Samstag, 29. Juni 2013

qualified vor RAAM

Habe es tatsächlich geschafft. Ist super gelaufen.

Gute Beine, fantastisches Team!

Danke an Marco und Oli, die sich über 27 Stunden um mich gekümmert haben mit Richtungsanweisungen, Verpflegung und mentaler Unterstützung.

Und Dank auch an Britta für die Top Sitzposition und Björn für das offensichtlich wirkungsvolle Training.

Freitag, 28. Juni 2013

Taktik, Pacing, Ziele

Bis nachts um eins habe ich gestern noch versucht die Karte auf den zweiten Garmin zu bekommen. Offensichtlich ist die Internetverbindung unter der Last der vielen Radmarathonteilnehmer etwas eingeknickt. Dann habe ich aufgegeben, und es nochmal über nacht laufen lassen, was zu einem "fail" geführt hat. Aber es könnte trotzdem geklappt haben, genau werde ich es erst auf den ersten Kilometern wissen.

Durch diesen ganzen Kram ist das Eigentliche, nämlich das Radfahren etwas in den Hintergrund geraten. Es scheint nur eine der vielen Kleinigkeiten zu sein, die man erledigen muss. Dabei ist ja die Hauptsache!

Jetzt versuche ich so langsam mich zu fokussieren. Der Wettkampf gegen die Zeit ist ja lange, so dass etwaige Unkonzentriertheit am Anfang nicht so große Auswirkungen haben sollte.

Da man nicht gegen die anderen Fahrer, sondern nur gegen die Zeit fährt, gilt es die vorhandenen Kräfte gut aufzuteilen. Um meinen angepeilten Schnitt von knapp 30 km/h beim Fahren zu schaffen muss ich möglichst gleichmäßig mit hohem G1, auch G2 Bereich auskommen. An Anstiegen muss ich natürlich auch mehr leisten, aber der Plan ist keinesfalls über den EB Bereich hinauszukommen um mich nicht platt zu machen.

Im ersten Abschnitt nicht überpacen, auch wenn man sich da unsterblich fühlt, immer gut essen und KH zuführen.

Da es das erste Rennen mit Teambegleitung und eigener Versorgung ist, bleibt da natürlich eine Unbekannte. Ich denke aber je länger das Rennen dauert, desto besser werden Marco, Oli und ich uns einspielen.

Geschlafen habe ich wie immer viel zu wenig, und eine Erkältung nervt etwas, wie bei praktisch jeder Veranstaltung dieses Jahr. Aber wenn ich erst mal auf dem Rad sitze ist das hoffentlich vergessen.

Donnerstag, 27. Juni 2013

Naviprobleme zur Hälfte gelöst

Heute morgen habe ich die letzte Trainingsfahrt genutzt um nochmal mit den Garmin Radcomputern zu testen. Mit dem 810 und der City Navigator Karte geht es eigentlich super, inkl. Abbiegehinweis. Das nützt zwar dem Follow Car nichts, aber immerhin mir.

Blöd nur, dass ich auf dem 800er nur die Basiskarte drauf habe. Da gibt's keine sinnvollen Hinweise und auch die Route wird viel zu grob angezeigt um was damit anzufangen. Also habe ich mir noch online eine Karte gekauft. Die passt allerdings nicht in den Speicher, also nochmal zum Media Markt gefahren und eine microSD Karte gekauft.

Leider scheint aber der Downloadserver von Garmin nur eine alte Modemanbindung zu haben, auch nach einem ganzen Nachmittag ist die Karte noch nicht auf dem Gerät angekommen, Mist. Das hätte ich natürlich früher schon testen sollen, aber die Navifunktion des 800 habe ich nie gebraucht, und als ich den Ersatz gekauft habe, weil der ursprüngliche mit Karte im Regen am Hahntennjoch abgesoffen ist, habe ich einfach nur das blanke Gerät gekauft...

Anyway, mittags ist das Team angekommen. Marco und Oli sind hochmotiviert und wir haben neben diversen Navigeschichten noch das Auto gepackt. So voll ist es gar nicht, aber es soll ja schon alles griffbereit sein. Wenn ich mir anschaue was andere so dabei haben, dann kommt es mir so vor, als ob ich zu wenig Werkzeug und zu wenig Wasser dabei habe.

Aber ich denke mal die Vorräte sollten reichen, ich will ja nicht so ewig lange fahren... Ich will hauptsächlich mit dem Ensure Plus und den Frischeiwaffeln als Nahrung arbeiten. Auf dem Rad werde ich Sponser High Energy und High Energy long Gels benutzen. Dazu Wasser, und Sponser Competition als Getränk. Dazu habe ich noch alles mögliche an Riegeln, Keksen, Zwieback und Kuchen dabei, einfach damit ich eine Auswahl an Alternativen habe, wenn das andere Zeug nicht mehr reingeht.

Die konstante Versorgung mit Nahrung und das ohne lange Pausen an den Checkpoints sollte mir etwas Vorsprung auf die letztjährige Zeit geben. Außerdem haben wir diverse Navigeräte und Karten, die wir auch nochmal komplett durchgegangen sind. Durch deutlich weniger Navigationsfehler sollte ich zwei Stunden oder mehr auf letztes Jahr herausholen.

Durch die gemäßigte Aerohaltung hoffe ich bei gleicher Leistung ein bis zwei km/h im Schnitt rauszuholen. Das alles sollte sich addieren zu einer deutlichen Steigerung, so dass das angestrebte Ziel von 28 Stunden drin ist.

Das erfolgreich durchzuziehen bin ich ja schon meinem Team schuldig... Ich hoffe wir werden gut zusammen funktionieren. Das ist schon ein ganz spannendes Unternehmen. Irgendwie fühlt es sich an wie ein anderer Sport im Gegensatz zum letzten Jahr. Ich komme bis jetzt überhaupt nicht dazu ans Radfahren zu denken. Alles ist irgendwie Organisation und Navigation. Ob das gut oder schlecht ist weiß ich erst morgen.

Die späte Startzeit liegt mir eher nicht so, um 11:44 Uhr habe ich normalerweise das meiste schon überstanden. Diesmal geht es dann gerade erst los. Dafür ist es dann auch nicht mehr ganz so kalt. Denn momentan ist es schon recht kühl. Morgen soll es nur vereinzelt regnen, meist eher bewölkt oder mal etwas Sonne, am Samstag ist aber Regen angesagt. Zusammen mit den recht niedrigen Temperaturen könnte es also schon eine echte Bewährungsprobe werden.

Wir werden sehen. Wenn orthopädisch alles klar geht, die Beine gut funktionieren und wir uns nicht verfahren, dann werden wir mit dem Rest auf jeden Fall fertig.

Dienstag, 25. Juni 2013

Navifrust schon vor dem Rennen

Heute kam die Email vom Veranstalter, dass die 700er Strecke nicht ausgeschildert wird. Man muss also rein nach Roadbook fahren.

Ich muss das akzeptieren, da ich nunmal als RAAM Qualifikant fahre, beim RAAM ist ja auch nix ausgeschildert. Trotzdem ist das Mist. D.h. die Navigation liegt komplett in der Hand des Begleitteams. Und ohne Verbindung zum Fahrer geht nichts. Man kann wohl kaum ordentliche Zeiten fahren wärend man dauert im Roadbook blättert.

Also habe ich heute noch eine Funkverbindung vom Auto zum Fahrrad besorgt. Ein CBand System, d.h. der Navigator im Auto hat ein Mikrofon in das er seine Anweisungen spricht. Ich habe wiederum einen etwa zigarettenschachtelgroßen Empfänger im Trikot und einen Ohrhörer.

Ich werde natürlich die Bedingungen so aktzepieren wie sie sind und versuchen das Beste daraus zu machen, aber meiner Vorstellung von Spaß auf dem Fahrrad entspricht das nicht. Der logistische Aufwand, die Kosten, das technische Fahren, der Unsicherheitsfaktor auf der richtigen Strecke zu sein, nichts was mich animieren würde das nochmal zu machen.

Wenn jetzt jemand meint es gibt doch GPS, da kann ich nur lachen. Theoretisch super. Praktisch fürn A....

Es gibt erstens mal kein Fahrrad GPS Gerät, das 28,5 Stunden durchhält (Powermonkeyzusatzakku habe ich schon probiert, Schrott). Nun habe ich einen zweiten Garmin Edge, aber müsste dann auch noch eine zweite Karte kaufen, damit das Ding nicht nur piepst wenn ich von der Strecke fahre, sondern auch Abbiegehinweise gibt. Wenn ich das im Dunkeln benutze muss ich für die Abbiegehinweise natürlich das Licht anmachen. Dann brauche ich drei oder vier Garmins um über die Strecke zu kommen. Nee danke, dann fahre lieber wieder alleine berghoch, macht eh am meisten Spaß.

Für das Begleitfahrzeug habe ich nach langem Suchen und Internetrecherche herausgefunden, das man ein Nüvi braucht um überhaupt Routen auf das Navigationsgerät zu laden. Wenn ich im Geschäft was von gpx Dateien erzählt habe, haben die nur dämlich geguckt. Die Infos auf den Herstellerwebseiten sind erbärmlich, nur dummes Marketinggewäsch, aber die einfachsten technischen Informationen sind nicht zu finden.

Nach einem Anruf beim, allerdings sehr kompetenten, Garminsupport habe ich auch die GPX Dateien auf mein neues Nüvi 2597 draufbekommen. Aber das Gerät ist mit der Anzahl an Wegpunkten komplett überfordert und teilt die Dateien entweder in dutzende kleine auf, so dass das völlig unpraktikabel wird oder ich muss die Wegpunkte so reduzieren, dass die Datei völlig nutzlos wird. Diese Investition war also sinnlos. Wie armselig ist denn so ein Gerät wenn es nicht mal eine Route mit 30 Wegpunkten verarbeiten kann...

So bleibt nur das gute alte Roadbook. Ich hoffe die Jungs um Adi haben da gute Arbeit geleistet. Letztes Jahr war es nicht perfekt. Und dieses Jahr hat man ja keine Chance rauszufinden ob man auf der korrekten Route ist, denn es gibt keine Bestätigung durch Pfeile.

Wie gesagt als RAAM Qualifikant muss ich das so aktzeptieren wie es ist und zusammen mit meinem Team versuchen das Beste daraus zu mache, was heißt die 28:30 h zu schaffen, so oder so. Aber ich vertraue da einfach Marco und Oli. Wird schon.

Ich würde halt gerne einfach fahrradfahren und gut iss...

Montag, 24. Juni 2013

Gedanken zum Schweizer Radmarathon 2013

Die letzte Woche musste ich nicht nur von den 20h in Fell regenerieren, sondern auch noch einiges auf den Weg bringen für das kommende Wochenende.

So habe ich mit Britta von CycleFit in Bensheim die Aerositzposition erarbeitet. Eigentlich viel zu spät, denn ich bin noch nie mit Aerolenker gefahren, aber wir haben eine gute gemäßigte Position gefunden in der ich mich schnell wohlgefühlt habe.

Vorrangig geht es mir dabei darum die Hände zu entlasten, die leiden nämlich sehr auf einer Ultradistanz. Erst in zweiter Linie geht es dann um Aerodynamik. Aber natürlich erhöht jedes Watt, dass ich weniger leisten muss für die gleiche Geschwindigkeit, die Chance mein Ziel zu erreichen, nämlich die Quali für's RAAM.

FlipUp Armauflage, damit es auch berghoch noch Spaß macht

Cockpit mit Radcomputern und Beleuchtung

Dazu muss ich die 718 Kilometer und 5232 Höhenmeter in maximal 28:30 h schaffen. Letztes Jahr bin ich die Strecke als Radmarathon gefahren und habe 32:25 h gebraucht. Allerdings habe ich mich oft verfahren und bin letztlich 749 Kilometer gefahren.

Diesmal bin ich mit einem Followcar und Team unterwegs. Eine spannende neue Erfahrung. Marco und Oli werden mich begleiten und unterstützen. Keiner von uns hat irgendwelche Erfahrung mit begleiteten Ultradistanzrennen und wir haben auch vorher nichts getestet. Ich hoffe einfach, dass wir das gut hinkriegen.

Das Auto ist gerade rechtzeitig aus der Reparatur zurück, das Team steht, das Fahrrad ist präpariert. Fehlt nur noch ein fitter Fahrer. Noch erhole ich mich nur langsam von den 20 Stunden von Fell. Auch die leichte aber hartnäckige Erkältung ist noch nicht überstanden. Aber prinzipiell bin ich gut vorbereitet. Ich habe mich brav an Björns Trainingspläne gehalten, die Ergebnisse bei den Rennteilnahmen bis jetzt waren gut, und ich bin zwar angespannt aber voll freudiger Erwartung. Will heißen ich will jetzt endlich auf's Rad und losfahren...

Schließlich ist das mein Saisonhöhepunkt. Das Ziel ist ambitioniert aber nicht unrealistisch. Ich versuche unter 28 Stunden zu fahren. Aber Minimalziel sind die 28,5 die eine erfolgreiche RAAM Quali bedeuten würden. Die 26 Stunden habe ich mir abgeschminkt, die gehen auf keinen Fall.

Um die 28 Stunden zu erreichen muss ich die Pausen minimieren, wozu mir die Unterstützung durch Marco und Oli, also die Ernährung und Navigation mit Hilfe des Followcars helfen sollte.

Die alternative Aeroposition bringt, je nach Topographie, etwas Geschwindigkeit und vor allem noch "funktionsfähige Hände" gegen Ende des Rennens.

Und schließlich sollte ich etwas leistungsfähiger sein als leztes Jahr.

Zusammen mit den hoffentlich deutlich selteneren Navigationsfehlern (ausschließen kann man die wohl auf so eine Distanz nicht ganz), sollte damit eine Verbesserung von mehreren Stunden gegenüber letztem Jahr drin sein.

Leistungswerte zum Pacing habe ich leider aus 2012 keine, da die Leistungsmesskurbel defekt war. Aber auch rein nach Gefühl bin ich letztes Jahr schon ganz gut um den Kurs gekommen.

Freitag, 21. Juni 2013

20h Fell Fazit

Jetzt, fünf Tage nach dem Rennen ist die Verspannung im Nacken endlich weg. Das war schon richtig anstrengend. Die Strecke ist auf den ganzen 17 Kilometern anspruchsvoll.

Einerseits wegen der vielen Höhenmeter, andererseits wegen des Straßenbelags. Und in den Ortschaften Fell und Thomm geht es natürlich auch ein bisschen um die Ecken. Auch in der Abfahrt kann man nicht völlig entspannen. Der erste Teil fordert einen auf Grund des eher ruppigen Belages, der zweite Teil durch den Wald ist eher flott, auf recht schmalem Weg, so dass man zumindest konzentriert sein muss.

Das Fahren in der Nacht hat auch diesmal wieder recht problemlos geklappt. Müdigkeit ist keine aufgekommen, man ist einfach zu beschäftigt auf dem Rad, der Körper zu aktiv um müde zu werden. Trotzdem sinkt in der Nacht die Leistung etwas ab, was man auch an den Rundenzeiten ablesen kann.

Schön ist es wenn dann die Sonne aufgeht, das beflügelt wieder etwas. Außerdem fahre ich sehr gerne morgens früh, egal ob auf Radreisen oder in den Alpen beim Pässefahren mit dem Rennrad. Auch die tiefstehenden letzten Sonnenstrahlen vor der Dämmerung, die die Landschaft in ein goldenes Licht eintauchen mag ich sehr. Die blieben uns letztes Jahr verwehrt, dieses Jahr aber konnte man das besonders genießen wenn man im Thommer Berg mit der etwas steilen Rechtskurve aus dem Wald herausfuhr. Überhaupt ein sehr schöner Abschnitt, denn die Straße flacht dann merklich ab und der Belag ist sehr gut.

In den ersten Runden kam mir der Straßenbelag interessanterweise gar nicht mehr so ruppig vor, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Das zeigt doch deutlich, wie stark der Einfluss der Ermüdung von Haltemuskulatur und Koordinationsfähigkeit auf das Ausgleichen und Abfedern von Bodenunebenheiten ist.

Ganz klar ein Argument für ein möglichst bequemes, gut dämpfendes Fahrrad wenn es um lange Distanzen bzw. eine lange Dauer des Wettkampfs geht. Mit dem Cannondale SuperSix Evo bin ich da extrem zufrieden. Die Dämpfung schien mir besser zu sein als beim Specialized Roubaix SL3, mit dem ich letztes Jahr unterwegs war. Und dabei ist es deutlich leichter, was bei der  enormen Zahl an Höhenmetern die es zu bewältigen galt viel ausmacht.

Offiziell ist die Strecke mit ca. 370 Hm angegeben, ich hatte nochmal nachgefragt wegen der Angabe von 297 Hm im Flyer. Diese Angabe bezog sich aber auf die Laufstrecke.

Die Höhenmessung der Garmins bestätigen das, dort hatte ich Werte zwischen 370 und 385 stehen. Die Barometrische Höhenmessung reagiert einerseits ein bisschen auf das Wetter, andererseits kann, je nach gefahrener Linie, die Höhe pro Runde schon mal ein klein wenig abweichen.

So bin ich mit meinen 24 Runden auf offiziell 8880 Hm gekommen. Die Garmins kamen auf 9004 Hm. So viele Höhenmeter bin ich noch nie an einem Tag gefahren. Selbst bei der Platinrunde des Alpenbrevets waren es "nur" gut 7000 Hm. Wahnsinn.

Auf die Dauer von 20 Stunden gesehen sollte sich hier ein guter Bergfahrer also immer durchsetzen, und wenig Gewicht immer gegen mehr Power. Also ein gutes Leistungsgewicht ist hier für den Erfolg entscheidend. Deshalb kann ich mit meinen 24 Runden hochzufrieden sein, denn mit gut 78 Kg habe ich mein Traumbergfahrgewicht von 74 Kg weit verfehlt dieses Jahr.

25 Runden rauszuquetschen wäre schon noch möglich, in den Pausen habe ich teils etwas getrödelt, genauso wie in manchen Runden. Für 26 müsste ich aber auf jeden Fall mit einem Betreuer arbeiten, da kann man sich keine richtigen Pausen mehr leisten. Mehr ist aber für mich erst mal nicht drin, oder ich müsste auch meine Leistung nochmal deutlich steigern und eben die vier Kilo noch abnehmen, was ich aber nicht so wirklich sehe...

Alles in allem bin ich aber sehr zufrieden. Die gesetzten Ziele habe ich erreicht oder übertroffen. Jetzt muss ich nur wieder gut regenerieren, damit ich mein Hauptziel für dieses Jahr, die RAAM Quali beim Schweizer Radmarathon nächste Woche schaffen kann.

Noch fühle ich mich nicht so richtig fit. Es ist schon ein gewisses Risiko leicht angeschlagen den Glocknerkönig und auch die 20h von Fell bestritten zu haben. Mein Ruhepuls liegt immer noch 10 Schläge über normal. Aber eine Absage des Saisonhöhepunktes kommt erst mal nicht in Frage.

Montag, 17. Juni 2013

Statistik 20h Fell 2013

Kilometer: 409 km (plus Einführungsrunde 7 km)
Zeit:  19:49:33 h
Runden:  24
Höhenmeter: 8880
Durchschnittliche Temperatur: 12xx°C
Rückstand auf den Sieger:  3 Runden
Rang Einzel Männer: 5 (von 54)
Rang Gesamt inkl. Teams: 42 (von 113)
Rang Altersklasse E50 Master2: 2 (von 25 )
Durchschnittliche Trittfrequenz: 79
Durschnittliche Leistung Runde  01 - 18: 189 W (Edge 810)
Durschnittliche Leistung Runde  19 - 24: 210 W (Edge 800)

Rundenauswertung:


|Zeit|Ø Leistung |
|Zeit|Ø Leistung|
|Zeit|Ø Leistung |
|Zeit|Ø Leistung |
E|20:25|126 |
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1|40:17|194 |9|47:04|179|16|44:09|187 |22|47:55|193 |
2|40:31|218 |10|47:10|179|17|44:26|188 |23|41:52|233 |
3|40:34|218 |11|47:55|176|18|44:27|191 |24|41:07|239 |
4|42:08|205 |12|47:45|176|19|44:17|208 |
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5|42:39|204 |13|46:56|180|20|45:31|201 |
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6|42:29|204 |14|46:43|181|21|45:56|197 |
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7|44:19|187 |15|47:57|172|
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8|45:45|180 |
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P|18:14|
|P|60:33|
|P|40:00|
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E = Einführungrunde
1-8 = 1. Stint
9-15 = 2. Stint
16-21 = 3. Stint
22-24 = 4. Stint
P = Pause

Ab Runde 19 Wechsel von Garmin Edge 810 auf Edge 800. Dieser hat offensichtlich leicht höhere Werte angezeigt, trotz gleicher Wattmesskurbel (Nullstellenkalibrierung automatisch bei beiden Geräten)

Fahrrad:
Rahmen: Cannondale SuperSix Evo 2012
Laufräder: Mavic R-SYS SL
Reifen: Conti GP4000S 25mm (7 bar)
Schaltung: SRAM Red 2012 WiFly mit
SRAM Quarq Kompakt 34/50 vorne, SRAM (MTB) XX Kassette 11-32 hinten
Bremsen und Kette: SRAM Red 2012
Pedale: Shimano Dura Ace SPD-SL
Lenker: Syntace Racelite 2 CDR Carbon
Sattel: tune Komfort auf Syntace P6 Hiflex
Radcomputer: Garmin Edge 800 und 810

Gewicht Fahrrad: ca.9,6 kg inkl. Trinkflaschen Luftpumpe, Fickzeug und Radcomputer
Systemgewicht inkl. Fahrer (78,1 kg + 4,8 kg Kleidung, 3. Flasche, mehr Riegel) ca. 92,5 kg

Kleidung:
Helm: Bell Volt
Mütze: Gore Helmmütze / Assos Unterhelm Sonnenschutz
Brille: addidas Halfrim
Unterhemd: Odlo mit Windstopper / Craft zero
Trikot: Gore Ozon WS
Hose: Gonso / Pearl Izumi kurz
Beinlinge: Gore
Armlinge: Pearl Izumi

Regenjacke: Löffler Active Shell
Schuhe / Strümpfe: Specialized Defroster Rd (wasserdicht) mit Falke TK1
Sidi Scarpe Genius 5 mit Gore Socken)
Handschuhe: Vaude / Roeckl kurz

Ernährung:
Gel:
6 Sponser Liquid Energy
12 Sponser Liquid Energy long

Getränke:
3 Päckchen Sponser Long Energy verteilt auf ca. 2,5 Liter Wasser
1 Päckchen Nutrixxion Endurance verteilt auf ca. 0,75 Liter Wasser
ca. 9 Liter Wasser

Vollbilanzierte Flüssignahrung:
6 200ml Päckchen Ensure Plus


Feste Nahrung:
200g Michreis mit Eiweißpulver und Haferflocken
Ein viertel Stück Vollkorn Dinkel Streuselkuchen
3 Käsebrote (150g Bergkäse)
1 Zwieback
ca. 250, Dennree Frischei Waffeln
3 Bananen

Sonstiges:
Sitzcreme: Hans Karrer Hand repair microsilber
Sonnencreme: SunDance sport SF50

Sonntag, 16. Juni 2013

20h Fell 2013, das Rennen


Bis Trier, was ja nur ca. 20 km von Fell entfernt liegt fahre ich so ca. 2,5 Stunden. Da das Rennen erst um 19:30 Uhr startet, könnte ich theoretisch lange schlafen und dann mittags gemütlich dorthin tuckern. Aber da im Rahmen des 20h Events noch weitere Rennen stattfinden, soll man sein Auto möglichst bis 12 Uhr schon an der Wechselzone platziert haben. Deshalb entscheide ich mich dafür wie letztes Jahr schon früh anzureisen und dann im Gasthof Kasler ein „Tageszimmer“ zu nehmen.

Diesmal kein Regen bei der Anfahrt und auch die Vorhersage lässt auf gute Wetterbedingungen hoffen. Am Ortseingang von Fell steht ein Plakat, das den Race Rock bewirbt. Yes! Ich hatte schon gedacht dieses Jahr gäbe es die Veranstaltung nicht, da man es auf der Website nicht sehen konnte. Die wirklich geile Musik hat mich letztes Jahr am Berg immer nochmal richtig motiviert. Ich hoffe die Live Band ist gut...

Mit dem Zimmer habe ich gerade noch Glück, eines gibt es noch. Bis es fertig ist hole ich die Startunterlagen und den Zeitmesschip. Dabei begutachte ich kurz das Kuchenangebot, sieht gut aus. Ich habe zwar sehr viel essen mitgenommen, aber ist gut zu wissen, dass man immer noch was in der Hinterhand hat. Die Ernährung war ja letztes Jahr mein Problem. Dieses Mal habe ich Ensure Plus, eine vollbilanzierte Flüssignahrung dabei, und dazu tonnenweise Brot, Brötchen, Käse, Kuchen, Kekse, Zwieback, Bananen und Milchreis. Und natürlich alle möglichen Riegel und Gels.


Da ich beim Essen vorsichtig sein will werde ich hauptsächlich Wasser trinken, ab und zu etwas Sponser Long Energy aus der dritten Flasche im Trikot nippen und Energiegels zu mir nehmen. In den Pausen gibt es das Ensure Plus und auf was ich gerade Lust habe. Ich hoffe das funktioniert.

Ich parke mein Auto in der Wechselzone und präpariere das Fahrrad. Der Zeitmesschip wird diesmal nicht am Bein befestigt sondern soll ans Oberrohr gehängt werden. Und auch die Ausrichtung ist vorgeschrieben. Das ist aber blöd. Genau da habe ich doch meine Flaschen? Außerdem habe ich 1 Liter Flaschen, so dass ich immer an diesem Ding vorbeigreifen muss, was vor allem wenn man später platt ist, oder in der holprigen Abfahrt sehr nervig ist. Außerdem flattert so ein Schild doch. Das Zeitnahmeunternehmen wird wohl nicht von einem Radfahrer geführt...

Hm, egal jetzt, ich ziehe die Kabelbinder nicht ganz so fest an und befestige es wie auf der Abbildung vorgeschlagen. Eine zusätzliche Startnummer vorne gibt es auch noch. Warum da der Chip nicht drin ist weiß ich nicht.

Nachdem die Schaltung nochmal überprüft ist und bei ein paar Runden auf dem Parkplatz auch die Bremsen und die Laufräder, packe ich das Rad wieder ins Auto, nehme mir etwas Verpflegung mit und lege mich im Hotel erst mal ins Bett. Ich schlafe um diese Zeit natürlich nicht perfekt, aber so ca. zwei Stunden bekomme ich doch zusammen, der Rest ist Ruhen.

Dann endlich ist es soweit. Ich will jetzt auch endlich aufs Rad...
In der Fahrerbesprechung wird die Strecke vorgestellt und die Gefahrenstellen erläutert. Alles wie im letzten Jahr, diesmal gibt es allerdings kurz vor dem höchsten Punkt noch eine Zwischenzeitmessung um zu verhindern, das die Strecke abgekürzt wird. Soll es ja leider geben.


Ich präpariere mein Auto, aber irgendwie sieht alles sehr chaotisch aus. Na passt schon, in den Pausen will ich mich ja nicht hinlegen, sondern nur das Essen und ggf. Werkzeug greifbar haben.




Ich packe Handy und Kamera ins Trikot, neun Gels und die dritte Flasche. Sieht nicht gut aus und ist viel zu schwer, aber da ich ja alleine bin und keinen habe, der mir Essen und Trinken in der Wechselzone anreicht, die beste Lösung.

Ich zögere noch ob Unterhelmmütze oder nicht. Anfangs berghoch viel zu warm, nachher in der Abfahrt ohne natürlich zu kalt. Ich lasse sie erst mal weg. Fahre aber kurz / kurz mit Armlingen und den etwas wärmeren Regenschuhen mit dicken Socken.

Dann geht es endlich auf die Einführungsrunde. Angeführt von einem Elektro-BMW. Wusste gar nicht, dass die schon E-Autos auf dem Markt haben, habe mich wohl zuviel mit Fahrrädern beschäftigt. Die Einführungsrunde tut gut, man kann das Fahrrad nochmal checken und sich etwas warm fahren. Der Belag fühlt sich gar nicht so schlimm an, wie ich es aus dem letzten Jahr noch in Erinnerung habe. Das neue Cannondale SuperSix Evo dämpft wirklich klasse, für diese Art von Belag sogar besser als das SL3 Roubaix. Ich hatte mich für den sehr leichten Tune Komfort Sattel entschieden, wegen der vielen Höhenmeter. Ein Experiment, denn zwanzig Stunden auf einer dünnen Carbonschale ohne nennenswerte Polsterung erscheint erst mal gewagt. Aber ich habe zur Sicherheit auch noch den Selle SMP dabei, mit dem bin ich schon über dreißig Stunden am Stück gefahren.


In der Einführungsrunde bleibe ich schon mit dem Oberschenkel am Schild mit dem Zeitmesschip hängen, dass wir ja am Oberrohr befestigen mussten. Dabei macht es Pling und ein Kabelbinder reißt und fliegt weg. Mist! Ich fahre etwas o-beinig um den zweiten nicht auch noch abzureißen und das Schild nicht zu verlieren.

Die Feller begrüßen uns schon auf der Einführungsrunde und jubeln uns erstmals zu. An markanten Punkten haben sich kleine „Fanmeilen“ gebildet. War letztes Jahr schon cool, ist es dieses Jahr auch wieder. Und hilft umso mehr, je länger das Rennen andauert.

Nach der Einführungsrunde biege ich erst nochmal zum Auto ab. Schnell noch einen Kabelbinder gesucht und das Zeitmesschipschild wieder befestigt. Diesmal klemme ich es etwas neben das Oberohr, dadurch flattert es nicht. Die Kabelbinder ziehe ich so fest an wie es geht, was mir etwas weh tut im Hinblick auf den filigranen Carbonrahmen. Außerdem komme ich jetzt wohl beim Wiegetritt dagegen. Und wenn ich das fünfzigste mal nach der Flasche gegriffen habe wird das Ding wohl sowieso abreißen. Nicht gut, ist aber für alle gleich. Auch die Unterhelmmütze ziehe ich noch schnell an, das wird sonst doch zu kalt nachts in der Abfahrt.

Jetzt aber schnell zur Startlinie, es sind nur noch zwei, drei Minuten bis zum Startschuss. Der Sprecher hat das gut im Griff, sehr angenehm, zum Start finde ich es gut, wenn's noch ein paar Worte gibt, das lenkt etwas ab. Mit der La-Ola durch das Startfeld überfordert er uns aber ein bisschen, die Konzentration liegt momentan eindeutig bei den Beinen...

Dann endlich Startschuss! Ich mache mir keinen Stress, es ist mir auch egal, dass ich eher in der Mitte des Starterfeldes stehe. Auf die 20 Stunden sind ein paar Sekunden am Start nun wirklich egal. Ich bin relativ ruhig und entspannt, das Fahrrad nimmt den Fahrbahnunebenheiten in weicher Dämpfungslinie die Spitzen, noch sind alle Muskeln und kleinen Hilfsmuskeln topfit, so dass es sich wunderbar anfühlt hier zu fahren.

Ein Jahr ist es her, und doch ist mir die Strecke wieder völlig vertraut, auch ist das Cannondale viel wendiger und es regnet nicht, so gibt es nicht eine Stelle an der ich irgendwie zögern oder überlegen müsste oder zu früh bremse. Die Rundenzeiten werden also alleine von meiner Ausdauer bestimmt werden.

21 Runden habe ich mir als Mindestziel vorgenommen. Die hätte ich wahrscheinlich letztes Jahr schon fahren können, wenn ich nicht im Hinblick auf den Schweizer Radmarathon so früh aufgehört hätte. Insgeheim hoffe ich schon 23 Runden zu schaffen. Das müssten die Beine drin haben. Die Frage ist aber, ob ich mit den etwas holprigen Wirtschaftswegen oben auch nach 15 Stunden noch zurechtkomme.

Nun fahren wir das erste mal den Thommer Berg. Es fühlt sich alles ziemlich locker an. Ich nehme absichtlich etwas raus, will nur so um 260 Watt fahren. Das fällt mir zunächst sogar etwas schwer, da ich bei den letzten Events ja probiert habe vorne in der Spitzengruppe zu bleiben, und nun einige Fahrer ziehen lasse.

Am Race Rock ist noch nix los, die Musik ist noch aus. Jetzt ist es auch noch egal, die erste Runde ist natürlich mit voll gefüllten KH-Speichern ziemlich easy zu fahren.

Die Fahrbahnteilung oben ist dieses mal nur mit Hütchen gestellt, die Absperrgitter braucht es nicht, da es ja noch die Zwischenzeitmessung gibt und „Abkürzer“ damit aussortiert werden können.

Auch in Thomm gibt es kleine Fanmeilen, die gerade erst besetzt werden. Ich weiß noch vom letzten Jahr wie lange die durchgehalten haben und hoffe, dass das dieses Jahr wieder der Fall sein wird.

Auch hier ist mir die Strecke noch vertraut, das Cannondale geht um die Ecken wie Sau, macht einfach nur Spaß.

Dann geht es das erste mal, am höchsten Punkt vorbei, bergab, wieder durch eine lautstarke Fanmeile, und nach der Fahrbahnteilung in den Wirtschaftsweg. Fühlt sich erst mal gar nicht so schlimm an. Hatte ich viel holpriger in Erinnerung. Auch das Stück parallel zur Bundesstraße geht. Ob es am anderen Fahrrad liegt, oder ob in der Erinnerung sich das nur überhöht hatte, ich weiß es nicht. Vielleicht denke ich in zehn Stunden auch ganz anders darüber...

Eine Stelle gibt es, wo noch etwas Wasser auf der Straße steht, aber kein Problem. Und dann kommt die Abfahrt durch den Wald. Ist mir noch in nachhaltiger Erinnerung, da ich hier letztes Mal ein Problem mit der Beleuchtung hatte und einmal im Dunklen heruntergefahren bin. Jetzt muss ich feststellen, das war total verrückt. So was werde ich bestimmt nicht mehr machen. Wie gut, dass ich diesmal eine ordentliche Beleuchtung dabei habe.

Die Abfahrt macht Spaß. Im Prinzip kann man da einfach runterschießen, denn die Kurven die erst mal so aussehen als ob man stark Bremsen muss erweisen sich alle als sehr moderat, so dass man einfach nur etwas Vertrauen in sein Rad haben muss. Ich fahre allerdings eher vorsichtig. Es gibt keinen Grund hier um Sekunden zu kämpfen, denn auf die Distanz gesehen kann man hier nicht nennenswert gewinnen.

Spitzkehre, Doppelkurve, alles vertraut. Dann ordentlich Vollgas geben, zwei, drei kleine Schläge abfedern und man kommt wieder in den Ort. Eine 90° Rechtskurve anbremsen, gleich darauf die 90° links, noch eine links, wo man reindonnern kann, denn dann geht es gleich ordentlich berghoch, aber nur kurz. Ein paar Meter eher flach, dann noch mal ein Stich. „Im Friel“. Hier wird es nochmal ordentlich steil, zwar nur so 150 Meter aber mit jeder Runde wird diese Stelle härter. Wie gut, dass hier eine besonders aktive Fanmeile aufgebaut ist, inkl. Megaphon und Trommeln.

Danach die letze Abfahrt und diesmal denke ich schon in der ersten Runde an die kleine Senke, die mir letztes Jahr immer wieder einen Schlag versetzt hat. Weich abfedern, nochmal Tempo aufnehmen und unten vor der scharfen Rechtskurve rechtzeitig bremsen, Gas geben und scharf rechts in einen kleinen Anstieg donnern und schon geht’s am Sportplatz entlang in die Zeitmessschleuse.

Die erste Runde ist geschafft. Alles fühlt sich locker an, die ging schneller rum als gedacht. Ich beschließe die zweite Runde eine Fotorunde zu machen. Das hilft vielleicht auch dabei nicht zu überziehen.

Als ich durch den Start/Ziel Bogen fahre nennt der Sprecher meinen Namen und ich höre gerade noch wie er von meinem Blogpost vom letzten Jahr erzählt und was von „14 Seiten“ sagt. Ob er sich das ausgedruckt hat? Mit was für Gedanken man sich bei einem Rennen beschäftigen kann ist schon faszinierend, aber jetzt will ich erst mal ein paar Fotos machen.

Das erste Stück nach dem Start ist das beste, glatter Asphalt, gefühlt immer leichter Rückenwind und leicht bergab, dann kommt nach einer kleinen Senke, die man meist im Wiegetritt überwindet, eine Spitzkehre. Ab da wird der Belag etwas schlechter, aber fühlt sich diesmal immer noch gut an.




Dann geht es etwas aus dem Ort heraus, durch einen kleinen Weinberg. Hier gibt es rechts eine nachasphaltierte Spur die ganz gut zu fahren ist, weiter quert man eine Straße, die seitlich abfällt und gleich links, so dass man schöne Schräglage bekommt an dieser Stelle. Weiter durch Grün, immer rechts bleiben, da ist der Belag am besten, dann eine scharfe Kurve, die mit einem weihnachtlichen Leuchtpfeil beschildert ist, und weiter auf einem Wirtschaftsweg mit recht gutem Belag zurück in den Ort.






Nach ein paar hundert Meter geht es ordentlich berghoch durch ein Tor, auch hier bekommt man besonders laute und ausdauernde Unterstützung. Bis man wieder auf flacher Straße fährt dauert es einen Moment, und auch dies ist eine Stelle, die mit jeder Runde anstrengender wird.


Wenn man dann aber den Abzweig zum Besucherbergwerk passiert hat, kommt der zweitschönste Teil der Strecke, super Belag, es geht kurz bergab und eine Kurve in die man Fullspeed reindonnern kann bevor es dann in den langen Anstieg hinauf nach Thomm geht.



Hier gibt es gleich ordentlich Steigungsprozente, der Garmin zeigt 8%. Optisch ist es nicht so auffällig, aber die Beine merken es sehr wohl, dass die Strecke immer wieder leicht abflacht oder wieder anzieht. Man kann dann einen oder zwei Gänge hochschalten, bzw. muss dann eben wieder runterschalten.

Es ist immer interessant die verschiedenen Kletterstile zu beobachten und ich schaue mir auch immer die Übersetzungen an, die die anderen Fahrer verbaut haben und benutzen.




Bis zur ersten Kehre dauert es eine Weile, kurz vorher lässt die Steigung etwas nach, wird dann nach der Kehre kurz steiler, flacht wieder ab und zieht wieder an. Dieser Rhythmus prägt sich schnell ein und bestimmt das Denken und Fühlen über die ganzen folgenden Runden. Hier kann man schön sehen wie man gerade drauf ist.



Wieder dauert es eine Weile bis zur nächsten Kehre, dann flacht es deutlich ab und man kann erst mal Tempo aufnehmen. Aber nicht sehr lange und die Steigung nimmt wieder ordentlich zu. So arbeitet man sich bis zu der Kurve an der man auf die Lichtung trifft auf der das Race Rock aufgebaut ist. Kurz kann man auf ein paar flachen Metern verschnaufen, bevor es an der Lichtung entlang nochmal etwas steiler wird.




Dann eine Rechtskurve aus dem Wald heraus. Die nimmt man gerne im Wiegetritt, da hier jetzt der Wind entgegen bläst und die Steigung nochmal ein paar Meter auf 8 oder 9% anzieht.

Dann wird es deutlich flacher. Man fährt durch Felder, der Wind bläst einem entgegen. Man kann etwas durchschnaufen und /oder Geschwindigkeit aufnehmen. Obwohl es Gegenwind ist, finde ich es angenehm, weil der so schön kühlt nach der Anstrengung im Berg. Ich fahre keinen Windschatten, da ich mich auf das Einzelfahren beim Schweizer Radmarathon einstellen will.




Bis zur Fahrbahnteilung schwankt die Steigung immer etwas, bleibt aber sehr moderat. Dann wird es flach bis leicht abschüssig bis Thomm hinein. Scharfe Linkskurve und es geht wieder berghoch. Jetzt in der zweiten Runde sind die Unterstützer lautstark dabei und feuern alle Fahrer an.





Es geht auf die Kirche(n) zu, links vorbei, scharfe Rechts, nochmal rechts, über eine Straße an der ein Streckenposten 20 Stunden lang den Verkehr aufhalten oder vorbeilassen wird, und dann geht es durch die Zwischenzeitmesschleuse.



Noch ist der höchste Punkt nicht erreicht, aber dann kann man ihn sehen, ein Torbogen mit Fahrrad und Nebelmaschine, und eine La Ola gibt es meist auch.


Letztes Jahr habe ich das immer als Ziel empfunden von dem ab es schön bergab geht. Aber mittlerweile weiß ich, dass die Strecke eigentlich in allen Teilen anspruchsvoll ist, so dass diese mentale Einteilung komplett wegfällt.

Denn einige scharfe Kurfen gibt es jetzt im Ort mit hoher Geschwindigkeit zu durchfahren, durch die letzte Fanmeile mit lautstarker Unterstützung, dann noch zwei scharfe Kurven in die Fahrbahnteilung, also immer volle Konzentration.


Der jetzige durch Hütchen geteilte Fahrbahnabschnitt ist eine weitere Stelle, die ich sehr mag. Flach, Rückenwind und guter Belag. Hier kann man ordentlich reintreten.


Dann biegt man scharf links in einen geraden Wirtschaftsweg ab. Auch in der zweiten Runde empfinde ich den Belag als völlig in Ordnung, wenn man in der Mitte fährt. Kam mir letztes Jahr wirklich schlimmer vor.


90° Rechtskurve, dann geht es an der Bundesstraße entlang. Der Belag wird jetzt etwas ruppiger, die Geschwindigkeit höher. Fotos kann ich jetzt keine mehr machen. Beide Hände fest am Lenker und ordentlich reintreten. Bis auf einen kleinen Zwischenanstieg vor dem eine Pfütze zu durchfahren ist geht es erst mal nur bergab.


Dann wieder scharfe Rechts und Feuer, ab durch den Wald. Sehr geil. Das Rad läuft, vergangene Stürze sind vergessen, hier muss man zwar konzentriert sein, aber die Beine können etwas durchatmen.

Die SRAM Bremsen taugen auch mit den anderen Belägen nix, ich muss die Spitzkehre etwas früher anbremsen. Kostet nicht viel Zeit, aber ich kann die Rennräder mit hydraulischen Scheibenbremsen nicht mehr erwarten, das wird jetzt wirklich Zeit...

Auch der Rest der Strecke bis zur Zeitmessschleuse geht prima, fühle mich gut, noch ist alles locker.

Ab jetzt muss ich ans Essen denken. Ich hatte in der zweiten Runde schon ein Gel im Thommer Berg genommen und beschließe das jetzt in jeder Runde an der gleichen Stelle zu tun. Dazu trinke ich Wasser, das KH-Getränk rühre ich erst mal nicht an. Ich will auf jeden Fall die negative Erfahrung vom letzten Jahr vermeiden.

Auch die dritte Runde läuft gut, ich muss jetzt nicht mehr darauf achten zurückzunehmen, der Überschwang ist nach fast anderthalb Stunden natürlich verflogen. Drei Runden in ca. zwei Stunden, das hieße ich könnte hochgerechnet 30 Runden fahren. Oder auch nicht, aber für mein Mindestziel 21 bin ich natürlich auf Kurs, und die 23 sind auch noch gut drin.

Auch Runde vier fliegt schnell dahin. Ich fühle mich gut. Und als der Sprecher bei der Start-/Zieldurchfahrt sagt, „das ist die 53 ein starker Einzelfahrer“, pusht das nochmal etwas. Ich weiß natürlich, dass in den ersten fünf Runden alle Fahrer stark sind, aber es geht trotzdem runter wie Öl.

Jetzt ist es ja dunkel und die Lupine Piko leuchtet mir den Weg. Auch im Dunkeln ist die Strecke problemlos zu fahren, zumal man die Strecke ja kennengelernt hat, außerdem sind die wenigen heiklen Stellen (Spitzkehre und Doppelkurve in der Abfahrt) gut ausgeleuchtet.




Trotzdem denke ich nochmal kurz an letztes Jahr als ich durch den Wald bergab rase und kann es kaum glauben, dass ich da komplett ohne Licht heil hinunter gekommen bin.

Die Band am Race Rock ist wirklich gut. In Runde drei haben die gerade Soundcheck gemacht, und da hat sich schon angedeutet, dass der Gitarrist was drauf hat und einen guten Sound hinbekommt. In Runde vier bestätigt sich das.

In Runde fünf spielen die Jungs von „Rock Diamonds“ gerade einen echten Rock Diamanten, nämlich Stairway to Heaven. Ich fahre während des Gitarrensolos vorbei, ich würde sagen da hat aber einer auch viel Hendrix gehört. Sehr cool.

Irgendwie vergeht die Zeit wie im Flug. Ich überlege wie lange ich diesen Stint fahren soll. Auf jeden Fall länger als letztes Jahr, da waren es sieben Runden. Vielleicht gehen ja zehn, aber wahrscheinlich reicht mein Getränkevorrat nicht so lange.

Ich trinke eher in kleinen Schlucken, das Zeitmessschild nervt dabei, aber ist auch nicht zu ändern. Allerdings habe ich mir den rechten Oberschenkel schon an den Kabelbindern aufgekratzt. Da muss ich was ändern in der Pause.

In der sechsten Runde kommt es mir schon vor der zweiten Kehre, wenn man kurz die Musik vom Race Rock hört, so vor als würden die Ace of Spades von Motörhead spielen. Kann mich aber auch täuschen, das wird nun wirklich eher selten gecovert. Als ich dann aber richtig in Hörweite komme ist es tatsächlich so. Geil, das pusht nochmal etwas.

Siebte Runde, noch fühle ich mich recht gut, die Leistung ist aber natürlich deutlich abgesunken. Ja berghoch fahren ist doch irgendwie anstrengend. Die Lichter der schnellen Teamfahrer wackeln sich an mir vorbei, ab und zu wackele ich umgekehrt mit meiner Lupine Piko an anderen Fahrern vorbei. Warum die Piko am Schaltknopf rot leuchtet statt blau wie die ganze Zeit vorher ist mir zunächst unklar.

Am Race Rock hat die Band aufgehört, es gibt Konservenmusik und zwar gute. Mehrere Grüppchen stehen etwas im Dunkeln am Straßenrand und feuern an, ich versuche das ganze zu fotografieren, ist aber wohl zu dunkel. Noch geht alles einigermaßen locker. Nur das mit der rot leuchtenden Lampe macht mir etwas sorgen. Ich prüfe den Akku, der ist nur noch zu 15% voll. Ups, den muss ich bald tauschen, sonst gibt es wieder Abenteuer.

Eine Runde will ich aber noch fahren, ich hoffe das mit der Lampe geht gut und die Getränke sollten gerade noch reichen. Ich habe schön brav pro Runde ein Gel gegessen, aber ich müsste schon noch etwas nachladen mit den Leckereien, die ich im Auto habe.

Allerdings, von den Beinen her könnte ich ganz gut noch weiterfahren, das würde den Rhythmus auch nicht so unterbrechen.

Achte Runde, lässt sich ganz gut an. Einige die tapfer über Stunden angefeuert haben gehen jetzt ins Bett. Ich bin die meiste Zeit eher alleine gefahren, erstaunlich wie sehr sich die Fahrer auf den Kurs verteilen. Ich prüfe den Akku nochmal, das wird doch recht knapp. Hoffentlich komme ich durch die Abfahrt. Ich fahre etwas schneller als die letzten Runden, bzw. ich stemme mich mehr gegen das langsamer werden, fahre also weniger langsam als ohne diese Motivation der drohenden Dunkelfahrt.

Mittlerweile blinkt das rote Licht, ich glaube, dass ist kein gutes Zeichen. Im Wald in der Abfahrt blinkt auch die gesamte Lampe einmal, ich glaube, das ist die letzte Warnung. Und tatsächlich, ich bin gerade so wieder im Ort mit den Straßenlaternen, da geht die Lampe aus. Puh, das war knapp. Ohne Beleuchtung fahre ich den Rest der Strecke zu Ende und biege dann ab zu meinem Auto.

Ich gönne mir erst mal ein Päckchen Ensure Plus und esse Waffeln dazu. Ich esse nicht zuviel, will eher vorsichtig sein damit mir nicht wieder schlecht wird. Außerdem will ich nicht lange Pause machen. Den Akku tausche ich noch. Der Zweitakku ist größer, der sollte mich also auf jeden Fall durch den Rest der Nacht bringen. Noch ein zweites Ensure Plus und ein viertel Stück Streuselkuchen, ein halbes Vollkornbrötchen, das reicht. Dann tausche ich noch die Flaschen am Rad und stecke mir die dritte Flasche wieder ins Trikot. Auch die Gelsdepots werden aufgefüllt. Kamera und Handy lasse ich weg. Brauche ich jetzt eh nicht. Nach kurzem Zögern ziehe ich noch die Regenjacke drüber. In der Abfahrt war es jetzt doch sehr frisch.

Weiter geht’s. So knapp 20 Minuten hat die Pause gedauert. Die erste Runde geht gar nicht. Die Beine sind schwer, die Sitzfläche fühlt sich mäßig an, die Hände tun weh. Jetzt merke ich auch die Straßenunebenheiten mehr. Egal, weiter fahren, das wird schon wieder. Hoffe ich jedenfalls. Berghoch bin ich schon etwas langsam, aber die zweite Runde wird zeigen wie der Stint verläuft.

Jetzt kommt die ruhigste Zeit, die meisten Zuschauer machen Pause und liegen im Bett. Am Race Rock steht noch ein Mädel und feuert mich an, mittlerweile die zweite Runde nach der Pause und die Leistung ist etwas im Keller. Die unerwartete Anfeuerung tut wirklich gut, herzliche Grüße von dieser Stelle :)

Auch in der Abfahrt spüre ich den Belag jetzt stärker, alles noch ok, aber man merkt schon, dass die Haltemuskulatur den Unebenheiten nicht mehr so viel entgegenzusetzen hat. Ich freue mich aber auf das berghoch fahren, dann kann ich in Ruhe vor mich hin denken. Ich überlege wieviel Runden ich fahren soll. Die ersten beiden haben sich angefühlt als ob 4 oder 5 genug wären. Ich beschließe aber einfach nochmal 8 zu fahren, genau wie im ersten Stint.

Ich zähle 3 von 8, was schon ewig zu dauern scheint, auch 4 von 8 dauert ewig. Im Thommer Berg stelle ich meine Anmeldung für die 24h am Nürburgring in Frage, soviel Höhenmeter auf der Runde und das über Stunden, für mich schon grenzwertig, auch wenn ich an sich gerne berghoch fahre.

5 von 8 ist motivierend, denn das sind über die Hälfte. Jetzt bin ich bei 13 Runden insgesamt. Bei 16 hatte ich letztes Jahr eine längere Pause gemacht und überlegt aufzuhören. Diesmal geht es mir aber gut. Der Magen spielt mit, nur die Power in den Beinen hat nachgelassen. Wie bei Ultrastrecken üblich sinkt der durchschnittliche Puls im Laufe der Zeit. Berghoch fahre ich meist nur 220, 230 Watt.

6 von 8, ich glaube die Getränke reichen nicht für 8 Runden, gerade fühlt es sich auch richtig anstrengend an. Als ich in die 7. Runde des Stints gehe merke ich, dass nicht nur die Getränke bald leer sind, sondern ich auch. Ich kann die ganze Runde nur an das leckere Essen denken, das im Auto auf mich wartet. Ich hätte nach der 6. pausieren sollen, mit leeren KH-Speichern fährt es sich nicht so gut berghoch...

So bin ziemlich froh, als ich die Zeitmessschleuse zum 15. Mal für heute passiere. Jetzt mache ich eine große Pause, ziehe mich um, kurz/kurz ohne Armlinge aber mit Sonnencreme, denn längst hat sich die Sonne gegen die Dunkelheit durchgesetzt und geht auf. Ich wechsle auch die Schuhe und Strümpfe. Fühlt sich gut an die verschwitzten Klamotten loszuwerden.

Wieder gibt es Ensure Plus, dazu noch Waffeln, Zwieback, zwei Käsebrote und etwas Milchreis. Außerdem trinke ich noch recht viel Wasser.

Ich genieße den Moment, einfach nur dazusitzen und vor mich hin zu kauen. Ganz klar, der nächste Stint darf maximal 6 Runden lang sein, dann muss ich essen.

Wieder tausche ich die drei Flaschen aus, nehme neue Gels ins Trikot, baue das Licht ab und tausche den Radcomputer, da der nur 14 Stunden durchhält, und nach ca. einer Stunde Pause geht es weiter.

Nach der ersten Pause waren die Beine schon recht schwer, jetzt drohen sie zu platzen auf den ersten Metern, das geht dann aber schnell vorbei. Die frischen Klamotten fühlen sich gut an. Die erste Abfahrt ist noch recht kühl, geht aber.

Ich zähle 1 von 6 usw. Wenn ich diesen Stint durch bin habe ich mein Mindestziel, die 21 Runden erreicht. Dann kann ich schauen, ob noch was geht und wieviel Zeit ich noch habe. 2 von 6, die zweite Runde geht wieder gut, und die dritte auch, 3 von 6 - die Hälfte ist geschafft. 4 von 6 ist etwas zäher. Ich fühle mich besser als in der Nacht, aber locker hochfahren wie in den ersten zwei, drei Runden kann man natürlich vergessen. Dann sind zwei Drittel dieses Stints geschafft.

Es folgt 5 von 6, die zwanziger Marke ist geknackt! Das kann man schon mal stehen lassen. Will ich aber natürlich nicht. Allerdings bemerke ich in der Abfahrt, dass schon wieder ein Kabelbinder vom Zeitmesschipschild gerissen ist, und das Ding nur noch an einer Stelle leicht schräg gehalten wird. Mist, hoffentlich hält das noch eine Runde, denn die sechste will ich noch fahren.

6 von 6 auch die letzte Runde des Stints geht noch recht gut. Mittlerweile spüre ich den Straßenbelag allerdings deutlich. Vor allem die Hände sind etwas taub. Auch der Nacken mag den ruppigen ersten Teil der Abfahrt an der Bundesstraße entlang nicht besonders. Noch während des Aufstiegs in Richtung Thomm hatte ich beschlossen nächstes Jahr auf keinen Fall mitzufahren und stattdessen mit ein paar Freunden zum Race Rock zu fahren, ein alkoholfreies Weizenbier zu trinken und die gute Musik zu genießen (und das gute Gefühl nicht zwanzig mal und mehr diesen Berg hochfahren zu müssen...). Aber dann richte ich meine Gedanken wieder auf das diesjährige Rennen. Mit dieser Runde habe ich mein Minimalziel erreicht. Das Zeitmessschild hat gehalten. Die Zeit für zwei weitere Runden um die 23 zu schaffen sollte locker reichen, so trödele ich manchmal etwas in der Abfahrt durch den Wald.

Der dritte Stint ist absolviert, wieder biege ich zum Auto ab. Da kommt mir ein kleines Mädchen auf einem Dreirad entgegen, sie fährt geradewegs auf mich zu. Ich überlege wohin ausweichen, ob links oder rechts. Ein Erwachsener würde wohl rechts fahren, also fahre ich rechts, aber kleine Kinder denken nun mal nicht wie Erwachsene, prompt fährt sie links und mir voll ins Fahrrad. Kleiner Schreckmoment, ich kann gerade noch ausklicken und kippe nicht um. Sie hat sich ein bisschen weh getan, aber nix schlimmes, war nur erschrocken, ich denke nur, die Abfahrt 21 mal gut gemeistert und dann vom Dreirad überfahren. Na ist ja nix passiert.

Ich lade etwas nach mit Ensure Plus, Käsebrot, Waffeln und Banane, das Zeitnehmungsschild bekommt einen neuen Kabelbinder. Diesmal nehme ich nur noch zwei Flaschen mit, die lästige dritte im Trikot spare ich mir. Gels müssen aber natürlich rein. Mittlerweile habe ich wohl schon ein Dutzend von den Dingern in mich reingequetscht. Wie lange ich pausiere weiß ich gar nicht so genau, so ca. eine halbe Stunde. Wenn ich es richtig sehe wären auch drei Runden drin, naja wahrscheinlich eher nicht. Ich fahre zwei Runden, habe dann 23 und kann es locker angehen lassen.

So trödele ich die 22. Runde etwas, obwohl die Beine sich wieder recht gut anfühlen. Als ich dann durch die Zeitmessschleuse fahre realisiere ich aber, dass noch immer zwei Runden möglich sind. Allerdings müsste ich dann 45er Zeiten hinlegen. Mittlerweile werden die Zeiten aber wohl immer langsamer, es wäre blöd sich bis zum Umfallen zu verausgaben und dann die Wertung der letzten Runde um wenige Minuten zu verpassen. Außerdem muss ich aufpassen, in zwei Wochen ist mein Saisonhöhepunkt.

Es rattert kurz im Kopf, dann ist der Kampfmodus eingeschaltet. Völlig egal was in zwei Wochen ist. Ich versuche am Thommer Berg noch mal richtig Druck zu machen, also wieder 260 Watt zu fahren wie am Anfang. Die letzte Runde bin ich über den Kurs geschlichen, jetzt versuche ich nochmal richtig was rauszuholen. In Thomm richtig reinknallen, die Steigung hoch zur Kirche, dann durch die Ecken Vollgas, am höchsten Punkt vorbei, auch jetzt im Gefälle Druck machen, das gerade Stück zurück in der Fahrbahnteilung Feuer, rein in den Wirtschaftsweg, nicht nachgeben, draufhalten, holprige Abfahrt an der Bundesstraße entlang, egal Feuer, Gegenanstieg, aus dem Sattel und draufhalten, 90° rechts, rein in den Wald, kein Getrödel, konzentriert abfahren, Spitzkehre anbremsen, ein Hauch zu schnell, geht gerade so um die Ecke, egal gleich wieder Gas geben, Doppelkurve, nicht zu viel verlieren, Feuer bergab bis ins Dorf, Rechtskurve anbremsen, Linkskurve nochmal Gas geben, links, berghoch, jetzt Druck machen, links, Steigung im Friel, 260 Watt, los streng dich an, Abfahrt und auch beim 23. Mal noch an die Senke gedacht, scharf rechts, in die kleine Steigung geknallt und durch die Zeitmessschleuse.

Dann geht es durch den Start-/Zielbogen, da steht 19:10. Mist! Um halb ist das Rennen rum, wie habe ich mich denn so verrechnet? In zwanzig Minuten ist natürlich keine Runde mehr zu schaffen, ich rolle aus. Da kapiere ich, dass das ja nicht die Uhrzeit ist (wäre ja auch eh falsch, das Rennen endet ja um 15:30 nicht 19:30), sondern die Rennzeit.

Also noch 50 Minuten. Auf den ersten Metern habe ich jetzt etwas vertrödelt, also nochmal Feuer, eine Runde geht noch, genauso wie die letzte. Wieder mache ich richtig Druck, nix mit Ehrenrunde...

Ich nehme mir aber doch die Zeit mich an vielen Stellen für die tolle Unterstützung an der Strecke zu bedanken. Im Thommer Berg versuche ich wieder die 260 Watt zu treten, was auch größtenteils funktioniert, erstaunlich wie die Beine auch nach neunzehneinhalb Stunden noch arbeiten. Das letzte Mal am verwaisten Race Rock Gelände vorbei, nochmal etwas frischen Wind vor Thomm, dann auch in Thomm ein Danke an die Leute die, bis auf wenige Nachtstunden, fast 20 Stunden Betrieb gemacht haben.

Dabei haue ich rein was noch so geht, ich will diese Runde auf keinen Fall noch versemmeln. Auch in der Abfahrt mache ich nochmal ordentlich Druck. Jetzt wird es nochmal richtig anstrengend. So verausgaben wollte ich mich eigentlich gar nicht, aber das ist mir jetzt egal, jetzt will ich die 24 Runden auch haben.

Und dann geht es auch schon wieder rein nach Fell, noch einmal das letzte steile Stück, die letzte kleine Abfahrt, und auch beim letzten mal denke ich noch an die Senke, dann ist auch schon die Zeitmessschleuse erreicht. Geschafft, 24 Runden. Es stehen noch 10 Minuten auf der Uhr.

Ich bin sehr zufrieden. Aber auch ordentlich platt. Auf den letzten beiden Runden habe ich nochmal richtig Druck gemacht, jetzt muss ich erst mal runterkommen. Ich fahre ein paar hundert Meter di e Hauptstraße hin und her zum Ausfahren.

Mittlerweile ist es auch ordentlich heiß. Vor allem im Auto, so dass das meiste Essen nicht so mehr so recht genießbar ist. Ein warmes Ensure Plus geht aber noch...

Nachdem ich wieder bei mir bin gehe ich erst mal duschen. Leider hatten schon so viele die gleiche Idee, dass es kein warmes Wasser gibt. Man kann nur wählen zwischen sehr „kalt“ und „arschkalt“, so kommt es, dass man aus dem Duschraum immer wieder seltsame Geräusche oder Flüche hört, wenn ein weiterer Radfahrer unter die Dusche geht. Mir geht's genaus, aber es geht auch kalt, hinterher fühlt es sich sogar richtig gut an.

Dann gebe ich noch den Zeitmesschip ab und werfe einen Blick auf die Ergebnisliste. Die Gesamtliste, die aushängt erscheint mir etwas verwirrend, wenn ich richtig abgezählt habe bin ich aber wohl 5. in der Einzelwertung geworden. Da es über 50 Teilnehmer waren habe ich meine Serie immer bei den besten 10% zu sein wohl gehalten. In der Altersklasse waren es nur so knapp über zwanzig Teilnehmer, da müsste ich dann Zweiter sein um das zu schaffen, aber ich bin wohl schon zu müde um das aus der Liste zu lesen.

Am liebsten würde ich jetzt eine Portion Spaghetti essen, mir die Siegerehrung anschauen und dann ins Bett gehen. Aber ich bin total platt außerdem will noch im Westerwald kurz zum Geburtstag gratulieren und muss morgen arbeiten. So setze ich mich ins heiße Auto und fahre nach Hause.

War wieder ein geiles Event. Auch wenn ich diesmal deutlich erschöpfter bin. Aber waren ja auch sechs Runden mehr...