Samstag, 4. Juni 2016

Gedanken zum Glocknerkoenig 2016

Da Glocknerman und Glocknerkönig dieses Jahr nur eine Woche auseinanderliegen habe ich mich entschieden das Double zu wagen.

Ob ich natürlich nur eine Woche nach dem Glocknerman mit seinen 1000 Kilometern und 16.000 Höhenmetern beim Glocknerkönig mein Ziel erreichen kann und unter 1:30 h fahren kann ist fraglich. Die Regenerationszeit ist doch sehr kurz, obwohl ich eigentlich immer recht schnell regeneriere.

Heute jedenfalls bin ich mit Marco, der aus München zu uns gestoßen ist, erstmal eine Runde um den Zeller See gefahren zum Einradeln. Lockeres fahren ein bisschen G2 für eine Weile und auch mal in den EB-Bereich geschnuppert, fühlt sich alles ok an.

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Der Glocknerkönig ist ja von jeher gut organisiert und so klappt das mit den Startnummern reibungslos ohne Warterei, der Startblock stimmt, und am Startgelände gibt es genug Stände um Vergessenes wie ISO-Pulver und Gel noch zu besorgen.

Während es morgens bei der Einfahrrunde noch sonnig war, zieht es mittags zu und es regnet sich etwas ein. Aber jetzt ist sowieso nur noch eine kleine Spazierfahrt mit dem Auto zur Franz-Josefs-Höhe und viel ausruhen angesagt.

Blick auf den Pasterzengletscher von der Franz-Josefs-Höhe

Blick auf den Pasterzengletscher von der Franz-Josefs-Höhe

Ich bin wirklich gespannt wie sich der morgige Tag anfühlen wird, und wie ich mich schlagen werde. Ich habe wirklich Lust auf diesen Wettkampf, aber wie werden sich die Beine nach der harten letzten Woche anfühlen wenn es ernst wird?

Wir werden es sehen…



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Samstag, 7. Mai 2016

Trainingslager Glocknerman Tag 3

Früher Start um 7 Uhr, was auch tatsächlich ganz gut klappt. Das Wetter ist nach wie vor gut. Den Streckenplan hatten wir geändert, unser erstes Ziel ist das UKH in Klagenfurt, weil wir Martin nach seinem Unfall einen kurzen Besuch abstatten wollen.

Die Planung für die Routenänderung hat Jacob gestern Abend noch auf meinem Laptop gemacht, so dass es recht spät wird bis ich im Bett liege. So kommen zwar nur 5 Stunden Schlaf zusammen, aber erstmals ohne zwischedurch Aufwachen und Atemprobleme, vielleicht wird’s doch noch…

Die ersten Kilometer sind alle flach, bis leicht wellig, meist leicht bergab. Wir rollen in lockerem Tempo. Die Beine funktionieren gut, ich fühle mich eindeutig besser als gestern. Die Streckenführung ist schön, die Temperatur angenehm.

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Es dauert etliche Kilometer bis es einen nennenswerten Anstieg gibt, der ist dann aber schön zu fahren, auch wenn er in kurzen Abschnitten auf 12% anzieht.

Nach dem höchsten Punkt rollen wir bergab und halten dann vor einem Haus mit Radsportgeschichte. Hier residiert nämlich Rudy Petermann mit seiner Firma Aero Action.

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Rudy Petermann hat nach eigenen Angaben den ersten Aerolenkeraufsatz gebaut und patentiert, schon in den frühen 90er Jahren, noch aus PU-Schaum. Mittlerweile produziert er einen sehr interessanten Lenker mit dem DBG Aero Action. Er erzählt uns kurz persönlich die Geschichte, wir können den Urlenker begutachten und das aktuelle Hi-Tech Modell. Außerdem machen wir ein Gruppenfoto.

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Als Universaltalent gibt es sogar den passenden Hit zum Unternehmen. Die CD wird im Begleitfahrzeug direkt angespielt, was dazu führt, dass ich erstmal bis Klagenfurt brauche um einen bösen Apres-Ski Hit aus dem Kopf zu bekommen…

Klagenfurt haben wir dann aber auch schnell erreicht und besuchen Martin, der einen ganz guten Eindruck auf mich macht. Gemessen an der Schwere des Unfalls hat er schon etwas Glück gehabt. Allerdings hat er zahlreiche erhebliche Verletzungen davongetragen, der üble Oberschenkelbruch davon sicher der, der ihn einige Zeit vom Sport abhalten wird. Es ist auch offensichtlich, dass es Zeit dauern wird, bis er diesen Unfall verarbeitet hat.

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Wir wünschen Ihm gute Besserung und hoffen, dass er die nächsten Tage Zuversicht schöpft.

Von Klagenfurt aus geht es dann weiter in Richtung Graz. Zunächst dauert es etwas, bis wir uns durch die Stadt gewurschtelt haben, dann gibt es wieder schön flache, wenige wellige Strecke. Das Tempo bleibt moderat. Wir fahren viel auf der B70.

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Ein moderater Anstieg nach ca. 55 Kilometern bringt etwas Abwechslung, ein weiterer nach gut 100 Kilometern. Bis jetzt hatten wir Glück mit dem Wetter, nun aber scheint sich das Blatt zu wenden und eine kleine Gewitterfront liegt drohend vor uns.

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Allerdings fahren wir daran vorbei, so dass wir zunächst trocken bleiben.
Nach der gut zu fahrenden Abfahrt folgt ein etwas längerer Anstieg mit sehr moderaten Steigungsprozenten. Dazu werden wir von Rückenwind unterstützt, so dass die Gruppe recht locker geschlossen fährt.

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Erst nach ca. 140 Kilometern als wir bei Twinberg zum Packsattel abbiegen, der höchsten Erhebung der heutigen Tour zieht die Steigung an und jeder fährt sein eigenes Tempo. Dieser Anstieg wird nie bösartig steil, liegt meist zwischen 6 und 8%. Sehr schön zu fahren.

Da mich Johannes bei einem kurzen Stopp noch mit einem Sponser Oatsnack versorgt hat, gehen die Beine nach wie vor recht gut. Sonst habe ich heute auch keine Probleme, so dass der Anstieg Spaß macht. Ein bisschen schöne Landschaft gibt es auch noch dazu.

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Oben machen wir einen kurzen Stopp. Da es nun nur noch knapp über 10° C warm ist, die Gelegenheit die Jacke für die nächsten 20 Kilometer Abfahrt (bis auf wenige Gegenanstiege) anzuziehen.

Da in der Abfahrt die Sonne wieder scheint macht es um so mehr Spaß. Die letzten Kilometer in Richtung Graz rollen wir dann wieder locker in der Gruppe dahin. Fast hätten wir es sogar trocken bis Graz geschafft. Aber ab Stadtgrenze Graz, wo sich die Gruppe teilt fahren wir die letzte Viertelstunde dann doch noch im leichten Regen. Aber das ist jetzt natürlich auch egal.

Alles in allem war das heute zwar nicht wie geplant eine Königsetappe mit 250 Kilometern, aber da ich heute komplett ohne Atemprobleme gefahren bin, bin ich sehr zufrieden mit dem Trainingscamp. Gelungene drei Tage mit einer wirklich netten Gruppe.

Ich kann nun wieder voll trainieren. Das wäre durchaus wichtig, denn der Glocknerman wird ein sehr anspruchsvolles Rennen werden. Auch wenn es durchaus ein paar Rollerabschnitte gibt, so muss man doch zu jeder Zeit, auch nach anderthalb Tagen im Sattel, noch fiese Steigungen mit zweistelligen Steigungsprozenten überwinden, sich einfach ins Ziel zu schleppen wenn man Probleme bekommt ist da nicht drin.

Das macht es einerseits reizvoll, andererseits wäre es auch bei optimaler Vorbereitung auf jeden Fall noch Quälerei. Trotz holpriger Vorbereitung freue ich mich aber trotzdem darauf. Seltsam.
Jetzt muss ich nur noch dringend mein Team komplettieren…



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Freitag, 6. Mai 2016

Trainingslager Glocknerman Teil 2

Zweiter Tag, mal schauen wie es heute läuft. Die Nacht war ähnlich schlecht wie die letzte. Insgesamt habe ich die letzten drei Nächte zusammen nicht wirklich viel geschlafen. Aber das hier ist ja ein Glocknerman Trainingscamp, da passt das ja mit dem Schlafentzug. (dumm nur, dass man den nicht wirklich trainieren kann)

Wir haben uns heute in zwei Gruppen aufgeteilt. Ich schließe mich der etwas schnelleren an. Um kurz nach neun Uhr sitzen wir auf dem Rad, das Wetter ist schön, die Sonne scheint.

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Zunächst geht es flach und flott voran, aber schon nach ca. sechs Kilometern geht es etwas bergauf, bevor die Steigung dann erstmals richtig anzieht. Es geht ganz ordentlich, zumindest reicht es um in der Gruppe zu bleiben ;)

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Zur Belohnung geht es dann natürlich wieder bergab und es folgt eine flache bis mäßig steigende Strecke, die sich gut in der Gruppe fahren lässt. So kommen wir ganz gut voran und erreichen den Abzweig ins Lesachtal.

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Tal hört sich nach flach, „parallel zum Fluss lang fahren“ an. Kann aber natürlich auch heißen, dass auf einer Talseite im Hang die Straße lang führt. Und wenn das so ist, kann es da auch ganz schön bergauf und bergab gehen.

Nicht nur gefühlt geht es im Lesachtal hier aber in diese Richtung viel mehr bergauf als bergab, und teils auch nennenswert steil.

So kann ich anfangs noch halbwegs an den vorderen dranbleiben, dann hat sich das aber schnell erledigt und ich kann vorne niemand mehr sehen. Von hinten kommt aber auch niemand mehr, so dass ich bald alleine auf der landschaftlich schönen, aber anstrengenden und teils mit schlechtem Belag bestückten Straße fahre.

Im Prinzip geht es bergauf, es gibt aber immer mal wieder flachere Stücke oder kleine Zwischenabfahrten. Im Gegensatz zu einem langen Passanstieg ist das mental meist anstrengender, man versenkt sich nie so richtig im Bergauffahren, sondern hat immer wieder kleine Stiche zu meistern, die so nach und nach die Kraft aus den Beinen saugen.

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Steiler Stich in die Ortschaft hinein, wenn‘s gut läuft etwas flacher im Dorf und kurze Gerade dahinter um etwas zu verschnaufen, manchmal aber auch nicht.

So sammelt man recht viele Höhenmeter ohne groß zu merken, dass man sich dem höchsten Punkt nähert. Für den Glocknerman wird der Streckenabschnitt sicher eine Herausforderung.

Vorne die sind nun schon lange weg und hinten kommt niemand. Einmal kommt mir Jacob entgegen, von dem ich dachte, dass er hinter mir gefahren ist, keine Ahnung wann oder wie der mich überholt hat, er sammelt jetzt sicher die Truppe zusammen.

Die Strecke zieht sich scheinbar ewig, irgendwann treffe ich dann auf Robert, außer ihm habe ich auch noch keinen von der zuerst gestarteten Gruppe eingeholt.

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Und wieder geht es bergauf. Mittlerweile sind über neunzig Kilometer auf dem Radcomputer. Martina kommt mir dem Begleitfahrzeug vorbei und fragt ob ich was brauche, ich verneine, sind ja nur noch paar Kilometer bis zum Sammelpunkt und höchstem Punkt der ersten Teilstrecke.

Drei Minuten später bereue ich das etwas, denn ich merke gerade, dass nur noch ein Schluck in der Flasche übrig ist. Egal, das blöde Lesachtal muss doch auch mal irgendwann aufhören.

Und dann endlich wird es flacher und der höchste Punkt scheint erreicht. Kilometer 97, passt auch mit der GPS Angabe von heute morgen. Am Schild „Karitscher Sattel“ steht aber erst mal niemand, aber irgendwo wird das Begleitfahrzeug schon stehen. Und so treffe ich auch kurz nach der Anhöhe auf das Auto wo beide Gruppen zusammen warten.

Ich bin zwar nicht der letzte, aber ich hatte ganz schön zu tun meine 81 Kg durch das Lesachtal bis auf gut 1540 m zu schleppen.

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Jetzt erst mal die Weste angezogen, denn mittlerweile ist es bewölkt und recht zugig, so dass man nassgeschwitzt recht schnell auskühlt. Ich fülle die Flaschen. Vom Geruch der Riegel und sonstigen Köstlichkeiten angezogen gesellt sich ein Hund zu uns, der durch freudiges Schwanzwedeln und goldig aussehen immerhin ein viertel Brötchen abgreift.

Dann geht es in die Abfahrt, die recht gut zu fahren ist. Und nach dem Geschrammel bergauf entsprechend Spaß macht.

Bei Tassenbach biegen wir dann auf die B100 und fahren wieder zurück. In Lienz gibt es eine kleine Mittagspause. Ich gönne mir einen Kakau und zwei Brötchen, außerdem gibt es geröstete Cashewkerne, zusammen mit dem Nusshörnchen keine schlechtes Mittagessen…

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Dann geht es weiter auf der B100. Durch Lienz hindurch ist es etwas zäh mit dem Verkehr, aber das haben wir schnell hinter uns und in nun großer Gruppe fahren wir in Richtung der zweiten markanten Steigung für heute, nämlich dem Gailbergsattel.

Der Weg dorthin zieht sich recht lange. Wir halten aber die Gruppe zusammen. Kurz vor dem Anstieg füllen wir dann nochmal unsere Flaschen auf und es geht in die (recht steile) Steigung. Das 15% Schild ist definitiv ernstgemeint. Recht bald zieht die Straße auf 12 bis 13% an und zwischendurch werden die 15% auch erreicht.

Ich muss ganz schön kämpfen. Es ist recht warm geworden während wir an der Drau entlang über die B100 gefahren sind, und steile Steigung und Wärme ist momentan nicht so meins.

Die Gruppe reißt auch direkt auseinander und jeder fährt sein Tempo. Wenn man das Tempo nennen kann, was ich da auf dem Rad veranstalte. Es kämpfen sich zeitgleich auch tatsächlich drei vollbepackte Reiseradler den Anstieg hoch. Immerhin jemand den ich überholen kann…

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Es kommt eine kleine Serpentinengruppe und die Steigung lässt etwas nach. Zwischendurch sogar auf 7%, aber nicht so richtig lange, dann zieht sie wieder an. Als es erneut abflacht hoffe ich kurz, dass der höchste Punkt erreicht ist, denn auf der anderen Seite geht es abwärts, aber wir biegen ab und haben nochmal ca. hundert Höhenmet zu bewältigen.

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Aber die gehen auch noch irgendwie, wenn ich auch merke, dass ich nun doch einiges an Körnern verschossen habe. Oben gibt es nur einen kurzen Halt bis die erste Gruppe komplett ist und dann geht es in die sensationell gute Abfahrt. Wirklich saugeil, schöne weite Kurven und trotzdem nicht zu flach, so dass das Rad von alleine runter fährt.

Auf den restlichen Kilometern geht es dann flach, bis leicht wellig in Richtung Hotel. In der Führung bleibe ich nur noch ganz kurz, habe nix mehr drauf heute. Am letzten kleinen Anstieg muss ich richtig ackern, dass ich schön dran bleibe. Aber dann ist auch der vorbei und es sind nur noch ein paar Kilometer bis zum Hotel. Fast hätte uns trotz des schönen Wetter noch ein Regenschauer erfasst, eine einsame Wolke drei Kilometer vor dem Ziel wirft ein paar Tropfen ab, aber das stört jetzt auch nicht mehr.

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Deutlich früher als gestern erreichen wir das Hotel, ich bin auch deutlich erschöpfter als gestern, aber alles noch im grünen Bereich. Im steilen Anstieg zum Gailbergsattel hat die Lunge besser funktioniert als die Beine, definitiv ein positives Zeichen. Vielleicht habe ich den Kram bald überstanden.

Morgen werden wir dann die Strecke ändern und Martin im kurz im Krankenhaus besuchen. Bevor es zurück geht nach Graz.



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Trainingslager Glocknerman Tag 1

Nachts 2:30 Uhr, ich wache auf, verschwitzt und gerädert, das Atmen fällt schwer. Ich habe das Gefühl zu ersticken. Verdammtes Asthma, oder was auch immer das ist. Schon seit Monaten kämpfe ich jetzt mit dieser Allergie, so übel wie dieses Jahr war es schon lange nicht mehr.

Erst hat es mich bei der Leistungsdiagnostik vor dem Trainingslager behindert, dann auf Lanzarote im Trainingslager war es ok, voller Zuversicht die Woche danach, doch schon zur Flandernrundfahrt fängt es wieder an. Die ging zwar noch, aber danach war schon wieder Schluss mit Training. Nicht der erste Rückschlag seit meinem Trainingsbeginn im Oktober. Zweimal hat mich eine Erkältung zurückgeworfen.

Nur „Kleinigkeiten“, aber letztlich doch sehr sehr frustrierend. Immerhin habe ich mir recht anspruchsvolle Ziele gesetzt. So war ich die letzten beiden Wochen sehr niedergeschlagen und habe darüber nachgedacht den Glocknerman abzusagen, mein erster A-Wettkampf für dieses Jahr. Aber absagen ist nicht so mein Ding und ich weiß genau, dass mir das nur noch mehr auf‘s Gemüt schlagen würde.

Also dann erst mal „Streckenbegehung“ der Glocknermanstrecke per dreitägigem Trainingscamp zusammen mit Jacob Zurl und 18 weiteren Fahrern und Fahrerinnen. Jetzt liege ich aber hier erstmal japsend in Graz im Hotelzimmer. Und das obwohl ich nun seit vier Tagen sogar Cortison nehme, da die Antihistaminika kaum gewirkt haben.

4:30 Uhr, wieder das gleiche, immerhin anderthalb weitere Stunden geschlafen. Wie soll ich da morgen in der Gruppe vernünftig mitfahren? Ich bin wirklich frustriert.

6:30 Uhr die Nacht ist endlich zu Ende. Viel habe ich nicht geschlafen, es regnet. Die Laune ist entsprechend. Ich gehe erst mal frühstücken. Ich hab‘ Rückenschmerzen und die Knie tun weh. Das liegt bestimmt an den blöden Tabletten. Ich habe nie Rückenschmerzen!

Das Frühstück ist ganz ok. Nachdem das Auschecken und Gepäck zum Autoschleppen erledigt ist, nehme ich meine Tasche und schiebe mein Fahrrad zum Treffpunkt. Es hat pünktlich aufgehört zu regnen.

Am Mariahilfplatz treffe ich auf ein bunt gemischte Truppe, nicht nur Glocknermanveteranen. Zum Glück. Auch wenn‘s auf dem Rad immer irgendwie geht, mache ich mir doch etwas sorgen, ob ich da in der momentanen Verfassung mithalten kann. Meinem Gewicht haben die Rückschläge und Trainingspausen (und vor allem der Frust) auch nicht gerade gutgetan.

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Anyway, um halb zehn sitzen wir auf dem Rad und fahren zunächst über Radwege aus der Stadt heraus. Wir rollen erst mal ganz locker ein, so dass ich überhaupt keine Probleme mit dem Atmen habe.

Nachdem wir die Radwege hinter uns haben, fahren wir in Zweierreihe auf der Straße. Eigentlich rollt es ganz gut, großartige Anstiege sind zunächst nicht zu bewältigen, außerdem muss ich im Windschatten nicht so viel Leistung treten.

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Die ersten Mitfahrer kann man schon mal ein bisschen kennenlernen und etwas quatschen. Martina, die Frau von Johannes, der auch dieses Jahr den Glocknerman bestreiten wird, fährt das Begleitfahrzeug, so dass wir nicht nur unser Gepäck ins Hotel bekommen, sondern auch immer eine Anlaufstation haben an den Enden der Anstiege oder wann immer Hilfe gebraucht wird. Sehr nett.

Dann geht es auch endlich mal etwas berghoch. Und teils auch durchaus nennenswert. Allzu lange kann man sich beim Glocknerman also nicht einrollen. Die erste Steigung führt hinauf bis Kitzeck wo wir den zweiten Teil der Truppe nach gut 40 Kilometern treffen.

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Nach kurzem Stopp mit warten bis alle zusammen sind und einem Gruppenfoto geht es weiter. Ich bin eigentlich ganz brauchbar den Berg hochgekommen.

Eine recht flotte Abfahrt, die wir aber locker fahren und dann geht es moderat steigend auf die nächsten Anstieg (Soboth) zu. Die Bewölkung zieht sich immer mehr zurück und das Wetter wird stetig besser.

Wenn das so moderat bleibt gefällt mir das gut. Aber nachdem wir eine ganze Weile bergauf gefahren sind flacht die Strecke kurz ab und nach einer kurzen Zwischenabfahrt geht es ab Krumbach ordentlich berghoch.

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Die Steigung liegt jetzt eher über 9%, längere Abschnitte laut Edge 1000 auch bei 10, 11%. Mit Spannung schaue ich wie ich die Steigung abkann. Aber es geht die Beine sind ok, und auch wenn es sich beim Atmen nicht normal anfühlt, so behindert es mich doch kaum. Allerdings habe ich schon seit einiger Zeit heftige Rücken- und Hüftschmerzen. Ich ignoriere es und hoffe einfach nur, dass es weggeht.

Die Steigung dauert schon etwas an, aber es gibt zwar tatsächlich immer mal wieder flachere Streckenteile, so dass ich mich ganz gut erholen kann. Die Gruppe hat sich am Anstieg weit auseinandergezogen, so dass ich eine ganze Weile sogar alleine fahre. Gerade als ich etwas unsicher wegen der Streckenführung bin holen mich zwei weitere Radler ein und ich bleibe auf der richtigen Strecke.

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Das Bergauffahren macht richtig Spaß, und so komme ich in brauchbarem Trainingstempo am höchsten Punkt an, wo Martina schon mit dem Begleitfahrzeug wartet. Hier wird gewartet bis alle wieder zusammen sind.

Nachdem es im Aufstieg teils recht warm war, wird mir, so nass geschwitzt oben doch etwas kühl. Aber nach einer Weile geht es wieder. Nur die Knie schmerzen stechend.

Der Stopp ist natürlich auch eine gute Gelegenheit die Getränkeflaschen aufzufüllen und etwas zu essen. Martin beeindruckt mich dabei mit etwas gewöhnungsbedürftig aussehenden pürierten Nudeln. Nach essen ist mir aber noch nicht so recht zu Mute. Ich nehme aber trotzdem ein Gel, auch wenn wir in ca. 25 bis 30 Kilometern eine kleine Pause geplant haben.

Anyway, nun geht es erst mal in die Abfahrt von der Soboth. Der Straßenbelag ist eigentlich meist ok, so dass die Abfahrt durchaus Spaß macht, ich gehe es aber eh eher vorsichtig an, ist ja schließlich nur eine „Streckenbegehung“.

Auch in der Abfahrt zieht sich die Gruppe recht weit auseinander. Gegen Ende der Abfahrt, wo das Gefälle etwas nachlässt steht plötzlich ein Polizeiauto auf der Straße. Mist ist hier etwa gesperrt? Haben die irgendwas zu meckern wegen unserer Gruppe?

Aber dann sehe ich auch schon das Unglück. Hinter dem Polizeiwagen steht ein Trecker mitten auf der Straße der offensichtlich links abbiegen wollte. Ganz kurz habe ich die Hoffnung, dass keiner unserer Gruppe verwickelt ist, und es sich „nur“ um einen Autounfall handelt. Aber dem ist leider nicht so.

Martin hat es tatsächlich erwischt und zwar böse. Offensichtlich hat ihn der Treckerfahrer übersehen und er ist, sicher mit Abfahrtstempo, fast frontal mit ihm zusammengestoßen.

Kurze Zeit später trifft der Notarzt ein und der Hubschrauber. Er ist bei Bewußtsein und spricht erstaunlich klar. Aber es ist offensichtlich, dass er erhebliche Verletzungen davongetragen hat.

Mittlerweile ist die Straße gesperrt und alle Radfahrer der Gruppe sind am Unfallort eingetroffen. Es dauert eine Weile bis der Verunfallte in den Hubschrauber transportiert werden kann. Für die übelsten Befürchtungen scheint es Entwarnung zu geben, aber mit Beinbruch und weiteren Verletzungen ist auf jeden Fall zu rechnen.

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Nachdem alle Formalitäten abgewickelt sind setzen wir unsere Fahrt fort. Zunächst eher schweigsam, das ist natürlich schon ein Schock und wir hoffen, dass es Martin bald wieder besser geht.

Nach ca. 25 Kilometern erreichen wir eine kleine Tankstelle wo wir eine Pause machen. Ich gönne mir ein Käsebaguette und einen Kakau. Das „Multivitamingetränk“ ist eklig süß, ich kippe die Hälfte weg.

Weiter geht es dann über wirklich schönes, eher flaches Terrain. Obwohl es mir heute morgen so schlecht ging, fühlen sich die Beine gut an, und ich fahre ganz gerne auch mal vorne. Insgesamt ist unser Tempo aber nicht zu hoch, so dass das ganz gut passt.

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Nach ungefähr 150 Kilometern geht es dann in den zweiten markanten Anstieg des Tages, hinauf nach Abtei. Dieser Anstieg ist nicht so lang wie die Soboth, und auch nicht so hoch, aber zwischendurch auch mal ordentlich steil.

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Oben sammeln wir uns wieder. Mittlerweile ist es schon recht spät geworden, aber die tiefstehende Sonne tauch alles in goldenes Licht, so dass die Landschaft umso schöner ausschaut. So gibt die teils flache, teils wellige Strecke noch ein paar schöne Fotomotive her.

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Die Beine sind ok. Der Sattel taugt zwar nichts, was ich ja schon in Lanzarote festgestellt habe, aber sonst geht‘s mir auf dem Rad gut. Die Rückenschmerzen sind weg und selbst die stechenden Knieschmerzen die ich immer beim Stehenbleiben hatte treten nicht mehr auf, als wir uns nochmal kurz an einer Tankstelle sammeln.

Vielleicht funktioniert mein Körper einfach am besten wenn ich mindestens 200 Kilometer auf dem Rad sitze…

Nach dem Unfall und einigen Pausen ist es recht spät bis wir im Hotel ankommen. Aber außer Essen haben wir ja eh nichts mehr geplant. So war es alles in allem ein ganz guter Tag zum einrollen. Ich hoffe nur, dass Martin wirklich keine ernsthaften Verletzungen erlitten hat und möglichst schnell wieder fit wird.

Morgen wird es eine ähnlich lange Tour geben, mal schauen wie die Nacht wird und was meine Lunge dann zum zweiten Tag sagt.



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Donnerstag, 21. April 2016

Flandernrundfahrt 2016 das Rennen

Vom Fenster des Hotelzimmers kann ich direkt auf eines der Wahrzeichen Brügges schauen. Der Belfried, der markante hohe Turm, der den Marktplatz und somit das Startgelände der Flandernrundfahrt dominiert.

Allerdings ist er nur in fahlem Licht zu sehen, denn die künstliche Beleuchtung ist längst ausgeschaltet und noch ist es dunkel. Die Sonne geht erst um viertel nach sieben auf, jetzt ist es kurz nach sechs.

Viel zu wenig Schlaf, die Nase zu wegen einer Erkältung, das Hotelfrühstück gibt‘s erst ab 6:30 Uhr, vielleicht war es doch keine so gute Idee schon den frühestmöglichen Starttermin nutzen zu wollen. Immerhin geht das Startfenster von 7 bis 8 Uhr.

Da das Hotelpersonal interessanterweise wenig emotionale Bindung zu DEM Rennen Belgiens und Flanderns überhaupt zeigt, und wenig Verständnis für die vielen dort übernachtenden Radfahrer hat wird der Frühstücksraum sogar erst um 6:33 Uhr aufgeschlossen…

Anyway, um halbsieben stehe ich am Start. Das Wetter wird heute wohl nicht so schön wie gestern, aber es soll nicht regnen und kühle Temperaturen kommen mir ja meist entgegen.

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Es stehen schon erstaunlich viele Fahrer hier, bzw. sind schon längst unterwegs. Die Lichtprüfung findet nicht statt, stattdessen werden aber kostenlos kleine Positionslämpchen für vorne und hinten verteilt, die auch schon Teil des Startpakets waren. Ich habe aber hinten eh mein RAAM Powerlicht mit 1,5 Watt (allerdings brav auf niedrige, StVZo konforme Stufe gestellt) und vorne eine Positionslampe. Ist eh schon hell genug.

Dann geht‘s aber los und zunächst führt die Strecke über Kopfsteinpflaster um den Belfried herum, über einen Kanal durch die Brügger Altstadt. Vor der großen Brücke zur Hauptstraße geht es dann rechts auf einen Fahrradweg zum Yachthafen.

Zum Glück bin ich die ersten 20 Kilometer der Strecke gestern bei der Vorbelastung schon abgefahren, so dass ich die teils etwas tückischen Abzweigungen und vor allem die fiesen Pfosten in der Mitte der Strecke schon kenne. Aber es ist auch alles gut mit leuchtend lilafarbenen Pfeilen beschildert.

Ich gebe gleich Gas, mein Ziel ist es immer mit der schnellsten Gruppe zu fahren. Aber schon nach einem Kilometer ist die Strecke komplett voll mit Fahrern, da sind doch einige früher aufgestanden als ich…

So bewegen wir uns in engem Peloton über den Fahrradweg bis die Strecke breiter wird und auf die Straße führt. Hier teilt sich die Menge auf den schmalen Fahrradweg und die Straße. Die schnelleren fahren auf der Straße, so kann sich das Feld etwas sortieren.

Irgendwie habe ich nach fünf Kilometern schon vergessen, dass ich mich ja eigentlich wegen der dämlichen Erkältung im Feld verstecken wollte um mich die ersten hundert Kilometer bis zu den Hellingen schleppen zu lassen und dann noch genug Kraft zu haben.

Stattdessen habe ich ein paar Mitstreiter gefunden und wir beamen uns an der nicht enden wollenden, rollenden Masse an Radfahrern vorbei. Dabei gibt es immer wieder Lücken, da sich nicht alles zusammen bewegt, sondern sich Gruppen bilden.

So fahren wir an eine Gruppe ran, manchmal hängen sich dann wieder welche dran, manchmal bleibt einer aus unserer Gruppe hängen, während die nächste Gruppe davor anvisiert wird.

Teils kann man auf der Straße fahren, teils muss man auf den Radweg. An einer solchen Stelle fahre ich gerade vorne und wir fahren Radweg, leider verengt er sich auf einspurig, so dass kein Führungswechsel mehr möglich ist. Na herzlichen Dank. So fahre ich recht lange vorne, aber trotz Erkältung fühlt es sich völlig ok an. Bezahlen muss man für sowas sowieso erst nach 150 Kilometern in einer 20% Steigung…

So gehen die ersten zwanzig Kilometer recht flott vorbei. Die Streckenführung ist anders als 2013, aber die Landschaft ist natürlich dieselbe. Eher ländlich wirkende flandrische Orte und Kleinstädte, viel Landwirtschaft. So bleibt es auch die nächsten Kilometer. Das Wetter ist eigentlich ganz gut. Die Temperatur liegt zwar unter 5° C, aber die Sonne guckt immer wieder durch und es regnet nicht.

Das seltsame ist, obwohl ich einigermaßen früh gestartet bin, hört es nicht auf mit zu überholenden Gruppen. Ab und zu kommen auch von hinten noch ein paar Fahrer dazu, aber ich habe nun schon (mit unterschiedlichen Mitstreitern) hunderte von Fahrern überholt und es scheinen noch tausende vor mir zu sein.

Besonders deutlich wird das vor der ersten Verpflegungsstation. Hier verengt sich die Strecke und es geht über verwinkelte Wege auf eine Halle zu. Fast muss ich ausklicken, da das Feld praktisch zum stehen kommt.

Die Strecke führt durch eine Halle, aber mir ist das zu voll und Verpflegung brauche ich auch noch nicht, so fahre ich die Umgehungsstrecke. Dumm nur, dass das gar keine ist, sondern man über einen Rasenstreifen fahren muss. Bin halt blind hinter den anderen her gefahren. Hoffentlich war da kein Zeitmessstreifen in der Halle.

Anyway, im gleichen Stil wie vorher geht es weiter. Ich finde immer wieder ein paar Mitstreiter oder kann mich irgendwo dranhängen. Häufig sind das ganze Teams die in teils herrlich geschmacklosen Teamklamotten fahren. Pech halt, wenn der Sponsor leuchtendes Pink und kreischendes Grün in seinem Logo hat…

Aber so kann ich mich gut an den Teamfahrern orientieren die sich meist was vorgenommen haben und zusammenarbeiten.

Noch immer hört es nicht auf und auch wenn mal Streckenabschnitte mit wenig Fahrern kommen überholen wir doch hunderte. Krass. Besonders fällt es auf, wenn das Feld an einer Ampel oder Bahnschranke zusammengeschoben wird.

Was ein bisschen unangenehm ist, ist dass die vorne fahrenden schön über die Hügel drüberdrücken, also nicht mit gleichmäßiger Leistung, sondern mit gleichmäßigem Tempo gefahren wird. Das kostet halt bei wenig Zeitgewinn doch einige Körner, andererseits gibt es keine wirklich langen „Anstiege“.

Die zweite Verpflegungsstation fahre ich an. Gut 80 Kilometer sind geschafft. Mittlerweile ist es kühler geworden, die Sonne ist weg und der Radcomputer zeigt was von knapp 4° C. Es gibt nur so abgepacktes Backtriebmittel mit Geschmack. Ich entscheide mich für Lebkuchen und schnappe mir zwei Riegel auf Corny Niveau. Egal, Hauptsache KH. Orangen gibt es auch, aber mir ist zu kalt dafür und der Flüssigkeitsverlust hält sich sehr in Grenzen, ich habe noch nicht mal die erste Flasche leer.

Die Landschaft wird interessanter und im immer noch gleichen Stil bewegen wir uns auf Oudenaarde zu. Momentan orientiere ich mich an einem Team mit pinkfarbenen Socken.

Das erste längere Kopfsteinpflaster gibt es auch zu schmecken. Das löst einem schon die Netzhaut ab. Allerdings fahre ich auch die billigsten Systemlaufräder die es für 11-fach zu kaufen gibt. Die Shimano RS-10. Eigentlich wollte ich nur ein Vorderrad für den Kickr, aber das Set war nicht viel teurer. Die RS-11 fuhren auf Lanzarote eigentlich ziemlich gut, obwohl die auch schon fast zwei Kg schwer sind, aber die RS-10 sind nicht nur schwer, sondern laufen auch nicht gut. Am Hinterrad fühlt es sich ständig an, als ob ich bald einen Platten bekomme. Außerdem sind die bockhart. Zusammen mit den 23er Reifen mit 8 bar Luftdruck killt mich das jetzt auf dem Kopfsteinpflaster.

Dann treffen wir auf die Schleife um Oudenaarde, sprich jetzt kommen die Hellinge und die kurzen Strecken vereinigen sich mit der langen auf der ich unterwegs bin. Es werden also nicht weniger Fahrer sondern mehr.

Momentan geht es aber noch und auch der erste Anstieg ist ok. Im Prinzip alles halb so schlimm. Nur meine Schaltung springt. Das gibt‘s doch gar nicht. Auf dem flachen Kopfsteinpflaster springt die Di2 schon sporadisch, das hat sie schon immer mal gemacht bei Erschütterung, aber es ist wirklich lästig.

Berghoch hält sie aber die beiden kleinsten Gänge nicht. Na super, sie war doch perfekt eingestellt. Gestern abend musste ich nochmal den Schlauch hinten wechseln, da ich mir am Tag einen schleichenden Platten eingefangen hatte, dabei ist mir das Rad aus der Hand gerutscht, ob sich da was an der Kassette verbogen hat? Aber das ist Quatsch, was sollte das sein? Es hat sich auch nix gelockert. Mal sehen wie‘s weitergeht, die hohen Gänge funktionieren ja, und die brauch ich jetzt zunächst auch wieder.

In den normalen Abschnitten fahre ich immer noch so schnell wie möglich, es ergeben sich auch durchaus kleine Gruppen, aber manchmal muss ich auch alleine fahren. Auf dem Kopfsteinpflaster ist es wirklich fies. Ich versuche mich durch vokale Motivation über die Rumpelstrecken zu pushen, eine Mischung aus leisem Stöhnen und Brummen.

So arbeite ich mich vor bis Kilometer 128. An der Verpflegungsstation nehme ich wieder Lebkuchen, probiere die belgischen Waffeln und fülle eine Flasche auf. Die Waffeln schmecken nix, der Lebkuchen passt. Ich beiße auch noch in eine Orange, aber die kommt einfach nicht bei den niedrigen Temperaturen.

Nach zwei weiteren Kopfsteinpflasterpassagen kommen vier Hellinge. Allerdings sind die alle nicht so böse. Und zum Glück gibt es genügend Platz, so dass man recht problemlos hochfahren kann. Manche haben Kopfsteinpflaster, manche sind asphaltiert. Nur die Schaltung nervt und ich fahre in größerem Gang als geplant.

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Bei Kilometer 167 gibt es schon wieder ein Verpflegungsstation, aber die kommt mir durchaus recht. Ich fülle die Flaschen auf, diesmal mit Isogetränk. Nehme mir zwei Lebkuchen und zwei Riegel, und vor allem stelle ich die Schaltung nach.
Dann kommt der Koppenberg, der erste den ich unbedingt fahren wollte. Der geht bis 22% auf Kopfsteinpflaster und ist recht böse. Bis jetzt waren alle gut zu fahren und es gab genug Platz, so bin ich recht heiß auf das Teil.

Allerdings ist das schnell vorbei. In dem Moment wo ich um die Ecke biege schaue ich auf eine Wand aus Radfahrern. Schiebenden Radfahrern. Mist!

Keine Chance zu fahren, das mit dem rechts gehen links fahren funktioniert überhaupt nicht. Da helfen auch Hase und Schildkröte auf den Schildern nix. Allerdings ist es auch einfach zu voll. Mir bleibt nichts als nach wenigen Metern auch abzusteigen und zu schieben. Zwischendurch muss man sogar stehen bleiben weil es sich so staut. Ich bin echt frustriert.

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Oben ist es recht eng und rechts ist das Kopfsteinpflaster so schmierig, dass man nicht mal laufen kann dort. Kurze Erheiterung bringt der Versuch eines Fahrers mit „reinfahren in die Menge und Brüllen“ sich den Weg frei zu machen, aber das ist natürlich ein sinnloses Unterfangen, führt aber zu kurzem Aufleben des Publikums, dass sich das Spektakel auf der Böschung des Hohlwegs stehend anschaut.

Oben ist eine Fotostation von Sportograf. Ich nehme an deshalb gehen viele nicht bis oben hin, sondern versuchen schon vorher wieder auf‘s Rad zu steigen und die letzten Meter zu fahren. Dort ist es zwar schon wieder flacher, aber immer noch steil. Da alle um mich rumfahren, versuche ich auch aufzusteigen, es misslingt aber und ich kippe um und knalle auf die Seite. Dabei falle ich auf‘s Schaltwerk, dass sich hinter das Ritzelpaket schiebt.

Bitte nicht schon wieder, das gibt‘s doch nicht, wie kann ich ausgerechnet hier immer so kritische Materialprobleme bekommen? Ich brauche einen Moment um das Teil wieder nach vorne zu bringen, die großen Gänge lassen sich aber drehen. Oh man. Dabei wursteln sich immer wieder Fahrer an mir vorbei, die ganz stolz die letzten Meter fahren. Ich bin echt frustriert. Die Hand tut weh und ich schiebe bis ganz oben hin, das ist mir wirklich zu albern.

Dann der spannende Moment, funktioniert die Schaltung? Ja macht sie. Nach wenigen Kilometern kommt wieder Kopfsteinpflaster, diesmal ganz böses. Die Hand tut weh, ich kann rechts auf dem Gerumpel nicht schalten. Muss aber, da die Schaltung bei der Erschütterung springt. Ich intensiviere die vokale Motivation…

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Am nächsten Helling merke ich, dass das Nachstellen was gebracht hat, dass aber der kleinste Gang nicht geht, weil durch den Sturz dann das Schaltwerk an den Speichen klimpert. Na herzlichen Dank. Aber mit 34-28 sollte ich bis auf den Paterberg überall hochkommen.

Vier weitere Hellinge bis zur nächsten und letzten Verpflegungsstation. Zwischen den Anstiegen und den Kopfsteinpflasterpassagen versuche ich richtig Druck zu machen. Keiner zieht mit, ich habe das Gefühl ich bin der einzige der versucht schnell zu fahren, manche rollen einfach nur bergrunter, oder machen nach den Anstiegen erst mal Pause, manche fahren zu dritt nebeneinander und quatschen. Oh man, ich brülle mir dann einfach den Weg frei. Fahrt wenigstens rechts! Das mit dem Brüllen funktioniert aber.

Dann erwische ich doch mal zwei Mitstreiter die noch radfahren wollen. Die Schnellen scheinen alle schon vorne weg zu sein.

Ok, ich bin auch etwas gefrustet durch das Schieben am Koppenberg und die Sorge ums Material, ich will auf jeden Fall ankommen.

Laut meinem Oberrohraufkleber sollte eigentlich kein Kopfsteinpflaster mehr kommen, aber die kurzen Abschnitte sind da nicht eingezeichnet, so dass ich doch immer mal wieder ordentlich „durchgeprügelt“ werde auf dem Rad.

Der Kanarieberg erweist sich als erstaunlich harmlos, einzig ein 130 Kilo Mann mit sehr kleiner Übersetzung (so wie ich sie auch hätte, theoretisch) fährt an mir vorbei und nötigt mir Respekt ab. Das 28er reicht mir, aber an den Anstiegen fahren schon ein paar an mir vorbei. Hält sich aber in Grenzen.

An der Verpflegung mache ich nochmal die Flaschen voll und nochmal gibt es Lebkuchen. Noch vier Hellinge, dann ist es geschafft. Liege noch ganz gut in der Zeit, das Ziel unter acht Stunden ist locker drin. Außerdem macht mir die Erkältung keine Probleme, die Beine funktionieren gut.

Die Strecke ist nun schon sehr voll, aber die nächsten beiden Anstiege sind gut zu fahren. Ich habe dann sogar eine kleine Gruppe in der ich fahre. Wir fahren an einer weiteren Verpflegungsstation vorbei, was mich etwas irritiert. Ein großer Red Bull Bogen ist dort aufgeblasen. Eigentlich gibt es keine mehr. Ist das nochmal eine Zeitmessung über die man fahren muss? Scheint aber nur eine Promotion von Red Bull zu sein. Auch hat der Garmin sich nicht gemeldet, d.h. ich bin noch immer auf der richtigen Strecke.

Dann geht es bergab und wir stoßen auf eine größere Straße, ich fahre rechts hinter den anderen her. Auf der anderen Seite auf dem Radweg sind auch Radfahrer. Komisch, aber der Garmin meldet sich nicht, hinter und vor mir fahren Radfahrer, alles ok.

Dann biegen wir links ab. Und nach wenigen hundert Metern kommt der Paterberg. Hm, ist das nicht eine Helling zu früh? Keine Zeit zum überlegen, es ist sehr voll hier, aber ich sehe eine kleine Chance zu fahren. Ich brauche allerdings den kleinsten Gang. Ich riskiere es, sollen doch die Speichen klimpern. Fieses Geräusch, rechtes Bein tritt durch, kann gerade noch den Sturz abfangen, ausgeklimpert!

F…!!!! Nein, nicht 10 Kilometer vor dem Ziel, nicht schon wieder das Schaltwerk! Die Kette hängt hinter dem Ritzelpaket. Und hinter dem kleinen Kettenblatt. Ich versuche es an Ort und Stelle mit der Reparatur, aber ich stehe den anderen Fahrern im Weg, komme nur nicht da weg, weil ich nicht über die Straße komme wo ich mich nebenhin stellen könnte. Nach ein paar Minuten gelingt es mir doch.

Ich wurstele an der Kette herum, die ist aber ganz schön verklemmt. Hoffentlich brechen keine Speichen. Es dauert, aber mit sanfter Gewalt kriege ich die Kette tatsächlich wieder heraus, nachdem mir zwei Zuschauer helfen und das Rad festhalten.

Ich kann die Kurbel drehen, hoffentlich funktionieren die oberen Gänge, dann kann ich mich wenigstens ins Ziel schleppen.

Die Aktion war auch völlig umsonst, denn der Paterberg ist genauso voll wie der Koppenberg. Keiner kann hier fahren, nur das erste Viertel, dann müssen alle schieben. Wobei hier das rechts gehen funktionieren könnte, aber die langsamen Schieber werden von den schnellen Schiebern überholt, so dass links keiner mehr fahren kann.

So schiebe ich schon die zweite Passage. Und während der Minuten am Paterberg bange ich noch, ob ich oben überhaupt weiterfahren kann.

Ich schiebe bis ganz oben hin, auch wenn hier wie am Koppenberg wieder für‘s Foto früh aufgestiegen wird. Aber meine Gedanken sind nur darauf gerichtet, dass ich die verdammte Flandernrundfahrt diesmal zu Ende fahren will.

Dann der spannende Moment. Ich steige auf, und trete ins Pedal, Druck auf der Kette, was macht das Schaltwerk? Und es läuft. Es funktioniert. Jetzt nur keine kleinen Gänge mehr fahren.

Einen Helling erwarte ich noch, aber die Strecke führ erst mal flach und vor allem eindeutig in Richtung Oudenaarde. Ich fahre nur großes Kettenblatt und hohe Gänge, das geht aber ganz normal. Ich fahre so schnell es geht. Die Beine haben immer noch Power, die Erkältung habe ich vergessen.

Es sind schon über 220 Kilometer, da kommt nix mehr. Da niemand schnell fahren will fahre ich ohne Gruppe Vollgas. 222 Kilometer gleich ist es vorbei. Ist das nicht zu kurz? Da kommt auch schon das offizielle Ziel, dass dem Ziel des Profirennens entspricht. 224 Kilometer. Jetzt trudeln alle aus, aber es geht doch noch weiter. Das Ziel ist bei 227 Kilometern am Qubus! Aber es fährt niemand mehr „richtig“. Ich fahre so schnell es geht durch die Stadt, aber muss natürlich in der Menge mitschwimmen. Nach drei Kilometern ist dann das Zielgelände erreicht. Deutlich unter acht Stunden. Und ich könnte gut noch 100 Kilometer dranhängen. Aber egal, Hauptsache das Material hat dann doch gehalten. Und ich muss die Flandernrundfahrt nicht nochmal fahren…



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