen war doch, dass Radfahrer die eben nicht in Vereinen oder gar gesponsorten Teams organisiert sind und keine Radamateure oder Profis sind sich vergleichen können und Spaß am gemeinsamen Event haben. D.h. ja auch, dass eben jeder erst mal für sich fährt und sich die Gruppen im Rennen finden. Wenn jetzt Teams ihren Kapitän zum Sieg fahren wollen und Rennen kontrollieren gehört das doch wohl eher in den Lizenzsport.

Aber ich versuche es andersherum positiv zu sehen und denke mir, so kann ich mich mit richtig starken Fahrern messen. Immerhin schaffe ich es momentan so unter die besten 10% zu kommen, was für einen, der tief im Inneren eher ein Reiseradfahrer ist, ja auch nicht so schlecht ist. Unter die Top Ten zu fahren werde ich aber wohl in diesem Leben bei keinem Event mehr schaffen...

Statistik Rund um den Finanzplatz

Gesamttageskilometer: 104
Gesamtdauer: 2:56:28,2 h
Rückstand auf den Sieger: 14.50,6 min
Schnitt:  35,19 km/h
Höhenmeter: 1319
Gesamte Arbeit an der Kurbel: 2935 kJ
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 304 Watt
Normalisierte Leistung: 321 Watt
Maximale Leistung an der Kurbel: 831 Watt
Durchschnittliche Temperatur: 8° C (min 3° / max 12°)
Durchschnittlicher Puls: 157
Durchschnittliche Trittfrequenz: 89 (max 132)
Maximalgeschwindigkeit: 77,9 km/h

Platzierung:
Gesamt Herren: 203 (2060 Finisher auf der 104 km Strecke insgesamt)
Altersklasse Masters 2 Herren: 60  (808 Finisher auf der 104 km Strecke insgesamt)

Fahrradgewicht: 9,4 kg inkl. Trinkflaschen, Luftpumpe, Flickzeug, Schlauch, Radcomputer
Fahrergewicht: 80,20 kg
Kleidung und Nahrung: 2,6 kg
Gesamt(system)gewicht ca. 92,20 kg

Fahrrad:
Rahmen: Cannondale Supersix Evo 2012
Laufräder: Mavic Ksyrium 2012 mit Mavic Schnellspannern
Schaltung: SRAM Red 2012 WiFly mit
SRAM Quark Powermeter Kompakt 34/50 vorne, SRAM (MTB) XX Kassette 11-32 hinten
Bremsen und Kette: SRAM Red 2012
Pedale: Shimano Dura Ace SPD-SL
Lenker: Syntace Racelite CDR
Sattel: Tune Komfort
Radcomputer: Garmin Edge 800

Mittwoch, 1. Mai 2013

Rund um den Finanzplatz


Zweiter Versuch für dieses Jahr ein Rennen zu Ende zu fahren. Bei der Flandernrundfahrt hat es ja nicht wirklich geklappt.

Diesmal ist der Aufwand drumherum wesentlich geringer, d.h. ich kann zu Hause schlafen und habe nur 45 Minuten Anfahrt. Bei einem Start um 8:50 Uhr eigentlich alles recht gemütlich.

Leider wird es mit dem Schlafen nicht so wirklich was, in der Kneipe nebenan wird heftig in den Mai getanzt und die Maitänzer schreien die ganze Nacht auf der Straße herum. Ich komme beim zusammenzählen auf grob vier Stunden Schlaf.

Vielleicht bin ich deshalb morgens etwas missmutig. Vielleicht liegt es auch an meinem Übergewicht. Über 3 Kilo mehr als ich mir für diesen Zeitpunkt des Jahres vorgenommen hatte. Ist jetzt erst mal so.

Ich hole Marko ab, der ebenfalls am Rennen teilnimmt, und in Eschborn angekommen bauen wir die Laufräder an die Fahrräder und ziehen uns am Auto um. Dann fahren wir die zwei, drei Kilometer zum Start/Ziel Gelände.

Ich hatte vergessen mir noch Gels zu kaufen und habe zwei Riegel einstecken, die sind aber während des Wettkampfs blöd zu essen, schließlich ist das hier ein kurzes Radrennen und kein langer Radmarathon. Eine Flasche ist mit Sponser Long Energy gefüllt und eine mit Wasser. Wahrscheinlich sind zwei 1 Liter Flaschen zu viel, aber ich kann mich nicht mehr richtig erinnern wie ich letztes Jahr mit meinen Getränken zurechtgekommen bin. Schlimmstenfalls schleppe ich ein Kilo zuviel den Feldberg hoch.

Im Gegensatz zu mir hat mein Fahrrad aber abgenommen. Ich fahre mit dem Cannondale SuperSix Evo, meiner neuen Waffe für den Berg. Das Rad wiegt inkl. der Flaschen, dem Radcomputer und der Satteltasche mit dem Flickzeug 9,4 Kg. Das ist ein verdammt guter Wert.

Am Start angekommen sortieren wir uns in den entsprechenden Startblock. Marko muss in 1D starten, da er erstmals dabei ist, ich darf auf Grund der Zeit vom letzten Jahr in Startblock 1A.

Letztes Jahr bin ich einen Schnitt etwas über 33 km/h gefahren, diesmal habe ich mir 35 km/h zum Ziel gesetzt. Ich hoffe nämlich, dass sich im ersten Startblock die Gruppe einfach schneller bewegt, und ich gar nicht so viel mehr Power einsetzen muss, wenn das „Nachvornebeamen“ entfällt, einfach nur dranbleiben. Soweit die Theorie.

Und dann endlich der Startschuss. Viele um mich herum fahren in langen Hosen oder mit Knielingen, die meisten mit Jacke oder langem Trikot. Ich fahre kurz/kurz mit Armlingen, Jacke habe ich keine dabei. Schon nach zehn Sekunden weiß ich, dass meine Wahl richtig war. Es geht gleich in die Vollen. Wir geißeln ordentlich los und mit einfach nur dranbleiben iss nich...

Zwar bewegen sich die Fahrer um mich herum deutlich schneller als letztes Jahr im Block D, aber immer wieder lässt einer abreißen und man muss höllisch aufpassen, dass man dann überholt und die Lücke nach vorne wieder schließt um nicht abgehängt zu werden.

Nach ein paar Kilometern beruhigt sich das etwas, allerdings geht es jetzt durch Frankfurt und immer wieder gibt es scharfe Kurven oder Fahrbahnverengungen wo man richtig arbeiten muss um nicht abreißen zu lassen. Letztes Jahr hatte ich einen kurzen, sehr genussvollen Moment alleine in den Häuserschluchten der abgesperrten Stadt, diesmal geißeln wir in der Gruppe durch Frankfurt und ich habe kaum Zeit auf irgendwas zu achten. Nur die Durchfahrt an der Alten Oper nehme ich bewusst war, sonst achte ich nur auf die Straße und die Räder um mich herum.

Das ist auch sinnvoll, denn Stürze will man natürlich vermeiden. Zwei, drei heikle Situationen gibt es mit verlorenen Trinkflaschen, aber alles geht gut.

Auf dem Weg nach Oberursel lassen ein paar aus der größeren Gruppe in der ich fahre nach, ich fahre vorne und versuche mich abzusetzen, bzw. an einen größeren Pulk so ca. zwanzig, fünfundzwanzig Meter vor mir heranzukommen. Ein anderer Fahrer überholt mich, wartet aber nicht auf mich, so dass wir zusammenarbeiten könnten. Er fährt dann drei Fahrradlängen vor mir, ich gebe alles um ranzukommen. Er guckt zwei, dreimal aber wartet nicht. Mann, sei doch schlau.

Ist er aber nicht, so powern wir beide sinnlos hintereinander um an den Pulk vor uns ranzukommen. Ich fahre zwischen 400 und 500 Watt und fühle mich elend, das wird heute eine Katastrophe.

Der Abstand zum Pulk verringert sich nur zentimeterweise, genauso der Abstand zum vor mir Fahrenden. Er lässt etwas nach, wartet aber trotzdem nicht auf mich. Ich versuche nochmal zuzulegen, fühle mich schwach, obwohl die Wattzahlen auf dem Radcomputer eine andere Sprache sprechen.

Von hinten kommt eine Fünfergruppe, wir sammeln den vor mir Fahrenden ein und nähern uns dem Pulk. Immer wieder habe ich das Gefühl wir kommen ran, aber das täuscht, es sind nur Fahrer die hinten wegplatzen und dann auch von uns überholt werden.

Schließlich hilft uns aber die Routenführung und an zwei eng aufeinanderfolgenden Kurven kommen wir ran. Von hinten kommen weitere Fahrer, vorne fallen weitere zurück, so mischt sich das Feld neu, dann setzt sich der Pulk in dem ich jetzt auch fahre wieder etwas ab vom Rest.

Mir scheint ich bin jetzt reicht weit vorne, vor unserer Gruppe ist wahrscheinlich nur die Spitzengruppe mit den Topfahrern. Genau weiß ich das aber nicht. Ich bin sehr damit beschäftigt immer schön dranzubleiben. Führen muss ich jetzt erst mal nicht mehr, ich muss mich auch etwas erholen, die ersten Kilometer waren brutal.

Wir fahren an einer Zwischenzeitnahme vorbei, der Sprecher sagt was von 34 zurückgelegten Kilometern. Da stoßen wir von der Nebenstraße auf die Hauptstraße und ein riesiges Feld rauscht an uns vorbei. Das darf doch nicht wahr sein! Wir sind wohl einen kleinen Umweg gefahren und das ganze Geochse war umsonst. Großer Frust macht sich kurz im Pulk breit, bis einer anfeuert „Egal, weiter fahren!“.

Ab jetzt geht es sowieso nur noch bergauf, erst mal sanft durch Oberursel, dann zieht es etwas an hinauf zum Feldberg. Ich hadere noch etwas mit unserem Fauxpas, sehe dann aber zu, dass ich ordentlich den Berg hochkurbele.

So richtig super fühle ich mich noch nicht, aber passt schon, und gefühlsmäßig bewege ich mich etwas schneller als die Hauptströmung.

Jetzt bietet sich die erste Gelegenheit in einen Riegel zu beißen. Es bleibt aber bei einem Bissen. Das Kauen ist so anstrengend, dass es nervt, also lasse ich es. Noch ist es nicht so richtig steil, so dass wir in Gruppe fahren und den Windschatten nutzen. Vor mir kurvt ein Mädel immer mal hin und her, ich beneide sie um ihr Gewicht (vielleicht 48 kg). Sie fährt ziemlich gut berghoch.

Aber als die berühmte Motorradkehre erreicht ist kann ich mich von ihr absetzen. Ich habe jetzt ein perfektes Hinterrad gefunden. Ich bleibe einfach nur dran und das Tempo passt genau zu meinem Bergtempo. Der Typ fährt auf dem großen Kettenblatt und dem größten Ritzel. Die Kette läuft ziemlich schräg und am Umwerfer gibt es Schleifgeräusche. Das beschäftigt mich etwas und lenkt von der Anstrengung ab.

Die Beine funktionieren allerdings gut. Mittlerweile fühle ich mich nicht mehr so schlecht. Allerdings läuft meine Brille immer mehr an. Ich hatte meine Helmmütze vergessen und das eigentlich für den Hals vorgesehene Buff über den Kopf gezogen, das rutscht jetzt immer mehr in die Stirn und behindert die Belüftung der Brille.

Den Abzweig links hinauf zum Feldberg sehe ich noch, dann wird es schlechter. Hier ist jetzt auch noch Nebel und es wird recht kühl. Das Feld hat sich etwas gelichtet, ich bin mit meiner Kletterleistung einigermaßen zufrieden, drei Kilo weniger hätten allerdings noch etwas Geschwindigkeit gebracht.

Jetzt kommt der Parkplatz auf der linken Seite, hier oben wollten irgendwo meine Eltern stehen und mich anfeuern, allerdings sehe ich im Moment durch die angelaufene Brille nix. Dann kommen die Parkplätze auf der rechten Seite und ich erkenne die Umrisse des Autos. Ich grüße so ins neblige rein... Mein Vater ruft „noch 400 Meter“, na die gehen auch noch.

Am Schluss zieht die Steigung nochmal etwas an, aber die paar hundert Meter gehen noch gut. Dann geht es direkt in die Abfahrt. Ich gehe es zunächst etwas verhalten an, den erstens ist es stellenweise richtig neblig, und zweitens sehe ich durch die angelaufene Brille nur Umrisse.

Dann lässt der Nebel nach und auch die Brille gibt wieder mehr Sicht frei, der Fahrtwind trocknet die Gläser. Die Abfahrt ist ok, ein paar Fahrer schließen von hinten auf, auf ein paar laufe ich auf, so dass wir in einer lockeren Gruppe fahren.

In den Kurven sorgt das für etwas Adrenalin, da man ja nie weiß wie der Andere fährt, aber alles läuft völlig unproblematisch. Ich habe auch keine Probleme mehr wie beim Ötzi letztes Jahr, alle Sturzfolgen, auch die mentalen sind überwunden.

Das Fahrrad läuft gut. Ich habe die einfachen Ksyrium Laufräder drin, aber auch die laufen gut. Dann geht es wieder berghoch und die Gruppe sortiert sich neu. Ich bin mal gespannt wie ich durchhalte, im jetzigen Streckenabschnitt kann man sich nicht in der Gruppe verstecken. Es geht entweder ordentlich bergab oder bergauf.

Nach einer weiteren Abfahrt kommt dann der steilste Abschnitt. Ich habe schon in den letzten Anstiegen gemerkt, dass ich mit jedem Berghochabschnitt besser in Form komme. Bei einigen Fahrern ist es umgekehrt, so dass sich die Gruppe immer wieder neu sortiert und auch etwas kleiner wird.

Der folgende Abschnitt bis zum Schluss ist dann prädestiniert um ordentlich Tempo in der Gruppe zu machen. Aber irgendwie will nichts so recht laufen. Ich fahre immer wieder vorne rein, es wird versucht zu Kreiseln, aber das klappt gar nicht. Dreimal kommt nach mir keiner mehr nach, so dass ich dann plötzlich auf der langsamen Seite im Wind bleibe. Auch die Versuche normale Gruppen aufzumachen klappt nicht recht. Ich bin etwas genervt. Der Pulk fährt definitiv zu langsam, ich kann aber auch nicht nur vorne im Wind fahren, durch die Uneinigkeit verlieren wir echt Zeit.

Ein weiterer Fahrer schießt genervt nach vorne, ich fahre ran und denke mir, dann fahren wir halt zu zweit, aber die anderen Fahrer hängen sich dann doch hintendran. Schließlich läuft es immerhin ein bisschen, aber doch recht unruhig. Ich beteilige mich noch ein paar mal an der Führungsarbeit. Merke dann aber, als es noch so gut zehn Kilometer bis ins Ziel sind, dass es nix bringt und lasse mich in den Pulk zurückfallen. Dort treffe ich Bernd einen Radfahrer den ich noch vom Trainingslager in der Rhön letztes Jahr kenne. Wir unterhalten uns etwas. Mein Radcomputer zeigt einen Schnitt von 34,8 km/h. Mist, ich werde mein Ziel verfehlen. Aber machen kann ich jetzt nichts mehr, es geht leicht bergab oder flach, selbst eine zu langsame Gruppe ist hier schneller als ein Einzelfahrer der alles gibt. Also bleibe ich im Feld.

So rollen wir durchs Ziel. Das war fast zu easy, ich hätte noch etwas Power gehabt. Nach dem Zieleinlauf verabschiede ich mich gerade von Bernd und schaue auf den Radcomputer, da steht doch tatsächlich die 35 vor dem Komma. Ja! Ein kurzes Glücksgefühl, die Beckerfaust, das Ziel doch erreicht.

Die Beine waren erstaunlich gut. Das Schwächegefühl am Anfang war nur im Kopf. Das Cannondale geht um die Kurven, einfach traumhaft, außerdem dämpft es besser als das Roubaix SL3 (mit gleicher Sattelstütze), ist viel leichter und sieht besser aus. Ich werde die Specializedräder bei ebay reinstellen...

Das Rennen hat tierisch Spaß gemacht. Auch Marko hatte Spaß, auch wenn er sein Ziel wegen eines Plattfußes knapp verfehlt hat. Aber Radrennen sind einfach geil. Vollgas von Anfang bis Ende, ein Radmarathon würde nach 100 Kilometern erst richtig losgehen, was mir wohl mehr liegt, aber es macht wirklich viel Spaß und zufrieden bin ich mit meiner Leistung auch. Im Schnitt konnte ich über 300 Watt treten, deutlich mehr als letztes Jahr.