Samstag, 25. September 2010

Statistik Penser Joch Nordseite

Gesamttageskilometer: 38
Gesamtdauer: 2:10 h
Schnitt: 22,2 km/h
Höhenmeter: ca. 1225
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 199 Watt
Geleistet gesamt: 1422 kJ
Durchschnittliche Temperatur: 11° C

Penser Joch von Sterzing
Länge: 16,2 Kilometer
Dauer: 1:27 h
Schnitt: 11,2 km/h
Höhenmeter: 1184
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 237 Watt

Fahrrad: Specialized Roubaix mit Mavic R-Sys SL Laufrädern und SRM Kurbel
kleinste Übersetzung: 34 - 32 = 2,27m
Gewicht: ca. 10,9 kg inkl. Trinkflaschen und Fotoapparat
Systemgewicht inkl. Fahrer (78 kg + 3,5 Kleidung) ca. 92,5 kg

Penser Joch Nordseite

Der erste Blick morgens aus dem Fenster gibt dem Wetterbericht von gestern leider recht, dichte Wolken und Regen. Und wenn das mit dem Saisonabschluss auch immer etwas ironisch gemeint ist, so muss ich doch feststellen, dass ich gar keine rechte Lust habe bei diesem Wetter zu fahren, ich also wohl für dieses Jahr wirklich genug habe, denn normalerweise reicht meine Motivation auch bei noch schlechterem Wetter um mit Freude durch die Alpen zu fahren.

Als ich dann auf dem Weg zum Frühstück auch noch durch die Kälte muss und es unter 10° C sind, beschließe ich zwar erst mal zu Frühstücken als ob ich fahren würde (ich gönne mir sogar einen Schokoladenkuchen), aber als die Dame aus der Küche erzählt, dass die Schneefallgrenze auf 1700m fällt und das Penser Joch nur mit Winterausrüstung zu fahren ist, gehe ich zurück auf mein Zimmer und ziehe die Radklamotten wieder aus.

Ich überlege kurz nach Sterzing reinzufahren, habe aber eigentlich keine Lust „Zeit totzuschlagen“ so lege ich mich nochmals ins Bett. Das erweist sich als kluge Entscheidung. Denn als ich wieder aufwache und aus dem Fenster schaue bietet sich ein überraschend anderes Bild. Die Wolkendecke ist etwas aufgerissen und man sieht sogar ein wenig blauen Himmel und Sonne. Die Straße fängt an abzutrocknen.



Zehn Minuten später sitze ich auf dem Fahrrad und fahre Richtung Sterzing und Penser Joch. Keine Ahnung wie lange das hält, aber diese Chance muss ich nutzen. Bis oben hin werde ich kaum fahren können, aber die Straße wird ja immer gleich geräumt und gestreut, ich werde also einfach mal schauen wie weit ich komme.

So biege ich auf die Passstraße zum Penser Joch ein, und zunächst geht es erst mal ein paar Kilometer recht flach, bevor die Straße dann recht steil auf deutlich über zehn Prozent ansteigt. Laut Pässebuch ist diese Seite nicht gerade für mich gemacht, weil sie doch recht steil ist, und vor allem im oberen Teil auf 16 – 18% ansteigen soll.




Zunächst geht es allerdings recht gut, auch wenn das Penser Joch ein ganz anderes Kaliber ist als der Jaufenpass. Die Straße ist gut zu fahren, die Temperatur liegt bei knapp 11°C, mit den langen Hosen und Handschuhen gar kein Problem. Es ist mir fast zu warm.



Nach ungefähr einem Drittel des Anstiegs passiere ich die markanteste Stelle dieses Anstiegs. Ein beliebtes Fotomotiv.


Ein paar Kilometer weiter beim einzigen kleinen Dorf auf dem Weg zur Passhöhe (Egg) wird es mal etwas flacher, ansonsten war es bis dahin schon recht steil, meist im zweistelligen Prozentbereich. Hier fahre ich jetzt auch in die Wolkendecke rein, die teils recht tief hängt. In den Bergen kann das Wetter innerhalb von fünf Minuten umschlagen, und so kann letztlich hinter jeder Kurve Schluss sein, so dass ich umkehren muss. Als mir aber ein paar Motorradfahrer entgegen kommen, habe ich das erste mal die Hoffnung vielleicht doch bis oben hin fahren zu können.



Und dann fahre ich plötzlich nach einer Kurve aus der Wolke raus, und zu meiner Überraschung scheint die Sonne wieder und ich schaue auf blauen Himmel. Zu allem Überfluss flacht die Straße auch für ein paar hundert Meter deutlich ab, so dass ich mich etwas erholen kann.


Auf dem Passschild, dass anzeigt, dass der Pass geöffnet ist, war auch der Hinweis auf Schneeketten, bzw. Winterausrüstung angebracht. Allerdings ist die Straße bis jetzt frei, auch als die 1600m Grenze überschritten ist, und der erste Schnee am Straßenrand liegt. Mit jedem Meter nimmt der Schnee am Straßenrand zu. Nicht lange und ich fahre richtig durch den Schnee. Die Straße ist allerdings frei und teils sogar schon am trocknen, nur links und rechts liegt recht viel Schnee, den die Räumfahrzeuge dorthin geschoben haben. Die Bäume und Wiesen sehen aus wie mit Puderzucker bestreut.




Jetzt wird die Fahrt traumhaft schön. Die Sonne scheint, alles ist schneebedeckt und die Straße ist wie gesagt frei und super zu fahren. Jetzt bin ich mir fast sicher, dass ich bis oben hin fahren kann. Und obwohl es wieder recht steil ist, und auch so bleibt, macht die Strecke richtig viel Spaß. Die erwarteten super steilen Abschnitte kommen nicht. Jedenfalls habe ich sie nicht als solche wahrgenommen. Die hohen Prozentzahlen gibt es wohl nur auf ganz kurzen Abschnitten, so dass sie nicht auffallen. Die Beine funktionieren gut, und auf den letzten drei Kilometern lege ich sogar nochmal etwas zu.




Nun kann man auch schon die Passhöhe sehen, und praktisch den ganzen letzten Abschnitt, das sieht alles machbar aus, und so werden die letzten Kilometer zur echten Genussfahrt, mit blauem Himmel, Sonnenschein, und verschneiter Landschaft. Also doch noch ein spektakulärer Saisonabschluss. Hier oben liegt die Temperatur allerdings unter zehn Grad und es weht ein noch etwas kälterer Wind, der gerne auch mal als Gegenwind von vorne kommt...


Oben angekommen gibt es erst mal das Passschildfoto. Mittagessen geht leider nicht, weil das Gasthaus wegen Todesfall geschlossen hat. Die fünfzig Kilometer Abfahrt nach Bozen macht keinen Sinn. Die Wetterlage gibt es nicht her noch über eine Stunde Abfahrt und über drei Stunden zurück zu fahren. Wenn es wieder anfängt zu schneien stehe ich auf der anderen Seite des Berges und komme nicht ins Hotel zurück. Außerdem ist es mir für diese lange Abfahrt zu kalt. Die andere Seite des Penser Jochs ist also was für den nächsten Sommer.


So mache ich mich wieder zurück auf die Abfahrt nach Sterzing. Auch hierbei wird es ordentlich kalt, aber die Abfahrt dauert ja nur zwanzig Minuten, und weitere fünfzehn Minuten später stehe ich unter der heißen Dusche.

So findet eine spektakuläre Bergsaison ihren würdigen Abschluss. Den Jaufenpass konnte ich mir nochmal „schön fahren“, und nehme so keine schlechten Erinnerungen mit in den Winter, und mit der Nordauffahrt zum Penser Joch konnte ich noch einen weiteren Klassiker unter den Rennradpässen kennenlernen. Und beides ohne einen Tropfen Regen, fantastisch. Jetzt habe ich erst mal keine Lust mehr auf Fahrradfahren, eher auf Zerlegen, Putzen, Schmieren, und vor allem „Einmotten“...

Statistik Jaufenpass die Zweite

Gesamttageskilometer: 42
Gesamtdauer: 1:53 h
Schnitt: 22,2 km/h
Höhenmeter: ca. 1188
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 222 Watt
Geleistet gesamt: 1458 kJ
Durchschnittliche Temperatur: 14° C

Jaufenpass von Sterzing
Länge: 17,5 Kilometer
Dauer: 1:15 h
Schnitt: 13,5 km/h
Höhenmeter: 1153
Durchschnittliche Leistung an der Kurbel: 256 Watt

Fahrrad: Specialized Roubaix mit Mavic R-Sys SL Laufrädern und SRM Kurbel
kleinste Übersetzung: 34 - 32 = 2,27m
Gewicht: ca. 10,9 kg inkl. Trinkflaschen und Fotoapparat
Systemgewicht inkl. Fahrer (78 kg + 3,5 Kleidung) ca. 92,5 kg

Freitag, 24. September 2010

Jaufenpass die Zweite

Nach der Quälerei am Jaufenpass während des Ötztaler Radmarathons habe ich beschlossen zum Saisonabschluss das Ding auf jeden Fall noch mal zu fahren. Ich hatte zwar gesagt nie wieder, nicht mal für Geld, aber so kann ich natürlich nicht in den Winter gehen.

Also geht es dieses Wochenende nach Sterzing (Vipiteno) an den Fuß des Jaufen. Und auch die Straße über das Penser Joch startet hier, so dass ich sogar die Gelegenheit habe wenigstens nochmal einen neuen Pass zu fahren, nachdem ich dieses Jahr durch die Fokusierung auf Glocknerkönig und Ötztaler fast nur Pässe gefahren bin, die ich schon vom letzten Jahr kannte, und die gleich mehrmals.

Das Wetter soll ab morgen richtig schlecht werden mit viel Regen, so dass ich den heutigen Tag nicht nur zum Einrollen genutzt habe, sondern nach dem Einchecken im Hotel geht's gleich auf's Rad und ab Richtung Jaufenpass. Die Wolken hängen zwar schon bedrohlich an den Berggipfeln, aber noch ist es trocken, und auch wenn es schon halb fünf ist, sollte es doch für eine kurze Tour zur Passhöhe und zurück reichen.

Ich bin sehr gespannt wie sich der Jaufenpass heute anfühlt, so schlimm wie beim Ötzi bestimmt nicht, aber so hochfliegen wie beim ersten mal werde ich wohl auch nicht.

 

Dreieinhalb Wochen ist es her, dass ich das letzte mal in den Bergen war, und schon macht es sich bemerkbar, aber nach kurzer Zeit geht es wieder. Die Steigung des Jaufen ist wirklich in allen Bereichen machbar, aber zwischendurch muss ich feststellen, dass es doch ein richtiger Alpenpass ist. Wenn ich den als ersten Pass gefahren wäre, wäre ich bestimmt stolz gewesen überhaupt oben anzukommen. Heute geht es mir allerdings mehr darum mein Leiden während des Ötzis nachzuvollziehen, und in den Winter eine positive Erinnerung mitzunehmen.


Nach ca. fünf Kilometern kommt die Stelle an der ich eine Kurve weiter die Baumgrenze vermutet hatte. Oje, das ist gerade mal ein Drittel der gesamten Steigung. Diesmal zähle ich die Kurven und Kehren durch hinter denen ich immer wieder den Schlussabschnitt erwartet habe und es sind genau 14. Und dazwischen liegen teils recht lange Abschnitte. Kein Wunder, dass sich mein Frust da immer mehr gesteigert hat.

Heute macht mir die Steigung allerdings keine Probleme, auch wenn mir der Pass nicht mehr so kurz vorkommt wie beim ersten mal. An manchen Stellen ist es mir fast peinlich, wie sehr ich mich beim Ötzi dort gequält habe, und wie wenig steil die doch sind. Gefühlsmäßig trete ich immer so zwischen 30 und 50 Watt mehr als beim Ötztaler. (in der Auswertung hinterher zeigt sich, dass mein Gefühl nicht schlecht lag)


Das Wetter sieht etwas böse aus, aber es bleibt trocken. Im letzten Drittel wird es recht kühl, aber die Beine sind ok, und so kann ich die letzten Serpentinen bis zur Passhöhe genießen. Nach dem Passschildfoto geht es wieder zwei Kehren runter zum Jaufenhaus. Dort gibt es Abendessen natürlich mit Knödel.



Auf Grund der dichten Wolken wird es bei der Abfahrt schon etwas dämmerig, aber sie macht richtig Spaß, auch wenn man keine sehr hohen Geschwindigkeiten erreicht, weil es dafür nicht steil genug ist. Auch bergab ist der Jaufenpass schön flüssig zu fahren.




Also zum Einrollen am Freitag war das eine schöne kleine Tour. Außerdem nehme ich so kein "Trauma" mit in den Winter. Die Zeit war praktisch genauso gut wie bei der "Erstbesteigung", also 1:15 h. Die Form für morgen sollte also stimmen, vielleicht wird es mit dem Regen ja nicht ganz so schlimm, dann könnte es doch noch ein schöner Saisonabschluss werden.

Sonntag, 12. September 2010

Fazit und Analyse Ötztaler Radmarathon 2010

Mit dem Abstand von fast zwei Wochen ist es Zeit für die Analyse und ein abschließendes Fazit.

1) Vorbereitung
Zunächst kann ich für mich festhalten, dass der "Trick" sich ein so anspruchsvolles Ziel wie das Bewältigen des Ötzis zu setzen und dadurch innere Motivation zum Training zu ziehen funktioniert hat. Rückblickend zeigt sich, dass der Trainingsaufwand für einen Freizeitradler schon enorm war. Über 460 Stunden Ausdauertraining habe ich in 2010 bis heute absolviert, dazu noch schätzungsweise an die 200 Stunden Fitnessstudio. Das macht im Schnitt ca. 18 Trainingsstunden die Woche. Das kann ich im nachhinein kaum glauben.

Gestaltet habe ich das Training selbst, da mich keines der üblichen Trainingsangebote so hundertprozentig überzeugt hat. Auch wenn ich in 2010 nur eine einzige Leistungsdiagnostik gemacht habe, und die Trainingsbereiche zunächst von der letzten Saison übernommen habe, hat diese "Ungenauigkeit" sicher nicht viel ausgemacht (wäre aber ein Ansatz für Optimierung). Es hat sich dann im Juli herausgestellt, dass ich meine Maximalleistung in Watt gegenüber letztem Jahr nach der GB-Tour nicht halten konnte. Trotzdem war ich am Berg deutlich schneller, da ich mich im Grundlagenbereich verbessert habe und nochmal ein paar Kilo abgenommen habe. Die maximale Leistung ist also für das Berge fahren nicht so entscheidend, eine gute Grundlagenausdauer aber sehr wohl.

Optimales Training hätte noch etwas anders ausgesehen, aber letztlich ist es normal, dass man als einfacher Freizeitsportler, der auch arbeiten muss beim Training Kompromisse eingehen muss. Auch Rückschläge in Form von Krankheit oder Stürzen gehören schlicht dazu. Ich denke, dass ich flexibel genug darauf reagieren konnte.

Allerdings gibt es natürlich einiges zu optimieren, falls ich nächstes Jahr so weiter trainieren will und kann. Auch das Trainingslager in Sölden hat letztlich was gebracht, nicht zuletzt den gesicherten Startplatz für den Ötzi... Ideal wäre es öfter mal so eine Woche einschieben zu können, vielleicht auch schon früh im Jahr irgendwo in warmen Gefilden. Eine Radreise wie die GB-Tour ist ebenfalls ein super Training, allerdings wäre es gut, wenn vor so einer Reise deutlich mehr Grundlagenkilometer absolviert sind wie 2009, dann wäre der Effekt umso besser.

Die Fokusierung auf das Event und die Konsequenz mit der es angegangen wurde kann ich nicht wirklich steigern. Es gibt Freunde, die mir schon jetzt "monomanisches Verhalten" vorwerfen. Allerdings haben mich die Begründungen nicht überzeugt. Letztlich erinnert mich das an die Sprüche meiner Eltern als ich mal ein bisschen Spaß am Laufen (Jogging hieß das damals) gefunden hatte: "man muss ja nix übertreiben" und "nimm doch den Hund mit wen du eh..." usw.
Letztlich würde ich es nicht mal als monomanisch ansehen sich auf das RAAM vorzubereiten, das z.B. einen deutlich höheren Trainingsaufwand erfordern würde. Man tut einfach was einem Spaß macht. Warum sollte man es schlechter tun als man es tun kann. Das wäre völlig unlogisch.

2) Material und Nahrung
Der Umstieg auf das Roubaix hat sich wirklich gelohnt. Gerade weil ich viele Grundlagenkilometer auch mal auf dem Fahrradweg gefahren bin, habe ich massiv von dem besseren Komfort den ein entsprechend ausgelegter Carbonrahmen bietet profitiert. Das 2010er Roubaix ProRahmenset ist da wirklich spitze. Die erste Fahrt von der Edelweißspitze runter konnte ich kaum glauben wie gut das Ding funktioniert. Ich hätte noch mehr Gewicht sparen können, hätte dann aber noch mehr Geld ausgeben müssen...
Die R-SYS SL Laufräder sind für den Berg klasse, aber man merkt tatsächlich die schlechte Aerodynamik, also für die Abfahrten und somit auch für ein Rennen wie den Ötzi nicht optimal.
Auch der Rest war eher auf Komfort optimiert, Carbon hilft hier sehr, z.B. beim Lenker.

Am schwierigsten war es wohl ein vernünftiges Ritzelpaket zu finden. Da es SRM nur mit "zweifach" gibt, gings vorne nicht kleiner wie 34. D.h. für jemanden wie mich, der an der Schwelle 240 Watt tritt ist mit den von Shimano angebotenen 28 (28-24-usw. zu wenig am Berg, schrecklich große Abstufungen im Flachen wer hat sich das ausgedacht?) nix zu holen. Zum Glück gab's eine 10fach MTB Kassette von SRAM. Dass das im Radladen verwunderte Reaktionen ausgelöst hat, ist recht bezeichnend. Auch beim Ötzi sind einige mit 39/27 gefahren, was beim späteren Sieger Corradini ja Sinn macht, der Tritt aber locker um 400 Watt an der Schwelle, aber bei einem Freizeitfahrer, selbst wenn er deutlich stärker ist wie ich, zu elend niedrigen Trittfrequenzen führt, letztlich sind diese Leute fast immer langsam.
Mit der MTB-Kassetten Bastellösung (die Rolle vom Schaltwerk macht schon Geräusche...) hat es von der Übersetzung dann letztlich gut gepasst, so dass meine Trittfrequenz nie unter 60 gefallen ist. Und so konnte ich über einen Zeitraum von fast 10 Stunden einen Schnitt von 208 Watt = 2,68 Watt/kg an die Kurbel bringen bei einer durchschnittlichen Trittfrequenz von 83.

Das SRM System hat mir nicht nur bei der Auswertung hinterher geholfen, sondern auch während dem Rennen war die Wattzahl der einzige Parameter der mich wirklich interessiert hat, und genau gezeigt hat, wie der aktuelle Zustand ist, oder ob ich vielleicht etwas zurücknehmen sollte usw.

Bei der Nahrung war ich zu vorsichtig. 4 Gels statt 8 hätten es auch getan, die 1L Flaschen nur dreiviertel voll machen außer am Timmelsjoch, nur ein Isopulver, ansonsten hätte ich den Labstationen vertrauen sollen, das hätte richtig Gewicht gespart...

3) Das Rennen
Wie dem Bericht zum Rennen zu entnehmen hatte ich zunächst nicht das Gefühl zu überziehen, war aber am Jaufen doch recht langsam. Vor allem bei der Abfahrt vom Kühtai musste ich manchmal heftig kämpfen um an eine Gruppe ranzukommen, dabei habe ich auch die 500 Watt getreten, da hätte ich vielleicht auf eine Gruppe warten sollen, statt mich an eine ranzukämpfen. In der Abfahrt habe ich da wohl nicht aufgepasst, so dass ich dann auf einmal recht allein gefahren bin.
Am Brenner in den Gruppen hat man schon gemerkt, dass viele Freizeitfahrer dabei sind. Prinzipiell ist der Führende viel zu lange vorne geblieben, und wenn man dann selbst geführt hat, wollte man halt nicht gleich wieder abgeben, aber das kostet natürlich Kraft. Auch sind die Gruppen oft sehr groß was ebenfalls nicht optimal ist. Ich glaube im Nachhinein würde ich mich eher mal nur hintendran hängen, und wenn Führungsarbeit dann deutlich kürzer (macht allerdings auch riesig Spaß so einen Zug hinter sich her zu ziehen).

Am Jaufen hätte ich auf die Kilometer schauen sollen und fertig, durch die Enttäuschung nach jeder Kurve habe ich mich da selbst ein bisschen runter gezogen. Allerdings war das auch mein erster Marathon, und vor allem "Alpenmarathon", d.h. mein Körper war vielleicht etwas "überrascht" von der Belastung. Hier habe ich schon gemerkt, das das eine andere Dimension ist wie eine normale Tour.

Die Abfahrten, auch die vom Jaufen gingen problemlos, da zieht sich das Feld weit auseinander, bzw. ist eh schon zerstreut durch die Anstiege vorher, das war wie bei den normalen Touren.

Am Timmelsjoch ist das eingetreten, was ich mir wirklich erhofft hatte. Bei meinen Radtouren war es oft so, dass Nachmittags bei deutlich über 100 Kilometern der Motor erst so richtig angesprungen ist. Hier hat mir das immerhin geholfen dann wieder besser zu fahren wie am Jaufen. Letztlich bin ich das Timmelsjoch beim Ötzi praktisch in der gleichen Zeit gefahren wie letztes Jahr direkt nach dem Frühstück. Damals kam mir das locker vor, diesmal war es Kampf mit hundert Prozent Leistung und ich hatte das Gefühl ich fahre langsam. Aber letztlich habe ich gegenüber der Bestzeit von zwei Wochen vorher nur gut zwanzig Minuten verloren, da hatte ich mit deutlich mehr gerechnet.

Gerade am Timmelsjoch hatte ich eigentlich damit gerechnet, massive Schmerzen in den Füßen zu haben, wegen der schlechten Einlagen. Außerdem hatte ich viele Schauergeschichten von kotzenden Teilnehmern gehört, die die Mauern an den Serpentinen bevölkern würden. Auch vor Sitzproblemen hatte ich mich etwas gefürchtet.

Die Füße haben zwar schon weh getan, aber nicht so stark wie erwartet, und irgendwie konnte ich das ziemlich ausblenden. Der untere Rücken, der sich am Kühtai und der Abfahrt noch heftig gemeldet hatte, machte sich dann eigentlich erst am nächsten Tag wieder etwas bemerkbar, so dass ich bis auf die krampfigen Oberschenkel im Gegenanstieg recht entspannt und schmerzfrei angekommen bin.  Allerdings sind einige Finger eingeschlafen und das rechte Knie hat etwas "gekrummelt".

Die Gesamtzeit von 9:52:36,3 finde ich noch immer sensationell. Ich habe natürlich dran geglaubt, dass ich finishen werde (nur ein kurzer Zweifel, als beim Radsportcamp auf die Frage "wer ist noch nie einen Radmarathon gefahren" meine Hand als einzige nach oben ging und plötzlich betretenes Schweigen im Raum herrschte...), aber welche Zeit ich wohl fahren könnte konnte ich nur schwer abschätzen.

Es war aber wichtig sich die 10 Stundenmarke vorzunehmen, möglicherweise hätte ich sie sonst auch nicht geschafft. Dann hätte ich das Ding auf jeden Fall nochmal fahren müssen um das zu erreichen, so ist das gegessen.

Um die Zeit einzuordnen, Franz Venier ist als Quereinsteiger in den Radsport gekommen und wegen einer Wette den Ötztaler gefahren. In über 13 Stunden (ohne spezielle Radklamotten und in Wanderschuhen), ca. fünf Jahre später hat er das Race across America als 6. gefinisht.
Auch Dr. Michael Nehls, der als ehemaliger Ausdauerathlet ein Wiedereinsteiger war und sich schon im zweiten richtigen Trainingsjahr befand hat den Ötztaler in 2004 in 10:06:53 Stunden bewältigt und hat in 2008 das RAAM als 7. gefinisht.


4) Was kommt danach?

Wenn ich jetzt den Ötztaler in unter 10 Stunden gefahren bin, was bleiben mir noch für Ziele? Im Bereich Marathon ist das nicht zu toppen, da bleibt nur der Ultralangstreckenbereich, also 24 Stunden Rennen oder z.B. Trondheim - Oslo. Aber ich kann noch keinen Sinn oder Spaß daran entdecken unter Schlafentzug zu fahren. Auch wenn ich das bei den Wochenendtripps jetzt ein paar mal gemacht habe, ausgeschlafen macht es einfach mehr Spaß.

Auch macht es mir mehr Spaß morgens um sechs allein der Passhöhe entgegen zu fahren und das einfach nur als solches zu genießen, als für ein Rennen zu "trainieren". Das Rennen selbst hat allerdings sehr viel Spaß gemacht, nur hat das fast nichts mit dem normalen Alpenradfahren zu tun. Allerdings war der Spaß eher drumherum. Vor allem die Unterstützung durch meine "Edelfans" hat die ganze emotionale Tiefe, die bei so einem fantastischen Event zum Tragen kommt für mich persönlich sichtbar gemacht. Während dem Fahren selbst war es ab dem Jaufenpass sicher eher Quälerei denn Spaß.

Ich glaube also nicht, dass ich nächstes Jahr wieder beim Ötztaler starten werde. Selbst wenn meine geplante Radreise nicht zustande kommen würde. Die "unter zehn Stunden" auf dem Finisher Button reicht mir um später damit im Altersheim anzugeben...

Nach dem erfolgreich beendeten Ötztaler kann ich auch meine Leistungen bei den Radreisen noch besser einschätzen. Schließlich bin ich ja genau aus diesem Grund zu meinem ersten Pass gekommen (und zu diesem Blog). Die GB-Tour ist schlicht das härteste und schönste was ich bis jetzt gemacht habe (auch wenn ich es leider nicht mit SRM Daten belegen kann). Die Skanditour habe ich mit so einer geringen speziellen Vorbereitung auf dem Fahrrad bestritten, dass ich da sicher nicht mal das Kühtai hochgekommen wäre, nach dem Rückweg durch Norwegen hätte es aber dann wenigstens für den Jaufenpass gereicht...

Ich frage mich natürlich jetzt, bin ich überhaupt noch Reiseradler oder schon Freizeitradsportler, bei dem Trainingsaufwand war ich dieses Jahr wohl eher letzteres. Letztlich ist aber die Bezeichnung ziemlich egal. Ich hoffe nur, dass ich nach diesem für mich großen Event und tollen Erlebnis, auf das ich das ganze Jahr hingearbeitet hatte nicht wie bei meiner ersten Radreise in ein großes Loch falle. Deshalb ist es vielleicht gefährlich sich kein neues Ziel zu setzen. Es kann ja durchaus bescheidener sein. Oder ist Trondheim-Oslo doch interessant... ?

Montag, 6. September 2010

Bilder vom Ötztaler Radmarathon 2010

Im folgenden ein paar Eindrücke vom Vortag des Rennens, und vom Ötzi selbst. Da ich natürlich wenig Gelegenheit hatte während des Rennens selbst Fotos zu machen, sind die meisten Fotos von Jörg und von den offiziellen Fotografen, die an verschiedenen Stellen auf der Strecke postiert waren.

(Den eigentlichen Bericht vom Renntag findet ihr hier)

Damit es gar keine Missverständnisse gibt, ist das Copyright bei allen Bildern explizit angegeben, sonst verzichte ich darauf, da ja alle Bilder von mir sind. Es ist natürlich nicht erlaubt diese Bilder weiterzuverwenden, in irgendeiner Form woanders zu veröffentlichen oder gar kommerziell zu nutzen. Auf sportograf.com findet man weitere tolle Bilder vom Ötztaler Radmarathon, die man bei Bedarf sicher auch für weitere Verwendung erwerben kann.


"Schaulaufen" auf der Dorfstraße in Sölden am Tag vor dem Rennen (Copyright Guido)



In der Tennishalle der Freizeitarena Sölden gibt es die Startnummern, und neben einigen Verkaufs- und Infoständen auch eine Ausstellung des Fahrradmuseums. Mit dem Opel ZR3 wäre der Oetzi wohl ohne Schieben nicht zu bewältigen... (Copyright Guido)



Die Organistation ist topp, und auch die Infos vor dem Rennen umfangreich und gut aufbereitet (Copyright Guido)



Fahrerbesprechung am Vorabend. Allgemeine Hinweise, Einstimmung, Nudelparty und Rudi Altig freut sich, das auch die "Touristen" morgen ein bisschen Fahrrad fahren :) (Copyright Guido)

  

Morgens früh eine Stunde vor dem Startschuss (Copyright Guido)



Aus den Boxen dröhnt "Jump" von van Halen, es wird hell, die Ungeduld steigt (Copyright Guido):



Das einzige Foto, das mir während der Fahrt gelungen ist, eine flache Passage im Kühtai (Copyright Guido)



Die Spitzengruppe weit oben am Kühtai hinter dem Fahrzeug der Rennleitung (Copyright Jörg)




Und dann kommt das riesige Feld, allerdings hat es sich hier oben am Kühtai schon etwas sortiert (Copyright Jörg)



Und mittendrin kämpfe auch ich mich am Kühtai nach oben (foto: sportograf.com)



Am Kühtai konnte ich noch lächeln, mit Brenner- und Jaufenpass in den Beinen, fällt es in der unteren Hälfte des Timmelsjochs doch deutlich schwerer... (foto: sportograf.com)



Die letzte große Verpflegungsstation mitten im Timmelsjoch in einer langen flachen Passage, Obst und Kuchen, und dann geht's in die Serpentinen... (Copyright Jörg)




Kämpfen, kämpfen, kämpfen. Hier ist man schon ganz schön weit, aber die letzten Serpentinen des Timmelsjochs verlangen hundert Prozent (Copyright Jörg)



Aber bei dieser Unterstützung gehen auch die letzten drei Serpentinen noch (Copyright Jörg)



Kräfte sammeln, nochmal trinken, irgendwann ist jeder Berg zu Ende (foto: sportograf.com)



Die letzten Meter vor dem Tunnel, nochmals werde ich angefeuert, so dass ich fast so etwas wie ein Lächeln hinkriege... (foto: sportograf.com)



Nachdem das Timmelsjoch überwunden ist, heißt es in der Abfahrt alles geben, damit die Zehnstundenmarke fällt (foto: sportograf.com)



Jede Sekunde zählt... (foto: sportograf.com)


Nach 9:52:36,3 Stunden ist es tatsächlich vorbei! (foto: sportograf.com)